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3ette 4 Ur. 120 I-elpriger^ ?sgedl«tt urr<1 ^uftpostvertehr Berlin-Leipziq-NSvchen Die auf der Strecke Berlin—Leipzig—Nürnberg , München eingerichtete Flugpost verkehrt vom 2L Mat ab nach folgenden. Plane: erklaauch 12" N. Schlußzcit beim Briefpostamt Leipzig 18 lAugustnSplatz, Poststraße 2> 12» N. 2» N. 11' V. ab 6» N. ab an ab 10» V. 9» B. 1» N. 2» N. 2» N. cnburgcr Straße 2> etpzig Kirch Nürnberg an München 1. Strecke Leipzig—Berlin werktäglich 8» N. 0» N. ab Leipzig—Mockau Mugplaßl an I an Dessau ab I ab Defsau an an Berlin ab I Schlußzeit beim Flngpostaint Leipzig 2 7 Brandenburger Straße 2) werktäglich » t 3^N. 2» N. 2» N. 1» N. Die 1» N. von München ankommende Flugpost ge- langt beim Briefpostamt Leipzig 13 lAugustusplad Post strome 2> noch am gleichen Tage zur Bestellung, die 8» N. von Berlin ankommende dagegen nicht. Zugelassen zur Flugpostbesörderung sind gewöhnliche und eingeschriebene Briefsendungen aller Art, Päckchen, dringende Pakete und Leitungen. Flugpostsendungen müssen den deutlichen Vermerk „Durch Flugpost" oder „Mit Luftpost" tragen. Die Verwendung von Flugpost marken empfiehlt sich, um die Sendungen von anderen noch bester kenntlich zu machen; doch können auch ge- wohnliche Freimarken benutzt werden. Die Gebühren nach dem Inlands sind: stir Postkarten 40 M. und Flugzuschlag 25 M., mithin Gcsamtgebübr 65 M. Mr Ansichtskarten, auf deren Vorderseite lediglich Grübe oder ähnliche Höflichkeitsformeln mit höchstens 5 Worten niedergcschrieben sind 20 M. und Flugzuschlag 25 M., mithin Ge samtgebühr 45 M. für Briefe 20 « 100 M. und Flugzuschlag 50 M., mithin Gcsamtgebühr 150 M. für Drucksachen bis 25 « 20 M. und Flugzuschlag 50 M., mithin Gesamtgebühr 70 M. Wegen der weiteren Gebühren für Flugpostsendungen Auskunft am Postschalter. 2. Strecke Leipzig—Nürnberg—Münche« werktäglich Schlußzcit beim Briefpostamt Leipzig 18 (AuaustuSplatz, Poststraße 2) Schlußzcit beim Flugpostamt Leipzig 2 (Brandenburger Straße 2) werktäglich ab Leipzig an 1 1» N. an Furch ab 11' V. Die Jahresversammlung 'der Deutschen Zoologischen Gesellschaft Die erste Sitzung der D. Z. G. in Leipzig wurde eröffnet durch eine Ansprache des Vorsitzenden, Prof. Dr. Haecker, der auf die Be deutung des Versammlungsortes, der Stätte des Wirkens von Rudolf Leuckart und Carl Lhun, für die Gesellschaft aufmerksam machte. Prof. Dr. Held begrüßte d,e zahlreich Versammelten als Rektor im Namen der Universität, ebenso Prof. Dr. Paa', als Dekan im Namen der philosophischen Fakultät, und Oberbürgermeister Rothe im Namen dec Stadt. Der Direktor des Zoologischen Instituts der Universität, Prof. Dr. Meisenheimer, hieß die Gesellschaft m den Räumen des Instituts willkommen und wies in einem historischen Ueberblick über besten Geschichte auf die Verdienste seines Vorgängers, namentlich auf die des Geh. Rats Lhun um den nun bis aus das Pluseum vollendeten Neubau, hin. Die wissenschaftlichen Vorträge eröffnete ein Re ferat von Dr. Speck über kolloidchemcsche Gesichts- punkte zur Analyse der Probleme der Zellteilung, Befruchtung und ersten Entwicklung, aus denen hcr- vorgina, wie eng sich die physikochemische und die biologische Wissenschaft an ihren Grenzgebieten de- rühren und wie manche seither scheinbar nur unter Zuhilfenahme einer besonderen Lebenskraft erklär baren Erscheinungen am lebenden Organismus doch einer physikochemischen Erklärung zugänglich sind. '.Eine Reihe höchstintercstanter Spczmlvorträge aus :dem Gebiete der modernen experimentellen Zoo- logie schloß sich an. Die Sitzungen werden fortgesetzt. Gewäldediebstahl in der Berliner KunftauS» stelluug. Erst wenige Tage ist im Landesaus stellungspark die große Berliner Kunstausstellung geöffnet und schon haben sich unberechtigte „Lieb haber" für ein wertvolles Ausstellungsobjekt ge funden. Bet der Eröffnung erregte unter an derem das Bild von Kurt Agthe „Mein Lieb ling" oder „Die grüne Kröte" besondere Aufmerksamkeit. Bpld dgraus war es auf nkn- aufgeklärte Weise von feinem Platze spurlos ver- schwunden. Dat Bild, da» eine grüne Kröte darsteut, ist auf Mahagoniholz gemalt, mit einem Goldrahmen versehen und I8><27 em groß. Wieder Klante. Mar K lante, der nach seiner Haftentlassung in der Tilsiter Straße in Berlin ein neues Wettnnternehmen gegründet hatte, wurde jetzt wiederum verhaftet. Sein neues Wettbureau wurde kurz nach der Eröffnung polizeilich geschlossen. Klante wurde auf dem Polizeipräsidium eingehend vernommen. Er erklärte, daß er da» neue Unternehmen mit dem Geld« seiner Freunde eingerichtet hätte. Klante wurde dann wieder entlassen, da er nach einer ärztlichen Untersuchung für haftnnsähig erklärt wurde. wegen einer Vamenhutes in -en Tod Si» tragischer Unglücksfall. Am zweiten Feiertage ging gegen 12 Uhr mit tags der 32 Jahr« alte Schlosser Hübner aus Leutzsch mit seiner Frau und zwei Kindern über die Hindenburgbrücke, al» ein plötzlicher Windstoß einer vor der Familie hergehenden Dame den Hut entriß und diesen in da» Flutbccken trieb. Der beherzte Schlosser entkleidete sich sofort und sprang in das Wasser, um den Hut zu retten. Als er diesen fast erreicht hatte, versagten plötzlich seine Kräfte. Er rief mehrere Male um Hilfe, und verschwand vor den Augen der Angehörigen und des zahlreichen herbeigeeilten Publikums in die Tiefe. Di« Frau, die ihren Mann dringend von seiner Unternehmung abgeraten hatte, verfiel sofort in Ohnmacht und mußt« mit dem Rettungswagen in ihre Wohnung geschafft werden. Die herbei- gerufene Feuerwcchr sowie ein Achter und ein Vierer der Rudergesellschaft Wiking bemühten sich eifrig um di« Bergung de» Ertunkenen, doch leider bisher ohne Erfolg. Erhöhung der Straßenbahusahrvreise. Infolge von Lohn- und Gehaltserhöhungen sowie Mehraus gaben für Strombczug, Materialien usw. wird vom 24. Mai ab der Fahrpreis der Leipziger Straßen bahn um 50 Mark auf 500 Mark erhöht. Vei eine« vrande verunglückt. In der Bor stadt Wilhelm st adt von Magdeburg entstand durch Explosion mehrerer Kisten mit Magnesia ein Dachstuhlbrand. Bei den Löscharbetten wurden fünf Feuerwehrleute und eine Privat person schwer verletzt. Sie sind die alte« geblieben. Ein Leser stellt der Magdeburgischen Zeitung folgende, heute be- sonders beziehungsreiche Ausgrabung au« dem Buch für Alle, Jahrgang 1906, zur Verfügung: „Bei einer Audienz bei dem vor kurzem ver storbenen Bei von Tunis sagte der Vertreter Frankreich» einmal im Laufe des Gesprächs: „Wie schade, daß wir Ihren schönen tunesischen Himmel nicht nach Frankreich tragen können." Der General Valusi, der als Dolmetscher fungierte, übersetzt« fälschlicherweise, das Wort " ins Arabische mit „Zimmerdecke". Der eine Weile seine schön gemalte Decke an und erwiderte dann gelassen: „Das wäre in der Tat etwas schwierig. Außerdem habt ihr Franzosen auch schon Sachen genug von hier weggetragen!" Schweres ExplosionSunglück. Bei der Ent ladung von Granaten in der MunitionS- verwertungSfabrik in Kelsterbach (Kreis Groß- gerau) ereignete sich eine schwere Explosion, bei der fünf Personen tödlich verletzt wurden. Shackleton» Schiff an Kanada verkauft. Die „Quest", da» Schiff, an dessen Bord der eng lische Polarforscher Shackleton bei der Ausreise am 5. Januar 1922 auf der Höhe von Süd. Georgien starb, ist jetzt von der kanadischen Re- gierung angekauft worden, die da- Schiff in den Dienst einer neuen Polarexpedition stellen will. Diese soll von einem englischen Hafen ihren Ausgang nehmen und von Kapitän Ver nier, dem kanadischen Forschungsveteranen, ge- leitet werden. „Himmel Bei sah Der bestohlene valutenbieb Ein unerwartete» Ende nahm die „Lergnü- ! gungsfahrt" de» Kaufmann» S ch r a d e r, der vor einiger Zeit einem Reisebureau in Königsberg 51 englische Pfund und 784 Dollar unterschlug. Der junge Mann kleidete sich elegant, fuhr nach Eranz und spielte dort mit seinen Pfunden den reichen Mann Al» er aber eine» Tage» in einer Zeitung seine Flucht und seine Beschreibung la», wurde ihm unheimlich zumute. Er reiste kreuz und quer und landete schließlich in Berlin, wo er zunächst ganz bescheiden lebte. Schließlich aber begann er große Ausgaben zu machen, nachdem er eine „Dame" gefunden hatte, die ihn sofort durchschaut hatte. Es kam zu Zechgelagen und Barbesuchen, wobei jeder Fremde fein Gast war. Eines Nachts schlief aber Schrader bet solcher Gelegenheit im Lokal ein, und nun war der richtige Augenblick für seine Geliebte gekommen. Fürsorglich nahm sie ihm sein deutsches Geld und die ausländischen Noten ab, damit sie ihm nicht abhanden kämen, und verschwand mit ihrer Beute. Gänzlich mittellos, packte den Defraudanten die Reue, und er stellte sich der Berliner Polizei, die von seiner Veruntreuung in Königsberg unterrichtet war. Er besaß nicht einen Pfennig mehr. Nach der Beschreibung, die er von der „Dame" gab, ermittelte die Kriminal polizei eine gewisse Margot Nowak, die polnische Mary", die als Diebin schon bekannt ist Sie ge stand nach Zögern ein, daß sie einen Teil de» Geldes bei einem Kaufmann in der Oranien burger Straße in Depot gegeben habe. Dort wurde es beschlagnahmt. Die Filmgage eine» Kgmel». Das Kamel „Rosa" aus dem Zoologischen Garten in Halle a. S. war zu einer Filmtournee nach Berlin eingeladen worden» Das Kamel verdient hier als großes Tier ein Tages- Honorar von 100 000 Mark, Beköstigung und Reise diäten. Für den Halleschen Zoo bedeutet diese Ka- mclgage eine sehr willkommene Einnahme, denn Tiere sind nur noch zu enormen Preisen zu erlangen; kostet doch heute ein Nilpferd 500 engl. Pfund, ein Ka puzineräffchen 2 Pfund — Dlillion Mark. Dir Ludwig Mond» Milliardenstiftungen für deutsche Universitäten. Der Begründer der eng- lischen chemischen Farbenindustrie, der in Kassel ge borene Dr. Ludwig Mond, hatte bei seinem Tode 1909 der Universität Heidelberg, der Stadt Kassel, der Akademie der bildenden Künste in München und einer Reihe anderer wissenschaftlicher Institute in Deutschland testamentarisch Summen von je 20- bis 50 000 Pfuüd hinterlassen, die nach dem Tode der Vorerbin, seiner Witwe, fällig werden sollten. Durch das Ableben der Frau Mond, deren Sohn der frühere Minister Sir Alfred Mond ist, sind diese testamentarischen Stiftungen fällig geworden, so daß die bedachten Institute nunmehr in den Besitz von Milliardenvermögen gelangen. Raubmord an einem Sechzehnjährigen. Im Dorfe Quednau bei Königsberg (Ostpr.) erwürgte der 30 Jahre alte Maschinenarbeiter Heichler aus Graudenz (Westpr.) den ISjahrigen Schweizer lehrling Kurt Szillies, mit dem er in Königsberg bekannt geworden war. Der Mörder zog dem jungen Mann, der sich am Tage vorher einem neuen Anzug gekauft hatte, diesen au», nahm das bei dem Toten gefundene Geld an sich mich verscharrte die Leiche am Fuße des Ouadnaucr Berges, bet welcher Arbeit er von dem Forstwächter beobachtet und spater verhaftet wurde. Bei seiner Verhaftung gab der Mörder an, lediglich aus Not gehandelt zu haben, da es ihm nicht gelungen sei, eine Stellung zu finden. Festnahme eine» schweren Einbrecher«. Der Hamburger Kriminalpolizei ist es gelungen, einen Seemann dingfest zu machen, auf den sie längere Zeit gefahndet hat. Er hat verschiedene Zuchthausstrafen hinter sich und ist überführt,- einen Einbruchsdiebstahl bei ein«, Chemiker ausgeführt zu haben, unter anderem yat er dort ein Mikroskop und ähnliche In strumente von sehr hohem Werte gestohlen, die bereits wieder herbeigrschnfft werden konnten. Lr steht ferner im Verdacht, noch mehr Einbruchsdiebstähle ausgeführt zu haben. Ein Milliardenvermächtui» für di« Heidelberger Universität. Die Witwe de« Industriellen Dr. Ludwig Mond ist in London verschieden. Infolge ihre» phyllis Schauspielhaus Mit einigem Befremden entnimmt man dem Theaterzettel, das „heitere Spiel" des Holländers van Nassem vollziehe sich im August 1914. Bei uns zu Lande ist man im Mai 1923 wenig geneigt, den bewußten August just für den rechten Monat heiterer Spiele zu halten. Das mag jedoch unter den fröh lichen Gesichtspunkten der holländischen Gulden- Skkahrung, denkt man sich, weit eher möglich sein, lind ist einigermaßen gespannt darauf, wieviel gute Laune wohl so ein Holländer aus dem mensis ira» der europäischen Geschichte saugen mag. Aber cs kommt nur Halb so. Es kommt nur eine gefälschte belgisch« Flüchtlingin, die rote Lulu, die al- vornehme Witwe in ein Haus einbricht, das auf holländischer Margarine aufgebaut ist und unter anderem einen jugendlichen Onkel beherbergt, den mit der flüchtigen Lul.i flüchtige Bande verknüpfen. Nur um der anrüchigen Lulu willen wurde der an rüchige August aufgebotcn, und alles, was der Holländer aus dem ersten Monat der „großen Zeit" für sein Spiel gewinnt, ist eine große Kokotte. Da» ist gewissermaßen heiter. Aber das Spiel ist es trotzdem auch. Denn die Lulu kommt bei dem Onkel der Phyllis ins Gehege — in dem Phylli» noch gar nicht richtig drin war. Darauf wieder kommt die Phyllis der Lulu in» Gehege, und nun bleibt sie selber, wo st« hlngehört. Obwohl sie erst 19 Jahre zählt und der Onkel 39, wozu noch der bedenklich nah« Verwandtschaftsgrad kommt- Herrn van Roffem» Heiterkeit läßt die Vererbungslehre aber auf sich beruhen. Phyllis wurde von ihrer würdigen Mutter mit einem reichen Jüngling verlobt, mit dem sie sich der maßen langweilt, daß sie schon im zweiten Akt mit einem skeptischen Jüngling, der sich durch Psycho- analyse unnütz macht, kokettiert und sich darauf dem jugendsrischen Onkel so lange und so heftig an den Hal» wirst, bi» erst er und dann sie erkennt, wie ihre Dinge stehen. Durch Lulu» bewußte Interventton wird ein dritter Akt gewonnen, in dem der kleinen Phyllis Herzchen hörbar puppert und unsere» mit, bi» Onkel und Nichte sich beide trotz Lulu (und trotz großer Zeit) in den Armen liegen. Sehen wir also von der großen Z«it, die der Holländer an einer ihrer kleinsten Seite« gepackt hat, auch unsererseits ab, so bleibt nur zu sagen, daß er die gute Phyllis und ihr pupperndes Herzchen mit einer recht brauchbaren Lustspielgewandtheit aus- gestattet hat. Unerschloffene Mädchenblüte. Füllen, das nach allen Seiten ausschlägt. Kleine Rose nicht ohne Dornen. Das macht Frau Nora Nikisch, von Krankheit wiedererstanden, und wäre auch jenseits aller Eourtoisie, die der genesenen Künstlerin gebührt, zu begrüßen. Denn nur ihre Laune, ihr Tempo, ihre nicht angeschminkte, sondern angeborene Kindlichkeit macht das immerhin gleichgültige Zeug für einen leichten Abend hinreichend wertvoll. Spielt auch Meuschlichkeit in die FamilienbMtt - Atmosphäre hinein. Zwar war die von Steiner geleitete Aufführung ungewöhnlich gut besetzt und sauber herausgebracht, aber die Titelrolle entscheidet über den Effekt. Hinz» kamen: die Torsten» al» Lulu-Luder, forsch und ulkig hingesetzt. Falkenhausen korrekter Onkel und Bünte — ein hier noch gar nicht ausgenutzter Schau spieler — rührender reicher Iüngliny. Der Phyllis altes Elternpaar machten Wildenham mit behag lichem Witz und Stella David. So etwa» für jeden mittelmäßigen Sommer schwank aufzubieten, wird dem Schauspielhause in Zukunft versagt sein. In der unwirklichsten, kon- struiertesten Rolle soviel Altweibergüt« und Alt weiberdummheit, di« da» Klischee zum menschlichen Erlebnis macht, ist an Dresden verloren. Daß wenig Stücke sich ganz auf die David stellen lassen/ bleibt ein schwacher Trost. Daß wichtiger noch als der Ersatz dieser komischen nnd ernsten Alten die An- Werbung eine» ersten Helden, eine« sozusagen abend füllenden Protagonisten wird, mit de» sich ein sinn vollerer und einheitlicherer Spielplan aufbaue« läßt, al» man ihn im vergangenen Winter hatte, sei in dem anbrechenden Sommer die Erkenntnis und die Sorge de» Direktor« KIvfftsr Jüdischer Operettengaftspiel „Da» verblondzete Schäfele" Das Kleine Theater in der Elsterstraße ist der geeignete Platz für die jüdisch« Ope.rette au» Berlin. Im pvniw; loei liegt die Primi- vität diese» -um Teil eigenartigen und interessanten Unternehmens begründet. Sowohl de» Stücke« selbst j al» «ich der Aufmachung. Da» Stück, in reine» Deutsch übertraaen: „Das verirrte Schaf» ch e n", die rührselige Geschichte eines armen, ver führten Mädchens, ist ein Singspiel, der modernen Operette verwandt mit seiner Mischung von jüdisch Nationalem nnd Allerweltsamerikanismeiy Senti mentalität und drastischer Komik. Diese ist ihr bester Teil, auch musikalisch. Den Gipfel erreicht die Pri- mivität m der Ausmachung des Orchesters, dessen acht Mann (zwei Streicher, zwei Bläser, ein Schlag instrument, zwei Akkorvinstrumente und ein über eifriger Taktangeber) eine ungemein populäre Grundlage gaben, wenn sie auch viel Mühe hatten, einigermaßen in Einigkeit zu bleiben. Auf der Bühne waren die Künstler mit Erfolg bestrebt, über den Mangel an genießbarem Gesang hinwegzu täuschen. Das Spiel selbst war in den Hauptrollen, zumal der fast tragischen Sentimentalen, der komi- schen Alten, dem philosophierenden Alten, dem jugendlichen Komiker, und der Naiven, außerordent lich ergötzlich und fand sehr dankbare Aufnahme.-». Stinkbomben gegen Bert Brecht. Au» München wird gemeldet: Bei der ersten Wiederholung de» Dramas „Im Dickicht" von Bert Brecht im Residenztheater brach ein Theaterskandal au». Rach dem dritten Bild ertönten au» dem Zuschauerraum schrille Pfiffe und tränenerregende Bomben wurden in» Parkett geworfen. Die Künstler waren gezwungen, die Vorstellung abzubrechen. Der Vorhang fiel und der Regisseur erschien, um mitzu teilen, daß «ine Lüftung de» Haufe» vor genommen werden müsse und die Vorstellung dann weitergehe. Al» die Erregung de» Publikum» sich gelegt hatte, konnte nach einer Paus« von etwa 20 Minuten die Vorstellung bei hellerleuchtetem Hause zu Ende geführt werden. Ein Teil der De« monstranten wurde von der Polizei abaeführt, nach dem e» zwischen Demonstranten und Publikum «u Tätlichkeiten gekommen war. (Mein München lob' ich mir . . .) Sin „Anti-FluH"-Krmgreß. Der Italien bereisende Ausländer entdeckt dieses Frühjahr in den ober italienischen Städten auffallend häufig gedruckte Mahnungen an die Landeskinder, um dar Moral und de» nationalen Ansehens willen da» Fluchen bleiben zu lassen. In Verona ist ein« riesige Mauerfläche mit de« Fluchverbot übermalt worden, in Vicenza LLtttvvtd, üea 22. Tode» fallen «ine Reibe von Vermächtnissen »ach Bestimmung ihre» im Jahr« 1909 dahingeschiedenen Gatten nach Deutschland. Die Universität Heidel- berg erhält 50 000 Pfund (etwa 10 Milliarden Mark), die Akademie der bildenden Künste München 20 000 Pfund, der Magistrat der Stadt Kassel ebenfalls 20 000 Pfund. Dr. Ludwig Mond, der Begründer des chemischen Unternehmens Brumer, Mond L To., war im Jahre 1839 in Kassel geboren In England gründete er eine Ammoniak- Sodafabrik, die sich bald zu einer der größten Europa» entwickelte. Frauen glrichberechtigt im schwedischen Zivil» staat»dt«nst. -Aus Stockholm wird gemeldet: Der Rigsdag nahm einen Gesetzentwurf an, der mit weni gen Ausnahmen die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern im Zivilstaatsdienste einführt. Regierung und Rigsdag werden die Zeit bestimmen, in der da» Gesetz in Gültigkeit treten wird. 'Die Breslauer Herbstmesse findet vom 2. bis 5. September statt. Anmeldeschluß für Aussteller am 16. Juni. - veutschlarrdfahrt wiener Sänger Am 22. Mai tritt der Deutsche Volks^esangverein Wien und Umgebung — 300 Sänger und Sängerin nen — eine große Deutschlandreise an, die über Dresden, Breslau, Berlin, Bremen, Hannover, Hildesheim, Braunschweig, Weimar nach Passau führen wird. Insbesondere wird die Sängerschar deutschösterreichische Volkslieder in gemischten Thö ren und deutschösterreichische Volksmusik in Znstru- mer-talvorträgen darbieten. Schreckenstat eine» Lehrer«. In der Ortschaft Mittelgründau (Hessen) erschoß der Lehrer Knies während einer Pause im Schulunterricht seinen mit ihm verfeindeten Kollegen Uhl und tötete sich dann selbst. Beide waren seit 20 Jahren an einer Schule tätig. Der Nestor der Hoteldiebe. Der 64 Jahre alte frühere Bergmann Moritz Schützer, der seit Jahr zehnten nur vom Hoteldiebstahl lebte, wurde nach einem Diebstahl in Berlin ergriffen und der Polizei übergeben. Schon im Jahre 1890 machte er einmal von sich reden, als er auf einem Transport seinem Aufseher entsprang. In der letzten Zeit suchte er Berlin wieder heim. Mit einem großen Koffer stieg er in einem Hotel, einem Hospiz oder einer Herberge ab, trug sich unter irgendeinem Namen in die Fremdenliste ein und stahl entweder noch am selben Tage oder in der nächsten Rächt was er in den Zimmern anderer Gäste oder rm Wirtschaftsbetriebe fand. Er packle die Deute in seinen «roßen Koffer, um dann schleunigst wieder abzureisen; wenn er sonst nichts fand, nahm er wenigsten« das Bettzeug aus seinem eigenen Zim mer mit. Gr wurde letzt verhaftet, nachdem ein Gast die ihm gestohlenen Sachen m dem Koffer Schützers fand. Die Kriminalpolizei erkannte in ihm einen alten „Hotelspezialisten", der bei seinem Alter wähl der Nestor der Hoteldiebe ist, wieder. Räuberbanden in Lettland. Zn dem lettischen Flecken Schönberg, in der Nähe der litauischen Grenze, war Jahrmarkt. Eine Räuberbande, die rund 20 Mann stark war, überfiel die heimkehrendeu Markthändler. Acht wurden teilweise ausgcplündcrt; zwei,' die sich zur Wehr setzten, wurden erschossen, zwei andere verwundet. Bei der Verfolgung der Räuber, an der sich die lettländischen Pollzeibeamten und lettländische und litauische Grenzwachen beter- ligten, kam es im Walde zu einem Gefecht, bei dem zwei Polizeipferde verwundet wurden. Die Hande konnte nicht eingekreist werden und zerstreute sich im nächtlichen Dunkel in den Grenzwäldern. Eine ähn liche Räuberbande, die im vorigen Jahre bis gegen Mi tau vorgedrungen war, wurde dort unschädlich gemacht. Line andere, die im Herbst die Gegend nach Libau zu unsicher machte, konnte die Polizei, nach blutigen Zusammenstößen, dingfest machen. Don lett- ländischer Seite wird behauptet, daß alle diese Dan- den aus Litauen kamen. Segen Sommersprossen müssen Sie schon jetzt etwas tun. Wir raten 1 Stück Citabol-BleichwachS zu kaufen und damit die be treffenden Stellen zu behandeln. Sicher erhältlich: König Salomo-Apotheke, Grinnnaische Straße 17. Engel-Apotheke, Markt 12. liest man die Mahnung in der Portierloge der Ge mäldegalerie, in Venedig Über dem Eingang in die Kajüten der Dampfboote. „Fluchen erniedrigt, Fluchen setzt den Italiener in den Augen des Fremden herab, Fluchen tut ein gut erzogener Mensch überhaupt nicht" — auf irgendeine» der so oder ähnlich lautenden Plakate stößt mau auf Schritt und Tritt. Die Fassaden der Häuser sind damit be klebt, so daß sich der Fremde etwas weniger als sonst über deren Beschmierung mit Handschriften und Zeichnungen zu ärgern braucht. Italien steht im Zeichen des Feldzuges gegen das Fluchen, der keines wegs von der faschistischen Partei oder gar von der Regierung ausgeht. Die Kreuzfahrer gegen die Flucherei veranstalteten dieser Tage in Turin einen zweitägigen Kongreß, der das Problem der Aus rottung des Uebels kräftig anpackte. Man berief sich auf Zeus, Moses Machiavelli und die alten Städte verfassungen, nm die verschiedenen Vorschläge für dir richterliche Bestrafung des Fluchens zu begründen. Senator FoL, der den Kongreß präsidierte, erklärte eingangs seiner Rede, daß es nicht einwandfrei fest stehe, ob das christliche Italien wirklich zu den am meisten fluchenden Völkern gehöre. Wie jeder ordent liche Kongreß schloß auch dieser mit einer fulminanten Tagesordnung, die den Kreuzzug gegen da» Fluchen zu eine» nationalen Pflicht stempelt. Brautleute ckit Handschellen. As sich Mr. Perri Wilson und seine junge Frau dieser Tage, nachdem st« eben vor der Gemeindebehörde und in der Kirche von Bridgsron in Rew Jersey den Bund für» Leben geschloffen hatten, zum Bahnhof begaben, um ihr« Hochzeitsreise anzutreten, bemerkten die si« begleitenden Freunde zu ihrer Ueberraschung, daß der rechte Pul« de» jungen Gatten solide durch eins Handschelle au» Stahl mit dem linken Puls der jtm- gen Frau verbunden war. Die Erklärung war aber sehr einfach, es war ein« Vorsichtsmaßregel, durch di« da» junge Paar sich dem Besuch der fröhlichen Stadt Dridyeton ent-iehen sollte, denn dort macht man sich fett langem immer den Spaß, wenn junge Leute die Hochzeitsreise antreten wollen, sie mit sanfter Gewalt in verschiedene Züge zu stecken, so daß der eine Teil nach dem Norden.der andere nachdem Süden davonsauft. Bei der soliden Bindung de« Ehepaare» Wilson kamen die Freunde aber diesmal um ihr Vergnügen. Di« jungen Leut« fuhren in demselben Abteil davon, und jetzt erst löste der junge Mann die Handschellen. —