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Friedrich ^eorg Wiecks — Deutsche Mlu.'itm'te OLwerbereitung. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Herausgegebcn von Or. A Lachmann. Verlag von K. Derggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Fünfunddreißigker Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Sogen. Inhalt. Gewerbliche Berichte: Die Metall-Industri- Cl-v-lands. — lieber die Fabrikation der gefärbten Papiere. (Schloß.) — Neber die Fabrikation einiger malaischer, chine- sisch-r und japanesischer Produkte. — Die neuesten Fortschritte und technifche Umschau i» den Gewerben und Künsten: Neber di- Beffemer-Stahlschienen. — Keilkiemme zum Eintreiben der Rohre amerikanischer Röhrenbrunnen. Wedding s Handstemm-Maschin- für Tischler. — Neber Mühlenanordnung. — Menberg's >n Pottschappel patentirte WafferftandSgläser. — LederzurichtungS-Maschine von Vaudin und Ott. — Hick'S in New-Aork viercdlindrige conaxionale Dampfmaschine. — Cdlinder für hddraullsche Vreflen. — Gewerbliche Notizen und Recepte: Praktische Einführung der Petroleumheizung bei Dampfmaschinen. — Prof. Böttger's Verfahren zu broncireu. — Ver- fahren aufgemalte Farben zu reinige». — Methode die Radreifen von Eisenbahnrädern zu entfernen. — Anstrich auf allerhand eiserne Gegenstände und eiserne Schiffe. — Eine neu- industrielle V-rwertbung der Sonnenstrahlen. — Aufschwung der Eisenindustrie in Chicago. — Erweiterung der Eisenindustrie in Rußland. Hewerbl'iche Berichte. Die Metall-Industrie Clevelands. In der letzten Zeit wurde der Eisendistrict Cleveland in England so häufig in der Literatur genannt und gleichzeitig mit einer ganzen Reihe Verbesserungen und Fortschritten in Verbin dung gebracht, daß es gewiß von Interesse ist. Näheres über An fang, Wachsen und Zukunft der dortigen Metall-Industrie aus bester Quelle zu hören. Aus dieser Quelle bringt nun der „Berg geist" über diesen Gegenstand felgenden interessanten Bericht: Cleveland bezeichnet in dem engsten Sinne nur einen kleinen Theil, etwa ein Dritttheil, von North Riding (Yorkshire); aber aus dem Grunde, weil für die Eisen-Industrie von Teesdale und South Durham gleiche wirthschaftliche Bedingungen bestehen, hat man die obige Bezeichnung in der Gegenwart auch auf diese Districte ausgedehnt und Alles als eine bestimmte Productious- gruppe, ohne Rücksicht auf politische Eintheilung, zusammengefaßt. In diesen Gegenden nun hat sich seit 20 Jahren eine Thä- tigkeit entwickelt, die alles Aehnliche beider Hemisphären hinter sich zurückläßt und die früher altberühmten Süd-Waleser und Stafsordshirer Eisenbezirke vollständig verdunkelt. Recht einleuch tend wurde dieses gegenseitige Verhältniß, als im Herbste vorigen Jahres die erste Provinzial-Versammlung des Iran unck Steel In8titute zu Middlesborough abgehalten und den versammelten Vertretern der britischen Eisen-Industrie ein Bild der riesenhaf ten Localentwickelung aufgedrängt wurde. Während die erste Entwickelungsperiode von Middlesborough seit 1829 bereits eingelreten war, begann die innigere Verbin dung jener Stadt mit der Eisen-Industrie erst 1840 — 41, als Bolckow und der verstorbene John Vaughan ein Walzwerk und Puddeiwerk in kleinem Maaßstabe errichteten und die jetzt be stehende Firma gründeten. Bolckow war ein geborner Mecklen burger und in Folge der damals in vollster Blüthe sich befinden den ritterschaftlichen Uebergriffe ausgewandert, und I. Vaughan ein ehemaliger Eisenarbeiter von Dowlais in Süd-Wales. Von englischer Seite wird natürlich der Letztere in gebührender Weise herausgestrichen und mit Eigenschaften als inckomitudlo porss- veranee und nnüinolnnA inckustr^ ausschließlich belegt, während Bolckow leer ausgeht. Wir hingegen glauben nicht zu irren, wenn wir dem Letzteren die aus Grundbesitz und Capital be stehenden wirthschaftlichen Grundlagen des Unternehmens, sowie einen wesentlichen Antheil an der „zähen Ausdauer" vindiciren. Das Material für die neue Puddelhütte wurde innerhalb der 4 bis 5 nächsten Jahre von weither eingesührt, aber in 1845 oder 1846 etablirten Bolckow und Vaughan mehrere kleine Hoh- öfen zu Witton Park bei Bishop Auckland (Durham), wo sie ausreichenden Erzvorrath voraussctzten und billige Kohlen be ziehen konnten. Die Erwartungen in Betreff des ausreichenden Bezuges an Eisensteinen wurden indeß nicht erfüllt und man war genöthigt, das als Whitby-Erz bekannte Vorkommen zu benutzen, das 10—12 Meilen von Whitby bei Skinninggrove an der Küste von Yorkshire bekannt war. Trotz der bedeutenden Kosten wurde der Eisenstein pro Schiff und Bahn jahrelang nach Witton Park geschafft, um die dortigen Hohöfen zu speisen. Die dritte Entwickelungsperiode der Geschichte vckn Cleveland begann gegen Ende 1850, als Middlesbro' ungefähr 7000 Ein wohner hatte und man landeinwärts von Skinninggrove, fast in Sicht von Middlesbro', dieselben Eisensteine entdeckte, welche bei Whitby schon früher bekannt geworden waren. Dieser neue Fund punkt war indeß für den Seetransport, der gefährlichen Be schaffenheit der nächsten Küste wegen, nicht besonders Vortheilhaft, sodaß es Wünschenswerth erschien, die Clevelandshills vollständig geologisch zu exploriren. Dieses Unternehmen hatte sofort die gewünschten Erfolge und zeigte eine Lagerstätte von so enormer Mächtigkeit, daß man sie trotz der im Umgänge befindlichen gro ßen Baue für unerschöpflich halten möchte. Bekanntlich ist der Cleveland-Eisenstein ein oolithischer Sphär- osiderit, der in 9—10 Bänken oder Flötzen im mittleren Lias eingebettet liegt; von diesen Lagerstättentheilen sind aber nicht alle ausbeutbar, d. h. in öconomischem Sinne der Ausbeute würdig. Die Hauptquelle für den jetzigen Erzbezug ist das sogenannte Haupt- oder Mittelflötz, dessen Mächtigkeit in den Estongruben auf 171/2 bis 20 Fuß sich beläuft, die aber in anderen Gruben auf 15, selbst 11 und 7 Fuß sich vermindert. In den Estongruben wird das Erz dieses Flötzes in einer Teufe von 100 Fuß unter der Hängebank des Schachtes abge baut, der sich mitten in einem wüsten und unbewohnten Yorkshire Moor öffnet. Oft theilt sich das Mittelflötz in zwei Trümmer, die paläontologisch unterschieden und (das obere) Pecteu-Trum, resp. (das untere) Avicula-Trum genannt werden. Wo das Flötz ungetheilt ist, erweist es sich in der Regel gehaltreicher und ent-