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I. Beilage zum „Riesaer Tageblatt Donnerst««, 12. April IN««, adruvs Kl». Jnhr« »I r. 1. er. -rzu «8 T. I )6. che. tkN «hr< )sm ter« :den »rt 'S» t be. 'och, ndn Ab- Eli !-4 l!Üs- Von uns ein Neltchen gebaut bat, der mutz alles wissen, alles, was in meinem Herzen voraebt. O! wenn Du wußtest, wie ich jeden Morgen und jeden Abend vor Deinem Bilde stehe, und wie ich mir vorstelle, daß in der Folge nicht mehr so ein einfältiges Stück Papier nötig sein wird aber nein, ich bin undank ¬ bar, ich möchte das liebe Bild um keinen Preis entbehren. Ich bin io glücklich, Konrad, und deshalb rede ich so törichte Dinge. Ist es wohl gut — so glücklich zu kein? — Man sagt Aber sind wir nicht alle in Gottes Hand? Bester Konrad, Du glaubst es ja auch, datz wir «inen guten Bater im Himmel haben, der all unser Tun und Lassen ordnet, der uns Kummer schickt — wie PavaS Sterben- damit wir unser Kreuz mutig tragen und dadurch besser werden, der uns Tränen und Glück sendet, wie er dem Lande Regen und Sonnenschein zuteil werden lägt. Liebster! Wenn wir bei sammen sind, fürchte ich kein Leid und kein Mißgeschick, ich »erde mich auf Dich stützen. Du wirst mich lehren, besser « werden, denn ' !il- ceS vir eiucm regnerischen Mittag unter der Galerie Deines Hauses zusammen lesen, dann mutz ich aber ganz nabe bei Dir sitzen, nm mein Gesicht an Deiner Schulter zu verbergen, wenn ich mich schäme. O Konrad, ich darf kaum daran denken. Wie gut ist der liebe Gott für mich gewesen! Als mein armer Papa starb, dachte ich, datz ich niemanden in der. Welt mehr finden würde, der mich lieben könnte, der sich um mein Wohl ober Webe kümmerte, datz ich immer nur auf mich selbst angewiesen von einer Stelle zur andern wandern mützte, um all meine Fröhlichkeit einzubüßen, nie mebr zu lache» oder zu scherzen. Ich war Papas Augapfel: meine Stiefmutter mar immer mürrisch und verdrießlich. Ich tat alles und rührte fleitzig meine Hände, ich lachte und sang, und wenn kein Fleisch auf den Tisch kam, suchte ich durch irgend einen Scherz l em Mahle eine Würze zu geben. Die Kinder waren kränklich und lästig, aber ich konnte mit ihnen gut fertig werden, was der Mutter nur halb gefiel: und als das grob« Unglück über uns gekommen war, suchte sie Trost bei ihrer Familie und lieb mich fühlen, daß jedes Band »wischen uns gelöst war. Und da kam Dein Antrag! O Konrad, ich kann es mir nicht vorstellen, dab ick allein für Dich werde leben müssen, dab eS meine Pflicht ist, Dich glücklich zu machen. Dein alles zu sein. Ich finde es so herrlich, dab.wir da von der Welt abgeschieden ganz für einander leben werden. Ich bin nicht bange vor der Einförmigkeit von Ngarnngan, «» wird ja ein Klavier da sein, und ich habe Bücher bei mir, die wir zusammen leien werden. Wir find noch so jnng, Konrad, zweinndvierrig Jahr: wir leide zusammen wir werden gute Kameraden sein. Ich meine, wir könnten »nsammrn spielen, wie die Kinder. Und auch reite» wolle» wir. Stunden und Stunden weit! Ich schreibe hier alles, was daS Herr mir einaibt. meine Briefe zerreibe ich drei-, viermal und beginne sie stets wieder von vorne: ich bin noch ein wenig bange vor den» Konrad, den ich nicht kenne, aber der andere, den ich kennen lernen werde, und der mich tief in» Gebirge führen wird, wo er von inge, Mehr er- »a chm im acht tücke 8S ter- vierte» Kapitel. So verging die Zeit auf dem Schiffe. Hermine schrieb in ihr Tagebuch, Frau van Dtteren svrach von ihre» Kinderchen, und der junge, unglücklich verliebte Beamte spielt« .Dame" mit der Frau Brandt, die seit zwei Jahren mit dem Kapitän verheiratet war. Er war Witwer und sie Witwe und beide batten zwei Rinder in die Ehe mitgebracht: die beiderseitigen Mädchen wurden mit nach Indien genommen, während oie neuen Brüderchen zusammen in einem holländisch« Pensionat znrückdliebe». Keine der beiden Parteien hatte fick bis jetzt über die andere ru beklagen, und Frau Brandt batte nichts dagegen, dem Manu ihrer Wahl nach Indien M folge». Ihre Hauptleidrnschaft war das Damespiel; jeder mutzte sich nach der Reihe an das Brett setzen, und wo« keiner zu finden war, mutzte der Mann daran glaube«. iFortsebung solgO Sonnenlicht «ud die Wohnhäuser. )fk( Wie zweifellos auch für eine gesunde Wohnung eine gewisse Luftmenge eine unbedingte Notwendigkeit ist, so muß fast noch lauter „Licht" für die Wohnungen gefordert werden, und dessen mehr oder weniger großer Mangel ist mehr verantwortlich zu machen für manche Erkrankung und manches Siechtum, als die schlechte Luft in dem Wohnraume. Ueberall schließlich kann die Luft durchdringen, durch Fenster und Türen, durch Wände und Oefen ventiliert sie,! und keineswegs ist intmer der unan genehme Geruch auch ein Beweis für eine verdorbene Luft, die gerade bei Abwesenheit jeden Geruches selbst todbringende Beimengungen- enthalten kann. Für das Licht aber bedeutet eine Mauer ein unüberwindliches Hin dernis: auf ihrer Schattenseite gedeiht Moder und Unrat, nur auf ihrer Lichtseite ist Reinheit und Gesundheit, und doch sind beide Seiten vvn der gleichen Luft umflutet, so daß nicht diese, sondern allein daS Licht als Ursache für die gewaltigen Unterschiede verantwortlich gemacht werden muß. Jede hohe Gartenmauer, jede Ruine, durch deren Inneres ungehindert die Lust streicht-, ist für die aufge stellte Behauptung ein Beweis- der auch für die Anlage und Benutzung unserer WohnräuMe seine weittragenden Konsequenzen hat. Denn wonn nicht die Luft/sondern das Licht die Bildung von Schimmel und ungesunden Pilz wucherungen verhindert- wenn, wie die Bakteriologen über einstimmend erkannt haben- nur das" Licht die Tuberkel bazillen, d. h. die Träger der Schwindsucht, und andere für Zis 8onllub«llä-Xr. (k'eiertsZg-Ar.) können nur bis spätestens Konnabenä voran 9 Iskr avAenolninen ver6eo. L»rsr«itaK muss 6ie Oeseüäktsstelis zvLürenä 6es xuaren IsZes K6- 8vlkl0886» bleiben. ki«8L«r VkKvdlLtt. Hermelin. Roman von Melati von Java. Aus dem Holländischen übersetzt von Leo van Hcemstede. tz) tNachdruck verboten.) „Und was hätten Sie mit dieser Aufopferung gewonnen?" „Ich dürfte von der Hoffnung leben." „Eine magere Nahrung, woraus unser Koch schwerlich rine schmackhafte Speise bereiten würde." „O, wüßten Sie, wie sehr ich Sie bewundere!" ! „Bewundern Sie lieber meine Geduld, dab ick. ohne böse »n werden, Ihren Mitteilungen so lange Gehör gebe. Aber mite, lassen Sie Fran Brandt nicht länger schmachten!" „O. Sie sind grausam! Ich werde Ihnen meine Gesell- ftaft nicht länger aufdrängen." „Das ist das verständigste, wa» ich von Ihnen bisher »lhört habe. Auf Wiedersehen!" SimonS seufzte hörbar und entfernte sich. Inzwischen Wen Hermitte den abgebrochenen Faden wiedergefunden zu ftaben, indem sie weiter schrieb: „O mein lieber, bester Mann! Wie sehr verlange ich nach Dir, wenn ich all da» fade Ge schwätz dieser fremden Leute anhöre» mutz, wogegen ick stolz imd zurückhaltend bleiben mutz, die — mit Ausnahme der «Uten Frau van Diteren— mir nicht die mindeite Svmpatbie «inflöbrn. Lieber Konrad, wie wird das sich ändern, wen» vir beisammen find: wir kennen einander zwar erst so wenig, wer wir werden bald inniger bekannt werden. Tein l.vermrlinchen" ist noch immer die nämliche. Weißt Tu wohl, Itzaß Du früher als Knabe mich so genannt hast, weil ich schwarze Augenbrauen und ein weißes Gesicht habe? Nun. ich vill ein sanftes Hermelincheu für Dich sein. Konrad, aber ar für Dich allein, verstehst Du? Man bat wohl mal ge sagt, datz ich kein Hermelin bin: da» echte Hermelin ist nämlich lick» teuer, darum wird e» in Holland von weißen und schwarzen fiatzen gemacht. Ich soll also eine Katze sein, wie gefällt iLir da»? Ich Kelle mir vor, daß wir all diesen Unsinn an Mats- u. MaiSschrot Ruff. Rozzeukleie vnnmwollsnntmehl Oerfteuschrot RoggengrieS MntSschlempe Weizeuschale« Biertreber, getr. Malzkeime usw. Gründonnerstag und Karfreitag. )ft( Ter Grün do nn er Staig! gilt der Erinnerung m die Einsetzung des'' heiligen Abendmahls. JNr siebenten «Jahrhundert würde er zum Festtage erhoben und seitdem in der christlichen Kirche gefeiert. Später hat er bei usts den Charakter als' Feiertag, wieder verloren. Dein Name wird verschieden abgeleitet; teils führt man ihn auf die f,Grünen" zurück, dcä' sind die öffentlichen Büßer, die nach Iber ihnen auserlegten und während der Fasten vollzoge nen Bußen atm Gründonnerstage die Absolution von ihren Sünden empfingen; teils bringt m'au ihn in Verbindung mt der noch heute bestsehenden Sitte, an diesem Tage vrüne Frühlingskräuter, denen heilkräftige Wirkung bei- wlegt wird, zu genießen; teils wird angenommen, daß der Name daher kommt, daß der Gottesdienst an diesem Wge in der alten Kirche mit den,' Worten des? 23. Psalms begonnen! wurde: „Er weidet Mich auf einer grünen Aue !und führet mich zum frischen Wasser." Viele Gebräuche km Volke, die sich auf den Gründonnerstag beziehen, wei len, wie bei Men unseren christlichen Festen, auf den Ursprünglichen heidnischen Charakter dieses Tages zurück, den unsere Vorfahren dem! Donnergotte Donar oder Tor «eweiht hatten. . Ter Kairfreitagist der GedächtniStag des Kreuzes- L v. Kerloz L vo. K1S8S — L1d8trtl886 8. Lktzkukof. bald der, für den das Krüglein bestimmt ist, herannaht, sich eiligst davonmächt, um weder erkannt noch angespro chen zu werden. Begegnen die Mädchen deS Dorfes ein ander am Flüsse, so ziehen sie zusammen! vor die einzel nen Häuser, während ihr klagender Chorgesang durch das Torf schallt. Erraten die jungest Burschen nun, welches der Mädchen ihnen dsas'Tränenkrüglein gestellt hat, was in den meisten Fällen keine allzu großen Schwierigkeiten bieteji, so ist es nach altem Brauche ihre Pflicht, sich für den Liebesdienst erkenntlich zu zeigen und den Krug mit Bier gestillt am ersten Ostertage dem Mädchen beziehungs weise dessen Eltern ists Haus zu bringen. Mitunter wird auch von dem Mädchen eine Frühlingsblume, ein März veilchen oben aufs Wasser des TränenkrügleinS gelegt, ein sinniges Liebeszeichen, das den Beschenkten verpflich tet, das Tränenkrüglein blnmengcschniückt der Spenderin zurückzübringen. Krankhcitskeimie tötet- so wird die Gesundheit einer Woh nung mehr noch durch ihre Licht- ailss ihre Luftmengen bedingt, und ein kleiner lichterfüllter Raum ist zum Woh nen geeigneter, als ein großer, an Lust reicher, aber an Licht armer.. Dieser Forderung nach Licht in den Städten zu genügen, ist bei den hohen Grundstückspreisen nicht leicht. Immerhin sollte sie nicht länger wie bisher, d. h. als eine Luxussvrderung und etwas stiefmütterlich be handelt werden, und bei neuen Straßenanlagen wenig stens müßten die verantwortlichen Persönlichkeiten jene Breite sichern, welche für die neu ensiehestden Wohnungen auch in bezug auf das Licht die für die Gesundheit not wendige Menge garantiert. Für die Häuser aber ließe sich sehr wohl eine größere Lichtfülle schaffen, wenn Man im Hanse selbst einen Lichtschacht anlegen würde, der von oben das unmittelbare Tageslicht erhält, und wenn man bei der Verteilung der Fenster insofern nach einem ge wissen System verführe/ daß man je nach der Größe der Bvdenfläche eine ganz bestimmte Astzahl vvn Oeffnungen m der Lichtwand Mr den Turchtritt dess Leckstes gesetzlich festlegte. Nn solcher Zwang würde unbedingt die Technik bei ihrer heutigen VollkvmMenheit in Kürze dahin bringen, ohne die dunklen, unfreundlichen „Berliner Zim mer" auch dem Vermieter genügende Wohnungen zu bauen, sodaß trotz größerer Beachtung der sanitären Verhältnisse in wirtschaftlicher Beziehung hieraus keine Verschiebung entstände. Nur die Hofwvhnuügen würden Opfer heischen. Die engen Höfe, die besonders ist den Großstädten sich zu. reichlich finden, halten von den ihnen zugekehrten Zim mern das' Licht sehr häufig über Gebühr ab und sie sind daher oft die traurigen Zentren, wo körperlich und geistige Krankheit und Verkommenheit ist erschreckender Weise ge deihen. Hier müßten also allmählich Aenderungen durch geführt werden, die starken Widerspruch Hervorrufen dürf ten; aber selbst wenn Staat und KvmMune dafür größere pekuniäre Entschädigungen übernehmen müßten, so blieben dieselben doch imMer noch weit hinter jenen pekuniären Leistungen zurück, die indirekt durch Gefängnisse, Kranken haus und Armenpflege gerade in die unfreundlichen Hof wohnungen fließen. Jener Mr dais^Treppenh aus verlangte Lichtschacht aber wird dann wesentlich mit dazu beitragen, die stärkste Lichtstätte in einer Stadtwohnung, das Dach, uns näher zu bringest und uns mit seiner Benutzung zu befreunden. PeruiGuano LnperphoSPHal Thomasmehl Fisch-Guano Ammoutaksnperphosphat Kalisalz Knochenmehl Chile-Salpeter «aintt asm. enöl todes Jesu auf Golgatha. Er ist der Tag der Klage, der Trauer, wie es in seinem! pom althochdeutschen kara (Klage) herstamstienden Namen? angkdeutet ist. Er ist aber auch wr stille Freitag, denn keine öffentliche Lustbarkeit, keine zeräuschvolle Familienfeier stören die Weihe des' Tages, der in der katholischen Kirche Nur als Fasttag festgehalten ish, an dem die Werktagsarbeit nicht zu ruhen braucht, aber in der evangelischen Kirche, besonders' in England, zum hohen Feiertag erhoben worden ist Abergläubische Volks gebräuche schließen sich an ihn auch! nur wenige an. Eine uralte Karfreitagssitte, das Aufshellen von sogenannten Tränenkrüglein, hat sich bis auf den heutigen Tag in ein zelnen Dörfern der Mark erhalten. Bei Tagesanbruch pflegen die Mädchen, die verlobtest und solche, die cs bald werden wollen, mit eisteM weißen Kbugb zu einem fließen den Wasser zu gehen, diesen daselbst zu füllen und das „Tränenkrüglein" ihrerst Liebsten vor die Haustür zu bringen. Ustterwegs'stimmen sie ein Passionslied an und sehen auch, aM Bestimmungsorte angelangt, den Gesang o lange fort, bis die Hausleute, in erster Linie der Bursche, dent das Tränenkrüglein gilt, ihre Anwesenheit bemerkt haben. Die Sitte erfordert jedoch, haß die Spenderin, so-