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Uben-Aussabe 77. Sahrgang. Nr. »42 DvimerStag, ir. «»vemder imr kll GegrUnoet 18S6 Druck u. PrUag: Llepsch « Reichard«, Dresden. Poftlcheck-NIo. 1068 Dresden Nachdruck nur mN deukl.Quellenangabe IDresdn. Nachr.) sulLsliu- Ilnoerlangl« Schrtllftück« werden nicht aulbewahrt Drahtanschrilt: Nachrlchien Dresden gernlprecher-Lammelnummer: »b»«1 Nur lttr Nachtgelprilche! Nr. rooil Gchriltleitung u. HaupIgelchSItssielle: Dresden - A. 1, Marlenftrabe 88/s» «ejugsgedahr »et tiglich zweimaliger Zustellung monatlich 6.80 Ml. (elnlchllesillch 70 Psg. für DrSger- lohn), durch Postbezug s.ra Ml. etnschlieblich L6 Pl». Vostgebühr (ohne Postzustcliungsgebahr» bei »mal wöchentlichem Verland. Einzelnummer 10 Vl«. «nzeigenpreile: Di« etnlpaltige so mm breite geile »5 Plg., sür auswtirl« «6 Pf«., die so mm breite Rellamezeile 2<x> Pfg., außerhalb 2so Plg. ab», »riienabichlag I«. Daris, stiamilienan,eigen und Eieltengeluche ohne Rabatt 16 Plg., außer- . halb s» Psg. Olleriengebühr so Plg. «uswLrtige «ustrilge gegen Borausbezahlung. RulktrlNserlvijgungen des Kabinetts Sie EnWewimg «es« beim ReMsrWenlen Berlin, 17. Nov. Das ReichSkabinett hat stch heute vormittag nm 11 Uhr zu der angekündigten Sitzung versammelt. Der Kabinettssttzung gingen Einzel» besprechnngen des Reichskanzlers voraus, nach deren Verlaus in politischen Kreisen der Eindruck vorherrscht, daß das Kabinett möglicherweise den Beschluß sassen wird, dem Reichspräsidenten seine Gesamtdemission anznbieten. Kommt das Kabinett zu dieser Entscheidung, so wird eS natürlich zunächst geschäftssührend im Amte bleiben. Der Reichspräsident hätte dann eine breitere Basis sür seine Verhandlungen mit den Parteien. ES ist übrigens nicht anzunehmen, daß der Beschluß des Kabinetts dekanntgegeben wird, ehe der Reichskanzler dem Reichspräsi denten Vortrag gehalten hat. Roch kein Beschluß gefaßt Die KabinettSsitznug bauerte bis gegen IS,15 Uhr. Der Reichskanzler wird den Reichspräsidenten am Nachmittag zur Berichterstattung anssnchen. Entgegen de« Erwartungen, ist der Beschluß über de« Gcsamtrttcktritt des Kabinetts noch nicht gefaßt worden. * Hierzu drahtet nnS unsere Berliner Schriftlettung: Schon das Gerücht allein, daß unter den Füßen des autoritären Kabinetts Papen der Boden wanke, hat zu einer Ucbersttlle von Berechnungen parlamentarischer Schach- und Winkelzüge aller Art geführt, so daß der Ein druck entsteht, als solle Deutschland mit allen Methoden in jene Zeiten znrückgeführt werben, wo die NctchSregicrnng ein Spiclball der politischen Parteien und anderer Gruppen war. Zunächst erscheint es noch müßig, sich an dein Spiel der Vermutungen zu beteiligen, da alles in den Händen des Reichspräsidenten liegt. ES liegen noch keinerlei Gegengründe für die Auffassung vor, daß -er Reichspräsident eine solche Demission nicht annch- mcn dürste. Bekanntlich stellt Reichspräsident v. Hinden burg zur inncrpolitischen Lage zwei Grundbedingungen, an denen er fcsthält. Die erste lautet, daß die Negierung auch weiterhin p a r t c i u n a b h ä n g i g und autoritär sein müsse, und die zweite besteht darin, daß an dem Wirt schaft S p r o g r a m m und den Notverordnungen der Negierung Papen festzuhalten sei. ES ist noch nicht zu sehen, welcher Kanzler und welches Kabinett in der Lage sein könnte, diese beiden Bedingungen zu erfüllen. Als sicher kann gelten, daß der Reichspräsident morgen und übermorgen Besprechungen mit den Parteisührern persönlich haben wird. Möglicherweise wird an diesen Besprechungen Reichskanzler von Papen auch dann tcilnchmen, wenn er sich im Zustande der Demission befinden sollte. Ans diese Besprechungen stellen sich die beteiligten Parteien, vor allem Nationalsozia- list en und Zentrum, bereits heute ein. Beide haben Denkschriften auSgearbcttet mit personellen und sach lichen Vorschlägen, die sie dem Reichspräsidenten unterbreiten wollen. Bei Beginn der Kabinettssttzung traf das Antwort schreiben des Führers der Nationalsozialisten auf die Einladung des Reichskanzlers ein. Ucber seinen In halt wird nichts mitgcteilt, doch trifft es sicherlich zu, baß Hitler dem Reichskanzler die Weigerung mitteilt, mit ihm persönlich zu verhandeln und lediglich mit dem Reichspräsidenten zu sprechen wünscht. Welche Entschlüsse inzwischen das Kabinett gefaßt hat, Ist noch unbekannt. ES wird auch strengstes Stillschweigen darüber gewahrt. Ob eS -n einen« Angebot des Kanzlers, persönlich zu demissionieren, kommt, ober zum Angebot der Gesamtdemlssion, oder, was durchaus nicht unmöglich ist, zu keinerlei Aenderung der Lage, ist noch nicht zu übersehen. Nie Auslassung brr Ralivnaliozialillrn Berlin, 17. Nov. Im „Angriff" veröffentlicht am Donnerstag Dr. Goebbels eine Betrachtung der Lage, wobei er unter anderem schreibt: Bevor man überhaupt an eine Lösung der großen deutschen Krise herantreten kann, muß der Reichskanzler betseitctreten und tencn politischen Kräften das Feld sreigcben, die befugt sind, im Namen der Nation zu reden und zu handeln. An dieser un bezweifelbaren Tatsache wird auch der Herr Reichspräsi dent nicht vorbetkominen können. Die nationalsozialistische Bcivcgundg ist, selbst nach der Einbuße vom 6. November, allen anderen Parteien so weit voraus, daß sie für sich die Führung der bentschen Politik nicht nur beanspruchen kann, sondern auch beanspruchen muß. Ma» verstehe uns nicht falsch. Menn die nationalsozia listische Bewegung in der Bereitschaft zur Bcrantwor- tungSlibernahme auch die Pflicht sieht, ein gleiches oder doch wenigstens entsprechendes Maß an Macht zu fordern, so entspringt das nicht etwa parteipolitischer Willkür, die sich bedenkenlos über politische Begebenheiten hinwegzusehen versucht. Wo gibt es einen Ausweg au» diesem Dilemma? Ürder englische König würde in dieser Situation Adolf Hitler rufen und ihm die Bildung einer neuen, im Volke verankerten Negierung in die Hand legen. Sollte das, was in England selbstverständlich ist, in Deutschland unmöglich sein? Und hier liegt auch der einzige Weg, der ans der Krise herauSführt und neue Znkunftsmöglichkeitcn er öffnet. Die Ziele des Aentrums Berlin, 17. Nov. Die Verhandlungsführer beS Zentrums, die Abgeordneten KaaS und Joos, haben, nach einer Mitteilung des NeichSgeneralsekretariats der Deutschen ZentrumSpartet, dem Reichskanzler am Bußtag nachstehende Ausführungen überreicht, worin die Haltung des Zentrums folgendermaßen umrissen wird: „Der einzige Ausweg aus der gegenwärtigen unhalt baren Lage ist die Bildung einer Negierung, die in voller Wahrung der Rechte des Reichspräsidenten und einer zicl- bewnßtcn, starken Staatsführung die seit Monaten unter brochene Verbindung intt der Volksvertretung wiederher stellt und sich ln einer festen Mehrheit den «nentbehr, lichen Rückhalt schafft. Nur so kann eine friedliche und organische Weiterentwick lung im politischen Leben der Nation gesichert werden. Nur so kann der deutschen Wirtschaft die Ruhe gewährleistet Gens, 17. Nov. Der englische Außenminister Simon hielt heute in einer öffentlichen Sondersitzung des Büros der Abrüstungskonferenz seine seit Tagen mit größter Span nung erwartete große Rede über die neue Auffassung der englischen Regierung zu den Grundfragen der Ab rüstung. Simon sprach wie üblich frei mit großer rheto rischer Geschicklichkeit und Sicherheit und führte in seiner ein stündigen Rede unter anderem anS: Die französischen Vor schläge stellten eine so eingehend ausgearbeitete Behandlung der AbrttstungSsrage dar, daß eS nicht nur unvorsichtig, sondern unmöglich sei, hierzu in Kürze Stellung zu nehmen. Die Vorschläge verdienten von jeden, Standpunkt aus eine genaueste Prüfung. Die englisch« Negierung erkenne durch aus den Geist dieser Vorschläge an und sei für diese Vor schläge dankbar. Die englische Negierung habe jedoch im Gegensatz z» den französischen Vorschlägen nicht die Ab sicht, einen neuen Plan vorzulegen, der mit dem franzö sischen Plan In Wettbewerb treten könne. Die englisch« Ne gierung suche vielmehr z« einer internationalen Vereinbarung in der Ab» rüftnngSsrage z« gelangen. In dein gegenwärtigen Augenblick beschäftige die englische Negierung zunächst eine Vorfrage, die nach ihrer Aus fassung in einer endgültigen Weise gelöst werden müsse, bevor man zu der Ausarbeitung eines ins einzelne gehenden Ab- rüstungSplancS schreite. Die englische Negierung suche jetzt die Grundlagen für eine Lösung der Gleichberechtigungs frage zu finden. Diese Frage halte die Arbeiten der Abrüstungs konferenz auf. Die Erklärung, die er im Namen der eng lischen Regierung hierzu abgcbe, werde eine Be seilt» gung dieser Schwierigkeiten ermöglichen und die Lage in der Weise wieder Herstellen, daßsämtltche Mitglieder der Abrüstungskonferenz gemeinsam an der Ausarbeitung des konkreten internationalen AbrüstungSplaneS aus einer ge meinsamen, befriedigenden Grundlage Mitarbeiten könnten. Simon betonte sodann, baß er sich der Einfachheit halber bet der Behandlung der GletchberechtigungSfrage nur mit dem Fall Deutschland befassen werde, obwohl auch die gleichen Erwägungen für Oesterreich, Ungarn und Bulgarien gelten. Er legte dann den Standpunkt der englischen Regierung zu der GletchberechtigungSfrage in folgenden vier Punkten dar: Punkt 1: Der Vertrag von Versailles ist ein In strument, das sämtliche Unterzeichnerstaaten bindet. Die allgemeinen anderen Verträge können nicht durch einen einseitigen Akt beseitigt, sonder«, nur auf dem Wege eines Abkommens abgeänbert werden. ES handelt sich hierbei insbesondere um die A b r tt st u n g S a r t i k e l und die Wiederherstellung des Vertrauens. Der französische Plan enthält den Vorschlag über die Rekrutierung der Kontincntalarmecn, der »n einer Abändernng der Be stimmungen des Teiles V des Versailler Vertrages und damit zu einer Anwendung beS Grundsatzes der Gleich, berechtig»«« führt. Punkt li: Aus der Präambel zum Teil 5 des Vertrage» > und. ElemenceauS gleichzeitiger Erklärung im Namen der werden, die wesentliche Voraussetzung ihrer Erholung und ihres Ausstiegs ist. Nur so kann Deutschland in die welt politischen Auseinandersetzungen um seine Gleichberechti gung und finanzielle Wicdcrgesundung mit der Autorität eintrcten, welche die Größe der zu bewältigenden Aufgaben und der außenpolitlschcn Widerstände verlangt. Eine nüch terne Prüfung der Äcsamtlage ergibt, daß die Zusammenfassung der politischen Kräfte zu einer starken Not, und Arbeitsgemeinschaft, deren Bildung sachlich durchaus möglich ist, unter der gegen wärtigen politischen Führung und im Nahmen des gegen wärtigen Kabinetts ausgeschlossen bleibt. Hieraus ergibt sich die zwingende Notwendigkeit, daß die Rcichöregtcrung ohne weiteren Verzug durch einen freiwilligen Schritt ihrerseits dem Herrn Reichspräsidenten den Weg für die Durchführung der groben Sammelaktion fr ei «nacht. Die Deutsche ZentrumSpartet stellt für das Ziel der Schaffung einer starken, volkSvcrbnndcncn Negierung und sür die beschleunigte Durchführung ihrer Ausgaben jede verfassungsmäßig verantwortbare Mitarbeit. zur Ver fügung." Retchsra» am Frettao nachmtttav Berlin, 17. Nov. Der Rcichsrat ist für Freitag nachmit tag zu seiner nächsten Sitzung einbcruscn worden. Als wich- tigster Punkt steht auf der Tagesordnung die Beschlußfassung über die von bei« Vereinigten Auöschüücn zum Streit des Reiches mit der preußischen Staatörcgierung Braun ge faßte Entschließung. Alliierten ergebe sich ohne Zweifel, daß die Deutschland auf erlegte Abrüstung zu dein Zweck beabsichtigt und ausge sprochen wurde, um ein wesentliches Maß der allge meinen Abrüstung cinzulcitcn. Punkt S: Ohne gewisse Abrüstungsmaßnahmen anderer Staaten unterschätze«« zu wollen, bleibe die Tatsache be stehen, daß, während Deutschland den Beschränkungen des Friedensvertrages unterworfen ist, andere Rationen der Welt «och nicht gegenseitigen bindenden Bcrpslich» tungen zur Begrenzung und Herabsetzung ihrer Rü» ftungen unterstehen, abgesehen von den F l o t t e n v e r t r ä g e n in Washington und London. Eine wettere Tatsache sei, daß andere Na tionen sich noch diejenigen Massen erlauben, die durch den FrlcbcnSvertrag Deutschland verboten sind. Punkt 1: Inzwischen sei Deutschland ein vollberechtig tes Mitglied des Völkerbundes geworden, und es habe das unbestreitbare Recht erlangt, eine gleiche Stellung einznnchmen. Der englische Außenminister wiederholte sodann die Erklärungen, die er bereits im Unterhaus abgegeben hat. Diese Erklärungen, so führte er aus, seien die Grund bedingungen, durch deren Erfüllung die durch die Forde rung nach Gleichberechtigung entstandene Frage gelöst wer den könne. Die englische Regierung schlage vor, 1. Alle europäischen Staaten sollten sich in einer feier» lichen Erklärung znsamniensindcn, daß sie unter keine« Umständen versuchen werden, irgendwelche gegen» wärtigen ober künftigen Streitigkeiten «nter stch mit Ge» walt z« lösen. S. Di« Beschränkung der bentschen Rüstungen solle« i« der gleichen AbrüstungSkonventio« enthalten sein, die auch die Rüstnngsbegrenznngen der anderen Staaten be» stimme« wirb. Aus diese Weise wirb der Teil V des Versailler Vertrages für Deutschland durch bas künftige Ab» rüstungSabkomme« ersetzt. S. Die «eusormulierte» Begrenzungen der deutsche« Rüstungen habe« die gleiche Dauer und werben den gleiche« Revisionsbedlugunge« «nterworse«, wie die fämtlicher übrige« Mächte. Dies bedeutet eine Aenderung von aller größter Tragweite, da gegenwärtig die Entwaffnungs klauseln beS Versailler Vertrages im Gegensatz zu allen onstigen internationalen Abmachungen zeitlich un- «egrenzt sind. Der Grundsatz der Gleichberechtigung ordert jedoch, daß in Zukunft keine Unterscheidung mehr iber die Zeitdauer der Abrüstungsbestimmungen unter den einzelnen Staaten gemacht wird. Sämtliche Unterzeichner staaten beS künftigen AbrüstungSabkommenv müssen stch in der Frage der Dauer der Revision in der gleichen rechtlichen Lage bcstnden. 1. Liste der Waffe«: Deutschland erklärt, daß e» nicht die Absicht habe, aufzurlisten. Deutschland wünscht viel mehr die Anerkennung des Grundsätze», daß die bett andere»« Mächten erlaubten Waffen Deutschland nicht Nr SimonS «roße MMmigSntc ln Sons Mas Deutschland erlaubt, was verboten bleiben soll