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die Lett««- de» Deutsche« veamtenbunde» scharf an-rtff. Daraus ergaben sich erneute lauge Debatte», die zunächst Herr Hennig von der Staatspolizei bnrch Ergänzungen -u dem Referat feines Vorredner» fortsetzte, während Herr Siering als Polizeisachreferent de» Deutschen Beamten- vundes beide» Vorrednern eutgegentrat und dte Halt»«» des Deutschen Beamtenbund«» tu Volizetbeamtenfrage» »»ter Anführung vo» reichhaltigem Beweismatertal ver teidigte. Man kam bei dieser BerhandlungSbrette picht zu Ende, sondern muhte sich auf Freitag früh 8 Uhr vertageu. Rach Abschluß der Verhandlungen sprach Herr Staat»« innenulinister Mtiller noch über d«S »erk«v»rdig« «ar» kommnia in Leipzig, das der damalige LanbiagSbcrtcht be reits berücksichtigt «in Leipzig sind anläßlich des Besuchs des Reichspräsidenten nnd der Messe 8NV bis 400 Polizei beamte ganz plüAich an Ernährungsstörungen erkrankt, weil ihnen wahrscheinlich schwere Abführmittel in das Esse» gemengt worden sind). Der Minister äußerte seinen Alb scheu über dieses Vorkommnis u. a. wie folgt: „Bei solchen Vorgängen mutz in Ihnen ldcn Polizcidelegterten) ein so starkes Entrüstnugs- nnd Solidaritätsgefühl zum Ausdruck kommen, daß ich mir gar nicht vorftcllen könnte, daß in Ihren Kreisen nnd überhaupt im ganzen Lande es einen Menschen gibt, der dieses frevelhafte Beginnen billigen könnte. Es ist ganz gleich, welche Meinung jemand hat, aber wenn er glaubt, seine llebcrzcugung dadurch dokumen tier e» zu müssen, daß er den eigenen Kameraden körper lichen Schaden zufügt, dann habe ich für ihn nur ei» grenzenloses Maß von Verachtung. Tas müssen Sie auch haben, selbst wenn Sie der Regierung feindlich gegenüber stünden, was ja nicht der Fall ist. Ich sage Ihnen das deshalb, weil ich in der letzten Jett besonders die Be obachtung gemacht habe, daß Kräfte am Werke sind, die Ihnen gar nichts nützen können, und auch deshalb, weil ich selbst ein alter Gewerkschaftler bin. Ich lese oft in ge wissen Zeitschriften, die in Zürich verlegt und in Basel gedruckt werden und deren Leiter noch ganz wo anders sitzen. Ta frage ich mich: Ist denn das einer großen Ver einigung mit starken, staatsvcrantwortlichen Gefühlen wür dig, wenn man versucht, das Gebäude, auf dem wir stehen und in dem wir wohnen, von innen heraus zu unter graben? Sie brauchen ja mit der Regierung nicht einver standen zu sein. Sic können Opposition machen, aber cS dürfen nicht persönliche Kämpfe geführt werden, wo mau keine anderen führen kann. Kämpfe zu führen um das Beste ohne persönliche Momente, das soll die Richtschnur sein. Ich bitte Sic, die üblen Tendenzen in Ihrer Ber einigung mit allen Mitteln zu unterbinde». Nach dem Vorgänge iu Leipzig werde auch ich viel rücksichtsloser sein als bisher, und zwar in Ihrem Interesse und im Interesse des Staates. Tas Leben der Polizcibcamten darf nicht auch noch in Gefahr kommen durch die eigenen Kameraden!" Vorsitzender Kntlncr dankte für die Mitteilung und versicherte die gleiche Meinung des Verbandes, worauf er die Tagung um )-9 Nhr abends schloß. 14. Kongretz des Sächsischen Schachbundes in Dre den. Anläßlich des '-»jährigen Bestehens des Dresdner Schachvcrcins, der in Deutschland zu den ältesten und stärksten Vereinen zählt, sinder zu Ostern in Dresden iu den Räumen des Altstädter Logenhanses, Ostra-Allcc 1ä, der 14. Kongreß des Sächsischen Sklrachbundcs statt. Im Mittelpunkt der Ereignisse siebt das Internationale Meister- luruicr, bei dem sich ein Kampf der deutschen Meister Sämisch, Vlümich und von Holzhausen mit dem Weltmeister- schastsauwärter Dr. Aljechin «Rußland), Nimzowitsch «Däne mark«, Dr. Tartakomer «Oesterreich«, Rubinstein «Polen), Notes «England), P. Iohncr «Schweiz) und L. Steiner «Ungarn) cntspinncn wird. Weiter wird der bisher zweimal verschobene Länder kamps der besten Amatcurmeister von Deutschland nnd Oesterreich ausgetragcn. Für Oesterreich werden voraus sichtlich Pros. Becker, Dr. Gruber, Hönliuger, Lokueuc, Tönig, Müller, «. R. Wolf vnb Düuman» oder Beim»« spielen, währ««» dte deutsche Mannschaft jedenfalls au» Wagner «Hamburgs, Earl» (Bremens, Krüger (Hamburg), Dr. Antze «Breme»), Dr. von Gottschall (Breslau), Heß (Ulm), Moritz (Stettin) und Dr. Gebhardt (München) be stehen wirb. Rebe» diesem internationale» Ereignisse laufen di« sächsischen Turniere. Hier gelte« im sächsischen Meisterturnter «eben dem bekannten Sudetendeutschen Gila bi« beiden Dresdner Vertreter Wtada und Dr. Palitzsch und ferner Dr. Zimmer (Limbach) als erste SiegrSanwärter. Außer diesen beteiligen sich noch Barth, «lechschmtbt, Dr. Müller und Bordank. Zu in sächsischen Meisterschaft»- und Haupt turnier schließlich treten vü Teilnehmer aus allen Gauen Sachsens an. Die ordentliche Bu«beSbauptversa«mluNg des «ächiischen Bunde« unb ein Festbankett vervollständige« das Programm de» Kongresses. AuS dem päpstliche« Jihrduch. vdz. Der soeben erschienene Band de« päpstlichen Jahr buche« gibt die infolge neuer Todesfälle inzwischen wiederum verminderte Zahl der Mitglieder de« hl. Kollegium« noch mit 64 Kardinalen an. Dekan de« hl. Kollegium« ist Kardiüol Banntelu, der bereit« im SO. Lebensjahre steht und schon 57 Jahre lang den Purpur trägt. Im KardinalS- kolleaium sind beute vertreten Italien, Frankreich. Irland, England, Nord- und Südamerika, Spanien, Hollgud. Oesterreich, Deutschland und Pole». Frankreich steht mit siebe» Kardinälen an der Spitze der im hl. Kollegium ver tretenen au«ländischen Nationen. Da« Jahrbuch verzeichnet ferner 16 Patriarch«, 623 Erzbistümer und Bistümer. Di« Zahl der Titular-Grzbischöfe und Bischöfe wurde im Jahre 1925 um 44 Stellen auf 659 vermehrt. Der Heilige Stuhl ist beute bei 26 Regierungen durch Nuntien und Inter- nutien vertreten. Bücher und Zeitschriften. Die Mode zu Öfter». Schöne Tage verändern und be leben sofort das modische Bild auf der Straße. Man wird viele zartfarbige Jackenkleider — Jacke und Nock mit dem neuen Musterplissce — zn Ostern sehen und die kurze Jacke bevorzugen. Junge Mädchen tragen daS neue Bolerojäck chen, als Kostümjäckche» oder Bolcrokleid. Ter „Bazar" betont diese Mode durch besonders reizvolle Vorlagen in seiner soeben erschienenen Osternummcr und zeigt auch die kurze Matrofcnjacke zum Jnmperklcid nnd das kurze Eape zum Nachmittagskleid. Zum Sport und auf der Reise trägt man nach dem „Bazar"-Bericht fast nur gradlinige, schlickte Kleider, hauptsächlich im Inmperstil, aus jeglichem Material und viel Capcmäntel. Die Hüte sind noch vor wiegend klein und weich. Besonders zn begrüßen, weil überaus praktisch, ist eine Neuerung des „Bazar", mehrere Kleidcrvorschläge sür ein und denselben Schnitt zu geben. — Alle Postanstalten nehmen Bestellungen auf den „Bazar" entgegen und jede Buchhandlung liefert ihn für !>9 Pfg. Ans Wunsch schickt der „Bazar" (Berlin W S) unsere» Leserinnen eine Probcnumincr. Handel nnd Volkswirtschaft. Au der Berliner Börse war am Mittwoch daS Geschäft auf dem Effektenmarkt überaus angeregt. Ans manchen Gebieten gab cs geradezu sprunghafte Kurssteigerungen. Das Publikum wendet sich, da die Verzinsung bei den Ban ken und öffentlichen Kassen stark herabgesetzt worden ist, «nieder mehr als früher dem Ankauf von Effekten zn. Aus land uirüIulaud waren gleichmäßig mit erheblichen Kauf aufträgen vertreten. An« Rentcninarkt schloß die sttnfvro- zcntigc Rcicl-sanleihc mit 0,41250, die Schntzgcbietsaiileihc mit 6,1.', Prozent. Landschaftliche Golüpfandbriefe waren wieder sehr gesucht und gewannen 1 bis 1 24 Prozent im Kurse. Eiscnbahnaktie» lagen nicht einheitlich. Baltimore gaben um 2 Prozent nach, während Kanada ebensoviel ge wannen. Schiffahrtsaltien hatten lebhaftes Geschäft. Hapag gewann 2)4 Prozent, Hansa 2)4 Prozent, Norddeutscher Lloyd, Deutsch-Austral und Hambnrg-Süd 1—1)4 Prozent. Bon den Bankaktien verloren nur Bank für Elektrowertc 1 Prozent. Sonst wurden überall Gewinne von )4—1!4 er zielt. Am Montanakticnmarkt gewannen Essener Stein kohlen 9 Prozent, Gelsenkirchen 5)4 Prozent, Rheinstahl 5 Prozent, Deutsch-Luxemburger 1)4 Prozent und Hoesch 4 Prozent. Sonst bewegten sich die Kurssteigerungen im all gemeinen auf einer Linie von 2 Prozent. Kaliwerte zeigten Auswärtsbcwcguug. Aschersleben und Westeregeln gewan nen je 3)4 Prozent, Deutsche Kali 3 Prozent und Salzdet furth 2 Prozent. Th. Goldschmidt erzielten sogar eine Stei gerung von 6)4. Prozent. Bei den Elektrizitätswcrten hatte A. E. G. die Führung mit einer Kurssteigerung von 3 Pro zent. Felten, Transradio, Elektrische Nntcrnchmnngen so wie Sachsenwerk gewannen 2)4 Prozent, Deutsche Kabel werke 2)4 und Schlickert 2 Prozent. Von den Aktien der Maschinen- und Motorenfabriken waren Deutscher Eisenhan- dcl um 4)4 gebessert, Adlerwerke 2)4 und Deutsche Maschinen 2)4 Prozent. Ohrcnstcin gewann 3 Prozent. Angesichts des Ultimo zeigte der Geldmarkt eine kleine Versteifung. Der Satz für tägliches Geld umr 6—7)4 Prozent. Der Privat diskont blieb unverändert. Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskosten im März 19SS. Die Rcichsrichtzahl für die Lebenshaltungs kosten «Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bc kleidüng nnd „Sonstiger Bedarf") ist nach den Feststellungen des Statistische» Reick,Samtes für den Durchschnitt des Monats Mqrz .mit IG,3 gegenüber dem Vormonat (138,8) »m 6,4 v. H. zürückgegäügen. An Veränderungen von verhältnismäßig größerem Ausmaß sind nur zu verzeichnen: das weitere Anziehen -er Gemüsepreisc, der sich verschärft fortsetzendc Rückgang der Eicrprcise und das Nachgcben der Kartofselpreise. ihren Kopf aus seine Schulter. Sic fühlte sich plötzlich ge- borgen, dünkte sich wie ein zum Vater heimgekehrtes Kind und flüsterte: „Gern, gern, du lieber Onkel Theodor. Wie soll ich dir für all deine Liebe danken!" „Daß du mich auch in der Ferne ein bißchen lieb- behältst und mir manchmal schreibst, wie es dir geht. Und bah du nicht mehr von, Borgen sprichst." „Alles, nur das letzte nicht, Onkel!" entgegnete sie fest, sich auirichtend. .Na, denn nicht, du alter Dicktopf! Aber wehe, zahlst du mir nicht pünktlich zurück! Ich lasse dich auspfändcn!" „Wenn s bei einer armen Lehrerin etwas zu holen gibt," scherzte sie zurück. Als die Geldangelegenheit erledigt war, verabschiedete sich Regine. „Laß meinen Besuch und deine freundliche Hilfe unser Geheimnis sein," bat sie, als sie ihren, väterlichen Freunde die Hand reichte. „I, natürlich," versprach er. „Das gry»' '^ere Leute absolut nichts an. Nur meiner Frau werde ich's erzählen, denn vor der hatte ich noch nie ein Geheimnis. Aber ihrer Verschwiegenheit darfst du sicher sein. Und nun in Gottes Namen, Döchting! Und wir bleibe«, die alten, nicht wahr?" . Sie versichere ihn ihrer Treue und Dankbarkeit mit Iranenerstickter Stimme. Und als er dann die Haustür hinter ihr geschlossen hatte und sie ihn nicht mehr sah, war cs ihr, als habe sie den Vater zum anderen Male verloren. Mit zögernden Schritten näherte sie sich dem Vater-' Hause. Es kam ihr wie ein stilles und doch heißes Ver langen in den Sinn, einzutreten und wenigsten« dec Mutter ein Lebewohl zu sagen. Aber die lange Front hatte kein einziges erleuchtetes Fenster. Kalt und ent schiede» abweisend berührte der düstere Steinkoloß. Und Reginens Sehne,» sank in sich zusammen wie ein ver glimmender Stern. Man hatte sie während so vieler Tage nicht gewollt. Würde es heute, da noch so manche« Reue zu ihren allen „Verfehlungen" gekommen, ander» sein? Schließlich erlebte sie am letzten Ende ein eisiges Tür weifen. Und das nicht auch noch mit hinwegnehmen müssen neben aller schon erlebten Bitterkeit. Nein! Lieber stilh von niemand mehr gesehen fort i Und doch kam es nicht dazu. Ala sie sich stark machte und ihre wehen Augen von dem lieben Hause löste, um schnell weiterzugehen, La sie in letzter Sekund« doch noch ein weichmütiges Dankendwerden fürchtete, stand Loris, die von ihrem Spaziergang heimkehrte, vor ihr. Regine hätte still an der Schwester vorübergehen können r denn Doris erkannte sie in der halben Dunkelheit nicht und bog schon au«. Aber da« litt Reginen« ver langendes Herz nicht. Und dazu kam, daß sie sich plötzlich Her noch unerfüllten Bitte Moritz Schölerkamp« erinnertem Vorwurfsvoll «ahnend kam der Gedanke daran in ihrw „Doris s" rlef sie leise. Die Angesprochene schrie in halbem Erschrecken ausi um dann wie erstarrt stehenzubleiben. Endlich ein «rstaunb kraaendes und fteudeaetrgnfte«: „Du? O. Lu, Regine l* Im nächsten Augenblicke fühlte sie sich am Arme er griffen. „Komm! Komm ein Stück mit mir!" « Doris machte sich von ihrer augenblickslangen Energie losigkeit frei. „Nein, nicht da hinaus, Regine!" sagte sie entschieden. „Komm du mit mir! Komm heim, Regine!" .Nein, nech l Dazu kannst du mich nicht bewege». Jetzt nicht mehv. Dielleicht, wenn du Lies Wort wenige Minuten früher gesagt hättest, da noch ein schwaches Ver langen in m«Ler Seele war. Nun habe ich bereits ent schieden." Dorls saklS kernen neuen Widerspruch. Mechanisch schritt sie neben der Schwester her. Bis ein leises Weine» ihre Starrheit löste. Und Regine sprach. Redete von einem Nichtanderskönnen und von dem, was sie dazu gebracht. „Vielleicht gehe ich zu Unrecht," sagte sie zuletzt. „Denn ich handele im Grunde genommen wohl nicht, wie ein Kind handeln soll. Und am Ende straft mich meine Zukunft mit einer Fülle von Mißlingen. Ich will ihr dennoch mutig entgegensetzen. Weoa es sjja vi(b: mit Trotz und ohne Bereuen." Doris hörte wortlos Ft: Was hätte sie dem be stimmten, entschlossenen Sprech-» der Schwester auch ent gegnen sollen? Sie fühlte und empfand ja mit ihr. Erst als Regine von dem heimlichen Geschenk Moritz SchSler- kamps zu erzählen anhob, schlug ihr resigniertes Schweigen in stürmische Aufregung um, die in sich überstürzenden Fragen ihren Ausdruck (and. Ein Geschenk? Und was? Und wann gekommen? Und wo es verwahrt sei? ... Ihr eben noch trauriges, mitfühlende« Herz war in einen einzigen Lustgarten verkehrt und trank Sonnenglänzen, daß alles Leid schwand und vs-SHur-ster Geschick zu einem bedeutungslosen Nichts wurde. Sie hatten schon die Dammtökbklick« «erricht, al« Regine mit ihren häufig unterbrochenen Mitteilungen am Ende war und sie Doris nun umzukehren bat. Da erst erwachte die Glückliche wie aus einer seligen Be täubung und vermochte es, ihr Sinnen wieder der Wirk lichkeit zuzuwenden. Sie klammerte sich mit beiden Händen an den Arm der Schwester und versicherte, sie würde es nicht dulden, daß sie ginge. Sie müsse mit heim. Sie solle ruhiger werden, überlegen, es wüsste noch alles gut enden i Und eine Aussprache mit derMutter ... and ... und ... Die Leiter« erzwang sich entschieden die Freigabe ihres fest umschlossenen Armes und schnitt da» zuletzt zusammen hanglose Flehen der Schwester mit einem kurzen Wort ab. „Es ist nutzlos, daß du «sch bestjirwL Ich äußere weiue« Entschluß nicht mehr." .. Ehe Dori» zu einet Entgegnung Zeit fackd, suhlte sie sich plötzlich stürmisch umschlungen und mit heißer Zärt lichkeit geküßt. Und letzte zitternde Dort« schlugen an ihr Ohr: „Liebes treues Schwrsterherz ... liebe, liebe Klein« l Leb' wohl) Und trag' ost Blumen zur Gruft hinaus. Diele. Aus dem Garten. Wenn der Frühling kommt." Ein tdildes Zittern bebte übet Dori« Gardingo jungen Leib. Eine heiße Angst schnürt« ihr die Kehle zu, daß sie zu ersticken sürchiete und nicht das Vermögen besaß, einen Laut über ihre Lippen zu bringen. Und ihre Füße waren wie qeläbmt. Al« sie endlich di« Gewalt über sich ^Urück- 8Lwann,'war Reginens Gestatt schon irr der Dunlelherk verschwunden. Menschen gingen an ihr vnüber, die regungslos Starrende verwundert musternd. Ein Wagen rollte heran. Und von fern, draußen vom Hafen her oder noch weiter fort, vielleicht aus der Gegend des Leuchtfeuers bei Brüste» ort, kam auf den Fittichen des Abcndwindes das miß tönende Heulen eines Nebelhorns. Doris raffte sich auf und taumelte heim. Es war wirklich ein Taumeln und Schwanken. Mehr ein Vorwärts tasten mit den Füßen, als ein sicheres Auskchreiten ... ' Und nun kniete sie schon, noch mit Hut und Mantel bekleidet, vor dem Toilettentisch Reginens und entfernte mit zitternden Händen die Papierhüllen von einem kleinen Schächtelchen. Bis endlich ein Reif mit funkelndem Rubin in ihrem Schoße lag. Sic wollte sich freuen, sic wollte den . Ring nehmen und an die Lippen pressen. Und tat schließ lich ganz etwas anderes. Weinte. Weinte wie ein glücks verlassenes, unsäglich trauriges Menschenkind. Und der funkelnde Rubin im goldenen Ring wurde mit kristallenen Perlen überschütt, die ihm im Zerrinnen seinen Glanz, nahmen. Mutter Line Mörs schlang in Hast Bindfaden um ein kleines Paket, das einige belegte Butterbrote barg. Ihr am Heiligabend so unerwartet hereingeschneiter Logiergast — gerade als sie die gefüllte Bunzlauer Kaffeekanne und die appetitliche, rosinenstarrende Lhriststolle auf den Tisch gestellt hatte und im Begriff gewesen war, dem braunen Trank und dem braunen Kuchen alle Ehre anzutun, war Regine gekommen — wollte heute mit dem Abendschnell- -uge abrelsen und sollte dies Paketchen als letzte Liebes gabe mit aus den Weg nehmen. Schon zum Gehen gerüstet, stand Regine neben ihr kn der schmalen Küche, der die Lampe mit dem me.singenea Blender ein mattes Licht gab, und sah den hastenden Händen der Alten mit einein verlorenen Lächeln zu. „Reden Sie mir nicht darein, Fräuleinchen," hatte Tine Mors gesagt als Regine sich gesträubt, Proviant für die Reise anzunehmen. „Ich weiß, wie La» ist. Unterwegs kriegt matt Hunger, und auf Len Bahnhöfen ist alles sünd haft teuer. Als mein Seliger damals, vor zwanzig Jahren nun schon bald zum letzten Male, alle Jahr so gegen Aus- sang August hin auf den Gänfeelnkauf nach Rügenwal-e fuhr — Sie Gissen ja, wir hatten im Fahrenkrog nach Uhlenhorst zu «m« Giinsemästerei, und ich machte Spick gänse, seine, delikate Ware — sagte er immer zu mir: „Mutter, pack' ordentlich was zu essen ein. So Stücker sechs« ringsum. Und wenigsten» drei Paar mit Spickgans. Denn bis Rügenwalde ist eine halb« Ewigkeit, und die Zeit wird einem bannig lang, wenn man nicht« zu futtern hat." Ja, so sagte er. Und Sie können auch nicht von! per Luft leben, Fräuleinchen." Nun war der letzt« Knoten geknüpft und da» Hotz« knebelchen eingeschoben. Mutter Mör» griff nach ihrem« schon über ein« Stuhllehne zurechtgelegten UmjchloKetuch-i M«ald sechs. Wir müssen uns sputen,"