Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120214019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-14
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BeiugS-PreiS L«<p»ta »«d v»'»n» durch milen IrLurr »nd 8o«dii»»«» 2» al lüalich in» »«»» »»drach« «VI. m»na«U L7u«r. vt«n»ttadrl- V,i nn>»rn Nllial«» u. An. uahmestell«» adarl>,lt » Pt. munalU. L»«l. »<»,t«liah,l. »ur» »I. v»it! innerhalb Peulichiond» und der drutlchrn Ralanien oi.kieliadrl. 3.0» Ml., monatl. I.2U Btt. au»>ihl. VottdrllrUarld grrner in Lrlairn, Danemarl d»n Donauftaalrn. Itattrn. Luiemduiu, Axdriiunft«. «or» w«a»n, r.',)r,ri»ia. Unnorn AnklunL, Schweden. «L««» u Sounlen. 3n allen udrigen Siaaien nui dxekl du,n> die E«lchait»i>»U« »«» «lalle» «rhalmch. Da» V»lp,l««r Taoedlal« eilchein« r»al täglich. Sonn» a. ,Ze««liag» nni morgen». Stdonn»m»nl».«nnadm» S,d«,ni»«,i>r8, del »nieien Iranern. «Nliolen, vpedilenren und Annahme»,Uen. lowie Ponamlern und Briefliagern. Etnt«lo»rkavl»p,«i» 10 Vf. Morften-Ausgabe. Nip.rigcr TagtlilM , s"KS2 iN.chianIchln», s l«KS2 ««.chlanlchlu» Tel.-Änschl Cel.-Ättschs ^,4US3 Amtsksatt des Nates und des NokizeiamLes der LtadL Leipzig. An,eigen Preis Nir Inlerat« au» r.',wtiz und Umgebnng dl» ttpaltl,» Vettl«U» ÄP» d„ ««Name- »<tl«s«t von au»°>ar,»»>^,.«,Nomen L« E 2»I»'ol, »an V,Hürden im amt. ltchaa Tel» dl» P«M»,l, so Pf a«1chäft»anü»la»'' mtl Pi°,°»rfchrtfte« im Prell« erhol» Rabatt nach larif Bella,,aedüdi E.laint- -uslaa« 5 Mt. p maulend eitl. Poligediihr. Letldeilog« Voder. Felleriritt« «uttrau» können nl-t» ,urll<l. ae;oh«n werden «Für da» Erich,inen an belltmmien lagen und Plauen wird kein, lbaranll« übernommen. An»«!,en-Annahme S»d,nar»,,Ne 8. bei iamllichen Filialen » allen Annoncen. 2lveditlon«n de» 2n» and Au»lande» Druck und Verlag »»» Allch»» ch Klirfteil Inhaber. Pau« «ürftea. Redattl»» und cktelchilt«»«!»: sodannlsgall« kl. Hou»!-Filiale De«»»»a: Seeilrag« t lTrleptzon <821» Nr. 81. los. Zstzrgsns Mittwoch, öen l<. Februar ISIS. IMP- Unsere gestrige Abendausgabe umfasst 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 2» Sri»e„, zusammen 28 Leiten. Oss Wichtigste. * Der Reichstag trat am Dienstag nicht in die Tagesordnung ein, sondern vertagte sich zur Vornahme der Präsidentenwahl auf heute. (S. bes. Art. und Bericht Seite 12.) * In der sächsischen Zweiten Kammer kam es um Dienstag bei Beratung der Interpellation betreffend die R e i ch s t a g s st i chw a h l im 23. sächsischen Wahlkreise (Plauen i. V.) zu Ausein andersetzungen zwischen der konservativ ven und nationalliberalen Fraktion. iS. Landtagsbericht Seite 12.) * Der Pariser Gemeinderat bereitet einen Aufruf zur Verstärkung der französischen Luft flotte vor. (S. Ausland Seite 11.) * Ein italienischer Kreuzer hat den Ort Sidi (Notes Meer) bombardiert. (S. bes. Art. Seite 2.) * Der deutsche Plantagenbesitzer Angel mann ist in Mexiko von Banditen ermordet worden. (S. bes. Art. Seite 2.) * Bei Nagasaki sind zwei japanische Dampfer zusammenge stoßen. 46 Personen fanden den Tod. (S. Letzte Dep. Seite 3.) Die Loillnislplitttlk an einem Wendepunkt (Von unserem kolonialpolitischen Mitarbeiter.) 1. Der Kolonialfreund kann sich trüber Gedanken nicht erwehren, wenn er sich die Zusammen setzung des neuen Reichstags vergegenwärtigt. Auf der einen Seite eine Reihe von unauf schiebbaren Forderungen, die zum Teil sogar Lebensfragen für die betreffenden Kolonien darstellen, auf der andern Seite im Reichstag das Fehlen einer absoluten Mehrheit für koloniale Aufgaben und, dank der Ereignisse des letzten Jahres, ein Heer von Angriffs punkten, die zwar sachlich keineswegs ernster Natur sind, aber nichtsdestoweniger von einer gewissen Sorte von Kolonialgeg nern sicher bis zum Ueberdruß ausgenützt werden dürften — ganz wie 1907. Und das Betrübliche ist, daß unter Umständen mancher Wähler im Reich wieder kritiklos in seinen früheren Pessimismus zurückfallen wird. Es wird also in den nächsten Jahren wieder recht notwendig sein, daß die nationalen Kreise sich rühren und den kolonialen Gedanken wach er halten durch Propagierung der Fortschritte, die wir draußen machen, und der Borteile, die in steigendem Maße der heimischen Volkswirt schaft dadurch erwachsen. Den kolonialsreund- lichen Parteien des Reichstags muß der Rücken gestärkt werden, denn sie befinden sich der Kolonialpolitik gegenüber ohne Zweifel in einer schwierigen Lage. Sie sind stark geschwächt in das Reichshaus eingezogen, sie haben zum Teil ihre Kolonialsachverständigen verloren und werden jetzt geneigt sein, die Kolonialpolitik in den Hintergrund zu schieben, um so mehr als die so notwendige Stärkung der Wehrkraft des Reiches neben den Spezialaufgaben der Partei ihre Kräfte erheblich in Anspruch nehmen werden. Teilweise fehlt auch den Parteien, die Kolonialmänner in ihren Reihen zählen, die eigene Stoßkraft. Wenn man also die öffentliche Meinung nicht fortgesetzt darüber aufklärt, daß es mit den Kolonien vorwärts geht, daß die für sie gebrachten Opfer gerechtfertigt und letzten Endes lohnend sind, und damit unsicheren Volksvertretern das Gewissen schärft, so steht es trübe mit der Kolonialpolitik. Zahlen beweisen! Und darum müßten Fortschritte, die sich zahlenmäßig belegen lassen, urdi et ordi viel eindringlicher vor Augen ge führt werden, als dies gemeinhin geschieht. Dor einigen Tagen ist der amtliche Jahres bericht über die Entwickelung der Kolonien im Jahre 1910 erschienen und in der Tagespresse — auch an dieser Stelle — auszugsweise mit geteilt worden. Die werbende Wirkung dieser Veröffentlichung, darüber sind wir uns ganz klar, 1 kann nur sehr gering sein. Was findet der , ausgesprochene Kolonialfreund, der sucht und derartige Publikationen zu lesen versteht, darin im wesentlichen, was er zu wissen braucht, dem gemeinen Mann aber tun vor herumwimmelnden Millionen die Augen weh, er sieht den Wald vor Bäumen nicht, auch kann er sich keinen Vers darauf machen, weil ihm das Augenmaß fehlt. Rian muß ihm nur die Hauptzahlen im Ver gleich mit früheren Jahren vor Augen führen und ihm im übrigen die Fortschritte an Bei spielen verständlich machen. Folgende Über sicht über die Entwickelung des Außenhandels der Kolonien während der letzten zehn Jahre wirkt ohne Erläuterung für sich (in Mil lionen Mark): — ! UM 1962 19«! 1SK4 1905 Einfuhr . . Aussuqr . . ! 3815!i 42 S63 41808 46 16'1 71 372 IS 388 22 IIS 25 563 24 744 27 836 Eefanit-Handel s 57 544 65 022 67 371 71 213 SS 208 196« ISV7 1968 1969 1910 Einfuhr. . . I ! 8N8 88 7'5 SI 857 UI7 412 I2S 657 Ausfuhr . . 31284 41 163 46 450 69 613 106 842 Gesamt-Handel 1^3 062 12SK08 138 207 177 025 236 4SS Wenn man noch hinzufügt, daß von 230' » Millionen des Jahres 1910 etwa zwei Drittel, also über 150 Millionen direkt in deutsche Taschen fließen, so kann sich jedermann ein deutliches Bild von der wachsenden Bedeutung unseres Kolonialbesitzes machen. Lehrreich sind auch Feststellungen wie die, daß z. B. vor einigen Jahren noch aus Ostafrika nur Sammelkautschuk, d. h. solcher, der von den Eingeborenen im Urwald im Raubbau gewonnen worden ist, ausgeführt werden konnte. Mittlerweile ist dazu auf Plan tagen gewonnener Kautschuk gekommen, 1909 für 1,1 Mill. Mark, 1910 für 8.3 Mill. Für die segensreiche Wirkung des Eisenvahnbaues spricht z. V. der Umstand, daß die Ausfuhr des Hafens Tanga seit 1906 von 1,8 Mill, auf 7,3 Mill. Mark gestiegen ist, während es in der gleichen Zeit der Haupthafen Daressalam, dessen Hinterland bahn jünger bzw. noch im Bau ist, nur von 1,7 Mill, auf 3 Mill. Mark Ausfuhr gebracht hat. Bei Kamerun wäre hervorzuheben, welch' gewaltige Mengen Kautschuk im dortigen Urwald gewonnen werden. Jahr für Jahr wurde früher von Skeptikern eingewandt, daß bei dem sinn losen Raubbau, den die Eingeborenen treiben, die Vorräte bald zu Ende sein würden, und Jahr für Jahr werden statt dessen die Kautschuk mengen, die ausgeführt werden, größer. Im Jahre 1905 waren es für 3,9 Mill. Mark, 1908 für 4,8, 1909 für 7,5 und 1910 für 11 Mill. Mark und über den Südhafen Kribi allein wurden seit 6 Jahren für 30 Mill. Mark Kautschuk ausgeführt. Die Sache ist eben die, daß ein so gewaltiges Gebiet nicht in ein paar Jahren erschlaffen, geschweige denn aus gepowert wird. Immer neue Kautschukdistrikte werden gefunden und in den alten ergänzen sich die Bestände an Kautschukpflanzen. Außer dem werden jetzt die Eingeborenen mit gutem Erfolge belehrt und kontrolliert und verfahren neuerdings schonender beim Kautschukzapfen, und auch später werden die Kautschukbestände, unter geregelter Forstwirtschaft sich immer wieder erneuernd, eine dauernde reiche Ein nahmequelle Kameruns bilden. Außerdem: wo Kautschukpflanzen in solchen Mengen wild wachsen, da lagen sie sich auch im großen an- pslanzen. Alles dies gilt auch für Neu-Kamerun. Steigender Entwickelung erfreut sich in den ge nannten beiden Kolonien und in Togo die Ge winnung an Sisalhanf, Kopra, Kakao, Palmöl und Palmlernen u. a. m. Seit einer Reihe von Jahren wird die ausgeführte Menge stetig größer. In Südwestafrika spielen in der Handels statistik die Hauptrolle natürlich die Dia manten, wenn auch in fernerer Zukunft das Rückgrat der Wirtschaft des Landes die Farm- wirtichaft bilden wird. Die Diamantenausfuhr belief sich im Jahre 1910 auf fast 27 Millionen Mark. Der Viehbestand der Kolonie umfaßte bei normaler Zunahme am 1. April 1911: 144 445 Stück Rindvieh (im Vorjahre 121139), 381 240 Stück Fleischschafe (i. V. 344 000), 32 200 Wollschafe (i. V. 29 200), 386 000 Ziegen (i.V. 319 000), 10 200 Angoraziegen (i.V.8100) usw., und die Farmerschaft ist dabei, die Aus fuhr bzw. Fleischverwertung in Größen zu organisieren. Beide Produktionszweige, die Diamantengewinnung und die Farmwirtschaft, stehen aber gegenwärtig unter einem gewissen Druck, der offenbar zum großen Teil der ge ringen Beweglichkeit und Entschlußfähigkeit der Verwaltung zuzuschreiben ist. Davon wird in einem zweiten Artikel die Rede sein. Oer Reichstag unter lo; «l- üeumkrEchem Vorsitz. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) d) Berlin, 13. Februar. Das Parteihaus — von einem Volks- oder Reichshaus kann man nicht mehr sprechen — ist auch heute im Saal und den Wandelgangen besetzt. Alle diese Sitzungen stehen im Zeichen Les stärksten Be suches, auch die Rechte und das Zentrum sind sehr zahlreich erschienen. Als das Klingelzeichen '/» nach 2 Uhr gegeben wird, drängen auch Sparen von Re gierungsvertretern in den Saal. Wir be merken den Chef der Reichskanzlei Wahnschasfe, den sächsischen stellvertretenden Bundesratsbevoll- mächtlgten Hallbauer, den Direktor im Aus wärtigen Amt v. Körner, die Staatssekretäre Delbrück, Krätke und Lisco. Der sozial- deinokratische Vizepräsident Scheide mann nimmt auf dem Präsidentenfitz Platz, rechts neben ihm der sozialdemokratische Führer Fischer, links von ihm bürgerliche Führer. Bei der Besprechung des Aeußern des Herrn Scheidemann brauckM wir wohl nicht lange zu verweilen. Es genüge, daß er sich in den schwarzen Nock geworfen. Er steuert, nachdem er die Sitzung eröffnet hat, den geraden geschäftlichen Weg vorwärts. Er macht selbst die Mitteilung an das Haus über die Wahl der Schriftführer und über die Beurlaubung von Abgeordneten. „Ich habe Ur laub erteilt den Abgeordneten Bartling usw." Fürst Salm hat, wenn wir recht verstehen, 1-ttägigen Ur laub wegen Krankheit erhalten. Das alles scheint völlig korrekt. Auch den Ab sagebrief Spahns verliest Ccheidcmann selbst. Das macht keinen unsympathischen Eindruck. Er be sorgt den Dienst allein, läßt sich die Mühe nicht durch die Schriftführer abnehmen. Wir wollen uns doch nicht den objektiven Blick für die tatsächlichen Vorgänge durch politische Gegnerschaft trüben lassen. Ein auswärtiges, den Liberalen feindliches Blatt soll an der Art gemäkelt haben, wie der greise Ab geordnete Träger im Weißen Saal das Hoch auf den Kaiser ausbrachtc. Wer dem Akt beiwohnte, muß dem widerspreck-en. Träger hat sehr deutlich und in dnrchaus würdiger Weis« das Hoch aus» gebracht. Das sind Entstellungen, durch die lediglich die Leser ein falsches Bild bekommen, durch die aber der grundsätzliche Kampf der Meinungen in keiner Weise vorwärts gebracht wird. So sei denn heute ruhig zugcstanden, daß Herr Scheidemann die erste Reichstagssitzung, der er und überhaupt ein Sozialdemokrat vorgcstandcn hat, bis zu ihrem raschen, durch einen Vertagungs- antrag Dassermann — Gröber herbeigeführ ten Ende, ordentlich geleitet hat. Mag sein, daß er zum Schluß gegen die Geschäftsordnung verstieß, als er eine von den Sozialdemokraten neu cingcbrachte Interpellation nicht verlas. Doch das fällt nicht ins Gewicht. Hatte er das Versehen vermieden, so würde er uns um nichts willkommener sein. Wir bekämpfen sein Präsidium nicht deshalb, weil wir die Ueber- zeugung haben, daß er die umsichtige Leitung einer Versammlung nicht besitze: über seine Fähigkeiten auf diesem Gebiete sind wir gar nickll unterrichtet. Er verdient deshalb entschiedene Ablehnung, weil er die „höfisch" genannten Pflichten, die tatsächlich die monarchischen sind, nicht übernommen hat. Daß er das nicht getan hat, muß nunmehr als feststehend gelten. Die von nationallibcralen Parlamentariern verbreiteten Meldungen über Erklärungen sozial demokratischer Führer sind zweifellos glaubwürdig. Scheidemann selbst hat sich aber nicht verpflichtet, nm so schlimmer für diejenigen, die ihm trotzdem ihre Stimme gegeben haben! Beim Heraustreten aus dem Reichstag sah man wieder an der Zufahrtsstraße für di« Abgeordneten die Volksmenge, die nun schon alle Sitzungstage jenen Weg umsäumt. Einige Schritte weiter, vor dem Brandenburger Tor, stand ein etwas kleineres Häuflein, das den Kaiser zu erwarten schien. . . . Sie Millian Sslüsnes. Außer der Erklärung, daß Berlin eine nette Stadt sei, hat der englische Kriegsminister bisher nichts über seine Mission in Deutschland verlauten lassen. Zweifellos wird jedoch bald im cnglisclM Parlament eine Erklärung gefordert und gegeben werden. — Zu der Angelegenheit verzeichnen wir heute noch folgende Meldungen: Haldane beim König. AuS London wird telegraphiert: Der König hat am Tienstagnachmittag den Kriegsminister Haldane im Buckinghampalast empfangen. Es ist hervorzuheben, daß Haldane auch vor seiner Abreise nach Deutschland eine Audienz beim König hatte. Pariser Pretzstimmen. Ter „LempS" schreibt über den Berliner Besuch Haldanes: Tie Berliner Besprechungen werden zeigen, ob koloniale Abmachungen oder Austausche so wie eine wirtschaftliche Verständigung dem ehr geizigen Bestreben Deutschlands zur See E i n- yalt tun und eine dauernde Aussöhnung zwischen London und Berlin herbeiführen können. Tie jüngste Rede dcS Großadmirals v. Köster, sowie der von Kaiser Wilhelm zur Entwicklung der deutschen Marine gegebene Ansporn und der Miß. erfolg der bisherigen Annäherungsversuch gestatten in dieser Hinsicht manche Zweifel. Wie dem auch sei, Frankreich wird bald über den Stand der Ver- Handlungen unterrichtet sein. Die englisch Negierung verharrt treu bei der jüngst von Grey gekennzcich- neten Politik. Wenn sie eine Annäherung an Deutschland erzielt, wird sie den Rahmen dieser Politik nicht verletzen. Unter diesen Umständen könnte sie Frankreich nur dazu beglück wün schen, wenn man zustande brächte, eine Basis für vertrauensvolle f r e u n d sch a f t l i che Beziehun gen zu legen, da diese dem Weltfrieden zum Nutzen gereichen würden. „Journal des Dcdats" schreibt: Damit eine deutsch-englisch Verständigung erzielt werde, müßte Deutschland auf die seit 20 Jayren gehegte Hoffnung auf die Herrschaft zur See verzichten: dieser Verzicht scheint aber keineswegs bevorzustehen. Mrll Bülom unü Sie „Kreuz- zeitung". —* Aus parlamentarischen Kreisen wird uns von einer Seite, die d«n politischen Geschehnissen nahe stand, zu den Angriffen der „Kreuzz.g." auf den Für sten Bülow geschrieben: „Die dem Fürsten Bülow von der „Kreuzztg." ge machten Vorwürfe, die konservativen Parteiführer irregcführt und dem Liberalismus den Uebergang zur Schattenmonarchie versprochen zu haben, sind von der „Nordd. Allg. Ztg." mit vollem Recht als grund los zurllckgewiescn worden. Da die „Kreuzztg." trotz dem versucht, jene Vorwürfe ausrcchtzuerhalten, sei folgendes festgestellt. Es ist in keiner Weise wahr, daß Fürst Bülow in den Novembertagen den Libe ralen gewisse konstitutionelle Garantien in Aussicht stellte, mit denen der Weg zur Schattenmonarchre und Zur Republik gepflastert zu sein pflege. Fürst Bülow hat niemandem und niemals solche Garantien in Aussicht gestellt, namentlich nicht wäh rend der Novcmbertage. Es ist ebenso vollkom men erfunden, daß Fürst Bülow damals im In teresse des Blocks die konservativen Führer über die Lage unrichtig informiert habe. Denn Fürst Bülow hat während der Novembertage weder mit einem konservativen Führer gesprochen noch überhaupt mit einem Parteiführer. Es ist vielmehr der damalige Staatssekretär des Innern und jetzige Reichskanzler gewesen, der zu jener Zeit Be sprechungen mit den Parteiführern hatte und dabei in der korrektesten Weise bemüht war, die erregten Gemüter zu beruhigen. Diese Besprechun- gen des Herrn von Deichmann Hollweg mit den Parteiführern widerlegen die Behauptung, Laß Fürst Bülow während der Novembertage nur be strebt gewesen sei, den Block zusammenzuhalten: viel mehr ging sein Bestreben damals lediglich dahin, das Vertrauen des deutschen Volkes zur Kaiserkrone wiederherzustellen, die Krone aus dem Parteistreit heraus und über den Parteistreit emporzuheben, die seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck zwischen dem Kaiser und dem deutschen Volke entstandenen und allmählich immer stärker gewordenen Mißverständ nisse zu beseitigen." Soweit die von kundigster Seite stammende Mit teilung. Im Anschluß an sie sei auf den merkwürdi gen Umstand hingewiesen, daß dieselbe „Kreuzztg", dir Len Fürsten Bülow als angeblichen Garanten konstitutioneller, zu Schattenmonarchic und Republik führender Neuerungen verdächtigt, die Parlamcn- tarifierung des Regierungssystems in Bayern für notwendig hält! Am Sonnabend bekundete die „Kreuzztg." in dieser Hinsicht noch gewisse Bedenken; am Sonntag aber schreibt sie trocken und gelassen: „Freiherr von Hcrtling war Vorsitzender der Zen trumsfraktion im Reichstage, ist also ausgespro- chener Parteimann. Daß der Prinzregent ihn auch gerade deshalb ausersah, das neue Mi nisterium zu bilden, erklärt sich daraus, daß nach dem beispiellos heftigen Wahlkampf nur ein Partei ministerium Aussicht hat, mit dem neuen Land tage di« Geschäfte führen zu können." Für das Hauptorgan der preußischen Konserva tiven ist dieser Standpunkt doch recht seltsam. Der LrlpolitanMe Krieg unü üas Sertrriegsrrcht. Don Professor Dr. Th. Niemeyer. Kiek. In den letzten 20 Jahren haben wir keinen Krieg erlebt, in welchen! nicht Fragen des internationalen Seekriegsrechts eine Rolle gespielt hätten. In keinem dieser Kriege aber sind diese Fragen so 'ahl- reich, so mannigfaltig und so nachdrücklich zur Gel tung gekommen, wie in dem gegenwärtig um Tri polis geführten Kriege. Die Zeitungssvalten sind gefüllt mit Nachrichten und Expektorationen über die Themata: Hat Italien bei der Kriegseröffnung völierrechtsmäßig gebandelt? Ist die Blockade von Tripolis rechtsgültig? Ist es völkerrechtlich zulässig, daß die Kriegführenden die Leuchtfeuer an ihren Küsten löschen ? War die Beschlagnahme der Flugzeuge an Boro der „Carthage" gerechtfertigt? Durfte die „Manouba" angehalten und durften ihre türkischen Passagiere sistiert werden? Ist die Aufbringung des .Tavignano" und die Wegnahme seiner Getreide ladung gerechtierti't? Wie steht es mit dem Durch, suchungsrecht der Italiener gegenüber der „Bregen," und gegenüber anderen neutralen Schiffen? Darf Italien die Dardanellen blockieren? Eine zuver- lässige Beantwortung dieser Fragen im ein- zclnen könnte nur, wie der obengenannte Gelehrte in der 'nächsten Nummer der „Deutschen Juristen- Zeitung" ausführen wird, auf Grund tatsächlicher Feststellungen erfolgen, für weiche die vorliegenden Zeitungsnachrichten keine ausreichende Grundlage bieten. Aber das Gesamtbild, welches sich au» den völkerrechtlichen Episoden des tripolitanischen Krieges und aus deren politischen Reflexen ergibt, ist doch deutlich und interessant genug, um eine Perspektive für Wert und Zukunft des internatio nalen Seekriegsrechts zu gewähren, deren Würdigung hier in Kürze versucht werden soll. Ein vom ersten Tage des Krieges an bemerkbare« Moment von größtem Interesse besteht in dem von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite