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Sächsische Volkszeitung : 20.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193101204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-20
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.01.1931
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„Wenn Minister reisen . . (Von unserer Berliner Sch r i s t l e i t u n g.) Unter den Geltungen, die dein „dritten Reiche" Hitlers die Wege bereiten, nimmt die „D e n t s ch e Z e i t u n g" in etwa den Rana eines Jntelligenzblattes ein, soweit sich der artig bourgeoise Begriffe auf diese besondere Welt des Nationalsozialismus übertragen lassen. Diesem Jntctligenz- blatt hat es auch jetzt noch, nachdem Dr. Brüning schon seit sechs Tagen ziach Berlin zurückgekehrt ist, die Ostreise des Kanzlers angetan. Gewiß, es ist schwer, sachlich dem Kanzler etwas am Zeuge zu flicken. Dazu war die Ostreise eine zu ernste Angelegenheit, Folglich muh die „Deutsche Zeitung" den Stoff für ihre Nörgeleien, ohne die sie offenbar iede Daseinsberechtigung verloren hätte, an den Haaren herbeiziehen. Sie hat eine aussehenerregende Ent deckung gemacht: Der Kanzler ist im S a ! o n w a g e n ge fahren. Früher, so meint die „Deutfche Zeitung", als wir noch reich waren, fuhren die Minister, selbst Bismarck, aus ihren Dienstreisen im Abteil erster Klasse eines regelrechten Schnellzuges, aber Minister, und gar Reichskanzler, sind heute wohl schwerer zu haben als vor Zeiten, und Herr Brüning fuhr im Salonwagen." Nun, die „Deutsche Zeitung" lebt offenbar mitsamt ihrem Leserkreise noch im Zeitalter des Alten Fritz. Denn damals (vergleiche „Das Flötenkonzert von Sanssouci") sind die Staatsmänner und die Könige in Postkutschen ge reist. Diesen Gefallen konnte der Kanzler von 1931 der „Deutschen Zeitung" leider nicht mehr tun. Er hat ja in etwa sieben Tagen auch nur fünf preußische Provinzen be reist, hat fast Tag und Nacht Verhandlungen geführt, Depu- tationen empfangen, selbst die Fahrten im Zuge wurden dazu ausgenutzt (die „Deutsche Zeitung" hätte das im Abteil erster Klasse getan), hat von allen Festlichkeiten radikal Ab stand genommen, ja die Delegation mitsamt dem Kanzler hat, weil sonst diese enorm anstrengede Äeise in der kurzen Zeit überhaupt nickt hätte durchgesührt werden können, nicht einmal in einem Hotel Wohnung genommen, son dern sämtliche Nächte im Schlafwagen zugebracht. Der Kanzler hätte folglich, wenn die „Deutsche Zeitung" maß gebend gewesen wäre, nachts die Polster des Erster-Klasse- Abteils herunterklappen und seine Begleiter zum Platz nehmen im Gepäcknetz ausfordcrn sollen. Und dann hätte die „Deutsche Zeitung" vermutlich noch Krakeel geschlagen, etwa well die Polster der Reichsbahn beschädigt worden wären. Damals. ..als wir noch reich waren..." Das waren nock andere Zeiten! Jawohl. liebe ..Deutsche Zeitung", im Zeichen der Paraden und Hofbälle, der Nordlandreilen und Fiirstenbesnche. damals kannte man den Begriff der Repräsentation nicht. Damals lebten die Kanz ler wie die Einsiedler in Hütten aus Stroh, in Kutten aus Flachs und mit dem Vußgürtel um die Hüften. Damals, als.wir noch reich waren, liebe ..Deutsche Zeitung", wußte man auch noch nichts von einer Ostkrile. denn wenn man das gewußt hätte, dann würde man oskenbar damals eine Ostpolitik getrieben haben, die dem Kanzler die ganze Ostreise erspart hätte. Ja, damals — es mar eine goldene Zeit — war es vor allen Dingen eine Unmöglichkeit, daß ein Blatt, das Anspruch auf nationales Empfinden er heben konnte, in so schmieriger und geschmackloser Weise ihre Opposition mißbrauchte, wie das heute die ..Deutsche Zeitung" und in ihrem Gefolge die übrige Nazi-Presse tut. Damals, als wir noch reich waren, hatten wir noch Ge fühl für An st and und für Sachlichkeit! Daß viele heute dieses Gefühl nicht mehr ihr eigen nennen, macht unseren größten Jammer aus! von 4 Bauarbeitern 8 erwerbslosl Die Arbeitslosigkeit im sächsischen Baugewerbe ist in der letzten Woche von 70,3 auf 74,5 Prozent gestiegen, so daß von vier Bauarbeitern jetzt drei er werbslos sind. Insgesamt sind fast 60 000 Bauarbeiter brotlos. Iugenderholungshelm Ottendorf wieder eröffnet. Das viel genannte Iugenderholungshelm Ottendorf, das Anfang No vember geschlossen wurde, soll am 16. Februar wieder eröffnet werden. In den 15 Monaten seit der Inbetriebnahme hat das Heim 1550 Jugendliche zur Erholung ausgenommen. Der Reichsgrün-ungslag in Sachsen Die Feier in Dresden Dresden, 19. Januar. Auch die sächsische Landeshauptstadt hat in würdiger Weise den Tag der Neichsgründnug begangen. Zur Feier der 60. Wie derkehr dieses Tages fand im Schauspielhaus ein Festakt statt, an dem die Staatsrcgiernng und der Landtag, der Oberbürger meister und der Rat zu Dresden und andere Ehrengäste teilnah men. — Die Staatskapelle unter der Leitung von Kapellmeister Kutzschbach spielte einleitend die Egmont-Ouvertüre von Beet hoven Dann ergriss Geheimrat Professor Dr. Branden burg von der Universität Leipzig, der gegenwärtig bekanntlich als der erste Fachmann für die Geschichte der Reichsgründung gellen kann, das Wort. Er führte u. a. aus: „Heute vor 60 Jahren senkten sich die Fahnen aller deut schen Länder !m Spiegelsaal von Versailles vor dem ersten Kai ser des neuen Deutschen Reiches. Leuchtend steigen die Gestalten des greisen Kaisers Wilhelm, Bismarcks und Moltkes vor unse ren Augen auf. Sehnsuchtsvoll — und ncidvoll gedenken wir der wunderbaren Sicgesstimmung, die ihre Weihe durch den Ge winn des allen deutschen Elsatz und durch die Wiederherstellung der deutschen Einheit erhielt. Die höchsten Träume der Väter schienen erfüllt. Freilich war schon damals nicht alles so glänzend, wie es in der Begeisterung des Augen blicks erschien. Partikularistische Stimmungen hatten die Ver handlungen über die Gründung des Reiches erschwert. Aber auch andere schwere Probleme waren dem neuen Reich gestellt, deren Entstehung ebensalls schon in frühere Jahrhunderte zurück reichte. Dazu gehört in erster Linie der konfessionelle Gegensatz, der die deutsche Bevölkerung geistig in zwei Lager schied. Noch viel gefährlicher aber waren die wirtschaftlichen und sozialen Gegensätze, die im Lauf der nächsten Jahrzehnte eine immer gröhere Schärfe annahmcn Das hing untrennbar zusammen mit dem gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, den Deutsch land in dieser Zeit nahm. Mit unheimlicher Schnelligkeit ent wickelte sich Deutschland, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein ganz vorwiegend agrarisches Land gewesen war, zu einer der führenden Industrie- und Handelsmächte der Welt. Das bewirkte ein gewaltiges Anschwellen der Industriearbeiter schaft, die sich mit steigendem Selbstbewusstsein als die unent behrliche Trägerin der wirtschaftlichen Weltstcllung Deutschlands zu empfinden begann und eine Umformung des politischen und sozialen Lebens verlangte. Die sozialistische und republikanische Einstestung dieser Schichten erregte den heftigsten Widerstand derjenigen Volkskreise, die bisher die Führung im öffentlichen Leben Deutschlands gehabt halten, des Adels, des Beamtentums und des oberen Bürgertums. Eine gemeinsame Arbeit im Dienste des Ganzen schien diesen beiden feindlichen Gruppen un möglich Während die Sozialdemokratie den bestehenden Staat als einen Klasscnstaat betrachtete, an dem sie keinen Anteil habe und den es zu beseitigen gelte, sträubte man sich aus der anderen Seite dagegen, die Vertreter der Arbeiterschaft zu gleichberechtig ter Mitarbeit heranzuziehen. Die Unfähigkeit, diese Problems zu lösen, ist schließlich der Grund zum Untergang des allen Staa tes gewesen. Aber auch unsere Weltgeltung war nicht so ge sichert, wie es in den ersten Zeiten nach der Reichsgründung scheinen konnte. Die Offenheit unserer Grenzen im Westen und Osten ließ stets die Gefabr eines Zweifrontenkrieges als möglich erscheinen, in dem wir erdrückt werden konnten. Mit Frankreich standen wir seit Jahrhunderten in unausgesetztem Ringen um die Westgrenze und mehr als einmal hatten die Franzosen ver sucht, ihre Herrschaft bis an den Rhein, ja über den Rhein hin aus, auszudehnen. Mit dem östlichen Nachbar. Rußland, bestan den derartige Gegensätze nicht: erst unser Streben, die habs burgische Monarchie als Brücke nach dem Orient und als Damm gegen die slawische Uebcrslutung Südostcuropas zu erhalten, hat Rußland zum politischen Gegner Deutschlands gemacht. In früheren Zeiten hatte mcnioslen» unsere Seeküste als gesichert gelten können, da die skandinavischen Staaten zu schwach waren, »m sie ernstlich bedrohen zu können. Aber die wachsende Entfremdung zwischen Deutschland und England schuf auch hier eine Quelle neuer Gefahren. — Bismarck hatte diese Gefahren der äußerst schwierigen Lage immer gesehen: seine ganze Politik war auf Erhaltung des Friedens, vorsichtige Zurückhaltung und Verhinderung gefährlicher Bündnisse eingestellt. Seine Nachfol ger haben sich in den Zeiten des Glücks häufig vergessen und als die Zeilen der Gefahr kamen wußten sie weder rechtzeitig eine Entscheidung zu erzwingen, noch wirkliche Beruhigung über Deutschlands Pläne und Absichten zu schassen, noch kaltblütig abzuwarten oder wirksame Gegenmittel zu finden Unser ganzes heutiges Leben ist von dem Ausgang des Weltkrieges verhängnisvoll bestimmt. Wir verloren Elsaß und Lothringen. Westpreußen, Polen und Oberschlesicn. unsere Wehr macht wurde zerbrochen, das linke Rheinuser ein Jahrzehnt lang von den Franzosen besetzt, und auf Generationen hinaus wurden uns furchtbare wirtschaftliche Lasten ausgebürdet. die unker ver armtes und verkleinertes Volk nicht zu tragen in der Lage ist. Dieser Ausgang des Weltkrieges hat die schwerste Krise über unser Vaterland heraufgeführt, die es seit der Franzosenzeit im Anfang des 19. Jahrhunderts durchzumachen gehabt Hal. Und doch, wenn wir die jetzige Lage mit derjenigen der napoleonischen Zeit vergleichen, so tritt uns e i n gewaltiger Unterschied ent gegen. Damals mar der deutsche Staat vollständig zerstört: dies mal aber sind wir zusammengeblieben. Wenn wir uns heute die Frage stellen, welchen Ursachen wir es verdanken, daß wir noch e i n Volk und e i n Staat geblieben sind, so werden wir sagen müssen, daß die Reichsgründung, di« heute vor 60 Jahren voll zogen wurde, öle wichtigste davon gewesen ist. Die zwei Gene rationen gemeinsame Geschichte, die wir seit 1871 durchlebt haben, sind es gewesen, die uns das weitere Zusammenleben zur inneren Notwendigkeit gemacht haben Sie haben cs bewirkt, daß trotz aller Gegensätze das Gefühl in uns lebendig geblieben ist, daß wir e i n Volk sind, und die den unbeugsamen Willen erzeugt haben, daß mir auch ein Volk bleiben wollen. Nur da durch ist es möglich gewesen, daß das deutsche Volk diese schwere Feuerprobe hat bestehen können Das ist d-e gewaltige Leistung, die das Vismarcksche Reich auch über die Zerstörung seiner For men hinaus für das deutsche Volk vollbracht hat Das wollen wir ihm nie vergessen und darum feiern wir diesen 18. Januar mit Recht als ein nationales Fest" Starker Beifall dankte dem Redner Mit dem gemeinsamen Gesänge des Deutschlandliedes fand diese Feier ihr Ende v!e«r der Technischen Hochschule Anläßlich der 66jährigen Wiederkehr des Reichsgrün dungstages hatten Rektor und Senat der Techistschen Hochichule Dresden, zugleich im Namen der Studentenschast. zur Feier de; Dies Acadcmicus am Sonntagvormittag 11 Uhr in die Aula der Hochschule am Bismarckvlatz einocladc». Nach dem feierlichen Einzug der Chargen aller an der Hochschule rwrtretcnc» Korpo rationen erschien der Rektor der Technischen Hochschule nut dem Senat und der Professore»sck>aft Die Veranstaltung wurde eingcleitet mit einem stimmungsvollen Orchestervorttag des Studenlenorchesters unter Leitung von Kapellmeister Edwin Lindner. In einer kurzen Ansprache wies der Rektor. Pros Dr. Ludwig, aus die Bedeutung des Tages hi» und gedachte besonders der geiallenen Studenten. — Den bei derartigen Feiern iblichen Fachvortrag über ein Gebiet, das an der be- tresscnden Hochschule aelehrt wird, hielt Pros. Jost über das Thema „Der neue Baustil" worin der Redner den neuen sachlichen 'Baustil ivar noch als kraktlos und verwasck>en. aber doch als ausbaufähig und zukunsttragend bezeichnete — Die eindrucksvolle Feier schloß mit einem weiteren Vortrag des Hochschulorchcstcrs. Oie Parade der Dresdner Garnison Auf Befehl des Chefs der Heeresleitung sand am 18 In- nunr in allen Standorten des 'Reiches Avuelt mit anschließender istarode statt. Die Anteilnahme der Dresdner Bevölkerung war, ivle bei allen derartigen Gelegenheiten, eine außerordent lich starke: dichte Menschenmassen säumten die Straßen und Wege nm den Alaunplatz, über den ein naßkalter Wind > strich und des öfteren in vollem Wirbel Schneeflocken vor sich Ker trieb Auf der Tr-büne war eine Reihe von Generälen der zlten Armee, hohe Offiziere des Reichshceres mit den Spitzen >er staatlichen und städtischen Behörden versammelt. Punkt 1.15 Uhr rasselten die Trommeln, schrillten die Pfeifen, schmetterten die alten Armcemärsche: Die Standort truppen stellten sich auf. Voran die alten laubgeschmückten Tra- ditionsfahnen. dann die Fakmenabordnungen aller Militär- und Kriegervcreine Wie eine stählerne Mauer standen die Truppen. Blick über die Straße Bon Peier Bauer Ein langer, über mehrere Häuser sich hlustreckender Dach rücken stöht jenseits eines tiesen Gartens in mein Blickfeld. Die ehemals roten Ziegeln, dir ihn dicht wie ein Schuppenkleid be decken, sind braun bis schwarz angcrußt vom Niederschlag der winzigen Kristalle, die im Lause der Jahre aus den Rauchsäulen herabwehten. Einige von den Schloten sitzen säst am First, nie drig wie Vaumstiimpse, andere wachsen etwas aus der Mitte der Dachschräge wie kleine Pfeiler empor. Tiefer haben sich die vor springenden Fenstergehänse der Mansarden angesirdelt, die putzigen, kleinen Elebelhäuschcn gleichen. Der weiße Anstrich ihrer Scheibenrahmen und die Gardinen dahinter leuchten so freundlich, daß man den häßlich verwitterten Verputz ihrer Um mauerung gern übersieht. Manchmal allerdings, wenn der Glanz des blauen Himmels das Dach umspült, daß die Ziegeln wie mit Silbcrschimmer bereist scheinen, gleißt auch das Gemäuer der Schornsteine und Mansarden wie erneuert auf. Der Dachhang zwischen First und Traufe ist eine beliebige Promenade der Tauben. Sie müssen in der Nachbarschaft ihren Schlag haben. Bald sammeln sie sich in ganzen Schwärmen au. bald sind es nur einzelne Pärchen, die nicht wissen, wohin sie flattern und trippeln sollen vor Verliebtheit. Es gibt nichts Aufdringlicheres als ein Täuber. Unermüdlich ist er hinter der Angebeteten her. die Immer sehr spröde tut. Unerwartet slicgt sie ans, läßt sich auf einem Schornstein nieder, flattert weg aus «in Eicbelhäuschen, zum First zurück und schließlich steigt sic gar zu großen und raschen Schlcisenslttgen nm das Dach und die Nach barschaft auf. Immer aber ist der Täuber dicht hinter ihr und beginnt, sobald sie sich niederläßt, seine leidenschaftlichen Huldi gungen. Erstaunlich, mit welcher Fixigkeit er seine V.rbcugun- gen nach rechts, nach links und wieder nach rechts macht, und mit welcher Beharrlichkeit er sie wiederholt, sich gar auch iu seiner ansgeplusterten Tollheit um sich selbst dreht wie ein Kreisel, bis er endlich Erkürung sindet. Lu dr: Trauie zanken lick meist die Spatzen, einer dem andern den Brocken mißgönnend, den er sich aus dem Garten herausgeholt hat. Ständig schießt einer hinab, flitzt ein anderer herauf. Unten geht das Huschen und Flattern von Baum zu Baum ohne Unterbrechung. Sie sind die leib haftige Unruhe. In einigen Wochen feiert man ja schon Hochzeit im Spatzennest. An den Dackrücken schließt sich zunächst kein anfragcndcs Ge bäude weiter an, vielmehr reihen sich an den seitlich ausweichen den Garten etliche Pslanzstücke. die einem Gärtner gehören. In den Glasdächern der Gewächshäuser widerstrahlt der Helle Him mel wie in einem Wasserspiegel. Ganz in der Ferne, hinter Häuserkonturen, reckt sich die Silhouette eines Fabrikbetriebes mit riesigem Schlot auf, der sich in die Wolken zu spießen scheint. Aber wenn er zu rancken beginnt, merkt man. wie klein er doch trotz seiner Höhe ist. Wie hoch steigt bei klarem Wetter die Säule empor, bis sie sich in der flimmernden Luft auseinanderkräusclt und auslöst Ost schlägt der Qualm um wie eine wehende Fahne, den Wcttcrwinkel vr- ratend, aus der der Wind bläst. Auf dem Goldgrund des Abend- himmmels zeichnete er die phantastischsten Figuren und Formen. Wenn die Nacht anbricht und aus der Straße sich längst die Hellen Lichtbogen des Lalerncnschcins in das Dunkel herauf gewölbt haben, beginnen auch die Mansardensensler. eins um das andere, auszulcnchten. Sic sind mit ihrem Licht auf einmal ganz nahe gekommen. Aber es ist nur ein flüchtiges Herüber grüßen. dann erlstcht der goldne Schein wieder. Die Hausmäd chen. die wohl in den Mansarden schlafen werden, sehnen sich nach Nutze. Selten brennt ein Licht länger. Vielleicht über einem lieben Buch. Einmal sah ich ein bestes Fenster noch in den 'ruhen Morgen blitzen. Da war die Lcserin wohl über einer sp? inenden Lek türe in Traum und Schlaf gesunken, ehe die müde Hand sich nach dem Schalter getastet hatte. Die Mozartseier lm Staatlichen Schauspielhaus« am Sonn tag, 25 Januar, beginnt bereits um 11 Uhr, die Nachmitlr.gs- vorsteilung um Uhr. Händel-Verein Ein Konzert im Kolpingsaol mit Werken aus dem 17. rind 18. Jahrhundert r>eranslaltcle am Donuersiag der Häudelo-'rei» unter Leitung seines Dirigenten Paul E»g- l e r. Plan hätte nicht gedacht, daß ein 'Abend. Sem für uns neuen Menschen gewissermaßen das Salz fehlt, so starke Ein drücke hinterlassen könnte. Das lag sowohl an der sehr klugen Aus- ivahl des Programms, das neben Hand» und Händel W.iue von Ioh. Herrn. Schein, Joh. Pezel und Aut Vivaldi brachte wie an dem außerordentlich Selika'en uns musizieriren'nacn Orchester das unter der zielbewussten Leitung Englers alle klanglichen Schönheiten auskosten konnte. Sehr ichön inter pretierte Eva Wa ra das D Dur Konzert op. -'l von Handn und über allen Verzierungen ließ E r h a r i V a u m h eier den selisclzen Inhalt des Vioa'üikonzerts sür Violine istcht zu kurz kommen. Die Solisten konnten sich iu den dankbaren Bestast des Auditoriums mit Engler teilen. —gb - Das neue Märchenspiel von Carl Eng'er „Fritz Guckindic- well" gelangte in Bautzen zur Uraussiitzrung. Sie brachte dem liebenswürdigen, aus dem Grunde deutscher Märchen und Waldespoesie und dentschen Sagenslofses gewachsenen Sü.i einen schönen Erfolg Wir kommen noch eingehend auf Einzel keilen des Märchen Singspiels und seiner llionsfukrung zurück. Der Dichter und Komponist, der die von der D 'u:stif!l cheii Kath Ober- und Ausbnnschnle übernommene Auttührung muiikaiiict leibst leitete, ist durch eine ganze Reitze solcher gern gespielte' Märchen- und Legendcnstücke bekannt geworden. Theodor Zral^cr dc.c.ii-i j>m Z I vcu e.uan'rschcn W. ttn. — Der 'Rat der ^rudt Leipzig g:-.c vc'auiu, daß in der ltrieber- rechtseintragsroite. die in Le.pzig gesuhlt wird. Theodor Tug- ger, geboren in Soiia, das Urheberrecht der unter dein Pseudo nym Ferdinand B r u ci n e r im Vertag S. Fischer in Berlin erschienenen nachgeaannlen Werte in Anspruch nimm?: „Krankheit der Jugend", Srtzanipicl, .Dte Verbrecher", Schon spiel, „Die Kreatur", Schauspiel, „Elisabeth von England", Sä" Erwerbslosen Vorstellungen in Gera. — Auch das Reußiicke Theater in Gera veranstaltet jetzt sür Erwerbslose und ihre Angehörigen kostenlose Ausführungen, die während der Nro.iuie Januar bis März n» den Nachmittagen der Wochentage statt linden. Das Personal des Theaters hat sich zur bonora.rlo.cn Witwirknng verpflichtet: bi- übrige» Betriebsloiten trägt die Intendanz.
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