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936 Scheibe, jetzt abnehmend nur als ein kleines Horn glänze, so müßten sie es nicht als eine böse Vorbedeutung ansehen, wenn er sich verdun kele , da er durch den Schatten der Erde verborgen werde. In der Nacht vor dem 4. September, zu der angegebenen Stunde trat die Mondfinstcrniß ein, und den römischen Soldaten erschien die Weisheit des Sulpicius Gallus beinahe als eine göttliche, die Makedonier erschüt terte es als ein trauriges Vorzeichen, welches den Untergang des Rei ches und die Vernichtung des Volkes verkündete, und nicht anders die Seher. Daher war Geschrei und Geheul im Lager der Makedonier, bis der Mond wieder sein volles Licht erhalten hatte. Am folgenden Tage beschuldigten sowohl den König als den Consul einige der Ihri gen, weil man ohne Schlacht sich getrennt hatte — eine solche Wuth zum Kampfe hatten beide Heere gehabt —; dem König war die Ver- thcidigung leicht, nicht nur darum, weil der Feind zuerst offenbar einer Schlacht ausweichend, seine Truppen ins Lager zurückgesührt hatte, sondern auch, weil er die Fähnlein an einem Orte ausgestellt hatte, wohin die Phalanx, welche selbst eine mittelmäßige Unebenheit des Bodens unbrauchbar mache, dahin gar nicht hätte vorrücken können. Der Consul, zudem, daß er den Tag vorher die Gelegenheit zum Kampfe schien vorbeigelasscn zu haben, schien auch dann noch, unter dem Scheine zu opfern, nur die Zeit unnützer Weise hinzubringen, da man bei Tagesanbruch nach dem Zeichen zur Schlacht, welches aufge steckt war, hätte ausrücken müssen. Erst um die dritte Stunde, da er das Opfer glücklich zu Stande gebracht hatte, berief er eine Ver sammlung, und auch hier schien er durch Reden über die geeignete Zeit zum Kampfe und durch unzeitiges Berathen die Zeit hinbringen zu wollen, als der Consul nach mancherlei Gesprächen folgende Rede hielt. 38. Publius Nasica, der vortreffliche junge Mann, hat von Allen allein, welche wollten, daß man am gestrigen Tage kämpfen sollte, mir seinen Rath mitgetheilt, und nachher geschwiegen, so daß man annehmen konnte, er hätte meiner Meinung beigepflichtet. Eini gen Anderen schien es besser, den abwesenden Feldherrn zu tadeln, als ihn persönlich zu erinnern. Sowohl dir, Publius Nasica, als denen, welche insgeheim eben so dachten, werde ich mich gerne bereit willig finden lassen, Rechenschaft über den Aufschub des Kampfes zu geben. Denn weit entfernt, daß ich die gestrige Waffenruhe bereue,