Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141219013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-19
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonnadenü, 19. vnemdrr l9l^. LrtpH»a»r ^ogrdlate Nr. 643. Moryra-Nussavr. Settt 7. Kunst- Mssenschaft und Unterhaltung Neue Zorschuagen Furel Steins in Zentralasien. Am L August 1913 hat Auvel Stein vom Kaschmirtal« aus sein« dritte Forschungsreise in Zentralasien nordwestwärts nach Lhiiral und dem Hindukusch zu angetreten. Ueber deren Ergebnisse berichten die „Naturwissenschaften" (Verlag von Julius Springer in Berlin) nach den Mitteilungen Steins: Das in früheren Zeiten jedenfalls dichter bevölkerte Land enthielt viele Ruinen aus vor mohammedanischer Zeit; «s zeigten «ich zahlreiche Reste von Ornamenten graeco-buddhistischer Kunst, und aus verschiedenen Inschriften ging hervor, das) die Chinesen im 8. Jahrhundert bis hierher vor gedrungen waren. Bon Chitral aus gelang'.« Stein über den Mintakapaß nach Chinesisch-Turkestan, wo er zunächst nach Tafchkurghan und dann im tief «in geschnittenen Tale de» Kara-tasch nach Kaschgar marschierte, wo die Expedition am 21. September anlangte. Hier wurden die letzten Vorbereitungen zu einer Winlerexpedition in das Tarimbeck.m ge- troffen, die am 9. Oktober angetreten wurde. Zu nächst wurden die am unteren Kaschgar darja ge legenen Ruinen von Maraldaschi und der benach bart« Masar-tag besucht; dann wandte man sich süd östlich, überschritt den Tarim und rrnchte den Khotcn-darja. an dessen Ufern man flugaufwärts bis nach Khotan marschierte, dessen weit ausgedehn- trs Ruinengebiet Stein auf seinen früheren Expe ditionen schon eingehend untersucht hatte. Rach tur- zem Aufenthalte wandte sich nun der Reisende den alten Kulturstätten am Nordsuge des Altyn-tag zu und besuchte zuerst das seit dem 4. Jahrhundert n. Ehr. verlassene Oasenreich am unteren Niya- darja. Es gelang ihm, hier frstzustellen, das; die völlige Verödung nicht, wie bisher angenommen wurde, infolge Wassermangels, sondern dadurch ein getreten ist, daß eine plötzlich auftrctenoe Ueber- schwemmung die weit verzweigten Berieselungs kanäle, auf deren Vorhandenfein die Existenz der Oasr beruht«, für immer zerstörte. Während Stein weiter ostwärts reisend aus teilweise neuen Wegen über Andere und Tsertjen nach Tjarchlik am Lop-nor gelangte, reiste sein Topograph Rai Lal Srngh, der die ganze Route bis hierher topographisch ausge nommen hatte südwärts weiter, um seine Auf nahmen im Altyn-tag fortzusehen. Die Forschungen Steins am Lop-nor waren sehr ergebnisreich; di« Lopwüste mit ihren ausgetrockneten Flugarmen und Lalzsümpfen wurde topographisch und archäologisch durchforscht; aus einem alten Tempel bei Mian konnte ein wertvolles graeco-buddhistisches Fresko- gemälde fortgeschafst werden. Besondere Ausmerk- »amkeit widmete man dem Kuruk-darja, dem nörd lichsten, jetzt verlassenen Mündungsarm des Tarim in den Lop-nor, sowie der ehemaligen Ausdehnung des alt«n Lop-nor. Auf der uralten Verkehrsstraße, auf der sich zur Zeit des antiken Seidenhandels ein lebhafter Verkehr ostwärts durch die Sandwüste bis zur Großen Mauer bewegt hat, gelangte Stein zum 2uli-ho, der ehemals in den Lop-nor sich ergoß, und zu den verfallenen Resten des Limes, d.')sen Wach türme eingehend nach chinesischen Inschriften unter- sucht wurden. Nach einem kurzen Besuch der „Hallen der tausend Buddhas" setzt« Stein im Frühjahr 1914 den Weitermarsch in die chinesische Provinz Kansu fort. X. I*. Leipzig, 19. Dezember. -lenes Theater. (Neu einstudiert: „Oberon".) Es ist erstaunlich, daß ein todkranker Mann wie Weber noch solch eine Musik schreiben konnte, die, abgesehen von dem Reichtum der Melodie und des charakteristischen Lokalkolorits, in der Ozeanarie, und der Slurmszene noch unmittelbar an den genialen Schöpfer des „Freischütz" er innert. Die Verkehrung aber des epischen Stoffs ins Dramatische brach „Oberon" den Hals. Es ward ein Schaustück, eine Attraktion für London, aber seien wir offen, heute wirkt es leider nicht mehr, dieses Konglomerat von Sze ¬ nen, der Reiz de- Märchens, den der Schern der Theaterlampen zunichte macht und der vor Ehre und Liebe fast aus allen Fugen gehende Ritter, der gar kein Held ist, sondern nur immer vom Elfenkönig hin und her geschafft wird, um eine „Neugruppieruna" zu gewinnen. Was ernst der Vater Wieland fein und graziös, zuweilen auch mit vielsagendem Schmunzeln erzählt,' er stirbt im Theatergetriebe. Webers „Oberon" macht vornehmlich dem Dekorateur, Maschrnen- merster und Beleuchtungsinspektor zu schaffen. Ihre Kräfte verstand Georg Marions Regie denn auch zusammenzusassen und nach aller heutiges- tags vorhandener Möglichkeit zum guten zu wenden. (Ihrer Kostspieligkeit wohl bewußt, wünschten wir uns doch zu Weihnachten eine neue Theatersonne. Denn Rczras Freudenschrei bei ihrem Verschwinden war wirklich berechtigt.) Die 'Rotwendigleit, die in Rede stehende Neu- studierung Kapellmeister B. Pocsts um zwei Wochen zu verschieben, gereichte zum Nachteil der gestrigen Vorstellung. Sie ging langsam und langweilig vor sich und es jehltc ihr der emporrelßende, faszinierende Zug, der den Hö rer aus der Theaterwelt hinauszusühren ver mag in das Reich der Phantasie. Im allgemeinen ward auch oft zu wenig schön gesungen. Weber stellt hier große Anforderungen, die gestern teil- werse unerfüllt blieben. Eäcilie Rüfche-Endorjs Rezia ist von früher her genugsam beiannt, aber mancher scl-arfe Ton der Höhe beeinträchtigte diesmal den Gesamteindruck der Leistung. Ton- studren und weit ausgiebigere Atemtechnil wür den R. Jägers Hüon den Intentionen des Ton dichters gewiß viel naher bringen. Als Scl-ecas- min und Fatime repräsentierten sich E. Albert und Luise Fladnitzer von dec vorteilhaftesten gesanglichen und schauspielerischen Seite, und aus der Menge der „kleinen Leute" dieser Oper tra ten Lia Stadtcgger und Hans Mütter (Puck und Akmanjor) erfreulich hervor. In den Chö ren wollte das und jenes zuweilen nicht ganz klappen, dagegen zeigte sich in den Tanzen der Ballettmeisterin Emma Grondona viel Ge schmack. Das Haus war außergewöhnlich stark besucht und ein Idealist schrieb dies dem Zauber von OberonS Horn zu, aber der Gute irrte sich. Denn der letzte Tag der Theaterautscheine war angebrochen und Männlein und Weiblein lamen eilend herbei, sie noch zu Thaliens schönen Fü ßen niederzulegen. Luxsa Lsgmtr. O * Sine neue Operette von Kurt Zorlig ist soeben ferttggestelli woroen und trägt oen Titel: „Der schwarze Husa r". Der Text stamm, wieder aus dec Feder von Dr. Julius Blumenthal. Das Werk erscheint im Lessing-Vettag und wird von da in Kurze an die Buhnen mm Versand gelangen. * Kleine Mitteilungen. Man berichte', au? Stettin: Das hiesige Sladtmufeum hat neuerlich zwei erhebliche Zuwendungen zu verzeichnen. Zu nächst hinterließ der unlängst verstörten« Ehren bürger Stettins, Geheimrat Dr. Schar lau. der Stadt den Betrag von 30l.0t-.-z zu Mu.eumszweckcn. Dann hat ein u n g e n a n n t e r B ü r g e r der Stadt 1t,0000 .ck zur Ausschmückung des Kuppelbaues des Museums mit dec Mafzgaoe gespendei, da» die Wandgemälde und die gegebenen Falts zu beschaffen den s.atuen in Beziehung zum grofzenJahr 1» 4 stehen und eine Erinnerung an dieses darstellen füllen. — Front Wedekind mar schwer ertrankt, befindet sich aber erireulicherweife wieder aus dem Wege der Besserung. * Rudolf Hans Bartsch über sein Drama: „Ohne Gott". Bor einiger Zelt ging die Nachricht durch die Zeitungen. daß die An führung des Dramas: „Ohne Gou" von Rudolf Hans Bart.ch von d.r öster reichischen Zensur verdaten worden >ei. Der Autor weift im „B. T." daraus hin, daß er sein Wert zurück gezogen habe. Die Zuschrnt von Rucolf Hans Burtich lauter: „Mein Drama „Ohne Golt" wurde keines wegs wegen religiöser Bedenken verboten; es schildert da» Seelenleiden einer ungläubigen Mutter, die durch ihre Glaudlosiakeit zu einer Verzweiflungstat getrieben wird, und schliesst mit dem wieoererwachen- den Gottesgeiühl der Atheistin, ist al:o nicht nur religiös empfunden, sondern auch glaudensdesaheno. Ich selber zog im friedlichen Einvernehmen mit der Behörde das Stück für Oesterreich zurück, weil in diesem Lande Missverständnisse möglich gewesen wären, die ich bei Aofassung des Stuckes lFrubling 1b14j nicht haue voruussehen können Das Stück spieit 1800 in Süddattnatien, zur Zeit des Auistanoe» rn den Bocche di Caitaro und tonnte jetzi der der Serbien feindlichen St.mmung wegen der ähnlichen Koirume uno anderer zufälliger Aehntichkei.en irr tümlich für eine Darstellung oer jetzigen groszjervischen Bewegung gehalten werden. Für das Deutsche Reich sind die,e Dinge fast belanglos, und »ch denke, da« ma>l vie.e ganz unpolitische Tragödie einer Mutter dort ruhig auf,ü.,r«n können wird, Gerade in die en Tagen, wo jeoer seinen Herrgott lucht, wild das Ringen eines gtau. ensdurstigen Herzens eher ver- flanden werden, a,s in Tagen geoankenlo en Genusses." * Der schtiftstellerische Rachlatz von Eregoroviu» vernichtet. Man ichrervt aus Königsberg Be» der ^erflorung der S.aot Reldendurg durch die Russen ift auch das Rathaus ein Raub oer Flammen geworden, in dem der künstlerische uno ichrist- ftellensche Nachlafs von Ferdinand Gregoiooius auf- oewa„rt wuroe. Der Beriasser der „Ge.chichle der Stadt Rom lm Mit elalter", bekanntlich ein ge borener Neldenvurger, hatte feine Sammlungen und Manuikripte seiner Vaterstadt letztwillig vermacht Leider ist es nicht ge.ungen, die tostoare Sammlung zu retten Auch vas Geburtshaus des be rühmten Geichichtsichrelbers ist durch die Ruffen heruntergebrannt woroen. * Geh. Hosrat Dr. Ludwig Radlkoser. der frühere langjährige mehrer oer Botanik und Konieroaior der botani,chen Sammlungen an der Universität Mün chen, vollendet am 19. d M. das 85. Lebens jahr. Der greise Gelehrte, der einer aug fehenen Münchener Familie entstammt, hat fast »ein ganzes Leben >n ferner Vaterstadt zu,.«bracht. Urfprüng.tch Mediziner, folgte er nach Ablegung der ärztliuien s.aa.spiüiung und kurzer Tättaleit am Munuiener Augeme.nen Kra.iten.ause »einer ausgeiorochenen Neigung ,ür brologtiche Stuoren uno »pezrell »ur Botanik. Unter Leitung M. I. Schleidens, oes Be- gluitd.r» der pflanziichen Zellente.re, erwarb er l8v0 rn Lena ore pl-ttowphoch« Dotlolwuroe und kehlte dann nach erner längeren ^tudlcnreife nach Frankreich und Gngmnb m »eine bayerische Heimat zulütk. «eine Jeneilier Doktor,chrril „Die Befruch- .u,ig der Bt,anerogamen" und zwei sich daran an- schtteoende grofzere arbeiten „Der Be.rachtungsprvzefj ii.t Bjlüi.zenreta," uno „Ueber Par.henogenefis" brachte., ore richtige Lo»ung eines damals viel um- uriltenen Hrootems, des Befruchtun soorganges im Pflanzenreich. 1857 habilitierte »ich Naoitofer an der Munwe .er Unioerfttä. und wurde 18o9 zum , auueroroentlichen. I8aö zum ordentlichen Profesior j der Büianik ernannt. Mit grofzer Rüstigkeit »etzte I er »eine Lehrtätigkeit bi» ins Hoge Aller »ort, und s eru vor wenigen seme,lern Uetz ihn «in berechtigtes Ruheveoülsnis »eine »ehr gefchutzlen «emlnarübungen für Vorgerücktere einstellen A s »ehr wichtig und »olgenre.ch erwies sich die von Raolioser zuerst be- taiigle Glniüq.ung der anulomifchen Methooe in tie botaniiche ischtemauk. Auch oucch »eine Beiträge zur öffentlichen Ge»unohe»lspfle,,e, insdewuoete ur Lehre von der Reinhaltung der Flusse, erwarb er flch anerkannte Verdienste Biele Jahre Hin du.ch war er Mitherausgeber der „Zeit,a>r»ft für Blo.ogl« * Krieg und Astronomie. Unsere Astronomen suä-en ihre For,chungen unbeirrt durch den Weltkrieg sortzusetzen und dabei weiter mit den Faä-genofjen anderer Länder Hand in Hand zu arbeiten. Zu die»em Zwecke ist, wie der Leiter der Zentratstelle für astronomische Telegramme in den astronom.jct-eii Nachrichten mitteitt, für die Dauer des Krieges dre folgende Vereinbarung getroffen worden. Um auch unter den jetzl bestehenden Verhältnissen den tele graphischen Nachr.chlendl«nst in möglichst vollständi gem Umfange aufrecht zu erhalten, ist mit dem Direktor der Kopenhagener Sternwarte ein Uebereinkommcn getroffen, laut besten dieser bis auf weitere« ermächtigt ist, im Namen de« Leiter» der Kieler Zentral st elle all« für die Zentral stelle bestimmten Mitteilungen au« dem Ausland« anzunehmen und die Verbreitung der telegraphischen Nachrichten an dte Mitglieder der Zentralstelle außerhalb Deutschlands uno Oesterreich-Ungarns auszuführen. Die innerhalb Deutschland» und Oesterre'ch-Ungarns befindlicl-en Mitglieder erhallen die Nachrichten wie bisher und haben auch ihrerseits alle Mitteilungen unmittelbar an die Kieler Zen tralstelle zu richten. * Martin v. Schanz, der bekannte klassische Philo log« der Universität Würzburg, ist am Dienstag im Alter von 72 Jahren gesiorb« n. In der Welt der Wissenschaft genoß Sä-anz einen hervorragenden Ruf Die Augen der großen Oessentlichteit zog er auf sich, als er im Jahre 1902 — Sä-anz war damals Rektor der Würzburger Universität — mit dem Senat wegen einiger Aeußerungen des Kultus ministers Dr. o. Landmann seine Demission andot. — Schanz wurde 1842 in Uechtelhausen bei Schweinfurt geboren. Nach Beendigung seiner philologischen Stu dien in München, Würzburg, Bonn und Göttingen habilitierte er sich in Würzburg, wo er 1870 a. o. und 1883 o. Prosestor wurde. Außer der großen Kritischen Plato Ausgabe ist als das bedeutendste Werk Schanz' seine Römij'he Literaturgeschichte zu nennen, di« von 1890 bis l!)08 in sieben Bänden in München erschien. * Die Bcr.incr Technische Hochschule im Winter semester. Ueber den Besuch der Technischen Hoch schule zu Vertin macht das soeben erschienene Perionatverzeichnis bemerkenswerte Angaben. Wahrend im vorigen Wtn.erhatbfahr 2298 Studie rende und 724 andere Hörer, zmammen 3022. gezählt wurden, ist »n dle,em Knegswinter die Zahl auf 510 -f- 174 — 684 zmammengeichrumpft, also auf noch nicht 23 Prozent der vorjährigen Besucherzahl. Dte in diesen Tagen erfolgt« Einziehung des Land sturms hat sie sicher noch verringert. Einen erheb lichen Bestandteil der Sludenienichaft bildeten hier stets di« Ausländer. Noch im Sommer d I. waren cs 584 oder 22 Prozent der Gesamtzahl, die 2634 betrug. Am stär'.sten vertreten waren von den uns jetzt feindlichen Staaten die Russen (67) und ihre Schützlinge, die Serben (24), bann folgten Pottu- gte,en U3-. Engländer UOj und 1 Belgier. Fran- jio,en sehlten, wt« säst immer, ganz: sie besuchen ryre artderuumre Potytechnliche Schul« in Paris. Oesterreich »anbte 137, bte Türkei 19 Sludenten, die ncul-aten Balranlänoer 215, darunter allein 156 Numanerr, dre übrigen neulraten Länder Europas zusammen 52. Dazu kamen noch 32 Amerikaner und 14 Afiaten, wohl mer»l Japaner. — Im laufenden Hatdfahr fehlt die erste Gruppe natürlich ganz. Unsere Verbündeten stno durch 29 Oester.eichcr und 6 Turten vertreten, die anderen Batlantünder durch 70, das ädrige Europa durch 29. Amerika durch 16. Asien »China- duich 7 Ltuberuen. Dre 157 Aus länder bedeuten 23 Prozent der Gesamtzahl 684 so daß der Prozentlatz gegenüber dem Sommerhatbiahr jogar noch ern wenig gestiegen ist. * Hochschulnachrichten. Der Hilssbibliothekar an der Königlichen Bibltoihek in Berlin Dr. phtt. Ernst Hefermeht ift «in Alter von 33 Bar.ren gestorben. — Der ordentliche Honorarprofessor »ür kta.sfiche Philologie, praktische Padagogn, Lidattlk uno Ge,chlchte des Sclulweiens an der Universität Münster i.W.,Geh.Ral Dr Paul Cauer begeht am 17. D -emver den 60. Geb urts tag. — An der Univer- »>tä. Jena erwarb sich Fräulein Erna Reimann aus Berlin als erne Dame oen Dok.orgrad der staatswtßemchatten mit einer Dissertation über „Die Frau als Angestellte im Hamelsgewerbe". — rvte man mittellt, hat sich an oer Berner Uni versität Dr. Otto o. Greyerz für Sprache und Literatur der deutschen Schweiz habilitiert. Auf dem ferdischen Kriegsschauplatz ist oer Prtoatdozent »ür tta,si»a,e Philologie an der G r a z e r Uruverstlät Profeßoc am «kaatsrealgymnasium Dr. phll. Jo,eph Statz er geiallen * Die erste medizinische Promotion in Frank furt a. M. An «.ec „rantfurter Univelsitac uat aenern Eouard G r ü n e r aus Mannheim, der als Unterarzt bei dem 80. Jnsanlerle-Reglment tätig war, als Er,ter das meoiziniflhe Doktor-Examen gemuchr. Peters ürautlakrt. Eine Geschichte aus den steirischen Bergen von 4j Ernst R. von Dombrowski. Während Peter unten in feiner Keusche noch bi- tiej in die Rächt nach seiner Art mit der Lisl stille Zwiesprache hielt, schritt diese auf scheuen Sohlen, die begangenen Wege meid-nd, mit einem kleinen Vünoet über die Scharte nach oer Relchsstraße hinab und auf kueser hurtig weiter gegen die Hauptstadt. Als sie im Mond- schein die lange, weiße Zeile vor sich sah, und den harten, ebenen Grund unter den Fügen spürte, reckte sie srch und gab sich vor, froh zu sein über die Kraft, mit der sie sich vor sich selbst bewahrt hatte. Am Morgen grng Peter nicht zur Arbeit. Er legte sein bestes Gewand an und streg nach der Langalm empor, um von der Bäuerin in alter Form die Hand ihrer Nichte zu erbitten. Es war ihm ein harter Gang, aber es sollte alles m Ehren geschehen und bana um den Eriolg war th.n Nicht, denn wenn die Bäuerin nicht Ja und Amen zu seiner Werbung sagte, dann, das wußte er, ging die Lisl mit ihm erst recht bis an das Ende der Welt. Im Walde war es Peter heute an dem glutheiß aufsteigenden Lommecinorgen zu tot und still; kein Luftzug regte sich, kein Vogel, lied durchtönte die beschauliche Ruhe, in der die Natur nach getaner Arbeit Feiertag hielt nnd der Reife entgegenharrte. Er hätte gerne laut hinauSgejubeit, so voll war >h.n das Herz in überquellendem Jugendhosfen, aber daoon hielt ihn sein Jägersinn zurück, denn der Jäger be trachtet es als eine Entweihung, das Revier mit zwecklosem Lärm zu stören, eS ist ihm wie die Kirche dem Gläubigen, die dieser nur in Sammlung und Anda )t betritt. So ginz auch Peter hin, aber nicht in aszetischer Demut, son dern hocherhooen cus Gläubiger am Leben, als Andächtiger zum Gottesdienst der Liebe, den seine Seele hielt. An einem wetten, hochwaldgesäumten Hau blieb er lächelnd stehen. Da war auch ein Freier, und ein schmucker und schncOiger dazu. TaS Rehwild stand in der Brunst, und Mit hastenoen Flüchten trachtete sich ein Schmatreh oer stür mischen Werbung eines rapi-aten Boaes zu ent- ziehen, hin und der, im Kreis und im Zickzack ging die tolle Fahrt, und Peter ,ah oem fchiieß. iich im Hochhotz verschwindenden Paare nach uno schmunzelte vor sich hin: „Grad a so is die Lisl vor meiner ausg'risfen — aber i kriegs aal" Und nun hätte er ovch fast mit einem Hellen Jauchzer das rote Paar gestört. Eine Strecke weiter, a»s ihn wieoer dichter Bestand umschloß, vernahm Peter p-ö^lich hohe, kreischende Töne, die in ein langanhattendcs, get. lendes Gelächter übergingen. Das war die när rische Felbermirl. Peter wäre der verrncuen Alten gerne ausgewichen, aber es war zu spät, an ihrem Krückstock halb humpelnd, halb hüpfend bog sie schon um eine Ecke des Weges und hob, als sie Pe.er erbli.itc, ihr greuliches Lachen von neuem an. Ter Mirl sah cs niemand mehr an, daß sie einmal das schönste Mädel auf Meilen.unde ge wesen war. Hände und Gesicht mahnten in Form uno Farbe an die Rinoe des Hartriegels, die gebückte Haltung ließ die Alte höckerig erschei nen, vorn am Halse hing ihr ein langer Kropf und die triefenden, graugrünen Augen konnten nur glasig, seelenlos vor sich hinstarren oder in teuflischer Bosheit aniguiheu. Aber einmal >var die Mirl schön gewesen, und sie zählte kaum siebzehn Jahre, als sie ein junger Htlfsjäger ins Unglück brachte. Darüber und über den bald wu glauben war der Pfarrer ebenso machtlos .e der Doktor. Bon den übrigen Gemeinde. nach der Geburt erfolgten Tod ihres Kindes war sic verrückt geworden; anfangs nur trübsinnig und menschenscheu, aber mrt zunehmendem Alter bildete sich eine Bosheit bet ihr aus, die so gefürchtet war, daß man sie auch weiterhin litt, um so mehr als ihr der VoitSmnnd wie so vielen ihresgleichen geheime Kräfte und Fuhigk iten zu- schrieb. Sie betrieb verstohlene Wunderturen an Mensch und Vieh und gegen den sie schirm.ndcn Aberglauben war der Pfarrer ebenso machtlo se l - Mitgliedern diitete sich ein jeder, selbst nur im geheimen Ueole- über sie zu sagen, und kam sie betteln, so gab man gern und reichlich, um sie rasch wieder tosziuverden uno sich, oie Seinen und das Vieh vor ihrem büfen B.ick uno ihren sonstigen Zauberkünsten zu schützen; oen.l k.ahte irgendwo der rote Hahn aas voer gab es Wasier. not, Mißernte, Kralith.it und Tod, so schrieb man der Felbermirl ebenso sicher die ^schmo zu, wie wenn ein Kranker oder eine Kalbin von s^iverem Siechtum genasen. Ganz frei war niemand im Dorf von abergläubischer Scheu vor ihr, und so konnte sie ungestört ihr We,en treioen, das übri. gens bis au, altertet Schaoernack in Wahrheit ganz harmlos blieb. Der armen Btoottniug^.i ge nügte wie manchem Erleuchteten der Schein ihrer Macht. „Der Peter! Der Peter!" schrie sic dem Entgegenkommenden zu. „Gehst eppec die Lisl suchen? Ja, such's nur, aber net aus dec Lang, alm, die ls verhext, weil mi die Langhof^äuecin wegg'jaHt hat wie an Hund! Der Tripel Hal s' gholt, d>e Lisi, und hat s' aufigsetzt auf'n Scho- derspitz, daß si die Alte gift, fixt es net, ganz droben auf der Höh?" „WaS weißt denn Du von der Lisl!" „Was i waaß"? Mehr wie du! Daß s' durch gangen is gestern auf d' Nacht! Sie nuro scho wissen, warum, und du aa! Jetzt Hal s der Tetxei gholt und au igse -t au,'n Schaderspitz. sixt es nit"? Uno da wiro ihr Kindl im Eis ganz kalt und ganz still, und dann kommt s scho von selber wieder runter, die Lisl, und dann gehn wir zwa mtteinand, 's Kind» suchen — weg- gnommen Ham s' e« mir und eingscharrt — aber i find'-, i find -!" Und sie kniete auf dem Bo- den nieder und begann MooS und G^as auSzu- reißen und mit den Händen den Boden anfzu- wühlen. Die Felbermirl war heute gänzlich unzurech nungsfähig wie immer, wenn man sie irgendwo rauh abwie-, aber PeierS bemächtigte sich doch eine bange Sorae und in langen Sätzen eilte er zu der nicht mehr fernen Langalm hinan. Dort erfuhr er von einem Knecht, daß die LiSl lat- sächlich seit gestern abend verschwunden sei, nie mand wisse wohin. Die Lanahofoäuerin selbst matz ibn nur mit einem verächtlichen Blick und schlug ihm die Tür vor der Nase zu, während dle Knechle uno Mägde, die dec Lisl nicht grün waren, untereinander kicherten. „Da, Peter,"' rief eitler oer Burschen her über, indem ec ein dralles, junges Ding vor schob, „nimm dir die Kathl, bei dec hast es besser!" Aber Peter kehrte sich nicht an den Spott und eilte zurück nach dec Stelle, an oer er die Felbermlrl getroffen, um vielleicht von dieser Näheres zu ersahcen, doch gruu sie immer noch, leise wehilagend, weiter und eS war kein Wort aus ihr herauszubringcn. Nach ein paar Lagen halten die Langhof- bäuerin und dec Gemeindevorsteher mit .^ilse der Polizei erfuhren, wo sich Lisl besand, aber sonst wujjte das niemand, denn über die Bitte der Bäuerin hielt der Vorsteher reinen Mund. Es war ihr lieber, wenn nran die Lisl für verunglückt hielt, als wenn nran erführen hätte, daß sie ihr bei Nacht und Nevet davongelau,en sei, um einen Dienst in der Stadt anzutreten. An ein Zurückholen dachte sie Nicht und sie ließ sogar, ui» den Schein zu rvahren, oie ganze Alm absuchen, so daß sich nach und nach allgemein dec Glaube verbreitete, Lisl müs.e in den Bergen umgekommen sein. Die Klatichinauler ha.ten gute Tage, die einen jagten, List l-abe sich ein Leid angetan, weil sie es bei dec Langhojbäuerm nicht aushalten konnte, die andern brachten ihr Verschwinden mit Pelec in Verwindung, und diese Annahme schien an Wahrscheinlichkeit zu gewin nen, ai- man erfuhr, daß ern Hütbub die beiden an jenem Abend eng umschlungen bei dem Mar. terl gesehen hatte. Peter brachte erne Woche mit richelvsem Tu- chen im Wald bis aus die höchsten Zchrcf.'en zu. Von Tagesanbruch vi- in die sinkende Nacht streifte er umher, stieg in die wildesten Schluch ten und Spalten hinab, die vor iym vielleicht noch kein Mensch betreten yatte, und mcO,t." im Freien halt, wo ihn eben der Einbruch der Fin sternis überraschte, um mit dem ersten Niorgen- grauen sein hoffnungsloses Forschen iortzuieyen. (Fortsetzung iir der Lbendaus-ab«^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)