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Der Kommandant brummte ein paar unverständliche Wort« in seinen Bart und sah auf den Schneider nteder. Plötzlich ritz «r ihn hoch und triumphierte: „Na also, da haben wir ja einen Flügelmann!" Und er stellt« den Schneider an die Spitze der Krieger. Dieser wollt« wieder türmen. Aber sein Nebenmann schien die Absicht zu merken und raunte ihm zu: „Desertion von der Front wird mit dem Tode bestraft." Dem armen Schneider aus dem Erzgebirge blieb nichts übrig, er mutzte jetzt mitexcrzierrn. Und jedesmal, wenn er türmen wollte, hielt ihn einer der Krieger fest. Endlich hörte da» Exerzieren auf, und der Kommandant sagte wieder: „Jetzt kann jeder seinem Vergnügen nachgehen, aber Schlag «in» mutz jeder verschwinden." Die Krieger zerstreuten sich, und schon schwebten aus allen Ecken und Enden, hinter allen Grabsteinen und Sträuchern Gestalten hervor, die sich zu den Soldaten gesellten. Von irgend, woher ertönte die Musik einer Drehorgel, nach der jetzt die Paare tanzten. Das war ein toller Wirbel, Keuchen, Kichern und Lachen erfüllte die Lust, datz dem Schneider fast die Sinne vergingen. Eben wollte er wieder auf leisen Sohlen türmen, da trat aber der Kommandant an ihn heran und fragte: „Kann Er mit einer Nähmaschine und Nadel und Zwirn umgehen?" Der Schneider war auf sein Handwerk stolz, und er ver- leugnete es nie. Aber jetzt dachte er, datz es nicht gut sei, die Wahrheit zu sagen, und er verneinte. Aber der Kommandant war ebenso schlau. Er hob seinen knochigen Arm, und schon meckerte es in allen Ecken. Da gab es jetzt dem Schneider einen Ritz, er wußte gar nicht, wohin er sich zuerst wenden sollte. Der Kommandant aber donnerte los: „Ich hab'» ja gleich gemutzt, datz Er Schneider ist. Man steht es Ihm doch schon von weitem an. Weshalb lügt Er also?" Der Schneider ließ sich aber nicht verblüssen und ant wortete keck: „Ich hab« nie gelogen. Sie haben mich ja nicht gefragt, ob Ich Schneider bin." „Aber Er leugnet, mit Nadel und Zwirn umgehen zu kön. nen", gab der Kommandant zurück. „Und das ist genau so viel, al» wenn Er leugnet, Schneider zu sein." Dem Schneider war es zu tun, Zeit zu gewinnen. Er hatte da« Gefühl, datz der ganze Geisterspuk nicht mehr lange dauern könne, denn Schlag ein Uhr mutzten sie ja alle wieder verschwin- den. Darum redete er jetzt hin und her und erklärte des Langen und Breiten, datz mit Nadel und Zwirn umgehen und mit Nadel und Zwirn nähen zweierlei sei. Der Kommandant hörte ihm «ine Weile zu, endlich ritz ihm aber doch die Geduld, und er schrie: „Das ist mir gleich, wie Er das auslegt. Ich brauche einen Kompagnieschneidcr, und Er mutz jetzt mit. Geht Er aber nicht freiwillig, dann werde ich Ihn eben mit Gewalt mit- nehmen." „Dazu müssen aber Zwei sein", lachte der Schneider. „Einer, h«r die Gewalt anwendet, und jener, der sie anwenden lätzt." Jetzt wurde aber der Kommandant wütend: „Lurlachen will Er mich? Das werd« ich Ihm aber gründ lich vertreiben." Und schon faßte er ihn an den Schultern und wollte ihn h» da» Grab hineinzerren. Der Schneider setzte sich aber zur Wehr und stieß den Kommandanten zurück, daß er der Länge «ach hinfiel. In diesem Augenblick schlug auch die Turmuhr wieder an, und im Nu war der ganze Spuk verschwunden. Doch «, war seltsam! Die Glockenschläge gingen weiter: zwei .. . drei . . . vier . . . fünf . . . sechs . . . sieben ... acht ... Der Schneider spürte noch immer die Hände des Komman danten an seinen Schultern, fühlte sich rütteln und hört« die rauhe Stimme weiter: „Was ist denn das? Was fällt Ihm denn ein?" Der Schneider schlug die Augen auf. Es war Heller Tag. Die Sonne schickte ihm ihre Strahlen ins Gesicht. Ein Mensch stand neben ihm und wetterte: „Wie kommen Sie dazu, auf dem Friedhof zu schlafen?" Jetzt erst kam der Schneider zur vollen Besinnung. Er sprang auf und entschuldigte sich dem Alten gegenüber, der neben ihm stand. Dann erzählte er ihm, was er geträumt hatte. Doch der Alte lächelte: „So einfach, wie Sie glauben, ist die Sache nicht. Das war schon mehr als nur ein Traum. Sie müssen wissen, daß «uf diesem Gottesacker die Gebeine von fünftausend Kriegern «u» den napoleonischen Feldzügen ruhen." Da lachte der Schneider wieder: „Eie werden mir doch nicht einreden wollen, datz die all« Tage zwischen zwölf und eins exerzieren?" „Warum nicht?" lächelte der Alte. „Die Soldaten jener Zeit waren ja immer ruhelose Gesellen, weshalb sollen sie es euub nicht jetzt noch sein?" Im Oake / Es kommt nicht oft vor, daß ich in ein EasL geh«. Zumal aber in den sogenannten mondänen Cafes bin ich ein spärlicher Gast. Dieser Tage aber bin ich doch einmal in «in solches hinein geraten. Da war ich in einer benachbarten Großstadt zu einer Besprechung gebeten und als Treffpunkt war eins dieser noblen Lokale vereinbart worden. Ich war «in Viertelstündchen zu früh gekommen und satz wartend und «in wenig in den Gesichtern der Gäste herumbuchstabierend an einem der ründen Tischchen in der Nähe des Büfetts. Ich satz noch nicht lange, als jemand zur Tür hereintrat, der sofort die Blicke aller Anwesenden auf sich zog. Ein alter grau bärtiger Mann, mit einem grünlich schimmernden, bratenrock ähnlichen Gewand angetan, kam am Stock vor das Büfett ge humpelt. Da stand er und sagte kein Wort, Netz nur seine Blicke über die Menge der dort ausgebauten kostbaren Backwaren gehen. Aber da sagte das Büfettfräulein etwas. Und der alte Mann drehte sich langsam um und begann den Weg zur Tür wieder zurllckzugehen. Da sah ich, wie eine ältere, schlicht gekleidete Dame sich von ihrem Platz erhob, aus den Greis zutrat und ihn mit sich an ihren Tisch nahm. Sie rückte ihm einen Stuhl zu recht, nahm ihm den Stock aus der Hand und lud ihn mit einer freundlichen Geste ein, neben ihr Platz zu nehmen. Sie winkte dem Kellner und bestellte eine Taste Kaffee. Dann begab sie sich ans Büfett und ließ sich, dieses und jenes auswählend, einen Teller mit Backwerk füllen, den sie selbst zum Tisch hinübertrug und vor den Alten hinstellte. Der Mann sagte nicht», schaute seine Gastgeberin nur einmal aus seltsam weiten Augen an, und ließ sich dann die Köstlichkeiten schmecken. Das Publikum nahm von dem Vorgang auf verschieden artigste Weise Notiz: Es gab Achselzucken und spöttisch verzogene Mundwinkel: aber auch Blicke warmer Zustimmung und lebhaft beifälliges Kopfnicken. Wenige Gesichter wandten sich mit dem „Weil es das einfach nicht gibt", antwortete der Schneider: „Nein, so etwas gibt es nicht." „Sie behaupten also, daß es da» nicht gibt", lächelte der Alte wieder. „Wenn man aber etwas behauptet, muß man es auch beweisen können, zumindest das Gegenteil davon." Der Schneider sann eine Weile vor sich hin. Die Begrün dung des Alten leuchtete ihm wohl ein, doch an den Geisterspuk wollte er trotzdem nicht glauben. Er konnte «» hingegen auch nicht beweisen, daß es keiner war. Aber plötzlich fiel ihm ein Ausweg ein, und er erwiderte: „Ich kann es beweisen, daß es das nicht gibt." „Da bin Ich aber neugierig", entgegnete der Alte. „Da müßte man beinahe an ein Wunder glauben." ,/va ist gar kein Wunder dabei", lachte der schlaue Schnei der. „Nur eine kleine Rechnung. Napoleon ist im Jahre 1818 auf die Insel St. Helena verbannt worden, und damit waren auch seine Feldzüge zu Ende. Wieso kann aber der Kommandant dieser Geisterkompanie auf dem Friedhof da von einer Näh maschine reden, die erst im Jahre 1829 erfunden wurde?" Damit gab sich der andere geschlagen und mußte dem Schnei der den Triumph überlasten. kurcktksre Kacke Im Rathaus eines kleinen Städtchens sollte eine Festkantale ausgcführt werden, deren Vertonung der junge Karl Maria von Weber übernommen hatte. An die Ausführung schloß sich ein Bankett der Etadtväter, wobei ein Ochse verzehrt werden sollte. Und darauf spielte vas Gedicht, das Weber zu komponiere» hatte, an: „Und wenn wir alles gut gemacht Und für das Wohl der Stadt gewacht, Dann essen wir Ochsenbraten!" Der Festtag ist da. Weber dirigiert. Der erste Teil der Kantate erhielt großen Beifall. Es folgt die Fuge — Der erste Tenor beginnt mit dem Thema: „Dann essen wir Ochsen —" Der zweite folgt: — „wir Ochsen" — die Baste erdröhnen, und unaushörlich erklingt cs vor den Ohren der Stadtväter: „Wir Ochsen — wir Ochsen " . . . bis endlich nach langer Quälerei das Ende herankommt: braten. . ." Das was, Webers Rache, denn er war nicht zum Bankett «tngeladen worden. Der Chefarzt eines Sanatoriums diktiert dem Tippfräulein ein Gutachten: „Die Berufstätigkeit des Kranken ist ernstlich be droht." Nachher mutz er lesen: „Die Berufstätigkeit des Kranken ist ärztlich bedroht." Kleine» 6roÜ8ta6terIebnis von Karl 8ckorn Ausdruck grundsätzlicher Nichtinterestterthelt ab. An dem Tisch aber, der dem des seltsamen Paare» zunächst stand, «notierte man sich. Dort saßen vier Damen, oder doch weibliche Wesen, die nach neuestem Schick gekleidet und fabelhaft tätowiert waren. Und diese Wesen, das sah man, maulten unverhohlen. Zunächst schien die gastfreundliche ältere Dame nichts zu bemerken. Mit «tnem Mal« aber wandt« sie sich dem Nebentisch zu und sagt« «twas: und da» war deutlich zu hören. „Eie haben alle Tag« Ihren guten Kaffee und Ihren Kuchen. Wollen Sie diesem alten Mann nicht auch einmal etwas davon gönnen? Im übrigen ist dieser Mann bet mir zu East. Wenn es Ihnen aber anstößig er scheint, daß der alte Mann hier unter uns sitzt, so steht e» Ihnen ja frei, den Ort zu verlosten." Jetzt wagten sich auch an Nachbartischen ein paar Stimmen vor, und die vier Mondänen satzen plötzlich in einem Kreuzfeuer kritischer Blick«. Puterrot liefen sie an; das war noch durch die Schminke hindurch zu sehen. Inzwischen war der alte Mann mit feinem Teller fertig geworden. Er erhob sich vom Stuhl und nahm aus den Händen der Dame seinen Stock entgegen. Dann stand er noch — und langsam, ganz langsam verneigte er sich vor ihr in einer etwa» altmodischen Weise. Und schlürfte dem Ausgang zu. Aus halbem Weg trat das Büfettfräulein an ihn heran, um ihm ein Paket unter den Arm zu schieben. Da hob er abwehrend die Hand und wies auf den Tisch zurück, an dem er gesessen hatte. Er hatt« genug jetzt, bedurft« nichts mehr; die Dame da drüben, die hatte ihn ja zu East gehabt. Dann ging er. Kurz hernach brach auch die älter« Dame aus. Erst jetzt konnte ich ihr einmal voll ins Gesicht sehen. Und ich mutz sagen: Noch nie habe Ich «in Gesicht gesehen — weder bei Männern noch bet Frauen — in dem neben einer tiefen Güte so viel Freimut und kühne Selbstsicherheit geschrieben stand. Zacken rum Zacken Auch bet uns. „Papa, in einigen Teilen Afrikas kennen di« Männer ihre Frauen vor der Heirat überhaupt nicht." — „Da ist nicht nur in Afrika so, mein Sohn." Irren ist «enschlich. Neulich wurde in einer Gesellschaft di« Frage aufgeworfen, woher das Wort Ehe stammt. Ein anwesen der Germanist erbot sich, die gewünschte Aufklärung zu geben: „Das Wort kommt vom althochdeutschen Ewa. Altsächsisch hietz es noch Ev s— Gesetz) und wurde im Mittelhochdeutschen abge schwächt in Ewe. Gespannt hört man der Erklärung des Pro- sestors zu. Da «rtönte plötzlich etwas schüchtern, doch vernehmlich di« Stimme der Gattin des Professors: «Ich glaube, daß das Wort Ehe «ine Abkürzung ist, so wi« z. B. Ufa oder Pll." Allgemeines Staunen. Nachsichtig lächelt der Ehemann, der berühmte Germanist. „Aber wie kommst du nur daraus?" fragt er verwundert. „Nun," meinte etwas weh mütig die junge Frau: „Arraro Lumuouua «t." sEH«.) (Irr««» ist menschlich.) „War, drei rechte Schuhe?" fragt Kümmelkorn seinen Freund Köm, der schon den garten Morgen angelt. ,Ha, dl« linken beißen heut« nicht", antwortet Köm gleich« mittig. Er: „Ich dachte immer, du hättest vermögen, und nun stellt sich Heraus, daß du gar nichts hast." Ei«: „Ab«r ich hab, dir doch immer gesagt, daß du mein all«, bist!" Ein kleiner Junge sitzt vor einer Haustür. Ein Mann fragt ihn: „Ist dein« Mutter zu Hause?" — „Ja." Der Mann drückt die Klingel, noch und noch. Niemand öffnet. „Du hast doch gesagt, deine Mutter ist zu Hause?!" „Ist fi« auch, aber wir wohnen ja gar nicht hier!" Gereimt« Kritik. Ein junger Dichter hatte ein Trauerspiel geschrieben, da» vom Publikum abgelehnt und von einem Kritiker stark heruntergeristen wurde. Voller Empörung schrieb der Autor dem Rezensenten, wenn «r glaubte, Verse zu machen sei so leicht, so solle er es doch einmal selbst versuchen. Postwendend erhielt er zur Antwort: .Dein Stück hat kurz und lange Teile, Kurz ist die Kunst und lang die Weile." Oder ist die andere der großen Künste des weißen Winters noch edler, noch voller von tiefer Seligkeit: das köstliche Glück der langen Bretter, die sausende Talfahrt auf dem D-Zug-geschwinden Ski? Braucht man noch ein Wort von der Größe und Schönheit dieses weißen Sports zu sagen, nachdem er durch die Siege der Christi Cranz und des Hans Pfnllr der volkstümlichste aller Sportarten in Deutschland geworden ist? Doch, man darf schon etwas sagen, was vielleicht nicht alle so beachtet haben, die sich an dem Glanz der ersten goldenen vlympia-Medaillen für Deutschland be geisterten. Ein Photograh, vom Glück und Geschick be günstigt, hat die Christi Cranz just in dem Augenblick geknipst, wie sie nach ihrem schweren Sturz wieder auf die Bahn geht. Habt Ihr das Bild gesehen? Ihr müßt Engländerin Cecilia Colledge und die Meisterin der Mei sterinnen, Sonja Henie? Das ist wirklich Bewegung gewordene Musik, ist die letzte von irdischer Schwere be freiende Heiterkeit, ist Sinnbild des Sieges menschlichen Geistes über die Trägheit des Stoffes. Zugleich aber doch immer wieder die Seligkeit des Sieges über das geheimnisvolle Eis, den Winter an sich. Wenn die Sonja Henie in Berlin läuft — wie jüngst bei den Europa- Meisterschaften —, dann ist wochenlang vorher das größte Stadion ausverkauft . . . Wie aber nennen die Berliner die norwegische Meisterin? Etwa: „Eisfee" oder „Eis libelle" oder „Das Wunder des Schlittschuhs"? Ach, nichts von solchem Unsinn! Sie sagen: „Häseken"! „Hä- seken" s.Häschen), das ist Sonja Henie. In diesem Namen liegt die ganze zärtliche Bewunderung für die selige Kunst: Sie tanzt auf dem Eis, als ob sie ein Engel wäre, und ist doch von Fleisch und Blut wie wir andern, diese wunderbare Kleine, dieses liebe „Häseken" . . . es Euch anschauen. Man sieht ihr an, daß es kein leichter Sturz gewesen ist, ukd daß das Aufstehen etivas sauer fällt. In dem Gesicht ist ein Zug, der sagt: „Ade, goldene Medaille!" Mer das ist nur ein kleiner Zug. Sonst ist Antlitz und Gestalt ganz beherrscht von dem Willen, es trotz des Mißgeschicks doch noch zu zwingen . . . Das ist das Tiefste und Höchste, was ein Sport geben kann: der Wille, es trotz des Mißgeschicks doch noch zu zwingen, die Ausdauer, ohne Rücksicht darauf, ob der Erfolg unsicher geworden ist, durchzukämpfen bis zum Ende . . . » Auch der Schlittenfahrt hat man in der Form des Bobs etwas kämpferisches aegeben. Aber das ist eigent lich ihrem Wesen fremd. Eislauf ist anmutvolle Ueber- windung der Schwerkraft, Skifahrt kämpferische Be zwingung des Raums. Schlittenfahrt aber heißt Aus ruhen, die Welt an sich vorbeigleiten lassen vom sicheren Sitz auf festgefügten Kufen aus . . . Aber auch die Schlittenfabrt ist voll von eigener Seligkeit, ist ein Geschenk des Winters und des Schnees. Sie gibt der Landstraße Eigenschaften, die sonst nur das flutende Wasser hat. In keinem Wagen sonst gleiten wir fo ruhig, so traumhaft heiter durch die Welt wie auf den Kufen dieses Gefährts. Was ist das Auto mit seinen Schneeketten im Winter für ein plumpes Ding! Der Schlitten aber, der mit Schellengeläut aus dem Walde kommt, ist er nicht heute mehr denn je ein Gefährt, das wie aus einem selig erfundenen Märchen sich in die Wirk lichkeit verirrt hat? Schlittenfahrt durch tief verschneiten Wald . . . Man sitzt dick eingemummt in der sicheren Wärme von Plänkeln und Decken. Um die Nase weht, in die Lungen dringt der frische Anhauch der reinen Winterluft. Die Bäume neben der Straße mit ihren kuriosen Schnee hauben schauen her wie Zwerge aus dem Märchen. Und während Du die Augen vor der altgoldenen Wintersonne sacht zusammenblinzelst, glaubt Du, Du führest mit Knecht Ruprecht grad in den Himmel hinein ... Flockenwirbel, Schneeluft und Schneebälle, Eislauf und Skier und Schlitten — sechs Seligkeiten, die nur der Schnee des Winters schenken kann. Und das Wandern im winterlichen Wald ist die siebente — eine Seligkeit, die auch Du Dir an jedem Sonntag erwandern kannst, solange noch Schnee liegt . . . Nichts als feste Schuhe gehören dazu und gute Laune. Und womöglich nette Gesellschaft, denn allein zu wandern ist nicht jedermanns Sache. (Denn der innere Schweinehund in Form von Meckerei und schlechter Laune überwältigt Dich viel leichter, wenn Du allein bist.) Wenn Du so losgehst, immer hinein in das 'ustig be- zuckerte Waldparadies, dann wirst Du merken, daß Spazierenaehen nicht nur im Sommer sine Freude ist. .. Es ist noch nicht lange her, da wanderten wir, meine Freunde und ich, durch die winterliche Heide und führten einen jungen Hund mit uns, der zum ersten Male den Schnee sah. Der „Drahthaarige" verwunderte ich erst, kostete dann mit der Zunge, wühlte ein wenig, prang dann mitten hinein in den Schnee und wieder -craus, wobei er mit dem Hinterteil vor Entzücken einen ärmlichen Triller schlug. s„Ich wünsche mir einen kntensteiß, um damit vor Vergnügen wackeln zu können", agte in ähnlicher Stimmung der „Eiserne Kanzler".) Geh' hinaus in den Wlnterwald, mein Freund, und Du wirst auch Dich bald versuch! fiU''"» mit ein"in sonst weniger bewegten Körperteil vor Vergnügen einen Triller zu schlagen ...