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Drahtanschrift Tageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 52, - «nd Anzeiger sSwckiM «a A«-etzM. Das Riesaer Dageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Großenhain. deS Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa. d«S Rate« der Stadt Riesch des Finanzamts Riesa und deS Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Postscheckkonto: Dresden ISLÜ. Birokass«: Riesa Nr. 52. 163. Donnerstag, 14. Juli 1932, abends. 8S.Jahrg. Das Miesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» -/.« Uhr mit Ausnahme der Tonn- und Festtage, vemgspreto, gegen Vorauszahlung, für einen Monat Mark ohne Zustellgebühr, durch Postt>-zug MM. 2.14 einschl. Postgebühr (ohne ZustellungSgebühr). Für den Fall de« Eintreten« von ProduktionLverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un» das Recht der Preis- erhöhung und Nachforderunq vor. 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Verantwortlich für Redaktion: F. Teichgräber. Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Ditt nch, Riesa. krbeiküiensl mMelüeüsl. krdsltrbarckakkuns kür 120000—130000 pvrsonsn in ^usrickt. Ms Verordnung über Lrdsitsclisnrtbklicbr «irrt Lsnnsbenü verüffentürkk. M MiMmeile M MM. Der Blick des gesamten Deutschlands ist von Lau sanne nach Neudeck gerichtet, wo der Reichskanzler und der Reichsinnenminister zu wichtigen Beratungen mit dem Reichspräsidenten eingetroffen sind, schon die Tatsache, daß auch Freiherr von Gahl den Kanzler nach Neudeck begleitet, verdient erhöbt« Beachtung und zeigt, daß hier Entscheidungen von größter Tragweite auf innerpoliti schem Gelicht getroffen oder zum mindesten vorbereitet werden. Jetzt, nachdem die Konferenz in Lausanne einen ge wissen Ruhepunkt in der Außenpolitik gebracht bat, muß die Reichsregierung ihre ganze Aufmerksamkeit der inneren Lage Deutschlands zuweudcn. Die Folgerungen von Lau sanne sind ja sür Deutschland die, nunmehr mit aller Kraft an den Wiederaufbau zu gehen und für die Gesun dung Deutschlands die notwendigen finanziellen und wirt- fchasilichen Borausfetzungen und Grundlagen zu schassen. Diese' programmatisch festzulegen, ist zur Zeit Aufgabe des Kabinetts, und über die Grundlinien dieses Pro gramms soll der Reichspräsident in großen Zügen unter richtet werden. Der wichtigste Beralungsgegenstand, der hier in Neu deck verhandelt wird, ist vhne^Zweifel die Frage der Wie derherstellung der Ruhe und Sicherheit im Innern, die ja auch wiederum eine Borvedingung ist für eine ruhige wirtschaftliche Entwicklung. Und dieser Frage dient wohl vor allem auch die Reise des Reichsinnenministers zum Reichspräsidenten. In irgendeiner Weise muß die Reichs regierung fetzt tatkräftig durchgreifen, will sie sich nicht dem Borwurf anssetzen, die Zügel gleiten zu lassen und das Anwachsen eines Bürgerkrieges zu dulden, der Deutsch land nicht nur im Auslande größten schaden zufügen muß, sondern der auch nach innen hin von den verhängnis vollsten Folgen begleitet sein wird. Und wenn man auch noch so sehr auf einen heißen Wahlkampf gefaßt war, diese täglichen Ausschreitungen, blutigen Terrorakte und Morde kann man nicht allein auf das Konto eines noch so leidenschaftlichen Wahlkampfes setzen. Nun hat aber die Regierung sich einmal zu dem Schritt der Aufhebung des SA.-Bcrbotes entschieden, sie hat sogar diesen ihren Schritt mit ihrer ganzen Autorität gegenüber den süd deutschen Ländern durchgefochtcn und muß deshalb schon nm ihres Prestige Willens andere Mittel ergreifen, um im Innern Deutschlands Sicherheit und Ruhe wiederherzu stellen. Leicht ist ihre Aufgabe schon deshalb nicht, weil sie von allen Seiten mit den gleichen Klagen blutigen Terrors überhäuft wird, und jede Partei Bcweismaterial für die schuld der anderen bringt. Will sich die Reichs regierung deshalb nicht einer einseitigen Parteilichkeit ans- setzcn und die inneren -Schwierigkeiten noch vermehren, so muß sie einen Mittelweg beschreitender ihre Autorität festigt und zugleich Ordnung und -Sicherheit verbürgt. Die Entscheidungen, vor die sie sich liier gestellt sieht, und vor die sie den ilteichspräsidenten stellen muß, müssen des halb nach allen «eiten hin wohl abgewogen werden. Das gibt dieser Reife nach Neudeck die ganz besondere Note. Mit dieser Frage der inneren Beruhigung Deutsch, lands steht die Frage „Preußen" im engsten Zusammen hang. Hier dreht es sich darum, ob man die geschästs- sührende Regierung bis nach den Reichstagswahlen und der auch durch sie sür Preußen erfolgten Klärung im Amte belassen soll, oder ob man den Forderungen einer starken Rechten Rechnung tragen muß, durch Bestallung eines Reichskommisfars der kommenden Klärung vorzu greifen. Auch hierüber sind die Meinungen noch geteilt. Los sMSW-kWW MtkMlMIMMI Deutschland zum Beitritt aufgefordert. Berlin. (Funkspruch.) Dor Text des englisch-französi- schon BertranenSabkommenS ist dem bentschen Geschäfts träger in London übermittelt worden znsammen mit der Aufforderung an Deutschland, dem Abkommen beizutreten. Eine endgültige amtliche Stellungnahme Dentschlands zu dem Abkommen wird erst möglich sein, wenn der genaue Wortlaut den Berliner amtlichen Stellen vorliegt. In hiesigen politischen Kreisen wird davor gewarnt, übereilt zu diesem Abkommen Stellung zu nehmen, solange noch nicht im einzelnen zu übersehen ist, was dahintersteckt. Es hat de« Anschein, daß England den ganzen politischen Fragen- kompler, der bereits in Lausanne eine wesentliche Rolle ge spielt hat, aus eine breitere Basis stellen wird. Eigenartig mutz di« Haltung Frankreichs berühren, was sich in Lau sanne in schrössster Form gegen die Erörterung der politi schen Fragen gewandt hat und sich jetzt für das Vertrauens abkommen begeistert. Berlin. 14. Juli. Das Reichskabinett verabschiedeke in seiner Mittwoch- sihung nach Vortrag des Reichsarbeilsminister» die Ver ordnung über den Freiwilligen Arbeitsdienst. Die Verord nung wird veröffentlicht werden, nachdem sie dem Reichsrat zur Kenntnis gebracht worden ist. Für die Inkraftsetzung der Verordnung über den Ar beitsdienst ist auf Grund der durch die Notverordnung vom 23. Juli dieses Jahres bereits erteilten Ermächtigung eine n eu e Notverordnungnichtnotwendig, vielmehr genügt eine einfache Verordnung des Reichsarbeitsministers, was vom Kabinett genehmigt worden ist. Der Reichsarbeits minister wird dazu Ausführungsbestimmungen erlassen. Da der Beschluß des Kabinetts noch vor der Abreise des Kanzlers und des Reichsinnenministers nach Neudeck gefaßt worden ist, kann dem Reichspräsidenten bereits ein abschlie ßender Vortrag hierüber gehalten werden. Was den Inhalt der Verordnung anlangt, so bewegt sie sich in den bekannten Gedankengöngen. Die wesentlichste Aen- derung, die sie noch erfahren hat, ist, daß das Kabinett es vorgezogen hat, auf die Schaffung von Beiräten zu verzichten, und zwar in der Zentrale und auch in den Bezirken. Der Grund hierfür liegt offenbar darin, daß man vermeiden will, das Ganze mit einem zu schwerfälligen Ap- parat zu umgeben. Wie wir unterrichtet sind, ist diese Verordnung aber nur ein Anfang. Man darf damit rechnen, daß die bevorstehenden Maßnahmen später noch weiter ausgebaut werden. Schließ- lich kann man noch bei der Frage der Persönlichkeit des Reichskommissars nicht daran vorübergehen, daß in 8 139 des alten Gesetzes über die Einrichtung der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Vermittlung ausdrücklich be stimmt wird, daß dem Präsidenten der Reichsanstalt die Pflege des Freiwilligen Arbeitsdienstes obliegt. Meise des Siiilees »st Reidel!. Berlin. Reichskanzler von Papen und Reichsinnen- minister Frhr. v. Gayl sind gestern abend 11,37 Uhr vom Schlesischen Bahnhof nach Neudeck abgereist, Ar ReiUkanzltr beim MUWkniell. Neudeck. (Funkspruch.) Reichspräsident vo« Hinden burg empfing heute de» Reichskanzler vo« Pape« zum Be richt über die Lausanner Verhandlungen. Nach Entgegen nahme des Vortrages gab der Herr Reichspräsident dem Reichskanzler seine« Dank für die i« Lausanne geleistete Arbeit aus und bat, diesen Dank auch deu anderen Mitglie dern der Delegation z« übermitteln. Hieran schloß sich ein gemeinsamer Vortrag des Reichskanzlers und des Reichs ministers des Innern über innerpolitische Fragen. LMMung ber MembnW ber ArbeitßbiechW am Connabenb. Berlin. (Funkspruch.) Wie wir erfahren, wird die gestern vom Reichskabinett beschlossene Verordnung über den Arbeitsdienst am Sonnabend veröffentlicht werden. Der Ausschuß des Reichsrats, der nach der gestrigen Ankündi gung vor der Veröffentlichung in Kenntnis gesetzt werden soll, tritt nämlich nicht erst am nächsten Donnerstag zusam men, sondern ist schon vorzeitig sür Sonnabend einberusen worden. Es steht nunmehr fest, daß der Präsident der Reichsan stalt für Arbeitsvermittlung Dr. Syrnp zum Reichstem mis- sar sür den Arbeitsdienst ernannt wird. Der Aufbau der Organisation gliedert sich weiter über die Präsidenten der Lanbesarbeitsiimter. Sofern anfangs der nächsten Woche die AnsstthrnngSbestimmungen des Reichsarbeitsministers erschiene« sind, wird der neue Reichskommisfar die Präsiden ten der Landesarbeitsämter znsammenberufen, nm mit ihnen die Verwirklichung des Arbeitsdienstes zu besprechen, damit noch in diesem Monat praktisch an sie herangegangen werden kann. Diese Art des verwaltnngsmätzigen Ausbaus ist auch mit Rücksicht ans die notwendige Sparsamkeit gewählt wor den, da sowohl Präsident Syrnp als auch die Präsidenten der Landesarbeitsämter die neuen Funktionen vollkommen ehrenamtlich ausüben werden. In unterrichteten Kreisen schätzt man die Zahl der Leute, die aus Grund der vorhandenen Mittel sür das laufende Iabr in de« Arbeitsdienst uuteraebrächt werde« könne«, letzt ktMkMaften gkgeil MitsdiMW. vdz. Ter Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerk- schastsbundes hat am Mittwoch abschließend zur Frage des Arbeitsdienstes Stellung genommen. Er wird das Ergeb nis seiner Beratungen der Reichsregierung unterbreiten. Der Vorstand des ADGB. wendet sich aus das Entschiedenste gegen alle Pläne, die in irgendeiner Form eine Arbeits- dienstpflicht vorsehen oder die den freien Arbeitsmarkt noch weiter einengen. Er tritt ein sür eine wirksame Arbeits hilfe für die jugendlichen Erwerbslosen, ansgcbaut aui abso luter Freiwilligkeit. Soweit außer beruflichen Schulung» Maßnahmen bestimmte Arbeitsobjekte in Frage kommen soll deren unbedingte Zusätzlichkeit gewährleistet sein. Anwetter über Meülenburg Schwerin (Mecklenburg), 14. Juli. Lin außerordentlich schweres Gewitter mit Hagelschlag und Wolkenbruch suchte Mittwochnachmittag die mecklenburgische Stadt Lrivih and ihre Umgebung heim. Das Wasser überschwemmte Stra- hen und Hausfluren und drang bis in die Wohnzimmer. Der Schaden, den der Hagel aus den Heldern und in den Gärten angerlchtet hat. ist ungeheuer groß. -...^ >uoete in Lrivih und Umgebung in sechs Gebäuden. In der Stadt Lrivih schlug er in zwei Gebäude, von denen eines, die Scheune eine» Ackerbürger«, eingeäschert wurde, während in einem Wohnhaus eines Verficherungsbe- amten da» Feuer gelöscht werden konnte. In der Umgebung sind durch Biihfchlaa insgesamt vier wohn- und Wirtschaft«- gebäude in Asche gelegt worden. Auch Vieh ist umgekommen. auf rund ISO bis 130 000. Ueber die Einzelheiten wird Reichsarbeitsminister Tr. Schäffer am Sonnabend abenh im Rundfunk spreche«. WmllM ArbMikllss. qu. Berlin. Wie wir hören, wird die Verordnung über de» freiwilligen Arbeitsdienst sofort nach Rückkehr des Reichskanzlers ans Nendeck erlasse« werden. Es ist nun die Ansicht ausgekommen, wahrscheinlich insolge konkreter Angaben, die der Leipziger Oberbürgermeister Tr. Goerbe- ler machte, dieser freiwillige Arbeitsdienst solle zu einem obligatorischen Arbeitsdienst überleiten, weshalb auch ein Streit darüber entstanden sei, ob das Reichsarbeits- oder Reichswehrminifterium für die neuen Pläne zuständig sei. Tatsächlich aber ist von der Regierung bisher nur eine Er weiterung des bereits bestehenden freiwilligen Arbeits dienstes geplant. Tie neue Organisation steht einen Zwang oder eine Ueberleitung zum Arbeitszwang nicht vor. Msrat und ArbMiMirlagt. vdz. Berlin. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. hört, wird die Verordnung des Reichsarbeitsministers über den Freiwilligen Arbeitsdienst am Freitag dem Reichsrat zur Kenntnis zugeleiter werden. Tie Ausichüne des Reichs rates haben für Sonnabend vormittag eine Sitzung zur Be ratung der Vorlage anberaumt, in der vielleicht noch dieser oder jener Wunsch geäußert wird. Tie Regierung ist aber an den Reichsratsberatungen nicht gebunden, da die Ver ordnung dem Reichsrat nur zur Kenntnisnahme zugeüt und ein« gutachtlich« Anhörung und Stellungnahme des Reichs rates nicht erforderlich ist. Eine Vollsitzung d«s Reichsrats ist deshalb über diese Verordnung auch nicht in Aussicht ge nommen. Tie Verordnung wird vielmehr nach -er Aus- schußsiyung am Sonnabend im Reichsgesetzblatt veröffent licht werden, so daß sie mit Beginn der nächsten Woche in Kraft treten kann. kweitttW des Kreises der ArbeitsdieMWei!. Berlin. (Funkspruch.) An der in der gestrige» Kabi, nettfitznug verabschiedete» Verordnung über deu Freiwilligen Arbeitsdienst wird in politischen Kreisen als wesentlich Her vorgehoben, daß sie gegenüber de» bisherigen Bestimmungen über de« Freiwilligen Arbeitsdienst de» Kreis der Arbeits, dienstwilligen in der Form erweitert, daß nicht mehr — wie bisher — Unterstütznugsempsäuger, sonder» alle interessier te» jugendlichen Arbeitsdienstwilligen daran beteiligt wer den können. Außerdem werden nicht nur gemeinnützig« Korporationen und Körperschaften an dem Freiwilligen Arbeitsdienst beteiligt, sondern auch alle Organisationen, die Gruppen von Arbeitsdienstwilligen umfassen. Dazu gehöre« auch die politischen Parteien und Verbände. Voraussetzung für die Beteiligung ist aber in allen Fällen, daß die in Aus sicht genommenen Arbeiten gemeinnütziger Natur sind.