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969 allen.denen vorgezogen, welche zugleich in diesem Kriege gedient hatten, mit nicht geringerem Wohlwollen, als wenn der König Eumenes sel ber gekommen wäre. Es hatten ihn zwei dem äußern Ansehen nach sehr ehrenwerthe Ursachen hergeführt, einmal die ganz angemessene Beglückwünschung bei einem Siege, bei dem er selbst thätig gewesen war, sodann die Beschwerde über den gallischen Kriegssturm, wodurch ihr Reich wäre in Gefahr gebracht worden. Auch hatte er noch die geheime Hoffnung auf Ehrenbezeugungen und Belohnungen vom Se nat, welche ihm unbeschadet der brüderlichen Liebe kaum zu Theil wer den konnten. Denn es waren auch unter den Römern einige nicht gute Rathgeber, welche seine Begierde durch Hoffnungen erweckten; über Attalus und Eumenes sei die Meinung in Nom, daß der eine ein zuverlässiger Freund der Römer, der andere ein weder den Rö mern, noch dem Perseus treuer Bundesgenosse sei. Daher könne kaum ausgemittelt werden, ob das, was er für sich, oder was er gegen seinen Bruder begehren werde, leichter vom Senate zu erhalten sein würde. So sehr wären alle geneigt, ihm zu geben und jenem zu ver weigern. Attalus gehörte zu den Menschen, wie der Erfolg zeigte, der so viel begehrte, als die Hoffnung ihm verbürgte, wenn nicht die kluge Warnung eines einzigen Freundes seinem in Folge des Glückes begehrlichen Sinne gleichsam Zügel angelegt hätte. Es war bei ihm der Arzt Stratius, eben deshalb von dem nicht unbesorgten Eumenes geschickt, um Alles auszukundschaften, was sein Bruder thäte, und ein treuer Warner, wenn er sah, daß er von der Treue abwich. Da dieser kam, nachdem seine Ohren schon eingenommen und sein Gcmüth schon bearbeitet war, so nahte er ihm mit angemessenen Gesprächen, und brachte eine schon beinahe verlorene Sache wieder in Ordnung, indem er sagte, andere Reiche seien aus andern Ursachen gewachsen; ihre Herrschaft sei neu, stütze sich auf keine alte Macht, bestehe aber durch die brüderliche Eintracht, weil einer den königlichen Namen und den ausgezeichneten Kopsschmuck trage, aber alle Brüder regierten. Wer halte aber nicht den Attalus, welcher ihm am Alter zunächst stehe, für den König? Und nicht blos darum, weil er seine gegenwärtige Macht so groß sähe, sondern weil es nicht zweifelhaft sei, daß er bei der Schwäche und dem Alter des Eumenes, der keine Kinder habe, nächster Tage regieren werde? was käme dabei heraus, Gewalt bei