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A-en-AuSsa-e «uni 1932 ».Sah«««. kll Druck u. Vkckaz: LIepIch ck Net<taN>t, Dlktdrn. Po!Ucheck-»w. c»6» r»«l>en Nachdruck nur mit drult.ourllrnangad« iDretdn. Rachr.I »uILIUg. Unvertangl« Echrittftückr werden nicht aulbewahr« »ratztanlchrlsti «achrtchien »rerden gernwrecher-Eammelnummer: »ö«tt Nur Mr Nachtgripriche: «r.uoolt Schriilleiiung u. H-M»geichi!i«I,eIie: Dresden. «. », Martenstrab« »»/«» Gegrünöet 18S6 »qug»g«KHr de> UgNch »wetmaNger Austeilung monatlich 8.70 «k. keinlchliebttch 70 Psg. sstr rrigee- lohn), durch Postbezug 8.80 MI. etnlchtiebltch 56 BI,. Postgebühr <ohn« Poltjustellungtgebühr) bei 7 mal wbchenilichem verland, tttnjelnummer >0 Big. «nielgenvretle: Die einlpaliige so mm breit« geil« 36 li»g., lür auswärt« so PI,., die »o mm breite Nellamejeite rao Psg., auberhalb »»0 Big. ab», ltrilenablchla, lt. Dorti. gamilienanzeigen und Ltellengeiuche ohne Rabatt lb Psg., rmtzer- halb Sb Psg. Ollertengebühr »o Big. «uSwärttge «ulträge »egen Vorausbezahlung. Englische Hoffnungen auf Lausanne Einlknkkn der ftmz-Mm Rtükkuns? Atn-enburo unö Vrüninv ScnsationSmache der linksdemokratischen Presse London, ll. Juni. Laut „Morning Post" solle« gestern abend bei der britischen Regierung wich«tg « Nach. richte« eingegangen sein, die aus ein Einlenken Frankreichs in der ReparationSsrage schlichen ließen. Bri- tische Negierungskreise beurteile« insolgedessen die Aus. sichten aus «ine Regelung des ReparationSproblemS Hoss, nungsvoller denn ie. Auch „News Chronicle", „Daily Mail" und „Daily Expreß" berichten von einem „gründliche« Wandel", der in den sranzöstschen Ansichten bezüglich der ReparationSsrage eiugetreten sei und der die Aussichten aus eine Vereinbarung bessere. Die neue sranzösische Negierung, so meldet der Pariser Mitarbeiter der „D a t l >, M a i l", habe sich »u der Auslassung bekannt, das; gegenwärtig keine Zahlungen von Deutschland erwartet werden könnten. VorauSgesevt, dab kein Versuch zu einer einseitigen Streichung der Repara- tionöschulden gemacht werde, sei Herriot bereit, Berlin einen Zahlungsausschub anzubieten. Deutschland müsse diesen aber lediglich als einen solchen annehmen. Man hoffe in Paris, das, dann Washington von diesem ZahlungS- ansschub unterrichtet würde und das, der Zeitgewinn dann die Fertigstellung eines Abkommens über eine vollständige Schul den st reich ung gestatten werde. Macdonald und Herriot hossten, wie man in Paris annehme, daß e» gelingen werde, von Deutschland die Annahme eines Zahlungsaufschubs durchzuletzen, ohne daß Deutschland end gültig eine Erklärung abgibt, keine weitere» Gelder mehr zahlen zu wollen. Drei Borschlaoe Gnglan-s Berlin, ll. Juni. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus London soll das Programm der englischen Negierung für die ReparationSregclung in Lausanne folgende drei Möglichkeiten vorsehen: 1. Die vollkommene «nd einfache Streichung der Reparationen, di« im Prinzip immer die englische These gewesen sei. S. Sine reduzierte Schlnstzahlnng Deutsch lands, wodurch die Reparationen ein sitr allemal abgelöst werden sollen. S. Sin sehr langfristiges Moratorium für Dentschland, nach besten Ablauf das Reich in stark vermin« bertem Umfang sein« Zahlungen wieder ausnehmen soll. Für den Fall, daß sich in Lausanne keine dauer hafte Regelung erzielen lasse, sollen die Verhandlungen so geführt werden, daß die Möglichkeit für Bereinbarungen zu einem späteren Zeitpunkt offen gelosten werde, die sich vielleicht im Nahmen der Weltkrisenkonserenz oder auf Grund zukünftiger Verhandlungen mit Amerika ergeben könnten. In diesem Zusammenhang ist eine Meldung deS „M a t i n" aus Lon don von Interesse, daß Macdonald die Absicht haben solle, Herriot den Vorschlag zu machen, die Lausanner Konferenz nach der Aussprache über die ReparationSsrage zu vertagen und die Arbeiten entweder in der Schweiz oder in Lon don zur Prüfung des zweiten Teiles der Tagesordnung wieder auszunchmen, wenn es den Vereinigten Staaten möglich sein werbe, Delegierte zu entsenden. Washington segen Schul-ensttetchung Washington, ll. Juni. DaS Staatsdepartement wendet sich in einer Erklärung erneut gegen die Streichung d e r K r t e g S s ch u l d e n. In der Erklärung heißt es, die amerikanische Negierung sei nicht gewillt, Vorschläge der europäischen Nationen anzunehmen für eine Streichung der Kriegsschulden und Reparationen. Der amerikanische Standpunkt gehe dahin, daß eine Streichung der Reparationen durch die europäischen Staaten die amerikanische Negierung nicht verpflichtet, auch die Schul den zu strcichen. Vom Staatsdepartement wird betont, daß dieser Standpunkt allen an der Lausanner Konferenz interessierten Regierungen bekanntgegeben worden sei. Washington, ll. Juni. DaS Spargesetz, da» an den NegiernngsanSgaben Abstriche von insgesamt 188 Millionen Dollar vornimmt, ist vom Senat angenommen worden. Eingreifen Mae-onal-S in Genf? London, ll Juns. Der parlamentarische Korrespondent der „Time»" melde«, Premierminister Macdonald und der Staatssekretär des Acubcren, Sir John Simon, werben den Dienstag und Mittwoch in Genf verbringen und rechtzeitig zur Eröffnung der NeparationSkonferen» am Donnerstag in Lausanne sein. SS herrsch« die bestimmte Ansicht, baß die britische Deke, gation in Gens bet der Sitzung des allgemeinen A«S- schnsteS der AdrüftnngSkonserenz am Dienstag Vorschläge machen wird, di, daraus abzielen, der in den Arbeiten »er Konferenz eingetrrtenen Stockung et« End« z« mache«. , Der diplomatische Berichterstatter des «Daily Tele. tzraph" meint, Kritische «reise seien jedoch über den Lrsolg eines solchen Versuches ziemlich pessimistisch, zumal die Sach- v e r st ä u b i g e n a u S sch ü s s e, wenn man von ihrer ein- mütigen Stellungnahme gegen den chemischen und bakterio logischen Krieg absicht, in seder wesen« lichen Frage uneinig seien. Das Blatt betont, daß seht tatsächlich weniger Hoffnung auf ein greifbares Ergebnis bestehe, als vor Ernennung der Ausschüsse, und weist daraus hin, das, die Politiker sich mehrfach in nicht sehr schmeichelhaften Wendungen über die Sachverständigen geäußert haben. Serrtot erweitert -en Donauplan Paris, ll. Juni. Man trägt sich in französischen amtlichen Kreisen mit der Absicht, demnächst den Tardicuschen Plan einer Donauföderation wieder aufzugreisen und ihn in er weiterter Form noch einmal den europäischen Großmächten vorzulegen. Man will vor allem Bulgarien und Griechenland In diesen Plan ein beziehen, um auch ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Berlin, 8. Juni. Von zuständiger Seite wird mitgctcilt: Der „Dortmunder Generalanzeiger" gibt eine Darstellung über die Besprechungen des Reichspräsidenten mit dem Reichskanzler Tr. B rnning am 20. und 80. Mai wieder, in der behauptet wird, Dr. Brüning sei durch den Reichspräsidenten in schrosicr Form empfange« und unter persönlichen Vorwürfen ent lassen worden. Diese Darstellung entbehre jeder tatsächlichen Grund lage. Die beiden Aussprachen des Kanzlers mit dem Reichspräsidenten haben sich in v c r b i n d l i ch st e r Form abgespielt. Besonders ist cs unrichtig, daß der Reichs präsident von „bolschewistischen Siedlungöplänen" und „bol schewistischen Lohnprvgrammen" gesprochen, die Entfernung der beiden „Gewerkschaftler" aus der Negierung gefordert und den Reichskanzler ohne ein Wort des Tankes und des Gedenkens an die zweijährige Zusammengehörigkeit ent lassen habe. Im Gegenteil bat der Reichspräsident auch bei diesen Gelegenheiten dem Reichskanzler seinen Dank und seine persönliche Hochachtung z»m Ausdruck gebracht, wie das auch in den späteren Abschicdoschrciben zu lesen ist. Lister als Seme in einem MeineMrM 1VOV Mark Sr-nungsftrafe - Die NSDAP, zur Süötirolfraoe München, 0. Juni. Bor dem Schwurgericht Mün chen findet zur Zeit ein M e i n e i d s p r o z e b gegen den Berliner Journalisten Werner Abel statt. Abel hat in einem früheren Beleidigungsprozeß unter Eid ansgcsagt, er wisse aus persönlicher Kenntnis, daß ein italienischer Hauptmann Miglioreti rechtsradikalen Führern lausend Beträge habe zukommen lassen, u. a. einem Hauptmann Reichert lllOOO Goldmark. — Nach der Anklageschrift haben die behaupteten Vorgänge und Unterredungen gar nicht stattgesunden, aber Abel hält seine früheren Aussagen aufrecht. In der heutigen Verhandlung wurde Adolf Hitler als Zeuge vernommen. Er erklärte, eS sei möglich, daß er mit Journalisten, Schriftstellern und Italienern einmal über Südtirol gesprochen habe. Dabei habe er aber immer betont, daß es seinen Kampf unerhört erleichtern würde, wenn gewiße Härten gegenüber den Süd tirolern verschwänden. Finanziell habe er nicht mit dem AnSlande z« tun. Er habe niemals von Ansländern Geld entgegen, genommen. Als der Vorsitzende an Hitler die Frage richtete, ob seine Bewegung überhaupt auSdemAuSlandGcld erhalten hätte, erklärte der Zeuge, daß die nationalsozialistische Be wegung «ine groß deutsche Bewegung sei und sich über die ganze Welt erstrecke. ES sei klar, daß in sehr unruhigen Zeiten, wie zum Beispiel während -es Nuhr- kampfes, die Deutschen in der ganzen Welt bewegt würden und dab dann von ihnen kleinere Unterstützungen der Be wegung des Nationalsozialismus zugeflosscn seien. Der artige Unterstützungen ans de« Ausland« seien nur von Deutschen gekommen. Er habe nie Geld von einem Angehörigen eines früher feindlichen Landes erhalten, insbesondere nicht von einem Italiener zu einem bestimmten Zweck. Wenn dies bei irgendeiner anderen Stelle geschehen nnd ihm dies bekannt geworden wäre, so hätte er cs aufs schärfste zurück gewiesen. Im weiteren Verlauf bezeichnete Adolf Hitler die Be hauptungen AbelS, die NSDAP, habe von Italien Gelder erhalten, weshalb die Partei ihre bekannte Stellung zur Südtiroler Frage eingenommen habe, als eine glatte Lüge. Als der Vorsitzende Len in Erregung geratenen Zeugen zu beschwichtigen suchte, rief dieser laut in den Saal: „DaS find Behauptungen, die, wenn ich sie nicht wieder, legen kann, mich zwingen, zur Pistole z« greisen." Hitler begründete bann nochmals seine Stellung zur Südtiroler Frag«. Die deutsche Politik glaube, durch Proteste und Drohungen das Schicksal der Südtiroler erleichtern zu können. Dies« Politik sei falsch Er halte es sür richtig, auch im Interest« der Südtiolcr selbst, zu einer Verständigung mit Italien zu kommen. Nicht, daß die Nationalsozialisten kein Gefühl für Sie Südtiroler Frage hätten, aber mit G e fü h l ö a n S b r ü che n könne man nicht Helsen. Hier müßte eine w e i t sch a u e n de polttischeNeuortentterung eintreten. Auf die Frage -e» Rechtsanwalts Ehrhardt, ob Hitler bekannt geworden sei, daß Vertreter seiner Partei Verhandlungen mit Italien geführt hätten, er klärte Hitler: „WaS heißt Vertreter der Partei? Da» könnten nur Leute sein, die mich persönlich vertreten, denn die Partei bin ich." Aus die weitere Frage, ob Hitler jemand beaustragt habe, mit Mussolini oder der italie ¬ nischen Negierung zu verhandeln, antwortete Hitler mit einem entschiedenen „N e i n". Eine Reihe weiterer Fragen der Verteidiger Abels wird vom Gericht nicht z u g e l a s s e n. Schließlich kam eS im Verlaus der Fragestellungen zu einem schweren Zusammenstoß zwischen Aböls Hitler und den beiden Verteidigern Rechtsanwalt Ehrhardt und Dr. Rosenseld. Als diese Hitler fragten, ob es richtig sei, daß die Hitler- Bewegung Gelder von den Skoda-Werken und dem Sch neider-E re uzot-Konzeru bezogen hätte, fuhr Hitler in höchster Erregung aus und schrie den Verteidigern zu: ,Hch lasse mich nicht beleidigen. Was fällt Ihnen ein? Ich kann es vor den Millionen meiner Anhänger nicht ver antworte», mich hier insultieren zu lassen. Ich gebe diesen Rechtsanwälten keine Antwort mehr." iBeisallsklatschen im Znhörcrraum.j Der Vorsitzende ermahnte Hitler zur Ruhe und machte ihn darauf aufmerksam, daß er jetzt die vom Gericht zugelassencn Fragen der Rechtsanwälte beantworten müsse Hitler betonte nochmals, daß eS sür ihn nnd seine gesamte Bewegung unerträglich sei, in dieser Weise insul tiert zu werden. Alle diese Dinge, die ihm hier vorgehalten würden, seien von Ä bis Z erlogen. Auch wiederholte Versuche des Vorsitzenden, Hitler zu be wegen, den Anwälten Antwort zu gebe», blieben erfolglos. Nach längerer Beratung des Gerichtshofes wurde die Verhandlung wieder ausgenommen. Der Vorsitzende teilte mit, baß der Angeklagte und seine Verteidiger aus dem Gerichtsgang vor dem SchwurgcrichtSsaal angercmpelt wor ben seien, nnd baß er, der Vorsitzende, deshalb die poli zeiliche Räumung des Ganges veranlaßt habe. Sodann verkündete der Vorsitzende, daß das Gericht den Zengen Hitler wegen Verweigern«« des Zeugnisses zu einer Ordnungsstrafe von 800 Mark, im Nichtcinbringungssall zu 18 Tagen Haft, sowie zur Tragung der durch die Verweigerung verursachten Kosten verurteilt habe. Ferner wird Hitler wegen Ungebühr in der Sitzung zu einer Ordnungsstrafe von SOO Mark, im Nichtcinbringungs- fall zu drei Tagen Haft verurteilt. In der Begründnng des Urteils wurde angeführt, daß der Zeuge sich laut schreiend gegen die Verteidiger gewandt und in verletzendem Tone von „jüdischen Rechtsanwälten" gesprochen habe. ES folgte eine Kontroverse mit den Verteidigern, die eS ablehnten, aus dem Wege über den Vorsitzenden Fragen zu stellen. Damit war die Vernehmung Hitlers beendet. Preußen erM N Millionen «cedit Berlin, v. Juni. Wie WTB.-HandelSdienst hört, ist der Konsorttalkredtt eines unter Führung der Preußi schen Staatsbank lTcehandlungj stehenden Bankkonsortiums an den preußischen Staat nunmehr persekt, mit dem der Etat durch -le bekannte Notverordnung aus geglichen worden ist. Der Staat Preußen erhält einen Be trag von 8ö Millionen Mark. ES Ist eine Rücken deckung bei der Reichsbank vorgesehen, doch hat man Grund zu der Hoffnung, daß von dieser Möglichkeit nur wenig oder kein Gebrauch gemacht zu werden braucht. * Die dcutschnationale Fraktion hat im Preußischen Land tag die sofortig« Aushebung der neuen preu bi sch enNotverorbnung beantragt. Diesem Antrag haben sich auch dte Kommun 1 st« u angeschlosse»,