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Pedro als So war denn die Existenz des Königreichs Portugal für Gegenwart und Zukunft sich^ gestellt. Die Errungenschaft der Selbständigkeit war das Resultat ^ der Anstrengungen und der Willenskraft der gesaininten Nation in allen ihren Ständen und Wortführern. Nur dem patriotischen Aufschwung und dem Zu sammenwirken aller Kräfte im Felde wie im inneren Staatsleben war der große Erfolg, war die Gründung eines freien unabhängigen Staats zu danken, nicht > der genialen Kraft oder dem energischen Ehrgeize eines Einzelnen. Dadurch wurde die ganze Nation, insbesondere die leitenden Organe non einem Selbst gefühl, von einem Bewußtsein der eigenen Bedeutung erfüllt, daß der Staat mehr einem Gemeinwesen mit einer selbstgeschaffencn Negierung als einer Mon archie glich. Wie sollte auch bei der Entzweiung und Parteiung in der königlichen Familie und unter den herrschenden Persönlichkeiten eine starke Autorität sich aus bilden können? Der englische Gesandte, Sir Robert Southwell drückt in einem Briefe an den Staatssecretär Lord Harlington seine Verwunderung aus, daß das portugiesische Volk so wenig Gehorsam und Unterwürfigkeit gegen Gesetz und Obrigkeit zeige, und die Königin entschuldigt de» Priuz-Regentcn Pedro bei Ludwig XIV. wegen Abschließung des spanischen Friedens mit der Bemerkung, derselbe habe nicht anders handeln können, weil seine Macht zu schwach sei und die Stände alle Gewalt an sich gerissen hätten. Auch nach Herstellung des Frie dens konnte der Regent wenig für die Stärkung der monarchischen Autorität thun; denn war nicht der legitime König Affonso noch am Leben und konnte ihm als Schrcckbild entgegengehaltcn werden? Die Volksgunst ist ein wandelbares Wesen, um so unzuverlässiger, je mehr sie durch Nachgiebigkeit und Schmeichelei gewonnen und erhalten werden muß. So stand die Staatsgewalt wie ein schwan kendes Rohr den Launen und Leidenschaften des Volkes, den Anmaßungen und Uebergriffen der Geistlichkeit und der Stände, den Jntrigucn des Auslandes machtlos gegenüber. und GcM- Zwischen dem Jesuitenorden und der Inquisition brach ein heftiger Streit auS. ""uchiew Durch die geschäftige Thätigkeit des klugen und gewandten Paters Antonio Vieira, der sich einer Anklage des heil. Officiums in Lissabon durch die Flucht nach Rom entzog, wurde der päpstliche Stuhl bewogen, für die Väter der Gesellschaft Jesu Partei zu nehmen: er sanktionirte ein auf Anregung des Beichtvaters Dom Pedros und eines Jcsuitcn-Provinzials erlassenes Edikt der Regentschaft, kraft dessen die „Neuchristen" oder heimlichen Juden nicht ferner durch die Inquisition bedrängt oder verfolgt werden sollten. Es war kein Geheimniß, daß sowohl das Edikt als die Bestätigung durch namhafte Geldsummen von Seiten der portugiesischen Judenschaft erzielt worden war. Die In quisition wollte sich diese Beschränkung ihrer bisherigen Gewalt nicht gefallen lassen! und da das portugiesische Volk thcils aus alter Gewohnheit theils aus Haß gegen die Juden auf Selten des heiligen Gerichtshofes stand, der päpstliche Stuhl ohnedies wegen seiner Parteilichkeit für den castilischen Hof und seiner eigenmächtigen Eingriffe in die nationalen Rechte bei den geistlichen und den weltlichen Ständen unbeliebt geworden >074. war, so fand die neue Verordnung heftigen Widerstand. Tumultuarischc Austritte unterstützten die Opposition der Bischöfe und der Cortes. Volkshaufen durchzogen die