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XXL Jahrgang, Nr. 14. 211 19. April 1912. Bei uns im Bezirke Leipzig könnte einmal der Konzen trationsgedanke der Ausfahrten das Ziel sein, sämtliche Lutherstätten in Leipzigs Umgebung, der engeren und weiteren natürlich, zu besuchen. Die Zahl der Ausflüge würde ganz bedeutend sein, immer könnte nach anderer Richtung gefahren werden, immer neue Landschaftsbilder könnte das Auge schauen, immer könnte abgewechselt werden zwischen kleineren und größeren, zwischen Halbtags- und Ganztagstouren. Da käme zunächst in Frage E i s 1 e b e n , Luthers Geburts- und Sterbestadt mit seinem Geburtshause und seinem Sterbehause. Außer diesen könnten be sichtigt werden in der Andreaskirche die Lutherkanzel, in der Peter-Paulskirche der Taufstein, an dem er jeden falls getauft worden ist, und sein bronzenes Denkmal auf dem Markte. In J e n a ist der Gasthof zum Schwarzen Bäten, dem Schloßtor gegenüber, eine Lutherstätte, in dem Luther im März 1522 bei seiner Rückkehr von der Wartburg übernachtete. An dem von der Straße Zwenkau-Borna auf der Höhe vor Bahnhof Kieritzsch nach Droßdorf führenden Wege finden wir auf freiem Felde eine Lutherstätte, ein von einem eisernen Geländer umgebenes Denk mal aus schwarzem schwedischen Granit, das die Stelle bezeichnet, wo ehemals der Gutshof des Dorfes Z ö 1 s - d o r f stand, das Luther seiner Katharina als Witwen sitz kaufte. Im Dorfe Kieritzsch finden wir eine Erinne rung an Luther in der Kirche, die aus dem Zölsdorfer Gutshause beim Abbruch hierher gebrachter Bilder Luthers und seiner Gemahlin Katharina. In Borna erinnert an dem Hause Markt 184 eine Gedenktafel an Luther, die besagt, daß er hier im Jahre 1522 nach seiner Rückkehr von der Wartburg übernachtet hat. In der Burgkapelle der Burg Gnandstein hat Luther als Freund des damaligen Schloßherrn Heinrich von Einsiedel oft gepredigt, ebenso auf einer der beiden Kanzeln in der Kirche des Dorfes Gnand stein, neben der jetzt noch sein Bildnis hängt. Die byzantinische Doppelkapelle bei Lands- berg, der noch erhaltene Rest einer vom Markgrafen Dietrich dem Bedrängten erbauten Burg, enthält eine Schule, von der im Mittelalter die Rede ging, daß sie bisweilen Blut schwitze. In dieser Kapelle hat Luther auch geweilt, wobei er im Hinblick auf diesen Aberglau ben an die Säule schrieb: „Lieber Gott in Ewigkeit, erbarme dich deiner Christenheit, so seufzt mit Hand und Mund Martin Luther“. Torgau birgt in ;er spätgotischen Marienkirche an der Mauer der Apsis des rechten Seitenschiffes das Grabmal von Luthers Ehefrau Katharina von Bora, die 1552 in Torgau verstorben ist, und die halbgotische Schloßkapelle des Schlosses Hartenfels in Torgau ist von Luther geweiht worden. Wittenberg endlich birgt zahlreiche Erinne rungsstätten an den Reformator, von denen als die weihevollste sein Grabmal in der Schloßkirche zu be zeichnen ist. So ähnlich wie hier angedeutet, lassen sich alle anderen angegebenen Gedanken durchführen, es lassen sich auch Verbindungen mehrerer herstellen, sowie auch noch ganz andere denkbar sind. Jedenfalls aber glauben wir annehmen zu dürfen, daß auf die ange gebene Weise eine Förderung des Interesses an den Aus fahrten und damit eine Hebung der Beteiligungsziffer zu erreichen wäre, damit der Fahr wart von seiner schweren Arbeit nicht immer nur Ärger hat, sondern an ihr auch einmal Freude erlebt. Vielleicht machtman also einmal dün Versuch, obige Gedanken in die Wirk lichkeit zu übertragen. Eingesandt Beim Lesen der letzten Bundeszeitung wurden wir freudig überrascht durch die wundervollen, von den Diamantwerken gestifteten Preise, und drängte sich auch uns die Frage auf: „Wie sollen diese nun aus geschrieben werden?“ Der Bundesvorstand hat zwar schon darüber be.aten und Lesihluß gefaßt; aber sicherlich wird dieser Beschluß bei dem größten Teile der Bundesmitglieder auf Widerspruch stoßen, da wir nach unserem Handbuch ja nur 23 Bundesver eine mitca. 635 Mitgliedern hingegen 190 bundesangehörige Vereine mitca. 7511 Mitgliedern haben. Sollte diese große Masse des Bundes nicht auch ein Anrecht an dem Wettstreit so schöner Preise haben? Gerade beim letzten Bundes fest in Waldheim hat man von bundesangehörigen Vereinen eine recht starke Beteiligung und auch wirk lich schöne Gruppen gesehen, die zum Gelingen des Korsos wesentlich beitrugen. Warum sollen denn diese Vereine ausgeschaltet werden? Wir glauben bestimmt, daß es nicht im Interesse der Stifter liegt, den größten Teil des Sachsenbundes an ihrer Stiftung nicht teil nehmen zu lassen. Der Bundesvorstand ist vielleicht der Ansicht, durch seinen Beschluß die Zahl.der Bun- desveteine zu vermehren; aber jedenfalls wird auch er wissen, daß es leider den meisten Vereinen nicht möglich ist, nur Bundesmitglieder zu haben, da spielen gar manche Umstände mit. In einem Orte befinden sich viele Bundesmitglieder, die leider für einen Verein nicht zu haben sind; anderseits gibt es wieder viele Radfahrer, die gern einem Verein angehören, jedoch irgendeinem Bunde nicht beitreten wollen. Diese Mitglieder werden aber größtenteils mit der Zeit immer noch zu guten Bundesmitglieder herangezogen. Warum sollen also diese Vereine, deren größter Teil dem Bunde angehört, die jedoch zufällig gelegentlich des Bundes festes gerade in obigem Verhältnis stehen, kein Anrecht an den Wanderpreisen haben? Unseres Erachtens würde es am zweckdienlichsten und reellsten sein, den Korso-Wanderpreis als Zuschlagspreis dem Verein zu zusprechen, welcher nach den Wettfahrbestimmungen § 20 Absatz 1 a bis e und Absatz 2 a und b die höchste Punktzahl erreicht. Was den zweiten Preis betrifft, kann man auch uns er et Er a< htens denr eiben als V ander pr eis für Schul- r eigen autsetzen, doch müßte auch gleit hzeitig ein Wände.preis für Kunstreigen eventuell bundesseitig geschaffen werden, da es sonst sicher oft Vorkommen wird, daß Kunstreigen fahrende Vereine sich in der Spar te Schulreigen beteiligen und hier den schwächeren Vereinen eine große Konkurrenz werden; im Kunst reigen dagegen werden dann wenig, vielleicht auch gar keine Starter vorhanden sein, da in beiden Sparten gleichzeitig nicht genannt werden kann. Wir hoffen, daß unsere Ausführungen bei denr größten Teile der Bundesmitglieder Anklang finden und daß auch der Bundesvorstand sich noch dazu verstehen wird, in obiger Weite nochmals zu beraten; denn nur so kann ein hervorragender Wettbewerb geschaf fen werden, in dem so hervorragende P r e i s e erkämpft werden müssen. Siel erlich werden die Preise dann schon erstmalig beim nächsten Bundes fest irr Bautzen zu einer starken Beteiligung den An sporn geben. Sachsen Heil! Leuben. Fritz K 1 e e in a n n Arnold Schröer. Anmerkung der Redaktion: Wir haben den vor stehenden, rein sachlichen Ausführungen Aufnahme gewährt, erklären aber ausdrücklich, daß wir der ganzen Angelegenheit selbstverständlich ganz neutral gegenüberstehen, besonders insoweit sieh das Ein gesandt mit einer Kritik der Beschlüsse des Bundes vorstandes befaßt. Für sehr angebracht würden wir es halten, wenn sich noch weitere Stimmen aus Bundes kreisen zu der Sache äußern möchten, auch dem Bundes vorstände würde das jedenfalls ganz lieb sein.