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— Inedrich Heorg Meck's — Deutsche I l lmtmte EewerbeMung. Herausgegeben von vr. Otto Dammer. Abonnements-Preis: Inseraten - Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von F. Lrrggold in Lrrli», Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Zwriunddreißigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Künstliche Sandsteine. Von C. Kayser. — Vervollkommnetes Kaleidoskop zur Erzeugung von Musterbildern. Bon A. Oertling. — Walkerei iu Elbeuf — H. Fischers patentirte elektromagnetische Uhr. — Fabrikmäßige Darstellung von Azalein, Rubin- oder Quecksilber-Fuchsin. Nach Theodor Oppler. — Kobalt- und Nickelgehalt des Eisens. Von H. Weiske. — Uebersicht der französischen, englische» und amerikanischen Literatur: Uebcr Baboeufs Natronphenol. Von Kuhlmann in Mühlhausen. — Leber das Zerspringen der Geschütze. — Darstellung von Schwefelammoninm. Von P. Spence. — Kleine Mittheilungen: Der Einfluß des Rostens aus Gewichtstücke. Von Wendelstein. — Rother Phosphor. Von Blondlot. — Petroleumgas. Von H. Hirzel. — Telegraphisches Museum. Künstliche Sandsteine. Mitgetheilt von C. Kayser. Die Aufgabe, künstliche Steinmassen für bauliche Zwecke anzu fertigen , hat bereits seit längerer Zeit eine praktische Lösung gefun den, nnd hat iu England zu einem neuen Industriezweige Anlaß ge geben, von welchem hier eine Darstellung gegeben werden soll. Den ersten Anstoß dazu gab die Beobachtung, daß der grünlich graue Sandstein, aus welchem der Parlamentspalast in London gebaut ist, einer außerordentlich raschen Verwitterung unterliegt, die dem Ge bäude in kurzer Zeit das Ansehen einer Ruine zu geben droht, wenn es nicht gelingt, den zerstörenden Einflüssen der Zeit und Witterung auf die Steinmassen Halt zu bieten. Unter den verschiedenen in dieser Angelegenheit zu Tage gebrachten Vorschlägen empfahl sich namentlich einer, welcher von Mr. Ransome iu Ipswich*) ausge gangen war, durch praktische Ausführbarkeit und nach vorangegau- genen Versuchen den besten Erfolg verheißend. Ransome schlug nämlich vor, die Steiumasse an der der Verwitterung ausgesetzten Oberfläche mit einer Lösung von Natronwasserglas, kieselsaurem Natron zu tränken, und die von den Steinen aufgesangte Lösung desselben durch eine folgende Behandlung mit einer Lösung von Chlorcalcium, salzsaurem Kalk, zu zersetzen, wodurch sich das kiesel saure Natron in unlöslichen kieselsauren Kalk umsetzt, welcher als ein unlöslicher Kitt die Poren des Steines ausfüllt, die einzelnen Partikeln einhüllt und sie gegen die Einflüsse der Witterung schützt. Obgleich man über die Anwendung dieses Verfahrens zur Präserva- tion des genannten Bauwerkes bis jetzt noch nicht schlüssig geworden ist, so hat dieses vorgeschlagene Verfahren jedoch in sofern einen gro ßen praktischen Erfolg gehabt, als der Erfinder, überrascht durch die Schnelligkeit, mit welcher die beiden Lösungen sich gegenseitig zer setzen nnd dabei einen unlöslichen Cement bilden, daraus eine Me thode zur Herstellung künstlicher Sandsteine mit dem glücklichsten Er folge abgeleitet hat und seit Jahren bereits praktisch betreibt, indem er nicht nur dergleichen Steine für solides Mauerwerk, sondern auch in alle Arten ornamentale Formen gegossen wenn man so sagen darf, zur Vertretung von Steinmetzarbeiten liefert. Das dabei befolgte Verfahren ist höchst einfach. Zuerst wird der Sand mit einer geringen Quantität fein gepul verter Kreide gemengt, welche lediglich den Zweck hat, die hohlen Räume zwischen den rundlichen nnd eckigen Sandkörnern auszufüllcn und somit gewissermaßen ein Bindemittel zu bilden, weil die cemen- tirende Wirkung des Silikats ein möglichst dichtes Aueinanderschlie- ßen der passiven Partikeln verlangt. Dieses Gemenge wird in einem passenden Apparat, wie z. B. in einer Mörtelrührmaschine mit einer Lösung von Natronwasserglas von specif. Gewicht 1,7 übergossen *) Bekannt in der durch ihre Leistungen im Bau von Agrikultur maschinen rühmlichst zu erwähnenden Firma „Ransome und Sims in Ipswich." und zwar in dem Verhältniß, daß auf 8 Volumina des trocknen Ge menges 1 Volumen Lösung verwendet wird und demnächst gut durch gearbeitet wird. In etwa 4 Minuten ist die Masse so weit vorbe reitet, daß die zu fertigenden Steine daraus in einer schicklichen Weise geformt werden können, d. h. sowohl in gewöhnlichen Ziegelstreich formen, wie auch in anderen Holz- oder Gypsformen, wenn Steine für ornamentale Zwecke gefertigt werden sollen. Die so geformten Steine sind so consistent, daß man sie bei einigermaßen sorgfältiger Handhabung leicht aus der Form herausnehmen und weiter damit manipuliren kann. Ein Schwinden findet nicht statt. Die geform ten Steine werden darauf«auf einen Rahmen über dem mit gesättig ter Chlorcalciumlösung gefüllten Bottich aufgestellt, mit dieser Lö sung zuerst übergossen, wobei sofort eine Erhärtung eintritt und dann mit dem Rahmen in die Lösung ganz eintaucht, worin sie etwa 3 Stunden verbleiben. Dies genügt, um die Lösung bis in das Innere des Steines dringen zu lassen, und eine vollständige Um wandlung des Natronsilikats in das unverwüstliche Kalksilikat zu vollbringen. Ein interessanter Zweig dieser Fabrikation ist die Darstellung des Natronwasscrglases in Ransome's Etablissement zu Ipswich. Dasselbe besteht in der That in nichts weiter als iu eiuer Lösung von Feuersteinen in kochender kaustischer Natronlauge, auf welche Weise man dieses Natronwasserglas leichter nnd bequemer Herstellen kann, als auf dem gewöhnlichen trocknen Wege. Ransome hat in dessen gefunden, daß sich diese Lösung nicht so wohl unter gewöhn lichem Atmosphärendruck, als unter erhöhtem Druck vollkommen voll zieht. Es werden deshalb in horizontal gelagerten hermetisch zu schließenden Cylindern die Feuersteine mit kaustischer Natronlauge von 1,2 spec. Gew. der durch direct in die Flüssigkeit ausströmen den Hochdruckdampf hervorgebrachtcu Spannung ausgesetzt, und in dieser längere Zeit im Kochen erhalten. Nach genügendem Kochen wird die Glaslösung als eine klare aber dickflüssige Masse abgezogen, und bis zum specf. Gewicht von 1,7 weiter einaedampst, bei welcher Concentration sie für die besckriebeue Verwendung geeignet ist. Durch die Reaction der Chlorcalciumlösung aus das kieselsaure Na tron, bildet sich der unlösliche kieselsaure Kalk, welcher die Masse als unzerstörbarer Kitt verbindet und Kochsalz zu etwa 3 Proc. der gan zen Masse. Würde dies in den Steinen verbleiben, so würde es die selben zum Theil für manche bauliche Zwecke ungeeignet machen: es wird aber mit Leichtigkeit ans denselben entfernt, indem man sie in eine Grube schichtet und der Wirkung eines Scheuerbades aussetzt, indem man Wasser aus darüber angebrachten Brausen ausströmen läßt. Nach diesem Auswaschen sind die Steine marktfertig. Läßt man aus dem Gemenge der festen Materialien die fein gemahlene Kreide weg nnd knetet lediglich den Sand in der beschriebenen Weise zu einem festen Steine zusammen, so erhält man ganz vorzügliche Filtrirsteine, indem zwar die Sandkörner hinreichend fest mit einan der verbunden sind, dennoch aber so viel Zwischenraum, der von dem