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öv 1?». 1. »eil««« ,»» Ots«r r,,e«ott. DK««««, «7. Juli ISS«, «»«,»». 7S. Jehrg. WUWDWWWWW' «tue «»schluftkundaebuu» 1« «erltper Luftgarte». Anläßlich der Anwesenbett der Wiener «Topoaraobia" fand tm Berliner Luftaarten «ine aroße öffentliche Anschlußkundaebnna statt. Die Wiener.Tvvograpbta- und ein deutscher Gesangverrin hatten auf der Treppe de- schönen Schinkelschen MuseumSbaue» Aufstellung genommen. Ansprachen hielten Reichstag-prästdent Loeb« und der Wiener Stadtrat Epeiber. Londoner Keft«a-l z» Ehre» eines indische« Maharadschas. Der Maharadscha von Alwar und der Herzog von Connaught beim Lunch. . . ! 1 Et« Berkehrsturm ohne Verkehr. Ein auS Holz erbauter und an einem der verkehrsreichsten Punkte in Weimar aufgestellter BerkehrSturm. Nach groß- städtischen Begriffen ist allerdings wett und breit kein Ber- kehr zu sehen. Der Beamte scheint einen wenig aufreibenden Posten zu bekleid em Stt-nUng-Wettbetnerb«. Marlnesoldateu verftLndigea stch mit dem Flieger durch Winkerzedche«. In der Rhön begannen am 26. Juli wieder die alljährlichen Wettbewerbe der Eagalllug. zeuge. Alte erprobte Apparate treten hier mit neuen Konstruktionen in Konkurrenz. Unser - Bild zeigt Versuche von dem letzt« Wettbewerb. Irrende Herzen. Rowan von Reinhold Ortmaun. 11. Fortsetzung. Nachdruck verboten. . »Aver ich habe sowohl Deiriem Brüder wie einer ganzen «nzahl anderer Herren erklärt, daß ich heute nicht tanzen werde. Man könnt« mir leicht verübeln, wenn ich eS nun dennoch täte." «Mag man doch! Glaubst Du, ich würde mich bereit finden lassen, auf mein gute- Recht zu verzichten- Ich würde Dich zu diesem Tanze holen, auch wenn ich wie Don Ramiro m der Heinefchen Ballade nur noch meinen Schatten schicken könnte. Du kennst doch das schöne Gedicht mit den schauer« licheu Schlußverseu: Herrin, forscht nicht blufige Kund« — heute mittag starb Ramirol Also bereiw Dich immerhin auf eine Leine Notlüge für die anderen vor! — Auf Wiedersehen, mein holdes Bärchen!" «schwirrt«davon, ftst überzeugt, sich sehr «del und groß mütig benommen zu haben. Der Regierungsrat aber war merluch überrascht von der Veränderung, die während seiner kurzen Abwesenheit in den Mienen und in dem Wesen sein« Nachbarin vor sich gegangen war. .Hat man inzwischen schon eine Spur gefunden, wHche zur Entdeckung des sensationellen Diebstahl» in der Gemälde» Galerie führen könnte?" fragt« rr i« Verlause ihrer jetzt un» vieles lebhafter werdenden Unterhaltung. »Ich höre jq, daß der Herr Assessor von Brenckendorf mit der Führung der Untersuchung betraut worden sei, und gnädige» Fräulein find darum vielleicht besser unterrichtet al» da» große Publikum." Marie mußte «st einiger Beschämung gestehen, daß sie von einem solchen Diebstahl überhaupt noch kein Wort gehört habe, aber sie zeigte groß« Wißbegierde, etwa» darüber zu erfahr« und der Regierungsrat erzählte bereitwillig, was ihm selber au- den Zeitungen bekannt geworden war. «Aber ich bin «in schlechter Berichterstatter," unterbrach er sich plötzlich, »und der Herr Assessor, den ich da eben kommen sehe, wird un» gewiß neuere» und zuverlässigeres zu melden wisse». Mit Ihrer Erlaubnis nehme ich ihn m Beschlag." Marie hätte vielleicht gern widersprochen, aber sie würde keinen Vorwand darüber gesunden haben, und so trat Lothar auf den heiteren Zuruf de» Regierungsrats artig an ihren Tisch. »SS gibt da wenigs» erzählen," sagte er, als er von dem Gegenstand der Unterhaltung in Kenntnis gesetzt worden war, -denn die Untersuchung bewegt stch bi» zur Stund« noch völlig tm Dunkeln. Soweit stch da» eben feststellen läßt, ist das Bild bisher nirgend». ium Kauf angeboten worden- u»r> die Vermutung gewinnt immer «ehr an'Boden, datz es stch aar nicht um eine» Diebstahl au» gewöhnlicher Gewinnsucht, sondern um die Tat eines halb unzurechnungyWgm Kuystlteb» Haber» handle." - —. Der RegierungSrat lächelte ungläubig. .Sind Sie etwa rin Verteidiger LertTheorie - von der Ks«'M>manie, Herr Assessor?" siegte «r. -Ich vir mein- Person habe mich nie entschließen kSnnen^an baS Vorhandensein einer s so merkwürdigen Krankheit zu glaube», und die größte« Auw« ritäten unter de» Pathologen steh« da durchaus auf meiner Seite." s .Man wird auch dm größten Autoritäten nicht unbedingt da» Recht endgültiger Entscheidung zugestehen könne» in einer Frag«, die so wenig erforschte Gäiete streift," sagte Lothar. „Wer weiß, ob man nicht »ach hundert Jahren mehr als die Hälfte jener Individuen, di« man nach dem heutigen Stande der Rechtspflege und der Wissenschaft uur in» Gefängnis schicken kann, i» befand««» Heilanstalt«» behandel» wird!" „Eia solche» Zeitalter der «ium Humanität wird meiner Meinung »ach schon um deswillen niemals kommen können, weil die gesittete menschliche Gesellschaft sich nicht de» wirksamsten BerteidiguuaSmittelS gmm ihre Feinde entäußern darf. Mag ei» Raubmord« mit llarem Verstaube od« in temporärem Wahnsiu» gehandelt haben, jedenfalls ist e» für die Gesellschaft mre unabweisliche Pflicht der Selbsterhaltung, ibn nicht nur dauernd unschädlich zu machen, sonder» auch da» zur Ab schreckung leicht bereiter Nachahmer notwendige Exempel an ihm zu statuieren. Mag der einzeln« dadurch vielleicht auch hier und da härter betroffen werben, al» er verdiente, jedenfalls hat di« Justiz ihre Aufgabe erfüllt, wenn ihr Spruch die Ge samtheit voe weiterem Schaden bewahrte. Die absolute Gerechtigkeit, die allezeit ein haarscharfe» Gleichgewicht zwischen Schuld und Sühne herzustellen weiß, ist eben nicht» als «m schöner Traum, der hi« auf Erden auch nach weiteren zehntausend Jahren seiner Verwirklichung nicht viel näh« gekommen sei» wird al» heute." „Ich vermag Ihnen nicht zuzustimmen, Herr Regierungs rat, und wenn ich rS vermöchte, so würde ich mich sicherlick, niemals zu einem Werkzeug solch« Justiz heraeben. Freilich kann von einer absoluten Gerechtigkeit bei d« Abwägung von Schuld und Sühne immer nur innerhalb der Grenze be stimmter, für eine Misse Zeitdauer allgemein gültig gewordener Anschauungen die ffkede sein. Wir beurteilen und ahnden viele Straftaten heute ganz ander», al» man sie unter Augu stus und and«», al» man sie' unter Karl dem Fünften be urteilt und geahndet haben würde. Auch werden menschliche Irrtümer und. menichliche Schwächen in _dcst_Strakrecht»pflca« leid« allezeit eine nichk' minder dü>eutende Rolle ffvielS^al» auf allen anderen Gebiet«. Ein« Gesellschaft ab«, die sich zu ihr« Erhaltung lediglich auf «ine nach dem Recht des Stärker« zugeschnittme Handhabung ihr« Strafgesetz« angewieseu sähe, wurde d« Erhaltung überhaupt kaum noch wert sein. Hat un» Vie Wissenschaft erst einmal dahin geführt, zu «kennen, wo die viel umstritten« Grenze zwischen Krankheit und Verbrechen liegt, so werden sich unsere Gesetze und die Praxis unser« Richt« unverzüglich dieser Erkenntnis anzn- bequemen haben. Und wenn damit, wie ich fast vermute, über das System des wahllosen Einsperrens und Erempelstatuicrens der Stab gebrochen werden sollte, so müßte die sogenannt- gesittete Gesellschaft eben auf andere Mittel zu ihrer Erhaltung denken. Ich glaube nicht, daß es so schwer sein würde, sie zu finden. Ernst schleppte mau Pestkranke und Aussätzige an ad. gelegene Orte, um sie da ihrem Schicksal zu überlassen, denn man meinte kein besseres Mttel zum Schutze der Gesamtheit gegen die Gefahr der Verseuchung zu besitzen. In humaneren Zeiten ersann man zu dem nämlichen Zweck gute und schlechte Arzeneien für die Unglücklichen, die von einer ansteckenden Epidemie «griffen waren. Und heute — nun heute ist man zu d« Einsicht gekommen, daß das einzige wirksame Ver- teidigungSmittel in dem Bemühen zu suchen ist, den Unheil bringenden Keimen, die vielleicht immer im Boden, im Wasser, in den Lüsten schlummern, die Möglichkeit der Entwicklung zu nehmen. Man findet, daß es leichter sei, dem Ausbruch ei cr Seuche vorzubeugen, als die einmal auSgeorochcne zu bekämpfen. Warum sollte man nicht in bezug auf Verbrechen und Ver brech« nach gleichen Wandlungen der Llnnckncn zu demselben Endergebnis gelangen? — Warum sollte man nicht auch hier daS Hauptgewicht auf die Provhplaxe legen, wenn man nur erst mit Sicherheit die verderblichen Keime kennen gelernt har, die cs zu töten gilt?' Mit einer Empfindung uets wachsenden Erstaunens hatte Marie seinen — ausschließlich an den;fiegie.in:gsrat gerichteten — Worten gelauscht. Sie erkannt« den schweigsamen Vetter Lothar, d« sich fast nie an den lustigen Tischgesprächen in seinem Elternhause beteiligte, kaum noch wieder, wie er da mit einer unverkennbar aus dem tiefsten Herzen quellenden Wanne seine idealistischen Anschauungen vertrat. Gleich seinen Eltern und seinen Geschwistern hatte ihr bis zu diesem Augen blick für Lothars Ausscheiden aus der mit so glänzenden ^Er folgen begonnenen Beamtenlaufbahn und für seinen Uebertrnt in die schlicht« richterliche Karriere jedes Verständnis gefehlt. Sie hatte sich daran gewöhnt, es im stillen ebenso wie die anderen al» eine eigensinnige Marotte zu belächeln, — und jetzt «st dämmert« ihr um« der Wirkung seiner Worte ein« Mnumt.auf pou-den edlen »nh «ulten.BewtaarünLcu._welÄs