Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320830013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932083001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-30
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.08.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VlMEktÜl erordentlichen rnveretn» in «an» dem »mm, da» sol- ich«» Laguna chen Bauern. » AuRührun- » dem Reich», e nach Kräften tcht der West, für zielklare rfundung au». lgenben Wort- lern de» West, ttdermittelten »ufbauwtlltgen der» treu zu- et von Hin- r City »rogramm der ttnen durchaus gt sich auch in auf dem Lon- leit wird über de» Reichs- Zährurm». oder chzusühren und gwangSanleihe rrktärung lnger Kabinett tber die Grund- »ng künftig gc- «trachte es als ufammenwirken ii« bekenn« sich chen StaatSaus- e Gerechtigkeit ütze ihre» Han- Thüringen soll rtreten werden, rson, Förderung ,on Arbeit und und mit aller mtschiedenst« be- hterhaltung de» ragenden Tra- gieruna e» wei- m deutschen Ge rbung und der rhelsen. ^Lt Rostock >on mrvnttz nach gen de» Jenaer hwtndigkeit löste , ins Schleudern sen, Regierung». > schwere innere nS Krankenhaus r Pfeifer wurden cker Prtvatklintk > Wagen steuerte, kche sttve Zkre-tte kanisch«« Bank« für rvo Millionen >llar knrrsriftiger NS n Hohe von rund k der Reich», -«rückerstattet in verstärkte» hzuführen, Itcn und Erneue programm könnte rfllhrt werben wie freien Nelchöbahn- vürtig gezwungen, on 8000 bi» 1<1000 r treffen. Diese en, und eine Neu- n könnte erfolgen, hierfür durch die n Wege geschaffen chaften !r Freien Gewerk tem sozialdemokra- istdenten ein Tele- en de» RelchSkanz- ieichSregterung al» ungsmäßig garan- Bereicherung der id Angestellten* be- appellieren, „einer ustimmung zu ver- c der Arbeiter und ^ang hiermit bringt sen der Freien We in Papen» mit Ent» ntt größter Skepsis ern mit einer Prä- eist darauf hin, daß Hiebungen Tür und Kleinigkeit für die aß einer von ihnen i aufntmmt, um sich if jährlich zu sichern. >er Löhne etntreten ing neuer Arbeit», n „Abend" durchaus >uf die Gefahr, daß nenelngestellte Kol. es Lohne» erscheinen laten ein Stück von rstttnde der Beleg. »gau-lurvermeidltch» »Mr stricht zu stiuer ReichslasSlruktion Sie «bgeokdueten letfteu den r««el» Vrat»tro«lüuvg anuorvr UorUoor Sebrittlaliang Berlin, Sv. August. Im Hotel Katserhof trat heute die nationalsozialistische NeichStagSsraktton in Anwesenheit Adolf Hitlers zu ihrer erste,» Sitzung zusammen. Ucber die Sitzung gibt die NetchSlettung der NSDAP, einen Bericht »u», in dem e» heißt: Di« heutige erste Sitzung der nationalsozialistischen RetchStagSfraktton wurde vom Fraktionssithrer Dr. Frick mit einer Begrüßungsansprache eröffnet. Dann nahm der Parteiführer Adolf Hitler das Wort zu Ausführungen über die Stellung der Nationalsozialisten zur politischen Lage. In einem kurzen Ucbcrblick streifte er den gtgan- fischen, arbeits- und opferreichen Kampf der Bewegung und ihre bisherigen Erfolge, regierend bereits in zahl reichen deutschen Ländern und im Reiche eigentlich nur noch bekämpft wegen des Maßes an Macht, baS die Be wegung beanspruche gegenüber dem, was die Gegner ihr noch vorenthalten zn können glauben. Zwar werbe einer Bewegung, die nach allen Gesetzen des Rechtes — auch des Rechtes der anderen — de» Anspruch hätte, zu herr schen, dieses Recht heute noch verweigert, aber gerade des halb sei der Steg der Bewegung, der absolut sicher sei, nur noch eine Frage der Zeit. Niemals habe er mit mehr Ruhe und Zuversicht der Entwicklung entgcgcngcsehcn als beute. Der Anspruch der Bewegung ans die Macht werde auch von Negierungüseite heute nicht mehr bestritten. Aber man wolle ihr bi« Erfüllung ihrer «Ansprüche i« Formen bieten, die sie zum selbständigen Handeln «nsähig machen. Wenn er die Haltung einzelner Persönlichkeiten der Regierung im Hinblick aus ihren Wirkungskreis auch zu würdigen wiße, so hätten sie doch alle, außer einem, nur ihre Namen einzusctzen. Die nationalsozialistische Be wegung habe aber nicht einen Namen einzusctzen, sondern 14 Millionen deutscher Menschen, die hinter ihr ständen. Diese Bewegung des deutschen Bolkes, die größte Organi sation, einzigartig im deutschen Volke gewachsen, sei heute oie Nation und habe die Pflicht, sich als solche zu fühlen. Solange bet der Regierung eine Auffassung herrsche, wie die bezüglich Beuthcns zum Ausdruck gekommene, könne die nationalsozialistische Bewegung diese Negierung nicht mit ihren, Namen decken. Hier kenne er keine Objek tivität. Er habe kein Verständnis dafür, daß für einen polnischen Insurgenten, der einst gegen unsere deut schen Brüder in Schlesien gestanden hat, fünf National sozialisten unter bas Fallbeil sollen. „Hier bin ich nicht objektiv, sondern subjektiv. Wer sür Dentlchland kämpft «nd lebt, streitet und, wenn eS sein muß, stirbt, hat alles Recht, und «er sich gegen Deutschland wendet, hat gar kein Recht." In einer Frage, die den Staat selbst tresfe — und der Sieg des Kommunismus sei eine Angelegen heit, die den Staat angche —, könne sich dieser nicht einfach neutral darüberstelle»». Die nationalsozialistische Bewegung habe den ungeheueren Vorzug, ein einziger operattonS- sähtger Faktor zu sein. Als Führer könne und werde er jeden Weg beschreiten, der die Bewegung und damit die Nation dem Ziel näher führe. Die Gegner selbst wissen, baß ihnen tu der nationalsozialistisch«» Reichstags fraktion nicht SSV Mann gegenübertreten, sondern diese Fraktion tret« ihnen wie «in Maun gegenüber. Sie werbe dem ganzen deutschen Volk, das heute auf Ne blicke, ein Beispiel grenzenloser Disziplin geben. Man könne wohl ohne Reichstag regieren, aber man könne nicht ohne das Volk regieren. Das heute regierende System müsse scheitern an dem gänzliche»» Fehlen einer lebendige» Verbindung mit dem Volk. Die Millionen hätten den Abgeordneten der nationalsozialistischen Bewegung das Vertrauen ausgesprochen in der Hoffnung, daß sie dein beut- schen Volk nun ein anderes Gesicht geben, als die anderen Parteien es getan hätten. In dieser Erwartung würben sie nicht getäuscht werden. Das Volk »volle Mnt, Kraft, Entschlossenheit und Fähigkeit sehen. Wer dies be weise, dein werde cS folgen. Ganz gleich, ans welcher Ebene die nationalsozialistische Bewegung fechten werde, kapitu lieren werbe sie nicht, sondern kämpfen bis zum Siege. Sie sei ii» jeder Stunde bereit, wieder vor die Nation zu trete»». Das müsse der Gegner wissen. Nach weiteren Ausführungen Hitlers, die von der Fraktion »ntt einem Begeisterungssturm ausgenommen wur den, legte der Fraktivnssührer für die gesamte Fraktion und nach ihm jedes einzelne FraktionSmitgltcd das Gelöbnis in die Hand des Führers, in unverbrüchlicher Treue und alle zeit wie ein Mann hinter ihm zu stehen. Sitzung der -eutschnationalen Fraktion Berlin, SV. August. Die deutschnationale Pressestelle teilt mit: „Die deutschnationale NeichStagSsraktion trat am Montagnachmittag zusammen. Diese erste Sitzung der neuen Fraktion wurde vom bisherigen Fraktionsvorsitzenden Dr. Oberfohren erössnet, der die wieder- und neugcwähltcn Abgeordneten begrüßte und Mitteilung davon machte, baß die aus Landwirtschastsltsten gewählten Abgeordneten Dr. Schenk, Freiherr v. Staufsenberg, Haag iWttrttcm- berg) und Abicht (Thüringens der deutschnationalen Frak tion als Mitglieder bcigetreten sind. Die Fraktion bestimmte daraus, daß der bisherige Vorstand die Geschäfte zunächst wettersührcn soll, und ernannte die Mitglieder für die maß gebenden Ausschüsse. Darauf folgte eine eingehende politische Aussprache. Die Fraktion beschloß, sich an denjenigen Sitzungen des Reichstages, die unter dein Vorsitz einer aus Moskau herbeigeholten Scudbotin des Bolschewismus statt finden, nur insofern zu beteiligen, als es sür die technischen Maßnahmen zur Konstituierung des Reichstages notwendig ist. ES kam hierbei zum Ausdruck, daß nichts den Tiefstand des Weimarer Parlamentarismus stärker kennzeichnet als der Umstand, baß die Eröffnungssitzung des neuen Reichs tages zu»n Schauplatze kommunistischer Propaganda gemacht werden soll." Feueryefecht zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten Berlin, 20. August. In Charlottenburg, wo sich ein nationalsozialistisches Verkehrslokal befindet, kam es gegen L8 Uhr zwischen Kommunisten und Nattonalsozialistcn zu einer wüsten Schlägerei. In deren Verlauf wurden etwa SO Schüsse abgegeben und drei Nationalsozialisten verletzt, so daß man sie ins Krankenhaus einliefern mußte. Das nationalsozialistische Berkehrslokal wurde von der Polizei, die die Bansenden mit dein Gummiknüppel auS- etnanderjagte, nach Waffen durchsucht. Zwei Pistolen und ein Dolch, deren Besitzer nicht fcstgestellt werden konnten, wurden beschlagnahmt. Die Polizei sah sich gezwungen, 88 Sistierungen in dem Lokal vorzunehmen. Wie »vir nach träglich erfahren, sollen bet dem Naushandel etwa 40 Kom munisten und 80 Nationalsozialisten beteiligt gewesen sein. Kommunistischer Retchsketter verhaftet Stuttgart, SO. August. Der frühere Letter der Kominu- ntsttschen Partei Bezirk Württemberg, Schlaffer, ist bet einer Besprechung in Stuttgart, an der er in seiner Eigen ¬ schaft als Reichsleiter des Kampsbundes gegen den Faschis mus tetlnahm, verhaftet worben. Ueber die Gründe der Verhaftung ist noch nichts bekannt. Der Aufstau- in Sü-brafilten Rio de Janeiro, 20. August. Wie verlautet, haben sich mehrere führende brasilianische Politiker, darunter frühere KabinettSmitgltcdcr, dem Ausstand in Sao Paolo ange schlossen. — Die brasilianische Negierung teilt mit, -aß die Negierungstruppen die Stadt NtbeiropoltS ein genommen und die Aufständischen an verschiedenen Stellen in die Flucht geschlagen hätten. Ehtneftfcho Angriffe auf Muk-en abgeschlagen Mulden, 20. August. Die japanischen Truppen haben am Montag zwei Angriffe der chinesischen Freiwilligen auf Mukdcn abgeschlagen. Auf dem Flugplatz in Mulden sind zwei Flugzeughallen abgebrannt, die von den Chinese»« in Brand geschossen wurden. Die Zusammenkunft auf Forsey Unterredung Herriot—Samuel Pari», SS. August. Die französischen Minister mit Herriot an der Spitze sind ain Montagvormtttag auf der Insel Jersey eingetrofsen. Kurz darauf trafen auch der britische Innenminister Sir Herbert Samuel und der Gouverneur der Insel ein und hießen die französischen Minister im Namen des Königs und der englischen Regie rung willkommen. Obgleich amtlich daran festgehalten wirb, baß es sich um eine private Begegnung handelt, »veist die Pariser Abendpresse doch daraus hin, daß man wohl aus Jer sey nicht verabsäumen werde, die Krage der Abrüstung «nd ter deutschen Gleich, berechtlgungsforoerung z« streifen. Die „Liberts" betont besonders, daß sich die Minister besprechungen hauptsächlich auf die militärischen Klauseln des Versailler Vertrages beziehen würden. Ain Quai d'Orsay wurde Sen» Berichterstatter einer englischen Nachrichtenagentur erklärt, baß die Zusammen kunft Herriot-Samuel in Uebereinsttmmnng mit dem eng lisch-französischen VertraucnSabko»umen stehe, in dein ein ständiger gegenseitiger Meinungsaustausch vorgesehen ist. Bros BenMss del Außenminister Simon London, 20. August. Der dentschc Geschäftsträger in London, Graf von Bernstorfs, sprach am Montag im Foreign Osftce vor. Er hatte eine längere Unterredung mit dein englischen Außenminister Simon. ES ist anzunchmen, daß in der Unterredung der deutsche Anspruch aus Gleich berechtigung besprochen worden ist. Der Selbstmord »es AmtSieriWratS Mel Hamburg, 20. August. Zu dem Selbstmord des Amts- gertchtsrats Dr. Wtbet, des Vorsitzenden tin Calmette- prozctz, erfahren »vir noch: Dr. Wibel hatte sich von seine»» Nervenzusammenbruch wieder so weit erholt, daß er bereits seine Rückkehr in den Dienst in Erwägung gezogen hatte. Gewissermaßen znr Nachkur war ihm jedoch sein Urlaub zunächst noch verlängert worden. Diesen Nachurlaub ver brachte er bet einer nahen Verwandten. Diese stellt ent schieden in Abrede, daß Dr. Wibel geisteskrank gewesen sei. Er habe auch keinerlei Mcrl'Acichen einer besonderen Schwermut gezeigt. Natürlich habe er unter dein AuSgang des EalmetteprozesseS seelisch schwer gelitten, aber cS habe den Anschein, als wenn er durch die Ereignisse nach dem Prozeß ain tiefsten getroffen worden sei. Am Sonnabend habe er das Hans zur üblichen Zeit zu einem kurzen Spa ziergang verlassen, von dem er bann nicht mehr zurück gekehrt sei. Es sei nicht anzunchmcn, daß Dr. Wibel den Gedanken zu einen« Selbstmord bereits gefaßt hatte, als er den Spaziergang antrat. Der Entschluß müsse ihm ganz plötzlich gekommen sein. DKB. und Brünner Aochverratsprozeß Brünn, SO. August. In Ser heutigen Sitzung des Brünner „Hochverratsprozesses" kam es wieder zu einem Vorfall, der bezeichnend ist sür die Einstellung des Staats anwaltes. Unter der ungeheuron Menge von Schriftstücken, die zur Verlesung kamen, befand sich auch ein ArbeitSvor- schlag sür die Jugendgruppc Aussig des DHV. sDcutsch- nattonaler HandlungSgehilfennerbands, der einen kanf- männischen Lehrgang mit sogenannten „S ch e i n f i r in e n" betraf. Das schic»» dem Staatsanwalt lehr verdächtig, ebenso die einleitenden Worte, baß sith die DSV.-Jugend an das Vorbild des Alten Fritz und seiner bis in den Tod getreuen Soldaten gehalten hätte. Der Staatsanwalt behauptete da her, der DHV. sei ein Bestandteil der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei. Das gehöre alle? zusammen in einen Topf. — Nach langem Hin und Her wurde die Wctterverhandlung auf Dienstag vertagt. Gin Polizeibeamte!- nie-eryefchofsen Eisenach, 20. August. Ein Polizeibeamter hielt nachts zwei verdächtig erscheinende Miinner an. Einer der Männer riet dein Beamten, als dieser sic anssordcrte, die Hände aus den Taschen zn nehmen, zu: „Hände hoch!" und gab sofort zwei Schüsse auf de»» Beamten ab. Der Beamte brach schwer verletzt zusammen. Wie verlautet, soll der Mann, der die Schüsse abgab, an der Mütze ein kommunistisches Abzeichen getragen Haven. Bisher hat man von bei» beiden Verbrechern noch keine Spur. Erlauchte GSfte tu Kosterwitz Bon Knrt Liebmann „O Hosterwltz, o Ruhe, Ruhe!" Seit diesem Juvelrus Carl Maria von Webers sind etwas, über hundert Jahre vergangen. Säße heute der Komponist des „Frei schütz" in seinem Commcrncst an der oberen Pillnitzer Landstraße, so würde er über den Lärm der Motorräder und die JimmyS und Foxtrotts des nahen Gartenlokals fluchen und sich in einen Waldwinkcl des BorsberggcbictcS zurück ziehen. Nimmt man jedoch die Beherrschung der Landstraße durch das Tempo des 20. Jahrhunderts als unvermeidlich hin und tritt in den Garten des WebcrhanseS, so umfängt einen »och der ganze, jetzt vielleicht etwas gepflegtere Zauber jener ländlich-idyllischen und dabei tragischen Zeit, in der hier, wie WIldenbrnch singt, „ein heiliger Quell entsprang: Freischütz, der EwigkcttSgesang", in der ein Genius dem kranken Körper das Höchste abgewann und in der aus dem Nafen, zwischen den Beeten, in der Laube eine geniale, heiter und skurril ausgelassene Gesellschaft bet Moselwein oder Champagner hernmschwärmte. Die Astern, Geranten, Rosen und Glockenblumen glüh- ten schon so, als begeistert, musikbcrauscht, Carl Maria von Weber ai» Ihnen entlang schritt. Ueber den Nasen hüpfte der Affe des Komponisten, verfolgt von dem kläffenden Pudel des behäbigen Jean Paul. Auf dem steinernen Sitz in der alten Mauer saß LudwigTteck und entivarf feurig seine Ideen von dem Verhältnis zwischen Orient und Okzident. Und in Weber begann die Musik des „Oberon" zu klingen. „ Diese Atmosphäre ist geblieben und bleibt. Bleibt wie die Blumen, wie das Licht, wie das Abendrot, wie die „holden, zanbrisch-schönen" Hügel des ElbtaleS. Um 1800 hatte Hosterwltz 113 Einwohner. Die Elb- tviesen wachsen üppig blumig bis in die Gärten. Der Berg wald rauschte nahe. Als Heinrich von Kleist 1801 ans einem Kahn von Aussig nach Dresden fuhr und bewegt von dem Jdnll der Weinbauer- und FtscherhänSchen „sich ein ganzes künftiges Schicksal aiiSmaltc", nämlich Landmann zu werden und mit der Natur schassend verbunden zu sein, da erschütterte ihn auch der Frieden des Hostcrwitzcr Kirch turms und Kirchhofs mit seiner immergrünen Baum- Vegetation. Dieses Wesen der Landschaft, die Natur und der Fr»«- den, die auf die damaligen Menschen wirkten, sind auch heute noch da. Tritt man abends, wenn die kleine, alte Frau oben in» Kirchturm die Glocke läutet, durch das berankte Fricdhofstor, wandelt zwischen den alten Gräbern, siebt hier den Grabstein des Hosdtchters Augusts de» Star- k e n, dort das Grabmal eines S i l b e r p a g « n, der 18jährig 1788 bei Pillnitz ertrank, läßt sich bann auf die niedrige, bröckelnde UnifassnnaSniaucr nieder und lauscht dem ein tönigen Klang der Glocke, so werden die Wesen leibhaftig, die hier weilten: von den Wallfahrern St. Maria am Master bis zn den Malern Gerhard undWtlhelm vonKügelgen und L u d w i g N t ch t e r, von Schopen hauer bis zu dem tauben und halbblindcn Dichterphtlo- sophcn HteronnmuS Lor n«. Sie alle wurden von dein Zauber der Dorfidylle mit ihrem so südlich-fremdartige.» Kirchhof angezogen. Einige verweilten nur kurze Zeit, nahmen von dein Zauber etwas mit und wanderten weiter. Andere wurden dauernd fcstgehalten. Selen wir ganz still. Die Seelen wandeln leibhaft. Dort zwischen Grabsäulen steht ein langer, schmaler Mensch. DaS bleiche Gesicht, die scharfgcschnittene Nase ist edel wie eine Gemme. Ucber die Halskrause fällt lichtblondes Gelock. Es ist Schiller. Er kam aus Loschwitz. Die Chaise wartet in» Dorf und wird ihn nach Pillnitz weltertragen. Wer studiert dort so interessiert die Plastik des Stlbcr- pagcngrabmals? ES ist der junge Alexander von Humboldt. Er wird in zwei Jahren den Chimborasto ersteigen. Jetzt, 1707, ist sei», Ziel der BorSberg. Junge, Helle, begeisterte Stimmen bringen um die Kirche. AuS einer Schar schwärmerisch bewegter Jünglinge ragt eine hohe Gestalt, der Dichter Friedrich Leopold von Stolberg. Er bringt eine Ode vom BorSberg mit und liest sie mit lauter, pathetisch schwingenber Stimme vor: In deinen Tempel trete ich, Natur, und bete an. Und weihe deiner Feier mich, Und opsre, was ich kann. Der Reim ist schlecht, aber die Begeisterung ist echt. Begeisterung ist auch in einer anderen Schar von Jüng lingen. In ihrer Mitte liest Theodor Körner mit Heller Stimme vor: „Folge mir jetzt in mein Tal. Ii» langen, silbernen Kreisen wälzt die Elbe den Stroin weit aus Bohemien her." Die Kirchturmglocke läutet immer noch: vim-vaum, bim- baum. Ein verbissener, fast greisenhaft anmutender, steif etnherschreitender Mensch blickt ärgerlich nach dem Kirchturm und äußert etivaS zu seinem Reisebegleiter. ES ist der 20jährige Arthur Schopenhauer, versunken in die Idee der Welt als Wille «nd Vorstellung. Sein Begleiter ist der weitgereiste Joh. Gottlob von Quandt, nach besten Plänen baS Jagdschloß auf der Schönen Höhe bet Dittersbach gebaut wurde. Er war auch der Freund Goethes. Die Avenbglocke bat auSgetönt. Ich wache au» der Vis. n auf, schreite zwischen den VcbenSbäumen hindurch und nähere mich dem Eingang der Kirche. Eine neue Vision bannt mich. In dein Salbdunkel des Ktrcheninneren, vor den Veuchtfenstern des Altars, stehen zwei Menschen mit tief glühenden Gesichtern. Ich höre, wie sie von Schellings Naturphilosophie, von Weltseele «nd geistiger Landschaft sprechen. ES sind der Naturphilosoph und Psnchologe CaruS und sein Freund, der Maler Caspar David Friedrich. Ich trete zurück und verkäste, bewegt von so viel Leben auf so kleine»« Trbenflcck, den Friedhof. Ich wandere die Dorfstraße entlang. In den Gärten blüht eS spätfommerlich in grellen Farben. So ist die Atmosphäre der sttkideutschen Wcinbörfer, wie Ne Hölderlin in seinen Hymnen verewigte. So ist die Stim mung Jean Panischer Natnrschwärmcreten. Ist es ein Zn- sall, daß zwischen diese»» Blumen-, Obst und Weingärten der Philosoph der Blumcnseelen wohnte? Ich trete hinter der Schnbe in den kühlen Flur eines in der Farbe mit den Herbstlilumen wetteifernden gelben Sauses und sitze bald einer freundlichen, überaus zuvor- koninicndcn und sehr lebendigen alten Dame gegenüber, die mir von dem Naturphtlnsophen Gustav Theodor Fechller <1801 bis 18871 erzächlt, dem Begründer der Psycho- Physik nnd Verfasser von „Ranna oder über das Seelen- leben der Pflanzen". Hier in diesen Zimmern hat Fcchner mit seiner Frau viele Sommer lang gelebt und gearbeitet. Fräulein Weber, eine Vermandte Fechners, erinnert sich noch der metaphysischen Ges,»räche und beschreibt mir den aelstbelcbten Philosophen. Vor »ntr liegt eine Photographie des Ehepaares Fechncr: zn-ci sehr feine, zarte, ätherische Gesichter, sehr stark an NovnltS erinnernd, nur älter. In einen, Origtnalbrics FechnerS finde ich den bezeichnende»» Satz: „Die stille Seelenwelt der Blumen hat in uns eine gemeinsame Vertretung gefunden." AVer nicht nur die Romantik und Allseelenphilosophie ist auf dem Hosterwitzer Buden gewachsen, auch streitbare Kämpfer und Freigeister Huben sich in diesen idyllischen Winkel zurückgezogen. Eineli der einflußreichsten Mitglieder des „Jungen Deutschland", k»Ie kämpferische rind dämonische Natur Gustav Kühnes <1800 VIS 1888s hat hier Ruhe gesucht. Drüben am Berghamg baute Kühne sein HauS. Hier rebellierte der Wcltheiltge gegen die christliche Askese. Hier vollendete er Schillers „DcmetrinS". Hier besnchte ihn der Jungdeutsche Theodor Mundt. DaS Goethesche Kind, Bettina von Arnim, kam nach Hosterwih und trieb dort ihr genialisches Wesen. Kühne berichtet in einem Brief von dem „kometenhaften Wessen, von de»» unmittelbaren Ein. fällen des kindlichen GcntuiS und allen Grillen kindischer Seltsamkeit". Ucber die Gärten senkt isich der Abend. Ich lenke meine Schritte noch einmal zum Friedhof. Den Hohlweg vom Fluss« her schritt einst An ton Ru binstein. Er lebte in der Landvillencinsamkcit von Klein« zschachwIH-Zschleren und kam, um dem Genius Karl Maria von Webers zu huldigen. Und ein Größerer, Richard Wagner, kam von Graupa nach Hosterwih. Der Schöpfer des „Lohengrtn" weihte sich tr» Hause de» „Freischütz"« Komponistcn. Ich beuge mich Nbeic einen Grabstein: JultuS Hammer, geb. 7. Juni 1810, gest. 28. Ang. 1802. Hammer hatte in Pillnitz sein Hau». 1834 brachte Tteck sein Lustspiel „DaS seltsame Frühstück" auf der Dresdner Hofbühne zur Aufführung. Sein Hauptw-erk ist die aus dem Erlebnis de» Orients und des Freimaurer»««» gewachsene Svruchgedicht« sammluna „Schau um dich und in dich". Der Mittelpunkt seiner Lehre ist die Gelbstqchtung und brüderliche Liebe zum
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)