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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192303249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230324
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-24
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
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«are* Xr. 72 SoewstdenS, Sen 24. Mr« Bmt».snrw:cSiU-« «tzcach» A««Schftz «ns, !»s G«u»ze viele noch etwa» fremd anmuten; es ist aber für alle Beteiligten so vorteilhaft, daß e» sich unbe dingt durchsetzen muh. Wenn vereinzelte Bücher in folge höherer Grundzahl eine etwa» stärkere Ver teuerung gegenüber der Vorkriegszeit erkenne« laßen, lo darf de« nicht gegen da» System überhaupt ange führt wert«». Die Bücherpreise waren auch in Frie- denszeiten nicht gleich. Im übrigen sind höhere Grundzahlen nur dort festgesetzt, wo es durch die Verhältnisse gerechtfertigt ist und sich als unbedingt nötig erweist. Das Buch ist seinem ganzen Wesen nach gegen Ueberteuerung ganz von selbst gefeit, würde sich der Verleger doch in» eigene Fleisch schneiden, der durch zu hohe Preise seinen Absatz drosselt. Welch guter Gedanke in dem buchhändlerischen Schliisselzahlsystem steckt, ist wohl am besten daraus zu ersehen, daß es vielfach schon anderwärts nachgeahmt wird. Sein Verfahren ist jedenfalls bester als die Abhängig, machung der Kalkulation vom Devisenstand und jede Valuten- oder Goldfalturierung. vr. S»rd»nt üü«nr. Grsßer Etsbruchsdiebstahl. In Weinböhla find Diebe in die Billa eine» Geflügelzüchters ein- gedrungen und haben Kleidungsstücke und Wäsche im Werte von etwa 80 Millionen Mark geraubt. Am La-e Bureau, uachts Sektdiele. Ein Teil der Bureauriume einer großen Fabrik im Nordwester» Berlin», in denen die Chef», Die Beamten der Hauptkassc, der Hauptbuchhalterei und zahlreiche Stenotypistinnen arbeiten, befindet sich in den Dor- derrämnen de« Hause» am Kurfürstendamm. Al» vor einigen Tagen Chef» und Angestellte um S Uhr morgens in den Bureaus erschienen, strömte ihnen ein Geruch von Alkohol und Tabaksqualm entgegen. Da» gleiche wiederholte sich an den beiden folgenden Tagen. Die Ueberwachung zeitigte ein überraschen- des Ergebnis. Die Bureaus waren von 5 Uhr nach- mittags bis morgens S Uhr ohne jede Aufsicht. Dies Kotten betriebsame Unternehmer in Erfahrung ge bracht und ohne Wissen der Eigentümer die Raume für die Nacht gepachtet*.' Jeden Abend nach Dunkel- werde» erschien ein großer Wagen mit Korbsesseln, Tischen und sonstigem Zubehör, sowie mit Weinen und Spirituosen. Die Bureaus wurden gänzlich au»geräumt und die Bar für die Nachtstunden ein- gerichtet. Zn diese» Idyll fuhr nun mit rauher Hand üü Polizei hinein. Gerade al» die Festesfreude unter den etwa hundert Gästen ihren Höhepunkt er reicht hatte, ertönte der Ruf: .Polizei! Hände hoch!* Unternehmer und Personal wurden in Haft ge nommen. Dl« gestohlene Badeanstalt. Im Grunewaldsee bei Berlin befanden sich bis vor einiger Zeit noch zwei Badeanstalten, die militärische und die de» Dahlem er Arndt-Gymnasiums. Wie Bezirksverord- neter Srdmann in der letzten Zehlendorfer Bezirksver- sammlung mitteilte, sind diese Anstalten verschwun den, da man ein Stück Holz nach dem anderen von ihnen gestohlen hat. rso MMonen für Vie Deutsche Notgrmeinschaft Die io» übrigen Deutschland wird auch in Sachsen für die Deutsche Rotgemeinschaft nach wie vor weitergesammelt. Obwohl mitten in ihre Sammlung hinein der brutale Einbruch der Franzosen kam und die'dadurch bedingten großen Sammlungen .Ruhe- Hilfe* und „Dolksopfer" weite Kreise in Anspruch nahmen, sind doch bereits allein in Sachsen über 150 Millionen Mark für die Notgemeinschaft gesammelt und an Notleidende in Sachsen weitergegebea worden. Der Sebeetfer, der so erfreuliche Resultate zeigt — sind doch schon Tausende von Millionen für die Opfer der Franzosen und Belgier bereitgestellt wor den —, darf auch für die Deutsche Notgemeinschaft nicht erlahmen, denn die von ihr Bedachten sind not leidende Kleinrentner, Sozialrentner, Witwen, Waise», Kriegsbeschädigte und andere Bedürftige unserer engeren Heimat. Deshalb wird es gut lei»», überall da, wo freiwillige Gaben gesammelt werden, auch der Notgemeinschaft sich zu erinnern. Die Be trüge, die für sie gesammelt werden, bleiben — worauf wiederholt aufmerksam gemacht worden ist — am Orte oder mindestens in dem Bezirk«, wo sie gesammelt find. Vie vereitelte Novelle q Bon tzäüNLsr .Nachdruck verbot«».) ' Der Herr Doktor saß auf seinem tiefen Sessel, Und Lisa, ein paar Schritte weg von ihm, auf einer Fußbank. Sie sah anbetend zu ihm hinauf, verstand ihn ganz und aar nicht, aber liebte ihn, liebte ihn unsäglich. Gr allein war ihr Leben. Sonst bedurfte sie nichts. Er erzählte ihr von der großen Welt, vom Leben der großen Gesell schaft, er wollte ihre Sehnsucht wecken, wollte sie tu einer begehrlichen Seele machen, einem glücks- hungrigen Wesen. Aber sie war ja glücktia;, yier bei ihm. Die grenzenlose Welt war in ihm ge- fangen, seine Blicke waren ihr Schmuck, seine Rede ihr Triumph. Und er müht« sich, ihren Sinn von sich abzu lenken. Er empfand wohl, wie ihrer beider Liebe wuchs, und er wollte nicht lieben, der Tor. Er hatte Angst vor der Liebe, er fürchtete ihre Ge walt. Er glaubte, sie würde ihm die Arbeit ver leiden; er würde nur noch lieben wollen; Ruhm, Erfolg würden ihm gleichgültig werden. Aber er wollte sein Lrben nicht auf die Ehe be- schränken, es gelüstete ibn, ins Ungemessene zu wirken. Kein Mensch dürfte Rechte auf, ihn haben, er keinerlei Verpflichtung. Er wußte wohl, daß das Glück der Lieb« sich einmal mit den bittersten Schmerzen bezahlt macht. Er war ' feige, er wollte nicht leiden, er wollt« die Ruhe seine» Daseins nicht aufgeben. So schrotten denn die beiden Menschen, der kluge Herr und da« dumme kleine Mädchen, in der Angst und Seligkeit der Liebe, und während sie allein im Besitz ihres Gefühls schwelgte, ver darb ihm sein klügelnder Verstand alle Freuden des Herzens. Er lebte zurückgezogen, ganz auf das )unge Leben an seiner Seite konzentriert, und selbst seine kluge Freundin kam nur selten, denn sie ttebte es nicht, Lisa bei ihm zu treffen. ver Lebenrroman des Prinzen Vir lese» in der Wiener „Stunde": Der amt- lich« Dell der „Wiener Zeitung" bringt eine Per sönlichkeit i» Erinnernnp, di« vor nah«-» drei Dezennien tm gesellschaftlichen Leben Wien« ein« geradezu sensationelle Nolle gespielt hat; den damaligen Prinzen Franz Josef von Auers- Perg, ein Patenkind de» Kaiser» Franz Josef. Die „Wiener Zeitung", die th n in jenen längst vergangenen Tagen den Titel Durchlaucht nicht hätte verweigern dürfen, auch wenn es ihr über haupt möglich gewesen wäre, zu melden, daß Se. Durchlaucht der Prinz Fran- Josef von Auersperg nach Amerika — durchgegangen sei, spricht heute nur mehr von einem „Franz Auer-Perg". Sie meldet: Zm Ksnknrfe de» Vemetieschulduer» Yranz Auersperg wird ans Antrag de» Masteverwaller- auf den 5. Ävril IAA eine tvNiuöiqewrisauunlÜLg «tu- drillten .--^andlrmshregenstand: Brschlutzfassuna über den Antrag des ViastevcNvLttcrS. bt« tn der «snturbsache de» Franz (Prinzen) Auer-Perg gehörig- glordarnng an Hs« Sentral Union Drnst Lompanv tn New Port tm Betrage von 594 Dollar 1 Sen» im autzerg-rtchtlichrn Wege, jedoch nicht unter l2 Millionen Kronen, an den S.rsstbtettndett zu versteigern. Dirke Gläubltzerversammlung bildet den Ab schluß eine- Lebensromans, wie er be wegter und sensationeller nicht erfunden werden kann, des Weges, den ein Sprößllng eines der ältesten und dem Kaiserhause ebenbürtigen öster reichischen Adelsgeschlechter vom glänzenden Ka- vallerieoffizier zum — Zahnarzt in New Aoik und Schwiegersohn eines amerikanischen — Ge müsegroßhändler- »urückgelegt hat. An der Wiege ve» Prinzen hatte man ein« ander« Zukunft sür Ihn erträumt. Der Kaiser war sein Pate, und deshalb erhielt der kleine Franz nicht die landläufige „Prinzenerziehung". Er mußte fleißig lernen, und al» er den Gym- aasialstoff bewältigt hatte, sogar in die Tiefen der Jurisprudenz hinabsteigen. Dann kam die Militärzeit. Die gefiel dem jungen Hocharisto- kroten so gut, daß er das juristische Studium rasch über Bord warf und — Kavallerie offizier wurde. Und nun begann ein tolles Leden. Flotte Kameraden führten den jungen Offizier in jene Weit ein, in der man sich nie langweilt, und Prinz Franz Joses war ein so ge lehriger Schüler, daß er. der jüngste, bald der tonangebende Löwe dieser lustigen und leicht lebigen Gesellschaft war. Man konnte ihn überall sehen, wo immer man sich in Wien amüsierte. Täglich ließ er belm Ronachcr nicht nur für seine aristokratischen StandeSgenossen, sondern auch sür seine Freund« aus den Kreisen der Artisten und — Geldagenten Ströme von Champagner fließen. Standesvorurtetle kannte er längst nicht mehr, und al» eine seiner Freundinnen, di« er mit Brillanten behängte, die schöne Sängerin Dora Parneß, ein Brüderchen bekam, da stand er zu Gevat er und hielt den jungen Weltbürger mit vielem Interesse zur Beschnelvung hin. Da» besinnungslose Treiben des jungen Prinzen verschlang natürlich Millionen, die damals noch sehr rar waren. Bald trat in der Kasse de» fürst lichen Lebemänner Ebbe ein, und seine Familie gab längst nicht» mehr her. Aber der Name Auersperg funkelte wie ein Brillant, und die Geld geber hatten offene Taschen. In die griff der Prinz auch so tief hinein, daß schließlich die Wucherer und Geldagenten es mit ver Angst zu tnn bekamen vnd nicht» mehr hergaben. Bedenkenlos pumpte der Prinz Kellner, HotelportlerS und Kutscher an. Und als ihm eine» Tages ein Fiaker, der nicht zu seinem Gelbe kommen konnte, sagt«: „Durchlaucht, Sö san ärger al» a Taschelziager!" da sah er, daß seine N« lle in Wien für immer auSgesptelt, und am nächsten Tage — flüchtete er nach Amerika. Hier wurden ihm natürlich viele Tränen nachgeweint, denn die Familie Auers perg blieb den Geldgebern de» Geflüchteten gegen über fest, sie zahlte — nicht». Ter „schöne Franzl", wie der Prinz tn den Kreisen der Lebedamen zärtlich genannt wurde, mochte Wohl gehofft haben, daß die Doüar- vrinzessinnen jenseits des großen Wasser» nur darauf warteten, seinen etwas verblaßten Adels schild neu zu vergolden. Mer die jungen Milliardärinnen wollten von ihm nicht» wissen, und es fand sich keine Bandcrbilt, keine Rocke- werde« wollte. Da »-.Lüben auch «tenaud bloß auf einen PrtnzentiteK pumpt«, kam der Prinz bald zur Erkenntnis, kpatz man auch durch Arbeit zu Geld komme« kau«. Und er arbeitete. Sr wurde Zahnarzt. Vnd erst fetzt, als er tüchtig zu schaffen besann nnt» ein auch für amerikanische Begriffe vollgültiger Mensch wurde, fand er «ine reiche Amerttanerin, die ihm, der sich übrigens schon damals nur mchhr bescheiden Franz Auers perg nannte, die tzawd zum LebenSdund« reichte. Sie war die Tochter eine» Gemüsegrotzhändiers, ein«» echten Janke« und Selfmademans, der e» au» »einen Anfär«ge» zum -rotzen Seldsack gebracht hatte. Di« Hoffnungen, di« die Wiener Gläubiger an diese Hekat knüpfe, erfüllten sich nicht. Der geriebeiw amerikanchche Schwiegervater hatte dem Prinzen nckmltch — keinen Cent Mitgift gegeben, um ihn d«tr ZugrHfen zu schützen, sondern nur eine fede^etll einzuKellende Apanage ausgesetzt. Ja» WeM"riege kehrte Franz Josef Auersperg nach Wien -»rück, denn er war ja Offizier und wollte al» solcher Deiner Pflicht, dem Baterlande zu dienen, genügen. Er war zwar nicht seid- diensttauglich, al>er al» amerikanischer Zahnarzt konnte er Kommandant eine» Spitals werben, unb er avanciert Lnm Rittmeister. Bald nach dem Kriege starb «z in Oesterreich an e nem plötz lich ausgetretenen SÄdrenleiden. Und jetzt streiten seine öste reichische» Gläubiger um 000 Dollar, die der Prinz in SlMwika al» Zahnarzt verdient hat -. . Neuerungen Hn poftverkehr Am 1. April wird Ä» innere» deutschen Ver kehr sowie tm Verkehr »Nit Frei« Stadt Danzig, Luxemburg, Memelgebi» r und Oesterreich für Warenprooenseudungen «ine Vorstufe bis zum Gewicht von 100 g zum Gebührensatz von 60 Mk. eingcführt. Im Paketverkehr werden drei Entfernungs zonen gebildet. Die Paket-ezhsihr beträgt danach vom 1. April an: l w de? für Pakete i. Zone . L Zone n. Kon« bi-.5 kw »4.75-375 kw Uv.Z.dkm bis 3 Kilogr. 3)0 Mk. 600 Mk. 600 Mk. über 3 „ oOO „ 1<VO „ 1000 „ , ü - « „ 600 „ 12N „ 1800 „ . 6 . 7 „ 700 „ 1400 „ 2100 „ . 7 . 8 „ 800 „ 16kd» , 2100 „ » 8 „ 900 „ 18M „ 2700 „ . S „ 10 , 1000 , 200Ü 3000 „ -- lo » 11 . 1150 „ 230t» „ 8150 . „ 12 _ 1300 „ 2600 . 39 00 „ . 13 » 13 „ 1450 „ 2900. 7 4350 „ » 13 , i -o . 8200 „ 4800 „ . 14 » 15 . 1750 „ 3500 „ 5250 „ „ 15 . 16 „ 1900 „ 3800 . »700 „ . 16 „ 17 „ 2050 „ 4100 „ 6150 „ - 17 „ 18 „ 2200 „ 4400 „ «6600 „ „ 18 , 19 , 2350 „ 4700 , 7050 „ » 19 „ 20 „ 2500 , 5000 7500 „ für Zeitungspakete bi» 5 KUogr. 250 , 500 .800, Paketbestellgeld und PaketauSgabegebHhr wer den vom 1. April an nicht mehr erhoben. * Sonntagsrückfahrkarte» in» Osterverkehs. Die Gültigkeit der vom 29. März (Gründoinzacstag) mittag» 12 Uhr ab gelösten ScmntagsrückfahU arten wird zur Erleichterung des bevorstehenden läster- ! verkehr» ausnahmsweise bis zum 2. April (Oster- montag) ausgedehnt. Der Klub der Einbrecher. Zn Peine ist eine ans IS Personen im Mter von 1k bi» 18 Jahren gebildet'« Einbrecherband« ermittelt worden, die sich „Klub äqr: Einbrecher" oder „Klub der Neuen" nannte. Dein Linbrecherklub, der »mter „Leitung" de» löjährigeu Häuptlings Mellentien stand, hatte weitverbreitet« Verbindungen, die bi» Hamburg reichten. Es wurde in großen Mengen gestohlen: Motoren, Schreib- Maschinen, Seilerwaren usw. Ferner war eine Organisation eingerichtet, die das Diebesgut an den Mann zu bringen hatte. Der Klub hatte regel- rechte Statuten: der 8 1 bestimmte, daß sich die Mit- alieder bedingungslos den Anordnmrgen des Bor stande» zu unterwerfen hätten. Bei der Aushebung der Bande wurden große Mengen gestohlener Gegen- stände beschlagnahmt. Dann erkundigte sie sich immer spöttisch nach dem Fortgang seiner Novelle, wieviel Kapitel schon geschrieben wären und welchen Schluß er plane, glücklichen oder leidvollen. „Aber das. ist nichts Verschiedenes," pflegte er darauf zu antworten. „Das Leid liegt im Glück. Und wenn die Heldin endlich ihren Helden auch bekommt, ist's doch nur zu schließlichem Kummer. Glück und Unglück sind nicht Gegen- sätze, sondern eine unlösliche chemische Verbin dung." „Sie Armer," sagte di« Freundin, „Sie kennen weder das eine noch das andere, und ich habe überhaupt nur wenige gesehen, die gleich Ihnen ledensftemd sirrd. Wie können Sie bloß Schriftsteller sein! Aber das ist es auch, warum Sie nicht gelesen werden. Sie dichten eben nicht aus dem Leben heraus, sondern schreiben Er- findungen auf. Es fließt kein Blut in Ihren Büchern, Sie haben ja Anast vor der Wärme und Unmittelbarkeit des Lebens. So etwa» nennt man wohl: Aestheten. Und glauben Sie mir, nie, nie werden Sie aus Ihrer törichten Lisa eine Novelle machen, wenn Sie sie bloß be- trachten. Aber erleben Sie selbst etwas mit ihr, haben Sie den Mut, selbst die Novelle zu leben, lassen Eie sich da» eigene Herz erschüttern — dann gibt'» eine Novelle. Nicht nachfühlen, sondern ursprünglich suhlen, darauf kommt's rm! Lieben Sie, und Sir gewinnen die Welt!" Mit solchen und ähnlichen Reden pflegte sie ans der Tür zu rauschen und ihren Freund nach- denklich zurückzulassen. Aber wenn einer dreißig Jahre lang da» Leben von sich abgehalten hat, dann kommt es nicht beim ersten Anruf auf ihn zu. Er verstand sich nicht darauf, ihm zu be- gegnen. Bon der Phantasie- in die lebendige Welt ist wohl nur ein Schritt, aber der führt Uber eine Kluft, vor der den Nervenmenschen tödlich schauert. Saß Lisa dem Herrn Doktor in all ihrer Holdseligkeit gegenüber, dgnn wallte wohl sein Herz auf, und in Gedanke^ und Wün- schen riß er sie an sich und trank tm Kusse alle Schönheit ihres blühenden Gesichtes; aber in Wirtlichkeit die Hand auszustrecken nach ihr, ver- mochte er nicht. Irgendeine organische Verbin- düng in ihm war da zerstört. Die Umsetzung der Vorstellung in Handlung gelang ihm nicht. Er begriff, daß er nie, nie dieses süße Kind um- armen würde. Er war ein verirrter, verdorrter Mensch, den die klügelnde Analyse seiner Zeit auf dem Gewissen hatte. Denn das ist der tiefste Verfall, wenn Liebe, das ursprünglichste Gefühl, zu gedanklicher Spekulation wird. Das alles wußte Lieschen Wupke nicht. Sie liebte und dachte nie daran, daß ihre Liebe er- widert werden könnte. Je mehr sie lernen und erfahren sollte, und ihre Unzulänglichkeit einsah, desto unwürdiger fühlte sie sich der geringsten Neigung ihres Gönners. Sie nahm es als Wunder hin, daß er sich mit ihr beschäftigte, und schlief nie ein, ohne Gott für diese Gnade zu danken und ihm den Geliebten zu empfehlen. Bisweilen erschien Lisa gesenkten Kopfes bei dem Schriftsteller, verlegen und unruhig. Es stellte sich auf Befragen heraus, daß entweder ein junger Mann im Hause ihr allzu eifrig den Hof machte, oder daß sie auf der Straße von einem fremden Herrn angesprochen worden war. Bet solchen Berichten, die das aufrichtige Mädchen nie zu unterschlagen pflegte, da ihr Beschützer auch ihr einziger Vertrauter war, geriet ver Herr Doktor in arge Bedrängnis; er war eifersüchtig! Sr forschte eifrig, welchen Ein- druck da» auf Lisa gemacht hätte. Aber sie be- gann zu lachen, und er sah an ihren Augen, daß alle Abenteuer im Augenblick der Beichte auch schon vergessen waren. „Was gehen mich die Herren an!" sagte Lisa. „Ich brauche keinen und mag keinen." K»frva»bse»tschSd!sL^ 2 Die Abzugsfiihigkeit von Aufwandsentschädigun gen bei der Einkommensteuer spielt für alle Fcst- besoldeten eine Rolle, die eine Nachprüfung der V:r- hältniff« tn» einzelnen Falle geboten erscheinen läßt. Je verantwortlicher ein Posten in der freien Wirt schaft oder bei einer Behörde ist, desto mehr pflegt es üblich und unumgänglich zu sein, daß ein Teil der Kosten der Berufsausiibung von den Inhabern der Posten selber getragen werden müssen. Dazu gehört besonders auch die srändige Weiterbildung, »mter Um ständen da« Halten «irres Arbeitszimmer», da» Be schaffen von Fachliteratur, Teilnahme an Kursen und Konferenzen. Für eine andere große Gruppe er fordert die Berufs- oder Arbeitskleidung einen heute besonders lästigen Aufwand, sei es nun, daß der gewandte Vertreter sich über die heutigen Verhütt- niffe gut kleiden muß; oder fei es, daß der Außen- beamte eine starke Abnutzung an seinem wetterfesten Schuhwerk zu seinen Lasten tragen muß. Fast jeder Beruf hat hier seine Besonderheiten, deren bunte Mannigfaltigkeit hier nur angedeutet »»erden kann. Die Behandlung -er Aufwandsentschädigung nach 8 34 des Einkommensteuergesetzes ist durch das Ent- wertungsgesetz nicht geändert. Die Voraussetzung ihrer Anerkennung ist also nach wie vor «ine aus drückliche Vereinbarung. Dis Vereinbarung muß also einen Teil des Arbeitsvertrage« bilde»». Eine nachträgliche Gewährung einer Aufwandsentscbä- digung ist nach der herrschenden Ansicht steuerlich un schädlich. Die Höhe der abzugsfähigen Aufwands- entschädigung muß dem „erforderlichen Aufwand" entsprechen. Erforderlich ist der Betrag, wenn sich begründen läßt, daß seine Aufwendung zvr bestmög- lichen Ausführung des Dienste» für notwendig zu erachten ist. Demnach wird eine all gemeine Begründung der Höh« durch einen Verband oder eine Handelskammer immer aus reichen, ohne daß jeder Einzelne vorzurechaea h. t, was er tatsächlich an Kosten bezahlt hat. Diese mehr allgemeine Regelung ist durchaus berechtigt. Sehr oft setzt sich eine Aufwandsentschädigung aus vielen einzelnen kleinen Ausgaben zusammen, über die kein Festbesoldetrr Buch führen wird. Oft ip eine tat- sächliche Trennung im einzelnen, wo die Aufwands- entschädigung aufhört und der Privatverbrauch an- fängt, faktisch unmöglich. Der prktische Wert dieser abzugsfreien Aufwandsentschädigung lt«t gerade in ihrem pauschalen Charakter. Einzelne Airsgaben, die in Befolgung eines direkten Auftrage» zu machen sind, werden schon als Werbungskosten nach 8 13 des Gesetzes abgezogen. Dafür bedarf es keiner beson deren Bestimmung mehr. Selbstverständlich muß ab?r eine triftige Begründung sür di« Berechtigung der ausdrücklichen Vereinbarung einer Aufwandsentschä digung gegeben werden können. E» wird auch ein bestimmter Betrag vereinbart sein muffe». Aller dings wird auch eia gleitender Satz, der sich an irgend «inen veränderlichen, aber doch nn einzelnen Falle genau bestimmbaren Preis anschließt, anerkannt wer den muffen. Dars di« Aufwandsentschädigung vor der Berech nung der Lohnsteuer abgezogen werden? Nein. Durch die Aenderung de» Einkommensteuergesetzes vom 20. Dezember 1S21 ist mit rückwirkender Kraft vom 1. August 1921 ab die Bestimmung gestrichen urordcn, die da« ursprünglich gestattete. Die Aufwandsent schädigung muß also bei dem Deranlagungsverfahren geltend gemacht «»erden. Wenn da» Einkommen nicht ein« solche Höhe erreicht, daß «ine selbständige Ver anlagung erfolgen muß, so kann sie freiwillig herbei geführt werden. Die Aufwandsenffchädi-ung ist da mit auf den Kreis der höher bezahlten Angestellten und Beamten im allgemeinen beschrankt. Zu beachten ist aber, daß jedem frei steht, beim Finanzamt einen begründeten Antrag zu stellen, daß die Ermäßigung bei der Lohnsteuer, die für Werbung, kosten sorge- nommsn wird, für ihn und seinen besonderen Fall erhöht wird. Dieser Antrag entspricht einem gesetz- lichen Recht. Soweit er begründet ist, »ruß ihm also stattgegeben werden. Es ist ni^t in da» Belieben des Finanzamtes gestellt, solche Anträge abzuweisen. § " Verhaftung von Lrvnttmlbeamteir. Ein Teil Ker Kriminalpolizisten in Beuthen ist von einem wnch Beuthen kommenden Trupp Berliner Krimina listen verhaftet worden. Die Deuthener Kriminal- pVi'tzisten stehen unter dem Verdacht, Millionen- schh Lungen von Waren aller Art nach dem Ausland« bev^rkstelligt zu haben. El atmete auf. Er begann eit» seiner weisen Redml' daß sie sich in der Tat bewahren müsse. Bewaf-ryi für ein schönes und hohes Schicksal. Cs leiv der Prinz auf der Well, für den sie ge boren Hei. Sie sei weder fürs Bürgerliche, noch Banal Abenteuerliche geschaffen. Eine unge wöhnliche Existenz sei ihre Bestimmung. Lisa saß verträumt da und murmelte: „Was soll mir ein Prinz!" - < Tiber er beschwor das glänzendste Leben, baut« ihr Schlösser und Parks auf. Und wirk lich, wenn dieses wunderschöne, sogar seelen voll erscheinende Mädchen betrachtete, sagte er sich selbstlos» sie sei für ibn zu schade. Die>'es süße, holde Geschöpf mußte in Luxus gebettet werden, un her schönerem Himmel auf Garten terrassen liectvn, auf dem Deck einer Jacht im Mitielmeer i^euzen. Er, er war gerade nur wohlhabend. -Zwei würden von seinem Per- mögen nur ei n bescheiden - bürqerliche« Dasein führen können 7 ihm graute vor Sparsamkeit und Einschränkung Nein, nein, es gab Gründe Uber Gründe, auf Liß« zu verzichten. Und wenn sein Herz -erriß, er müßte sie frei lassen, um ihret- und seinetwillen Sie verdiente das schönste Los, und er, trotz aller Liebe, würde nur leiden, mit ihr in einer einfachen, kleinen Bstrgerwoh- nun» leben zu müffen. Liebe ist nicht stärker als Schicksal. Es mvr ihnen nicht bestimmt, einander zu gehöre« ... (ForUehung folgt.) I BrrantwsrNich Nir des redaktiouelke« «eil (au»rr »ander»: r».-fredak»eur De. «sr« «chmtdt; Nie «nzeiacn; Beine. Baisee: »rtd« k Lrtpzia. Berliner Dienst: ShrlredaNeur De. »eich vnerth. Berlin Utlstelnha'« — Dresdner Dienst: s»d«n Welk. Dresden. Gadel-vrracr- strahe Lt. Frnttvr. 34 798. — Drv<k u. vrrlaa: Leiv,t«,-r Bcrla,«drmrerei. «. «. ». H.. Lclp,«g. rsohannl-aaste k. Unverlangte Beiträge ok>na RNchport» werden nicht zu- rlickIrtandi. . .. Di« vorliegende A»Sgad< «lmsaht L2 Seifen 8om 6 Tnrs« ck kür kspsrst vaSuv IM 1 vallar IS. 3. IS S. AR 14.3. 15. 3. 2083 * weit« k'ür äi» Lsi ISN bsLrL Seit Luäeruoxsi 3. OrmuLr 10. ckemuLr 17. cksouvr 24. cksllULr 81. äsoau» 7. kvbr. vLllLvb ricdtuvF 6 ckss 6ruoä * Zpror. tLlLodir^sUo 1. äprll 192 tags »n m 6.— ävrark 50 kk. uittk xerLblt vir« «rk^Ixt viod ULvoriwäerl " 10pr sVvstk.) ck preis bstr rinseo d'-s oüt k kro XrO-s k s n vsitoruuZ vixi 8trrc LV äer 8< si" Lstt 'L Oo. F» Lrr IXtrui l »so<iea ä ^.ukruk» »v vr. I vwiFuvH vu?k eu LsicLner k. Strikte L 6o.. I V7!r Feb< sodrsiboo SLiiät rvc dvit, äes dllks-8s,v k. Strikt« ck» yiv A Xovto äk viedt Lvi Hnm. e!o »äsr sedr vis! dsit. IV krLxised ckLl-Lvk k ILSSUVF, ckss 8LV Zsods L kost. dl b voäemv 1 : 4 su * v vvvetv, ürrs StLvcklFK vsr ktt vivdt ks ckem V bsNBF« ckss rss ckustrrsl neckst < vlockvr * Kl wsivsot uvck cke 1922 re riasov 30,7 dv vLrikbr vsrlust« von 1,7 uvä I> IS,2 Ui vurvLlo (29,7 x« rsvck ck reickllc ovAvvr ico-tvo 0,47 Ui äsacks riswlie äsrt, I vvv 10 Uodsn seixsu
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