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^-192. 1. Beilage znm Riesaer Tagevlatt. Mittwoch, 17. August 1932, aveuds. 84. Fährst. WSWSSWMWWV MW U die MkMMM. )l Berlin. Gel>eimrat DüiSberg, Franz von Mendelssohn, Landesdirektor von Winterfeldt» Mentin und andere der Wirtschaft nahestehende Mit glieder des Kuratoriums der Hindenburg-Spende veröffentlichen folgenden Aufruf: „Am 2. Oktober ds. Js. wird Reichspräsident von Hindenburg 8b Jahre alt. Was er Deutschland bedeutet, das brauchen wir nicht erst zu sagen. In der heutigen Zeit schärfster innen- und außenpolitischen Belastung und Gegensätze ist er uns durch feine selbstlose Hingabe an das Ganze mehr denn je das Shmbol bester deutscher Kräfte, die schließlich doch den end lichen Wiederausstieg von Volk und Reich gewährleisten. Als sich die Deutschen daheim und draußen im Jahre 1927 rüsteten, um den 80. Geburtstag des Generalseldmar- schalls und Reichspräsidenten zu feiern, da bat er, dor schwierigen Lage des Vaterlandes Rechnung zu tragen und von allen rauschenden Feiern abzuschen. Wolle man seines 80. Geburtstages doch gedenken, so solle man seinen Beitrag zur Hindenburg-Spende geben, zu der Reich und Länder regierungen inzwischen anfgerufen hatten. Reichen Widerhall sand die Anregung. Acht Millionen stellte das deutsche Volk Hindenburg zur Verfügung und half ihm damit den Herzenswunsch erfüllen, persönlich seinen kriegsinvaliden Kameraden und ihren Hinterbliebe nen helfen zu können. Durch die von Hindenburg aus diesen Mitteln errichtete und unter seiner Leitung stehende Stiftung hat der Reichspräsident bisher insgesamt 5,2 Mill. Reichsmark verausgabt und damit in Zehn tausenden von Fällen harte Notbeheben oder lindern können. Auch der 8,5. Geburtstag des Reichspräsidenten wird bei der drückenden Not Deutschlands keinen Anlaß zu rauschenden Festen bieten können. Zn schwer lastet die Sorge auf Deutschland und jedem Einzelnen! Aber soll des halb der 2. Oktober unbemerkt vorübergehen? Die unterzeichneten Mitglieder des Kuratoriums der Hindenburg-Spende wissen, wie sehr die Möglichkeit, per sönlich helfen zu können, unserem allverehrten General feldmarschall und Reichspräsidenten di? Last des Amtes tragen Hilst. Unsere in der Hingabe an die Person Hinden burgs mit uns einigen Freunde und alle seine sonstigen Verehrer bitten wir, soweit sie zu geben in der Lage sind: Helfen Sie uns durch Ihren Beitrag, Hindenburg zu seinem 85. Geburtstag die Möglichkeit zu schaffen, auch weiterhin der erste Helfer seiner notleidenden Kriegs kameraden zu fein. Stärkt seine Stiftung! Helft Hindenburg helfen!" Die Geschäftsstelle der Hindenburg-Spende teilt zu diesem Aufruf mit, daß Beiträge aus das Postscheckkonto der Hindenburg-Spende Berlin Nr. 73 800 und bei folgen den Banken entgegengenommen werden: Reichs-Kr?dit-Ge- sellschaft A.--G., Berlin, Deutsche Bank und Diskonto- Gesellschast, Berlin, Bäuerische Hypotheken- und Wechsel- Bank, München, Bankhaus Gebr. Arnhold, Dresden, Bank haus Mendelssohn L Go., Berlin. Der RMUWtnt gellen antisemitische Ansschreitunaen vdz. Berlin. Der Centralverein dcutscher Staats bürger jüdischen Glaubens hat dem Reichspräsidenten ein Weißbuch vorgelcgt, in welchem neben der Schilderung des judenscindlichen Programms der nationalsozialistischen Par tei, aktenmäßig nud in jedem Fall urkundlich belegt, alle jene Drohungen, Beschimpfungen und Herabwürdigungen wieder gegeben sind, die maßgebende Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Gemeinschaft in Presse und Versammlungen ausgesprochen haben. Ten Drohungen seien die bekannten Terrorakte gefolgt. Der Reichspräsident hat hierzu folgendermaßen Stellung genommen: „Der Herr Reichspräsident, der jeden Versuch einer Einschränkung der verfassungsmäßig politischen und religiösen Rechte deutscher Staatsbürger und die von Ihnen mitgetcilten Ausschreitungen jüdischen Neichsangchörigen gegenüber lebhaft mißbilligt und bedauert, hat das Schrei ben und die Anlagen dem Herrn Reichsminister des Innern zur Nachprüfung zugeleitet, gez. Meißner." Fürst LubomtMt s 17. August Fürst Stanislaus Lubomirski, der zum Kurgebrauch in Kralsbad eingetroffen war, ist an einem Herzschlag gestorben. Fürst Lubomirski, der im 59. Le- bensiahr stand, spielte in der polnischen Finanz- und Jndu- striewelt eine hervorragende Rolle. Zahlreiche Zusammenslöhe in Berlin Berlin, 17. August. Im Laufe des Dienstagnachmittag kam es an verschiedenen Stellen der Stadt zu politischen Zu sammenstößen. In den meisten Fällen konnten die Ansamm lungen im Keim erstickt werden, ohne daß die Beamten von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten. Nur in einem Fall ist ein Verletzter zu verzeichnen. Ein Polizeibeamter, der von mehreren Zivilpersonen angegriffen worden war, wurde bei der Verfolgung der Täter aus der Menge beschossen. Dar auf machte auch er von der Schußwaffe Gebrauch. Bei dem Zusammenstoß wurde ein Mann durch einen Oberschenkel schuß verletzt, doch konnte noch nicht festgestellt werden, ob durch einen Schuß des Beamten oder durch einen der Schüsse aus der Menge. Bei den Zusammenstößen in den verschiede nen Stadtteilen wurden insgesamt 18 Personen festtzenom- men. Zer MM UW. )l R r i e g. Am ersten Tage der Brieger Beweisauf nahme wurden wieder Bl Zeugen verhört. Zunächst bestand die Absicht, noch weitere 2ll Zeugen zn vernehmen. Gegen 6 Uhr abends brach jedoch die Angeklagte Morawe zusam men, so daß sie ans dem Gerichtssaal hinausgetragen wer den mußte. Nach einer kurzen Pause, die der Vorsitzende eingelegt hatte, protestierte die Verteidigung gegen eine weitere Verhandlung im hitzeübcrladenen Raum. Das Ge richt beschloß schließlich, die Verhandlung auf Mittwoch zu vertagen. Von den Mißhandelten wurde als einer der Haupt zeugen der Führer des Treckers vernommen, aus den das Reichsbanner am Schloßplatz einen Sturm unternommen hatte. Er erklärte, er sei durch einen Hammcrschlag miß handelt worden und habe Arm- und Hanbbrüche sowie eine Zersplitterung der Schulter davongctragen. Lin anderer SA.-Mann, der ebenfalls auf diesem Trecker fuhr, sei noch schwerer mißhandelt morden. Ter Zeuge betont, er könne sich auf einzelne Personen nicht entsinnen. Ein alter Mann, der mit einem seiner kleinen Enkel in eine Schlägerei hineingeriet, sagte aus, er sei von Reichsbannerleuten über fallen und niedergeschlagen worden, so daß er noch in der selben Nacht hätte operiert werden müssen. Tas Stahlhelm- Mitglied Tschammle gab an, er erkenne eine ganze Anzahl von Angeklagten sicher wieder. Er will gehört haben, wie zwei Reichsbannerleute auf eine Gruppe hinzukamen und sagten: „Reichsbanner los, die Nazis kommen!" Dieser Zeuge behauptete, er könne noch weitere Angeklagte benen nen, müsse aber darauf verzichten, da er befürchte, daß er einem Racheakt zum Opfer falle, da bekannt sei, daß er dem Stahlhelm angchvre. * Bricg. lFnnkspruch.s Im Ohlnner Ansrnhrprozcß vor dem Sondergericht kam es heute srüh vor Wiedereintritt in die Beweisaufnahme zu einem Zwischenfall. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Braun führte darüber Beschwerde, daß in einem Teil der Presse falsche Berichterstattung erfolgt sei. Er beantragte, daß bas Gericht von sich aus gegen die betref fenden Zeitungen vorgehen möge. Im Zusammenhang nut dieser Feststellung sehe er sich gezwungen, eine ganze An zahl neuer Bewcisauträgc zu stellen, um Nachweisen zu können, daß die bedauerlichen Vorfälle in Ohlnu lediglich durch das Auftreten der TA. veranlaßt worden seien. Landgerichtsdirektor Herzog erklärte, daß das Gericht keine Veranlassung habe, gegen die Presse vorzngehen, da dem Gericht bisher nicht ausgefallen sei, daß irgend eine ab sichtliche Falschmeldung herausgegeben morden sei. Im übrigen würden die Richter des Sondergerichts sich be fleißigen, die Berichte über den Brieger Prozeß erst nach der Urteilsverkündung zu lesen. Dann wurde in die weitere Beweisaufnahme eingctreten. Zunächst wurden ausschließlich SS-Leute gehört, die an jenem Sonntag am Brieger Sportfest tcilgenommen haben. Die Forderungen der Lozialdemokratie. )l Berlin. Die sozialdemokratische Reichstagssraktion hat eine Reihe von Gesetzentwürfen vorbereitet, die sie in der nächsten Woche einbringen will- Zu den politischen For derungen gehört die Aushebung der politischen Notverord nungen und die Zurückziehung des Reichskommissars in Preußen. Die wirtschaftspolitischen Anträge der SPD. gliedern sich in vier Gruppen. Die erste Gruppe verlangt die Rückgängigmachung des Sozialabbaucs und der Masscn- steucrerhöhungeu durch Aushebung der Notverordnung vom 14. Juli 1W2. Außerdem wird die Gewährung einer Winter hilfe boantragt. Die zweite Gruppe bildet das Kernstück der sozialdemokratischen Forderungen. Hierzu wird gefor dert die Sozialisierung der Schlüsselindustrien, die Verstaat lichung der Großbanken, die Enteignung des Großgrund besitzes und die Besiedlung des dadurch sreimerdenden Lan des mit Landarbeitern und Kleinbauern. Die dritte Gruppe der Anfrage umfaßt eiu Arbeitsbeschassungsprogramm mit öffentlichen Arbeiten, Förderung von Hausreparaturcn und Beschäftigung von Arbeitslosen in stilliegenden Fabriken, finanziert durch eine Prämienanleihe, und soweit deren Er lös 590 Millionen nicht erreicht, durch eine Zwangsanleihe. Ferner soll die Arbeitszeit ans vierzig Stunden in der Woche verkürzt werden, Ueberstunden sollen nur in dring lichsten Ansnahmcfällen zngclassen werden. Der finanzielle Mehrbedarf der öffentlichen Körper schaften, der sich aus diesen Anträgen ergibt, soll noch der vierten Gruppe der Anträge durch Steuern ans hohe Ein kommen und Vermögen und auf Lurusverbrauch, durch Tabak- und Erdölmonopole, Kürzung der hohen Gehälter und Pensionen und Streichung der Fürstenabfindungen auf gebracht werden. M Her MW Her MSe". X Kiel. Die Hebefabrzeuge „Hiev" nnd „Berger 1" sind in der Heikendorfer Bucht innerhalb der Kieler Nörde vor Anker gegangen und haben da« Wrack der „Niobe" »wischen fick gebrockt, sodaß schon in den Vormittagsstunden die vorbereitenden Arbeiten sür die eigentliche Hebung be- gönnen werden konnten. Inzwischen sind, van Hamburg kommend, die beiden Leichter „Krait" und „Wille" unter Führung de« Schleppers „Seeteufel" ei.aaetrofsen, iodatz nunmehr vier Hebefabrzeuge mit der Hebung beschäftigt sind. Die «in- nnd anslaufenden Schiffe erhalten durck dir Lotsenftellen Weisung, di» Hebeftelle langsam zu passieren, damit kein Wogenschlag entsteht, der die Arbeiten empfind- lick behindern würde. Die eigentliche BergungSitelle ist nach wie vor systematisch aigesperrt. Man beabsichtigt. das Wrack langsam in stackere? Wasser zu bringen und dann an den Strand »u bergen. j< Kiel. Die Bergungsarbeiten am Wrack der „Niobe" machen gute Fortschritte, so daß wahrscheinlich bereits heute mit der vollständigen Hcbnng des Wracks gerechnet werden kann. Das Hebefahrzeug „Hiev", von dem aus die Trossen zur „Niobe" führen, liegt flankiert von den Hamburger Hebeleiclitern „Kraft" und „Wille", die gestern abend die Hcbctrosscn übernahmen, so daß nunmehr die „Hiev" Raum zur Hcbnng geben kann. Im Verlaufe der gestrige» Nach mittagsstunden konnte bereits ein Kuller der „Niobe" ge borgen werden. 3000 relegierte zum Antikriegskongrest. X Berlin. Wie wir vom Fnternationalen Initiativ komitee erfahren, liegen bisher SVVVDelegierteumelduugen au? den verschiedenen Ländern sür den internationalen Kamvfkonarest gegen den Krieg in Amsterdam vor. Am stärksten ist die Zahl der Delegierten Frankreichs, wo 1.101» Delegierte gewählt worden sind. Tie Zahl der tschechischen Delegierten beträgt 300, die der deutschen 200, die der englischen 100, die der volnischen 150, die der holländischen 300, die der amerikanischen 40, die der skandinavischen 50, die der schweizerischen ebenfalls SO, die der österreichischen 20 und die derjenigen an? den Balkanländern 30. Auch an? allen anderen Laudern liegen Delegationsmeldungen vor. Die Suhler Waffenschiebung Suhl, 17. August. Die weiteren Ermittelungen wegen Oer durch zwei Suhler Wasfenhändler erfolgten gesehwioci- gen Abgabe von Schutzwassen und rliunition an Mitglieder des Reichsbanners in Sachse» ergaben jetzt, datz auch ein Suhler Wasfensabrikant unier Umgehung wassengesetzlicher Vorschriften, Schußwaffen lieserle. Er führte vor allem die durch ihn an die Feskgenommenen gesetzwidrig gelieferten Waffen in seinem Wasfenhandclsbuch fälschlich als Aus- landslieserunzen. Die seinerzeit gemeldete Wenge von 450 bis 500 Pistolen und je Sluck 50 Schutz Munition dürfte sich jetzt um etwa 200 Stück erhöhen. Gegen den Wasjensabrikan- ten ist Anzeige erstattet. Weiler waren durch Einbruch auf dem Lchictzsland einer Suhler Fabrik vor einiger Zeil 35 Pistolen gestohlen worden. Der grösste Teil dieser Waffen konnte in Berlin wieder her- beigeschasjt werden. Zum Teil waren sie bereits an Mitglie der einer politischen Gruppe jRSDAPj veräutzert. Die Hehler bezw. die Abnehmer wurden sejtgenommen. Llutigk ZusammenW Wischen Polen nnd sA.-Levten. * Schneidemühl. Im Dorfe Glumen l.Kreis Fla- towi kam es in der Nacht zum Dienstag zu einer schwere« Schlagerei zwischen ortsansässigen Polen und SA.-Leuten. Die Zusammenstöße ereigneten sich bei einem Feuerwehrfest. Die Feuerwehr ist zu gleichen Teilen aus Deutschen und Polen zusammengeseyt. An dem Fest nahmen auch sieben TA.-Leute in Uniform teil. Die Polen verlangten die Ent fernung der SA.-Leute, und im Verlaus der daraufhin ent stehenden Auseinandersetzungen kam es zu einer Schlägerei, bei der die TA.-Leute von den Polen abgedrängt und mit Steinen und Bicrgläsern beworfen wurden. Wie von nationalsozialistischer Seite verlautet, forderte die SA. Verstärkung an, die bereits am Eingang des Tories von mehreren mit Zaunlatten bewanncteu Polen mit einem Steinhagel empfangen wurde. Es sei ibr jedoch gelungen, die Verbindung zu den SA.-Männern auszunehmen, die in das Spritzenhaus eingeschlossen waren. Staatsanwaltschaft und Polizei nahmen soiort die Untersuchung ani und verhastetcn eine Anzahl SA.-Leute; von den Polen ist bisher noch niemand verhaftet worden. Perhaftuna ckts natianalsWlistischen MstaMMneten. )l Altona. Zu den Ermittlungen über die Hand granatenanschläge in Schleswig-Holstein verlautet von amt licher Seite, daß gestern auch der in den neuen Reich-Stag gewählte Nationalsozialist Moder, Altona, verhaftet worden ist, der Führer der vierten SS.-Standarle ist. in deren Be reich sich sämtliche Anschläge ereigneten. Eine Verletzung der Abgeordneten-Jmmnnität kommt nicht in Frage, da di- Sitzungsperiode des Reichstags noch nicht begonnen hat. 1! Willen Nar-AnliMN. vbz. Berlin Der Einlagenbestand der deutsche« Sparkassen Et im Jun> 1932 nm 140,1 Millionen RM. aus 11 084,5 Mill. RM. znrückgegangen. Im einzelnen verminderten lick die Svareinlaaen nm 105 Mill. RM. ans 9800 Mill. RM. nnd die Tevositen-, Giro, und Konto korrenteinlagen nm 35 Mill. RM. au? I 224.5 Mill. RM. Unter Einbeziebnua der Einlagen bei den Anstalten de? sächsischen GironekeS und der Kommunalbanken betrug der Einlagenverlnst der deutschen Svarkcissenorganisation lohn« Girozentralen' 'm Juni 153,4 Millionen RM. gegen 39 Millionen RM. im Vormonat. Die starke Steigerung der Auszahlungen hängt wohl zum Teil damit zusammen, daß die Erholungsreisen de? Mittelstandes in stärkerem Maße als in früheren Jahren aus Sparkapitalien finanziert worden find. Lin glönrsnrlss rsugnis 4 ligarelton LV ptg. für «tie Zsckkenntnk «ter ksucker kl, «tsh vulgaris 5port «lie mektgersuckte Z'/, 5scli5enr murrte. 1v«ter merkte zotort <ien Unterrckieci, nsmlick ctsr volle kormst unct 6ie v,un«tervollen bulgsrkcken Isbske. z oer vulgsris mit Loort-Ldatq»