Volltext Seite (XML)
zu mache», dem erlchlrcsten fkck) Immer neue irnsdls^e 777 da^ unbegrenzte Land der Zweisamkeit. Daß sich Menschen untereinander schwere Stunden be reiten, hängt mit der Unvollkommenheit unserer Natur zu sammen. Enttäuschungen werden unausbleiblich sein. Immer aber sollten wir die Kraft haben, uns nach dunklen Stunden um so inniger zu finden und uns alles zu ver zeihen. Was wir durch Kampf und Tränen gewinnen, ist das Wertvollste unseres Lebens. Liss Lucknorvski. »»» Das Jubiläum des Fingerhuts Ein französischer Journalist hat ausfindig gemacht, das; der Fingerhut 250 Jahre alt ist. Er wurde von einem holländischen Goldschmied, namens Nicolas van Benschoten, erfunden, der es nicht mehr länger mitansehen konnte, daß sich seine Liebste beim Nadelwerk die Finger zerstach. Vierzehn Tage später hatte der mmmmmrev rrsn d?77 <z?en77dk»?7en der ersten Fingerdutsbestfterin sckwn über in» Bestellungen, und die ersten Aufträge liefen in solchen Mengen ein, das; er durch Plakate in den Straßen Ee» bilfen suchen mußte, die imstande waren, die kleinen Hütchen aus Gold und Silber zu ziselieren. In kurzer Zeit erwarb sich van Benschoten mit seiner Erfindung ein Vermögen, denn nachdem erst alle Holländerinnen einen Fingerhut erworben hatten, drang die Kunde von diesem praktischen Instrument rasch über die Grenzen nach Deutschland, Frankreich und England. Der Finger hut wurde dann in Eisen. Stahl und sonstigen billigeren Mate rialien hergestellt. Die Erfindung des Goldschmieds wurde zum Massenartikel. ooo Haven Sie vielleicht eine Türnische zu Hanse? Dann seien Sie froh, denn bald werden Sie ein Eebrauchsmöbel ohne viel Kosten und ohne Raumschwendung daraus gemacht haben, das Sie nicht mehr misten möchten. Sie können wählen zwischen einem Geschirr-, Musik-, Hut-, Schuh- oder Kleiderschrank, und Sie können eine Hausbar, eine Sofanische, eine Garderobe, einen Toilettentisch oder eine Bibliothek daraus machen. / Vorsicht! Kein vor / eiliges Arteil fällen! ,T>er erste Eindruck von einem Menschen ist für mich aus schlaggebend", hört man öfter sagen. Und so manches Mal wird das stimmen. Es ist, als ob sich zwischen einigen Menschen seelische Schwingungen hin und her bewegen, die sich anziehen oder abstoßen. Ohne daß man sich kennt, ohne daß man sich je gesehen hat, erfühlt man zuweilen — der eine mehr, der andere weniger — das Wesen eines Menschen. Eine Atmosphäre, ein Fluidum ist's, ungreifbar zart, vollkommen unbeschreiblich, das von einem Menschen ausgeht, zu dem wir uns sofort hingezogen fühlen. Meistens ist dann Wesensverwandtes vorhanden; man fühlt sich füreinander bestimmt, wie bei „der Liebe auf den ersten Blick". Aber auch bei Freundschaften, die für das Leben halten. Sind die seelischen Schwingungen gar nicht aufeinander ein gestellt, dann läßt uns eine neue Bekanntschaft eben gleichgültig. Wir sind freundlich und liebenswürdig, wie es sich gehört; be halten aber gar keinen Eindruck von dem uns vorgestellten Menschen. Endlich kann es vorkommen, daß wir uns brüsk abwenden möchten von jemand, der neu in unfern Lebenskreis tritt. Wir fühlen eine unbegreifliche Antipathie. Wir wissen nicht, warum; wir kennen ja den Menschen gar nicht. Aber ein Etwas in uns ist erschreckt; wir fühlen uns instinktiv gewarnt. Vielleicht ist es uns selber peinlich, eine Abneigung ohne greifbaren Grund zu fühlen. Es kostet uns Mühe, höflich zu sein, und wir werden eine merkbare Erleichterung fühlen, wenn wir aus dem .Löellenkreis" dieses Menschen sind. Diese ganz starken Eindrücke aber: der Zuneigung oder der Abneigung sind doch verhältnismäßig selten. Menschen mit stumpferem Seelenfühlen, mit robusteren Nerven, werden sie kaum empfinden. Im allgemeinen lernt man sich kennen und beobachtet mehr oder weniger flüchtig. Den ersten Eindruck eines neuen Be kannten lasten wir bestimmt sein von Aeußerlichkeiten: ob uns das Gesicht gefällt, wie die Haltung ist, die Art zu sprechen, — Organ und Ausdrucksweise —, die Kleidung . . . und die steht manchmal — leider! — an erster Stelle! Gewiß gibt das alles ein Teilbild eines Menschen. Aber doch nicht das Bild! Misten wir, ob der neue Bekannte heute seinen „guten" Tag hat? Und daß man „gute" und schlechte Tage hat, das wissen wir doch alle. Misten wir, ob gerade dieser Mensch zu Lenen gehört, die sich von der ersten Sekunde eines Kennenlernens an frei und unbefangen geben können? Es gibt so kluge und so gütige Menschen, die hochmütig wirken, weil eine starke Zurückhaltung in ihrem Wesen liegt. Sie erschließen sich erst spät, wenn sie mit der Art des anderen vertraut geworden sind. Es gibt schüchterne, bescheidene Menschen, die hölzern und ungewandt wirken; man muß ihnen erst vorsichtig die Be fangenheit nehmen, ehe sie aus sich herausgehen. Weil die wenigsten Menschen sich im ersten Augenblick des Kennenlernens so geben, wie sie wirklich sind — ohne unauf- richtg zu sein — müssen wir unser Urteil zunächst vorsichtig zurückhalten. Ein großes Unrecht ist's, darauf loszureden, wenn man uns fragt . . . oder auch ungefragt. Kommt der so als „eingebildet" oder „dumme" oder „reizend" und „fabelhaft" eti kettierte Mensch in unseren Kreis, dann könnten wir einem lieben Wesen bitter unrecht tun oder einem liebenswürdigen Heuchler Bewunderung schenken. Immer bleibt etwas hängen, wenn wir auf einen neuen Menschen zu überzeugt vorbereitet werden. Peinlich ist es dann, seine Einstellung revidieren zu müssen. Vielleicht hat man auch einen guten Menschen aus seiner Nähe vertrieben, weil man ihn als „dumm" behandelte. Vielleicht nützt uns die „reizende" Persönlichkeit gründlich aus, die wir mit offenen Armen aufnahmen, weil Freund Müller so begeistert war... Es ist schon gut, wenn man sich erst ein wenig näher kennenlernt, ehe man seine festen Urteile ausspricht; ehe man Zuneigung oder Abneigung austeilt. Wir Menschen sind so vergeßlich. Immer urteilen wir über den andern. Warum fragen wir fast niemals: Wie habe ich wohl auf ihn gewirkt? Es ist recht eitel, immer vorauszu setzen, nur gut wirken zu können. Vielleicht haben wir selber einen Zug um die Nase, der den Nächsten warnt, sich lieber etwas eingefroren zu geben. Wer immer so schnell und meistens abfällig über andere urteilt, der bekommt nämlich einen spitzigen Zug um die Nase. Wer milde alles sieht und ab wartet mit dem Wort, der hat Ruhe im Gesicht und Güte in den Augen. Man muß schon etwas neben allen äußeren und inneren Stürmen stehen, wenn man mit Herzenswärme seine Mitmenschen schaut. Wer schon abgeklärter ist. der hat echte Liebenswürdigkeit. Seine Ausstrahlung tut uns wohl; wir spüren: hier ist keine konventionelle Maske; hier ist Herzens echtheit. Ein solcher Mensch, der die Menschen kennt und in sich selber die Ruhe hat, wird niemals seinen „ersten Eindruck" in bestimmte Worte kleiden, wenn dieser Eindruck ein ungünstiger war. Er wird zum Abwarten mahnen. Nach einiger Zeit, un beeinflußt vom ersten Eindruck, wird er seine Ansicht sagen; wenn man ihn fragt. Diese Ansicht aber wird gerecht im Urteil und gemäßigt im Wort sein. Denn wenn der Mensch in unseren Lebenskreis nicht paßt, kann ein anderer Kreis der Boden sein, wo sein Wesen gutes Werden zeigt. Wie mancher wurde bester durch den rechten Umgang; wie mancher verdarb am schlechten Kameraden. In jedem Menschen steckt Gutes und Böses. Des halb dürfen wir nie unseren ersten Eindruck über schätzen; wir sehen zu einseitig, um uns gerecht nennen zu dürfen. k. »»» Der Neichsbund Deutscher Akademikerinnen ist jetzt eine Abteilung des Deutschen Fraucnwcrkes gewor den. Er stellt den Arbeitszusammcnschluß aller dem Deutschen Fraucnwerk angeschlostcnen akademischen Fachschaften und Gruppen der Philologinnen, Hochschuldozcntinnen und Theolo ginnen, der Juristinnen und Volkswirtschaftlerinnen, der Acrztinnen und Apothekerinnen, der Chemikerinnen und Ingenieurinnen dar. Wie die Abteilungsleiterin, Friederike Matthias, mittcilt, ist der Reichsbund Deutscher Akademikerin nen an den allgemeinen großen internationalen Akademikcrinncn- verband (International Leckeration ok ll-niversit^ XVomen) angegliedert. Von alter und neuer Spitzentunst Moderne Entwürfe für Schmuck und Gebrauch Entwurf von Leni Matthaei, Hannover wurde, sind mit der Hand angefertigt. Spitzen find von je her mit dem Begriff »es Festlichen, Prunk haften verbunden, und sie waren auch eine Kostbarkeit, nicht so sehr wegen des hohen Preises, der für die Spitzen bezahlt wer den mußte, sondern um der Kunst der Handfertigkeit willen. Denn alle die uns bekannten Spitzen früherer Jahrhunderte, mit denen in manchen Zeiten ein überstei gerter Luxus getrieben Jedes Muster nur ein ¬ mal gebraucht. Es gab Spitzenstickerinnen, die ihr ganzes Leben an einer Spitze oder einem Spitzenschleier arbei teten. Jahrzehntelange Arbeit versinnbilden die wundervollen Tüllspitzengardinen. Spitzen von solcher Kunstfertigkeit, daß wir uns die Entstehung dieser oft hauchdünnen Gebilde nicht vor stellen können, sind durch verständnisvolle Sammler auf unsere Spitze von Leni Matthaei Zeit überkommen. Und heute, wo die Spitze wieder neu ent- deckt wurde, greift man auf die alten Muster zurück. Die deut sche Spitzeninduftrie im Vogtlande, im Erzgebirge, die mecha nischen Spitzenwebereien im Wuppertals, sie geben vielen Tau senden deutscher Volksgenosten Arbeit und Lohn. In verschiedenen Städten Deutschlands, so auch in Berlin, existieren Spitzenschulen, in denen diese schönste aller weiblichen Handarbeitskünste gelehrt wird, die ausgesucht feine Spitzen Herstellen, selbst Muster entwerfen und fast alle Arten von Spitzen anfertigen. Von der gestickten Spitze bis zur gehäkelten Spitze und der in ihrer Entstehung so geheimnisvollen Klöppel spitze. Daß diese Klöppelspitze in Deutschland Eingang fand, ver danken wir der tatkräftigen, weitschauenden Barbara Utt- mann, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts in den ver armten Dörfern des Erzgebirges das Spitzenklöppeln einführte, und zwar erlernte sie diese Kunst von einer flandrischen oder holländischen Spitzenklöpplerin, die sie bei sich aufnahm. Ihr Wissen teilte sie den armen Frauen des Erzgebirges mit und erschloß so ihren Landsleuten eine noch heute bestehende Ein nahmequelle. Denn die erzgebirgischen Klöppelspitzen sind wegen ihrer Besonderheit sehr geschätzt, und keine noch so exakt arbeitende Maschine vermag die handgefertigte Klöppelspitze auch nur annähernd zu ersetzen. Das ist das große Geheimnis der Spitzenkunst, daß sie auf mechanischem Wege nicht erreicht werden kann, wenngleich solch eine Klöppelmaschine geradezu ein Wunderwerk der Technik darstellt! Die älteste Spitze ist die auf Tüllgrund gestickte Spitze, die Lderaus zeitraubend in der Herstellung war. In Holland, in Italien, in Flandern, in Frankreich kannte man die Her- , stellungswcise kostbarer und kunstvoller Spitze, jedes Land > wetteiferte darin, seinen besonderen Stil zu erfinden, eine dem > Modegeschmack entsprechende Spitze hcrzustcllen. So die Herr- § lichcn Venezianer Spitzen, die in aller Welt begehrt und mit i Gold ausgewogen wurden Heute greift man in italienischen i Spitzenichulen wieder auf die prachtvollen alten Muster zurück Wer kennt nicht die Brüsseler und Brabanter Spitzen? Die Spitzenkragen aus Brüsseler Spitze, die damals genäht " wurden? Die feinen Jabots, die Aermelstulpen, die dem An zug eine festliche Note verliehen? Brüsseler Spitzen gibt er in vielfacher, auch maschineller Nachahmung, aber auf Spitzen ausstellungen kann man gelegentlich noch herrliche alte Spitzen bewundern, die heute, bei der zweckentsprechenden Kleidung an Interesse verloren haben. Dielbegehrt waren auch die Mechel- ner Spitzen, die „Malines", die von Holland nach Frankreich und England in unvorstellbaren Mengen verkauft wurde«. Don der berühmten Valenciennes-Spitze, die für 5 Zentimeter breite Spitzchen 200—300 Klöppel benötigte, wurde Las Meter mit 2000 Franken bezahlt! Nicht weniger beliebt waren die Chantilly-Spitzen, die bei den Kaiserinnen Josephine und Spitze von Elfriede Freiin von Hügel, Stuttgart Eugenie von Frankreich in hoher Gunst standen. Als Beispiel hochentwickelter Spitzenkunst mag die heute im Museum wohl behütete Bettdecke aus Alt-Brüsseler Klöppelspitzen Lienen; ei« Geschenk für das Statthalterpaar Albrecht und Isabella vo« Oesterreich im Jahre 1599, die 120 Bildszenen aus der Geschichte der Niederlande in Klöppelarbeit zeigt. Spitzentüchlein und Brautschleier, Kopfschal» und Hals schals, Spitzenmhänge und Fichu, Spitzen in jeglicher Form, in allen Mustern, Seidenspitzen und Spitzen mit Metallfäden, der Spitzenprunk erlosch mit der Wandlung der Mode. Trotz dem hat es sich bewahrheitet, was der hl. Franz Negis, der Patron der Spitzenarbeiter, tröstlich zu den durch ^tätlich« Maßnahmen in ihrer Existenz bedrohten Spitzenarbeiter der Auvergne sagte: ,,^er oovtiavcs ev visu; la ckvvtsllo v» pörira pas!" (Habt Vertrauen zu Gott, die Spitze wird nicht untergehen.) Noch heute ist die Spitze für viele Länder ei« einträglicher Erwerbsxweig. Vielfach verdrängte die Maschine die Handarbeit, das An sehen der Spitze sank, die wenigen echten Stücke hatten nur noch Liebhaberwert. Im Vogtlands, im Erzgebirge, im Wup pertals wurden die Spitzen in billiger Ausführung hergestell^ Runder Kragen, der dickt am Lals abscklicßt, dazu Aufschläge für lange Acrmel. Entwurf von Leni Matthaei der dauerhafte, saftglänzende Leincnfaden hatte dem Baum wollfaden Platz gemackt. Bis man schließlich wieder auf diese alte, schöne Kunst .zurückgreift, die die Allgemeinheit über den Wert einer echten Spitze belehrte. Bis man wieder den Unter-