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4- 1. I. Bett«-« r»« Rieseer Tegeblett. Die»««««, 8 J««uar 1 SSI, ave»»s. 84. Jatzrg. Hettirtch Gtevhau 1 Leben, würbe viel In Mn kr »kiM Ptwtlkiil. Zn» hundertste, »ed«rt»1a, Hetnr. »»« Stephan». Da» Wörtchen »von" tm Namen diese» unermüdliche«, quicklebendigen und schaffenSsreudiaen Manne» ist eine später« Zutat. Da» Vaterhaus Heinrich Stephan» war eine einfache Schneiderwerkstatt tu dem ostpommerschen Städtchen Stolp. Setn Großvater stand noch al» einfacher Unteroffizier jahrelang bet den Stolper Husaren. Die infachheit, Zucht und Ordnung seiner Herkunft ging einrtch Stephan selbst ut« verloren. Er hatte kein leichte» Leben, wurde viel umhergeworsen und angefetndet. Set« pommerscher Dickschädel, da» Etsenfeste seine» Wesen», da» mit einem überlegenen und scharfe« Humor so gut zu- sammenpaßte setzt« sich aber immer durch. Roch an seinem Lebensende rang er zäh und unerschüttert mit dem Tod. Den schwer Zuckerkranken ergriff der Brand. Die Zeben mußten ihm abgenommen werd««, dann stückweise da» Vein, er gab nicht nach. Er ließ sich «in Holzchett an seinen Schreibtisch stellen und arbeitete weiter. Bi» »um letzten Augenblick verfolgte s«in unermüdlicher Geist di« Dienstgeschäfte. Im Alter von noch nicht 17 Jahren verlieb der jung« primus omnium die alte Stolper RatSschule. Erst nach seinem 17. Geburtstag konnte er als „Postschretber", wie es damals hieß, beim Postamt in Stolp eintreten. Auf bi« Mahnung eines Onkels, etwas Ordentliches zu leisten, schrieb er zurück, daß er da» wolle und -ab er ein schlechter Kerl wäre, wenn er nicht Generalpostmeister würde. Er hat sein Wort gehalten. Seine Wanderjahre begannen mit der Versetzung nach Marienburg. In Danzig wurde er Postassistenz. Während seiner Etnjährigenzeit beim 8. Artillerieregtment in Magdeburg lernte er nicht nur -en Umgang mit dem Geschütz, sondern auch mit der spani schen Sprache. Nach seiner Entlastung vom Militär wird er zum Generalpostamt in Berlin versetzt. Lange Abende verbringt er in der Bücherei, um die Posteinrichtunaen anderer Länder zu studieren und die ersten Studien für sein späteres 80N Druckseiten großes Werk „Die Geschichte der preußischen Post" zu machen. Als man ihm einen etwas peinlichen Auftrag gibt, lehnt er ihn schroff ab mit den Worten: „Ich laste mich nicht zum Spionieren ge brauchen". Folge: Eine Strafversetzung nach Köln. Wie so oft hat es damit -aS Schicksal bester' gemeint als die Menschen. Köln wurde für den jungen Post beamten von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zu den schlichten Verhältnissen des OstenS lernte er hier zum erstenmal bi« reiche Kultur des Westen» kennen. Be geisterte Freundschaft zum Theater kreuzte seinen Weg auch mit dem seiner späteren Frau, der ungarischen Gän- gerin Anna Thomala. Eine Dienstreise nach Brüst«! mit dem Berliner Generalpostdirektor Schmücker führt« Ste phan zum erstenmal in das Ausland. Es war nicht feine letzte Reise. Die reichen Beobachtungen, die Stephan auf seinen Kreuz- und Querfahrten machte, gaben ihm jenen Weitblick, der zusammen mit einer raschen Entschlußkraft und einer seinen Witterung beS Notwendigen seine eigent liche Genialität ausmachte. Mai 1880 finden wir Stephan aus der 4. Deutschen Postkonfereuz in Frankfurt a. M. Er lernte hier alle Engstirnigkeiten und Schwierigkeiten der alten Thurn u. Taxisschen Postverwaltung kennen. Die Notwendigkeit nicht nur eines deutschen, sondern eine» Weltpostvereins drängte sich ihm hier zum ersten Male auf. Die Zuspitzung der preußisch-österreichischen Beziehungen ließen die innerdeutschen Postverhandlungen ins Stocken kommen. Um so mehr fühlte Stephan Veranlassung, Preußen auf dem Wege von Postverträgen mit fremden Ländern an di« Welt anzuschließen. Er verhandelte in Brüssel, im Haag, in Spanien und Portugal. Nach -em Kriege mit Dänemark schloß er Verträge mit Dänemark und Schweden ab. 1865 wurde er Vortragender Rat im Generalpostamt, um bald danach in Petersburg einen Postvertrag mit Rußland abzuschlietzen. Di« Einführung der Postkarte, die er leidenschaftlich verfocht, gelang ihm jedoch erst später. Sein oberster Chef lehnte Liesen „Un sinn" ab. Nach -em Krieg von 1866 war der Weg für die deutsche Vereinheitlichung des PostwesenS frei. 1867 führte er das Einheitsporto für -en Verkehr LeS Norddeutschen Bundes mit Süddeutschland und Oesterreich ein. «inen Silbergroschen für den einfachen Brief. Er wurLe dadurch in kurzer Zeit ein populärer Mann. Postverträge mit den Kirchenstaaten Italien und Norwegen folgten. März 1870 wurde Heinrich Stephan Generalpostdirektor -er Postver waltung des Norddeutschen Bundes. Es kommt zum Kriege mit Frankreich, die Organisa tion der deutschen Feldpost, eine -er größten Leistungen Stephans, bringt ihm -en reichen Dank des Vaterlandes ein. Nach dem Kriege organisiert er munter weiter. Eine Fülle von Neuordnungen folgt Jahr für Jahr. Da» Bahnpostwesen und die Umarbeitung -er Postsendungen in den Zügen, auch der Pakete, Geldbri«fe und Wert sendungen wird durchgeführt, die Einheitsgebühr für Pa kete bis 5 Kilogramm wird geschaffen, die Zustellung von Ortssenbnngen allgemein ausgenommen, die Vermehrung von Postanstalten unermüdlich betrieben. Der Erfolg blieb nicht aus. 1869 war noch ein Defizit von 189000 Talern im Postetat vorhanden. 1872 betrug der Ueberschuß bereits 4,7 Millionen Taler. Einzig der Blick Stephans geht von neuem hinaus in die Welt. Höhepunkt seine» Wirkens der Weltpostkongreß am 5. September 187S in Bern, -er mit der Unterzeichnung des Weltpostvertragc» durch 21 Staaten endet«. Dieser Vertrag ist einer der wenigen, die selbst den Weltkrieg überdauerten. Da» Tempo Stephans Reformen verschärft sich, bi« Bellsche Er- findung des Fernsprechers wurde von Stephan sogleich al ber Beginn einer neuen BerkehrSära erkannt. 1881 wirb bas erste Telephonamt mit 48 Teilnehmern in Berlin er richtet. Den widerstrebenden Kaiser Wilhelm zieht Ste phan auf seine Seite, al» er ihm mit dem Fernsprecher et« Violinsolo bis auf den Schreibtisch überträgt. Die Legung der ersten unterirdischen Kabel, die Ausgestaltung de» Telegraphenwesens, die Errichtung «iner eigenen Poftvau- Verwaltung, die Gründung eine» PostmuseumS erfolgen. Aber damit nicht genug. Heinrich Stephan setzt sich hin und schreibt seinen Aufsatz „Weltpost und Luftschtffahrt", der Graf Zeppelin später die ersten Anregungen gab. Nach der Betreuung der Städte wandte sich Stephan» Gorge dem Postzustellbienst auf dem Lande zu. Ueverall richtet er Postagenturen und Hilfsstellen ein, aber zugleich geht sein Blick in die Ferne. Die Schaffung -er ersten subven tionierten Postbampferlinien nach Australien und Ostasien ist sein Werk, die deutschen Kolonien werden von ihm durch Kabel mit der Heimat verbunden. Auf der internationalen Telegraphenkonferenz in Berlin wird eine Bereinheit- ltchung und Vereinfachung sämtlicher internationale» Telegrammtarife erzielt. Die letzten Jahre Stephan» standen im Zeichen schwe rer organisatorischer Kämpfe. Er verstand sich nicht recht mit Bismarck, obwohl beide Männer di« Größe de» anderen schätzten. Die schwere Krankheit kam hinzu. Der Tod griff nach dem nicht nur durch seinen König, sondern auch durch setn Leben Geadelten. Al» jedoch Stephan am 8 April 1897 starb, war sein Werk auch erfüllt. Der Generalpostmeister Deutschland» hinterließ seinem Lande et» Postwesen von vorzüglicher moder»«» Verfassung. Sm N SktzMW Sn «mnWmMm W SM», »er am r. Jam»«« M Stel» i« Pommer» »eboren w«rd«. Heinrich von Stephan, 1870 Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes, 1875 Generalpostmeister des Deutschen Reiches, 1880 Staatssekretär beS Neichspostamtes — Schöpfer eines neuzeitlichen PostwesenS in Deutschland und Gründer des Weltpostvereins. Von seinen zahllosen Verdiensten um die Ausgestaltung des deutschen Postwesens seien nur genannt die Einführung der Postkarte, der Post aufträge, der Bücherbestellzettel, -cs Giroverfahrens im PostanwetsungSverkehr und einheitlicher Tarife für Pakete, die Neuordnung des Lanbpostwesens, die Ein richtung des Berliner Rohrpostwesens und die Grün dung des Berliner Postmuseums. Stephans Geburtshaus t» Stolp (Pommern). Ei« der erste« Postkarte«, «in« bereits 1865 von Stephan vorgeschlagene Einrich tung, die dank seiner unermüdlichen Bemühungen im Juni 1870 im Gebiete de» Norddeutschen Bunde» ein geführt wurde. Ile MlUMkMi Im KIWll. SlM MW Ser StreiWsis. — * Essen. D«r Borfitzende der zentrale« Streik leitung der revolutionäre» Gewerkschaftsoppofition in Esse«, Saefkow, hat — wie aus sehr zuverläsfiger Quelle verlautet — au die örtliche« Kampfleituuge« eiue Auwei- fung ergehe« lasse«, «ach -er die bisherigen Kamps» methode« der RGO. «ur aas solche« Zecheuaulageu aus» recht erhalte« werbe« solle«, in des«« die Streikbewegung bisher ersolgreich «ar. Dagegen soll in Orten, i« deueu di« Gewerkschaften „das Heft i« -er Saud behalte« konn te«", die Stretkparole der RGO. abgeblase« «erde«, «ud zwar mit Rücksicht aus die bisherige» Opfer der RGO. «gemeint find offenbar die Entlastungen der kouuurmisti- scheu Betriebsratsmitglieder dnrch die Zecheuverwaltnnge« des gesamte« Streikgebtetes). Weiter solle« dick Erwerbs» loseustaffelu au» der Kampfbewegung znrückgezoge« «er» de«. I« dem Tagesbefehl wird «eiter auSgesührt, baß der Kampf bet Ablehnung der Korderuugeu der RGO. am IS. Januar mit aller Stärke wieder eiusetzt und daß «a» selbst vor Terror» und Sabotageakte« nicht zurückschrecke« «erd«. Di« für Montag «ugesetzten Demonstration»,üge sind daher abgeblase« «ordeu. Ma« will sich damit be gnüge«, 1« de« am Dienstag ftattsiudeubeu Belegschafts versammlung«« auf de« „Berrat" der christliche« und freie« Gewerkfchasteu hinzuweise«. Auf Anfrage in »er Redaktion des Organs der Ko«, ««niste«, des „R«hr»Echo", d«S ansS engste mit der RGO. und der Streikleitung zusammeaarbeitet, «irb die Auwei sang dem««tiert. Diese« Dementi stehe« jedoch mehrfache zuverlässige Bestätigungen gege«üb«r. Außerdem spricht bas allmähliche Erlösche» der ko««nuiftischeu Streik- beweguug für die Richtigkeit der Meldung. * Essen. Der am Montag mittag vom Bergbau verein herauSgegebene Bericht bestätigt den starke» Rück gang der ko««»«rfttsche» Streikbewegung im Ruhrberg bau. Die Gesamtzahl der Ausständigen betrug bei der Frühschicht 9078 gegenüber 15 884 in der Frühschicht vom Sonnabend. Infolge de» vermehrten polizeilichen Schutze» konnte« am Montag im Hamborner Revier mehr Arbeits willige «insahren. In den bisher vom Streik am stärksten betroffenen linksrheinischen Revieren Krefeld, DinSlaken und DuiSburg-Hamborn, ist die Stretkbeteiligung bi» zu 50 v. H. zurückgegangen. In den Revieren Gladbeck-Ruhr und Hamm fehlten noch über 10 v. H. der Belegschaften. Auf einer ganzen Reihe von Zechen, auf denen am Sonn abend teilweise gestreikt wurde, ist am Montag früh fast di« ganze velegschast wieder augefahre» Da trotz de» un- Iie MMW Ws Le» Stlkil Sb. verminderten Gtreikterrors «in starker Rückgang der Streikbewegung zu verzeichnen ist, kann mit einer baldigen Beendigung der Bewegung gerechnet werden. Esse«. sFunkspruch.) Ueber die Streiklage i« Ruhr bergbau heute früh läßt sich kein klare» Bild gewinnen, da ein grober Teil der Zechen infolge des Feiertage» still liegt. Auf den in Betrieb befindlichen Schachtanlagen ist aber nach bis jetzt vorliegenden Angaben ein «etter«« Rückgang der Streikbeteiliguug eingetreten. Im ReckllugS« Hauser Bezirk fuhren zur gestrigen Nachtschicht von 91000 Bergleuten nur 474 nicht an, so daß mm eiue« Streik hie» nicht «ehr gesprochen «erde» kau«. ÄstllU Sdn dir LiM M MWirk. Berlin, 6. Januar. Der preußisch« Jnnenminister Dr. Severing hielt gestern im Berliner Rundfunk einen Vortrag über die Lage im Ruhr- gebiet. Er äußerte sich in längeren Darlegungen über die Entstehung der Differenzen und die ergebnislosen Tarifoer- »andlungen. Der Minister kam nach einer Schilderung des chweren Loses der Bergarbeiter auf die großen Gefahren zu prechen, die in der radikalen politischen Agitation im Gefolge »erartiaer Streiks verborgen liegen. Die großen Bergarbei- terverbande lehnen zwar den Generalstreik entschieden ab, bekämpfen auch mit allen Mitteln die hier und da ausbre chenden wilden Teilstreiks, so daß vo« einer akuten Streik- gefahr im Ruhrgebiet im Augenblick kanm die Rede sein kann. Die Nachrichten, daß er in» Ruhrgebiet fahren wolle, seien durchaus falsch und schadeten dem Ansehen der Polizei. Wenn der Chef einer großen Polizeioerwaltung sich beim Ausbruch von Unruhen erst informieren müßte, um Anwei sungen vorbereiten oder erteilen zu können, so würde dies bedeuten, daß es in der Organisation der Polizei nicht richtig klappt. Aber in Wirklichkeit klappt es mit unserer Polizei nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in Preußen überhaupt! Vie Polizei ist Herr der Situation, die Ordnung und Sicher- beit ist im Ruhrgebiet nicht gefährde« Wer den wirtschaft lichen Frieden im Ruhrreoier wiederherstellen will, der muß kür «ine Verständigung zwischen den Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer «tntreten, und für den darf es kein «inseitiges Diktat gehw- Di« Radikalen baffer;