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Nummer 111—38. Iahrg. « «al «öchenIN». «inattlchee v«tug,pe«I» durch Trüg«: «Inlchl « Pfg « Pf,. rrlg«rl»hn 1.70; durch t>1< Post 1.70 «ln,ch,l«bllch Postllbrrwellungogrbahr, «ujllgllch 5« Pf,. Post.vesiellgelo. «Iu»«l.Nr. 10 Psg., Sonnabend, u. Festlag-Rr. ro Psz. «bbestellungen mllfte« fpsttesten, «In« Woch« vor «blaut der Bezagsjelt fchriftllch beim Verlag eingegangen sei» Unser« l'i,er dürf«u kein« Abbestellungen «ntgegennehme». veelageorl vreed«». «n»elgen,rels«! di« IfpaNIg« 0 mm breit« 8-N« > lfttS-t sllr gamlllenanvlge« * Vt» 8», Platzmllnsch« Unn», mir l*»« Kist«». volkssettuns -chriftKtt,«,: vnÄxu.«, PoN«rstr. 17. genu», «711» UvU Teschbst,stell«, Druck und v«ria,: «enuaut, vuchdrucker«! » v"lag üst. ». «. Winkl. Polkrstrast« 17. Seinrus ,ui^ vostsch«»: Kr. NM, VE Stadtbanl vr««d<» «r. «7«, Freilag, 14. Mai 1987 Im Soll« oon HSHerer ««walt, v«rbot, «Iniretende, ««leiebe. PSrungen ha« der Bezieher oder werb-nglrelbend« kein« Ansprüche, fall, di« Zeitung in beschenktem Umfang, »er. spület oder nicht erscheint. Srsüllungiokttstvr«»»«» Glanzvolles gesellschafiliches Ereignis in London Empfang ans der deuWen Botschaft Vertreter von 60 Nationen bei Ribbentrop Teilnahme des Serzogpaares von Kent als Vertreter des englischen Königs . London, 14. Mai. Anlässlich der Anwesenheit der deutschen Anordnung zu den englischen Krönungsfcierlichlicitcn hatten der deutsche Bot schafter und Frau v. Ribbentrop am Donnerstagabend zu einem Empfang in der deutschen Botschaft geladen Dieser gestaltete sich zu einem selbst für London ungewöhnlichen Ereignis, das sich ebenso durch die große Zahl der Teilnehmer wie durch die Anwesenheit vieler hervorragender Persönlich keiten auszcichnete. Als den Vertreter des Königs von England konnten der deutsche Botschafter und Frau v. Ribbentrop, sowie der Rcichskriegsminister Generalfeldmarschall v. Blomberg den Herzog von Kent und dessen Gemahlin, begrüßen. Mil ihnen waren fast alle Abordnungen der bei der Krönungvertretenenmehrals60Nalionen.der englischen Kronländer und Kolonien, zahlreiche MilgliederdesenglischenKabinettsund führende englische Politiker sowie fast das gesamte diplo matische Korps und namhafte Persönlichkeiten aus dem össcntltchen Leben der englischen Hauptstadt erschienen. Von den Abordnungen zu der englischen Königskrönung sah man u. a. den Bruder des Kaisers von Japan, Prinz und Prinzessin Tschitschibu, den Kronprinzen Paul von Griechenland, den Bruder des belgischen Königs, Prinz Karl. Graf von Flan dern, Prinz Kyrill von Bulgarien, den Kronprinzen Saudi-Ara bien, Prinz Chula Chalrrabonga von Siam, den französischen Außenminister Delbos, den französischen Generalstabschef Ga- melin, den ständigen Staatssekretär des Quai d'Orsay, Leger, den polnischen Außenminister Beck, den türkischen Ministerpräsi denten General Inönü. den finnischen Außenminister Holst!, den litauischen Außenminister Lozoraitis, den tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Hodza, den ungarischen Außenminister von Konya, den chinesischen Finanzminister Kung, den cstländischcn Ministerpräsidenten General Leidoner und den kanadischen Pre mierminister Mackenzie King. Von den Mitgliedern des englischen Kabinetts und führen den englischen Politikern, die zum Teil mit ihren Frauen er schienen waren, sah man u. a. den Schatzkanzler Neville Cham berlain, den Außenminister Eden, den Lordsiegelbcwahrer Hali fax, den Verteidigungsminister Inskip, den Kolonialmlnister Ormsby-Gore, den Handclsminister Runciman, den Kricgsmi- nister Duff-Cooper, den ständigen Unterstaatssckretär im Forcign Office, Sir Robert Vansittard, den Unterstaatssekretär im Schatz amt, Morrisson, den Unterstaatssekretär im Unterrichtsministe rium, Stanley, den Hohen Kommissar für Kanada, Bruce, den Oberkommissar für Neuseeland, Jordan, den Oberkommissar für Südafrika, Te Water, den Ersten Seelord Chatfieid, Lord Lon- donderry, Lord Derby, Lord Cambrose, Lord Kemslcy, den Bi schof von London, den Lordmayor von London, den Herzog und die Herzogin von Marlborough. Lord Rothermcre, den Herzog von Sutherland, den früheren Vizckönig von Indien, Winlling- don, den Reichsgeneralstabochef Sir Cyril Devcrcll, den Luft marschall Lord Ellington, Sir Sidney Clive, Lord Allen of Hurt- wood, Sir Geoffrey Dawson von der „Times", Sir Rederick Jones und Lord Wigram. Non deutscher Seite nahmen an dem Empfang u. a. teil: Reichsleiter Vouhlcr, der Adjutant des Führers, Hauptmann a. D. Wiedemann, der persönliche Adjutant des Ministerpräsi denten Göring, Oberst Bodenschah, der persönliche Adjutant des Stellvertreters des Führers, Leitgcn, der persönliche Referent des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels, Ministerialdirektor Hanke, der Adjutant des Stabschefs Lutze, Gruppenführer Rei mann. Mit den Mitgliedern der deutschen Kolonie waren Landes gruppenleiter Karlowa und die in London anwesenden Vertreter der deutschen Presse erschienen. Den künstlerischen Höhepunkt des Abends bildete ein er lesenes musikalisches Programm, an dem die Kammersängerin nen Frida Leider und Margarete Klose sowie der Kammersänger Rudolf Bockelmann, sämtlich von der Berliner Staatsaper, mit wirkte». Sie sangen, feinsinnig begleitet von Prosessor Michael Raucheiscn, Lieder von Wagner, Schubert, Schumann, Brahms, Gluck und Wolf. Die Anfahrt der stattlichen Gästesckar bot ein ungewöhn liches Schauspiel, das eine nach Tausenden zählende Menschen menge angclockt hatte. Die Londoner Polizei trug dem An drang dadurch Rechnung, daß sie in den um die Botschaft liegen den Straßen ihre Beamten in einem Abstand von nur 5 m ein gesetzt hatte, um den Weg für die Wagen freizuhaltcn. Alle be kannten Persönlichkeiten, vor allem aber der Herzog und die Herzogin von Kent, wurden von der Menge begeistert begrüßt. Oie,/Hin-enburg"-Komniission in Lakehmst Botschafter Dieckhoff in Rewhork eingetroffcn Newyork, 14. Mai. Der neu« deutsche Botschafter Dicckhoff traf am Don nerstag mit dem Dampfer „Europa" in Newyork ein. Er wird bekanntlich der Nachfolger des Botschafters Luther an Washing ton. Mit ihm traf die deutsch)« Untersuchungskomnnssion hier ein. Dr. Eckener «rklärte nach der Ankunft der dentscl-en Untersuchungskommission in Newyork gegenüber amreikani- schen Pressevertretern, eine Aeußerung über das „„Hindenburg"« Unglück sei erst nach der Anhörung von Zeugen und der Unter suchung des Wracks möglich. Er danke aufrichtig für die zahl reichen in Deutschland aus Amerika eingetrosfenen srcundschaft- liä>en Kundgebungen des Vertrauens zu den Luftschiffen. Die deutsche Kommission hat sich bald nach der Ankunft nach Lakehurst begeben. Roosevelts nächste- Zsel: Stablliflerung -er Waren- preise Newyork, 14. Mal. Präsident Roosevelt, der seine längere Erholungsreise jetzt beendet hat, hielt am Donnerstag in seinem aus der Fahrt nach Washington befindlichen Zuge «ine Pressekonferenz ab. Er er klärte, er werde während seiner zweiten Amtsperiode dieselben Ziele des Newdeal verfolgen, wie ivährend seiner ersten Amts zeit. Roosevelt, der in Texas zahlreiche Besprechungen über Wirtschaftsfragen halte, betonte gegenüber den Pressevertretern, sein nächstes Ziel sei die Stabilisierung der Wa renpreise innerl-alb vernünftiger Grenzen, und er werde im Geiste der für verfassungswidrig erklärten landwirtschaftlichen Ausgleicl-sbehörde am Wochenende mit den Führern des Kon gresses in Washington konferieren. Keine KrSmmgSamnestie siir Palästina 180 arabisch« Häftling« im Hungerstreik Jerusalem, 14. April. Entgegen den Erwartungen unter- blieb die anläßlich der Londoner Krönungsfeierlichkeiten er- hasste Begnadigung der politischen Häftlinge in Palästina. Man hatte in Jerusalem zumindest mit der Amnestierung jener politisch Verurteilten gerechnet, die im Zusammenhang mit den letzten Unruhen Freiheitsstrafen erhalten hatten. Infolge der Enttäuschung sind im Gefängnis von Akko am Mittwoch ISN arabische Häftlinge in den Hungerstreik getreten. Deutsche Künstler in London Großer Erfolg des „Rheingold" in der Covent-Garden-Oper. London, 14. Mai. In der Covent-Garden-Oper wuvdv am Donnerstagabend ini Rahmen des Könungsprogramms Wagners „Rheingold" auf geführt, dem in den nächsten Tagen die weiteren Opern des Ningzyklus folgen iverdcn. Die Ausführung unter dec musika lischen Leitung von Wilhelm Furtwängler gestaltete sich zu einem großen Erfolg, an dem auch die führenden deutschen Sän ger Bockelmann (Wotans, Paul Schöfsler (Donner), Fritz Wolff (Loge), Engen Fuck>s (Alberich), Erich Zimmermann (Mime), Ludwig Wel>er (Fasolt) und Margaret« Klose (Fricka) einen starken Anteil hatten. Die Zuhörer zeigten ihr« Begeisterung durch stürmische Beifallskundgebungen. Die Morgenblätter äußern sich mit größter Anerkennung zu der Ausführung. „Daily Telegraph" schreibt, daß die Oper wundervoll und ohne Irgendeinen Mangel wiedcrgcgeben wor den sei. Die „Times" spricht von einer idealen Ausführung. Sanltelegramm de- engt. König- an den Führer Berlin, 14. Mai. Seine Majestät König Georg hat dem Führer und Reichskanzler für die Ihm zur Krönungsfeier telegraphisch aus gesprochenen Glückwünsche mit folgendem Telegramm gedankt: „Ich dank« Ihnen, Herr Reichskanzler, herzlich für Ihr« gütige Glllckwunschadresse anläßlich meiner Krönung. Ich wür dig« besonders Ihr« guten Wünsche für mich, mein königliches Haus und Volk, und ich «eile voll und ganz Ihre Hoffnung, daß mein« Regierung gekennzetchnet sein möge durch das Gedeihen des Friedens und die gut« Kameradschaft unter den Nationen der Welt, ein Ziel, sllr das ich mich immer mit allen meinen «rüsten einsetzrn werd«. veorge, R. I." Oie britische Reichskonferenz „Großbritannien und die Dominien sind selbständige Ge meinwesen innerhalb des britischen Reiches, keines dem an deren in irgendeinem Punkt seiner inneren oder äußeren Angelegenheiten untergeordnet, wenngleich vereint durch eine gemeinsame Untertanenpflicht gegenüber der Krone und frei verbunden als Mitglieder des britischen Gemeinwesens." So heißt es in dem Statut von Westminster, mit welchem vor mehr als zehn Jahren die britische Reichskonferenz von 1926 ihre Arbeiten abschloß. Man muß sich diese Formel vor Augen halten, um zu ermessen, was es bedeutet, daß sich im Verlause eines Jahrzehnts der politische Zusammenhalt dieser völlig souveränen Teile des iiiitisb Lommoncvenitk ok imiions nicht gelockert, sondern eher verstärkt hat. Diese britische Reichseinheit hat den Tiespnnkt ihrer Entwicklung in der unmittelbaren Nachkriegszeit durchschritten, als di« Dominien, die unter großen eigenen Opfern den Krieg Eng lands geführt hatten, die Einlösung von Weltkriegsverspre- chungen verlangten, während das Mutterland in schwierige Kolonialunternehmungen im fernen und nahen Osten ver strickt war. Nicht nur Irland war rebellisch, auch die in Südafrika ans Ruder gelangte Burenpartei juchte sich vom britischen „Joch" zu befreien, und Kanada forderte Berück sichtigung seiner besonderen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen auf dem amerikanischen Festland Das Mutter land handelte wahrhaft weise, als es seine mündigen Toch« terlünder politisch völlig frei gab und auf eigene Füße stellte, denn erst in dem Augenblick, wo der Zwang siel, empfanden die Dominien die Stärke der historischen und kulturellen Bindungen und die Notwendigkeit, um ihrer Sicherheit und ihrer wirtschaftlichen Interessen willen mit Großbritannien aus besten Fuß zu treten. Mit dem Statut von Westminster beginnt die Regeneration der Empire-Beziehungen von innen heraus und die Ueberwindung der psychologischen Hemmungserscheinungen, die seit den Weltkriegsenttäuschun« gen zwischen Großbritannien und dem Empire standen. Dieses erneute Zusammenwachjen ist durch die wirtschaft lichen Vorteile des Abkommens von Ottawa erleichtert, aber keineswegs bedingt worden, und die Haltung der Dominien zum Mutterland ist, wenn wir von Irland absehen, bei den Empire-Ereignisse» der letzten zwei Jahre, dem Jubi läum und der Beisetzung Georgs V., den beiden Thron besteigungen und erst soeben bei den Londoner Krönungs feierlichkeiten überaus eindrucksvoll zum Bewußtsein ge. bracht ivorden. Die britischen Dominien sind auf drei verschiedene Kon- tincnte verteilt. Je mehr diese Kontinente an eigener politischer und wirtschaftlicher Bedeutung gewannen, desto stärker machte sich in den britischen Reichsteilen die Ten denz geltend, eigene Wege nach Maßgabe der besonderen regionalen Bedürfnisse einzuschlagen. Kanadas wirtschaft liche Symbiose mit den Vereinigten Staaten ist eine Tat sache von ebenso zwingender Beweiskraft, wie Australiens und Neuseelands Verstrickung in den zähen Machtkampf, der zwischen England, Japan und USA. im Stillen Ozean ausgefochten wird. Aber auch Südafrika mit seiner bnrisch- britischen Mischbevölkerung und seinem tropisch-kolonialen Hinterland, beurteilt die Empireprobleme nicht nur geo graphisch von einer „anderen Hemisphäre" aus und ist be strebt. seine kolonial-imperialistische Vergangenheit end gültig durch das Wachsen einer südafrikanischen Staaten union vergessen zu machen. Diese neubritischen Länder sind längst keine bloßen Rohstoffreservoire für das Mutterland mehr, sie versuchen, sich auch industriell selbständig zu machen und sind nur insofern gewillt, dem britischen Mutterland wirtschaftliche Vorteile zu gewähren, als dies aus der Basis der Gegenseitigkeit geschehen kann. Aus diesem Grundgedanken ist das Präferenzsystem von Ottawa vom Jahre 1932 entstanden, dessen „Reichsfreihandel" in den bisherigen 4s4 Jahren — seine Mindestdauer ist auf 6 Jahre berechnet — beiden Teilen viele Vorteile ge bracht hat, so daß es trotz aller weltfreihändle rischen Proklamationen und Versprechungen in sei nen Grundzügen auch die Reichskonferenz 1937 über dauern dürfte. Wir werden abzuwarten haben, wie weit in diesen Grenzen der Raum bleibt, um sich Uber gewisse aktuelle Weltwirtschaftsfragen wie Erleichte rung des internationalen Handelsverkehrs und Reform der Roh toffverteilung ersprießlich zu unterhalten. Trotz der Kon unkturbewegungen in fast allen Ländern geht die vor. Herr chende politische Tendenz sedenfalls eher in Rich- tung eines Ausbaues statt eines Abbaues von Sonderrege lungen, denn auch die Dominien gewöhnen sich allmählich daran, in den Kategorien einer „totalen Mobilmachung" zu denken. Die Sicherheitsfragen des Empires werden im Zei chen der Meltrüstungen auf dieser Reichskonferenz vor den Wirtschaftsfragen rangieren, und gerade in diesem Bereich wird das Mutterland wie bisher die stärkste» Trümpfe aus spielen .könne».