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Der Soininersitz der Päpste Wandlungen und Schicksale in drei Jahrhunderten In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts erwarb der Kardinal Massco Barberi ni in dem Flecken Castel Gandolso am schönen Albaner See, nur einige Wegstunden von Rom entfernt, wo noch einige Ruinen daran erinnerten, datz schon die alten Römer hier gerne in den heissen Sommern ge weilt halten, ein Haus und dazu ein Gelände, das sich gegen das Städtchen Albano hinzog. Diesem schlichten Landsitz in herrlicher Landschaft wandte er In den folgenden Jahren immer mehr seine Liebe zu, und als er im Jahre 1623 unter dem Na men Urban VIII. den Thron der Päpste bestieg, erwarb er das über dem Orte gelegene alte Kastell, das von seinen alten Her ren aus der mittelalterliche» Zeit, der Ritterfamilie der Gan- dolfi, wie das Städtchen selbst seinen Namen bekommen harte. Nach seinem Tode wechselte dieser Sitz noch mehrmals den Be sitzer, bis er im Jahre 1644 in das Eigentum der Kurie über ging. Während Papst Urbau VIII. auch weiterhin in der zuerst erworbenen Billa, die nach seinem Familiennamen Barberini heisst, die heissen Sommermonate verbrachte, baute Alexan der VII. aus dem Hause Chigi um die Mitte des 17. Jahr hunderts das alte Kastell auf der Höhe zu der Villa mit der prächtigen, srühbarockcn Fassade aus, die seitdem der eigentliche Sommersitz der Päpste geworden ist. Alle Päpste, die nach ihm hier verweilten, um, wie er sagte, „in kurzer Zeit Leib und Seele wieder herzustellen", haben Castel Gandolso ihre tätige Zuneigung wie einen Dank bekundet, indem sie es weiter schmückten und verschönten. Die unmittelbaren Nachfolger Alexanders VII. freilich gin gen nicht während der Sommerzeit nach Castel Gandolso. Erst Clemens XI., der im Jahre 1760 Papst wurde, verweilte in jedem der 21 Jahre seines Vontifika'es längere Zeit dort. Un ter ihm wurden grössere Wiederherstestungsarbeiten durchge führt, die nach den Jahrzehnten geringerer Sorac notwendig geworden waren. Nach ihm hat Papst Benedikt XIV mit Vorliebe, vielleicht mehr als alle anderen Passte, in der Stille des Hauses über dem See von Albano gewarnt' er führt' den Brauch ein, dem Volk von der Loagia der Villa aus seinen Se gen zu erteilen, er ging wie ein Vater unter das Volk, schlich tete Streitigkeiten und erfüllte Alltagswünsche, wo immer es in seiner Macht stand. Clemens XIII. weihte im Herbst des Jahres 1750 in der Pfarrkirche von Castel Gandolso. e'pem schönen Vauwcrk von Bernini, sogar einige Bischöfe, und Cle mens XIV. rundete zwischen 1760 und 1773 den Sammersitz der Päpste, dessen Umsang keineswegs grotz war, durch den Erwerb der benachbarten Villa Cybo ab. Pius VII. ist in den Jahren 1803 und 1805 in Castel Gandolso gewesen. Dann sah er die Villa erst im Jahre 1814 wieder, nach "den schlimmen Jahren, die Navoleon I. ihm be reitet hatte. Zum letzten Male kukr er im Mai 1817 hinaus an den Albaner See, und aus diesem Jahre datiert sein be rühmter Brief an die Fürsten Europas, in dein er sie bat, die Gefangenschaft seines alten Widersachers und Verfolgers auf St. Helena zu mildern. Nach ihm hat Gregor XVI. in jedem seiner 16 Regicruugsjahre in Castel Gandolso eine Zeit zuge bracht: ihm verdankt der Landsitz seine reiche Versorgung nut Wasser. Als Pius IX. im Mai 1870 aus dem alten Sommer sitz der Päpste Erholung von übergrotzcr Arbeit suchte, sah Castel Gandolso für lange Jahre zum letzten Male einen Papst in seinen Mauern Die Schönheit des Ortes, dis weite Fernsicht, die von den Hohen den nahen Albaner See und die blauen Albaner Berge, westwärts den schimmernden Saum des Meeres, im Norden die Kuppeln und Türme der ewigen Stadt umfasst, die häufige An wesenheit der Päpste, haben viele berühmte und fürstliche Per sönlichkeiten »ach Castel Gandolso geführt. Mehr als ein König war hier Gast der Päpste, und cs mochte manchmal scheinen, als sei cs ihnen kaum vergönnt, in Castel Gandolso anders zu leben als im Vatikan. Das Garanlicgesch des Jahres 1871 sicherte dem Hl. Stuhl den Besitz der Villa in Castel Gandolso: aber vom Herbst 1870 ab blieb sie geschlossen. Nur die notwendigsten Arbeiten ge schahen seitdem, um die Gebäude und die (gärten in Stand zu halten. Besucher kamen auch seitdem noch, sei cs um der Land schaft und des herrlichen Weitblickes willen, sei cs, um Kunst schätze zu sehen oder Erinnerungen an die Päpste, die hier in den Sommermonaten gelebt und gearbeitet hatten. Alles aber schien zu warten, das; der Herr dieses stillen Hauses selbst wiederkehre, die Bäume und Büsche im Park, die langsam ver wilderten. die Statuen, die sich mit Moos bedeckten, Blumen, die ohne Pflege um das Haus der Päpste wuchsen. Als könnten sie sich nicht damit absurden, datz diese Tage niemals wieder kehren sollten. Es sollte mehr als sechs Jahrzehnte dauern, bevor wieder ein Oberhirt der Kirche seinen Futz in die Villa von Castel Gandolso setzte. Durch die Lateranverträge wurde dieser Landsitz und die nicht weit entfernte Villa Barberini zum exterritorialen Besitz des Heiligen Stuhles erklärt. So wurde Pius XI. zum neuen Erwecker des alten päpstlichen Sommersitzes, ein Neugriinder fast in dem Sinne, wie es Urban VIII. und Alexander VII. gewesen waren. Er wurde vor allem auch ein Wiederhersteller von Grund auf Denn fast von den Fundamenten an mutzte vieles erneuert werden, und als dieses geschehen war, fügte der Papst eine Sternwarte und «ine Rundsunkanlage hinzu. Die Bewässerungsanlagen wurden verbessert, der Boden mutzte Schätze des Altertums preisgeben, und auf Albano zu wurden gärtnerische Nutzanlagen geschaffen. So fügte sich zur Vista und zum Park der Fruchtgarten und das bescheidene Landgut. Aber es Ist Im Ganzen ein schlichter Besitz geblieben. Kein „päpstliches Versailles", aber auch kein „italienisches Avignon", wie wohl gesagt worden ist. Es fehlen sowohl die Türme und Mauerringe der Stadt an der Rhone wie die glänzenden Ge mächer und riesenhaften Parkanlagen des Schlosses bei Paris. Und der stille Sitz der Päpste bedarf auch nicht dieser Besonder heiten: er hat seine eigene stille Würde, seine einfache Grütze, seinen schlichten Adel. Immer noch spielen die Legenden und Sagen, deren nicht wenige aus grauen Zeiten stammen, um das Haus aus der Höhe über dem Albaner See. Aber ein moderner Papst hat gleichzeitig seinen Sommersitz zu einem Platz der Wissenschaft und der Nützlichkeit gemacht; die Arbeit hat in Castel Gandolso ohnehin niemals geruht. Pius XI. verbringt seit vier Jahren einen Teil der heissen Jahreszeit in Castel Gandolso. Früher als in den vergangenen Jahren hat er in diesem Frühling den Vatikan mit dem länd lichen Wohnsitz vertauscht. Erst zog er im Monat Juli nach Castel Gandolso, im vorigen Jahre ging er im Juni aus Rom weg, in diesem Jahre führte ihn schon der Mai in die Stille am See von Albano. Er hat seinen arbeitsreichen Tag und den Rhythmus der Arbeit selbst nicht geändert, der Stundenplan ist derselbe geblieben wie im Vatikan, nur die Empfänge und Audienzen, die dort auch des Abends staltsindcn, sind hier aus die Morgenstunden im allgemeinen beschränkt. Papst Pius liebt dieses Haus und die Landschaft, die sich zu seinen Füssen breitet, er sagt es gern und oft den Besuchern, die er empfängt. Mit shm hat für das lang verwaiste Landhaus von Castel Gandolso wieder eine neue Epoche begonnen. Mutter und Sohu iin Tode vereint Das Schicksal zweier Menschen. Zusammen gelebt, am gleichen Tage gestorben und zur letzten Ruhe gebettet — hin und wieder ersiillt sich dieses seltene Schicksal an zwei Menschen. Meist an Zwillingen oder Ehepaa ren, die ein langes Menschenleben hindurch Freud und Leid mit einander geteilt haben. In einem Dorfe des Landkreises Erke lenz in der Rheinprovinz wurden Mutter und Sohn gemein sam zu Grabe getragen. Die Mutter hatte 80 Jahre erreicht, während der Sohn mit 48 Jahren aus diesem Leben abberufen wurde. Zwischen beiden herrschte ein selten herzliches Einver nehmen. Die alte Frau mühte und rackerte sich tägiich ab. um dem kranken Sohn jede nur erdenkliche Pflege angedcihen las- Augenblicklich wütet eine entsetzliche Malariaepidemie in Nordtransvaal. Tausende von Eingeborenen sind dieser tückischen Krankheit erlegen, und nur wenige Europäer sind imstande, auch weiterhin auf Ihrem Posten zu bleiben. Untätig müssen die Farmer zusehen, wie ihre Ernten aus dein Halm verfaulen, da nicht genug Arbeiter zur Verfügung stehen, um das Korn einzu bringen. Jedes Krankenhaus in dem vom Fieber betroffenen Gebiet ist überfüllt: sogar di« grotzen auf Krankenhausgrundstücken er richteten Baracken sind voll besetzt, und manche Privathäuser sind in diesen Wochen in Kliniken verwandelt worden. Beängstigend« Vorzeichen. In dieses so schwer heimgesuchte Land ist ein neuer Echrek- ken eingezogen: die dunkelblaue Moskilomücke! Mit Angst und Unruhe wurden die Einwohner von Nord transvaal betroffen, als sie dieser neuen Gefahr gewahr wurden. Hatten di« blauen Moskitomücken etwa eine neue, tödliclze Art von Malaria mitgebracht? War die entsetzliche Epidemie die sen unl^ilvollen Insekten zuzuschreiben? Beängstigend« Vorahnungen erfüllten die Hirne aller, — bis vor wenigen Tagen der Verkäufer in einem Dorsladen etwas bemerkt«, was in seinem Tintenfatz herumkrabbclte.... So war es: die Tinte wimmelte von Moskitolarven! Das Geheimnis der dunkelblauen Plage war gelöst. Aus irgendeinem Grunde hatten die Moskitos, die sonst in Wasser zu brüten pflegen — Tinte zur Brutstätte erwählt! Etwas Aehnlichcs war auch schon frül)«r vorgekommen. Vor einiger Zeit wurde zum Beispiel von einem braunen Tiger in den indischen Dschungeln berichtet. Naturwissenschaftler und Jäger regten sich gleicherweise sehr darüber auf und erörterten eingel)«nd, ob das ein Scherz der Natur oder aber «ine seltene, bis dohin unbekannte Art von Grotzkatzen sei. Mit der Zeit entdeckte man jedoch, datz der Tiger ein ganz gewöhnliches Tier war. das di« Gemohnlzeit besah, sich in einer ganz bestimmten Pfütze herumzuwälzen. Und an deren Ufern wuchs «in Strauch, den die Eingeborenen zum Färben von Stof fen benutzten. Seine Blätter und Blüten sielen in die Pfütze und färbten das Wasser braun. Ein« ernst« Angelegenheit. Während gewöhnlich« Tinte jene Moskitomücken blau färbt, benutzt man in Japan rote Tinte als 'Medizin sür Zier st sche! Der verantwortliche Organisator fiir die Olympischen Spiele 194« Der Japaner Tr. Sohakuri, der sür die sportliche Organi sation der XII. Olympischen Spiele 1040 in Tokio verant wortlich zeichnet, ausgenommen beim XX. Kongretz der Inter nationalen Eislaus Vereinigung in St. Moritz, dessen Olympia. Stadion und Schanze er dieser Tage besuchte. (Ailantic. Zander-M.j sen zu können. Vor einiger Zeit stürzte die Achtzigjährige die Treppen des Hauses hinunter und zog sich dabei eine Gehirn erschütterung zu. Seit jenem Tage wollte es mit ihr nicht mehr recht werden. Auffälligerweise verschlimmerte sich auch das Be finden des Sohnes von Tag zu Tag. bis ihn der Tod von seinem Leiden erlöste. Wenig später, nachdem er ausgebahrt Ivar, folgte ihm die Mutter i» den Tod. Mit den Nachbarn fasste die ganze Dorfgemeinde den Entschlutz, die beiden Menschen, die so lange Jahre hindurch ein bescheidenes und rechtschaffenes Leben geführt hatten, gemeinsam unter die Kühle Erde zu betten. Si« erhielten denn auch eine schlichte, aber würdige Ruhestätte. Japan ist das Land der Goldfische, und es war eine gäNZ ernste Angelegenheit, als vor etlichen Jahren eine Fischkrankheit dort viele Tausende binnen kurzer Zeit vernichtete. Die Fisch biologen der Universität in Tokio tauchten daraus die Goldfische dreimal täglich in eine verdünnte Lösung roter Tinte ein, und cs ergab sich bald, datz es ein gutes Mittel zur Bekämpfung der Fischepidemie sei. Stellt man weitze Blumen in rote Tinte, so säugen sie di« Färbe auf, und ihre Blüten bringen diese wieder zum Vorschein, wir wissen aber nicht, ob alle Goldfische in Japan M jenem Jahr errötet sind! Blaue Moskitos, braune Tiger, rotgeiärbte Goldfische — sie sind alle nicht so seltsam wie eine leuchtende Eule! Es ist ebenfalls nicht lauge her. da eine Eule in der eng- lisclzen Grasschaft Norfolk erschien, die tatsächlich in der Dunkel heit leuchtete. Wirklich unheimlich soll das gewesen sein' Auch hier zerbrachen sich die Menschen zunächst den Kopf, bis sie end lich zur Lösung dieses Rätsels kamen. Hier eine Erklärung von vielen: Die Flüsse sind in jener G.'aend sehr ost von gestutzten Weiden umsäumt, von denen viele gespalten sind und hohle Stämme haben. Aus dem Feuerschwamm, der in den Baum höhlen dort drüben wächst, machte man einst — wie es alte Leute erzählen — Zunderholz, als es noch keine Streichhölzer gab. Und Zunderholz hat bekanntlich die Eigenschaft, nachts zu leuch ten und halbverfaulte Baumstümpfe in gespenstische Gestalten zu verwandeln. Man nimmt än, datz sich die Eule eine solche Baumhöhle zur Wohnstätte ausgesucht hatte, — datier auch ihre seltsame Fähigkeit, nachts zu leuchten! Ein anderer ungewöhnlich gefärbter Vogel ist eine grüne Krähe geivesen, die man vor zwei Jahren in Dänemark ab geschossen hät. Hier handelt es sich anscheinend um ein eigen artiges Spiel der Natur, denn es waren keine Anzeichen dafür vorhanden, datz der Vogel dies« Färbung irgendwie von autzen her angenommen hatte. Auch darüber soll man sich nicht wundern! Es hat aber auch weitze Schwaiben gegeben, die ungefähr zu gleicher Zeit mit der grünen Krähe erschienen waren und grotze Unruhe unter den Bauern Iugoslaviens stifteten. Sie brauchen sich aber gar nicht zu wundern oder auszu regen, wenn Sie zufällig einer Bien« begegnen, die einen bunten Fleck aus dem Rücken trügt Zur Zeit werden nämlich Versuch und Forschungen über die Wanderwege der Honigbiene gemacht, und solche Erkenntnisse werden sicherlich den Bienenzüchtern von recht grotzcm Nutzen sein. Bienen werden mit Flecken aus Emaillefarlie mehrere Stunden nach ihrem Ausbrüten gekennzeichnet und so wird man bald wissen, was jede Biene in ivelchem Alter tut, und welche von ihnen ausschwärmen. Und da wir hier einmal bei Farbenversnchen bei Tieren angelangt sind, so soll hier auch von de» letzten Forschungs ergebnissen auf diesem 63«biet berichtet werden: Fische sind sar- benempfindlich! Vor einiger Zeit hat eine sischercibiologische Station unter sucht, ob man durch farbiges Licht wertlose Raubsisclze von den Jagdgründen der Lachse abhallen könne. Und nel»enher machte man folgende interessanten Erfahrungen. Fast alle Fische mögen kein Dnnkelblau. doch macht diese Farbe keinen Eindruck auf Weitzfische, Elritzen oder Grünlinge. Grünlinge haben dagegen eine Abneigung gegen Grün: in dieser Hinsicht teilen auch einige andere Fischortcn ihren Geschmack. Die Abneigung gegen eine Farbe ist aber niemals so stark, um einen Fisch vom Futter abzuhaltcn Recht merkwürdig ist es, datz Rot. Gelb und Orange nur geringen Eindruck auf die Fische machten, während Blau, Grün und Blaugrün allgemein ihren Widerwillen erregten. Dies ist um so merkwürdiger, als dies die Farben des Wassers selbst sind! Lin Mörder niit chirurgischen Aenntnissen Cleveland, 8. Juli. Seit zwei Jahren sucht die Polizei von Cleveland einen mysteriösen Mörder, der die Leichen seiner Opfer mit chirurgisci^r Sachkenntnis zerteilt. So fand man jetzt wieder im Cuyahogasluh eine weitere kopslose und bein los« Männerleiche. Dies ist der zehnte Torso, der seit Beginn der Polizeisuche hier ausgesunden wurde. Schweres Unwetter im Schauinsland-Gebiet Das Schauinsland-Gebiet wurde am Sonntag von einem schweren Gewitter mit wolkenbruchartigen Regen fällen l-eimgcsucht, das zwei Menschenleben forderte und riesigen Sachschaden anrich tete. So gewaltig mar der Ansturm der Wasscrmassen, datz die von Oberried zum Notschrei führende Stratze fast völlig zerstört wurde. (Weltbild, Zandcr-M.) Eine ungewöhnlich bunte Tierwelt Die Malariaez-idemie in Transvaal — Vsn blauen Moskits« > arünrn Arähen un- leuchtenden Eulen