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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191409132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140913
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-13
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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Sonntag, IS. Srptrmder lSX vle llampfesweise -er ftanzösisihen un- rußisihen Truppen im Gefecht. von Generalleutnant z. D. Baron von Ard,«««. I. Die Franzosen. Der Heike Erntemono des Jahres 1914 sieht di« ganze Welt in Flammen. Ein gleich gigantisches Ringen zeigte di« Weltgeschichte noch nicht. Das deutsche Volt und sein einziger treuer Verbündeter haben eine ungeheure Belastungsprobe durchzumachen. Mit geradezu beispielloser Spannkraft halten sie durch, ohne Elastizität und Widerstandskraft zu ver lieren. Jeder Tag fast brachte neuen Steg, und wo dieser ausblieb, war die Niederlage gepaart mit so heroischer Selbstaufopferung, daß sie die sagenhafte Lat des Curtius in den «chatten stellte. Staunen ergreift uns Zeitgenossen angesichts der einmütigen Erhebung unseres teuren deutschen Volkes. Bis in den Hals fühlen wir in Rührung unsere Puls« schla gen, wenn wir die Vaterlandsliebe in ihren tausend fachen, selbstverständlich scheinenden, ausopferungs vollen Aeußerungen betrachten. Unsere Erhebung, wir können sagen unsere Wiedergeburt, hat einen grimmen nationalen Zorn gezeitigt. Dieser Zorn ohnegleichen konnte keine andere Kampfesform an nehmen, als die stürmischste Offensive. Die Angriffs- freudigkett suchen unsere Hauptgcgner — Franzosen und Russen — sich auch zu eigen zu machen. Ihre Reglements und Gefechtsoorschriften triefen förmlich von der Anfeuerung zu tollkühnstem Angriff. Aber die Uebertreibung in der Ausdrucksweise läßt zwi schen den Zeilen lesen, daß d«r Wunsch der Vater des Gedankens ist. Der dauernd der französischen Truppe zugesprochene Elan, der Ruf L la brnounetta sind Phrasen. Im Feldzug 1870 haben die Franzosen nur einmal — bei Beaune la Rolande — einen in- fanteristischen Angriff dicht an den Feind heran getragen. Auch er zerschellte an der Kaltblütigkeit einer verschwindenden Minderheit. Ob Nationalhaß, das Gefühl numerischer Ueberlegenheit jetzt noch nach schweren Niederlagen die Angriffstheorie zur Tat werden reifen lassen, steht dahin. Ich glaube es nicht. Ueber die Kampfesform der französischen In- fanterie, wie sie von dem neuen Reglement dieses Jahres vorgeschrieben ist, nur folgendes. Zugrunde gelegt sind fast ausschließlich die Para- zraphen des deutschen Reglements von 1906/09. Sie sind an gewissen Stellen wörtlich übersetzt. Als alleinige Angriffsform gilt der „Schützen schwarm". Dieser wird von vornherein dichter ge- legt wie der unsere, der gegebenenfalls größere Zwischenräume zwischen den einzelnen Schützen je nach der taktischen Lage gestattet. Während in Deutschland der „flügelweise" Ansatz des Angriffs bis in die Einzelheiten des Kompanickolonnen- gefechts durckgeführt wird, so zwar, daß die rück wärtigen Verstärkungen stets von dem eigenen Trup penteil (Kompanie, Bataillon, Regiment) gegeben werden, läßt das französische Reglement bei Beginn des Fcuergescchts die Entwicklung ganzer Kompanien und Bataillone in erster Linie zu. Daß dadurch bei längerem Gefecht eine unerwünschte Vermischung der Truppenteile eintreten wird, ist klar. Auf Sparsam keit mtt Munition wird anscheinend bei unseren Feinden kein besonderer Wert gelegt, obgleich dies bei dem Munitionsverbrauch der modernen Schlach ten, die eine ganze Woche dauern können, wohl am Platze wäre. Bis zum Mai dieses Jahres wurde der französischen Infanterie gepredigt, daß der Erfolg im „Durchbruch" mit dem Bajonett läge. Die miß verstandenen Erfolge Napoleons bei Wagram und Austerlitz mögen die militärischen Gesetzgeber zu die ser Vorschrift veranlaßt haben. Jetzt ist diesen plötz lich die Erkenntnis gekommen, daß die deutsche Theorie vom Umfassen des Gegners oder von der Bedrohung wenigstens in einer Flanke doch mehr Chancen für den Erfolg biete. Deshalb ist mit einem Male der Flankenangriff zum Schibboleth erhoben. Ob die französischen Traupiers so rasch umdenken können, ist mehr als zweifelhaft. Moltke sagte mehr fach: „Eine neue Taktik läßt sich auf dem Schlacht feld nicht improvisieren." Das sorgsam abwägende Nähren des Gefechts durch klüglich ausgesparte Re serven (Göben in der Schlacht bei St. Quentin 1871) kennen die Franzosen nicht. Sie setzen vorzeitig alles auf eine Karte. In den Feuerarten beschränken sie -en Schützen nicht. Das Schnellfeuer bevorzugen sie, und dem „Verfolgungs"feuer legen sie den größten Wert bei. In der Zahl der Maschinengewehre, die den Znsanteriekampf wesentlich verstärken, sind uns die Franzosen überlegen. Gegen Ende des Schlachttages ist von ihnen jedesmal eine Steigerung der Gefechtstüchtigkeit zu erwarten. Diese wird ein geleitet durch ein rollendes Schnellfeuer der ganzen Kanrpflinie. 1870 nannten unsere Soldaten diese Gefchvßgarbe „den Abendsegen". In dem Vorträgen des Angriffes werden die Franzosen durch ihre Ge schicklichkeit im „Kriechen" sich mehr vor Verlusten zu schützen wissen. Die vordere Schützenlinie soll bei ihnen durch die Unterstützungen nach vorn gerissen werden, während sie bei uns den Platz vor diesen Unterstützungen behalten soll — hierin liegt ein großes Zutrauen in ihren ungebrochenen Mut. Der Ausgang des Jnsanteriekampfes hängt wesentlich ab von dem Erfolg oder Mißerfolg der eigenen Ar tillerie. Die beiderseitigen Kanoncnbatterien, mit stählernem Schutzschil- versehen, sind gegen den Schrapsellschuß fast unverwundbar. Sie werden daher diesen lediglich gegen die feindliche Infanterie und Kavallerie anwenden. Wir Deutschen aber haben ein wirksames Mittel, die feindlichen Kanonen batterien artilleristisch zu bekämpfen. Unsere Feld artillerie zählt zu einem vollen Viertel „Haubitzen" (Kaliber 10,5), deren Geschosse mit nitriertem Sprengstoff gefüllt, feindliche Geschütze nicht nur de montieren, sondern zerschmettern. Da sie mit stark aekrüm-mten Flugbahnen kämpfen können, finden sie in feder Geländefalte Deckung und bleiben dem Feinde unsichtbar. Die Franzosen haben Feldhaubitzen über haupt nicht. Si: haben neuerdings einen Ersatz her- zustellen versucht, indem sie Kanonenrohr« verkürzten und mit dem sogen. „Dispersem" eine Haubitzwirkung erzielen wollten. Diese Versuche sind kläglich ge- icheitert. Das französische Armeekorps, aus drei Di visionen bestehend, führt 144 Feldgeschütze, soviel wie ein deutsches Armeekorps zu zwei Divisionen. Ihre Batterien zählen vier, die unseren seck>s Geschütze. Das deutsche Heer hat aber in der „schweren Artille rie des sheldheeres" einen weiteren Siegessaktor, der machst,, im die Wagschale fällt. Jede, unserer Ar meekorps führt eine Abteilung (4 Batterien zu 4 Ge schützen) der 15-Zentimeter-Haubitze mit sich, ein Ge'chütz onm geradezu vernichtender Wirkung. Dir ^-inzosen haben diese Gcschützart vernachlässigt. Sie "tzen zittzeit nur etwa 50 Geschütze (Rimailho), en Rohre und Lafetten getrennt gefahren werden -- ssen. Ihr ballistischer Wert steht hinter der K uppschen 15-Zentimetcr Haubitze wett nach. Wir nd daher zu der Annahme berechtigt, daß wir den Franzosen gegenüber di« artilleristische Ueberlegen- LripHkger -azzrdtatt. Nr. 4SL. vonmsys-riusqöve. veur^. Aicdnel MgranIM! Kehle Depeschen NU- FerusprechMeldungen. bett auf unserer Seite haben. In der Taktik der Ar tillerie zeigten die Franzosen in den beiden letzten Jahrzehnten dieselbe „irrlichterierende"Inkonsequenz, wie auf anderen militärischen G-bieten, vornehmlich auch der Flotte. Lange Jahre glaubten sie den Stein der Weisen gefunden zu haben in einem „allmählichen Einsetzen der Artillerie und in -em Zurückhalten einer Ar- tillertereseroe". Die Einbuße der Kraft der ersten Feurrlinre suchten sie zu ersetzen durch ein unsinnige» Schnellfeuer, das ihre Munition schnell ausgezehrt Haven würde. (Eine Batterie zu 6 Geschützen hat etwa 1000 Schuß zum ersten Verbrauch. Die deutschen Batterien hatten am Schlüße des achlachttaaes von Vionoille—Mars-la-Tour, 16. August 1870, nur noch zwei Kartu chen pro Geschütz.) Jetzt sind die Fran zosen plötzlich zum Einsehen gekommen, daß es vor teilhafter ist, gleich von Anfang an soviel Artillerie zu entwickeln, wie irgend angängig, um den Feind schon bei der En'wickelung nreüerzuhalten. Wir Deutschen haben also das Recht, unserem Artillerie kampfe gegen die Franzosen mit Ruhe entgegenzu sehen, und dies um so eher, als unsere Belagerungs artillerie (42-Zentimeter-Mörssr) eine so verblüf fende Wirkung gezeigt hat, daß die ganze Befesti gungslehre über den Haufen geworfen scheint. In bezug auf die Kavallerie haben die Franzosen unser vortreffliches Reglement von 1909 noch «klavifcher nachgeahmt, als das der Infanterie. Sie haben die starre Tref engliedrrung der Kaoalle- riedioision beeitigt und die Brigade zur Gefechts einheit gemacht. Die drei Brigaden der Division werden vurch Befehle des Divisionskommandeurs zu gemeinsamem Gefechtszwcck vereinigt. Die Zahl ihrer Kaoalleriedivisioncn haben die Franzo'cn da durch zu vermehren versucht, daß sie ihren Armee korps nur je ein Kavallerieregiment zudilligten, alle übrigen aber zu einer Hcereskavallerie vor -ie Front zogen Sie sind uns also bei den ersten Reiter kämpfen an Zahl überlegen. Dieses Mißverhältnis wird die Bewaffnung unserer Kavallerie mit der Lanze ausglrichen. Die Aufklärung überlassen die Franzosen mehr, wie die bisherigen Erfahrungen be rechtigen, den Flugzeugen. Die Aufmerksamkeit ihrer Kavallerie im Vorpostendienst und in der Vor hut wird dadurch nicht gewinnen. Die hauptsächlichen Sirgesfaktoren liegen ja in der strategischen höheren Führung. In dem taktischen Kampfe brauchen wir den Vergleich mit der franzö sischen Feldarmee nicht zu scheuen. Ein Telegramm des verwundeten Prinzen Joachim von Preutzen. Wien, 1L. September. (W. T. B.) Baron Leo pold Ehlumeäy erhielt aus Allenstein vcm Prinzen Joachim von Preußen folgendes Telegramm: „Haben Sie herzlichsten Dank für Ihre freund lichen Wünsche, die mich in Erinnerung an unsere gemeinsame Reise doppelt erfreuten. Ich bin stolz darauf, für den gemeinsamen Erfolg Deutschlands und Oesterreich Ungarns verwundet worden zu sein." (Aus dem Telegramm >st zu ersehen, daß Prinz Joachim von Preußen in einem der letzten Kämpfe der Ostarmce Hindenburgs verwundet worden ist. D. Red.) Des -eutfchen Volkes Siegesbote. Generalquartiermeister v. Stein, der als „ver antwortlicher Redakteur" die inhaltsreichen Mel dungen aus dem Großen Hauptquartier zeichnet, vollendet heute das 60. Lebensjahr. Geboren am 13. September 1854 im Pfarrhaus« zu Wedder- sie dl in der Provinz Sachsen, absolvierte er das Gymnasium und trat 1873 als Avantageur in das Feldartillcrie-Regiment Nr. 3 ein, wo er 1875 zum Leutnant befördert wurde. Auf der Kriegsakademie, die er später besuchte, erhielt er 1886 seine Beförde rung zum Premierleutnant und wurde 1888 zum Generalstab kommandiert, aber schon im nächsten Jahre mit vordatiertcm Patent in die Front zurück versetzt. Er wurde Hauptmann im Feldartillerie- Regiinent Nr. 7 und kam von dort 1894 in den Generalstab der 34. Division. 1896 zum Major be fördert, kam er als solcher in den Großen General stab. 1901 wurde er Kommandeur des Feld- artillerie-Ncgiments Nr. 33 und 1902 Oberstleut nant. 1903 kam er aufs neue in den Großen Gene- ralstab und wurde dort 1905 Oberst. 1908 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Ober quartiermeisters beauftragt. 1910 unter Beförde rung zum Generalmajor zum Oberquartiermeistcr ernannt, bald darauf auch Mitglied der Studien kommission der Kriegsakademie. Am 22. April 1912 wurde er Generalleutnant und noch im selben Jabre mit dem Kommando der 41. Division in Deutsch- Enlau betraut. Im Jahre 1913 erhielt er den erb lichen Adel. Mit Ausbruch des Krieges trat von Stein aufs neue in den Großen Eeneralstab über und übernahm den Posten des Generalquartiermeisters. Vie Zahl -er Gesanqenen in Veutschian-. Berlin, 12. September. (W. T. B.) In der heute mittag veröffentlichten Angabe über die Zahl der in den Gefangenenlagern in Deutschland unter gebrachten Kriegsgefangenen sind die bei Maubeuge gefangenen 40 000 Franzosen und ein großer Teil der in Ostpreußen in der Schlacht bei Tannenberg kriegsgefangenen Nusien nicht enthalten. Zur Ehrenrettung der Bewohner von Dentskh-Eylau. Berlin, 12. September. Wie uns von zuständiger Stelle aus Deutsch-Eylau mitgeteilt wird, handelt es sich bei der Veröffentlichung vom 27. August, in der das Verhalten einiger Gasthofsbesitzer gegen deutsche Truppen an den Pranger gestellt war, in Sonderheit um di« beiden dortigen ersten Hotels, deren Besitzer alt und krank sind und total d«nKopf ver loren hatten. Wenn ihr Verhalten klbstverständ lich auch hierdurch absolut nicht entschuldigt wird, hält doch die beteiligte mobile Etappenkommandan tur es andererseits für ihre Ehrenpflicht, bekanntzu geben, daß die übrigen Bürger der Stadt Deutsch Eylau eine durchaus loyale Hal tung gezeigt haben und bemüht gewesen sind, den einquartierten durchziehenden Truppen jede nur denkbare Annehmlichkeit bezüglich Unterbringung und Verpflegung zu gewähren. Des besonderen wird hervorgehoben, daß sowohl der Bürgermeister als auch der Stadtverordnete nvor st eh«r stets in selbstlosester Weise bestrebt waren, den Truppen das zu gewähren und zu verschaffen, worauf sie in dieser schweren Zeit Anspruch erheben konnten. Dieser Hinweis erfolgt, weil täglich beim Magistrat von Deutsch-Eylau Briefe mit den schärfsten Vor würfen und Anschuldigungen einlaufen, die in ihrer Verallgemeinerung durchaus unberechtigt erscheinen. Schon in der ersten Kundmachung war ausdrücklich auch die vollste Anerkennung und der wärmste Dank für die Bürger ausge- sprachen worden, die in freigebigster und auf opferndster Weise den Truppen Unterkunft und Ver pflegung gewährt hatten. Evangel sche Milltiirseelsorqe. Berlin, 12. September. Unter der Ueberschrist „Evangelische Militärseelsorge" bringt eine Zeitung am 9. September einen längeren Artikel aus Bonn. Er bewundert den Aufmarsch unserer Armee, da habe alles geklappt. Auf dem Gebiete der evan gelischen Militär.celsorge scheine es ihm nicht recht zu stimmen. Katholische Geistliche gebe es im Felde genug, nicht aber evangelische. Daß hier rechtzeitig Sorge getragen worden sei, müße er mit einem Fragezeichen versehen. Beweis: Brief eines jungen Geistlichen, der. weil er nicht die Qualifikation zum Offizier hat, den Feldzug als L a z a r e t t g e h i l f e mirmacht. Dieser geistliche Lazarettgehilfe erzählt von den Lazaretten in Belgien, in denen er zwar deutsche Verwundete in Menge, aber keinen evangelischen Pastor gefunden hat, und schreibt: „Wenn doch endlich etwas geschähe! Die katholische Kirche hat besser auf gepaßt, aber wir haben n.chts ge'an!" Der Ar- tikelschrciber fügt hinzu „Diese Bneiauszüge geben Kunde von einem Notschrei, der nicht ungehört ver hallen darf. Hoffentl ch rra en die « Zeilen ---zu oei, daß schnell etwas geschieht, damit unsere Kirche nicht hinter der katholischen einherhinkt. Wahrlich, es ist höchste Zeit!" Dies sind die Klagen derer die, an statt an der zuständigen Stelle zu fragen, wie steht es damit? gleich einen Ent rüstungsartikel in die Zeitung setzen laßen, der böses Blut macht und in der Reael niel Irriges enthält. Hätte der pseidonyme Verfasser — da wäre für einen ehemaligen Militärgeistlichen zumal das nächstliegende gewesen — bei dem Kriegs min.sterium oder bei dem Fel> propst nachzefraat, so wäre er !ach''ch beschieden worden. Wie 1870, so ist auch diesmal Vorsorge getroffen worden, daß neben den etatmäßigen Felddivisionspfarrern die gleiche Zahl außeretatmägigcr Feldgeistlicher aus rückt. Das ist nicht erst, wie etliche Zeitungen irr tümlich berichten, durch einen Brief an die Kallerin veranlaßt worden, sondern aus eigener In itiative der zuständigen Stelle heraus. Die ver meintlichen „Zionswächter" mögen sich beruhigen: Die Leitung der evangelischen Militärseelsorge be darf keiner unberufenen Ratgeber. Feldpropst v. Wölfing. Russisches ,Deutsch". O Berlin, 12. September. Aus Allenstein wird dem „B. L." gemeldet: Die ostpreußische Feste Boyen und die Stadt Lötzen waren bekannt! ch vor der großen Schlacht bei Tannenberg von den Russen umzingelt. Der Führer der russischen Truppen erließ zu der Zeit eine Proklamation an den Kommandanten der Feste, in der er diesen zur Uebergabe der Feste aufsorderte. Diese lautet wörtlich: 14. Aug. 5 Uhr 40 Minuten vormittags. An den Herrn Kommandanten von der Festung Lötzen! Lötzen ist schon von den Truppen der ru'sischen kaiserlichen Armee ganz e i n g e s chl o s s e n. Un nützlich ist eine weitere Verteidigung der Festung. Mir ist befohlen, Sie zu beauftragen, dieFestung freiwillig uns zu übergeben. Damit kann man vermeiden unnützliche Verluste (!). Sie haben zu Ihrer Verfügung 4 Stunden, um die unsere Bedingungen zu überlegen. Wenn Sie nicht wollen, mit dieser Bedingung zufrieden sein, so wird man mit offener Kraft die Festung nehmen, und in diesem Falle doch kein Stein auf Stein nicht gelegen wird. (!!) Thef der Kolonne, gez. N. N. Der Kommandant der Feste Doven ant wortete, daß er die Aufforderung als beleidigend empfinden müße. Wenige Tage später war die Feste bereits entsetzt, und die Russen waren in die Flucht geschlagen. (Die Kreisstadt Lötzcn, die etwa 60 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt, ist Sitz der Kommandanturen, des Artilleriedepots und der Fortifikationen der Feste Boyen, die zur Siche rung des Masurischen Seengebiets dient und aus einem südlichen, durch vier bastionierte Fronten ge bildeten Hauptteil und einem nördlich höher gelege nen Kcrnwerk besteht.) Warschau teilt das Schicksal von Paris. O Berlin, 12. September. (Eigener Draht bericht.) Wie der „Nationalzeitung" aus Wien gemeldet wird, hat der Militargouverneur von Warschau einen Aufruf an die Warschauer Be völkerung erlaßen, in dem er die Berichte, wonach Warschau ohne Kampf preisgegeben werden würde, als unrichtig bezeichnet: Warschau werde im Gegenteil bi» *um letzten Augen- blick verteidigt werden. Irrig« Ansicht«« ü»«r di« Darlehn»kassen. Berlin, 12. September. Bon zuständiger Seit« wird der vereinzelt aufgetauchten Ansicht entgegen getreten, daß die Dar lehn» kass en Darlehen nicht langer als auf 6 M o n a t e gewähren könnten. Diese Be orgnis wird als unbegründet be-e-ch- net. Die Darlehnsnehmer, besonder» die Zeichner der Kriegsanleihe, die übriacns genau w.e die älte ren Anleihen des Reiches Mündelsicherheit genießt, können auf volle Berücksichtigung ihrer etwaigen Bedürfnisse wegen einer Verlängerung der Darlehen rechnen. verufagenosienschaftr« und Kriegsanleihe. Berli«, 12. September. (W. I. B.) Der „Reichs, anzeiger" veröffentlicht in einer Sonderausgabe folgenden Runderlaß de» Reichsvcrsiche- rungsamtes an sämtliche ihm unterstellten Be- rufsgenossenschakten wegen Zeichnung der Kriegsanleihe. Auf Anfrage aus der Mitte von Berufsgenoßenichakten erklärt das Reichs- versicherungsamt, daß es non Aufsicht» wegen kein« Bedenken dagegen erheben will, wenn die vor stände nach pflichtmäßiger Prüfung insbesondere der Vermögenslage ihrer Berufsgenoßenschaften Teile der Rücklagen (Reservefonds) lombardieren und den Erlös zur Zeichnung von Kriegsanleihen ver wenden. Zentralstelle für di« Flugze»gi«duftri«. Berli«, 12. September. (W. T. B.) Im Kriegs ministerium. Eingang 4, Wilhelmstraße, Zimmer 639, wurde im Anschluß an die Luftsahrabteilung eine Zentral st eile für die Flugzeug industrie usw. eingerichtet, die aus d«n Kreisen dieser Industrie alle Wünsche, die der Förderung de» Baues von Flugzeugen, Flugmotoren und dergleichen dienen, entgegennimmt Verwundete französische Generale. Rotterdam, 12. September. (Eigene Draht meldung.) Aus Bordeaux wird gemeldet: Die französischen Generale Ecelmans und Tolbä« sollen schwer verwundet worden sein. General Ecelmans ist einer der schätzbarsten Kavallerie offiziere, dessen Vater als Admiral im Krimkrieg ein« bedeutende Rolle spielte. Aum Einbruch Ser Serben in Slawonien. Wien, 12. September. (Eigener Draht bericht.) Die Serben haben gestern beiGrabooea di« Save überschritten «nd drangen in Sla wonien ein. Unsere Truppen nahmen da» Gefecht auf. Die Kämpfe dauerten bis zum Einbruch de« Dunkelheit fort. Heute hielten di« Kämpfe a«. Di« Niederlag« des Feinde» steht un mittelbar bevor. Die Eßeger Zeitungen, die die Zensur passiert haben, melden, daß die Eingriff« der Serben in Slawonien am Montag begannen. Trotz der vernichtenden Niederlage der Serben bei Mitrovic werden die Kämpfe fortgesetzt, d. h. die Serben sind fast durchweg zurückgewor« fen. In den beiden letzten Tagen wurden mehr al» 6990 Serben gesangenge nom m««. Belgrad steht zum großen Teil inFlammen. Das Bombardement erfolgte, weil die Serben i« Gegensatz zum Kriegsrecht unsere ossenen Städte Mitrooic und Semlin angriffen. Au» Agram wird gemeldet: Die Montene griner si«d zur Offen ive iibergrgangen. Bet Zupa kam es zu einem Gefecht, bei dem ftezurück- geworfen wurden. Sie haben starke Verluste. Audienzen bei Kaiser Franz Joseph. Wien, 12. September. Kaiser Franz Joseph empfing heute in längeren Audienzen den Minister des Aeußern Grafen Beicht old, den ungarischen Ministerpräsidenten Grasen Tisza, den Kriegs minister v. Krobatin und den österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Stuergkh. Ein vermißtes österreichisches Schulschiff. Wie«, 12. September. (E i g. Drahtber.) Das österreichische Schulschiff „Beethoven" wird hiesigen Blättern gr-alge vermißt. Die letzte Post wurde von dem Schiff in Newcastle (Australien) ausgegeben. Prinz Fuad Pascha in Nom. Nom, 12. September. Der ägyptische Printz Fuad Pascha ist hier eingetroffen. Keine Verlängerung des italienischen Moratoriums. Frankfurt a. M., 12. September. Aus Mailand meldet die „Franks. Ztg.", daß die Absicht bestehe, das italienische Moratorium bei seinem Ablauf Ende September nicht zu erneuern, da die Banken trotz der zahlreichen Ausnahmebestim mungen nicht vor dem Entzug von Geldern wirksam geschützt worden sind. Es ist in Aussicht genommen, daß durch eine starke Vermehrung des Noten umlaufes die schwierige Lage überwunden werden soll. Griechenland beschwichtigt Bulgarien. Scfia, 12. September. Nichtamtlich. Der griechisch)« Gesandte Raum erneuerte schriftlich di« dem Ministerpräsidenten bereits mündlich abge gebene Versicherung, daß keine Konzentra tion der griechischen Truppen statt gefunden habe, weder bei Gcwgelt noch bei Doiran, daß keinerlei Maßnahme ergriffen worden sei, die als gegen Bulgarien gerichtet ausgelegt werden könne, und daß die griechischen Truppen in Mazedonien in keiner anderen Weise ver stärkt worden seien, als durch die Entsendung von 4000 Rekruten des Jahrganges 1914, die dazu be stimmt seien, die Kader der in Mazedonien liegenden Regimenter zu ergänzen. Das türkensreundliche Durazzo. Durazzo, 12. September. (..Agenqia Stefani".) Der Geburtstag des Sultans wurde hier festlich begangen. Die Führer der Aufständischen, das Rcgierungskomitee und die Truppen kamen auf dem Platze vor dem Palast zusammen und ver richteten ein Gebet. Dann empfingen die Führer und das Komitee im Palast den Besuch der Notabel n. Es wurde eine Salve von 21 Schuß abgegeben. Die Stadt ist beflaggt und illuminiert, Annahme der schwedischen Heeresvorlage. Stockholm, 12. September. (W. T. B.) Der Reichstag hat heute in einer außerordentlichen Sitzung die Vertetdigungsvorlage der Re. gierung mit einigen vom Ausschuß vorgerwmmenrn unwesentlichen Aenderungen angenommen. SchiffSzusammenstotz. Konstantinopel, 12. September, vorgestern nacht ist ein kleiner Transportdampfer «lt 110 Soldaten a„ Vor» im Hafen mit «inem ita lienischen Dampfer zusammenaeftoße« ««» gesunken, von allen an Bor» Befindlichen solle« ««r IS Soldaten gerettet s«>«. IBM- U«s«r« gestrig« Atendauegat« ««faßt 4 S«ite«, die vorliegend« A»»gab, II Seite«, zusammen o eitcn. bouptschcklllckter: Le. Vern». Wegen*-r„r. Neraniw'-i' riiilrier: iüi Politik He. Arno GUntherr itir die bandel»,ritun, Watther Lchinvleer l»r Leimiger »nd ILchliichr -iiiaeieqenheiien Arnold -Rnt«: siir Kunst «nd wigen- chnit Le. grievetch <«»eecht: iS» Musik Gn»«n Heanttzr Bericht -. voarsel»; iür die :iiei>>. Biber- «nd iierkehr»<eit«n» »«»Mi» M«»«r. — Für den An,ri,enteil -ein». Onlfe«. Peck«,. L«ip»t»«r L«»rdkqk«. '"e ei!' -it - k deichr'nstre boftNN^ Druck: tzilcher ck piirlien. LSmtiich in Sei»,«»
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