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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192211272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-27
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1922
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Dr. Külz zngeftjmmt und diese« Programm al« Grundlage seiner weiteren Arbeit bestimmt. Da« Programm gliedert sich in folgend» Hauptpunkte: 1. allgemeine Grundsätze, 2. kommunale Wirtschaftspolitik, ») di» Eigenwirtschaft der Gemeinden, b) die Förderung der Privatwirtschaft, 8. kommunal« Sozialpolitik, ») Sozialpolitik in den Eigen» betrieben, d) Sozialpolitik und Wohlfahrtspflege, 4. kommunale Kulturpolitik, 5. der Gemeindebeamte. Weiterhin bat der geschäftssttbrende Ausschuß zu der neuen sächsischen Gemeindeordnung Stellung genommen und wird nach Beratung im Gesamtausschuß niit AenderungSvor» schlügen an die zuständigen Stellen herantreten. —* Landes, ucker st eile Sachsen. In der Säch sischen Staatszeitung Nr. 275 vom 25. November werden die am 1. Dezember an Stelle der AuSstthrnngSbesiimmungen vom 2. November 1i)22 in Kraft tretenden AusstthrungSbe- stimmungen zur Reichsverordnung Uber den Verkehr mit Zucker im Betriebsjahr 1022/2» vom 3. Oktober 1022 ver öffentlicht. Danach wird zur Durchführung der Zucker bewirtschaftung beim Wirtschastsministerium eine Geschäfts stelle unter der Bezeichnung Landeszuckerstelle Sachsen er richtet, die insbesondere die Abgabe des von der Znckcrwtrt- schaftsstelle in Berlin dem Freistaat Sachsen zur Verfügung gestellten MundzuckerS an die vcrsoWungsbcrcchtigte Be völkerung zu beaufsichtigen hat. Die Verbraucher sind in der Wahl des Kleinhändlers, von dem sie den Zucker während einer Versorgungsperiode beziehen wollen, frei,' etwa schon erfolgte Eintragungen in Kundenlistcn oder sonstige Zu sicherungen bestimmten Kleinhändlern gegenüber sind un gültig. Die Abgabe von Zucker darf von der Abnahme anderer Waren nicht abhängig gemacht werben. —* DieCrhöhung der Gütertarife. Die zum 1. Dezember d. I. eintretendc Erhöhung der Gütertarife bezieht sich nicht auf Kartoffeln und Obst. Hierfür bleiben die bisherigen Sätze weiter in Kraft. Zur Schonung des ExpreßguttarifcS wird ferner das Mindestgewicht von 10 auf 5 Kilogramm herabgesetzt. Im übrigen ist nrit Rücksicht auf die starke Tariferhöhung der lebten Monate in einem Unterausschuß der ständigen Tarifkommission eine Aende- rung der Gütcrklassifikation beraten worden, die die Ver billigung der Frachten für eine Anzahl von Gütern, ins besondere für Lebensmittel, und die Ermässigung der Stück- und Eilgutsrachten bezweckt. Die Zeit des Inkrafttretens dieser Maßnahmen, die noch mit den VcrkehrSsachverstün- -igen beraten werden, stebt noch nicht fest. —* Zusammenschluß zu einer Notgemein- schäft. Der Krcishauptmann von Bautzen fordert in einem öffentlichen Aufrufe die Bevölkerung des Regierungs bezirkes Bautzen zum Zusammenschlüsse zu einer Notgcmein- schaft auf. Es heißt in dem Aufrufe u. a.: Es muß hin gearbeitet werden auf Festlegung erträglicher Preise für landwirtschaftliche, indußricllc und gewerbliche Erzeugnisse, auf Anpassung des Arbeitseinkommens aller an den Lebensbedarf, ans Ausschaltung und strengste Ahndung wucherischer Preisbildungen und Uebertcncrungen, auf ausreichende Belieferung des Marktes mit allen Er zeugnissen, die für den täglichen Bedarf notwendig sind, auf Erfüllung aller staatsbürgerlichen Pflichten, insbesondere auch rechtzeitige Abführung der Steuern, damit das wirt schaftliche und staatliche Leben keinen Störungen ausgesetzt ist. Die KreiShauptmannschaft weiß sich mit der gesamten Bevölkerung der Lausitz eins in dem Bestreben, die drohende Wirtschaftskrise mit ihren verhängnisvollen Folgen abzu schwächen und zu mildern. Aber nur dann wird ihr die Er füllung dieser Pflicht möglich sein, wenn alle Bolksgenossest Rat und Beistand leisten. ES ergeht daher die dringende Bitte: Wer wirtschaftlich dazu in der Lage ist, Helse den wirtschaftlich Schwachen ohne Ansehen der Person, deö Standes oder Berufes und der Partei. Wer dazu berufen ist oder die Fähigkeit dazu besitzt, halte Unbesonnene von verhängnisvollem Beginnen ab, daS sich in TeuerungL- krawallen, in Vergehen gegen andere Personen oder deren Eigentum und in Vergehen gegen Staat und Volk auSwirkt. DaS Wirtschaftsleben unseres Staates darf nicht durch das Volk selbst gefährdet werden. Jeder trage an seinem Teile dazu bei, Staat und Volk zu fördern und zu erhalten. Jeder erachte es als seine vornehmste Aufgabe, gemeinsam mit den Behörden der Volksgcsamtheit zu dienen und dadurch allen zu helfen. Jeder mache cs sich aber auch zur Pflicht, den Kampf gegen unlautere, volksbetrügerische und volköschüdb gende Personen und Kreise durch Herbeiführung gesetz mäßigen Einschreitens nach Kräften zu unterstützen. —* Verkehr auf den Deichkronen. Auf die im amtlichen Teil vorl. Nr. abgcdruckte Bekanntmachung, bctr. den Verkehr auf den als öffentliche Fußwege dienenden Deichkronen, sowie das Betreten und Befahren der Vor- und Rückländer der Dcichftrecken, sei hierdurch hingewiesen. —* Der Ankauf vouGold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 27. November bis 3. Dezember unverändert zum Preise von 20000 M. für ein Zwanzigmarkstück, 10000 M. snr ein Zehnmarkstück. Für ausländische Goldmünzen werden ent sprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichs- silb er münzen durch die Reichsbank und Post erfolgt ebenfalls unverändert bis auf weiteres zum 450fachrn Betrage des Nennwertes. * Königsbrück. Dem Besitzer eines hiesigen Kürschnerwaren-Geschäfts sind in der Nacht von letztem Sonnabend auf Sonntag aus seinen Schaufenstern und seinem Verkaussladen folgende Pclzsachen gestohlen worden: 1 Versianrrkraaen, 1 Persianermuff, Velde« mit Hermelin- besitz, 1 JltiSmnff, 1 Feekopsfutter, 24 Kaninkragen, 1 Kaninmuff, 1 Biberettekraaen, S Opoffumkelle. 1 Fohlen mantel, 1 Feehut, 25 Fceschwelfe, 8 Fuchsfelle, 2 Katzen futter, 1 Opoffnmfutter und 1 Schassutter. Der Wert der arstohleuen Sachen beträgt etwa 2 Millionen Mark. Bel Wiedererlangung der Sachen sichert der Geschädigt» «in« Belohnung bi« 100000 Mark zu. Wahrnehmungen, dl« zur Ermittelung der Täter führen können, wolle man der Gen» darmrrie oder der nächsten Polizeistelle mitteilen. «Sebnitz. Hier wurde ein lunger Mann au« Schandau festgenommen, der sich an de» Demonstrationen in Dresden beteiligt und dort Herrenstoffe gestohlen batte, die er hier zu billigen Preisen verkaufte. Bischofswerda. Ein Armensara 24000 Mark! Unter dieser Uebcrscbrit schreibt der „Gächs. Erzähler«: Wie gemeldet, hat sich am Bußtag ein 22 jähriger Arbeiter hier vergiftet. Die Stadt muß nun den Unglückliche» nach Armenrecht bestatten lassen und gab einem hiesige» Tischler einen Armensara in Auftrag. Der Preis für diesen ein fachen Sarg stellt fick nach den nruesteu Holzpreisen auf nicht weniger als 24000 Mark. Die Zeit scheint nicht mehr fern zu sein, wo sich viele Deutsche nicht mehr einen Sarg werden leisten können. Fischback bei Stolpen. Während der Gutsbesitzer Rodig einen mit zwei Pferden bespannten Wagen aus der Scheune fahren wollte, erlitt er durch irgend «inen Umstand eine so schwere Quetschung des Kopfe«, daß sein Tod «intrat. Hütten bet Königstein. Arbeiter der hiesigen Papier- fabrik stahlen nach und nach große Mengen Kupfer- und Eisenrobre, sowie Papier. Zur Rückbeförderung de« Diebes- gutes war «in Wage» notwendig. Die Diebe wurden verhaftet. A » naberg. In der Nacht »um Freitag wurde der Gendarm Berndt ans Scbma, der sich mit einem Kameraden aus einem nächtlichen Dienstgange befand, kurz hinter Cranzakl von einem Unbekannten angeschossc» und durch einen Bauchschuß schwer verletzt. Man nimmt an, daß der Täter, welcher zwei Schüsse abgab, ein Ausländer ist. Hoffentlich gelingt eS recht bald, diesen dunklen Fall auf- zuklärcn. * A u e. In der Nacht znm 18. November wurde in ein Konfektionshaus in Tine ein Einbruch verübt. Geraubt wurden insgesamt für 2 750 000 Pi. Sachen, u. a. SO Herren anzüge, 30 Arbeitsanzüge, 10 Kinderanzüae, 1 Samt mantel, 5 Astrachanmäntel, lOenglische Mäntel, 10 Krimmer jacken «. a. m. Leipzig. Bei der herrschenden Knappheit an Zah- lungsmitteln hatten die Leipziger Großbanken Schecks über je 1000 Mark aufeinander gezogen. Nunmehr hat sich herausgestellt, daß als Postkartenschecks ausgestellte, auf die Mitteldeutsche Creditbank, Filiale Leipzig, lautende Schecks gefälscht worden sind. Und zwar tragen die falschen Stücke als Ausstellerin die Deutsche Bank, Filiale Leipzig, während die echten Postkartenschecks zwar auf die Mitteldeutsche Creditbank, Filiale Leipzig, lauten, aber von der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt ausgestellt sind. * O * )( Görlitz. (Amtlich.) Bei der Einfahrt des Güter zuges 8530 in den Bahnhof Nikrisch sind am Sonnabend vormittag gegen 11 Uhr bei Km 21, 6—8 infolge Achsen bruchs bei einem belgischen Wagen zehn Güterwagen ent gleist und zerstört morden. Gleise und Sichernngsanlagen wurden schwer beschädigt. Der Verkehr nach Zittau wurde durch Umsteigen ansrechterhalten. Der Güterverkehr war etwa zehn Stunden gesperrt, ist aber seit gestern abend 8 Uhr wieder ausgenommen worden. Personen wurden nicht verletzt. Bezirks - Wohlfahrts - Besprechung. (Fortsetzung und Schluß.) Das zweite Referat hielt Herr Regierungsamtmann Knoth über „Organisation der Wohlfahrtspflege in der Amtshanptmannschaft". In der Amtshanptmannschaft bestehen drei Wohl- sahrtspslegebezirke: Stadt Großenhain. Stadt Riesa mit vier umliegenden Ortschaften und der ÄmtshauptmanN- schastsbezirk mit 151 Orten. In der Wohlfahrtspflege in der Stadt und auf dem Lande bestehen große Unterschiede. In der Stadt sei jeder einzelne Fall leichter zu erfassen, auch eine bessere Durchführung der erforderlichen Maß nahmen möglich. Auf dem Lande liege alles räumlich weiter auseinander, besonders im hiesigen Bezirke, der viertgrößten Amtshanptmannschaft des Freistaates., wo einzelne Orte nur über Dresden zu erreichen sind Für diesen großen, weit ausgedehnten Bezirk sind nur zwei Bezirkspflegerinnen tätig. Dadurch stößt die Durchfüh rung der Maßnahme auf ganz außerordentliche Schwierig keiten. In der Stadt lasse sich z B. mit einer Mütter beratungsstelle auskommen, im Bezirke sind deren 15 vor handen, die aller drei Wochen besucht werden. Zwei Drittel Orte des Bezirkes sind mit Mütterberatungsstellen nock nicht versorgt. Als das Wohlfahrtsgesetz 1918 er lassen wurde, sei es zunächst schwer gewesen, den reckten Weg zu finden und die Bevölkerungskreise mit den Auf gaben dieses neuen Gesetzes vertraut zu macken. Von kost- Wenn es regnet.... Von Gertrud Köbner. Die Jahreszeit ist da, in der der Himmel alle Augen- blicke voller grauer Wolken hängt, und das bewegt viele Damen dazu, sich für die Wintermonate einen „impermeable" zu bestellen. ES gibt nichts Praktischeres als dieses leichte Gewand, daS, über einem eleganten, warmen Kostüm ge tragen, die Kleider ausgezeichnet vor dem Regen schützt. Es gibt nun viele Frauen, die dieser Art von Regen mänteln ihren klassischen, monotonen Schnitt und ihre sich ewig gleich bleibenden Farben — grau, beige oder grünlich — zum Borwurf machen. Augenblicklich werden nun fantastische Impermeable« zemacht, die eine neue Note in die weibliche Kleidung bringen. Man kann sie bei sich zu Hause anfertigen lassen, indem man hübsche, wasserdichte Stoffe verarbeitet. Unter diesen Stoffen ist zuerst der wasserdichte Satin S« nennen, der sehr hübsch in nebelgrau, marineblau und goldbraun aussieht. Als Form kann man die lange, weite, in der Taille von einem aus demselben Stoff gedrehten Bande gehaltene russische Bluse annehmen mit einem kleinen Umschlagkragen, der mit einem Bande zusammen geknüpft wird. Taschen, die zu beiden Seiten angebracht werden, bringen etwas Phantasie in das sehr jung wirkende Ensemble, das von einem kleinen, wasserdichten Sattnturban erheitert wird, einem Turban, von dem graue oder rost braune Hahnenfedern seitlich über die Wange fallen. Auch der durchsichtige, geölte Stoff hat seine Anhänge rinnen. Er ist etwas ausfallender, exzentrischer und gefällt vor allem den Frauen, die viel Sport treiben und viel in -er frischen Lust sind. In den Straßen der Stadt wirkt er leicht unangebracht, obwohl seine Form klassisch bleibt: wette Raglanärmel, breite Rever«, beträchtliche Rockweite. Gelackter, wasserdichter Satin ist neu und originell. In weiß ist er für ein Kind oder ein junge« Mädchen charmant, schwarz ist er ernster und praktischer. Alle diese Impermeables werden nur um so hübscher, al« sie von irgend einer Garnierung verziert werden, die tbrerr «tmall ttrenaen Schnitt bebt, obne -axiuu auffallend zu wirken. Man scheut jetzt nicht mehr davor zurück, die Regenmäntel mit Borte zu besetzen. Die diskreteste und wirksamste Garnitur ist Seidensoutache, der in der Farbe des Mantels passend gewählt wird. Eine ganz persönliche Note verleihen auch den einfachsten Impermeables die ge stickten Initialen der Besitzerin. Uebrigens hindert die Damen nichts daran, ihren Regen mänteln auch dekorative Motive aufzusetzen, die die Mode für andere Gewänder angenommen hat, wie Stepp- oder Kettenstiche. Erlaubt ist eben alles was gefällt. Wozu Schlösser dienen. Man schreibt uns au« Kassel: Die Schlösser der ver- gangenen Zeit erleben heute seltsame Schicksale. Davon können auch die Schlösser in Kassel, die aus der landgräf lichen Zeit stammen, ein Liedchen singen. Die würdigste Verwendung hat das Residenzschloß gefunden, daS die neu gegründete städtische Gemäldegalerie ausgenommen hat. Demnächst wird darin auch das Deutsche Tapeten- Museum eröffnet. Gegenwärtig gehen Gerüchte um, daß bas berühmte Wilhelm shüher Schloß, in -em Napoleon der Dritte als Gefangener weilte, in ein Hotel verwandelt werden soll. Trotz eines Dementis durch den Magistrat erhalten sich diese Gerüchte. Eines der schönsten kleineren Schlösser von Mitteldeutschland ist zweifellos daS Orangerieschlotz in der KarlSaue, das ein« gewisse Aehnlichkeit mit dem Potsdamer SanSsouct aufwetst. Die Negierung zu Kassel hat das ihr unterstehende Schloß für AusstellungSzwecke freigegeben. Gelegentlich der großen Kasseler Kunstausstellung in diesem Sommer wurde eS von den Professoren Borth und Dülberg unter Aufwendung großer Mittel wieder in einen Zustand versetzt, der künst lerischen Veranstaltungen einen gediegenen Rahmen gibt. In der Tat hinterließen intime Musikaufführungen erster Meister der Gegenwart während der Kunstausstellung in diesen durch eine glanzvolle Geschichte und großzügige Kunst der Architektur geweihten Räumen einen tiefen Ein druck. Nunmehr ist die zweite Ausstellung eröffnet worden. Luck die wurde mit Konzert verbunden. Diese «lleFbktSO spteligen Experimenten ist im Interesse der Steuerzahler hier abgesehen worden. ES wurde hier Familien, pflege getrieben, wie sie von der Vorrednerin besonders befürwortet wird. Auch die Einrichtung der Mnttrrbc- ratungsstunden erforderte Ueberwindung vieler Schwierig- ketten hinsichtlich der Lokalsraae, der Heizung, des Per- sonais, der Ausstattung. Die Ausgaben waren hoch Die Frauenveretne haben eS sich sehr angelegen sein lassen, in den MutterberatungSstunden zu wirken. Der Besuch wurde angeregt durch gleichzeitige Verteilung von Nah- runaSmttteln,, teils ganz umsonst, teil« zu ermäßigten Preisen. In den rein ländlichen Orten besteht für diese Einrichtung geringeres Verständnis, als in den Orten mit industrieller Arbeiterschaft. Als Begründung des Nichterscheinens zur MutterberatungSstunde werde viel- sack angeführt, daß das „Kind nicht- anzuzieken habe. Das sei dann doppelt betrüblich, wenn von anderer Seite in dieser Hinsicht besonderer Aufwand erfolgt, der zu Ver gleichen herausfordere. Auck in diesem Jahre sind 30 Kinder nach Frankenhausen und 9 nach Göhren gebracht worden. Jetzt trägt 'fick der Bezirk mit der Absicht, das Seuchenlazarett im Barackenlager Zeithain zu erwerben zur Errichtung einer Wald-Erholungsstätte. Das traurigste Kapitel sei die Wohnungssrage. Da» Wohlfahrtsamt hat da wenig Hilfe leisten können: eS gibt keine Wohnungen zum Ausgleich. Nicht nur in gesund- heitlicher, anch in sittlicher Beziehung eraiben sich di viele Uebelstände. Der Referent berührte weiter die Krüp pel-Fürsorge und Tuberkulose-Fürsorge im Bezirk. Hin sichtlich der letzteren Volkskrankheit sei ein großes Tätig keitsfeld vorhanden. Aber schwer sei es. alle Fälle zu erfassen. Die von den Verztcn erbetene Auskunft ist nicht erteilt worden, und ohne diese Mithilfe der Aerzte gelingt eS nicht, die ErkrankungSfälle rechtzeitig in ihrer Gefahr festzustellen. Vielleicht werde künftig diese Mitarbeit der Aerzte erreicht. Die Knochentuberkulose ist in einigen Fällen von Kurpfuschern behandelt worden. Es fehlt im Bezirk an einer wirklichen Lungenfürsorgestelle. Die darin gemachten Anfänge haben sich nickt als genügend erwiesen. Schwer sei auck die Frage zu lösen, nack wel chem Orte eine derartige Stelle gelegt werde» solle, um möglichst vielen dienstbar sein zu können. Auck in der GeschlechtskranlheitSfürsorge lassen sich nicht alle Fälle erfassen. Die Leute genieren sich. Auch hier müsse die freie Wohlfahrt einsetzen, um durch Zurede» auf die Er krankten einzuwirken. Mit einer Anweisung der Kranken an die Anstalten würde wohl auck die Kompetenz der Wohl fahrtsämter überschritten weroen. Das Wohlfahrtsamt hat sich auck in den Dienst der Kleinrentner gestellt. Ter Be zirk hat 900000 Mark bewilligt, um die Zuwendung von Ncichsmitteln zu erhalten und zum Kartoffcleinkaur. Sammlungen wurden vom Wohlfahrtsamt, durchgeführt: 1. Deutsche Kinderhilfe und 2. die Altershilfe. An der vom Wohlfahrtsamt der AmtShauvtmannsck>aft cingclei- teten Hilfsaktion für Arme und Bedürftige des Bezirks haben sich erfreulicherweise bis jetzt mehrere Gemeinden mit Spendung von Nahrungsmitteln und Geldbeträgen be- tciligt. Hervbrgehvben sec die Großeinkaussgesellfckaft Deutscher Konsumvereine in Gröba, Zuweisung von Teig waren zu mäßigen Preisen, ferner die Staatsgüter zwei lebende Schweine, zwei Zentner Roggenmehl, 60 Zentner Kartoffeln, ebenfalls zu mäßigen Preisen, Freiherr von Burgk-Sckönfeld eine Geldzuwendung von 500000 Mark. Die Tätigkeit des Wohlfahrtsamtes kann im Bezirk nur dann eine durchgreifende werden, wenn alle mithelfen, auck die freie Liebestätigkeit muß Mitwirken, die Frauen-Vercine, der Albert-Zweig-Verein, die Innere Mission. Wer Hilfe leisten will, muß auck in der Tat kräftig Mitarbeiten. Wenn die jetzt abseits stehenden Kreise sich zu diesem Bewußtsein burchgerungen haben und bann weiter die Bevölkerung fick zu gemeinsamer Arbeit die Hände reicht und so die Gegensätze sich über brücken, dann wird man sagen können: es ist vorwärts gegangen! . Herr Amtshauptmann Kühn forderte zur gemein samen Arbeit auf, was am sichersten erreicht werde durch Beitritt zum „Verein für Wohlfahrtspflege für Großen hain" als Korporation oder als Cinzelmitalied. Die in der Amtshanptmannschaft bestehenden Frauenvereiste, Fechtschul - Zweigvereine, Arbeiterausschüsse, Gemeinde- diakonien müßten auf diese Weise zusammengefaßt wer den im Vorstand des Wvhlsahrtsvereins, um unter ihnen sodann die einzelnen Arbeitszweige zu verteilen. Es gilt Not zu lindern, es gilt zu schassen aus völlig leeren Kaisen. Da bleibt nichts anderes übrig, als an die heranzutreten, die in der Lage sind, zu geben. Mit Genugtuung und Freude stelle er fest, daß es da keine Gegensätze gäbe, daß icne bereit sind, mitzuarbeiten durch ihre Gabe, für die der Herr Amtshauptmann auck au dieser Amtsstellc herzlich dankte und damit den Wunsch verknüpfte, daß es nicht bei den bisher eingegangenen Gaben bleibe. In der Aussprache regte Herr Bürgermeister Richter an, daß die Aerzte von ihrer Schweigepflicht ent- Kunden werden möchten, damit sie in der Lage seien, Mitteilungen über Krankheitsfälle weiterzugeben, damit zur rechten Zeit weiteres verfügt werden kann. Die Vortragende Frau Pros. Büttner gab zu ihren Ausführungen noch einige Ergänzungen. Herr Medizinalrat Bezirksarzt Dr. Rößler wies daraufhin, daß die Aufhebung der Schweige pflicht wie ein zweischneidiges Schwert wirken werde. Es unterschied sich wesentlich von der Musik der ersten Aus stellung. Es war eine Sinfonie ohne Ende, ein Zusammen, klingen der verschiedensten Stimmen, vom schmetternden Kikeriki der Hähne und lockenden Rufen von mehr als 800 Hühnern bis zum Gurren von mehreren hundert Tauben, denn . . . Das Schloß des kunstsinnigen Landgrafen Karl, in dem König Immer Lustig, Jerome, von Napoleons Gnaden auf dem Throne des kurzlebigen Königreiches Westfalen rauschende Feste veranstaltete, von denen heute noch gesprochen wirb, dieses Schloß bient jetzt als Ge» flügelausstelluug. Wieder ein Zeichen der Zeit mehrt H. / Kunst «nd Wissenschaft. Gerhart Hauptmann in Dresden. Am Sonntag abend fand im hiesigen Schauspielhaus« der Sächsischen Staatttheater unter der persönlichen Spielleitung Gerhart Hauptmann« die Erstausführung von dessen Glashütten märchen „Und Pippa tanzt" statt. DaS gutbesetzte HauS bereitete dem greisen Dichter, der am Schluffe de« Stücke» wiederholt an die Rampe gerufen wurde, begeisterte und stürmische Ovationen. Die Ausführung selbst (Bühnenbilder von Ivo Hauptmann) war eine in jeder Beziehung voll< endete. Auch die Gattin de« Dichter« wohnte der Vor stellung in einer Loge bei. Vom Internationale« Serologrukougrrst. Der von der Hygienekommission de« Völkerbünde« nach Paris einbe- rusene Internationale Serologenkongreß, auf dem auch Deutschland vertreten war, ist am Sonnabend geschloffen worden. Die Arbeiten über die. Gera argen den Starr- krampf und gegen Diphtherie wurden erfolgreich zu Ende geführt. Schauspielerst«» t» »erlix. Wie bte Berliner Blätter melden, ha» sich -er Streik der Berliner Schauspieler im Laufe de» E»»«tagS verschärft. Die weitaus größten Tbeate, habe» »»Mhr geschlossen. G* wird mit eir-e» '*"—*** «Mit gerechnet
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