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vjeosiLg, äea lZ. Lripr 1923 117. Jahrgang Uir dic<8«tao»t- Dtadt-u.Post AitNaa«: ->e emsp. 24wm br wm-AriieM 150. tür W E. airSw. Jnierrm. M.270.—. Sonderpreise: gamucrnan, v. Pr,v. vte mw Aeile M. SO.-. «elegcnhetiS-Änzeigen (priv. Nmur) und kV 8 8 8 « d»«> D » g W W W »1 rtcllenanucvote. d»e mm .-seue 75-, Sicucliacluchc die mm-.^e,le ° i»- M. L N. M tL_ M L. jU M »WM M W^W M. 60—.ainll. 'L'ekninnmaiDunqcn. Doppel-mm Zeile M. .ION.-, für M M auSw M.540.-.Reklame72mmvreU. d,emn Z,tlcM.75O.-,farau>Z- wär tge ->t.I200.—.AuSlondSanzeiorn mit Valuia-Aulieblag. Bet ' > Wiederholung Nacvlaü. Platz- und Datenvorse-rijten ohne Der« ;ngspreiies ooer zum vcnmruw aut , tmdltchkcir Sriallungrori Leipzig. — Im ffaile höderer Gewalt crlisclü jede Verpflichtung aul Erfüllung der Anzeigen- H-rnsprewer 170S0—17002. Anzeigen- ! auiträge und Leiirung von Svadenerfav. — Poitiwcckkonto Leipzig V>04 Druct und 'Zerleg Leipziger Verlag«- tlialen, sowie in Berlin, Ullstetndaus. i druLeret G. m. ü. 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Keine Ungerechtigkeit gegen Tote! Northcttffe ist tot; er kann sich nicht wehren, mit dem lebenden Verleger der Leipziger Neuesten Nach richten verglichen zu werden. Deshalb sei — noch vor dem Vergleich — bemerkt, daß Northcliff ein Mann bedeutenderen Formats gewesen ist, ein temperamentvoller Journalist, anständig gegen seine Redakteure (denen er im Testamente Mil lionen hinterließ), kein kleiner Knauser an der Spitze eines großen Blattes, ein Meister der Zei tung, nicht des unlauteren Wettbewerbs. Da von abgesehen aber: welche Fülle dec Vergleichs. Möglichkeiten im Aufpeitschen nationalistischer Instinkte und Kriegsleidenschaften, in raffinierter Propaganda, in Geschäftstüchtigkeit! Northcttffe und Herfurth, Leipziger Neueste Nachrichten und Daily Mail halten einander wohl die Wage, obwohl sie sich wechselseitig verachten. Die Brü der Northcttffe wie die Brüder Herfurth konnten sich vom Ergebnisse ihrer wohl angewandten nationalen Begeisterung Rittergüter kaufen, und Herfurth hätte zweifellos genau so die Baronie erhalten wie Northcttffe, wenn nicht — ja wenn ^icht die Revolution seinen kronprinzlichen Pro- seitor verbannt hätte. Mit dieser einen Aus nahme war allerdings die nationale Hetze auch für die Herfurchs durchaus rentabel geblieben. Der Krieg und die Nachkriegszeit haben zwar das deutsche Dolk seiner wertvollsten Männer be raubt; in Tod und Elend taumelten deutsche Ge lehrte, deutsche Arbeiter, deutsche Frontoffiziere; unberührt aber (wenigstens bis vor wenigen Monaten) blieb das Geschäft der deutschen Hetz- presse, ungebrochen ihr Einfluß auf jene Gut- wütigen, die—nicht alle werden. Wenn heute das Bild des schuldlos leidenden, darbenden deutschen Volkes im Auslande noch immer imperiälistisch verzerrt erscheint, wenn eben jetzt wieder Hun derttausende ruhiger deutscher Bürger unter der Brutalität französischer Generale hungern und bluten müssen, ohne daß ihr Notschrei Widerhall in der Welt weckt: dann trägt die neu entfesselte deutsche Letzpresse dieselbe Schuld daran wie die französische. - , - Nicht das allein! Das traurige Ergebnis des Krieges Hot Deutschland von vielen Millionen Deutschen abgeschnitten, die einst eng zu ihm ge- hörten, sei es daß sie innerhalb seiner alten Grenzen wohnten, sei es, daß sie Bürger befreun deter Staaten waren (zum größten Teile der alten Habsburger-Monarchie). Jedem im Reiche sollte der Gedanke an diese gewaltsam Entfrem deten, nicht Fremden, teuer sein; jeder im Reiche sollte als kostbares Gut die Beziehungen zu seinen Brüdern pflegen, zu den Deutschen der an Polen gepreßten Gebiete, zu den Deutschen der Tschecho- slowakei; sie alle blicken mit einem Vertrauen, das kein Zwang, kein Leid zu schmälern vermag, ins Mutterland ihres Geistes, das ihnen höher steht als das Vaterland ihres Körpers. Was aber tut die deutsche Hetzpresse im allgemeinen, was tun die Leipziger Neuesten Nachrichten im besonderen? Sie machen sich die Geschichts- und Geographie-Fälschung zu eigen, welche die slawische Mehrheit des Prager Parlaments aus- geheckt hatte, indem sie die Moldaurepublik mit ihren 3^. Millionen deutschen Bürgern „tschechoslowakisch" nannte. Auch Herfurchs Presse spricht skrupellos dort von „Tschecho. slowaken", wo es sich um Stammesbrüder in der Tschechoslowakei handelt, und diese Irreführung gutgläubiger deutscher Leser wirkt um so an stößiger, ist um so weniger entschuldbar, ach sie s.ots indem Augenblicke einsetzt, in welchem G e - s ch äfts intereffen der „Leipziger Neuesten Nach richten" auf dem Spiele Stehen. Lin deutsches Blatt vom Range des „Prager Tagblatt" erscheint Herrn Herfurth von dem Tage an verdächtig, an dem es Anteile des Leipziger Tageblattes und der Neuen Leipziger Zeitung erworben hat. Was tut es, daß der Borsitzende der Reichs. Arbeitsgemeinschaft der deutschen Presse in Berlin, daß Georg Bernhard schreibt: Ich möchte Ihnen deshalb ausdrücklich be- ftätigen, daß ich vom Standpunkt des Deutsch tunis aus mir keine zweckentsprechendere und deutschere Politik als die des Prager Tag blattes denken könnte..."; was verschlägt es den Leipziger Neuesten Nachrichten, wenn die. Abgeordnete der größten deutschen Partei in der Tschechoslowakei (der deutschen Sozialdemo kratie), Frau Marie Deutsch, mitteilt: „... bestätige ich Ihnen gerne, daß das Prager Tagblatt unzweifelhaft ein Blatt von deutsch em Charakter ist und deutsche Inter essen vertritt..was kümmert es die Brüder In Erwartung der Kanzler-Rede Keine Kaiastrvphenpossiik — Vorschläge für Verhandlungen Berlin, S. März. Drahtbericht u»serrr vtrlinrr Schristlettun, Die beunruhigenden Gerüchte, die sich an die plötzliche Einberufung des Reichstages zu mor gen, Dienstag, knüpfen, sind unzutreffend. Aus- schlaggcbend für den Entschluß des Reihskanz- lers, die geplante Reise nach München oufzu- geben und im Reichstag eine Erklärung abzu- geben, war der Wunsch der Parteiführer/ in An- betracht der durch die neuen Maßnahmen der Franzosen veränderten Verhältnisse im Ruhr- gebiet einen Bericht des Reichskanzlers über Lis Lage entgegenzunehmen. Die Erwägung, ob nicht anstelle des Reichskanzlers der Reichs- Minister des Auswärtigen diese Erklärung ab geben sollte, wurde schließlich zurückgestellt, da es sich hier um eine Kundgebung handelt, die die Richtlinie der deutschen Politik festlegt, für die der Reichskanzler verantwortlich ist. Es ist sicher, daß sich die morgige Reichstagssitzung zu einer großen. Protestkundgebung gegen die Ver schärfung des Deutschland angetanen Unrechts gestalten wird. Es besteht aber die Absicht, über eine solche Protestkundgebung hinaus die Kanz» lerredc als Mittel zur Erzielung politischer Wir- kungen zu benutzen. Nach den Informationen unseres Sonderberichterstatters ist allerdings Mht zu erwarten, daß der Reichskanzler etwa, dem Schreiben des extremen Flügels der Deutschnationälen folgend, die Herstellung des Kriegszustandes verkünden könnte. Die Reicks regierung steht weiter auf dem Standpunkt, daß den Franzosen keinerlei Vorwürfe geliefert wer- den dürfen, um für ihre Rechtsbrüche den Boden des Kriegsrechtes zu finden. Man darf im Gegenteil annehmen, daß dev Kanzler den Ver such machen wird, unter Betonung der unver- änderten Bereitwilligkeit Deutschlands, p o s i- tive Vorschläge zur Regelung de« Reparationsproblems zu geben, in irgend einer Weise an die deutschen Vorschläge anzuknüpfen, die Staatssekretär Bergmann in Paris den Alliierten übermittelt hak. Man hofft, dadurch die allgemeinen Erörterungen der Reparationsfrage wieder in Fluß zu bringen und etwa vorhandene Pariser DerHandlungsneigung zu ermun- tern. Die französische Politik würde dann die Möglichkeit erholten, zu bekunden, ob sie über- Haupt Verhandlung wünscht oder ob ihre wirk lichen Ziele diejenigen sind, die insbesondere die extremen Deutschnationalen annehmen. Auch fr die innere Stimmung wird viel von der Art der Darlegungen des Reichskanzlers abhängen. Bei aller einmütigen Abwehr der Arbeiter- schäft des Ruhrgebietes beginnen sich allmähilch Besorgnisse einzuschleichen, daß die deutsch- nationalistischen Kriegsexperimente fortgesetzt werden könnten. Man sieht dort mit einem ge wissen Unbehagen, daß sich in zunehmendem Maße die deutschnationälen Kreise als die Pro- tektoren der Regierung Cuno geberden und ist nicht geneigt, sich die irgendwelche nationalistische Nebenregierung gefallen zu lassen. Der Reichs- kanzler Hütte morgen Gelegenheit, durch die Art seiner Erklärungen in dieser Richtung günstige politische Wirkungen zu erzielen. * Wie bis jetzt feststeht, dürfte sich an die Rede des Reichskanzlers die Beratung des Erat» des Auswärti gen Amtes anschließen, doch wird die einleitende Rede dazu vom Reichsminister des Aeußercn v. Rosen berg erst am Mittwoch gehalten werden. Erst dann dürften die einzelnen Parteien zu Worte kommen. Der Reichskanzler selbst wird im Laufe des heut:- gen Abends die Parteiführer bei sich empfangen und auch seinerseits mit ihnen das Programm oer morgi gen Sitzung besprechen, wobei er ihnen voraussichtlich die Grundzüge seiner Rede vorlegen wird. Man nimmt an. daß diese Rede nicht sehr lang sein, h^sst abcr, daß sie starken Eindruck im In- und Ausland« Hervorrufen wird. Vie Hoffnung auf Verhandlungen in Paris T! eener Dea-t»e richt des Le«»z«,er Laqc blatte» Paris, 5. März. Das Ereignis des Tages ist auch für Paris die Einberufung des Reichstages. Einige Blätter ver öffentlichen in Fettdruck die sensationelle Nachricht, daß der Reichstog am Dienstag den Abbruch der diplonratischen Pcziehungen zu Frankreich und Bel gien ankundigen würde. Die meisten Blätter bc- zeichnep diese» Gerücht, aber als unglaubwürdig, La man nicht ciimehmen könne, daß die Nrichsrcgicrung Frankreich eine neuen Borwand zu. noch energischeren Maßnahmen bieten werde. Hie und da taucht auch die Vermutung auf, der Reichskanzler werde am Dienstag die deutschen Vorschläge öffentlich bekannt machen in der Hoffnung, daß dadurch die amerika nist-englische Intervention veranlaßt würde, kin politischen Kreisen glaubt man im allgemeinen nicht an einen Abbruch der Beziehungen. Man bemerkt iiazu, daß ein derartiger Beschluß Deutschlands unter Len gegenwärtigen Umständen ein „Gegenstoß ins Wasser" wäre und nur die Stellung Poincares festi gen würde. Der Gaulois versichert, daß die Der- kündeten eine möglichst schnelle Losung der Krise durch Verhandlungen mit Deutschland herdeiführen würden, aber bisher keine Gelegenheit zur Anknüp fung solcher Verhandlungen gehabt hätten, da Liese nur von Deutschland geboten werde» könne. Diese Feststellung Les Gaulois gibt die Stimmung der- jeuigen Kreise, die den Abschluß der Ruhraktion durch einen „Vcrhandlungsfrieden" erstreben und nicht durch ein Diktat. Bedauern in München Eigener TrohtSeriwt des Leipziger Tagevlatte» MSnchen, 5. März. Die Verschiebung der Reichskanzlercrise nach München hat in allen Kreisen der Hauptstadt Bayerns des lebhafteste Bedauern hervorgerufen. Alle bereits vorberitetsn Veranstaltungen sind natürlich abgesagt worden. Das persönliche fast freundschaftliche Ver hältnis, das den Reichskanzler seit Jahren mit dem Ministerpräsidenten v. Knilling und dem Minister Swweyer verbindet, hätte die Zusammenkunft be sonders herzlich gestaltet. Herfurth, wenn der Geheime Legationsrai Prof. Dr. Saenger in Berlin (auf Grund seiner Erfahrungen als Gesandter des Deut- schenReiches in Prag) in einem schriftlichen Gutachten erklärt: „Auf Grund meiner Prager Erfahrungen scheint mir der gegen das Prager Tägblatt erhobene Vorwurf, es mache tschechische, nicht deutsche Politik durchaus unbegrün- dct..." Was tut'«? Was verschlägt's? Was kümmert's? Nichts! Der unbequeme Kon kurrent bleibt „tschechoslowakisch" (da das Gericht es den Leipziger Neuesten Nachrichten unter Strafandrohung verboten hat, es sogar,,tschechisch" zu nennen!). - Die Zeiten übelster Deutschenhetze der Norch- eliffe-Presse steigen gespenstisch wieder aus ver wesenden Kriegszeitcn empor, wenn man dies liest, doppelt grauenhaft, weil hier Deutsche gegen Deutsche kämpfen und das Geschäft — das klankc Geschäft! — den Anlaß dazu gibt. Dieselbe Presse, die andauernd vom „Dolchstoß" in den Rücken der deutschen Front faselt (be zeichnenderweise hat sie die Phrase aus der von ihr so bitter gehaßten Northcliffe-Presse ent- nomw.en), dieselbe Presse, dft mit dem Wend. gebet „Einheitsfront!" schlafen geht und mit dem Stoßseufzer „Burgfriede!" wieder aufwacht, diese selben „Leipziger Neuesten Nachrichten Fallen wütend einen« tapferen, auslandsdeutschcn Blatte in den Rücken und leisten damit den Tschechisch nationalen wackere. Bundesdienste. Nein, die Parallele zwilchen Northcttffe und Herfurth stimmt in diese in Punkte nicht. Niemals hätten Northfliffes Blätter die New Parker englische Preise „amerikanisch und ausländisch" genannt, niemals behauptet, die Pariser Ausgabe des Ne« Bork Herald sei „französisch und aus- ländisch", oder das englische Blatt in Konstanti nopel sei „türkisch". Niemals! Es blieb einer deutschen Zeitung, es blieb den Leipziger Neuesten Nachrichten Vorbehalten, ein auslands deutsches Blatt, das auf gefährdetftem Posten steht, von rückwärts zu bedrohen und damit 3^ Millionen Ausländsdeutschen zu verstehen zu geben: Ihr gehört nicht zu uns, wir wollen euch nicht, ihr — Tschechoslowaken! Einst wird das deutsche Volk erkennen, » o seine Dolchstöhler stehen, und es wird mit ihnen so bitter ernst ab rechnen, wie noch stets die Wahrheit mit der Lüge abgerechnet hat. Einbruch in die deutsche Botschaft zu Rom ««gener Draht»rrtwtdro Leipziger Tageblatt«» Rom, S. März. Auf die Villa des deutschen Botschafters von Neu rath versuchten Einbrecher in der Nacht zum Sonn tag einen Ueberfall. Das Hauspersonal der Bot schaft wurde jedoch wach und gab auf die Einbrecher mehrere Schüsse ob, wodurch einer von ihnen am Fuße verwundet wurde. Legationssekretär Altenburg wurde von den Einbrechern, die sich ebenfalls mit Revolverschüssen wehrten, durch einen Oberschenkel schuß schwer verletzt. Mussolini, der sofort am Sonn tag früh von dem Ueberfall in Kenntnis gesetzt wurde, sprach dem deutschen Botschafter sein Bedauern über die Tat aus und tadelte den Polizeipräfekten des wegen, daß die Bewachung der Umgegend der deut schen Botschaft ungenügend gewesen sei. Pari», 5. März. Das offiziöse Havasbureau sucht den Einbruch m die deursche Botschaft in Rom zu einer hochpolitischen Affcrire aufzubcmschen, indem es den Deutschen den Versuch unterschiebt, es so darzuftellen, als ob der Einbruch im Auftrage französischer Behörden verübt worden sei. Cs veröffentlicht eine lange Mitteilung, in der es sagt, die Agenten der deutschen Botschaft in Rom verbreiteten, der Diebstahlsvcrsuch sei in« Dienste Frankreich» verübt worden. Die französische Regierung habe sich der Geheimakten der dsuiscdeu Botschaft bemächtigen wollen, um zu erfahren, wie die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien in Wirflichkeit seien. Die Verhafteten, die die Angabe ihrer Namen verweigerten, hätten erklärt, sie seien zu dem Diebstahl von einem Unbekannten an gestiftet worden, der dos Italienische mit stark sran- zösischem Akzent gesprochen habe. Havas behauptet weiter, dir deutsche Botschaft habe die Diebe er wartet, und das Personal sei wie zufällig mobitlueri gewesen. Die deutschen Journalisten seien bereits früh zum Befehlsempfang berufen gewesen. Man müsse erwarten, daß die deutschen Kreise demnächst mit einer neuen Überraschung aufwarten. Zu dem Einbruch wird von zuständiger Stelle noch Mitgeteilt, daß ein großer eiserner Schrank erbrochen wurde und die darin befindlichen Akten und Doku- mcntcurappen entnommen wurden. Das Personal konnte den Einbrechern sämtliches Material wieder ubcnehmen, so daß der Raub vollkommen vereitelt wurde. Ma« zweifelt in Berlin nicht daran, daß es sich bei diesem Einbruch u»r eine politische Aktion handelt. Absage der Stickstoff-Lieferungen Drahtberiwt unserer Berliner Tchrlstlettun» Berlin, 5. Märr. Die Reparationskommission hatte für heute Vertreter der deutschen Regierung zu einer Be sprechung über Stickstofflieserungen an Frankreich, Italien und Belgien eingeladen. Tie deutsche Negierung hat geantwortet, daß sie wegen de» Einfalls ins Ruhrgebiet nicht mehr in der Lag« sei, Lieferungen an Frankreich und Belgien au»- zuführea und daher keine Vertreter zu den Be- sprechungen entsenden könne, hingegen seien un- mittelbare Verhandlungen mit alliierten Ver tretern bereits eingeleitet. Zranzöffsche Meinungsmache in Oesterreich Li« en er Draht »eriwtdkS Leipziger TagtblRt»«» «Sie», 5. Mürz. Der sozialdemokratische Abg Ellenbogen hatte in der Haushaltdebatte des Nationalrates der Regierung vorgeworfen. sie subventioniere Pariser Organe aus einem l.I Milliaren Kronen betragenden Repttlienfonds. Der Wiener Ber- treter der Agence HavaS forderte daraufhin in einem offeiNn Brief den Abgeordneten auf, seine Behauptung zu beweisen, daß die Agence Havas dafür, daß sie auch im Auslande den Ruhm des BundeSlanzlerS zu verkünden hätte, splendid be zahlt werde. Heute antwortet hierauf die Arbeiterzeitung und stellt fest, daß die Wiener amtliche Nachrichtenstelle geradezu ein Unterorgan der Agence Havas geworden ist. Es s« nichts andere», al» ob Pot carö >n eigenes Bureau ünterhalte- Die französische Regierung beeinflusse auf diese Weise einen großen Teil der bffentlichen Meinung in Mitteleuropa, was ihr aus normalem Wege unmöglich sei Bei der