Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. Redaktioneller Teil. 1/ 234, 8. Oktober 1914. halten mit den beträchtlichen Mitteln, die die Erwerbsstände zum Besten der Angestellten angesammelt haben; vielmehr sollte sie auch ihrerseits darauf bedacht sein, diese Mittel nach Möglichkeit solchen Verwendungen zuzuführen, die dem wohlverstandenen Interesse derer dienen, zu deren Bestem die Neichsversicherungsanstalt errichtet worden ist. Der im Felde stehende Angestellte, der, wie sein Arbeitgeber, an den Lasten dieser Versicherung schwer genug zu tragen hat, soll das befriedigende Bewußtsein haben, daß gerade in dieser Zeit, in der er sein Leben einsetzt für die Allgemeinheit, diese aus den von ihm mit aufgebrachten Mitteln nach Möglichkeit auch für seine Gesundheit Fürsorge trifft. Die Naturwissenschaften im Dienst der militärischen Erziehung. — Der von den deutschen naturwissenschaftlichen und medizinischen Gesellschaften eingesetzte Ausschuß für den mathematischen und natur wissenschaftlichen Unterricht befaßte sich in seiner Sitzung am 3. Oktober, die in Berlin im Hause des Vereins Deutscher Ingenieure statt gefunden hat, insbesondere mit der Frage, wie die durch die Nerfügung des Kriegsministers angeordnete militärische Erziehung der Jugend durch eine entsprechende wissenschaftliche Unterweisung der Schüler unserer höheren Lehranstalten, der Lehrerseminare und der Fort bildungsschulen wirksam gefördert werden könne. Die Hilfskenntnisse, die bei der beabsichtigten Vorbildung unserer Heranwachsenden jungen Mannschaft in Betracht kommen, entstammen zum großen Teil den naturwissenschaftlichen Fachgebieten, eingerechnet die Erdkunde, die Technik und die Medizin. Es handelt sich zum Beispiel um die einfachsten Formen geodätischer und geographischer Aufnahmen (Nichtungs-, Entfernungs-, Geschwinöigkeits- und Orts bestimmungen, Kartenaufnahme und Kartenlcsen). Die Technik kommt in Frage bei der Anlage von Schanzgräben und Feuerstellen, dem Bau von Unterkunftsstätten, der Anlage von Feldtelephoncn und Feldtelegraphen; dazu tritt das Verständnis von Gewehr und Geschütz, der Geschoßbahn, der Sprengstoffe usw Dem medizinischen Gebiet gehört an die Anleitung zur Erhaltung und Förderung der eigenen und zum Schutz der fremden Gesundheit, zur ersten Hilfe leistung bei Verwundeten und Erkrankungen, die Kenntnis der an steckenden Krankheiten u. a. m. Der Ausschuß beabsichtigt mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln für die Verbreitung dieser Kenntnisse zu sorgen und so dafür zu wirken, daß die Anteilnahme der Wissenschaft an den großen vaterländischen Aufgaben nicht bloß in den engeren Fach kreisen durchdringe, sondern auch zum Segen des Volkes tatkräftig verwertet werde. Personalnachrichten. Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Das Eiserne Kreuz erhielten serner die Herren: Erich Kunde, zuletzt Gehilfe im Hanse Heinrichshofen'sche Buch handlung in Magdeburg, Unteroffizier im Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau st. Magdeburgischcn) Nr. 28) vr. Erich Magnus, im Hause Ullstein L Co. in Berlin, Offizier- Stellvertreter in einem Dragoner-Regiment auf dem westlichen Kriegsschauplätze,' vr. Georg Sydow, Betriebsdirektor der Firma Ullstein L Co. in Berlin, Leutnant der Infanterie in Belgien) Rudolf Ullstein, Mitinhaber der Firma Ullstein L Co in Berlin, Mitglied eines freiwilligen Automobilkorps. Gefalle»: am 3. September in Mourmclon bei ChalonS Herr Paul Schulze jun., einziger Sohn des Herrn Berlagsbuchhiindlcrs Paul Schulze in Firma Schulze L Co. in Leipzig, für die der Gefallene als Prokurist zeichnete. SpreWal. Seidels Reklame-Verlag, Berlin. Die Firma Seidels Reklame-Verlag gibt eine Zeitschrift unter gleichem Namen heraus, deren Preis *für ein Jahr im voraus erhoben ivird. Wir erhielten bisher fünf Hefte. Unsere Reklamationen vom 17. Juli, 19. September und 25. September wegen Heft 6 und der folgenden blieben erfolglos. In unserem Schreiben an obige Firma erwähnten mir, daß die Hefte für Juni und Juli in Leipzig ausge stellt, wir aber immer noch nicht im Besitze der Hefte seien. Auch diese Reklamation blieb ohne jeglichen Erfolg. Nun übergibt uns unser Kunde ein an ihn gerichtetes Schreiben der Firma, das wir im Wortlaut wiedergebeu: Berlin 8XV., 25. September 1914. Herrn Im Besitze Ihres geehrten Schreibens vom 23. d. M., teilen wir Ihnen höfl. mit, das; die Buchhandlung Julius Hermann von uns am 22. April die Hefte 1, 2 und 3 bezogen und seitdem weiter nichts bei uns bestellt hat. Auch irgendwelche Reklamationen dieser Firma haben wir nicht erhalten. Wir lassen Ihnen die gewünschten Hefte Juni, Juli und August mit gleicher Post zugehen das Septemberheft ist noch nicht er schienen —, bitten Sie aber höfl., bei Ihrer Buchhandlung freundl. zu veranlassen, daß uns eine Bestellung ab April zugeht und werden Ihnen dann die noch nicht gelieferten Hefte April und Mai*) durch Ihre Buchhandlung zuscnden. Um derartige Rekla- m ationcn in Zukunft zu vermeiden, stellen wir Ihnen anheim, unser Blatt bei uns direkt zu bestellen. Mit bester Empfehlung zeichnen wir hochachtungsvoll Seidels Reklame. Kommentar überflüssig! M annhei m. I u l. H e r m ann ' s Buchhandlu n g. Kriegsliteratur. sVgl. Nr. 22t u. 227., Auch der Verein der Buchhändler zu Dortmund greift uns im Börsenblatt Nr. 227 an. Weder nach Dortmund, noch nach 99 Prozent der deutschen Städte und Städtchen wurde von uns auch nur der Ver such gemacht, Verkäufer für Einzelhefte des »Kriegs« außerhalb des Buchhandels zu suchen. Wir bitten die Dortmunder Herren, auch ein mal Material über andere Verleger zu sammeln, sie werden dann viel leicht den so ganz unbedeutenden Kall nicht weiter verallgemeinern. Übrigens sind wir mit den Dortmundern darin einig, daß auch unr eine starte Sortimenter-Vereinigung hcrbeiwiinschen, es wird dann manches schneller geregelt werden, als jetzt mit dem besten Willen von beiden Seiten geschehen kann. Das wird allerdings ein Sortimentcr- verein (Zwischenhändlerverein) nie erreichen, daß er dem Verleger, also dem Produzenten, Vorschriften darüber machen kann, in welchen Grenzen er sein Geschäft betreiben darf. Alle Vereinbarungen dieser Art gehen von den Produzentcn-Vereinigungen (Ringen, Syndikaten usw.), niemals von den Zwischenhändlern oder Konsumenten aus. Wir würden auch auf den Versuch, uns die Vcrlagsrichtung vor zuschreiben, gar nicht weiter cingehen, um jedoch die Dortmunder, mit denen wir schon manches für beide Teile nutzbringende Geschäft gemacht haben, aufzuklärcn, teilen wir hier folgendes mit: Wir haben schon im Jahre 1897, als die ersten Künstlerkarten aufkamen, mit derartigen Postkarten ein recht gutes Geschäft gemacht und uns seither einigemal auf diesem Gebiet mit Erfolg betätigt. Ob wir beim Ausbruch des Krieges klüger daran getan hätten, die Hände in den Schoß zu legen, als weiterzuarbeiten, überlassen wir dem Urteil unserer Gehilfen und Mitarbeiter und der mit uns in Ver bindung stehenden Druckereien, Buchbindereien und Papierhandlungen. Wir wollen nur soviel sagen, daß, wenn nur uns auf Naturwissen schaften beschränkt und nicht unser, von unserer Firma seit über 90 Jahren betriebenes Sondcrgcbiet »Kriegslitcratur«, das wir, seit die Firma in unserem Besitz ist, stets weiter pflegten, wieder ausge nommen hätten, wir mindestens Dreiviertel unseres Personals hätte» entlassen müssen. Unsere Redakteure und andere Schriftsteller, einige fast ausschließlich für uns arbeitende Buchbindereien, Buchdruckereien und auch Papierfabriken hätten ebenfalls schwer unter dem Ausfall zu leiden gehabt, ja, manche dieser Geschäftsbetriebe hätten sofort eben falls schließen müssen. Außerdem wären wir nicht in der Lage gewesen, den Frauen der Einberufenen einen wesentlichen Teil des Gehalts weiterzubezahlen. Da etwa 90°/» des Sortimentsbuchhandels sich für unsere Kriegsartikel (erfreulicherweise mit Erfolg) verwenden, so ist auch hier für weitere deutsche und österreichisch-ungarische Bürger eine sehr gute Verdienstmöglichkcit geschaffen. Daß zuviel Kriegsbücher er scheinen, mag wohl richtig sein, aber wir Buchhändler können so viel Vertrauen zum Publikum haben, daß es sich die besten heraussucht, und daß das Schlechte, genau wie es 1870 war, nach kurzer Zeit verschwindet. Stuttgart. F r a n ck h ' s ch e V e r l a g s h a n d l u n g. *) Dabei haben wir diese beiden Hefte am 22. Juni erhalten, wie die in unseren Händen befindliche Faktur beweist. I. H. 1504