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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192211272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-27
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1922
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en. »erde dann etzst reiht kein -ranker mehr »um ^lr»t kom men, sondern nvck» eher »um Kurpfuscher laufen au» Furcht vor der Ameigeerstattung. Das Wichtigste sei dock aber, daß der Kranke überbauvt erst »um Arzt und in Behandlung kommt. Erforderlich sei eS, die Kranken darauf aufmerksam zu macken, wie gefährlich ihre Krank heit ist und darüber AusNärung zu geben, daß e« wichtig ist, bei der geringsten AnsteckungSerscketnung den Arzt aufzusuchen. Jetzt geschieht die- vielfach viel zu spät Herr Pfarrer May, Zertönn, schilderte die Cristen,Mwiertgleiten der dortigen Gemeindediakonie, die nach 23 jähriger segens reicher Wirksamkeit vor ihrer Auflösung stehe, und weiter die betrübliche Tatsache, daß es der Gemeindeschwester nickt mehr möglich ist, sich selbst durch Zugehörigkeit zur Ortskrankenkasse für etivatge Erkrankungsfälle sicher ^An^"die letzten Worte de» Vorredner» anknüvfend, stellte der Herr Amtshauptmann fest, daß S Tatsache ist, bad die Gemeindeschwestern und die Hebammen jetzt an der Bersicherungspflicht herau-genommen worden sind, fte gelten als gemeindliche bezw. staatliche Beamte Weiter gab Herr AmtShauptmann Kühn Ausschluß über die für den Bezirk geplante So-ial-Abgabe, von der b—6 Mil lionen Ertrag erhofft wird, wenn sie auf die beiden Städte ausgedehnt wird, sogar das Doppelte. Mit dem eingehenden Betrag wird so rationell als müglick gewirt schaftet werden. AlS bleibende Einrichtung soll das Wald- CrholungSheim in Zeithain erricktet und mit einer Wald-ErholungS-<schule verbunden werden. Un bedingt nötig sei es, die Gemeindediakonten zu erhalten, wenn auch manches an ihnen umgestaltet werden muß. Mr die Unterstützung finanzieller Art müssen sie kick der Kontrolle der politischen Gemeinde unterstellen. CS sei lobend anzuerkennen, mit welchem Opfermut und welcher Hingabe die Schwestern arbeiten. Mit an alle Erschie nenen gerichteten DankeSworten für deren Teilnahme schloß Herr Amtshauvtmann Kühn die Versammlung. ' lGroßenh. Tagebl.) GerichtSsM. 1800» Mark Geldstrafe für MüNer-Heim. In dem BeleidigungSprozeß der Mitglieder der Nachrichtenstelle in der Staatskanzlei gegen den Herausgeber des „Spötter- Georg Müller-Heim wurde am Sonnabend da» Urteil ge- fällt. Müller-Heim wnrde wegen öffentlicher Beleidigung in vier Fällen zn IS000 Mark Geldstrafe verurteilt, an deren Stelle im Fall« der Unaufdringlichkeit für ISO Mark ein Tag Gefängnis treten soll. Es wurden für die Be leidigung des Schriftleiter» Dr. Purlitz 3000 Mark, de» Schriftleiters Albert 2000 Mark, de» Schriftleiter» Prof. Matzbecker 2000 Mark und de» Oberregierungsrates Prof. Dr. Boehm 8000 Mark ausgeworfen. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 27. November 1022. AuS Lausauue. )( Lausanne. Ein Teil der russischen Delegation sür die Friedenskonferenz unter Führung Rakowskis ist Sonntag abend hier «ingetroffen. Admiral Bristol vom Marinedepartement Washington wird morgen hier erwartet. Er wird an der Konferenz als Sachverständiger der amerikanischen Delegation teilnehmen. Am Montag nachmittag wird unter Vorsitz de» französischen Botschafter» Barrere die dritte Kommission für WirtschaftSfragen zusammentreten. Jsmed Pascha hat die Konferenz davon verständigt, daß er am Montag vormittag noch nicht in der Lage sein werd«, die Frage der türkischen Grenze in Asten zu behandeln. )(Lausanne. Uebec die Frage der Inseln de» ägäischen Meeres, zn der Jsmed Pascha am Sonnabend nachmittag die Wünsche der Türkei formuliert batte, erfährt die Schweizerische Depeschenagentur: Die Türkei stellt zwei Forderungen aut: Erstens wünscht sie ein« Revision des Vertrages von SevreS, der die am Eingänge der Dardanellen gelegenen Inseln JmbroS, Lemno» und TenedoS den Griechen zugeteilt hat. Zweiten» verlangt st« die Entmilitarisierung der Inseln, die in der Nähe der türkischen Küste gelegen sind, sowie die Entmilitarisierung von Samos und ChioS, als deren rechtmäßige Besitzer sie die Griechen anerkennt. Der Londoner Vertrag von 1013, nach dem grieckisch-türkischen Kriege abgeschlossen, batte den Großmächten die Entscheidung über diese Inseln überlassen, die dann Griechenland zugeteilt wurden. — Wie die Schweizerische Dcpeschenagentur weiter berichtet, sand in der Sitzung am Sonntag nachmittag der erste Wunsch der Türkei eine wenig günstige Aufnahme. In Bezug auf die Entmilitarisierung der griechischen Inseln scheint man ben tilrtisHen Forderungen nl»t abgeneigt »u Mn. Daraus deutet wenigsten» die Einsetzung einer Unterkommisston hin. )< Lausanne. Der bulgarische Delegierte Dodoroff veröffentlicht eine Erklärung al» Antwort auf da» griechische Expos- in der Frag« dr» Hafen» von Dedeaaatsch und betreffend di« Zugänge zum ägäischen Meer, worin e» heißt, di« bulgarisch« Delegation könne dem Gedanken von Wenlselo», der ein internationale» Regime fordere, nicht »»stimmen. E» bandele sich um einen Hafen, den Bulgarien besetzen müsse, und «» sei selbstverständlich, daß Bulgarien einen Hafen, über den e» seinen Verkehr leiten wolle, al« Eigentum haben müsse. )l Pari». Der russische Delegierte NakowSki, der gestern in Lausanne «ingetroffen ist, erklärte dem Sonder berichterstatter de» „Mattn" Uber da» Regime der Meer engen: Wir Haven sehr klare Interessen an den Meerengen, die nicht von heute datieren. Wir wollen, daß die Handel», schiffe frei »wischen dem Schwarzen Meer und dem Mittel meer verkehre« können: ohne diesen freien Verkehr wären wir abgeschlossen und unsere wirtschaftliche Wtebererholuna wäre unmöglich. Aber fürs erste lautet unsere Forderung ganz ander». Sie entspricht unserer geographischen Lage. Wir verlange«, daß Kriegsschiffe verhindert werben, in da» Schwarze Meer vorzubringen. Die Freiheit der Meev- engen, wenn sie ebenso für Kriegsschiffe wie für Handels schiffe gilt, ist keine Freiheit mehr, sondern bebeutet im Gegenteil die freie Verfügung der stärksten Seemacht über die Meerengen. Deshalb werden wir eS vorriehen, die Meer- engen nicht von der englischen Flotte, sondern von den Ufer staaten kontrolliert zu sehen. )l Pari». Hava» berichtet au» Lausanne: AuS sicherer Quelle verlaute, daß schon vor einiger Zeit über die Pe trolrumquellen von Mossnl ein Abkommen zwischen den Ne gierungen von Washington und London getroffen worden sei. Ei» Artikel Elemeneeau». )l Pari». In einem zweiten Artikel ClemeneeanS, der in oer „Newyork World* erscheint, wendet er sich in der Hauptsache gegen den wirtschaftlichen Materialismus von Keyne». Wenn da» wirtschaftliche Interesse «» will, daß Deutschland unversehrt au» der durch seine Verbrechen ver ursachten Katastrophe hervoraeht, wenn den Urhebern de» Angriffe» Straflosigkeit »»gesichert werden solle, weil der Plan fehlgeschlaarn ist, dann würde das allgemein« Interesse e» erfordern, daß sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung eingesetzt werden. Aber die Völker, die wirtschaftlich schwach sind, hätten niemals irgendwelche Aussichten, sich politisch zn befreie». Unter dem Vorwand der wirtschaftlichen Soli darität bat man verlangt, daß sie wieder abdanken und daß sie ihre Freunde verleugnen sollen. Die Negiernngskrise in China. X London. Einem Telegramm der „Times" aus Peking zufolge haben die Militär» da» chinesische Kabinett zum Rücktritt gezwungen. Da» neue griechische Kabinett. )f London. Reuther meldet aus Athen: Gonata» hat da» Kabinett au» fünf Militärs und acht Zivilisten gebildet. Der vormalige Gesandte in Bern Alexandra» hat da» Portefeuille de« Deubern übernommen. Vermischtes. Mit Sem Fallschirm abge stürzt. Infolge Ntchtsunktionierens eines von ihm erfundenen Fallschirms stürmte Sonntag nachmittag in Daglfing bei München Ser 40 Jahre alte Flugzeugführer Willi Bisten bei einem Ab- fturzversuch aus etwa 400 Meter Höhe vor den Augen seiner Frau ab und blieb tot liegen. Eine große Paßfälschrrwerk statt wurde gestern von Poltzetbeamten in einem Lumpenkeller im Nord- Osten Berlin» auSgehoben. Als die Beamten in einem Htnterraum einen großen Haufen Lumpen durchsuchen wollten, wurden ihnen von dem Inhaber des Kellers 20 000 Mark angeboten, wenn sie von einer weiteren Durch suchung abstehen würben. Unter dem Lumpenhaufen wurde das ganze Fälschermaterial vorgefunden. Darunter be finden sich Stempel deS polnischen Generalkonsulats in Berlin, eines amerikanischen Notars, des polnischen Ge neralkonsulat» in München usw. Inhaber -es Lumpen- krllerS sind zwei polnische Staatsangehörige. Grenzvergnügen. NuS Innsbruck wird dem „Berl. Lokalanz." geschrieben: Durch das Einreiseverbot Bayerns und die Einstellung deS Nahverkehr» ist den Ver sorgung-reifen der Innsbrucker nach München ein Ende gemacht worden. DaS ist für di« Innsbrucker, die solche „billigen" Fahrten gern zu unternehmen pflegten, äußerst schmerzlich. Man erheitert sich aber immer wieder an der Erzählung von Erlebnissen, bi« diese Fahrten mit sich brachten. Siner der Reisenden wollte ». B. eine gehörige Die Siegerin. Roma« von Han» Schulze.Gorau. 17. Fortsetzung. Ver Ztgarrenqualm und die Hitze in dem hermetisch verschlossenen Raum waren allmählich fast unerträglich ge worden: trotzdem fand niemand Zeit, ein Fenster zu öffnen. Gegen zwei Uhr hatte Paul bereits über fünfzigtausend Mark gewonnen, doch ungeachtet de» mahnenden Abratens seiner näheren Freunde dachte der sonst so Vorsichtige heute nicht an Aufhören. In unerschütterlicher Ruhe zog er die Karten ab: nie war sein Glaube an sein Glück stärker gewesen al» tn dieser Stunde, da er entschlossen war, sein ganzes Hab und Gut auf eine einzige Entscheidung zu setzen. „Die Bank geht weiter mit fünftausend Marti- Trotz deS hohen Betrages wurden die fünftausend Mark sofort überzeichnet. Und Paul gewann immer wieder ohne Unterbrechung. Lawinenartig schwoll der Banknotenberg vor ihm auf dem grünen Tuche an: e» mußten schon längst über hundert, tausend Mark sein, bi« da wahllos vor ihm aufgrstapelt waren. Und immer häuften sich die Summe« vor dem ver. wegen«« Spieler? er wagte st« nicht mehr zu zählen, ab sichtlich wollte er e» nicht. Nur weiter, immer weiter, nur nicht die Zett ver säumen, ehe das flüchtige Glück entfloh, da» sich ihn heute zu seinem Liebling erkoren. Um fünf Uhr ging die Bank an Herrn Gendlinger über, einen vierschrötigen, Plumpeleganten Mann, der durch ben Holzhandel auf -er Donau -um vielfachen Millionär ae>- morben und erst vor Jahresfrist von Wien nach Vern« übergesiedelt war. Die Herren rückten enger zusammen. Die Bank gewann zwei-, dreimal hintereinander, und der Goldstrom begann jetzt dem ehemaligen Holzhandler zuzuflteßen, der sich bi» dahin, al» ob seine Zett noch nicht gekommen sei, mit seinen Einsätzen stark zurückgehalten hatte. Sine nervbse Unruhe keimte in Paul auf. Auf einmal tat «» ihm leid, daß er nicht schm» früher mit dem Spiel aufgehört hatte. In kurzer Zeit waren ihm dreißtgtanfend Mark ebenso schnell wieder zerronnem wie st« gewonnen worden waren. Allmählich entwickelte sich da» ganze Spiel zu einem Zweikampf zwischen Paul und de« Ho »taa Schon längst war der Riesengewinn des Abends wieder in alle Winde zerflogen, doch mit einer Art verbissenen Ingrimm» spielte Paul weiter. Ein Tausendmarkschein nach dem ander« wanderte au» seiner Brieftasche zu Herrn Srnbltnger hinüber, dessen fleißige ringüberladene Hände die braunen Banknoten zu einem wirren Knäuel zusammenschoben. Wie eine Maschine mischte Paul di« Karte« und machte seine Sätze. Der Schweiß stand ihm in dicken Tropfen aus der Stirn, mit glanzlosen Augen sah er auf das wechselnde Spiel, einzig erfüllt von dem Gedanken, daß er bis zum letzten Pfennig -urchhalten müsse, um bas Glück noch einmal auf seine Sette zu zwingen. Zuweilen brachte er in einer trügerischen Wendung wohl auch wieder ein paar tausend Mark auf, bann aber ging die Bank von neuem weiter, unerschütterlich, unerbitt lich, und holte sich ihr Geld zurück. Und Stunde um Stunde verrann. Draußen auf dem Lützowplatz klingelten bereit» die ersten elektrische« Bahnen und vereinzelt« Sonnenstrahlen Kahle« sich hier und da durch die Spaltöffnungen der eisernen Rolltalousten. E» mußte schon lange Heller Tag sein, und noch immer rang der verzweifelte Mann um sein verlorenes Glück und taumelte wie ein Trunkener immer weiter dem Abgrund zu. Da stand der Holzhändler endlich schwerfällig auf. „Die Bank paßt!" Er hatte gegen zwetmalbun-erttausenb Mark gewonnen, bunbertsechztgtausenb Mark in bar und vterzigtausend Mark in Visitenkarten, die sein Partner al» BonS über Beträge von fünfhundert und tausend Mark ausgeschrieben hatte. Auch Paul hatte sich erhoben und goß hastig ein Glas Pommery hinab, der neben ihm in einem Eiskühler schaukelt«. Die Besinnung, die ihm gegen Ende de» Spiel» gänzlich abhanden gekommen war, kehrt« ihm jetzt langsam wieder zurück. Er war vollständig ruiniert: Sr hatte sein gesamtes bare» Geld und Betrieb-kapital eingebützt und diesem un- ersetzlichen Verlust noch «ine Ehrenschuld »ugefügt, die nach den Gebräuchen de» Klub» Vinnen vterundzwanzig Stunden beglichen werden mußte. vierztgtausend Mark! E» war ja ganz unmöglich bi» zum Abend deS anderen Tage» eine solche Summe aufzutreiben. Und damit war sein Schicksal besiegelt, war er für die kreise de» AWeftklub»- ein toter Mann geworden, wie so ütel» WN. tLV ILo» L«« v»u ^tsst krumdschatzttch di» Anzahl Agare»»«« über bi« Grenze bringen. Ur begab sich in die Toilette de» Zuge», um sie dort au» de« Hülle« z« nehmen und bequem unterzubrtnarn. Plötzlich klopft« jemand an die Tür: «Aufmachen! Kontrolle!" Schnell warf der Reisend« di« Zigaretten paketweise tn den Qrku-, zog ben Wasserhahn und öffnete bann seelenruhig die Tür. Draußen aber standen zwei seiner Reisegefährten, die ihm „nur" einen Schrecken batten «tntagrn wollen, und grinste» schadenfroh über ben Aufsitzer ihres Fahrtgenossen. Ei« anderes Mal fand der Beamte bei der Gepäckkontrolle et« halbe» Dutzend seidener Damenftrümpfe auf -em Bode«. Sluf die Frage, wem sie gehörten, meldet« sich schüchtern eine Dame, die darauf 120V Mark Zoll bezahlen mußte. Später aber merkte sie, daß sich die Strümpfe, di« sie über die Grenze bringen wollte, .noch in ihrem alten verstecke be- fanden. Sie hatte also mit der unerwarteten Steuerwerk»»» ei« recht gutes Geschäft gemacht. Wie entstehen prophetische Träume? Seit den Tagen des biblischen Josef, der dem Pharao seine Träume deutete, hastet dem Trrum ein besonderer Glaube an seine prophetische Krrft an, und noch heute wird die Traumdeutung geübt, weil die in: Schlaf aufsteigenden Bilder die sonst so fest verschlossene Pforte der Zukunft öffnen sollen. AuS den neuesten Erkenntnissen über die Entstehung des Traumes glaubt ein englischer Psychologe die den ..prophetischen Träumen" zugrunde liegende Wahr heit erklären zu können. „Die große Mehrzahl aller Träume," so schreibt er, „sind ein geistiges Sicherheits ventil, durch das sich der Geist von unangenehmen Ge danken befreit. Während der wachen Stunden werden viele unangenehmen Vorstellungen zurückgedrüngt und gelangen unter die Schwelle des Bewußtseins. Da nun der gesunde Geist die Eigenschaft hat, sich von diesen unbewußten Ge danken, die ihm sonst schädlich werden könnten, zu be freien, so läßt er sick diese verdrängten Ideen im Scklaf gleichsam auSleben. Ein sehr großer Teil oieser unan genehmen Empfindungen kommt von vergeblichen Wün schen her, und im Traum drängen nun diese aufgespei- cherten Wünsche an die Oberfläche des Bewußtseins und rufen hier alle möglichen Bilder hervor. Sehr starke Wünsche, die mit einer gewissen Gewalt beseitigt werden, sind nun dem Geist so unangenehm, daß sie selbst wäh rend des Schlafes in veränderter und stark umgesormter Art auftreten, sodaß sie von dem Träumenden, wenn er sich beim Erwachen daran erinnert, garnicht mehr al» Wünsche wiedererkannt werden. Wir träumen z B. selten davon, daß wir einen Nebenbuhler in der LiÄe unschäd lich gemacht, daß wir die höchste Stufe auf der Leiter unserer Laufbahn erreicht oder ein Riesenvermögen ver dient haben. Es sind aber in diesen Traumvorstellungen immer Einzelheiten vorhanden, die mit unfern Wünschen eng zusammenhängen. Der Sehnsuchtsgedanke schoß uns vielleicht durchs Gehirn, als wir gerade den Namen eines Pferdes hörten oder eine bestimmte Zahl sahen, und dann erscheint der Name des Pferdes oder die Zahl in vem durch diese Gedanken ausgelösten Traum. Beim Wachen stellt sich nun der Pferdename oder die Zahl als etwa» höchst Auffälliges dar und bleibt in unserm Gedächtnis haften. Es ist daher begreiflich, daß nun in dieser auf so unerklärliche Weise ausgetauchten Einzelheit eine Pro phezeiung gesehen wird. Andererseits sind wir so daran gewöhnt, unsere Träume für wirres Zeug «.u halten, daß eine falsche Voraussage nicht weiter aufsällt. Wie Musiker Anno dazumal entlohnt wurden. ES ist amüsant festzustellen, mit wie geringen, uns heute geradezu lächerlich anmutenden Gchaltsätzen die Musici von Anno dazumal sich genügen mußten, un- auch begnügten. Freilich, es war eine Zeit, die noch nicht- wußte von Geldentwertung, Valuta, Teuerung, Preiswucher un andern Errungenschaften unseres Jahrhunderts. Der Groschen galt noch envas im Lande. Aber abgesehen davon, baß damals bessere Zeiten waren: wie genügsam un- be scheiden war man damals! Musik, überhaupt Kunst, wurde mehr nm ihrer selbst willen getrieben, als um daran zu verdienen und Geschäfte zu machen. — Im Jahre 1492, in dem die sächsischen Kurfürsten Ernst und Albrecht, die be kanntlich die Stammväter der ernesttnischen und alberii- Nischen Linie sind, zur Regierung gelangten, finden wir die erste „Jnstrnmentalkapelle", die allerdings zuerst nur au- sechs Trompetern sich rekrutierte, zu welch bescheidenem Fonds dann im Laufe der Jahre noch Lautenschläger, Trornmelknechte, Zinkcnbläser u. a. hinzukamen. Die wich tigste Quelle für die Leistungen und Gehaltsbezüge dieser Instrumentalisten sind die im Ernesttnischen Gesamtarchive befindlichen und erhaltenen „Verschreibungen auf lebelang" — wir würden dafür etwa sagen: Verleihungen von Pensionsberechtigung urkundlicher Art —, wie Adolf Aber in seinem kürzlich erschienenen, ein wertvolles kultur historisches Quellenwerk darstellenden Buche über „Die Musik bei ben Wettinern und Ernestinern in der Weimarer Hofkapelle" zu Recht bemerkt. Da können wir fesrstellen. Hand geschüttelt und nun auf der Friedrichstraße vorsichtig in großem Bogen aus dem Wege ging. „Ich schreibe Ihnen wegen der Regulierung:" sagte er endlich, sich mit einem gewaltsamen Ruck Herrn Srnbltnger zuwendend, der noch immer bet der Abrechnung seine- Ge winnes am Spieltisch saß. Eine kurze, höfliche Verbeugung, dann stand er in der Garderobe und ließ sich von dem verschlafenen Diener den Mantel reichen. AlS er ans den Lützowplatz hinauStrat, schlug eS vom Turm der Zmölf-Apostelkirche halb acht. Ein leiser Fieberschauer überrieselte ben übernächtigen Mann trotz der lauen, milden Frühlingßluft. Schon wollte er sich einen Taxameter heranrufen, da siel ihm plötzlich ein, daß er augenblicklich ja nicht viel mehr besaß als die Kleider, die er auf dem Leibe trug: sein letzte» Zehnmarkstück, das er nach langem Suchen endlich in einer Westentasche entdeckt hatte, hatte er kur- zuvor dem Garde robendiener gegeben. Es blieb ihm also notgedrungen nichts weiter übrig, als den Heimweg zu Fuß anzutreten. — Paul hatte sich über die Herkulesbrücke »ur Friebrich- Wilhelm-Stratze gewandt, in der ein roter Sprengwagen einsam seine nassen Kreise zog. Der wundervolle Frühlingstag lockte ihn noch zu einem kurzen Spaziergang durch ben Tiergarten. Die Morgensonne lag warm auf dem Asphaltdamm der Tiergartcnstraße, auf -en Reitwegen trabten und galop pierten schon die ersten HabitueS, Offiziere und Herrenreiter, Srallknechte und Trainer. Eine seidene Bluse schimmerte durch die leichte Um säumung der schottigen Alleen, baö belle Lachen einer Frauenstimme klang herüber: dazwischen zuweilen ein kurzes PferdeschnanLen ober das dumpfe Dröhnen der Huf« auf -em weichen SandboLen. SS war, als sei die Welt weit, weit fern von dieser morgenstillen Einsamkeit, da man nicht» ahnt von den Wellen des Häusermeeres, die die grüne Insel Berlin» von allen Seiten mit Vampirarmen umfassen, als wollte sie st« erdrücken, vernichten mit ihrem Stan- «nb Ranch, ihre« ewigen fernen Tosen und Brausen. Paul hatte sich auf einer versteckten Bank an der Rousseauinsel niedergelassen und schaute nachdenklich auf den zitternden Wasserspiegel hinaus. Ein Vermögen war heute nacht unter feine» Finger« zerslattert: wie ein Wahnsinniger hatte er im Banne zügel loser Glücköphantasicn die Tausende zum Fenster hinaus« geworfen, tn freventlichem Leichtsinn sich selbst Lvk ktärNtmt Ksft« d8ß )kvsei»»k«nLfe- beian»
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