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»Sie Rechtssache Les Jahrmarktes zu Mehltheuer thre Endschafft erreicht habe*. Daß die Sache nun zu Ende sei, glaubte» setzt sebenfalls alle beteiligten Behörde». In Wirklichkeit -achten aber die Marktfieranten gar nicht daran, die schöne Einnahmequelle, die ihnen der Markt zu Mehl theuer bisher gebracht hatte, sich entgehe« zu lassen. Die Bewohner unsrer heimatlichen Dörfer waren in zwischen durch die jahrelang erfolgte Vornahme dsS Marktes auch stark an diese» gewöhnt worden. Da aber nach Len letzten behördlichen Maßnahmen vom Gerichtsamt Jahnishausen keine stille Duldung Les Marktes im Bezirke dieses Gerichts zu erhoffen war, so half« sich die Fieranten eben dadurch, daß sie sich künftig eine» anderen Platz zu -em Markttreiben sachtem Soweit aus -« Akten ersichtlich, wurde nun mehr -er Markt .i» der sogenannt« wüst« Mark Willschsitz bei dem Dorfe Gleina, in -er Nähe -er Dörfer Drogen, Striegnitz und Roitzsch abgehalken. Die wüste Mark gehörte in -« Bezirk -eS Amtes Nossen, vdü wo aus man sich seitens -er Fieranten weniger Belä stigung vermutete. Natürlich blieb dieses Gebaren de« Freunden Les Riesaer Schloßherrn nicht unbe kannt. Herr Dr. Hanisch v. Qdeloben ans Riesa strengte krvdhurg. An »er Eisenbahnlinie Chemnitz—Leipzig liegt an der Wyhra da» nicht ganz 4000 Einwohner zählende Städtchen Frohburg. Spielte dieses auch vo» jeher keine hervorragende Rolle im Kranze der Städte des ehemalig« Markgrafentums Meißen, so ist doch seine Vergangenheit eine ununterbrochene Sette von Schick- salSschlägen, die Über dies« Ort vo» Zett zu Zett hereinbrachen. Frohburg, das alte Herrenburg, kann heute wohl auch wie viele andere Städte des Meißner Landes über eine 1000jährige Vergangenhett berichten, wen» -er Ort «rkundlich auch erst 124» -nm ersten Mal er wähnt wird. Die Hussitenkriege brachten Frohburg furchtbare Plünderung«, bei denen e» durch Brand vollstSndig vernichtet «urde. Nachdem auch -er Bauernkrieg sein« Tribut von diese« Städtchen ge fordert, vernichtete ein großer Brand, -le bet de« da malig« unzulänglich« Vorkehrung« gegen FenerS- gefahr eine immer wiederkehrende Erscheinung bil det«, -« Ort. Der 80jährige Krieg ließ es nicht un verschont und da» Jahr 1088 brachte wieder durch eine große Feuersbrunst Elend und Jammer über die Stadt, die thre Wiederholung im Jahre 171» fand, während kurz darauf auch der Siebenjährige Krieg die Stadt nicht ganz unberührt ließ. Eine besondere Rolle hatte sie jedenfalls nie gespielt; wir find« in einem enzyklopädisch« Werk vom Jahre 1781 über Frohburg nur -« Eintrag: »ei« adttcher Marckt- Klecken »nd Schloß im Marggrafthum Meist« an der Wyra, 1 Meile von Borna, »egen Alterrbnrg zu ge legen*. Dieses auch hier besonders erwähnte Schloß, an der Wyhra gelegen, scheint in früher« Zeit« -em Ort erst seine Bedeutung gegeben zu haben. In seiner heutig« Gestalt ist eS «m die Mitte des 18. Jahrhun derts aufgebaut, hat ansehnlichen landwirtschaftlichen Besitz mit einem RittergutSgebäude, einer Schloß brauerei «nd einer Schloßmühle. Da- Schloß nm- früher gut befestigt gewesen sein, den« die Westseite des heutig« Besitzer weist noch Reste eines ehemali gen Grab«», der das Schloß umgab, auf. An da» Schloß schließt sich am Ufer -er Wyhra -er Schloß, gart« an, «»ährend am Südende de- Rittergut-Hofe» demnach von neuem das Verbot auch dieses Markt treibens in der weiteren Umgebung von Mehltheuer au, und neuerlich gingen die Akten wieder zwischen d« Behörden hin und her. Einstweilen verkauften aber Sie Händler an -em neuen Platze vor jedem Riesaer Jahrmärkte ihre Ware ebensogut wie bisher in Mehltheuer. Fast mochte es unter -er Landbevöl kerung den Anschein erwecken, daß sich von Seiten -er Obrigkeit wohl niemand mehr «m das Markttreiben kümmere; es schien sich hier eine still geduldete Ge wohnheit z« einem Rechte auswachsen zu wollen. Da erschienen plötzlich und unerwartet im Auftrage der Landesregierung im Jahre 1799 zu Ende des Herbstes die Bevollmächtigten -er Aemter Nossen und Meißen, in Person des Landrichters Ritter von Altlommatzsch »Nd seiner Gehilfen, und hoben den Markt auf der wüsten Mark Wtllschütz ein für alle Mal aus und auf. Seither hat sich -er Riesaer Schloß- un-Gerichtsherr nütz wieder weg« Schädigung -er Riesaer Märkte zu beschweren brauchen. Die» Stück Vergangenheit aus dem frühere« Leb« in unsrer Heimat verdient auch an dieser Stelle inventarisiert zu werden, und wir- sicherlich manche- Juteresse unter -e» Heimatfreund« erwecken. der sogen. .Taubenturm* kulturhistorisches Interesse beanfpruchen kann. H«te ist das Städtchen Frohburg eine anziehende Kleinstadt mit modern« Anlagen und Gebäuden. Kommt man vom Bahnhof, so bietet sich ein reizvoller Blick über die von freundlichen Gärten und wohlge baut« Landhäusern durchzogene Stadt. Das ganz« beherrscht die alte massige gotische Kirche, die einst von einem Friedhöfe umgeben war, der zu Anlagen um gewandelt wurde. Am Markt steht das schlanke Rat- Han», 1887 erbaut, die Apotheke» gegenüber das neu gebaute Hotel zur Post und das Postamt, auf dessen Grund «nd Boden früher das teilweise abgebrannte Gasthaus -um Schwan gestanden war, -en Platz selbst aber ziert ein vom SSchs. Kunstveretn gestifteter Een, täuren-runnen in Bronze. Frohburg erfreut sich noch weiterer Plätze: des BiSmarck- und WettinplatzeS. 1909 wurde in Frohburg ein König-Albertdenkmal ent- , hüllt und -er sich gut entwickelnde Westteil der Stad» erhielt ei« stattliche» Schulgebäude. Da- Aeußere Frohburg» läßt auf einen gewiss« Wohlstand seiner Bürgerschaft^ schließen. Herrschte doch aber auch von jeher darin ein äußerst reger Ge- werbefletß und Sinn für Schönes. Frohburg ist auch auf -en sächsischen Jahrmärkten kein unbekannter Platz, Frohburg» Kunsttöpfereiwarcn sind ein beliebter Artikel, -er von jeher besonders in Dresden sehr ge schätzt war. Zwei von hier nach Frohburg entsandte Künstler vermochten den Frohburger Töpferwaren eine besondere Note zu verleihen und der sächsischen Regierung war eS zu verdanken, daß die Töpferei i« diesem Ort zu einem blühenden Gewerbezweig wurde. . FroMrrg wird weg« seiner reizenden Umgebung viel von Leipzig aus besucht: Herrliche Teiche lade« hier znm Gondeln ein und der Ort Gnandstein mit seiner teil» verfallenen Burg, in deren Schloßkapells Martin Lnther einst seine Lehre verbreitete, wie auch da» 1820 erbaute Wolftitzer Schloß sind beliebte Aus« flugsplätze neben dem Städtchen Kohren mit seines zweitürmigen Bnrgruine — einem Städtchen —, in -em gleichfalls die Kunsttvpferei eine Heimstätte ge funden hat. St. Druck »pd «eola» von Limaer n. »tuterüch. Etela. --- Ml« die Neda-Na» mraatzvortlüb: H-Mrtck Üblem aon. Mela. kl I Mesa, L. Ault ISN vom alten Jahrmarkt ru Ulekltkeuer del klera. An kettrog rur Sescklckte lmsrer ttelmat. Bon Johanne» Thoma», Riesa. Quelle: .ücta Lommstslonlr, v«r Zatunuutzt la Mebltdeu« detressench sirgwWni vor tzem lireiramte Metzen - So. »782 — «ater XI. 228. ZautL-auiea Z2'r Soldeioadnwgrock: ürckiv 6er ümktlauptmaimschast Srvßeakain, üdtta. XVM, üdrckm. d, So. 102». Jahrmarkt in Mehltheuer — dies mutet ein wenig seltsam an, nicht wahr; sonst pflegt man Märkte und solche Einrichtungen doch nur in den Städten z« suchen. Ganz wenig Ausnahmen hiervon, die auf rechtlicher Grundlage ruhen, wird es wohl nur geben; so beispielsweise den althergebrachten Markt -« Lo- renzkirch. Jedenfalls war früher die Erteilung der Marktrechte fiir einen Ort eine hohe Auszeichnung, die, wie die Geschichte lehrt, nicht jedem kleinen Ort, -er für gewöhnlich ohne besondere hervorragende Be deutung war, znerkannt wurde. Was hat es nun mit einem Markt in Mehltheuer auf sich? Kurz klärt sich die Sache so auf: Zn den Jahrmärkten in Riesa, die wie alle Märkte an anderen Plätzen früher eine größere Bedeutung hatten als hentzutage, wo fast in jedem Dorf sich ein kleines Warenhaus befindet, zog von weit her eine Menge Marktfieranten auf -« Zu- zugsstraßcn unsrer Heimat -er Stadt Riesa zu. Am Tage vor dem jeweilig« Riesaer Markt jFriihjahrS- oder Herbstmarkt trafen sich nun in und bet Mehl theuer eine sehr große Zahl solcher Fieranten, und schlugen dort ihre Zelte und Buden auf, und hielten somit vor dem Riesaer Markt erst noch einen Markt tag in Mehltheuer ab. Da» war so bis zum Jahre 1779 nnd folgende zur stehenden Gewohnheit der Fieranten geworden, und bedeutete außerdem für die Landbewohner nm Mehltheuer herum eine außer ordentliche Bequemlichkeit. Sie brauchten nicht erst den Weg nach Riesa anzntret«, um dort ihre Einkäufe zu tätigen, sondern konnten dies gleich in nächster Nähe besorgen. Menschlich genommen war das ja eigentlich sehr schön und gut; die Sache hatte jedoch ein großes .Aber* — ihr fehlte nämlich jede rechtliche Grundlage. ES wird einleuchten, daß da» öffentliche Leb« t» eine« Staate sich siet» »ach Gesetze« beweaen muß. U« «»« hier in Mehltheuer Markt -« halt«, hätte eS der behördlich« G«ehurtgu«g bedurft t« Gestalt eine» Privileg», da- der dmmfiig« Gericht»- Herrschaft in Jahnishausen, z» der« Jurttdtcfio« Mehltheuer früher gehörte, da» Vorrecht zur Markt» abhaltung urkundlich bescheinigt hab« würde. Da» war aber keineswegs der Fall; da» Vorrecht genoß in unsrer enger« Heimat, fett dem Jahre 1«8 bt» «rf de« heutig« Tag, eb« nur mrsre ltebe Stadt Rtesax und der« damaliger Gericht-Herr, der Dr. E«st Gott fried Johan« Christoph Haifisch, der spätere Freiherr vo« Obeleb«, war ganz »nd gar nicht gefonn«, seine ihm für Riesa gewährt« Siechte dnrch solch eigen mächtige» Gebahr« der Fierant« irgendwie schmä le« zu lass«. Deo» «fit dem Marktrecht für Riesa war« -och allerhand behördliche nnd privat Ein nahmequellen für unsre Stadt »erbnnden, die dnrch -en Markttag in Mehltheuer natürlich geschädigt wurden. Der Besitzer der Riesaer Gericht-Herrschaft, eb« jener Dr. Hanisch v. O-eleben, ein gewandter Jurist, erhob nun Beschwerde an all« dafür maß gebenden Stellen -er damalig« Verwaltung unsrer Heimat. Aus jen« akt««äßig niedergelegt« Vor gängen erfahr« wir daher manche» höchst Inter essante über die Art de» ungerechtfertigt« Markt tages zu Mehltheuer, sowie über sei« weitere» Schick sal. Bei der weiter« Darstellung werde ich mich nach diesen einleitenden Vorbemerkung« nun so an die eingangs erwähnt« Akte« halt«, wie tn dies« die Schriftstücke über diese Vorgänge »fiedergelegt wor den find. Danach ist zu ersehe«, daß sich der Besitzer «« Riesa, Herr Dr. Hanisch v. Odelebeu, fett de» Jahre 1779 in mehrer« Beschwerden zunächst an die Ge- richtsüerrschaft Jabntsbause«. dann an da» Krei-amt