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Riesaer HTligMM Drahtanschrift Lageblatt Ries«, Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 5L Postscheckkonto: Dresden 1530. Girokasse: Riesa Nr. 52. «ud Anzeiger lElbeblM Ml-AuMgM« Da» Messer Tageblatt Ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Großenhain. des Amtsgericht» und der AmtSanwaltschast beim Amtsgericht Riesa, de» Rate» der Stadt Riesa, de» Finanzamt» Meso und de» Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 1S1. Donnerstag, 2. Jnli 1S31, abenvs. 84. Aahrg. Das siirsa-r Tageblatt ^schetut fedo» La» sbent» ^,6 Uhr rait Ausnahme der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für «inen Monat 2 Mark 25 Pfennig ohne Zustell- gebühr. Fi« den FaK de« Eintreten» von Produkrioneverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir un» das Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Geschäftsstelle: Goethestratze öS. verantwortlich für Redaktion: Ferdinand Teichgräber, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. MMM Krilles M Ohne daß die britische Oeffentlichkeit sonderlich davon Notiz genommen hätte, ist die Labour-Regierung in daS dritte Jahr ihres Bestehens eingelaufen. Wie oft haben in den vergangenen zwei Jahren falsche Propheten den Sturz des Kabinetts Maedonald gcweissagt! Bestenfalls gab man im Juni 1929, als Ramsey Maedonald in die Downing- street cinzog, dem neuen Kabinett ein Jahr Bewährungs frist. Jeden Augenblick drohten fasste schwachen Pfeiler, aus die sich die Labour-Leute stützten, zusammenzubrcchen. Es war eigentlich in der englischen Parlamextsgeschichte etwas Unerhörtes, daß man der Labour-Regierung fair play gab — einer Minderheitsregicrung, die bei den Wahlen von kilö UntcrhauSsitzen nur 290 erobern konnte. Da Mac- donald von vornherein mit der wütenden Gegnerschaft der Konservativen Partei unter Baldwin rechnen mußte, lag das Schicksal der Minderhcitsregierung in der Sand der Liberalen Partei. Lloyd George, ihr großer Führer, er hielt eine Chance, die er zu nutzen wußte. Die Schteds- richterrolle, die das Schicksal ihm zuschob, umgab ihn noch einmal mit dem Glanz seiner früheren Jahre. Die Regie rung Maedonald lebt noch immer, und man ist allmählich etwas skeptisch geworden gegenüber den Unkenrufen jenseits des Aermelkanals. Ramsey Maedonald hat entschieden aus den Erfahrungen seiner ersten Ministertätigkeit im Jahre 1924 Nutzen ge zogen. In seinem Kabinett sitzen politische Köpfe, die daS britische Ansehen zu mehren wußtest. Die Gestalten des britischen Außenministers Arthur Henderson und des Schatzministers Snowden heben sich scharf vom politischen Horizont ab In ihrer Gesellschaft konnte SS -er vorsichtige Maedonald wagen, schwierigen außenpolitischen Problemen mit Aussicht ans Erfolg zu Leibe zu rücken. Sein Prestige hob sich gleich in den ersten Monaten seiner Negierungs tätigkeit, als es ihm gelang, mit den Vereinigten Staaten von Amerika in der Flottenfrage zu einer Verständigung zu gelangen. Das britische Weltreich mußte sich dabei natürlich zu Zugeständnissen bequemen. Die Freundschaft mit Amerika war jedoch einen Bittgang nach Washington wert. Außerordentlich rührig zeigten sich auch die britischen Mini ster — vor allem der knorrige Snowden — im Haag, als die Sachverständigen über die Modalitäten des Neuen Plans berieten. Internationalen Zuschauern war es damals schon klar, daß die Labour-Regierung fest im Sattel saß. Das folgende Jahr brachte die Londoner Flottenkonferenz, jene Zusammenkunft der Sachverständigen, von denen man spür bare Rüstungsbeschränkungen erwartete. Die britischen Minister spielten auch damals vor und hinter den Kulissen eine bedeutsame Rolle. Wie hoch das internationale An sehen des Außenministers Senderson allmählich stieg, steht man am besten daraus, baß der Völkerbundsrat ihn zum Vorsitzenden der großen Abrüstungskonferenz bestimmt hat, die im Februar 1932 in Genf zusammentreten wirb. Selbst verständlich vermochte es die Regierung Maedonald nicht, die zentrifugalen Kräfte innerhalb des britischen Welt reiches zu unterdrücken. Dazu reichten die Kräfte nicht aus. Schwerlich hätte aber auch eine andere Regierung Besseres erreichen können. Es gelang doch immerhin Maedonald, mit den indischen Nationalisten unter Ghandt zu einer Verstän digung zu kommen. Die ersten Schritte zum „Dominion Indien" hin sind getan. Ein Fortschritt, wenn auch die Ver wirklichung dieser politischen Idee vielleicht noch sehr in der Ferne liegt. Daß sich die Beziehungen zwischen Deutschland und England in den letzten Jahren herzlicher gestaltet haben und ganz zuletzt noch durch bas Weekend von Lhe- quers eine Vertiefung erfuhren, braucht nur kur- erwähnt zu werden. Wenn in der Außenpolitik die Labour-Regierung mehr fach außerordentlich glücklich operierte, so kann man das gleiche nicht von ihrer Innenpolitik sagen. Maedonald er rang seinen sensationellen Wahlerfolg am SS. Mai 1S2S nicht zuletzt dadurch, daß er den Wählern die baldige Beseitigung der Arbeitslosigkeit versprach. Das Versprechen hielt er nicht — konnte er nicht halten, weil die weltwirtschaftliche Krise sich von Tag zu Tag mehr verschlimmerte. Die radi kalen Heilrezepte blieben unausgeführt, und das ist einer der Gründe, der den Labourleuten die Sympathie der eng lischen Wählermassen verscherzte. Alle Nachwahlen, die in der letzten Zeit vorgenommen werden mußten, zeigen ein bedenkliches Abwandern der Massen von der Labour-Partei. Diese Erscheinungen stimmen bedenklicher, als die Unruhe, die der junge Mosley in die Reihen der Arbeiterpartei hineintrug. Der inneren Einheit der Labour-Partei hat der Spaltungsaufruf Mosleys und seiner Gefolgschaft nicht viel anhaben können. Ein marxistisches Regiment, wie die Wähler von 1S2S vielleicht erhofften, hat Maedonald selbstverständlich nicht aufrichten können. Er sah sich überall gehandicapt durch die Tatsache, daß feine Negierung ja auf die parlamentarische Unterstützung der Liberalen angewiesen war. Was sich in einzelnen Streitfragen bestenfalls erreichen ließ, war «in Kompromiß. Ein Kompromiß, das zwar über die augen blicklichen politischen» Schwierigkeiten hinweghalf, bas aber weder die Gefolgschaft Macdonalds auf dem platten Lande noch die liberalen Nachbarn befriedigte. Ein Jongleur ver mag zwar seine Zuschauer zu Beifallsstürmen Hinzureitzen. Tie Kunststücke eines politischen Jongleurs üben aber eine gegenteilige Wirkung aus. Man vermißt so mit Recht die klare und gerade Linie der Labour-Regierung in der Innen politik. Nur mit größter Anstrengung konnten die Klippen der Wahlrechtsreform und des Bobenbesteuerungsgesetzes in den letzten Wochen umschifft werden. Eine solch« Politik Krim um WkslwMk MM. Ws« WWW MM »Ml.. M Wk Mrt Mrikor. Washington, 2 Juli. Das Staatsdepartement veröffentlichte gleichzeitig mit Paris das Memorandum, das der amerikanischen Boftchast in Paris gekabelt und von Mellon dem französischen Mini sterpräsidenten Laval übergeben wurde. In diefem Memo randum wird der Standpunkt Amerikas zu den gegenwärti gen Verhandlungen schriftlich fixiert. Unterstaatsfekretär Castle bemerkt« hierzu, diese Veröffentlichung bedeute kei nen Abschluß der Diskussion, sondern habe le diglich den Zweck, daß Frankreich daraus ersehe, daß Ame rika in gewissen Punkten nachgebe und nachgeben werde, in anderen aber nichtnachgeben könne. Castte fügte hin zu, die französische Regierung habe das Memorandum durch- aus freundlich ausgenommen, und eine weitereKonfe- renz zwischen Mellon und Laval sei für Donnerstagabend anberaumt. Bezüglich der von Frankreich geforderten Kon zession in der Frage der Garantiefonds wie« Castle darauf hin, daß Frankreich nur die Zustimmung der Aoungplan- gläubiaer zum Verzicht auf die Garantiefonds brauche, daß aber, falls Araakreich verlange. Deutschland soll« als eine Bedingung der Durchführung de» yooveV-PtaM» sich ver pflichten. im Falle eine» Mvrakortmn» den setzt gepioate, Kredit plus den unaufschiebbaren Teil zu zahlen, dies für Amerika unannehmbar sei. Der Geist des yoover-Plaue» laste eine derartige Dopvelbelastung nicht zu. selbst, wenn man die bestimmte Hoffnung habe, daß Deutschland kein Moratorium zu erklären brauche. Castle bestätigte, daß gegenwärtig andere Pläne für den Fall de» Scheitern» der Pariser Verhandlungen erwogen würden. Sie seien aber noch nicht spruchreif und keiner an deren Regierung unterbreitet worden. * Ist MW Ms« MmwMW. ss Paris, 1. Jnli. Die französisch-amerikanische« Verhandln«»«» über de» Vorschlag des Präsidenten Hoover wnrdeu heute nachmittag 1S.1S Uhr im Jnuenministerinm fortgesetzt. An der Sitzung «ahmen teil Schatzkanzler Mellon, der amerikanische Botschafter Edge, Ministerpräsi dent Laval, Antzenminister Briand, Finanzminifter Flandin und Unterstaatsfekretär Francois Poncet. Im Lanse der Sitzung kam der Bndgetmiuister Pietri Hinz». Die Sitzung bauerte bis 17 Uhr. Eine neue Sitzung ist für. morgen abend 9,89 Uhr anberanmt worden. Dkl Mine WMLk NWm>l. Paris. sFunkspruch.) In dem heute vormittag unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik abgehaltenen Mi nisterrat erstattete Ministerpräsident Laval ein Expose über den Stand der französisch-amerikanischen Verhandlungen. Im Anschluß daran wurde die gestern überreichte Denk schrift der Regierung der Bereinigte« Staaten geprüft. Der Mti« vbkr »eii Mit »rr mMiiMii DEM. tu. Paris, 1. Juli. Der Matin beschäftigt sich in der Mitternachtsausgabe als erstes Pariser Blatt mit der Denkschrift des Präsidenten Hoover, die der französischen Regierung am Mittwoch nachmittag durch den Schatzsekretär Mellon bekanntgegeben worden ist. Die Zeitung glaubt, in großen Zügen den Inhalt des Dokumentes übersehen zu können und gibt daraus im einzelnen folgende Wiedergabe: Der amerikanische Präsident hat noch einmal die Umstände dargelegt, die ihn zu seinem Schritt veranlaßt haben, wor auf er Frankreich noch einmal empfiehlt, von Deutschland die Rückzahlung der Anleihe der BIZ. nicht anders als in einem angemessenen Zeitpunkt zu fordern. Zu der Forde- rung der französischen Regierung, daß die für Deutschland bewilligte Anleihe als Garantie für den Fall der Erklärung des Aoungmorcitoriums bienen soll, die Frankreich bekannt lich an die BIZ. einzuzahlen haben würbe, erklärt der Präsident, baß er nicht die Möglichkeit sieht, gleichzeitig Deutschland in deu Genuß der Anleihe z« setzen «nd die gleiche Anleihe in der BIZ. sestznlegen. Gan» allgemein glaubt der Präsident, baß es unmöglich sei, die sich in Deutsch land fühlbar machende Krisengefahr zu beseitige«, wen« man sich in ei« langes, schwieriges «ud kompliziertes Berfahren festlege. Schließlich drückt der amerikanische Präsident seine Bereitschaft aus, die Besprechungen mit Frankreich fortzu führen, da ohne Frankreich auf diesem Gebiet nichts erzielt werden könne. Sir srmSWe -amam M Ml In Serien? X Daris. L° Ordre will eriabren baden, daß die Ne- alerung. entgegen anders lautenden Gerückten, das Parla ment nickt morgen oder übermorgen in die Ferien schicken werde, sondern zunächst den Abschluß der mit Washington geführten Berhandlungen abwarten wolle. Ae knMidmg Istst dkl Weriln. ««.Berlin, 2. Jnli. Hoover bat durch den aueori- Tnnifche« V»tlchafter in Berlin die Berliner Regierung zur Stellungnahme in der Frage de« Moratoriums ersucht, namentlich nach der Ricktnno, wie die Berliner Regierung di« Einwände der französischen Regierung beurteil«. Wie wir erfahren, hat der Reichskanzler von einer Stelluny- nadm« abgesehen und der amerikanischen Regierung die Entscheidung überlassen. Die Regierung hat lediglich sich dasti« geüustert, welche Wirkungen da» von Hoover gedacht« volle Moratorium «ud «tu Deilmoratortu« auf Deutschland haben könne. MHkl« M SIMM ilMMsite. XAtbeu. Inder gestrigen Kammersitznna wvrde Ministerpräsident BenizeloS über die durch die Superaktion geschaffen« Lage Griechenlands interpelliert, «nd er gab in seiner Erwiderung einen interessanten Kommentar zur weiechtfchen Antwortnote an Amerika. Der Schritt Amerikas, io erklärte er. bedeut« eiue grosizügige Hand- lerug ztz ssiunste« Deutschlands, aber er erstrecke sich anch aut die Ostreparatione«, dir sicher aus dem Spiele gelaffrn worden wären, wenn Amerika an der Haager Verein barung teilgenommen hätte und die Folgen überleben könnte, die durch diese Miteinbeziehung der Ostreparationrn entständen. Ich bin sicher, iügte VenizeloS hinzu, daß die amerikanische Regierungserklärung der Unkenntnis der Umstande« erfolgt sei, daß Griechenland 7S.5 Prozent der von Ungarn «nd Bulgarien erlegten Zahlungen erhall« zum Wiederaufbau feine« durch eine« 10 silbrigen Krieg und mannigfaltige Katastrophen schwer geschädigten StaatSleben«. So wird der amerikanische Vorschlag, der doch eine Erleichterung sür die beimgesuchten Länder be- deuten soll, dazu führen, daß »war die wirtschaftlich io außerordentlich gefestigte Tschechoslowakei 70 Millionen einspart, und Ungarn, dessen Etat im Gleichgewicht ist, >40 Millionen, Bulgarien wgar eine Ermätziauug von ISO Millionen erhält, während Griechenland 230 Mil lionen in diesem Ferienjabr an Vertust haben würde. Nachdem BenizeloS die Folgen diese» Verlustes ein- gebend erläutert batte, verwies er daraus, was die griechische Antwortuotr bedeute, Griechenland könne de« amerikanischen Dorsch!»» nur dauu akzrptiere«, wenn er für Vriecheulaud motisijiert würde» beziehungsweise dem Laude dieselben Erleichterungen gewähre, wie ollen audereu. Ich bin mir dessen bewußt, tagte ber Miiiister- präsideut, welch schwerwiegender Schritt eine Oppositioo gegen den Hooverplan bedeute. Ms» still llkllll SoM-MWg. tu. Berlin. Der amerikanische Botschafter teilt mit: Kein Vorschlag im Sinne eines ergänzenden Angebotes de« Präsidenten Hoover an die verschiedenen Staaten, wie er in deutschen Zeitungen veröffentlicht wurde, ist von der amerikanischen Regierung an England, Italien oder Deutsch land gemacht worden. DaS amerikanische EtaatSdeparte- ment im Auftrage des stellvertretenden Staatssekretärs de mentiert die oben erwähnte Nachricht. Sollte eine Ab änderung im Zusammenhang mit der vom Präsidenten Hoover vorgeschlagenen Suspendierung der Zahlungen zu irgend einer Zeit in Erwägung gezogen werden, so würde sie vorerst Frankreich mitgeteilt werden. kostet Stimmen. Maedonald verhehlt sich nicht, daß seine Tage in der Downtngstreet gezählt sind. Auch seine liberalen Helfershelfer erlitten durch ihre Politik schmerzliche Ver luste. Es konnte den alten Lloyd George nicht gleichgültig lassen, daß sich liberale Kämpen, wie Lord Simon sber Vor sitzende der Kommission, die den Jndienbericht verfaßte) Brown und Hutchison von dem Gros der Partei trennten und jetzt eigene Wege einschlagen. Unter diesen Auspizien beginnt nun das dritte Jahr Macdonalds. Daß es glücklicher für die Labour-Regierung auslaufen wird, wagen heute nicht einmal mehr die glühend sten Optimisten zu hosten.