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Z«m Gedenke« a« Guiseppe Garibaldi, den großen italienischen Nationalhelden, der vor SN Jahren — am 2. Juni 1882 — starb. Sein Name ist mit der Ge schichte Italiens un trennbar verknüpft. «Do X"-Besatz«»g am Grabe des Ozeanfliegers Hiinefcld. Die Besatzung des Dornier-Flugbootes „Do X" begab Ozcanslugs nicderzulegcn. Unser Bild zeigt den Kapi- nch zum Grabe des Ozcanfliegers von Httncfeld, um tän des „Do X", Christiansen, bei der Niederlegung des dort einen Kranz zur Erinnerung an den Pionier des Kranzes. Bild Mitte: Schlange-Schöningen — Reichsernährungsminister? Der Reichskommissar für die Osthilfe, Minister Schlange-Schöningen, wird als Nachfolger Schieles für den Posten des Neichsernährungsministers genannt. Bild rechts Ehemaliger Ministerpräsident ans der Anklagebank. Der frühere französische Ministerpräsident Francois- Marsal hat sich wegen Bilanzverschleierung der von ihm präsidierten Gesellschaft Electro-Cable, deren gerichtliche Liquidierung im Januar ausgesprochen wurde, jetzt vor Gericht zu verantworten. Papst Pins XI. 75 Jahre. DaS Oberhaupt der Katholischen Kirche, Papst Pius XI., kann am 31. Mai feinen 75. Geburtstag begehen. Bild daneben: Griechenlands neuer Premier. Alexander Papanaftasiu, der schon einmal Minister- prästdent war, hat die neue griechische Regierung ge bildet und übernimmt neben der Ministerpräüdentschast auch den Poften des Außenministers und des Kriegs ministers. im Motorboot! hat er den alten Weltrekord von Gar Wood mit 111,72 Stundenkilometer fast um das Doppelte überboten. Unser Bild zeigt „Miß England Hl" während seiner Nekordsahrt. SIS Kilometer Der englische Motorboot-Weltrekordlcr Kane Don er reichte mit seinem neuen Motorboot „Miß England III" auf dem Gardasee die phantastische Geschwindigkeit von 131,763 Meilen, also rund 212 Stundenkilometer! Damit Vermischtes. Der Staatsanwalt unter der Anklage der fahrlässigen Tötung. Bor dem Schöffengericht Rathenow, das aber in einem Gasthof des kleinen Dor fes Stechow verhandelt, hat sich der jahrelange Ber- kehrsdczernent beim Amtsgericht Berlin-Mitte, Ober staatsanwalt Brehm, unter der Anklage der fahrlässigen Tötung zu verantworten. Brehm steuerte das Auto des Berliner Bcrkchrsdezernats, mit dem sich seinerzeit zwi schen Rathenow und Stechow das schwere Unglück ereig nete. Stantsanwaltschaftsrat Lettner wurde damals töd lich verletzt. Bei feiner Vernehmung vor dem Schöffen gericht erklärte Brehm am Freitag, er sei stets sehr vorsichtig gewesen und fei auch am 4. Februar, dem Un- glückstage, sehr vorsichtig gefahren. Er habe an der ganzen Fahrt nur sehr ungern teilgenommen. Daß er mit zu großer Geschwindigkeit in die Kurve gegangen sei, bestritt Brehm; nach feiner Meinung lag die Ge schwindigkeit nur zwischen 45 und SO Kilometern. Er selbst sprach die Bermutung aus, daß der neben ihm fitzende Fahrlehrer Wengler die Fußbremse getreten habe und daß dadurch das Unglück herbeigestthrt worden sei. Brehm schilderte den Borgang wenigstens so, daß er ver sucht habe, aus dem Sommerweg herauszukommen und daß er dabei plötzlich eine starke Bremswirkung gespürt habe, so daß er schon angenommen hätte, der Wagen komme zum Stehen. Das Auto habe sich jedoch dann langsam überschlagen. Im Anschluß an die Bernehmung des Angeklagten fand dann ein Lokaltermin an der Un- glückSstellc statt. — Im Prozeß gegen den Oberamtsanwalt Brehm wegen fahrlässiger Tötung wurde der Angeklagte aus Kosten der Staatskasse freigesprochrn. Borwurf des „Lohnraubs" rechtfertigt sristlosc Entlassung. Das Reichsarbeitsgericht führt in einem Urteil aus, in dem Tragen eines Pla kats, welches in großen Buchstaben dem Arbeitgeber „Lohnraub" vorwerfe, vor dem Fabriktor fei eine schwere Mißachtung der Persönlichkeit des Arbeitgebers zu er blicken, die eine grobe Beleidigung im Sinne der Ge werbeordnung darstelle und zur fristlosen Entlassung des Arbeitnehmers berechtigt. Erkläre ein Betriebsratsmit glied in einer Sitzung der Betriebsvertretung, es decke den Inhalt eines Flugblattes, welches den Arbeitgeber grob beleidige, so mache es sich den Inhalt zu eigen und wiederhole ihn. Auch eine solche grobe Beleidigung berechtige zur fristlosen Entlassung. Zwölf Jahre Zuchthaus für Tötung der Mutter. Das Schwurgericht beim Landgericht 3 Ber lin verurteilte am Freitag den Chauffeur Saalfeld wegen Tatschlags zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren. Außerdem wurde aus fünf Jahre Ehrverlust erkannt. Die Untersuchungshaft wird angerechnet. Der Staats anwalt hatte 1iO/L Jahre Zuchthaus beantragt. — Saat feld hatte jm November v. Js. nach einem heftigen Streit mit seiner Mutter wegen seiner Ehe mit einem sehr jungen Mädchen die Mutter erschossen und durch einen weiteren Schuß seine Schwester verletzt. Ein dritter Schuß, der aus die UO/s jährige Ehefrau gerichtet war, ging fehl. Die Berurteilung wegen Mordes konnte nicht erfolgen, weil der Sachverständige zu dem Ergebnis lam, daß die Tat nickt nnt Ueberlegung ausgesührt sei. Drei G e h e i m b r e n n e r e ie n auf gedeckt. Bon Beamten der Zollfahndungsstelle Dortmund wurde bei einem Gastwirt in Rorup eine größere modern einge- icktete Geheimbrennerel nach langwierigen Ermittlungen ausgehoben. Die daran anschließenden Ermittlungen führ ten am folgenden Tage zur Aufdeckung einer weiteren Geheimbrennerei bei einem Gastwirt in Glandorf, der das von ihm gebrannte Korn in der anderen Geheim brennerei hatte reinigen lassen. Schließlich konnten die Dortmunder Zollbeamten noch eine dritte tzöeheimbrennerei bei einem Kiesgrubenbesitzer in Laer ausheben, an der die vorher genannten Personen beteiligt waren. Als der Kiesgrubenbesitzer von oer Aufdeckung der beiden anderen Brennereien hörte, legte er ein volles (Aestäno- nis ab. Als er auf freiem Fuß belassen wurde, benutzte er die Gelegenheit zur Flucht. Der Mann, der seinen Hund abholcn wollte. . . Eine nicht alltägliche Betrugsafsäre wurde dieser Tage vor dem Schöffengericht Göppingen (Württ.) verhandelt. Ein 51 löchriger Diensttnecht, der schon wegen Betruges vorbestraft ist, war nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt im Lande umhergereist und hatte Be kannte in zahlreiche» Ortschaften besucht. Er erzählte den Leuten, daß er bei einem großen Unternehmen in Fellbach als Nachtwächter angestellt sei und von seinem Herrn den Auftrag habe, im benachbarten Ort in der Gastwirtschaft einen gekauften Hund abzuholen. Leider habe er in der Eile das Geld dazu vergessen. Er bat dann regelmäßig um einen Betrag von 7—50 Mark. Dem Betrüger gelang es tatsächlich mit diesem plumpen Trick, in vier Wochen 3M Mark zu ergattern. Das Schöffen gericht verurteilte ihn wegen elf vollendeter Verbrechen des Betruges und wegen Urkundenfälschung zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und 3M Mark Geld strafe. Die Priesterin Therese und di« weinende Madonna. Das Untersuchungsgefängnis von Kronstadt in Siebenbürgen beherbergt seit einigen Tagen eine mysteriöse Persönlichkeit, die „Priesterin Therese". Aller dings ist die Staatsanwaltschaft daran, das Geheimnisvolle an ihr ohne viel Pietät zu entschleiern und aus nüchterne strafrechtlich klarumschriebene Tatsachen zurückzuführen. Di« Priesterin Therese ist eine hochgewachsene, hagere Person in schwarzer, wallender Kleidung, einen ebenalls schwar- Sage auch der Zeitungsfrau die Adresse ganz genau. Dann schickt Dir die Redaktion pünktlich Deine Zeitung schon Wer in die Ferien oder in den Urlaub reist, kann mit der prompten Nachsendnng des Riesaer Tageblattes rechn««, tveun obige Litte berücksichtigt wird. zen, lang heravfallenden Schleier um den Kopf geschlungen, auf der Brust ein schweres filbergetriebenes Kruzifix von altertümlicher Arbeit; sonderbar wirken die hellblauen fast durchsichtigen Augen im tiefbraunen Gesteht. Die Priesterin Therese hat in der Gegend um Kronstadt und auch weit darüber hinaus eine große von mancherlei Legenden um wobene Rolle als „Wundertäterin" und „.Heilige" geivielt. Ihr Ruf und ihr Einfluß beschränkten sich nicht auf di« Landbevölkerung, und zur Zeit d«s Höhepunkts ihrer Tästa- keit war die Straße nach dem Dorfe Satul Lung, wo sie in erner niederen, armseligen, in eine Hügelwand hinern- gebauten Hütte lebte, von langen Reiben eleganter Privat automobile befahren, die alle den Weg zur „Priesterin Therese" nahmen. Ihre wundertätige Kratt gewann stc, nach eigenen Angaben und nach dem Glauben aller, die sie aussuchten, von einem Marmorrelief der schmerzvollen Madonna, und ihr alles heilende Elixier war nutzt? ander s als dte Tranen des wunderwirkenden Marienreliefs, die sic vor den Augen ihrer Besucher selber unter Beten und Psalntodieren, bei Kerzenschein und Weihraucbdufr in win zigen Glasfläschchen sammelte. Die schmerzhafte Madonna weinte nämlich und zwar nur dann, wenn die, die uni Heilung baten, den wirklichen wahren Glauben hatten und wenn sie dielen wirklichen wahren Glauben auch durch die entsprechende der Priesterin Therese entrichtete Ovierwende bewiesen. Diese Ovferspenden sollen nach den bis der ge machten Angaben von eintausend bis zwanzigtausend Ler betragen haben. Daß die Madonna tatsächlich weinte, daß Trösten wirklich aus den Augenwinkeln des Marmorrestels stossen, das bezeugen sehr viele, sowohl Gel-eilte wie Unge heilte. Der Mechanismus des Weinens war auch nicht sebr kompliziert, zwei nasse Schwämmchen an der Rückseite der Marinorplatte, zwei Löcter in den Augenwinkeln dcs Madonnenbildes und entsprechendes Drücken aui die Schtvämmchen durch eine „Wunder-Asststentin". In Ver schleiß wurden die heiligen wundertätigen Tränen nicht ge bracht, doch unternahm die „Priesterin Therese", mit der entsprechenden Tränenration ausgerüstet, auch Reisen zu anderen Orten und Städten, um das heilende Tränen elixier in von ihr gebraute Arzneien zu mischen. Der Ltur; der „Priesterin Therese" und die Aufdeckung ihrer wunder wirkenden Tätigkeit erfolgten infolge Anzeige eines rbeumg- tisckpen Mühlenbesitzers aus Buzau, der durch die Wunder kur Wohl 12 000 Lei, nicht aber seinen Rheumatismus los geworden war. Gerichtssaal. Nochmal» Mordprozeß Paschold-Verner? Wegen Ermordung des Uhrmacherehevaares Grosch in Gräfenthal waren Klara Paschold und ihr Komplize Werner voni Schwurgericht Rudolstadt zum Tode verurteilt worden. Datz Urteil konnte aber noch nicht vollstreckt werden. Bckanni- lich waren beide in Leipzig wegen eines gleichen Mordes ebeüfalls zum Tode verurteilt worden. Da Sachsen aber den Vollzug der Todesstrafe nicht kennt, Bestimmungen über den Vorrang der einen oder anderen Vollzugsart nicht be stehen, und da zwischen beiden Ländern geführte Verhand lungen zu einem Ergebnis nicht geführt haben, erfreuen sich beide weiter des Lebens, wenn auch hinter Zuchthausmau ern. Jetzt hat der Anwalt der beiden Beschuldigten das BT deraufnahmeverfahren beantragt. Es sind Zeugen aufgeire- ten, die bekunden wollen, daß die Paschold wie auch Wern.r an dem Tage des Gräfenthaler Mordes in Leipzig gvwtsen leien. Das Oberlandesgericht in Jena ist gegenwärtig damit beschäftigt, dieses Material nachzuprüfen. Es scheint nicht aus- geschlossen, daß der Prozeß erneut verhandelt wird,