Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 21.12.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193712210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-12
- Tag 1937-12-21
-
Monat
1937-12
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.12.1937
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Süchstsche Volkszeitung Nummer 2S8, Sette I !ite r Dienstag. St. Dezember 1SS7 (Snlnommin LU» riijn Itieuvili, „A!-ihnach!sgcjchi^:«»"L rossen verteilt, direkt 4, t Dresden ssautobahn stgefahrene sinstere !rn, sei nde zu tezwtui- mg der jenem naesüllt chthaus- : Natur eivählt" "e heut- serriieks ickieien mindern Häupt- htung iping h un« h da- inier« iping Him- m die >erum urden Bau hoher steckig mals Nan- ellte, Dez. der Tor- und des fen von bis An« en einen mhett zu reutschen l weilcn- Von Stijn Stveuvel* eben, . Die erten ndert n sich 8roß- an» eichte e ge« g «st d na« rags» igang hoffet Mischen om Mi- ten und te Kon- standen «setischcr daß der hen an« !r Spitze ern" ge» >r dis Sind » zur Wetter« iger vero mühiger -eraturen am Tage Backofen erfreut« sein Herz... Und doch blieb er sitzen, sprach kein Wort. „Ich hab'» gewußt, ich hab gewußt, daß es kommen mußte", dacht» er, aber dabei sucht« «r nach der Ursache — wie mochte da» hier in Verband stehen mit dem, was er in der Kirche erlebt hatte, mit dem Lied? Zwei Gesichte hatte er ge habt: Selige Lust an dem siebenfarbigen Regenbogenstrahl au» dem Himmel und da» andere: sich zurückversetzt fühlen in sein früheres Leben — der ganze Hof wieder aufgebaut, wie vor dem Krieg... Gr wurd« nicht klug daraus. Sein« Frau plappert« immer lustig weiter, verführt durch di« froh« Botschaft: Jetzt würden sie wieder in einem „Haus" ;mber >, c) 35. ) 28-32, A. Son- , c) 48, mer und ) 40—47. 2. 53, , Bullen er ich. wenn s kam zu enig Ver- >28 waren nur ver» en Stroh« , AG. für vereinigte l. Spitzen um 1,5, :e um se wohnen, funkelnagelneu und schöner als er gewesen war — ein Steingebäude mit einem Ziegeldach, und «in, Scheuer, Ställe, Nebengelasse, der ganze Betrieb im selben Zustand auf dem selben Platz wie früher. Und dann: Vieh aufziehen, Schwein«, Schafe, Ziegen, Hühner, Kaninchen und Enten und Gänse. Und den Obstgarten anpslanzen, und in diesem bewegten Gewimmel das wahre, echte Leben von neuem beginnen — alles wachsen und gedeihen sehen, mit der Aussicht, hier alle zusammen, auf dem eigenen Fleckchen Erde, mit Arbeit und Sorgfalt sein Brot verdienen, erwarten dürfen, daß dl« Kinder binnen kurzem Helsen können, sie waren setzt gerade in dos Alter gekommen, wo sie mit Hand anlegen können im Betrieb. Er hörte es an, ließ es auch bis zu seiner Fassungskraft durchdringen, blieb aber schweigsam. „Er glaubt cs nicht", dachte Pauline und holt« die Papiere, um sie vor ihm auf den Tisch zu legen. „Da guck, was sagst du jetzt, du ungläubiger Thomas, das steht'» mit Zahlen, schwarz auf weiß, was un» zu« erkannt ist. Alles wird auf Kosten des Staates wieder aufge« baut, und wir kriegen noch Geld dazu, um Vieh und Möbel und Werkzeug und Betten und den ganzen übrigen Kram neu anzu schaffen. Wir sind drüber hinaus, Mann, die Armut ist vorbei!" und sie sprang mit den Füßen bis an die Deckenbalken. Verhelft vertiefte sich scheinbar in das Nachzählen der Zif» fern und di« Untersuchung de» Betrages, aber seine Gedanken waren weit weg. Da legt« er die Papiere hin und lächelte un« beweglich und ungerührt weiter, wie jemand, der von einer Freude höherer Art erschüttert ist und um Lkrzeihung bitten will, weil er ein« minder« Frsude nicht mit den andern teilen kann. Er tat sein Bestes, um sich wohlgelaunt zu zeigen, aber im Innersten bekannte er sich selbst, daß er keine Worte finden konnte, um zu sagen, was er zu sagen Halle. Er sah voraus, daß «s doch geschehen müsse, daß «r nicht länger den Blöden spielen kann« — er öffnet« den Mund und sagt« ruhig und ent« schieden — während der Klang seiner eigenen Worte ihm fremd vorkam, al» ob st» aus weiter Ferne drängen: „Ich hab'« schon lange gewußt, ich hab'» erfahren an Weihnachten — wi» Dolf das Lied gesungen hat..." Da, waren kärgliche Worte, alles, was er finden könnt« pnd sagen, um das Wuirder der Gnad« auszudrücken — seinen Reichtum hielt er im Herzen verborgen, nur ein Funk« strahlt» durch seinen Blick nach außen. „Da» Weihnachtslted, das Dolf bei der Krippe gesungen hat", wiederholt« Verhelft und sah sich unruhig um, wie um Mitleid zu erbitten für die Unbeholfenheit seiner Wort«, und weil er sich nicht deutlicher erklären konnte. Paulin« wurd« vom Schrecken «ines furchtbaren Vorgefühl» g«troff«n — fi« fürchtet«, Verhelft sei durch ihre dumme Vor eiligkeit, mit der sie ihm die groß« Neuigkeit in» Gesicht ge schleudert hatte, plötzlich wahnsinnig geworden. Sie wandte sich in eine Ecke, um ihre Tränen zu verbergen, denn das Schluchz«« saß ihr in der Kehle, beim Gedanken daran, was ihrem Schatz geschehen war, gerade jetzt, da sie nach dem jahrelangen Leid«« in Not und Elend auf dem Punkt angelangt waren, wieder obenauf zu kommen und ihr früheres Leben wieder aufzunehmen. Der Wiederaufbau seines Hofe» kam Verhelft vor, als ob er schon lange geschehen s«t und ganz gewohill, da» andere schien ihm viel wichtiger — aber wie konnte er das seiner Fra» klar machen? Noch nie hatte der Klang des Liedes so herrlich ge tönt, und ohne daß er di« Augen aufreißcn mußte, erstrahlt« da» glitzernde Licht mit starkem Glanz und umloderte die ganz« Welt. Auf einmal erfüllt« «ine große Freude und Zufriedenheit sein Herz. Er hatte vor der Wahl gestanden und einen Ent schluß gefaßt, und jetzt war der Äein von seinem Herzen ge wälzt. Sein Glück wallt« auf wie ein großes Wasser, fing an zu schäumen und zu brausen, so daß er an sich halten mußte, bi» ihm die Fäuste knackten... Rührung preßte ihm die Kehle zu, er ließ den Kopf auf den Arm aus dem Tisch fallen, und Schluchzen erschütterte seinen ganzen Körper. Paulin« und di« Kind«r betrachteten ihn erschüttert — zwischen Furcht und Hoffnung — und konnten kein Wort heraus bringen. Stveifzügch durch Lissabon — Die Stratzenbahn mutz klettern der weltentdecke» — Aasseestunde in Lstoril Lissabon gehört zu den Hauptstädten Europas, die sich einer besonders günstigen Lage ersreucn können. Wie auch unsere meisten Hafenstädte, liegt es an einem Fluß, dem Tcjo. Dreißig Kilometer stromaufwärts muß man fahren, um zur Hauptstadt Portugals zu kommen. Dort erweitert sich der Tejo gewaltig und biloet ein großes weites Becken. Am Norduser liegen die Häuser am Abhang mehrerer Berge übereinander. Hell schimmern die weißen Häuser im Sonnenlicht. Vielleicht noch eindrucksvoller ist die Elnsahrt bei Nacht. Schon well vor Lissabon gewahrt man eine lange hell erleuchtete Userprome nade, bis das Häusermeer in strahlendem Lichterglanz sichtbar wird. Ganz bezaubernd und romantisch wirkt diese Einfahrt im Mondschein. Schon die Lusitaner verfolgten eine bestimmte Absicht, als sie gerade hier so weit stramauswärts ihre Stadt Ulisipo an» legten. Nicht weniger wußten später die Römer diesen Hasen wegen seiner vortrefflichen Lage zu schätzen. Außer in Mörida wohnten gerade hier besonders häusig der römische Statthalter. Auch Reste der römischen Stadt hat man noch auf dem Burg hügel gefunden. Ueber IVO Jahre herrschte hier der germanische Bolksstamm der Westgoten, bis er den Mauren im Jahre 711 ln iener entscheidenden Schlacht bei Jerez de la Frontera zum Opfer fiel. Ganz im Gegensatz zu den südspanischen Provinzen konn ten sich die Mauren hier nur bis 1147 halten. Seinen größten Aufschwung erlebte Lissabon Infolge seiner günstigen Lage zur Zeit der Entdeckungen. Der Weltlzandel verlagerte sich vom Mittelmeer zum Atlantischen Ozean. Ungeheure Reichtümer flössen in diese Stadt, so daß sie binnen kurzer Zeit eine der wohlhabendsten Städte Europas wurde. Nur dadurch konnte sie die Erdbeben von 1531 und 1575 so schnell überwinden Nachdem jedoch die Holländer und später die Engländer den Portugiesen den Vor rang abgelausen hatten, und nachdem sogar das furchtbare Erdbeben des Jahres 1755, das Immanuel Kant in so klassischer Weise geschildert Hal, den größten Teil der Stadt in einen Trümincryausen verwandelt Halle, da war Lissabon für lange Zeit seiner einstigen Bedeutung beraubt. Der Niedergang wurde dann vollends besiegelt durch den Einfall der Franzosen im Jahre 1807 und durch den Verlust Brasiliens. Der Tatkraft des deutschen Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg und sei ner Söhne, die auf dem portugiesischen Thron saßen, war es zu dannen, daß Lissabon seinen Niedergang im großen und ganzen wieder wett machte. Heute herrscht wieder ein reger Verkehr im Hafen. Fast alle Personen- und Frachtendampfer, di« nach Südamerika, Aeltestes deutsches Brauchtum umgibt wie ein duftender Tannenkranz die christliche Weihnacht. Gläubiger Volkssinn hat Lieder gesungen, und das gemeinsame Festerlebnis ist in alter Dichtung Klang und Wort geworden. Weniger bekannt aber dürste sein, daß auch die uralte klassische Gebetsweise der Christenheit, die Liturgie selber, in ihrem manchmal durch eln Jahrtausend streng bewahrten Beten Nachklänge völ kischer Geschichte bewahrt und überliefert hat. Am Heiligen Abend singt man in allen Domen und Kathe dralen die Weihnachtsvesper. Sie beginnt mit dem Antsichon- gesang:.. „ - - - sehnt ich die ganze Erde.' Weihnachten iin Weltbild des germanischen Menschen Es besteht guter Grund zu der Annahme, daß unsere Weihnacht, antlphon seit jener KaiserKränung in Rom gemeinsames Erbgut des christlichen Abendlandes geworden ist. Nun aber zum inhaltlick)en Gefüge dieses Textes. Pax --- Friede war der Inbegriff dessen, was die antike Welt von der Geburt des Friedenskönias erwartete. Die Friedenssehnsucht der Welt unter dem Jrleoenskaiser Augustus wird heute noch am Heiligen Abend im klassischen Kalendarium der Christenheit so verkündet: „Als die ganze Welt im Frieden ldes römischen Imperiums) lag, da wollt« Jesu» Christus die Welt durch seine huldvolle Ankunft heiligen." Am Ausgang der Antike >var es der große Augustinus, der dieses Bild des Friedensreiches in genialer Schau den jungen Germanenvölkern übermittelte. Augustins Buch „Von der Stadt Gottes" war das Lieblings buch des Großen Karl. Ala nun der Frankenkönig mit der abendländischen Kaiserkrone gekrönt wurde, ging ein Freuden jubel durch das Abendland. Vor kurzem noch war die Hoff nung auf das Reich in di« weit« Ferne gerückt, als nämlich die von den Arabern drohende Gefahr in der christlickzen Welt das Bewußtsein Ihrer Einheit mit neuer Stärke angesacht hatte. Nun sollte sich mit der KaiserKränung des Jahres 800 der Traum der Jahrhunderte erfüllen, di« Hoffnung Augustins und die Sehnsucht der jungen Germanenvälker. Wir begreifen recht wohl den Iubes, mit dem die Völker des Abendlandes Karl als Kaiser, zumal als „rex paeifieus", begrüßten. Der geistige Blick jener Menschen aber ging noch tiefer. Durch eine glückliche Fügung fiel die Geburtsstunde des irdi schen Reiches zusammen mit der Geburtsstunde des Heilandes, ve» Begründers des ewigen Gottesreichcs. Die Blicke wurden da wohl unwillkürlich von dem Irdischen Glanz der Kaiserfeier lichkeit auf die Geburt de» Weltenheilands in Bethlehem ge lenkt. Die Worte, die man erstmalig dem abendländisch-germa nischen Kaiser zugerufen, wurden nun zu einem nie mehr ver stummenden Iubelruf für das alljährliche Erscheinen des neu geborenen Weithetlande» in der hl. Weihnacht. „Der Friedens könig ist Hocherhoben: nach seinem Antlitz sehnt sich die ganze Erde" und: „Hocherhoben ist der Friedenskönlg über alle Könige der Erde"! In diesem großen weltgeschichtlichen Augenblick, der für immer die Reichsgewalt zu den Germanenvälkern übergehen ließ, verband sich Weltgeschichte und Hetlsgeschichte. Das irdi sche Walten der geheiligten Herrscher war in Ideenzusammcn- hang mit der Herrschaft des Weltenschttpfers gebracht, von dem alle Autorität Ihren Ausgang nimmt. Weihnachtliche Klänge fluten durch unsere Gotteshäuser. In den uralt geheiligten Gebetsworten der heiligen Nacht lebt ältestes Erbgut unserer Geschichte, der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, unter uns wieder auf. Wir kören es, wir beten es ergriffen mit, wir werden hineingestellt in das große Ahnenerbe, das uns trägt, das uns immer von neuem die Heilige Weihnacht feiern läßt, weil wir Christen und well wir Deutsche sind! Die Wunderftadt am Tejo Auf den Spuren Lord Byrons „herrliches Lden" Afrika und Westindien fahren, legen in Lissabon an, davon auch eine Reihe deutscher Schisse. Die portugiesischen vermitteln in der Hauptsache nur den Verkehr mit den Kolonien des Landes in Afrika. Portugal führt vorzugsweise Kork, Wein, Olivenöl, Südfrüchte und Fisch konserven aus und nimmt dafür Kohlen, Holz, Tabak, Kasfee, Reis und Industriecrzeugnisse herein. Die Stadt, die etwas über eine halbe Million Einwohner hat, ist nicht nur eine Han delsmetropole. sondern auch der Sih eines Erzbischofs und besitzt seit dem Jahre 1011 eine Universität. Neben Oporto ist es die einzige Großstadt in dem sonst dünn besiedelten Lande. Die schönste Straße ist die 00 Meter breite Avenida da Libcr- dade sFreiheitsallee), die mit 10 Baumreihen bestanden ist. Zahlreiche gärtnerische Anlagen geben der Stadt ein anmutiges Gepräge. Schon seit langer Zeit wohnen hier eine Reihe vo» Deutschen, die sich in ihrem Gastlande sehr wohl fühlen. Es dars nicht unerwähnt bleiben, daß sich hier auch eine große deutsche Schule befindet, die in den nächsten Jahren sogar bis zum Abitur ausgebaut wird. Welches Ansehen sie genießt, geht dar aus hervor, daß zahlreiche portugiesische Eltern aus den sührcn- den Kreisen ihre Kinder aus unsere Schule schicken, damit sie das deutsche Kulturgut in sich ausnehmen. Einer der bekanntesten Vororte ist Bolcm sder Name ist entstanden aus Bethlehem), wo auch der Präsident der Repu blik seinen Wohnsitz hat. Dort besindet sich das Kloster des Hieronymus. Es wurde gebaut an der Stelle eines Seemanns hauses, wo Vasco da Gama die Nacht vor dem Antritt seiner Entdeckungsfahrt im Jahre 1407 zubrachte und zwei Jahre später bei seiner Rückkehr aus Ostindien von König Manuel I. empfangen wurde. Der König hatte für den Fall des Gelingens den Bau eines Klosters gelobt. Noch im gleichen Jahre ließ er den Grundstein zu diesem großartigen Bau legen. Bis zur Vollendung verging jedoch fast noch ein ganzes Jahrhundert. Neben mehreren Mitgliedern des Königshauses liegt auch der kühne Entdecker ln der Apsis begrabe». Besonders sehenswert ist der großartige Kreuzgang, ein Meisterwerk des berühmten Künstlers Ioao de Castillo. Bei diesen ziveistückigcn Bogenhallen fallen »ns die zierlichen kandelaberartigen Säulen, das reiche Maßwerk und die Fülle der Ornamente auf. Am User des Teso gewahrt man noch einen alten Wachtturm, der einstmals zum schuß der Flußeinfahrt erbau« worden ist und ursprünglich aus einem Felsen am Flusse lag. Lunge Zeit diente dieser Turm als Staatsgesängnis. Fährt man den Strom abwärts, so kommt man nach Estoril, dem bekannten Seebadeort. Wie heimatlich wirkt es für einen Deutschen, wenn «r dort In einem Hotel, aus dem die Weihnachtsvesper. Sie beginnt mit dem Antiphon- : „Der Friedenskönig ist hoch erhoben; nach seinem Antlitz ich die ganze Erde." Abt Ildefons Herwegen hat einmal darau Hingeiviesen, daß dieser weihnachtliche Gebetsruf in ur- sächlicyem Zusammenhang stehen kann mit der Kaiserkrönung Karls des Großen am Äeihnachtsfeste des Jahres 800. Diese bedeutsame gelehrte Beobachtung sei im folgenden dargelegt und erweitert. Es ist bekannt, daß Karl der Große am Weihnachisfest« des Jahres 800 in St. Peter zu Rom die römische Kaiserkrone erhielt. Nun wird in den Fuldaer Annalen berichtet, daß dem erstsn deutschen Kaiser bei feiner Krönung mit folgenden Wor ten gehuldigt worden sei: „Karl, dem von Gott gekrönten Augustus, dem Großen und Friedeschassenden (Paeifioo) Kaiser der Römer: Leben und Sieg!" Auch der Biograph Karls, der gelehrte Einhard, erzählt, daß man Karl den Titel „Pacificus", d. h. der Friedeschafsende, gegeben hat. Die Huldigungen für den Kaiser wurden damals in Form von Zurufen sAkklamatio- nen) ausgesprochen. Nun wissen mir aber, daß solche Akklama tionen in der Liturgie Roms an Weihnachten üblich ivaren. In Zurufen wünschten die Römer dem Papst, wenn er zum Gottes dienst zog, Heil, Glück und langes Leben! Diese Zurufe an den Herrscher müssen wohl auf Bräuche am byzantinischen Kaiserhof zurückgehen. Im griechischen Ritus des Ostens ist heute noch der Weihnachtsabend durch feierliche Gebetsstunden ausgezeich net, die den Namen „Kaiserhoren" führen. Ehemals wohnte ihnen der byzantinische Kaiser mit großem Gepränge bei. Ver schiedene Begleitumstände der Kaiserkrönung Karls deuten nun darauf hin, daß man damals die Bräuche des byzantinischen Hofes in Rom nachahmte. Wahrscheinlich hat auch Karl dem feierlichen Gottesdienst in St. Peter beigewohnt. Wissen wir doch von den späteren deutschen Kaisern, daß sie, so oft sie Weihnach ten in der Hauptstadt der Christenheit feierten, auch am nächt lichen Gottesdienst in St. Peter teilnahinen und dabei sogar, mit dem Chormantel bekleidet, das Reichsschwert in der Hand, feierlich im Chor eine Lesung aus der Heiligen Schrift vor trugen. Was liegt näher als die Annahme, daß die am Hofe von Byzanz üblichen Zurufe auch in der Weihnachtsfeier des Jahres 800 angewandt worden sind? Damals mag man zum erstenmal den neuen Kaiser des Reiches als den „Paclflrus", den „Fiede- schaffendcn" gefeiert haben, und diese Bezeichnung für Karl ging dann in seine amtlichen Urkundentitel über. Es ist auch bekannt, wie sehr der Kaiser die kirchliche Liturgie fördert«. Das Weihnachtslied Dies« Geschichte au» dem „Niemandsland", d«m ver wüsteten Streifen Lande» zwischen den Schützengräben, ist der schönst« Bewet», daß «ine wahre Dichtung auch «in«n glücklichen Ausgang haben kann. In dem armen zertretenen Arbeit«» Verhelft erwacht tn der Weihnachtsnacht d«r Glaub«, der sein« Erfüllung findet. Wir drucken den Schluß dieser Erzählung leicht gekürzt ab. „Was hat denn d«r Verhelft?" fragten di« Nrbettsgenossen. „Er hat sich wi« jemand, der vom Himmel gefallen ist!" Die einen behaupteten, er set krank, die andern, er hab« häuslichen Kummer und s«i ins Saufen g«rat«n; und wieder ander«, «r müsse «inen Topf mit Geld in den Trümmern gefunden haben (wie c, hi«r in der Gegend öfter» vorkam), aber diejenigen, di» ihn verspotten wollten, fühlten di« Lust dazu in sich ver geh«», wenn P« den Ausdruck seiner weit aufgertssenen Augen arsehen hatten — di« Kerl« wagten es nicht einmal zu fragen, sondern schwiegen, ohn« zu wissen, was fi« sich dabei denken sollten. Di« Jahreszeit war angebrochen, in der di« Luft milder wird, und di« Tag« ihr« Läng« wieder kriegen — di« Zeit, da dl« Erwartung aufsteigt, den schmutzigen Winter zu Ende gehen zu sehen, da di« Menschen wieder Mut zum Leben bekommen — al. Verhelft eines Tage» wi« gewöhnlich spät abend» mit dem Ärb«it«rzug nach Hause kam und sein« Frau in der Tür der Hütt« stehen sah und ihm von weitem Zeichen machen. „Da haben wir'»!" rief fi« ihm entgegen, und in aller Eile erzMt« sie: „Dis Herren von der Schadenvergütung find da- gewesen, fi» haben alle» untersucht und mir die Papiere ge geben, womit wir unser Geld kriegen können zum Bauen!" Paulin« schrie di« Nachricht jubelnd heraus. Da war «» jetzt, was sie nicht mehr glauben wollten, weil «» so lang« ausge- btteben war. Ki« hatten gar nicht mehr damit gerechnet und sich bei ihrer Armut beruhigt. Darum hatt« Verhelft, der von Anfcmg an mißtrauisch war, lieber in der Fremde Arbeit ge sucht und sein Erb« verlassen, um Frau und Kinder nicht Hun- g«r, sterben zu sehen. Gr hatte es getan mit Groll im Herzen, weil «e andere, di« e» weniger nötig hallen und weniger durch den Krieg gelitten hatten, bevorteilt sah und reicher als vor her. Gr tat es mit Widerwillen, weil da» Hinundherschweisen mit dieser Bahn und di« Arbeit in der Fabrik nicht zu seiner Art paßten — aber trotzdem hatte «r ausgehalten, well es sein mußt« — war nach einiger Zeit daran gewöhnt geworden, hin- «ingewachsen, Tier mit den Tieren — und war mit all seiner Schinderei doch immer weiter zurückgeglttten, auf den Abgrund zu. Und trotzdem hatte sein« Frau nie die Hoffnung aufgegeben, gegen alle» Besserwissen war st« im tiefsten Herzen überzeugt gewesen, daß es einmal kommen müßte. Und jetzt war es da! Auf einmal I Ohne daß irgend jemand es erwartet hätte! Für Verhilft bedeutet« es: nicht mehr mitlaufen müssen mit der Lümpsnbande, erlöst sein von dem ewigen Gehaste auf der Eisen bahn — morgens vor Tag hinaus und abends spät herein — sich nicht mehr schinden müssen ln dem rasenden Lärm und Gestank der Fabrik; es bedeutet«: die Heimkehr zu seinem früheren Dasein — zu dem Leben hier ln freier Lust auf und bei seinem Hof, zusammen mit Frau und Kindern, es bedeutet«: frei bestimmen können Uber Zeit und Tätigkeit, ohn« Aufseher, sein «igener Herr Uber Tun und Lassen. In seiner Vorstellung sah Verhelft sich auf seinem Acker tätig, in der weiten Einsam keit der Gegend, mit dem hschgewölbten blauen Himmel llberm Haupt di« paar Hühner, di« ihm Gesellschaft leisteten und die Würmer au» der mürben Erde hinter seinem Spaten aus pickten — da» jauchzend« Grün de» jungen Hollerstrauche» a»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)