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SIS. r. Beilege zu« «teseer reqrblen. e»mi«den», 14. reptem-er ISS», «venvs. 8S. Jahr«. «urzschlntz. Bo» -er Dentsche« «eseüschafi fit« Echadenverhüt««« In Münch,» wtrö un» folgende» mttgetetlt: Gelegentlich einer rchwurgericht»verhanblung in Limburg führte der Staat», anwalt au«, -atz nur V Prozent aller Brände im Westerwald eine natürlich« Urfache -ab«». Diese erschreckende Feststel lung trifft aber nicht nur für da» Westerwaldgebiet zu, son- der« so ztemltch für ganz Deutschland. All« möglichen vrandursachen müssen heut« den wahren Tatbestand des BorsatzeS oder Leichtsinns verschleiern, wobei ganz besonders aber der Surzschlntz al» AuSwea herhalten muh. Bei An- wefenSbränben, bet Bränden in Fabriken, Kaufhäusern, Lagern, Ladengeschäften, Wohnungen, Scheunen, Ställen us«. wirb nur zu gerne behauptet, bah das Feuer aus das Versagen ber elektrischen Leitung zurückzuführen sei. Die Fälle häufen sich nun derart, bah wir es für angezeigt hiel te«, bei den größten deutschen Elektrizitätswerken sowie bei der Bereinigung der Elektrizitätswerke, e. V., Berlin, ferner bet ber Technischen Hochschule Müuchen anzusragen, ob nach dem heutigen Stand der Elektrotechnik bte Berichte über so zahlreiche Fäll« von Kurzschluß glaubhaft sind und der Wirk lichkeit entsprechen. Die Umfrage hat sich gelohnt, denn alle diese Stellen haben rundweg die Frage verneint. So schrieb uns die Berliner Städtische Elektrizität»» «erke-A.,G., daß sie sämtliche Meldungen der Tagespresse über Brände mit Elektrizität als Ursache nachprüfe. „Bei dieser Gelegenheit hat sich wiederholt herausgestellt, daß bei Bränden, für die Elektrizität als Ursache angegeben war, an der Entstehnngsstelle überhaupt keine elektrische Anlage vorhanden war, so baß ganz klar die Irrtümlichkeit der An gabe nachgewtesen werden konnte." Auch die Direktion der Elektrizitätswerke der Stadt Köln teilte mit, sie habe in sämtlichen in diesem Jahre in Köln vorgekommenen und von ihr untersuchten Bränden scst- stellen können, „daß Kurzschluß nicht die Ursache mar, son dern in zwei Fällen beispielsweise offenes Licht und in einem Kalle war sogar überhaupt keine elektrische Anlage vorhan- den! Soweit eine elektrische Anlage von sachmännischer Seite aus angelegt ist und nicht vernachlässigt wird, wozu insbesondere auch die Instandhaltung der Sicherungsvatro- nen gehört, ist kaum anzunehmen, daß ein Kurzschluß auf- treten kann." Achnlich äußerte sich das Städtische Elektrizitätswerk München: „In den sehr zahlreichen Presseberichten über Schadenfeuer, in denen als Ursache „Kurzschluß ber elektri schen Leitung" angegeben wird, beruht die Ursachenangabe meist auf Vermutung. Die endgültige Feststellung durch den Fachmann ergibt jedoch in vielen Fällen, daß die Ursache des Brandes nicht in der elektrischen Anlage zu suchen war. Um Kurzschlüssen und Lichtbogenbildungen vorzubeugen, ist es sehr wichtig, die Oefsentlichkeit immer wieder eindringlich auf die Gefahren der Ueberbrückung und der Erstellung oder Au»besserung elektrischer Anlagen durch Nichtfachlent« hinzu, weisen." Di» gleichen Beobachtungen wurden von der Direktion ber Städtisch«« Elektrizität»»«»!« Frankfurt «. M. mttge- teilt. Ebenso stellte die Bereinigung d«r Elektrizität»»«»!« «. B-, Berlin, fest: „Wir haben seit zirka 2 Jahren alle er heblichen Kurzschlußnachrichten, die unS bekannt wurden, untersucht, und konnten in^zirka 80 Prozent aller Fälle ein- wandfrei beweisen, daß die Brandursache des jeweiligen Scha denfeuers nicht aus Elektrizität zurückzusühren war. In den restlichen Fällen handelte es sich vornehmlich um Schäden bei vernachlässigter Installation." Mit diesen Aeußerungen stimmt auch das Gutachten der Technisch«,, »ochschnl« Münch««, Lehrstuhl «ür elektrische An lagen und HochspannungStechnik lHrosessor Dr. A. Schwai ger), überein, das wie folgt lautet: „Ihre Vermutung, baß der Kurzschluß von elektrischen Leitungsanlagen wohl sehr ost als Brandursache angegeben wird, daß dies aber in vie len Fällen unzutreffend ist, dürste seine Richtigkeit haben. Die vom Verband Deutscher Elektrotechniker herauSgegebe- nen Richtlinien und SicherheitSetnrichtungen in elektrischen Anlagen schreiben die Ausführungsform und das Material für die Montage der elektrischen Anlage vor. Wären alle Anlagen genau nach diesen Vorschriften ausgesührt bezw. würden an richtig ausgeführten Anlagen nicht unzulässige Änderungen und Eingriffe vorgenommen tüberbrückungen von Sicherungen und dcrgl.j, dann wäre der Kurzschluß als wirkliche Ursache von Bränden sicherlich eine Seltenheit." Nach diesem sehr wertvollen Sachverstänbigenmaterial steht also wissenschaftlich und praktisch fest: 1. daß bei vorschriftsmäßigen Anlagen, Leitungen und Sicherungen Kurzschluß. Erdschluß usw. nahezu a«s- geschloffe« ist: 2. daß daher Kurzschluß so ziemlich auf verpfuschten, meistens von Nichtfachmännern eingerichteten Leitun gen beruht oder 8. aus schlechte Sicherungen, abgenützte, verwahrloste, der Feuchtigkeit usw. ausgesetzte Leitungen zurückzufüh- rcn ist, und 4. daß somit Kurzschluß fast durchweg vom Brandgeschä- digten durch seine eigene Nachlässigkeit und Schlam perei verschuldet wird, infolgedessen die vielen Anga ben über Kurzschlußbrändc in den meisten Fällen Verlegenheitsmcldnngen sind oder auf irrtümlicher Annahme beruhen. Schließlich wäre noch einiges über mangelhafte Siche rungen auszusühren, um diese weitverbreitete Fehlerquelle zum Schwinden zu bringen und damit in der Hauptsache dem Kurzschluß den Garaus zu machen. Tie beste Vorbeugung gegen Kurzschjnßbrände ist eine vorschriftsmäßige Sicherung. ES lohnt sich, einmal eine Sicherung zu betrachten. Nur mit Mühe ist ber fein« Draht einer Sicherung zu erkennen. Auf den kleinen Strom, den dieser seine Draht auszunehmen ver mag, ist di« ganze elektrische Leitung eingestellt: einen stär- keren Strom terträgt sie nicht. Gelangt ein stärkerer Strom in die Leitung, bann wird diese glühend und kann einen Brand entzünden. Deshalb ist die Sicherung mit dem feinen Draht eingeschaltet. Wirb nämlich der Strom stärker, als er sein soll, dann kommt zuerst der seine Draht der Sicherung in Glut und verbrennt, ehe der starke Strom weiter in die Leitung gelangen kann. Durch das Verbrennen des feinen Ticherungsdrahtcs wirb der Zufluß des Stromes zur Leitung unterbrochen ü»d diese ist gerettet. Damit versteht sich von selbst, daß der seine Licherungsdraht nicht durch «inen stärkeren Draht oder gar durch einen Nagel oder ein Geldstück ersetzt werden darf. Tenn ein solches stärkeres Metallstück läßt einen so starken Strom durch, daß ihn die Leitung nicht verträgt und beschädigt werden muß. Tie Sicherung bedeutet also sür die elektrische Anlage das gleiche wie daS Sicherheitsventil sür den Dampfkessel. Ein Dampf kessel kann explodieren, wenn bas Sicherheitsventil nicht in Ordnung ist. Und eine elektrische Anlage wirb feuergefähr lich, wenn die Sicherung nicht vorschriftsmäßig ist. Tas sind Binsenwahrheiten. Toch wie ost werden sie infolge Beqüem- lichkeit, Gedankenlosigkeit und Vergeßlichkeit nicht beachtet. OlqPekpsIcet 90kkr. 1.UX soöucnr o A« Win FsF/MH «//>«/ -SSS/t/A/ MM M MM FF MW »MF S» M M M» M o dM S V F M GFd F z//>^ »W M ME E FWU GF FF UF « d « dF im Riesaer Tageblatt linden schnellste un zweckentsprechende Verbreitung. Die Insel der Ingrid Römer. Roman von Cläre Bekker. Copyright by Greiner u. Co., Berlin NW. 6. 14. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) »Ja," sagte Ingrid, „ich werbe die Rolle nun schnell lernen, und dann sollen Sie sehen, ob ich auch wirklich geeignet bin, sie zu spielen . . ." Ingrid war heute so weich und lieb, daß auch Götz sich über sie wunderte und seine Inneren Vorwürfe, die seit gestern sich noch immer in ihm regten, mehr und mehr verstummten. Er bracht« eS nicht mehr über sich, sie nun noch zu fragen, wa» sie zu ihrem Schritt, Theater zwecks Prüfung und Anstellung aufzusuchen, bewogen hatte. Als er ging, hatte er mit ihr verabredet, daß er am nächsten Nachmittage nochmal» kommen würde. Bi» dahin sollte sie sich mit der Rolle beschäftigest, sie überlesen, und geistig zu erfassen suchen. Freudig sagte Ingrid zu. Der nächste Tag war ein Sonntag. Götz Latte kein« Probe. Er kam mit seinem Wagen gegen drei Uhr an gefahren. Sofort begab er sich mit Ingrid in den grüß- ten Raum des Hause», einem Hellen, nach dem Garten zu gelegenen Gesellschaftszimmer und begann mit ihr zu arbeiten. Jngrib wußte bereits einen Teil der Rolle auswendig. Uick auch Götz kannte diese Partie, die er mit ihr zu spielen hatte. Wieder hatte Ingrid jenen Blick, der nach innen ging, ber sich von allem Aeußeren abzuschlteßen schien. Wie unter einer Suggestion wirkte sie. Und alles, wa» sie der Rolle in diesem Zustande gab, bis auf einig« Kleinigkeiten, gefiel Götz. Er spürte wieder, daß Ingrid aus einem unendlich tiefen seelischen Born schöpfte und deshalb keine falschen Töne zur Verfügung hatte. Nach einigen Wiederholungen rief Götz Frau Soll. Stillschweigend setzte dies« sich nieder und hörte und sah dem Spiel der beiden zu. Ost nickte st» Da brach Götz bte Arbeit ab. „So," sagte er. „Wir sind tm besten Zuge, Fräulein Ingrid. Arbeiten Sie In dem Sinne, wie Sie begonnen haben, weüer. Nun habe ich eine andere Bitte. Frau Vogelsang und ihr Gatte, ber Dichter diese» schönen Stücke», da» Ihnen Ihren ersten Erfolg geben soll — haben mich gebeten, Sie ihnen heute zu bringen, damit auch er sie endlich kennen lernt... Wollen auch Sie, ynädige Frau, der Einladung Folge leisten? ..." ,Mr «Essen wohl. Das gehört ja wohl alle» baj«... Richt wahr, Ingrid? .. erwiderte Frau Soll. „Ja, wir wahren natürlich gern mH" sagte Jngrü». „Rur umkleiden mvsftn wir un» wohl..." " „Gut, gnäbtge Frau, ich warte gerne ..." Ingrid kam nach kurzer Welle in einem ganz schlich ten weißen Kleid herunter. Zum ersten Male sah Götz sie in einem Kleid au» weichen, feinen Stoff, da» in ber Art eine» Stilkleides gearbeitet war. Auch zierliche weiße Schuhe und dünne Strümpfe trug sie zum erst«, Male. Er schaute auf sie hi». „Engelsschönheit" hatte Lund ge sagt. Ja, er hatte recht. Ingrid war von einer himm lischen Engels schönbeit. Er wußte «gentlich gar nicht, wa» er tat, al» er zu ihr hingt«« und ihr bi« wenigen Nadeln au» de» hell- goldenen Zöpfe«, die wie eine Krone um ihren kindlich«, Kops lagen, herau»zog und ihr di« zwei blonden, weichen und leuchtenden Haarschlangen über bte Schultern legte. „So," sagte er, „nun binden Sie nur «nen Schleier darum Md la Leben Sie mit mir. Fräulein Ingrid. Ich I bringe Sie und Frau Soll in meinem Wagen wieder j zurück. Sie brauchen keinen Hut . . ." Auch Friedrich Vogelsang, der Dichter, starrte auf Ingrid, als er sie zuerst sah, al» sähe er eine überirdische Erscheinung. „Nur goldene Sandalen und Flügel fehlen Ihnen noch . . . Ingrid. So heißen Sie doch, nicht wahr? . .. Fräulein kann tch zu Ihnen unmöglich sagen — «ein. Sie sind eine lebendig gewordene Gestalt meiner Seele . . . Also: Ingrid, Ingrid. . . Nichts mehr und nichts weniger ... Sana," wandte er sich an seine Frau, ,cha hast du diesmal em groges Wert vollbracht, indem ou diese — Ingrid entdecktest... Ja, ein großes Werk. Ich bin zufrieden mit dir wie noch nie . . ." Ingrid wußte nichts zu sagen. Sie war überhaupt fast stumm tn Gesellschaft von mehreren Menschen. Mit zuteilen wußte sie sich nur zu zweit, und dann auch nur, wenn sie mit einem verwandten Menschen sprach und über Dinge deS Geistes oder der Seele sich unterhielt. Die Ereignisse de» alltäglichen Lebens glitten noch an ihr vorbei, sagten ihr nichts. Menschen dagegen, die sie einmal durch ein gutes Wort oder eine gute Tat kennen gelernt hatte, liebte sie für immer. So brachte sie dem Ehepaar Jaritschek, besonders aber Frau Doktor Jarttschek, schrankenlose Liebe entgegen. ES war Dankbarkeit, die sich aber tn Liebe umgesetzt, in Wort und Blick, ja selbst in Ingrids Händttrruck zeigte. — Der kleine Kreis, der tm Hause de» Dichter» Bogel- sang zunächst aus den drei geladenen Gästen, Frau Soll, Götz, Ingrid und den Gastgebern bestand, vermehrte sich Unerwarteter Weise durch de« Besuch eines jungen Jour nalisten. Später kam zu aller Leidwesen auch noch Frau Suse Harlan dazu, die sich inzwischen mit einem bekann te« Preisboxer verlobt hatte. Frau Harlan pfiff leise, aber ungeniert, durch bte Zähne, al» sie Ingrid sah. Bon ihr schaute sie mit recht anzüglichen Blicken auf Götz. „Nun ja," sagte sie so, daß ein jeder e» hörte, ,^ede Arau, die „nach der ersten kommt, muß stet» jünger al» Sie blickte sich danach herausfordernd um und lachte. Sie trug diesmal wieder ein unglaublich moderne» Kleid, da» sie mehr au»- al» anzog. Dazu hatte sie vsllkommen nach Männerart frisiertes und geschnittene» Haar und ihr Gesicht sah einem Tuschkasten ähnlich. Al» aller neueste» hatte sie auf ihr« Augenlider Goldstaub gelegt. Auch Frau Sana Bogelsang Neidete sich höchst modern. Aber wa» bet der überschlanken, schlecht gewachsenen Suse Harlan grotesk wirkte. Neidete Frau Bogelsang sehr gut, da st« einen wunderschönen Körper und ein überaus Auges, wenn auch kein schöne» Gesicht hatte. Ingrid wirkte unter diesen beiden Frauenerscheinun gen wie ein Kind. Ihr regelmäßige», friedliche», samt weiche», von Sonne und Licht gebildete» und gepflegtes Gesicht, mit den großen, dunkelblauen Augensternen darin, die lange dunlle Wimpern schmückten, dazu ihr wunder bares goldene» Haar und ihr hoher, kerzenhafter Wuchs. — Alle» da» zusammen gab ihr etwa» bezwingend Lich te» und Holdes. Wo sie stand oder saß, zog sie aller Blicke auf sich. Ohne daß sie selbst etwa» davon wußte »der ahnte, erregte ihre Erscheinung Sensation. Der Journalist versuchte Götz auSzusragen, wer eigent lich diese „junge blonde Person mit den koketten" Zöpfen sei. In Götz brannten Flammen hoch bet dieser unge hobelten Frage. „Diese junge blonde Person", sagte er, die Worte de» Journalisten wiederholend, „ist die Nichte von Dtrgni Es ist hier also angebracht, den Ton ihr gegenüber da nach etnzurichten. Wenn Sie aber nicht wissen sollten, wer Dirgnt ist, so fragen Sie tn Ihrer Redaktion doch mal den Musikkritiker danach." „Doch, doch," erwiderte der junge Mann nun auf» eifrigste, „ich weiß schon, wer der berühmte Dirgnt ist. Nun — und? . . ." „Und? — Nichts weiter . . ." Götz ließ den vor Wiß- begierde zitternden Zeitungsmann stehen. Aber er be reute auch, daß er sich hatte hinreißen lassen, so viel über Ingrids Herkunft zu verraten. Würde nun nicht eine Zeitungshetze hinter ihr her beginnen, um sie nach allen Möglichkeiten auszufragen? Das war in der Tat ein Fehler, den er da begangen hatte. Ingrid saß still da und nahm nur mit ihrem großen Blick alles in sich auf, was sich rings um sie her ab spielte. Sie hörte über Kunst und Künstler sprechen. Namen und Berichte über Ereignisse schwirrten durch einander, die sie noch nie vernommen. Frau Suse Har lan, tn ihrer grotesken Art offenherzigen Erzählens, fand sie ganz amüsant und unterhaltsam. Solch eine Frauen- erschetnung war ihr vollkommen neu. Plötzlich zuckte sie bei diesen Gedanken innerlich zusammen. Diese Frau Harlan, nein, die war ihr doch nicht so neu, denn sie erinnerte sie doch sehr lebhaft an — an Violet Gien —. Langsam, aber intensiv färbte sich bet diesem Gedanken ihre samtweiche Haut rot. Ja, bis unter den goldene» Haaransatz ihrer Stirn jagte ein einziger Gedanke an — an die Mutter ihr da» Blut hinaus. Sie blickte plötz lich ganz verwirrt. Götz hatte eS bemerkt und glaubte, daß sie sich un wohl fühle. Er ging zu ihr und beugte sich über sie, die tn einem tiefen Sessel saß, herab. ,Ma» fehlt Ihnen, Ingrid? . . ." fragte er leise. „— Ich dachte an die Mutter," gab Ingrid ebens» leise zur Antwort und schaute mit großem Blick in seine Augen. „Nicht. Nicht," sagte Götz und strich leise über ihre rechte Hand, deren Finger noch immer eine kleine Binde trugen. — Kurz vor dem Abendessen wurde Suse Harlan von ihrem Verlobten, dem Preisboxer, abgeholt. Es war ein kräftiger, großer Mann und mit gewaltiger Eleganz ge- Neidet. Energie prägte sich in seinem Gesicht aus, der im merkwürdigen Kontrast zu dem maskenhaften Puppengesicht Frau Harlan» stand. Aber sie schien ihn sehr zu lieben. Sie hing sich dauernd an ihn, stieß kleine Laute, die wie Bogelschreie klangen, aus und hatte ihm allerlei und stets etwas neue» zu sagen. Ihr dünne» Persönchen stempelte den bärenhaften Menschen noch bärenhafter. Er wuchs in ihrer nächsten Gegenwart in» grotesk Starke und eS konnte scheinen, al» wollten all« Nähte seines sehr engen Anzuges vor seiner Körperkraft platzen. Frau Soll plauderte viel mit Frau Vogelsang und dem Dichter. Ihr gute» feine» Gesicht war ordentlich bc- lebt. Sie selbst stammte au» der Welt der Kunst und durch ZettungSlektüre und Mitteilsamkeit Pfarrer Römers war sie stets im Laufenden geblieben. So wußte sie manch' kluge» Wort zu sagen. Plötzlich, e» war nach dem Abendessen, ber Journalist, Suse Harlan und ihr Pretsboxer waren bereit» vorher gegangen, sagte der Dichter Vogelfang: „Wenn doch nur ein Mensch singen könntet Ich hab« so eine Sehnsucht Gesang zu hören.. Da griff sich Fra» Bogelsang an die Stirn und rief zu ihrem Manne gewandt: „Nein, nun höre nur, wa» ich ganz und gar vergeh