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675 ich daher stillschweigend sterben soll, so wollen wir schweigen und zu den Göttern beten, das; das Verbrechen, welches bei mir angefangen hat, auch bei mir aufhöre, damit nicht durch meinen Leib auch der An griff gegen dich gerichtet werde; wenn aber, was denen, welche in der Einsamkeit umringt werden, die Natur selber an die Hand gibt, das; sie selbst den Schutz von Leuten anrufe», die sie niemals gesehen haben, auch mir gestattet wird, da ich das Schwert gegen mich gezückt sah, einen Laut von mir zu geben, so bitte ich dich bei dir und deinem väter lichen Namen, und du merkst schon längst, welchem von uns beiden der selbe heiliger ist, daß du mich so anhörst, gleich als wenn du durch meine Stimme und mein nächtliches Jammern ausgcschreckt zu mir dem Hülserufcnden gekommen wärest, da du den Demetrius mit Bewaffneten in tiefer Nacht in meiner Halle gefunden hättest. Was ich damals voller Angst bei frischer That gerufen hätte, diese Klage spreche ich jetzt am folgenden Tage aus. Bruder! wir leben schon lange nicht mehr aus dem Fuß, daß wir uns gegenseitig bei Trinkgelagen besuchen. Du willst durchaus König sein. Dieser deiner Hoffnung steht mein Alter im Wege, steht das Völkerrecht im Wege, die alte Sitte von Makedo nien, ja auch das Urtheil unsers Vaters; darüber kannst du nicht hin- wegschrciten, als durch mein Blut. Du machst alle möglichen Anstren gungen und Versuche. Bis jetzt hat meine Sorgfalt oder das Glück deinem Brudermord im Wege gestanden; am gestrigen Tage bei der Musterung, dem Aufmarsch und dem Kampfspicl hast du beinahe eine blutige Schlacht geliefert, und mich hat nichts Anderes vom Tode geret tet , als daß ich mich und die Meinigen habe besiegen lassen. Von einem feindlichen Treffen hast du mich wie von einem brüderlichen Spiele zur Mahlzeit schleppen wollen. Glaubst du wohl, Vater, daß ich unter wehrlosen Gästen würde gespeist haben, da sic bewaffnet zum Trinkgelage kamen? Meinst du, ich hätte in der Nacht Nichts von Schwertern zu fürchten gehabt, den sie vor deinen Augen beinahe mit Stöcken getödtet haben? Was kommst du in dieser Nachtzeit, warum als Feind zu einem Erzürnten, warum mit Jünglingen, welche mit dem Schwert umgürtet sind? Ich habe nicht gewagt, mich dir als Gast anzuvertrauen, soll ich dich, wenn du als Nachtschwärmer mit Bewaff neten kommst, empfangen? Wenn die Thore offen gewesen wären, wür dest du jetzt, Vater! wo du meine Beschwerden hörst, mein Lcichenbcgäng- 45*