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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Druck und Verlag von Sauger L Winterlich iu Riesa. — Für die RGasA« tzooochoorwchr H«r«au» Schmidt i» Riesa. .l> SIS. Donnerstag, IS. September 18SL, Meads. 48. Jahrg. Die Lage der deutschen Arbeit. Augenblicklich fehlt es unseren Großgewerben nicht an ausreichender Beschäftigung. Aus allen Hauptzweigen der deutschen Industrie stimmen, wie die „Soc.-Corr." berichtet, die Nachrichten darin überein, daß genügende Aufträge vor handen sind. Es ist dieses zum guten Theil auf die Besserung der Verhältnisse in unseren Absatzländern zurückzufiihren. Die volkswirthschaftlichen Zustände in der großen transatlantischen Union sind gesündere geworden; man überwindet, wenn auch langsam, die Folgen der letzten großen Krise. In den süd- und mittelamerikanischen Staaten hat die Politik ruhigere Bahnen eingeschlagen. Es herrscht dort wieder mehr Sicher heit und Stetigkeit der Verhältnisse, wodurch auch die deutsche Ausfuhr nach dort günstig beeinflußt wird. Bei der wieder gesteigerten Gesammtausfuhr nach Amerika ist am Meisten die deutsche Textilindustrie beteiligt, die überhaupt augen blicklich unter besseren Bedingungen als seit geraumer Zeit zu arbeiten scheint. Es läßt sich aus der Wirkwaarenindustrie nach langer Pause von einem befriedigenden Sommergeschäft berichten, auch oie Spinnereien sind meistens mit umfang reichen Aufträgen versehen. Die Lager werden geräumt und die Garnpreise steigen. Ebenso sind die mechanische» Webe reien, sowohl am Rhein wie in Thüringen und Sachsen, im Allgemeinen gut beschäftigt. In der Spitzenindustrie hat dagegen bekanntlich der außergewöhnlich lebhafte Geschäftsgang im vorigen Jahr längst nachgelassen. Eingearbeitete leistungs fähige Fabrikanten haben auch in den vergangenen stillen Monaten leidlich zu rhun gehabt. Schlimmer erging es jedoch jenen Personen, die, angelockt durch den geschäftlichen Auf schwung in der Stickerer-Jndustrie, sich dieser plötzlich zu wandten ohne genügende Kenntniß dieses Erwerbszweiges, ohne ein Urtheil über Markt und Konjunktur und oft auch ohne die ausreichenden Geldmittel zu besitzen. Diese Leute, an ständige oder" doch wenigstens lange Dauer der außer ordentlichen geschäftlichen Gunst glaubend, bestellten theure Stickereimaschinen noch zu einer Zeit, als der Eingeweihte .bereits deutliche Anzeichen des Sinkens der Konjunktur be merken konnte. Natürlich wurden viele dieser Maschinen zu spät geliefert, um an der Gunst der Zeit Theil nehmen zu können. Die aufgewendeten Kapitalien sind zum Theil ver loren, wenn die Stickerei-Industrie nicht in nächster Zeit wiederuin außergewöhnlich umfangreiche Aufträge erhält. Ob hierauf gehofft werden darf, ist fraglich. -Zwar glaubt man, daß im Herbst die Geschäftslage eine bessere werden wird, doch ist wohl kaum anzunehmen, daß sie einen derartigen Aufschwung nimmt, um die bezeichneten „Auchfabrikanten' dieser Industrie auf ihre Kosten kommen zu lassen. — Aus gezeichnet ist gegenwärtig die Konfektion beschäftigt; im Vogt lands, wo man namentlich auch für Berliner Großhändler arbeitet, fehlt es augenblicklich in diesem Erwerbszweige an weiblichen Kräften. Auch die vogtländische Handstickerei und Tapisserie kann die vorhandenen Aufträge gegenwärtig kaum bewältigen. Die Buntstickerei im sächsischen Erzgebirge leidet erheblich unter dem Zollkrieg mit Spanien und hat fast auf jede Geschäftsverbindung mit Spanien und seinen Kolonien verzichten müssen, ebenso wie manche Zweige der deutschen Papiersabrikation und anderer Industrien, die mit Bedauern beobachten, wie der ausländische Mitbewerb bemüht ist, sich in jenen für einzelne unserer Erwerbszweige immerhin wichtigen Absatzgebieten festzusetzen. Ausgezeichnet ist im Allgemeinen sowohl in Rheinland- Westfalen wie in Schlesien die Eisen Industrie beschäftigt. Einzelne Werke haben Aufträge, die bis zum Schluß des Jahres reichen. Die Preise steigen langsam. Namentlich haben in letzter Zeit die schlesischen Werke von Rußland wiederum erhebliche Bestellungen erhalten. Auch die Ma schinen- und Kesselfabriken, ebenso die Gießereien sind mit Aufträgen genügend versehen. Günstig beeinflußt wird die Maschinen- und Waggonindus.rie durch große Aufträge der preußischen Staatsbahnen, wie ausländischer Bahnen, die in Deutschland bestellt haben. Auch in den Anstalten, die sich mit dem Bau von Textilmaschinen beschäftigen, herrscht hier und da eine regere Thätigkeit, die wohl auf die günstigeren Verhältnisse in der Textilindustrie zurückzuführen ist. Die Lage des Kohlenbergbaues ist eine normale. Doch hat sich seit Anfang September auf dem oberschlesischen Steinkohlenmarkt die Nachfrage nach gewissen Kohlensorten etwas verschlechtert, so daß es die Werke für gut befunden haben, eine Beschränkung der Förderung eintreten zu lassen. Im oberschlesischen Koksgeschäft ist ein Rückgang zu ver zeichnen. Derselbe ist nicht auf geringeren Bedarf im Jn- lande, sondern auf den Mitbewerb Oesterreichs in Rußland zurückzuführen. Die bekanntlich außerordentlich umfangreiche deutsche chemische Industrie arbeitet gegenwärtig unter günstigen Ver hältnissen. Wie in den Textilgewerben, so ist auch die bessere Beschäftigung in der chemischen Industrie auf die gesündere volkswirthschaftliche und politische Lage in den amerikanischen Staaten zu einem erheblichen Theil zurückzuführen. Doch ist der Wettbewerb der chemischen Fabriken in Deutschland ein äußerst schwacher. Nicht nur an die wissenschaftlich- technische, sondern auch an die kaufmännische und materielle Leistungsfähigkeit werden immer höhere Anforderungen gestellt. Die natürliche Folge davon ist eine immer stärkere Zurück- drängung der steinen Fabriken. Sie können mit der schnellen Entwickelung der chemischen Wissenschaft nicht Schritt halten. Es fehlen ihnen wissenschaftlich gebildete Beamte und Kapitalien, um die neuesten Maschinen, die oft schnell wieder durch die allerneueste« Entdeckungen unbrauchbar gemacht werde«, anschaffen oder theure Experimente auSsühren und neue wertvolle Patente auf eigene Kosten erwerben zu können. So zieht auch in dieser Industrie die technische Wissenschaft und das große Kapital ein Gebiet nach dem anderen an sich. — Bemerkenswerth ist es, daß die chemische Industrie über ein erhebliches Nachlassen des Verbrauchs künstlicher Dünge mittel klagt. Landwirthschaft und Kleingewerbe sind die beiden Schmerzenskinder der deutschen BolkSwirthschast. In beiden großen Erwerbsgebieten sind heute, um sich „über Wasser" zu erhalten, nicht nur erheblich größere Kenntnisse, sondern auch weit tüchtigere Charaktereigenschaften als früher erforder lich. Daß in dieser Beziehung Manches nicht so ist, wie es in Berücksichtigung der schwierigen Lebensbedingungen in diesen Berufen sein sollte, muß leider zugegeben werden. Geld mangel und ungünstige Zeiten werden dann doppelt schwer empfanden und überwunden. Die gegenwärtige Beschäftigung im Kleinhandwerk läßt sich schwer beurtheilen. Besondere Klagen sind jedoch in letzter Zeit nicht laut geworden; ja, es scheint, als ob in zahlreichen Zweigen des Handwerks die Thätigkeit in den letzten Monc ten eine befriedigende gewesen sei. Man hört jetzt nur selten über Arbeitslosigkeit klagen und hat bei der Berufszählung auch verhältnißmäßig wenige Arbeitslose ermittelt. Ja, viele Handwerksmeister halten bei den ArbeitSvermittclungsstellen und in den Herbergen ver geblich Nachfrage nach Gesellen und Gehilfen, die höhere Lohnansprüche machen und lieber weiter wandern, sobald man ihnen keine höheren Löhne bewilligt. Vereinzelt hört man auch aus Handwerkerkreisen, daß die Arbeiter schwieriger zu behandeln seien. Öffentlich ist das in letzter Zeit seltener hervorgatretcn. Namentlich sind in diesem Sommer auch im Kleingewerbe die Arbeitseinstellungen nicht häufig gewesen. Größere Streiks sind in Deutschland in letzter Zeit überhaupt nicht zum Ausbruch gelangt. Doch wird man gut thun, diese Thatsache nicht anders aufzufassen, als daß die Arbeiter vor sichtiger und klüger geworden sind und aus den zahlreichen verlorenen Streiks der letzten Jahre die Lehre gezogen haben, daß es rathsam ist, überall die lokalen Verhältnisse und die Lage der Arbeitgeber zu berücksichtigen, lieber bescheidene Lohnerhöhungen anzunehmen, als brotlos zu werden, und nur dann die Arbeit niederzulegcn, wenn der Erfolg ziemlich sicher ist. Das ist jedoch «aturgemäß nur in ganz besonders günstigen Wirtschaftsjahren der Fall. TageSgeschtchte. Deutscher Reich. Die „Nationalztg." schreibt -. Ueber den angeblich bevorstehenden Rücktritt des Fürsten Hohenlohe bringen verschiedene Blätter Mittheilungen, indem sie bereits über den Nachfolger des gegenwärtigen Reichskanzlers Kom binationen anstellen. Alle diese Mittheilungen sind, wie wir von zuverlässiger Leite erfahren, völlig grundlos. Wenn die „Müchner Neuesten Nachrichten" nach einem vorliegenden Privattelegramm behaupten, der Kaiser habe sich für ein im Reichstage einzubringendes Ausnahmegesetz ausgesprochen, während Fürst Hohenlohe eine abwartende Haltung vertrete, so daß ein Konflikt unvermeidlich sei, obgleich die Stellung des Reichskanzlers bisher nicht erschüttert wäre, so ist auch diese Nachricht durchaus unbegründet. Der Kaiser, fügt die „Nationalztg." hinzu, hat sich keineswegs im Sinne eines Ausnahmegesetzes ausgesprochen. Folgende Nachricht, die nach den bisherigen Erfahrungen leider nicht ganz unglaubhaft erscheint, veröffentlicht ein Berliner Lokalblatt: „80 Briefe, die einem Schriftwechsel zwischen Herrn von Hammerstein und hervorragenden Mit gliedern der konservativen Partei entstammen und der „Ge heimmappe des Vorwärts" nicht überantwortet sind, werten demnächst in Broschürenform zur Veröffentlichung gelangen." In der „Deutschen Wacht" lesen wir: Der „hochachtbare Handelsherr jüdischer Konfession" in Görlitz, der 10000 M. für ein Seemannshaus in Kiel geben will, sobald Juden als Osficiere eingestellt werden, hat die gebührende Antwort erhalten. Ein christlicher Kaufmann in Breslau, der sich über die jüdische Dreistigkeit geärgert, zeichnete ebenfalls 10000 Mk. mit dem Zusatze: „Zahlbar an dem Tage, an welchem der letzte deutsche Judenknecht an Fürstenhöfen oder in Ministerien hinausgestellt wird." — Welche 10000 Mark wird nun das Seemannsheim bekommen? Eine Nachricht aus Köln meldet den bevorstehenden Ab schluß einer zweiten russisch französisch, chinesischen Anleihe, wobei abermals der deutsche Markt völlig übergangen werden, Frankreich das Geld hergeben und Rußland das Hauptge schäft machen soll. Im Zusammenhang mit dieser Anleihe steht, wie dem Petersburger Berichterstatter der , Köln. Ztg." von glaubwürdigen russischen Persönlichkeiten versichert wird, die Gründung einer russisch-chinesischen Bank mit o/,<> fran zösischen Geloes, worüber die Verhandlungen bereit» so weit gediehen sind, daß seit Ende der vorigen Woche ein russischer Finanzbevollmächtigter nach Pelmg unterwegs ist. Auch der Direktor der Petersburger Internationalen Bank, Herr Rothstein, ist nach Paris abgereist, woselbst in der nächsten Zeit der Finanzminister Witte gleichfalls einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen wud. Herr Hofprediger a.D. Stöcker hat die von ihm an- gekündigte nähere Darlegung des Sachverhalts in der „Deutsch Evang. Kirchenztg." bereits begonnen. Nach heftigen Aus fällen gegen die Kartellpolitik von 1888 geht er auf die Vorgeschichte der Walders«.Versammlung über, die durchaus von politischen Nebengedanken kirchlicher Einseitigkeit frei ge wesen sei. Erst die Judenpresse hätte über Wien ihre An- griffe gegen das christliche Hilfswerk gerichtet. In diesen Kampf habe plötzlich die offiziöse Presse eingegriffen. Die „N. «. Z." habe jene Bestrebungen auf einseitig konfessionell Gesinnung und aus den Antisemitismus zurückgeführt. Stöcke* leugnet, daß die Abmahnungen Bismarck- an den Prinzen Wilhelm sich auf vorzeitige Beziehungen zu irgend einer Partei oder Klique einzulassen, der Grund seiner gegensätz lichen Stellung gegen Bismarck gewesen sei. Er schreibt Wohl schrieb der Kanzler seinen Brief in dem Jrrthum, eine Klique habe sich an den Thronfolger herangedrängt, und mit dem Argwohn, daß dabei politische Absichten, auch gegen ihn, verfolgt würden. Dies Urtheil war durchaus unrichtig; unsere Darstellung hat eS nachgewiesrn. ES war zugleich ein verhängnisvoller Fehler und hat unsägliche Verwirrung angerichtet .... Kürst Bismarck hat offenbar gedacht, wir Pastoren wollten eine Art evangelisches Zentrum begründen, eine neue Schwierigkeit für daS Reich und die Reichspolttik. Und deshalb hat er auch wohl die Walderseeversamm- lung in ihrer Bedeutung nicht begriffen, sondern dabet an eine ehr geizige, hierarchisch-politische Klique gedacht. — Aber nicht deshalb habe ich anno 1888 ihn zu bekämpfen versucht, sondern aus anderem Grunde Im Anschluß an seinen Bries und seine Stellung fing nun die mittelparteiliche Presse ihr wüstes Treiben an; und er duldete es. Ein Wort von ihm und, die Hetze unterblieb. Aber dies Wort kam nicht, oder zu spät. Und ein größeres politisches Unheil kann ich nicht ausdenke», als wenn eine Presse, die monarchisch sein will, durch den Terrorismus der öffentlichen Einschüchterung einen Fürsten von seiner Überzeugung, zumal einer christlichen, abzudrängen und ihn unter eine fremde Ueberz.ugung, noch dazu eine widerchristliche, zu bringen sich vermißt. Dieser ^revel aber ist damals versucht. Stöcker führt dann noch weiter aus, daß er sich als der angegriffene Theil betrachtet habe. DaS hat freilich mit dem Ton des berüchtigten Briefes und der der Person des Kaisers gegenüber empfohlenen Taktik gar nichts zu thun. Auch in Bremen wird jetzt gegen die Sozialdemokratie vorgegangen. Wie den „H. N." berichtet wird, werden nicht nur die sozialistischen Versammlungen in weit schärferer Weise als früher überwacht, sondern man hat auch einen sozialistischen Agitator aus Bremerhafen auSgewiesen. ES handelt sich um den aus Oesterreich gebürtigen Heinrich Steiner, der im Jahre 1891 Leiter des großen Streiks der Heizer und Kohlenzieher des „Norddeutschen Lyod" war und seitdem als Geschäftsführer des Vereins der Heizer und Kohlenzieher in Bremerhafen fungirte. Demselben ist die nachstehende Ver fügung der Polizeikommission des Senats zugestellt worden: „Der sich seit einigen Jahren in Bremerhafen aufhaltende Heinrich Steiner aus Oesterreich wird mit Rücksicht auf sein Verhalten im Bremischen Staatsgebiete als lästiger Aus länder aus dem Bremischen Staatsgebiete auSgewiesen. Er hat da» diesseitige Staatsgebiet binnen acht Tagen zu ver lassen. Bremen, den 7. September 1895. Die Polizei kommission des Senats." Die Maßregel verdient volle Zu stimmung und Nachahmung Seitens aller übrigen deutschen Behörden, in deren Bezirken ausländische Sozialisten Agi tation betreiben. Bezeichnend für die KampfeSweise der Leiter der sozial demokratischen Partei ist die Vergewaltigung Andersdenken der. Langsam fängt auch bei einem Theile der bisherigen Gefolgschaft jener sozialdemokratischen Agitatoren die Erkennt- niß an, daß diese Unmögliches versprechen und ihnen der Endzweck nicht die Besserung der Lage der Allgemeinheit ist, sondern nur der eigene Vortheil. Als Beispiel dafür möge hier die folgende, der „Ostdeutschen Volkszeitung" in Inster burg entnommene Erklärung wiedergcgeben werden: „Die Unterzeichneten erklären hiermit öffentlich ihren Austritt aus der sozialdemokratischen Partei. Die Veranlassung zu diese« Entschluss« ist die systematische Verhetzung und Vergewaltigung Andersdenkender, welche von Seiten der sozialdemokratischen Führer mit Vorliebe gehandhabt wird. Ferner, was die Sozialdemokratie in der Theorie lehrt, läßt sich unmöglich in die Praxis übertragen. Den 13. September 1895. Ed. Marquardt. Franz Zahlmann." Abermals werden neue Enthüllungen über bedenkliche Vorgänge in rheinischen Irrenanstalten angekündigt. Zahl reiche gerichtliche Vernehmungen fanden in den letzten Tagen in Köln u id Andernach statt über die vierjährige Jnternirung eines jungen Mannes einer reichen Familie in der rheinischen Provinzialirrenanstalt, aus der er nach wiederholten vergeb lichen Fluchtversuchen durch Kölner Verwandte heimlich ent führt wurde. Die seitdem durch Sachverständige vorge nommene längere Beobachtung des angeblich Irren ergab, der „Frf. Z." nach, völlige geistige Gesundheit des Befreiten. Die Untersuchung der Gründe dieser jahrelangen Freiheits entziehung, sowie der in der Anstalt erfolgten Entmündigung gab der Behörde ernstlichen Anlaß zu genauer Feststellung des Sachverhaltes. Japan. Große Sorge verursacht den Japanern die außerordentliche Langsamkeit der Fortschritte in der Unter werfung Formasas. Während man früher die ur sprünglich zu diesem Zwecke bestimmte Zahl von 12000 Mann für übertrieben hoch hielt, sah man sich nach und nach gezwungen, diese Zahl beinahe auf das Vierfache zu erhöhen. Die sonst so siegreichen japanischen Truppen finden in For mosa einen Jeind vor, der reguläre Kriegführung gar nicht kennt und dem gegenüber sie gerade au» diesem Grunde verhältnißmäßig machtlos sind. Gerade die Eigenthümlich- keiten de» Landes, die regmären Truppen die größten Schwierigkeiten in den Weg legen — das waldige, von Schluchten zerrissene Gelände, der völlige Mangel an Straßen u. s. w. —, kommen den Empörern, d. h. den aus China stammenden räuberischen Hakka und den wilden Bergstämmen des Innern zu Patten, zudem haben diese vor den japanischen Truppen die genaue Kenntniß der Gegend und die Fähigkeit voraus, nach Belieben plötzlich auftauchen und ebenso plötz lich wieder verschwinden zu können. Wie e» übrigens mit der gerühmten „Tapferkeit" der Hakka bestellt ist, geht da raus hervor, daß sie nur vom sicheren Hinterhalt aus, und