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lleillL« -lackt c«rlo »ara«««, vreräneec llemllllexslerl« UN- verengt, unwirklich UN- fast putzig. wie aus einer Spiel- zeugschachlel — und sogleich tauchte ihr das Erlebnis jener Nacht wieder auf. „Ich muh es ihm erzählen", sagte sie sich, „und Weihnachten hat sich bei uns Deutschen zum beliebtesten aller Feste entwickelt. Längst hat cs den engen Nahmen eines kirchliches Festtages gesprengt. Es ist ein Volks- und Fa milienfest geworden. Der besondere Reiz dieses wunder baren Festes liegt darin, -ah in ihm Christlich Kirchliches und Germanisches zu einer nnausiösiichen Einheit verbunden erschei nen. Den Zauber des allmählich Gewordenen empfinden wir alle, aber nur eine geschichtliche und volkskundliche Betrachtung vermag die verschiedenen Wurzeln seiner Entstehung blohzu- lcgen. Ursprünglich hatte das Weihnachlsscst einen rein kirchlichen Charakter. Die junge Kirche feierte cs am 6. Januar, an dem Tage der Erscheinung des Herrn. Eine besondere Icsusgcburts- tagsscier fand zum ersten Male im Jahre 354 in Nonr statt. Von Rom aus drang das Fest allmählich überallhin, wo Christen lebten, auch zu den Germanen, soweit sie Christen waren. Was .veranlasse die Kirche gerade zu der Wahl dieses Tages. Osfen- bar wurde sic durch folgende Erwägung dazu bestimmt: der 2!",. Dezember ist der Tag der neu aufsteigendeir Sonne. Es ist keine Frage, das; dieser Tag der Sonnenwende von vielen Völ kern irgendwie gefeiert wurde. Lange vor der Aufrichtung des Kreuzes Christi begingen unsere Vorfahren festlich den Iultag. an dem sie die Geburt des Lichtes feierten. Dieser Lichtnnsihos der Germanen steht nicht allein. Wir sinden ihn bei allen indo germanischen Völkern. So dünkt cs ganz natürlich, das; das Weihnachlsscst auf den Tag gelegt wurde, an dem schon seit Jahrtausenden ein Menschheitsmythos ^st-stri wurde. Tie Volkstümlichkeit des Festes bei den jungen christlichen Völkern war damit gewährleistet. Seinen neuen Sinn aber stellte die Kirche klar und eindeutig heraus: „Wir feiern den 25. Dezem ber nicht wegen der Geburt der Sonne, wie die Ungläubigen, sondern wegen der Geburt dessen, der die Sonne erschaffen hat." (Augustinus.) Beide Feste, das neue Iesusgeburtstagsscst und das alte Fest der Erscheinung des Herrn, wurden nun bald dadurch mit einander in eine engere Beziehung gesetzt, das; sie Anfang und Ende einer heiligen Zeit von 12 Tagen wurden. Das kommt zum Ausdruck in dem Wort „Weihnachten". Mittelhochdeutsch heiht es „zu den wihen nahten". Es ist also der Tag, der zu den heiligen Nächten überleitet. Wenn uns das Wort auch erst seit dem 12. Jahrhundert bekannt ist, so beweist doch der zweite Bestandteil des Wortes lnaht), das; das Wort in germanische Vorzeit, also schon ins 5. Jahrhundert, zurückgcht. Denn die Germanen rechneten die Zeit nach Nächten, nicht nach Tagen. Weihnachten ist also ein echt deutsches Wort und heiht nichts anderes als Anfang der 12 heiligen Nächte, d. h. Tage. Das; das Wort überhaupt entstand, verdanke» wir weniger dem Christentum — bei den andere» Völkern fehlt ein entsprechendes Wort — als dem alten Gcrmanenglaubon. Eine wichtige be deutsame Zeit waren für unsere Vorfahren die „Zwölften", die zwölf Näckte nach der Sonnenwende Der wilde Jäger ging mit dem Geisterheer um. Es war die Zeit des germanischen Totenfestes. Dieses lebt in der Sage fort, nach der sich in der Christnacht die Geister der Toten in einer verlassenen Kirche zur GcisGrmeUe einsinden. lind die wie ein Totenbein ge stalteten Wecken, die mir um Neujahr essen, gehen auf einen alten Brauch zurück, der mit dem germanischen Totensest in Verbindung steht. Das Weihnachtsfest hat von hier her keiner lei Gestaltung erfahren. Es läht sich annehmen, dah am 25. Dezember neben der kirchlichen Feier eine rein weltlich-volks tümliche Feier einherging, die von Haus aus eine Sonnwend feier war. Den liturgischen Feiern der Kirche verdanken wir die Entstehung und Entwicklung des Wc'hnachtsspiels, der Weihnachtslieder und der Krippe. Welcher Art die winterliche Sannenwcndscier war, wissen wir nicht. Nur wenig im deut schen Brauchtum erinnert daran. In Oberbayern zünden die Burschen Bergfeuer an und durch dcm Dunkel der Nacht ertönen ihre Iulsckreie. Mit Böllern und Pistolen schiehen die Weih- nachtsschüken. um die bösen Geister zu bannen, die ja um diese Zeit die Lüste durcheilen. Aber ist der Christbaum nicht das In das Haus getragene Sonnmendseuer, das Sinnbild des gröher werdenden Tage»- lichtes? Wenn je eine solche Uebertragung stattgcsunden hätte, muh wissen, ob er auch um jene Umgelriebenen leiden kann", und sie -acht« dies nicht etwa launisch, sondern fühlte den tiefen Ernst der Frage, die an ganz Entscheidendes rührte, so entsci>ci- dcnd, wie die Frage um Gott und die Liebe. Nur sand sic nicht gleich den Mut zu ihrem Bericht. Inzwischen hatten sie jene PlaHecke erreicht, wo an einem Baum der eiserne Abfallkord angebracht ist. der di« Strahe vom Kram der Passanten schuhen soll. Wie sie mit Siegbert an diesem eisernen Korde vorüber kamen. sah Marieliese darauf ein« schlafende eine schlafende Ge stalt zusammengekauert. Ein zweiter Blick dann sieh die junge Frau in den, so verlassen Erschöpften den Bittsteller von neulich nacht iviedererkennen. Grenzenloses Mitleid fiel über sie her, zugleich auch die Er kenntnis, oah nun die Frage an ihren fröhlich», jungen Gatten nicht länger aufgeschoben werden konnte. Marieliese wandte sich an Siegbert: „Siehst du diesen Aerm- sten?" sagte sie. Ich will ihm meinen Baum hinstcllen und an- ziinden ! Verstehst du .." Siegbert lachte aus, wie jemand, der Ergriffenheit verbergen will: „Ja, das «vollen wir tun", stimmte er ihr bei. Und sofort, beide unsagbar leichten und erlösten Herzens, fehlen sie ihren Vorsah um in di« Tat. Sie stellten das Bäumchen neben den Schlafenden auf den eisernen Korb: steckten Licht an Licht. „Wir «vollen ihm aber auch etwas schenken, dem armen Teufel", seht« Siegbert fest und legte ein Paket Lebzelter neben das Bäumchen — und Socken, die ihm die Mutter seiner Frau zum Fest gestrickt l-aste. Er zog di« Börse und legte einen Geld schein auf die Gaben. So bauten sie selig wie die Kinder den Christtijch aus für den Volksbruder. „Nun müssen «vir ihn wecken", meinte Sieg bert endlich, „sonst nimml's etiva ein anderer." Indes hatte der Burscl>e schon sie Augen aufgeschlagcn. Bei Gott, er meinte zu träumen... Er stammelte wirrem: „Tanke., du meiner Seel!" Siegbert aber legte ihm ermunternd die Hand aus die Schuller: „Nehmen Sie dies alles, und dann kommen Sie mit uns...", denn er wollte den Bursclpm in der Christnacht nicht auf der Strahe lassen. Während jetzt von allen Türmen die Glocken zur Mette läuteten und sich die Gassen mit den Gläubigen stillten, nahmen Siegbert und Marieliese ihren Schützling mit sich heim. Auf der dunklen Treppe legte Marieliese ihre Wange in Seligkeit an Siegberts Arm. Nie hat sie ihn so lieb gehabt wie jetzt, da er tröstend und gut auf den Wanderbursche«« einsprach und also ihre Prüfung so wohl bestanden hatte! Dankbaren Herzens «vuhte sie dieser Ausgestohcne. dieser ärinste Volksbrudcr «var ihr durch Gottes Barmherzigkeit auf den Weg gesandt. so mühte eine lückenlose Ucberlieferung diese Annahme be weiskräftig machen. Nun ist es aber nicht einmal ein Jahr hundert her, da «vor der brennende Lichtcrbaum in viele«« Or ten unseres Landes nur bei Geistlichen und Lehrern bekannt. Sie haben das Beispiel gegeben und dieses Beispiel ist nachge- ahmt worden. Aus dem Süden Deutschlands ist der Christbaum langsam nach dem Norden vorgedrungen. Die erste«« Weih- nachtsbäume finden mir auf alemannischen« Boden. Ii« einer Auszeichnung aus den« Jahre 1t>05 heiht es: aus Weihnachten richtest man Danncbäume zu SIrahburg in den Stuben aufs, daran hencket man Nasen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Aepfel, Oblaten, Tischgold. Zucker etc. Kerzen werden hier nicht erwähnst in Nachrichten aus späterer Zeit sind sie bezeugt. Dio Lichtergestclle ii« Norddcutschland, die Wcihnachtslcuchter und Wcihnachtspyraniidcn in Schlesien und Bayern, die in die sen Ländern bis auf die heutige Zeit neben dem Weihnachts baun« einhergehen, sind nicht viel älter. Einen Wink gibt uns ein Schreibe«« des Bischofs von Bamberg an Nikolaus von Dinkelsbühl aus dem Jahre 1426. Hier ist die Rede von zwei Apfelbäumen, die in der Christnacht blühten und Früchte brach ten. Solcher Glaube«« «nag die Menschen vcranlaht haben, ii« der Weihnachtszeit einen Baum, natürlich eine«« lebendigen, grünen Baum, eben eine Tanne, aufzurichtcn, dessen Kerzen an die Blüten, dessen Aepfel aber an die Früchte dieser Bäume erinnern. Und doch braucht dieser Brauch breitere Untersagen. Dir beiden Bäume des Bischofs können nicht die letzte Ursacke sein. Der Mistelzweig, der in England das Weihnnchlssymbol schlecht hin ist, führt uns auf eine andere Wnrz»l. Der Brauch ist mit alten Baummythen in Verbindung zu bringen. Es «var ein alter, im germanischen Volke verbreiteter Glaube, dah in der ersten Nacht des Jahres neues Blühcleben in die Natur komme. Ursprünglich «var das die Nacht vom 10 zum 11. November; als im christlichen Mittelalter der Jahresanfang aus den 25. De zember verlegt wurde, «vor cs die Weihnachtsnacht. De«« alten Glauben sehen wir in dem Bischofsbricf noch lebendig. Die immergrünen Gewächse erscheine«« als Sinnbilder der Vegeta tionskraft. Heilig und geweiht waren sie «nie alle fruchttragen den Bäume dem Allvater Wotan. Sein Fest feierte man In Germanien an« Winters- und Jahresanfang. Sein Nachfolger wurde ii« christlicher Zeit der heilige Martin. Die Martinsgans erinnert noch heute an den Fcstschmaus der Germanen. Den grünen blühenden Zweig Wotans erhält Martin als Schutz patron des Weideviehs. Er hat die alte Heil- und Zauberkraft behalten. Die Berührung mit ihm schützt das Vieh vor Krank heit und macht es fruchtbar. Aus dem Zivcig wird mit der Zeit im Volksbrauch ein Bäumchen, das der Bauer im Stall oder in der Stube am Martinstag aufstellt. Die Sitte entsteht, dah der Gemeindehirt ai« diesen« Tage mit dem Bäumchen von Hof zu Hof geht und sich unter Segenswünschen für das Vieh sein Wcidegeld geben läht. Allmählich fasste man diesen Lohn als Geschenk auf, und man kann sich vorstellen, wieso dieser Tag überhaupt zu einem Schenktag wurde. Fcstschmaus. Ge schenk und Bäumchen haben wir also am 11. November, dem ur sprünglichen Fahresanfangsfeste, das zu Ehren Wotans stattfand. festgestcllt. Mit der Verlegung des Ncujnhrslagcs aus den 25. Dezeinber wanderten die Bräuche mit. Auch der Nikolaustag hat das Weihnackisfest mstgcstaltet. In noch stärkeren« Mähe, als cs bei den« heiligen Martin ge schah, sind Elemente des Wotansglaubens in die Gestalt des hl. Nikolaus hineinverwobcn worden. Wenn man in Pommern non ihm als dein Wode spricht und die Mcckkmburger ibn den Schimmelreiter nennen, so denke«« «vir unmillkiirlich ai« Wotan, der auf seinen« Schimmel an der Smtzc des wütenden Heeres durch die Winternacht reitet. Sein Beiname ist Ruprecht; Rup recht heisst nichts anderes als der Rukmglnnzende. In der Hand trägt Nikolaus «nieder den grünen Zweig, dieses Mal den vom Haselstrauch. Die Früchte. Aepfel und Nüsse die daran hängen, sind die Gaben des alten Göstervaters von de«« ihm geweihten Bäumen. Dah damit hauptsächlich die Kinder beschenkt werden, ist eil« Zug. dei« die christliche Nikolauslegende beigesteucrt bat. Wie bei dem Martinsbäumchen habe«« «vir glich bei der Niko lausrute einen der verschiedenen Entwicklungswege vor uns, die zum Christbaum führten. Auch vom 6. Dezember sind viele Bräuche zum Weihnachtsfest hinübergeivandert So der mittel alterliche Festschmaus, die Kindergeschenke und mancherorts St. Nikolaus selbst, der dann als Weihnachtsmann erscheint. Ncbci« Aepfeln und Nüssen finden «vir auf jedem Gaben tisch allerlei Backwerk, aus Teig geformte Figuren, die Tier« und Menschen darstellen. Auch dieser Brauch geht auf eine alt germanische Sitte zurück. Die Germanen pflegten Figuren ihrer Götter aus geweihtem Mehl zu backen und bei festlichen Gelegenheiten zu essen. Das Christentum hat den religiösen Inhalt dieses Brauches verdrängt, der Brauch selbst aber hat sich erhalten. Zu Baum und Geschenk tritt der Wcihnachtsfcstschmans. In ihm leben alte deutsche Es; Sitten fort, die am Jahres anfang üblich waren. Stockfisch, Erbsen. Neisgriitze und Branntwein müssen in Skandinavien unter dei« Gerichten des Weihnachtsabends sein. Die Berliner Hausfrauen Kausen den Weihnachtskarpfen, backen Mohnklöhchcn und kochen Hirse. In vielen Gegenden wird die Martinsgans erst Weihnachten ge gessen. Fast jede deutsche Landschaft hat ihre besonderen Spei sen und Gebäcke. Und wein« der Engländer Christinas feier», den Carol tanzt und unter dem Mistelzwcig dei« Weihnachts- Kus; tauscht, dann dürfen Truthabn und besonders der bläulich flammende Plumpudding nicht fehlen. Eine«« Weg kreuz und guer durch die Welt der germani schen Mythe«« und Bräuche müssten wir gehen, um die Quellen aufzuspiircn, aus denen das, «var «vir Weihnachten nennen, zu- sammcnslos; zu einem Fest von unausgesprochen deutscher Fär bung. Der Weg ist manchmal mühsam und verworren. Aber deines Volkes geheimstes Leben belnusckst du. wenn du seinen Lebensäuhcrungen in Sitte und Brauch nackspürst, wenn du einmal versuchst, Webefaden und Einschlag blohzulcgen, dein Gebild und seinen« Sini« nachzuspiiren. (Aus der Mappe „Dich grühen «vir o Jesulein! Gestal tungsgut für Weihnacht", herausgcgeben von der Beratungs stelle für psarrgeincindliche Arbeit, Diisseldors.) Verantwortlich: Georg Winkel, Dresden. Vie Heilige Uirclit lUpsko von /oacklm 8koo^aarci im Dom ru Viborg I8ckeri-Mlrierci1en8t-^1.) Oeut8ekb8 Lrauekturri 2ur ^Z6iknsekt82bit / L"«v-rn<-r»»««»