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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192609201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-20
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1926
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-G "» PMM Uebersehen Sie nicht jeweils rechtzeitig und «mar bis 25. d. MtS.. bei der Poft das ' Riesaer Tageblatt zu bestellen. Hochzeitsreise Aeee Svvv, Novelle von MaxPrel». Welle- »ar nun endlich allein. Van» ter«, «übte sie letzt die Stadt und tbr Gewirr; und den aufreizenden Mit- tagSsonnenschetn. Die Ru-e in dem besänftigend kreisrun den Zimmer tat so sehr-wohl. Sie in einer Stchtwanne saß sie, halbltegend in der seibenaepolsterten GlaSvttrtne und lieb da» Licht, da» and dem Boden matt und gleichmäßig in den Raum btnausftrahlte, um ihre Süße spielen. Sie war also jetzt Ara«. Frau Well«, und ihr Man«, Sturm, traf in seinem Zimmer di« letzten Vorbereitungen zur Hochzeitsreise. . . Bor einer Stunde war die Zeremonie der Trauung vollzogen worden. Sie hatten bereits «ach de«.neu^ Ge setz geheiratet, wonach Mann und Frau ihre bürgerliche« Name» oblegen und für die Dauer der Eh« Wahlname» annehmen, die in symbolischer Bedeutung aufeinander ab- gestimmt sind. Sie hatte den Name» Welle gewählt, und ihr Mann nannte sich in ritterlicher Galanterie Sturm. Ach ja, wenn diese beiden Namen «ine Vorbedeutung haben sollte», waren sie gut gewählt. Sie wollte gern die sanfte Welle sein, die sich vom Sturm aufwühlen läht. Well« verlieb die Vitrine und betrachtete noch einmal die vielen Geschenk«, die zur Hochzeit gekommen waren. Box dem Schnellblüher blieb sie zuletzt stehen. Das war eine zu hübsche Nrberraschung von ihrer Freundin Wasser upd deren Mutter Feuer. Man nahm ei» Lilienfamenkorn, legte e- in eine« buntbemalten Majolikatopf und sprengte etwa» von dem neu entdeckten Parturtn aus elegantem Flakon auf die Blumenerde. Dann konnte man in fünf bis sieben Ms- nuten das Samenkorn vom Keimen bis zur vollen Blüte versolge». Welle war immer wieder entzückt, wenn sich nach wenigen Augenblicken eine neue Lilie vor ihren Auge« erschloh. Auch die rein praktischen Geschenke machten ihr viel Freude. Wie angenehm war «S, etwa von Dienerschaft und Friseur unabhängig zu sein. Man setzte sich vor den Toilettentisch, brückte auf einen Elfenbeinknopf, und schon stülpte sich der automatisch tätige Friseurhelm auf die Haare, die jetzt die Damen so lang wie irgend möglich trugen. Dann wurde die gewünschte Haartracht eingeschaltet, und lautlos — es fühlte sich wie ein ganz behutsames Streicheln an — setzte der Apparat ein, um nach ganz kurzer Zeit un aufdringlich zurückzugleiten. Well« besah sich in dem Zvlin- derspiegel, der durch eine sinnreich« Kombination von Lin- sen einen gleichzeitigen optischen Eindruck von allen Seiten gewährte. Sie war zufrieden. Sturm hätte keine schönere Frau finden können. Ja, es lieb sich nicht leugnen, sie hatte Sehnsucht nach Sturm. Und weil er so lange nicht kam, schickte sie ihm durch den kleinen Sender, den alle Verlobten und alle Liebespaare insgeheim an den Ohrgehängen befestigt trugen, und den sie auch nach ihrer Verheiratung nicht abgelegt hatte, einen Radiokuß. Sofort verspürte auch Welle auNhren Lippen die Antwort. Aber wahrhaft glücklich war sie doch erst, als Sturm in den Rundsaal trat und sie herzhaft in feine starken Arme nicht zu einem Mitgllev ver gegenwärtigen Regierung machen, um es nicht mit den kommenden Männern zu verderben? Es wäre dies allerdings ein nicht gerade glänzendes Zeugnis für seine Gesinnungstüchtigkeit." „Sie werden das nicht mehr befremdlich finden, wenn Sie erst einige Zeit an den Ufern des „Silbernen Stromes" gelebt haben. Das, was man drüben in Europa poli tische Ueberzeugung nennt, gibt es hier überhaupt nicht. Es handelt sich stets nur um Fragen persönlicher Natur und um die beste Lösung des großen Problems, rasch zu einem beträchtlichen Vermögen zu gelängen. Ich empfehle Ihnen, alle die schönen Phrasen von Freiheit, Gerechtigkeit und Humanität, mit denen unsere Politiker so freigebig um sich zu werfen pflegen, immer nur unter diesem Vorbehalt hinzünehmen. Sie werden sich dann nicht mehr allzusehr enttäuscht fühlen, wenn Six eine« Tages die Entdeckung machen, daß alle diese herrlichen Schlagworte nur eine Umschreibung sind für die eigentliche Losung, die einzig „Geld" und immer wieder „Geld" lautet." Ein Auflauf, der an der Kreuzung der Straßen Santa Fä und Montevideo entstanden war, lenkte in diesem Augenblick die Aufmerksamkeit der beiden Spaziergänger auf sich. Die Ursache war eines jener widerwärtigen Vor- kommnisse, wie sie im Straßenleben von Buenos Aires nicht zu den Seltenheiten gehören. Ein betrunkener Soldat hatte seinem Abscheu gegen die Nachkommen der Ureinwohner des Landes dadurch Ausdruck gegeben, daß er einem harmlos seines Weges gehenden zerlumpten In dianer ohne jede äußere Veranlassung mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Mißhandele hatte nicht daran ge dacht, den Schlag zurückzugeben, denn in Vieser herunter- gekommenen, rettungslos dem Untergang geweihten Rasse lebt seit langem nichts mehr von dem Mute und dem kriegerischen Geiste ihrer Vorfahren. Er war nur scheu zur Seite gewichen und hatte etwas vor sich hin ge- murmelt, das wohl eher eine Entschuldigung als ein Schimpfwort war. Aber der berauschte Soldat verstand seine Sprache nicht oder wollte sie nicht verstehen. In dem er sich den Anschein gab, als hätte er Las Ge murmel für eine Schmähung gehalten, drang er unter wüstem Geschrei mit gezücktem Seitengewehr auf den Un glücklichen ein und versetzte ihm einen Stich in die Schulter, der den schwächlich gebauten Indianer weh klagend gegen die Mauer eines Hauses taumeln ließ, Von den zahlreichen Augenzeugen dieses brutalen Auftritts machte kein einziger Miene, dem Bedrängten gegen seinen Peiniger beizustehen, und eben hotte, ost rohe Mensch in sinnloser Wut zu einem neuen Schlage aus, als ein vornehm gekleidetes junges Mädchen sich, un bekümmert um die drohende Gefahr, zwischen ihn und den Angegriffenen warf. Mit einem zornig befehlenden Wort rief sie den Rasenden zur Vernunft, ustd für einen Moment machte die unerwartete Einmischung den Sol- däten wirklich so betroffen, daß er den erhobenen Arm sinken ließ. Aber die Geister des Branntweins, die ihn beherrschten, ließen ihn nicht zur Besinnung kommen und erstickten jede Regung von Ritterlichkeit, wie sie sonst auch dem Argen tinier au« den unteren Ständen eigentümlich ist. Er stieß ein rohes Schimpfwort aus und würde die zierliche Mädchengestalt ohne Zweifel im nächsten Augenblick -ur Seite geschleudert haben, wenn nicht gerade jetzt Donor Jose Vidal und sein Begleiter den Schauplatz erreicht hätten. Sobald er wahrgenommen, was hier vorgina, hatte Rodewaldt sich rücksichtslos Dahn durch den Haufen der untätigen Gaffer gebrochen. Und nun packte er mit starker Faust den Soldaten, um ibn mit einem Stoß fast über die ganze Breite de« Fahroammes zu befördern- Ein Murren de« Unwillen» erhob sich ringsum, denn trotz aller Höflichkeit, die der Argentinier im Verkehr .Mit den Fremden an den Tag legt, hegt er doch eine tief ein««- wurzelt« Abneigung gegen ibn tm Herzen, und wo sich ihm einmal ver willkommene Anlaß bietet, ihr Luft zU machen, da befindet sich der Ausländer auch, sogleich in einer äußerst bedenklichen Lage. Die Situation wäre ohne Zweifel zu einer kritischen geworden, wenn nicht einer aus .dem Haufen Vidal er kannt hätte. Und der Name de», allgemein beliebten und verehrten Arztes wirkte auch hier wie ein Zauberwort. Sobald man innegeworden war, daß der blonde Fremde und Doktor Vidal zueinander gehörten, änderte sich mit einem Schlage das Benehmen der Menge, und von einer feindseligen Stvnmung war nichts mehr zu spüren. Es wurden sogar allerlei Aeußerungen des Unwillens über das Verhalten des Soldaten laut, und dieser hielt es darum für geraten, stillschweigend zu verschwinden. Rodewaldt merkte kaum etwas von diesem plötzlichen Umschwung, wie er auch von der Gefahr, in der er sich eine kurz« Zeit befunden, nichts wahrgenommen hatte. Seine ganze Aufmerttamkeit und sein ganzes Interesse gehörten der mutigen Dame, welche durch ihr Dazwischen- treten -en Indianer vor weiteren Mißhandlungen be wahrt hatte. Sie war neben dem zu Boden gesunkenen, zerlumpten Eingeborenen niedergekniet und bemühte sich, mit ihrem feinen Taschentuchs Las aus seiner Wunde heroordringende Blut zu stillen. So eifrig gab sie sich diesem allerdings ziemlich zwecklosen Samariterwerke hin daß der Mpge Deutsche von ihrem Gesicht zunächst nicht« wahrnehmssn konnte. Er sah nur die Fülle wirrer, schwarze» Locken, die sich unter der etwa» i verschobenen Manttllc heroordrängten; aber es war ihm seltsamerweise trotzdem als müsse er diesem entschlossenen und warmherzigen weib lichen Wesen schon einmal begegnet sein. Nutz, da Doktor Vidal sich ebenfalls über den Ver letzten hinabbeugte, um . seins Wunde zu untersuchen, erhot sie <den Hopf, und jetzt sah Werner «in feines Profil rn- leicht gebogenem, schmglem Näschen, rundlichem Kinn unk anmutig geschwungenen Lippen. Da» zarte, längliche Ge- sichtchen «ar etwas dunkler gefärbt, al» es.sonst bei den Kreolinnen dxr Fall-zu sein pflegt; aber,dieser warme Bronzetot, erschien ihm von einem ganz besonderen Reiz Er wußte jetzt, daß er dies Antlitz, da» mansicherlich nicht so leicht Wiederivergaß, zum ersten Male erblickte, aber e, konnte trotzdem noch -immer die Empfindung nicht los werden, daß irgend etwas in der Erscheinung des Mäd chens ihn eigentümlich bekannt anmut«. Sie wechselte einige Worte mit dem Arzte, und dieser wandte sich jetzt an seine Umgebung mit der Aufforderung den noch immer kläglich winseurden Indianer in den nächste« ^Berkau/sladen zu tragen, damit er ihm dort die «rfordev liche Htlf« angedeihen lassen könne. Ein Dutzend Häud, waren sofort zu dem Liebesdienst bereit, obwohl sich ohn« Doktor Vidal» persönliches Ansehen wahrscheinlich kein ein ziger aus dem Zuschauerkreise geneigt gefunden hätte, di« schmutzige Rothaut zu berühren. Auch Werner hatte urtbe- denklich zügeäriffen, und -so brachte man den-Patienten, d?r allem Anschein pach über die Mühe, die man sich mit. ihm gab^am meisten erstaunt »ar, in «in nur Wenige Schritte entfernte» Magazin» dessen Inhaber in Menschen» fteundlichem Eifer bejd« Glastüren weit geöffnet hatte, den voraMchreitenden Arzt mit tiefer Verbeugung: be» . .grüßend.'L-'- . Der Menschenschwarm, wollte neugierig nachdrängen, aber «ine gebieterisch» Handbewegung des Arztes reichte hin,-ihn zuruckzuscheuchen, und gleich darauf befanden sich außer Vidal nur noch Werner und die tapfere junge Unbe kannt» in dem Ileinen Gemach, da« der menschenfreundliche Ttendern (Kaufmann) ihnen zur Verfügung gestellt-hatte. Der Eifer, den dieser wackere Geschäftsmann bewies» in dem er dienstbeflissen hundert Dinge herbeischaffte, deren man durchaus nicht bedurfte, würde etwa» wahrhaft Rüh rendes gehabt haben, wenn er nicht in noch höhereiki Maße belustigend gewesen wäre. As» .er zum fünften oder sechsten Male hereingeschossen kam, «eil « noch irgendwo «in Büchschen m^-'lbe aut- nM»^ Oh^ftt-Üe st«, tzte kamen Welle und Stur« find gut Stur« schlug vor, dir Hoch»eit»reis« »ach Pektna »S machen. Sie «ar begeistert. F» China wat sie noch nie "E^Aber «in Studium der Wetterlage in China, bad «an durih de» magnetischen Fernfühler detrtfb — übrigen» ein« sehr kostspielig« N»b noch nicht ganz zuverlästtg« Einrich- tun» — deutete apf Zyklon« ring» um Peking. Di« Jungvennähllen entschlossen sich daher, den Tran». ozean-Pnr« zu benutzen, der um fünf Uhr nach Amerika sährt und in vier Stunde« 18 Minute« unter: dem Ozean bivüberggsauat wird. Rasch wurde» radiotelearapRsch die Appartement» tm Hotel Nuvturial in Fritze« bestellt. Die Lage brr Zimmer an der Rosenterraste, bi« praktische mnb doch stimmu»g»volle Einrichtung der Räum«, di« man sich durch da» DÄtelpptikon zeige« lieh ibie-Uebertragung war heM besonder» klar), sagte dem Paare so sehr zu, daß e» sofort dütch da» Fnterkonttneutaltelephon, mietete, ha» bet. bindenden Verträgen meist im Anschluß an dse radiotelegra-, phistde Bosnnfrage benutzt wirb. Rasch und lautlos wurden die Garderobe und ei» Teil der Geschenk« in di« neuen, zigarreMrmigen Reisekasse^ von einer prachtvoll disziplinierte« Dienerschaft verpackt. Und da da» Hau» Pneuanschluh an den Pneu-Fernbahnhos hatte, in zwei Minute« an den Gepäckwagen gebracht. — E» war Welle» Wunsch, im Flugzeug zum Pneufernbahnhof zu fahren. Wenige Augenblicke nach der Landung ging auch schon der Pneuzug nach Sa» KranziSco. In rasendem Tempo schoß man unter Europa nach dem untertunnelten Ozean. Ma» wurde wahrhaftig nach Amerika hinübergesogen. > ; Mit einemmal jagte an der dunklen Tunnelwand »eben dem Pneuzylinder «ine Wanderschrift her, die durchaus leicht zu entziffern-war. „Welle-Sturm Pneu-Brrlin-Frisko. Gut Hauchs Eure Eltern." lautete die erste Gratulationsschrift, und viele, viele andere von guten Freunden folgten. Hauchplanmäßig stoppte g,18 Uhr europäischer Zeit der Pneu in San Francisko. Sofortiger Anschluß brachte da» Paar nach dem Nepturial-Hotel. Welle war begeistert. Sie ließ den in allen amerika nischen Hotels eingesührten Lautwünscher ununterbrochen spielen. Kaum hatte sie einen Wunsch gedacht, kam Personal oder auch automatischer Betrieb, der ihn erfüllte. Bald wünschte sie «ine Robe anzuziehen, bald den Schnellblüher in VUt« treibe« »» kastrw bald ihr« Freund« t» Euro», E^Äan» tmmer aLH Sttrm ka«, um ^ttt ihr «blich allein zu fei» — immer «ar st« beschäftigt, immer klatscht« st« vor veranü^e« über da» Funktionier«« de» Sautwünscher» i» zetcheni Mitternacht amerikanischer Zeit. Sehnsüchtig schickt« sie Men Rabsokußkür Sturm- Er blieb «vrwtdeA, . ttnb ba kwwtr «» geschehen, dah Well«.ga«z aktwobtsch ausytttrtt«. Stur« war verschwundene Veil st, ihn an ihrem,Hochzeitstage ützcht all den Wunder« Amerika» ver, Wit ein klein«» Rutsche» Mädchen. Und San Franzi»«» lebt« ja vor dreißig Jahre» au», ort rief ste ihn »« und klagte ihm, ge. unge» Seid. ob hatte Npr «in Telephon. Sei- Fernseher; Sonderbar auch, dah grausam lächeln konnte, wo ihm - .. > dem Repturtal- Hotel zu komme». In wenigen Minuten wollt« er zur Sette sein. ' Im Auto! Altmodischer Junggeselle, dacht« Welle und weinte wetter. einmal; «seil sie ihr Herz weinen hieß, und dann, weil e» keine» elektrischen TränentrockNer gab. Wozu ist denn so «i»<SaUtwÜNscher nütz«, wenn man nicht mal fein« Tränen trockne« und auch Sturm nicht herbeiwünschen kann. ' 'Auf der Rofenterraste erwartet« Well« den Onkel Jakob. Er hielt ihr etn« Stanvrede, daß all bas moderne Zeug nichjS taug« und daß. da» wahr« Glück ja doch nur in de» alten Gesetzen der Menschenherzen begründet sei. „Ja, ja; du hast ja so recht, Onkel Jakob", seufzte Welle, „aber auch mit deinem guten Herzen und mit deinem alt modischen Automobil kannst du mir meinen Sturm nicht herzaubern!" „vielleicht doch," lächelte Onk«l Jakob pfiffig. Er winkte dem Chauffeur, der warf -i« Mütze ab — und vor Well« stand Sturm. Selbstverständlich drehte sich Onk«l Jakob, Ler ja vom alten Schlage war, jetzt volle drei Minuten diskret um, dann sagt« er: «Kinder, ihr braucht keinen Lautwünscher und keinen zeitgemäßen Schnickschnack. Wünscht leise und heimlich, ma» euch bewegt. Und weil ich euch noch nicht» zu eurer Berhei- ratuug geschenkt habe; so. nehmt von mir — e» ist zwar ein altmodisches Geschenk, aber verachtet es nicht — einen hüb schen kleinen Etsenbahnzug an. Er steht unter Dampf, ihr könnt gleich fahren. Die Gleise auf der Strecke nach Newyork sind noch sticht abgebrochen. In zwei Tagen seid ihr dort. Reist mit Gott, Kinder!" Welle und Sturm führen eine Stunde später nach New- rwrk: ES war eine richtige Hochzeitsreise. Denn als sie in Newyork zwei Tage und drei Stundest später ankamen, seufzte Welle: -,OH, schon Newyork?" hatte 1°'bittere Da erinnerte Onkel Jakob. dtzrItz. gewandert ««. schüttelt von Tr Sonderbar, Ostkel »en MadioansMß.Zei »vukel SakdbWttWstt. ., Well« doch so MÜere» «rzäölte. -- -Immerhin, Onkel Jakob versprach, nach Hotel zu kommens I, wenigen Minuten Sette sein. ' Im Auto! Altmodischer Junggeselle, dacht« Welle weinte weiter, einmal; weil sie ihr Herz weine» hieß, dann, weil e» kMen elektrischen » - ist benn so «iN>PaütwÜstscher gestöbert hatte, dömplimentierte ihn Vidal freundlich hin aus und verriegelte hinter ihm die Tür, Auch die Hilfe, die ihm Warner änbot, lehnte er kopfschüttelnd ob. „Nehmen Sie's nicht übel, lieber Freund, aber für das, was hier zu tun ist, taugen Frauenhände besser. Und ich möchte wünschen, daß ich immer so zarte und ge schickte zur Verfügung hätte, wie in diesem Augenblick." Die jung» Dame schien das Lob gar nicht gehört zu haben; oder eg ftir etwas Selbstverständliches zu nehmen, denn sie fqhsticht einmal von ihrer Beschäftigung auf. Gleich nach ihrem Eintritt hatte sie sich des leichten Straßen jäckchens entledigt und die Aermel ihres Kleides bis zu den Ellenbogen über die schöngeformten Arme hinaufgestreift. Beherzt und sicher, wie wenn es sich für sie um eine ge wohnte und längst vertraute Arbeit handle, leistete sie dem Ärzte alle Hie mannigfachen Handreichungen, deren er bei derReinigung, der Untersuchung und dem Verbinden der Wunde bedurfte. Um die Anwesenheit Werners küm merte sie sich Labei nicht im mindesten, und er konnte sich deshalb ganz ungestört von seinem Platze am Fenster aus dem Vergnügen hingeben, das ihm die Beobachtung dieses seltsamen Wesens gewährte. Einmal, als ihre linke Hand hell von der Sonne be schienen wurde, sah er an dem seinen Ringfinger eine« Brillanten aufblitzen, und in diesem Augenblick wurde es ihm plötzlich zur Gewißheit, daß sie keine andere war Äs tzitw geheimnisvolle Bekannte aus Sennor Manuel del Vascö's Häufe. ' Er halte ihr Gesicht damals nicht erkennen können, und bei der Vorliebe der Kreolinnen für Schmuck gab e? sicherlich in Buenos Aires mehr als ein« junge Dame, welche derartige Kleinodien trug; Trotzdem hegte er rycht mehr dxn geringsten Zweifel an der Richtig, feit femer BerMutstng. Das war dieselbe behende, fein- aliedrig« Gestalt; das waren dieselben wirren schwarzen . Locken,., die sich so reizend widerspenstig um Hals und Schläfen ringelten, und das war auch dieselbe melodische, dunkel gefärbte Stimme, deren Klang damals so eigen tümlich reizvoll auf ihn gewirkt hatte. Jetzt begriff er es kaum. Laß sie seine Gedanken in der ganzen Zeit fo wenig beschäftigt hatte, denn er empfand über den Zufall diesex unter so ungewöhnlichen Um ständen erfolgten Äiederbegegnung eine Freude wie über ein großes und unverhofftes Glück. Nun konnte ihm ja auch nicht länger verborgen bleiben, wer sie sei. Die Art, wie Doktor Vidäl mit ihr verkehrte, bewies, daß sie einäuder nicht fremd seien, und so würde es sich > ohne zudringliche Neugier von seiner Seite fügen, daß auch er heute ihren .Name« erfuhr. Solange sie von ihrer menschenfreundlichen Beschäfti gung in Anspruch gekommen waren, durfte er sie nicht stören; jetzt aber war der Arzt mit seinem Verbände fertig geworden und hatte an den Verwundeten einige Worte in einer Sprache gerichtet, die Werner nicht verstand. Die Wirkung war chne erstaunliche, ja, geradezu wunderbare, --denn der Patient,' der bis dahin regungslos und mit ge- schloffinen Augen gleich einem Toten auf dem Ruhebett ausaestreckt aÄegrn hatte, sprang plötzlich mit der Be- henbjgkeit emes Gssunden auf die Füße und stieß einen Schwall unverständlicher Worte aus, die er mit den leb haftesten Gebärden stine« verfügbaren Armes — den anderen hattelhm Doktor Vidal fest an den Körper gebunden — begleitete. Irgend 4twas in der Leußerung de» Arztes mußte ihn mit-dem größten Entsetzen ettüllt haben, den» in seinen Zügen malttnIich Angst und Schrecken. Ueber DidaiS Antlitz Äitt M Lächeln. Er sprach noch eine klein« Sttle ernst um» eindringlich auf den Erregten es»; Ham» griff er in die Tasche, drückte ihm ein paar Geldstück« in «e Fand-und deutkte mit Mer bezeichnenden Gebärd» ndid der Tür- , (Fortsehung folg»
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