Volltext Seite (XML)
Oie A.-G. Sächsische Werke im Haushattausschuß des Landtags Der Haushaltausschutz B des Landtags genehmigte .zunächst das Kapitel „Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltung" init der bekannten Einstellung von 22.32 Mill. RM. Zinsen auf die Restforderung des sächsischen Staates für die Uebertragung der Eisenblchnen auf das Reich. Es wurde dabei mitgeteilt, datz das Reich das vor dein Reichsgericht schivebende Verfahren zu verschleppen sucht. Es wurde daher ein Entschlietzungsantrag angenommen, die Regierung möge mit allem Nachdruck unter Einsetzung aller Schritte und rechtlichen Möglichkeiten endgiil- nge Beiriedigung der sächsisä-en Ansprüche betreiben. Dann er örterte inan die Lage der Sächsisclren Werke, die bekanntlich in diesem Jahr keinen Ueberschutz an den Staat abliesern. Es wurde darauf kmgewiesen, datz der ungünstige Abschluss für 1931 auf die überirie'oene Ausdehnungspolitik zurückzusühren sei. Eingekend lvschäftigte man sich auch mit den Stromtarise» und nabni einen Antrag an. die Regierung möge nach Möglich keit den Wünschen der Kleinabnebmer nachkommen. Auch den Erwerbslosen und den Unlx'mitlelten soll sie entgegenkommen. Die Vorlage über die Beteiligung der sächsischen Gemeinden und Gemeindeoerbände an der A.-G. Snchsisclie Werke durch Aktienübernakme wurde nach kurzer Ausspracl>e angenommen, dazu ein Entschliekungsantrng, die Regierung möge dafür sor gen, das; bei der Ausnahme gemeindlicher Elektrizitätswerke die über eine angemessene Rentabilität hinausgehenden Finanz zuschläge der Gemeinden nicht als dauernde Belastung über nommen iverden sollen. Bekanntlich sollen die Gemeinden nach dieser Borlage bis zur Hälft« des Aktienkapitals, das gegen wärtig 190 Mill. RM. l>elrägt. erwerben können. Das Kapital soll allinüblich auf 200 Mill. RA!, erdicht werden, doch werden die Gemeinden in abselcharer Zeit wohl nicht in der Lage sein, solci>e Aktien zu erwerben, so das; die Vorlage auf Jahre hinaus nur theoretischen Wert haben wird. : Jubiläum im Landtag. Am heutigen 1. Juli kann der Oberbotenmeister des Landtags. Herr Kantner, aus eine 25jährige Tätigkeit im Parlament zurückblicken. Neuordnung -es Vaurechks Vollsitzung -es Landtages vom Juli Dresden, 1. Jul«. Zu Beginn der Vollsitzung am Donnerstag erstattete zunächst Abg. Dr. Wilhelm (Wirtschp.) den Bericht des Rechtsausschusses zum Gesetzentwurf über die Ablös u n g gewisser Martan leihen der Gemeinen und Gemeindeverbände. Abg. Tögel (Dnat.) bezeich nete die Vorlage als einen Akt der Gerechtigkeit; seine Partei werde dafür stimmen, habe jedoch einen Abänderungsantrag cingebracht und wünsche auch einige Streichungen. Die Vor lage werde sich erst von 1938 ab finanziell auswirken können und bringe den Gemeinden mancherlei Lasten, die aber ge tragen werden müßten. Abg. Dr. Wallner (Volkrp.) meinte, daß die Vorlage nicht genüge und begründete einige Minderheitenanträge. Der Redner griff die Gemeinden, be sonders aber die Regierung wegen der ungenügenden Auf wertung scharf an, worauf Innenminister Richter mit ver- chiedenen Richtigstellungen antwortete. Abg. Nebrig Soz. lehnte die Vorlage ab, während Abg. Hermann Kam.) die Zustimmung von der Annahme eines kommuni- tischen Abänderungsantrages abhängig machte. Nach mei eren Ausführungen der Avg. Dr. Kastner (Staatsp.) und Dr. Wilhelm lWirtschp.) wurde die Regierungsvorlage unter Ablehnung der Minderheitsanträge sowie unter An nahme der von den Deutschnationalen verlangten Aenderun- gen und Streichungen angenommen. Zur zweiten Beratung des Gesetzes zur Aenderung des Allgemeinen Bange setz es erstattete Abg. Kunath sWirtschp.) den Bericht gemäß dem Gutachten des Necktsausickulles. Innenminister Richter stellte mit Befriedigung fest, daß der Ausschuß die Reformbedürstigkeit des geltenden Baugesetzes anerkenne und der Negierungvorlage im wesent lichen zustimme. Was die beschlossenen Abweichungen an lange, so könnten alle Aenderungcn begrüßt werden, die auf eine noch größere Einheitlichkeit des sächsischen Baurechts abzielten. Bemerkenswert seien in dieser Beziehung haupt sächlich die Aenderungcn, die das Recht der Ortsgesetzgebung wie das Vcrordnungsrecht der Baupolizeibehörden beschnit ten. Auch den beschlossenen Ergänzungen stimme die Ne gierung zu, wenngleich sie verschiedene Aenderungcn nicht als Verbesserung ansehen könne. Abg. Müller-Planitz lSoz.) erklärte als Korreferent die Zustimmung seiner Frak tion zur Vorlage. Dem Hause ist eine Anfrage des Abg. Dr. Wilhel m lWirtschp.) zugegangen wegen der Neuregelung der A n l i e g e r l e i st u n g e n, die der Innenminister durch die Regierungserklärung für erledigt erklärte. Auf eins volksparteiliche Anfrage zum gleichen Gegenstand erwiderte Minister Richter, daß die Regierungsvorlage eines der be deutsamsten Gesetzeswerke der letzten Jahre in Sachsen dar stelle. Die Negierung würde sich freuen, wenn die durchaus von sachlichem Interesse getragene Ausschußarbeit heute durch die Verabschiedung des Gesetzes gekrönt würde. — Abg. Tögel (Dnat.) begründete eine Reihe von Abänderungs und Zusatzanträgen. Er äußerte Bedenken gegen das Gesetz, das eine Neuordnung des gesamten Baurechts bringe, und setzte sich insbesondere für die Beibehaltung des bisher übli chen dreigeschossigen Normaltyps ein. — Nach längeren Aus führungen des Abg. Naumann lKom.) sprach Abg. Hentschel lWirtschp.) über die Paragraphen, die die An- liegerleistungcn regeln. Hier bringe das Gesetz zwar gewisse Fortschritte, könne aber nicht voll genügen, da cs der ört lichen Handhabung zu weiten Spielraum gebe. Abg. Lippe lDVP) verlangte, daß das Gesetz die sächsischen Kohlenbau gebiete hinreichend berücksichtige und daß die Anliegerleistun- gen auch in Zukunft nach den bisher gültigen Normanen ge regelt würden. An der weiteren Aussprache beteiligten sich noch die Abgeordneten Breite nborn lKom.), Dr. K a st- ner lWirtschp.) und Kunath lWirtschp.). Nach fast fünfstündiger Aussvrache wurde das Gesetz nach der Vorlage in seiner Gesamtheit angenom men. Die dazu vorliegenden Minderheilsanträge verfielen der Ablehnung, soweit sie nicht durch die Abstimmung er ledigt sind. Der weiter aus der Tagesordnung stehende Punkt betr. Auseinandersetzung zwischen Sachsen und dem Reich über die Eigentumsverhältnisse an den ehemaligen sächsischen Heeres- zrundstiicken wurde abgesetzt, da der Berichterstatter abwe- end war. Es wurde beschlossen, daß die nächsten Vollsitzun gen am Montag, Dienstag und Mittwoch nächster Woche tattsinden und der zweiten Beratung des Etats dienen sos- en. Auf der Tagesordnung für Montag stehen nicht weniger als 51 Punkte. Es folgt die Beratung des G r u n d st e u e r g e se tz e ». Abg. Schmidt (DVP) erstattete Bericht zum Gutach ten des Rechtsausschusses zu diesem Gesetz. Finauzminister Dr. Hedrich gab eine Regierungser klärung ab, in der um Ablehnung der Anträge gebeten wird, die einen Steueraussall zu bringen geeignet seien. Abg. Güttler lSoz.) wandte sich scharf gegen die Ausführungen des Finanzministers — Nach längeren Dar legungen der Abgeordneten Dr. T r o l l lDnat.) und Sch n e i- der lKom.) kam es zur Abstimmung. Obwohl mehrere Ab geordnete fehlten, war das Haus noch beschlußfähig. Das G r u n d st e u e r g e s e tz wurde in der Fassung des Rechts ausschusses angenommen. Gleichfalls Annahme sand noch ein Minderheitsantrag Tögel (Dnat.). Es folgte die erste Beratung der Vorlage über den Ge schäftsbericht der Landesbrandversicherungsanstalt für das Jahr 1931. Der Bericht wurde ohne Aussprache an den Haus haltsausschuß B überwiesen. Der Geschäftsbericht der Lan des-Brandversicherungsanstalt für das Jahr 1930 sowie der Personen- und Besoldungsplan der Anstalt für 1931 fanden ohne weitere Aussprache Annahme. Nach Erledigung der umfangreichen Tagesordnung wurde die Sitzung nach fast neunstündiger Dauer geschlossen. Das geschlossene Portal der Berliner Universität. Oben links: Der Rektor, Prof. Dr. Lüders, dem es erst nach eineiuhalbstiindiger Ver handlung gelang, die strei tenden Studenten zu l>e- schivichtigen. Der Rektor schloß daun die Universität für 2 Tage, »in iveitere Aus schreitungen zu verhüten. ZUM Heimgange eines großen Dichters Frederik van Eeden ist tot. Seine letzten Lebensjahre auf „Walden" waren ein langsames Aufzehren, Verbrennen und Erlösclren. Die schlimmste Prüfung des so schicksalreichen Lebens ivar, daß er in duldender Untätigkeit vergehen mutzte, in gelas senem Abwarten, während er doch sonst zu tief gelebl hatte und sein Geist für alle Astiekte des Lebens äutzerst teilnehmend ein gestellt war. Doch es wurde ihm am Lebensalwnd der unschätzbare Trost seiner katholischen Ueberzeugung zuteil, die ihm zweifellos die schwerste Heimsuchung aufgehellt hat und den Tod zu einer freudigen Erlösung machte. Van Eeden fühlt« die großen Zeilströmlingen an sich vor- beizielpm. Er stürzte sich in medizinische, psychiatrisä-e und be sonders auch in soziale Probleme. Er wagte den Versuch, eine Art von „Landsozialismus" in die Wirklichkeit umzusetzen. So wurde „Walden" gegründet. Er gab sein ganzes Vermögen für diesen Besuch her. sammelt« «ine Reil>« Persönlichkeiten aller Klassen um sich, die ihn schliesslich um sein Geld betrogen. Dann war er Sozialist und betätigte sich in Holland und Amerika für den Kooperativgedanken; aber der Weltkrieg warf auch diese Ideale um. Trotz aller Bemühungen, mit dem ösfcntlick>en Leben fertig zu werden, war sein anhaltender Kampf, um auf ein« feste Ueberzeugung zu kommen und das Unsichtbar« und Uebernatiir- liche aufzurichten, nicht gelähmt. Sein inneres Ziel bewegte sich stets mehr in der Richtung des Positiv-Religiösen. Endlich. 1922, folgte auf die Evolution der Schlussstrich: seine Tauf« in der Benediktinerabtei zu Oosterhout. Als frommer Katholik hat er die letzten zehn Jahr« gelebt, als frommer Katholik ist er auch sanft und schmerzlos in die Ewigkeit eingegangen. Frederik van Eeden wurde 1860 in Haarlem geboren, stu dierte in Amsterdam Medizin und trat schon als Student durch literarische Studien und «Kzene Dichtungen hervor. Bei der Gründung des „Nieuwe Gids" trat er in die Redaktion ein. Diese Zeitschrift begann mit seinem berühmt gewordenen Buch« „Der kleine Johannes", dessen erster Teil im Laufe der Jahr« noch zwei Fortsetzungen erhielt. In diesem Roman, der in kur zer Zeit in acht Spraä-en übersetzt wurde, ist die Entwicklung einer zarten Kinderseele in feinfühliger Weise geschildert. 1891 erschien „Ellen", ein Lied vom Schmerz, woraus l>ervorgeht, datz der Schmerz befreiend wirken kann und den Mensäp-n zum Göttliäien emporliebt. Als Dramatiker hat van Eeden mehrere Lustspiele geschaffen, von denen „Das Sonett", „Der Student daheim" und „Frans Hals" die bekanntesten geworden sind. Bon seinen späteren Romanen verdienen Erwähnung: „Bon den Kühlen Seen des Todes" und „Wie Stürme segnen", psycho logische Stosse, die innere Seelenkonslikte und Schicksalskämpse zur Darstellung bringen. Ban Eeden war aus der Grupm- der „Achtziger" unum stritten die empfindlichste Natur, und in jener Periode sind be stimmt keine Oiedichte geschrieben worden, di« ein« solch rüh rende und erhabene Schönl>eit aufweisen, wo das Gefühl in zarten Formen einen solch willigen Ausdruck gesunden hat. Das Leben van Eedens, wie es sich in seinem umfangreichen und viel seitigen Schassen widerspiegelt, war eine mühsame Pilgerfahrt durch die Welt des Scheins zum Wesen. Er ha! einen langen und hartnäckigen Kampf zur Erolierung des Lichtes der Wahrheit geführt. Er war Dichter und Romanschreiber, beurteilte Litera tur und Malerei, interessierte sich für Spraä)« und Grammatik, aber auch für physische und metaphysisä>e Probleme, schrieb über Psycho-Tlierapie. Hypnose und Spiritismus. Er vertiefte sich in die asiatisckie und mittelallerlicl,« Mystik und widmete einen gro tzen Teil seines arbreitsreichen Lebens der sozialen Frage. Gegner zogen die Aufrichtigkeit seiner Absichten in Zwei fel. aber er hat für sein« oft wechselnde Ueberzeugung stets wie der neue, grosse Opfer gebracht. Nun ist dieses unruhige Leben zu Ende. Sein Schutzengel hat feine Seele auswärts vor den Thron des ewigen Richters ge tragen. der täglich unser barmlierziger Bater ist. -bewundern können wir die unendliclie Geduld, mit der dieser so selten fein fühlige Mensch stets wieder aufs Neu« der Eingabe des ltzewis- fens folgte und zum Schlutz das grösste Opfer brachte, das man verlangen konnte, nämlich das Opfer seiner Freunde. Das 20. Jahrhundert in -er Gemäldegalerie Di« Umordnung und Durchgestaltung d«r Staatlichen De- mäld«gal«rir hat auch diesen Sommer wi«d«r «inen neuen wesentlichen Fortschritt zu verzeichnrn. Nachdem im vorigen Jahre die Kunst des 19. Jahrhunderts nach dem Gebäude der Sekundogenitur auf der Brühlschen Terrasse iibergesührt wor den war, l>at. jetzt die Sammlung der Gemälde des 20. Jahr hunderts im Erdgeschoß des Galeriegebäudes am Zwinger wieder der Oesfentlichkeit übergeben werden können. Eine gründliche Erneuerung der Räume des Erdgeschosses war dringend notwendig geworden. Bei dieser Gelegenheit hat man die schwersälligen und stillosen Einbauten entfernt, die gegen Ende des vorigen Jahrhunderts errichtet worden waren. Ein imposanter Heller und lichter Nanni ist entstanden und Gottfried Sempers großartige Schöpfung präfcnliert sich wieder in alter Schönl-eit. Ursprünglich war die Sammlung der Mengsschen Gipsabgüsse in diesem Saale unlergebracht ge wesen. In der großen Halle mit ihren 12 Kojen an den Feniler- wändcn, die durch Einziehung leichter Scherwände gejchafsen wurde», haben etwa 80 Werke der neuen Kunst seit 1900 Aus nahme gesunden. Eine Auswahl von Bildern altdresdner Künstler aus der Sammlung Ioh. Friedr. Lahmann ist provisorisch cingefügt worden. Der Rest der neueren Ge mälde, darunter viele Werke größeren Formats, müssen freilich noch aus die Wiederherstellung der übrigen Erdgeichoßränme warten, die erst in finanziell besseren Zeilen durchführbar fein wird. M. R. W Kirchenmusik. Dresden, Kath. Hos- u. Propstritirche. Sonn tag, den 3. Juli (Kirchweihsest), früh 7 Uhr Hochamt des Cä- cilienchcres. Missa solemnis von Carolus Douia, Credo aus der Missa choralis von Franz Liszt. Introitus Terribilis est und Communio Doinus mea vatic. Choral. Graduale Locus rste und Offertorium Dominc Deus von Peter Griesbachcr Der Katholische Deutsche Frauenbund, Frantsurt a. M. Kat vor einigen Monaten «in neues Heim erworben, das St. Elisa- bethstist, Frankfurt a. M., Viktoria-Allee 1, gegenüber der Uni versität. Das Heim dient zur Unterbringung älterer allein stehender Damen. Untergebracht worden in dem neuen Heim ist auch di« Pilgerabteilung des Kath. Deutschen Frauenbundes. Es sind daher alle Interessenten an den beiden Hcrbstwallsahr- ten, nach Rom am 25. August und nach Lourdes am 16. Septem ber, gebeten, Anschriften an die neue Adresse zu richten: Kath. Deutscher Frauenbund, Pilgerabteilung, Frankfurt a. M., Vik toria-Allee z.