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246 2. Beilage znm Riesaer Tageblatt. Donnerstag, 21. Oltobcr IS37, avenns sn Aayrg. Via Parade »er rdmilL« Valtzei »ar dem Vm» Die große Parade der römischen Polizei vor dem Duce auf dem weiten Gelände von Villa Glori bildete «inen der Höhepunkte der zahlreichen Veranstaltungen, die auS An laß deS IS. Jahrestages der italienischen Polizei in Rom stattftnden. — Der Duce reitet vor der Parade die Front einer Abteilung Polizisten mit Polizeihunden ab. Di« deutsche Abordnung Lei d«r Parade der rSmischeu Polizei Der groben Parade zum 12. Jahrestag der italienischen Polizei vor dem Duce wohnte auch der Ches der deutschen Polizei, Reichsführer ft Himmler, mit seiner Begleitung bei. — Auf der Ehrentribüne svon rechts): D«r Chef der italienischen Polizei, Bocchint, ReichSführer ff Himmler, der italienische Außenminister Graf Ciano (Mitte), ganz links der Chef der QrdnungSvolizei, General Daluege, und daneben rechts der Ches der Sicherheitspolizei, fi-Gruppen- sührer Hcydrich. «Weltbild-Wogenborg — M.) Dienst am Lebe« Dl« Aufgabe der NS -Schwesteruschast — Hauptamtsletter Hilgeuseldt und Fra« Scholp-Sliuk Lei der Vereidigung der NG-Schwester« des Gaues Kurmark )s Schneibemühl. In der Grenzmarkstadt Schneide, mühl wurden Dienstag die NS.-Lchrvestern des Gaues Kurmark in einer Weihestunde auf den Führer vereidigt. Dem geben in der Verkörperung von Mutter «ad Sind z» dienen, bezeichnete Hauptamtsleiter Hilgeuseldt in sei ner Rede alS die Hauptaufgabe d«r NS.-Lchwesteruschast. Durch -en Rückgang der Säuglingssterblichkeit seit 1832 seien 180 000 Kinder erhalten geblieben, eine Zahl, die der Einwohnerzahl von Lübeck entspreche. Aus diesem Gebiete weiterzuarbeiten sei die Aufgabe der NSV., der sie sich in immer stärkerem Maße zuwende. Sie werbe, wie Hauptamtsleiter Hilgenfeldt ausführlich barlegte, die notwendigen Einrichtungen — Mütterschulen, Kindergärten und Schwesternstationen — gerade in den schlechtversorgten Gebieten schaffen, die von der alten liberalistischen und kirchlichen Wohlfahrtspflege vernach lässigt worben seien. '' Nach der Ansprache der Reichsvertrauensschwester, Ge neraloberin Vöttger, nahm die Reichsfrauenführerin, Frau Scholtz'Kliuk, das Wort. Sie erinnert« die Schwestern an die Gemeinschaft des Volkes, in der sie ständen, und der sie zu bienen hätten. „Ihre Arbeit ist nicht leicht", sagte sie, „die Arbeit beginnt an der Wiege des Leben-, in der Für sorge für werdende Mütter und für Säuglinge. Sie be steht aber auch in der Fürsorge für den gesunden Volks genossen. Sie werden da» kleine Kind betreuen und mit dem Schularzt zusammen dem Schulkind zur Seite stehen. Der LebenSkreiS der Schwestern umfaßt Gesundheits fürsorge und erzieherische Aufgaben. Diese Arbeit fordert ein« ganze Persönlichkeit, einen Menschen voll Glauben und Treue. Güte und Verstehen sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiche» Wirken." Gauleiter Stürtz nahm bann anschließend die Vereidi gung der NS.-Schwestern vor und verpflichtete sie auf den Sührer. Deutsche Hausfrau! Wen« Du uuuütz Papier ver. Lreuuft, dauu bedenke, daß Du damit jedeSmal «tu Stück deutsche« Waldes mit verbreuust. WaS Du zu« Feueraumacheu a« Papier brauchst, soll Dir «icht ge nommen werdeu. Dafür aber sei verständig und -eb« t« Deiue« Haushalt auch daS kleiufte Stückchen Papier auf, den« es Hilst der deutscheu Wirtschaft wieder als Rohftoss. Hilf deu BierjahreSplau mit erfülle»! Rundfunk-Vrogramm Deutschlaubseuber Freitag. 22. Oktober 6.30: Fröhliche Moraenmusik. Kapelle Ferdv Kauflmann. — 9.40: Sendepause. — 10.00: AuS München: Die Verwandlung deS Waldes. Hörsolar von Johannes Linke. — 10.30: AuS Stuttgart: Die sportlich« DInterarbeit der Hitler-Jugend. — 10.45: Sendepause. — 11.30: Sendepause. — 11.40: Knigge aus der Landstraße. Anschließend: Wetterbericht. — 12.00: Au» Bremen: Musik zum Mittag. DaS Fred-Niemann-Vla-orchester. — 13.1S: AuS Bremen: Musik zum Mittag. Will» Schönweiß (Baß), die Bremer Stadimusikanlen. — IS.1S: Kinderlieber» singen. — 15.40: Heute große Zaubervorstellung im Jungmädel- beim! — 1600: Musik am Nachmittag. DaS Unterhaltung»» orchester de» DeutschlandsenderS. In der Pause um 17D0: DaS Mittagessen sür Zwölf. Lustige Geschichte von Han» Müller- Schlößer. — 18.00: Walter Niemann spielt eigene Werke. — 18„30: Erfüllte Dünsche «Ausnahmen.) — 19.10: AuS Frank furt: Tanz am Abend. DaS Kleine Rundfunkorchester. — 19.45: Hoch vom Dachstein an . . . Hörfolge vom grünen Londe an der Mur. — 21.00: Deutschlandecho. — 21.15: Der Tag klingt au» ... — 22.30 bi- 24.00: Zu Unterbaltuna und Tanz. Kapelle Erhard Bauschte und da» Slavierduo Emma und Thomas Thomasson. KUVT aus neuerem von OdsrIIn «epqrt-ht dy L«l »im«« «ala» <«N» S Ui Annette öffnete da» Fenster und sah hinaus. „Ts wird »la Gewitter geben. Schau dir nur den Himmel an!* Der Doktor trat an» Fenster. Am Himmel schwammen dumpfe» Grau und kupfrlge» Selb ineinander. Die Lust war dick und schwer gewor- deu, die Blätter an den Linden vorm Hau» hingen müde und saftlo». .Wenn'» nur endlich loKginge! Unerträglich dies« schwere Lust vorher!" Annette trat vom Fenster zurück, glitt sacht uus den weichen Hocker vor ihrem Frisiertisch. Sie trug noch da» apfelgrüne Abendkleid, e» schimmerte matt auf der bräunlichen Haut. Der Doktor war am Fenster stehen geblieben, er rauchte sein« letzte Zigarette vor dem Schlafengehen. Er stand da im blauen Schlafmantel mit schwachen weißen Tup fen darin; e» war ein sehr elegante» Stück, dieser Schlaf» mantel, er sah nach dem Helden in einem Gesellschaftsfilm an». Und er wirkte deshalb sehr fremd an Herrn Dr. med. Han» Buchholtz, dem Chefarzt de» Hauptstädtischen Kran kenhaus«», neunundvierzig Jahre ast, verheiratet mit An- nette, geborene Bieringen, mit der er drei Sinder hatte, von denen zwei schon erwachsen waren. Natürlich war so ein Schlafrock nicht «ach seinem Geschmack, aber die beiden Große« hatten ihn zu Weihnachten geschenkt, sie waren Sen eitel auf ihren Papa, diese Gören. Wahrschein, lich ßahen sie heimllch zuviel schlechte Hollywood-Filme, in denen unwahrscheinlich gut verdienende und sehr sorg, fällig gekleidete Herren abenteuerten. Dr. Buchholtz drückte die Zigarette au». ^Snnderbar, die Lieder, die du heute gesungen hast, Annette. Was war dr» eigentlich?" .Bvahm». Seine »Bier ernste Gesänge". Gefielen sie dir?" ^ehr. Wirklich sehr. Willst du sie in Hamburg fingen?" ^fa. Wa» hältst du davon? Shrb«.MM auch, ich iolsto «ü kW? .Bißchen schwere Sost für einen Liederabend." „Bei dem Publikum? Ich glaube doch, daß ich'» wagen kann." .Liegen sie nicht etwa» tief für dich?" .Sind eigentlich sür Ast gesetzt, aber ich schafft e« ganz gut." GHveigen. Still«. Ein leise» Murren ging über da» Hau» hin, erste kleine Donnerstöße. Annette Buchholtz-Dieringen sah einen Augenblick lang nachdenklich in den Spiegel. Blasse Frau mit apfelgrüne» Pannekleid, Mittelscheitel mit schönem Haaransatz, braun- haarig, kleine rote Funken darin — .Schau, Han», ich meine da» so: die Lieder find für Ast gesetzt. Normalerweise werden sie von tiefliegenden dunklen Stimmen gesungen, schwermütig, sehr ernst. Bei mir sollen sie natürlich klingen, erhaben — überirdisch, so weit man so etwa» gestalten kann. Aber ich meine, e» brauchte nicht unbedingt Dumpfe» und Dunkle« darin zu sein. Man müßte eben...* Sie ließ mutlo» die schönen vollen Schultern finken. .Da» ist alle» so schwer zu erklären, Han«. Sagen kann ich da» nicht. Da» muß ich eben singen. Weiß nicht, ob du mich verstehen kannst..." Da ist die Kluft, wie immer. Und e» Hilst nicht», daß Doktor Buchholtz sagt: .Natürlich versteh ich, wa» du meinst, Annette. Da» ist eine ganz interessante Auffassung der Lieder. Umstrit ten vielleicht. Aber immerhin..." Er bricht ab. Seine Stimme klingt heiser. Er blickt auf den zartgolden getönten Nacken seiner Frau. Da» Herz schlägt ihm plötzlich ganz verrückt gegen die Rippen. Frau — seine Frau! Ganz fremde Frau! Ueber zwanzig Jahre verheiratet! Drei Kinder. Tage» Wochen, Monate, Jahre — immer zusammen. Man kannte sich, oh, wft man sich kannte! Schwächen und Liebenswürdigkeiten, die kleinen Tücken — einer vom andern. Go eine lang« Ehe, da» ist doch, al» habe man mit Riesenscheinwerftrn die Seele de» anderen abgeleuchtet. Man wußte, wa» «in Stirnrunzeln bedeutet, ein Heben der Achseln, eine hastige verlorene Bewegung. — Und doch, wenn e» um Musik ging, rückte die vertraute Frau plötzlich weit weg, war sntwiLen auf einen fernen Stern, den man nie erreichte. ReichSsender Leipzig Freitag, 22. Oktober 6.30: Au» Danzig: Frübkonzerr. Kapelle der Schutzpolizei der Freien Stadt Danzig. — 8.30: AuS München: Froher Klang zur Arbeitspause. Die Münchener Funkschrammeln. — 9.30: Geisenblasen! — 10.00: Aus Hamburg: Kennst du die deutsche Handelsflotte? — 10L0: AuS Stuttgart: Die sportliche Winter arbeit der Hitler-Jugend. — 11.00: Sendepause. — 11.35: Heute vor.., Jahren. — 11.40: Die Herkunft von Roggen und Weizen. — 12.00: AuS WeißenfelS: Musik für die Arbeitspause. DaS Städtische Orchester Weißenfels. — 13.15: Aus Saarbrücken: MittagSkonzert. DaS Große Orchester des ReichssenderS Saar» brücken. — 14.15: Musik nach Tisch. (Jndustrieschallplatten und Aufnahmen deS Deutschen Rundfunks.) — 15.00: Von Kräuter weibeln. Beerenlesern und Schwammerlsuchern. — 15.30: Musi» kalisches Zwischenspiel. — 15.40- Erlebnisse auf Südafrika fahrten. — 16.00: AuS Jena: NachminagSkonzert. DaS Jenaer Sinfonieorchester. — 18.00: „'» ist Feierohmd!" Liedfolge. — 18.30: Dichlerstunde Kurt Geucke. — 18.50: Umschau am Abend. — 19.10: Unser da» Land. „Herbstluft." Gedichte und Lieder texte. Au-führende: daS Bläferguanett de» Leipziger Sinfo nieorchesters, der Chor de» ReichSsender» Leipzig. — 20.00: Musik au» Dresden. Die Dresdener Philharmonie «. Solisten. — 22.15: Au» dem Schrifttum der Bewegung. — 22.30 bi» 24.00: Unterhaltung und Tanz. Kapelle Otto Fricke. Venn Ikr diaar ru »ckineN fettig virä, äenn deeukt äar auk llbeireirung äae In äer ttopfdaut dekinä- lickien loigäeüren. kibkilk« «bokkt regelmöüig« pflog« äe» Kopfe, mit miläen Mitteln, älo kein FIKast uns keine Kalkreife Im Uaoe ruttlckrlerren, al» mtt Man stand nur unten und spürte die Kälte der Ferne. Und zwischen beide schob sich die gläserne Wand, klirrte ein wenig, schmerzte, war da, fest und unverrückbar und trennte Annette von ihm — Vielleicht würde die Wand ein wenig verschwinden, wenn er sich jetzt zu Annette setzte und mit ihr spräche. Vielleicht über diese unerhört schönen Lieder. Ueber Brahm»? Er mußte eben still zuhören, wie sie leis« sang, hauchzart nur. Bi» sie dann plötzlich aufsprang, ihn an den Flügel zog und die Lieder vorsang. Mit dieser voll kommenen, kristallenen, mitten in» Herz fassenden süßen Stimme, die ihn so tief ergriff, daß er nur dasitzen, die Hände vor» Gesicht gelegt und zuhörcn konnte — ganz weggeschwemmt au» dem alltäglichen Leben de» braven und tüchtigen Chirurgen Han» Buchholtz. Ja, vielleicht würde sie Weichen, die fremde Wand. Er müßte e» versuchen. Aber er konnte da» nicht. E» war einfach unmöglich, sich jetzt hinzusetzen und über Musik zu sprechen. — Er war heute um sechs Uhr aufgestau- den. Genau um sechs. von sieben bi» neun hatte er den Vortrag entworfen, den er auf dem Ehirurgenkongreß in Basel halt« sollte — Bon neun bi« elf war Privatpraxi». Gestopft voll na türlich wieder. Mit Menschen, die sehr bekümmert und sehr wichtig ihre großen und kleinen Leidm auspackt« und ihm aufpackten. von elf bis ein» hatte er die Besuche auf der innere« Station gemacht. Bett an Bett und Wrack an Wrack. Dann ist da noch der Bauer Kothenschulze ein gelie fert worden, ganz toll« Sache: hat gepflligt und reißt eine Granate hoch, eine regelrechte Kriegsgranate, viel leicht beim Rückzug vergraben oder so. Sie ist ordnungs gemäß geplatzt, wie e» sich für eine normale Granate geziemt, und hat dem Bauern Kvthenschulze da» halbe Ge sicht zerrissen und einen Arm dazu. Am Nachmittag sind nochmal drei verletzte gebracht worden. Der tägliche Autounfall. Da» Mädchen, ein sehr hübsche» junge» Mäd chen, mit einem sicherlich reizenden Kinn, hat nun kein Kinn mehr. Kein Kinn und keine Zähne, und der Brust korb ist schwer gequetscht — genau wie bei deu beiden Männern. Wie man da» nun alle» zusammenflicken soll! Legen Lckuppen deeonäer» ru «mpfvklen: Lckivarrkopk-Lcveumpon Lott« leer ru 20 Pfennig Lchvarrkopk Lxtre-2«tt mit Kröuterdeä 30 Pfennig