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— Mitsngebirge. Brautzug im Frühling INach einem Bilde von Ludwig Richter.) In der dritten Klaff« der Hauptschule zu Dresden ist es aanz still. Noch vor einer viertel Stunde waren über Lisch und Bänke die schweren und hitzigen Kämpfe auSgrtragen worden, die jüngst erst vor Leipzig statt gefunden hatten und in denen der Korse von den verbündeten Kaisern aufs Haupt geschlagen worden war. Aber nun war «S stille, unheimlich still. Ja, wie hatte einer auch nicht aufmerken müssen, wenn Vater Kunitz erzählt« ? Vater Kunitz, der kaum viel über Vierzig sein mochte, wenn der erzählte von den deutschen Bergknappen des böhmischen ErzgebirgS» städtchenS Graupen und die Knaben mit dem Zauber wort seiner Rede gleich ein Rattenfänger von Hameln in die finsteren, von Feuchtigkeit triefenden Gänge und Stollen hineinzog, di« durch dar Gestein des Ge birges getrieben wurden und daraus die Bergleute das glrifiende Erz förderten. Da konnte es einem wahrhaftig gruselig über den Rücken laufen, wenn der Teufel, dieser Schatten Gottes, die Menschen mit dem glänzenden Silber zu betören und zu verführe» suchte. Der kleine Ludwig hätte manchmal fast laut ausschreien mögen. Nur gut, daß der Pater allen seinen Geschichten einen freundlichen AuSgang gab. So batte Ludwig Richter schon als zehnjähriger Junge die berückende Romantik des böhmischen Lan der in sich eingrsogen. Und als er nach Jahren der Wanderungen, die ihn durch die firngewaltige Gipfel welt der Alpen und weit herum durch Welschland geführt batten, wohlbestallter Lehrer zu Meißen ge- worden, da war es selbstverständlich, daß er zuweilen mit einigen Schülern «eine Ausflüge nach dem böhmischen Mittelgebirge machte. »Das sehr male rische Bergftädtchen Graupen", schreibt er in seinen »Lrbenserinnrrungen eines deutschen Malers", »mit dem Wallfahrtsort Mariasch ein. das damals sehr still« Autzig, Sebusrin und mein abgelegenes, aber höchst romantisches Kamaik, waren die LieblingSorte. wo wir g«rn weilten und Studien sammelten". Und dann labt er uns «inen Blick in die Werkstatt seines Schaffens tun, wenn er weiter schreibt: .Um dies« Zeit arbeitet« ich an einem gröberen Bilde, das Baron v. Schweizer bei mir gesehen und für sich be stellt batte. Das Motto stammte von Mariaschein in Böhmen und war in einer kleinen Bleistiftskizze entworfen. Ein Brunnen von alten Linden umge ben, dabei «in Heiligenbild. Von diesem schattigen Platze au« sah man in die von der Mittagssonne beleuchteten Kornfelder hinaus. Es lag nahe, diese Landschaft mit einer kleinen Schafherde und ihren Hütern zu beleben und eine Schar Wallfahrer trin kend und ruhend um den Brunnentrog zu versammeln. Der Blick aus der schattigen Kühle in die Mittag«. Hitze hinaus machte eine malerische Wirkung und die ganze Staffage einen poetischen Eindruck. Da» Ge- mälde kam später auf die Kunstausstellung und gefiel". Ja so ist er. ganz unser Richter, den wir als romantischen Meister des deutschen Kinder- und Volkslebens lieben l Kein vom Dämon Besessener; ein stiller, frommer, manch einer möchte vielleicht sagen fast philisterhafter Mensch. Aber Einer, der di« Schöpfungen seines Griffels aus einem warmen, gütigen Herzen etwas pedantisch fast, zu Papier bringt. So kündet er uns auch nicht da« Dämonische, da« in der Kraterlandschaft der einst feuerspeienden Berge des böhmischen Mittelgebirges emporschreit ««gen Himmel wie Titanenkampf. Er offenbart nicht das Unheimliche des damaligen Schreckensteins und der Schluchten und Gründe des nächtlichen Tlbsand- fteingebirgeS. Aber immer wieder verherrlicht er die zarten, idyllisch romantischen Stimmungen der sudetendeutschen Landes, die sich ihm in Beschaulich keit offenbart haben. Die in malerischen Windungen tief sich einschneidenden Täler des nach Böhmen hin steil abfallenden Erzgebirges — auch Graupen liegt ja in einer solchen Talschlucht. Vielleicht würde beute ein anderer Ludwig Richter dem deutschen Brudervolk im Reich mit leidenschaftlichen Bildern ans Herz pochen und es inständig mahnen, dah jenseits der Grenzen auf dem Sudetenboden 3'/, Millionen deutsche Brüder um alles das stündlich und täglich kämpfen müssen, was das Deutschsein ausmacht, vor der Stirn die Stotz kraft eines gesammelten Gegners, hinter dem die Machtmittel des tschechoslowakischen Staates stehn. Aber auch so sollen die sudetendeutsches Land in seiner Anmut und Lieblichkeit offenbarenden Bilder Lud wig Richters immer wieder das nationale Gewissen des deutschen Hinterlandes aufrnfen, de« kämpfenden böhmischen Grenzlandes nicht zu vergessen. Graupen. -Slick .'wm Schnstcrgassel gegen da- böhm. sNach einer Photographie.) M WM in iMn ik»' Aittkit. Von Ministerialdirektor i. R. Prof. Dr. Dietrich Vorsitzender der Balneologischen Gesellschaft. WK. Die Reisezeit ist gekommen! Mit der knospenden und blühenden Natur, -er zunehmenden Wärme und Hellig keit des Tages wächst in uns der Wunsch, herauszukommen aus der gewohnten Umwelt und in anderen klimatischen und landschaftlichen Verhältnissen Erholung und neue Schaffenskraft nach den Anstrengungen und gesundheitlichen Schädigungen des Winters und des abgelausenen Arbeits- jahres zu gewinnen. Der Hcilbedürftige und der von lan ger Krankheit Genesene besonders erwägt, wohin er seinen Schritt lenken soll, um seine Gesundheit wieder aufzurichten. Er erhofft in einem geeigneten Kur- und Badeort die alte Gesundheit und Arbeitskraft neu zu finden. Bei der wirtschaftlichen Notlage, in die uns der Welt krieg versetzt hat, fehlt es den meisten Deutschen au den nötigen Mitteln, zu ihrer Erholung weit« Reisen ins Aus land zu machen. Sie sind für uns aber auch zu entbehren, denn unser deutsches Heimatland ist mit Heilschätzen des Bodens und de» Klimas mehr als irgend ei« ander«» Land gesegnet. Es gibt kaum «lnen Gesundheitsschaden, für Len nicht ein Heilsaktor in den deutschen Kurorten vorhanden ist. Nur ganz vereinzelte Fäll« bei seltenen Krankheiten find eS, für di« Deutschland nicht das bietet, was das Ausland hat, z. B. das heiße und trocken« Klima der Wüste HelouanS oder das Hochgebirgsklima einzelner Gebiete der Schweizer und Tiroler Alpen. Aber auch im Hochgebirge Deutschland werden schon Plätze gerüstet, die an besonderer Heilwirkung denen der Schweiz oder Tirols gleichkomnven sollen. Wir haben in Deutschland zur Zeit rund 500 Kur- und Badeorte im Binnenlande und an den Küsten, die so gut wie allen Anforderungen der balneologischen HctlauSstchten entsprechen. Gerade daS Gemäßigte und die Abwechslung unsere» Klima» macht Deutschland vor anderen Ländern zu ein«, außerordentlich bevorzugten Heilstätte. Es ist bei uns möglich, die klimatischen Heilfaktoren in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit im Hochgebirge und Mittelgebirge, durch Trockenheit, Sonnenbestrahlung und Windschutz der Niede rung, an den Küsten der Nord- und Ostsee mit ihrer Eigen art in feinster Dosierung zur Anwendung zu bringen. Da zu kommt ein« Fülle der wirksamsten Heilquellen, von denen «ine stattlich« Zahl schon in der Rümerzett erprobt und berühmt gewesen ist: einfache, mineralarm«. sei e» heiße, sogen. .Thermalquellen" oder kalte Quellen mit RadtumauSströmungen verschiedener Stärke, ferner Mine- ralquellen sSauerlinge), deren Gehalt an natürlicher Kohlen säure dem Arzte ein willkommenes Heilmittel darbtetet, alkalische Quellen, Eisenquellen, Schwefelquellen, erdige Quellen, Solquellen, Jod-, Ltthion-, Chlorcalciumquellem Bitterquelle« u. a. m. Nicht zu vergessen die zahlreichen mtneralhalttgen Moore und Schlamme. Um auch dem Minderbemittelten den Besuch der deut schen Kur- und Badeorte zu erschwinglichen Preisen zu er möglichen, haben einige deutsche Kurorte, ». B. Salzschlirf, Norderney u. a., Pauschalkuren eingericlstet, bei denen Aufenthalt, Verpflegung und Kur für S oder 4 Wochen zu einem mäßigen Pauschalsatze gewährt werden. Da- Ge neralsekretariat der Balneologischen Gesellschaft in Berlin- Charlottenburg erteilt darüber bereitwilligst Auskunft. ES ist natürlich ganz verkehrt, aufs Geradewohl in ein Bad zu reisen, weil einem eigentlich nichts ernstliche» fehlt und man nur Erholung und Kritttigung zu suchen wünscht. In jedem Falle frage der Erholmigsbedürstig« seinen Arzt, damit er ihm das richtige und. kür seinen Gesundheitszustand zuträgliche Bad empfiehlt Lststvi, Richter» s»tzete»tze»tsche von Dr. Ernst L«ibl. DaS größte Pferd Europas. ein FuchSwallach von 24 Zentner Gewicht, IM Meter Höhe und einer Gurtenbrette von 2,60 Meter, wurde von dem bedeutenden Stall Gebr. Schöner in Eschweiler dem bis herige« belgische» Besitzer abgekauft. Droß-Stafsellauf Potsdam—Berlin. Stabwechsel der siegreichen Damen-Mannschast des Spott- Clubs Charlottenburg,