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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140518014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-18
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. 249. Morgrn"Nusyave Leipziger Tageblatt. RWMaS, l8. MSI 1914. wurde. An den König wurde ein Begnißungs- telegramm abgesanidt. Den Festvortrag hatte in Ire- benswürdiger Weis« Oberbürgermeister Dr. Külz. Zittau übernommen, der in geistvoller Schilderung ein fesselnde» Bild der Presse in den deutschen Kolonien entwarf. Nach einem kurzen Rückblick auf die Ent stehung der Zeitung verwies Redner auf die inter essante Tatsache, daß sich aus den Urformen der Zeitung, dem Flugblatt und dem Amtsblatt, auch die deutsche Kolonialpressc entwickelt habe Bon einer wirklichen Entwicklung des kolonialen Pressewesens in unseren Schutzgebieten kann man eigentlich nur in Deutsch-Südwestafrika und in Deutsch-Ostafrika, unseren beiden größten Kolonien, reden, während in den übrigen Schutzgebieten nur erst Anfänge zu einem deutschen Zeitungswesen zu verzeichnen sind. Diese Tatsache erklärt sich in erster Linie daraus, daß diese Schutz gebiete tropischen Charakter tragen und deswegen in nur geringer Zahl eine ansässige weihe bzw. deutsche Bevölkerung ausweisen, und des weiteren daraus, daß wir, obwohl formell unser kolonialer Bentz drei Jahrzehnte zuruckreichi, tatsächlich doch erst seit etwa zehn Jahren wirklich Kolonialpolitik und Kolonial wirtschaft treiben. Das Charakteristische der ersten Entwicklung liegt in den wenig mannigfaltigen Erscheinungsformen der Zeitungen. Die Unterscheidung zwilchen Amts blatt und, wenn man sich so aussruckcn will, unabhängiger Zeitung ist eigentlich die einzige deutliche Differenzierung, die sich in der kolonialen Presse gegenwärtig findet. Eine Unter scheidung nach politischen Parteien ist nicht zu ver zeichnen. sämtliche Zeitungen stehen auf streng nationalem Boden und betonen naturgemäß stark die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Inter- cssen ihrer Kolonie. Gewisse Schattierungen haben sich dabei in einzelnen Schutzgebieten herausgestellt, je nachdem die eine Zeitung, z. B. in Deutsch-Süd- west, mehr die Interessen der Farm- und Landwirt schaft, die andere wieder mehr die Interessen des Diamantenbergbaues in Len Vordergrund lägt. Auch hinsichtlich ihrer Stellung §ur Regierung sind ver. schieden?, zum Teil in verhältnismäßig kurzer Zeil wechselnde Schattierungen zu verzeichnen. So führte in Ostafrika z. B. die Presse eine Zeitlang einen heftigen Kampf gegen das Gouverne ment bzw. den damaligen Gouverneur v. Rechen« 'berg, der zu Gegenmaßnahmen und selbst zu einer Gegengründung führte, die jedoch eine dauernde selbständige Erscheinung nicht geblieben ist. Die Gattung der Fachblätter ist im ersten Ent stehen begriffen. Einige Versuch«, völlig selbständige Fachzeitungen auf wirtschaftlichem Gebiete in den Kolonien selbst zu begründen, haben als zurzeit noch nicht erfolgversprechend wieder ausgcgeben werden müssen. Dagegen finden sich im Zusammenhang mit Tageszeitungen oder als Beilage zu diesen in ver schiedenen Schutzgebieten sehr beachtlich« Anfänge zu einer rvertvollcn Fachpresse. Selbständige Erscheinun gen finden sich in mehreren Schutzgebieten sür das religiöse und kirchliche Leben, und zwar nicht nur in Form von Missionsblättern für die Eingeborenen, sondern auch in Gestalt von Gemeinde- und Familien blättern sür die weiße Bevölkerung. Der Nach- . richtendicnst für die koloniale Presse geht natur gemäß unter sehr schwierigen und noch recht mangel haften Verhältnissen vor sich, sowohl innerhalb der einzelnen Schutzgebiete, als auch von auszen her nach den Kolonien. Schuld daran sind die zum Teil noch recht primitiven Vcrkchrsverhältnisse und die eigen artige Gestaltung des deutschen Auslands-Nachrichten. di«nstcs. Versuche, die gesamten Zeitungen zu einer gemeinsamen Nachrichte »Versorgung zu- sammenzuschließen, sind bisher immer daran ge scheitert, daß die Mehrzahl nicht in der Lage ist, er heblich höhere Mittel als bisl)«r für Telegramme auszuwerfen. Es wäre sehr zu wünschen, daß einmal ein gemeinsamer Dienst sür all« Kolonien oder we nigstens für Südwest, Ostafrika und Kamerun zu stande käme, d«r allerdings so billig sein müßte, daß auch die weniger gut rentierenden Zeitungen sich daran beteiligen könnten. Die technische Her stellung der Zeitung stieß naturgemäß anfänglich in allen Schutzgebieten auf große Schwierigkeiten und leidet zum Teil auch heute noch unter solchen. Meist erschienen im Anfang« die Blätter handschriftlich, später ging man zur Schreibmaschine über, di« auch heute noch für mainhe Zeitungen die Herstellung be sorgt, allgemein aber werden die Zeitungen gedruckt. Die Abonnentenzahl sämtlicher kolonialen Zeitungen ist im Hinblick auf die verhältnismäßig geringe weiße Bevölkerungszifser von vornherein beschränkt, und die Auflagen der Schutzgebietszeitungen sind des wegen, verglichen mit der heimischen deutschen Presse, nur klein. Immerhin haben sich verschiedene Blätter einen ganz beachtlichen Abonnenteirkreis auch außer halb des Schutzgebietes sowohl in der Heimat wie in anderen Ländern gesichert. lieber Dang und Stand der Entwicklung der kolonialen Presse gab dann ein Ausblick auf die ein zelnen Schutzgebiete selbst näher« Auskunft. Danach liegt das Schwergewicht des Zeitungswesens in Togo, Kamerun, Deutsch-Neuguinea und Samoa fast aus- schließlich im Amtsblatt. In Kiautschau bestehen neben dem Amtsblatt noch die täglich erscheinenden „Tsingtauer Neuesten Nachrichten", in Deutsch-Ost afrika erscheint die in Dar-es-Salam herausgeaebene „Deutsch-oslafrikanische Zeitung" sowie die „llsam. bara-Post", und für das Bezirksamt Moschi noch ein „Amtlicher Anzeiger". Seit Januar d. I. erscheint ferner in hektographierten Exemplaren die „Tabora- Post". Am weitesten vorgeschritten ist das Presse wesen in Deutsch-Südwestafrika, wo in Swakopmund, Windhuk, Keetmanshoop und LUderitzbucht deutsche Blätter erscheinen, zu denen sich seit 1910 noch ein Amtsblatt für das Schutzgebiet Deutsch-Südwest afrika gesellt hat. Redner schloß seine fesselnden, mit lebhaftem Bei fall ausgenommenen Ausführungen mit den Worten: „Die Presse wird das vornehmste Mittel bleiben, unsere fernen Länder umfassend und objektiv kennen zu lernen. Wir dürfen unsere Kolonien nicht nur durch die Eouvernementsbrille ansehen, sondern frei mütige und ernste Kritik müssen wir da anlegen, wo es nötig ist. Dies wird der Entwicklung und dem Fortschritt zugute kommen." Prof. Dr. Bier gab in seinen D-ankeswortcn der Hoffnung Ausdruck, daß die hohe Auffassung von der Presse, die der Vortragende bekundet habe, allgemein bei den Behörden Eingang finden möge. Nach dem Vortrage vereinigte ein von der Stadt Zittau im Bürgersaale des Rathauses gebotenes Mittagsmahl die Teilnehmer. Hierbei teilte Oberbürgermeister Dr. Külz im Verlaufe eines Trinkspruches mit, daß die städtischen Kollegien zu Zittau einstimmig beschloßen hätten, dem Landes verband für sein Presseheim am Oybin den Grund und Boden unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Diese Mitteilung wurde mit lebhaftem Bei fall begrüßt. Am Nachmittag unternahmen die Fest teilnehmer einen Ausflug zu Wagen nach Liickdorf und Oybin. Alle werden die Stadt Zittau und ihr« Gastfreundschaft in dankbarer Erinnerung behalten. k*Misette Uebefsietit Ein Nachspiel zur Maifeier. Für die Kölner „Genossen" hat die dies jährig« Maifeier ein eigentümliches Nachspiel gehabt. Es besteht in der Annahme eines ^adelLvotums, daä die Kölner Ortsgruppe des sozialdemokratischen Zentralverbandes der Han- lungsgehilfen gegen die Filialleiter der dortigen Konsumgenossenschaft „Hoffnung" faßte, weil diese Filialleiter am 1. Mai in den Verkaufsstellen hatten arbeiten las sen. Infolgedessen nahm die Kölner Orts gruppe der sozialdemokratischen Handlungs- gehilsenorganisatwn, der die Lagerhalter sozial demokratischer Konsumgenossenschaften angeyörcn, folgende, von der „Rheinischen Ztg." mitgcteilte Entschließung an: „Die Sektion der Filialleiter hatte kein Recht, selbstherrlich zu bestimmen, daß am 1. in den Verkaufsstellen gearbeitet wer- dcn sollte. Die Kollegen Filialleiter haben den Beweis nicht erbracht, daß sie durch die Arbcitsruhe am 1. Mai seitens der Genossen schaft hätten geschädigt werden können. Die Kollegen Filialleiter, die den 1. Mai nicht durch Arbertsruhe gefeiert haben, haben gegen die Maifeierbeschlüsse der Arbeiterorganisa tionen verstoßen. Unter Bezugnahme auf diese Feststellungen spricht die heute tagende Mitgliederversammlung des Zcntralvcrbandes der Handlungsgehilfen, Ortsgruppe Köln, die bestimmte Erwartung aus, oa.'ß in Zukunft die Handlungen der Filialleiter vom Geiste der Arbcitersolidarität getragen sein mögen." Die Enstrüstnng der Kölner Lagerhalter, die von den Filialleitern am 1. Mai um einen freien Tag gebracht wurden, kann schon aus diesem Grunde nicht überraschen. Daß aber die Filialleiter, also sozialdemokratische „Arbeitgeber", ihrerseits am 1. Mai die Verkaufsstellen offen hielten, ist überaus bezeich kva Maria. 23s Von Margarete Richter. lNtichdruck vkrbotkn.) „Hum" . . . nickte er nachdenklich und ver zog den Mund, „'n bißchen schon. Und doch nicht ganz." Wenn Frauen etwas Allgemeines sagen, meinen sic immer etwas Besonderes! dachte er und wartete. Ihm ist nicht beizukommen! dachte sie, und wieder fiel ihr jene Ballepisode ein. Das konnte sie ihm ja erzählen. Vielleicht war ihm dann klar, was sie ihm anders nicht sagen mochte. Denn ganz auf seiner Seite lag die Schuld ja nicht, wenn er zu weit gegangen war. Sie deu tete auf eine Bank: „Setzen wir uns! Ich will Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, deren Mo ral Ihnen zu Hause in Ihren vier Wänden viel leicht klar werden wird. Also: cs war einmal ein junges Mädchen — mir ähnlich, sechs Jahre jünger, hübscher, harmloser und noch ein bißcknm übermütiger als ich! Sie hatte mal einen jungen Offizier — einen grünen Leutnant würde sie heute sagen, kennen gelernt. Ihnen ähnlich — nur grüner und jünger. Von seinem Aeußercn spreche ick, nicht" — lachte Eva, Stcenholt von der Seite ansehend — „nur daß er auch so einen Flaum bart auf der Oberlippe hatte. Also — die bei den waren scelenvcrgnüat, wo sie sich trafen, und bildeten sich eine dicke Freundschaft ein. Dann tam mal eine Tanzerei. Und das junge Ding tanzte sich aus nach Herzenslust, am mei sten natürlich mit ihrem Leutnant. Den Schluß bildete ein Lancier zur Beruhigung der Ge müter. Der Leutnant hatte zu seinem Earr« lauter gute Bekannte ausaesordert, und die nimmermüde Gesellschaft schlang sich lustig und übermütig durcheinander. Ze toller, desto besser. Die Hände lagen immer feuriger ineinander, und auf einmal — bei der letzten Begegnung in der Lhaine — hielt der Leutnant ihr »rnd- gelenk umspannt, daß sie aufschrie. Und er sah stß war ihr ein Schlag in- Gesicht. Und zu Hause weinte sie leidenschaftliche Tränen in ihr Kopfkissen vor Scham . . . Mehr ist darüber nicht zu sagen, und jetzt" — Eva sah auf ihre Uhr — „muß ich Sie an Ihre Abendvisite erinnern." Sie ließ ihn nicht zu Worte kommen, son dern ging zu den übrigen, die, den Aufbruch bemerkend, sich vom Ehef verabschiedeten. Als Eva Steenholt die Hand reichte, sagte er: „Ich danke Ihnen, Fräulein Horn." Und sie freute sich ihres Sieges. Ihr Ge müt war beruhigt. Es war ihr, als ob sic etwas znrückgewonnen hätte, etwas Verlorenes, schmerzlich Vermißtes. Nun war sic wieder eins mit sich, eins mit ihrer Erinnerung. Mit einem erhebenden Gefühl begab sich Eva an diesem Sonntag zur Ruhe: Er frißt mir bald aus der Hand, der wilde Vogel! Aber so schnell ging cs doch nicht. Am nächsten Tag gleich sollte sie sich davon überzeugen. Der Ehef war im Zimmer der Assi stenten. Sceenholt wartete voll Uikgednld dar auf, daß er es verließ; denn er hörte Eva eiittrelen im Nebenzimmer. Aber seine Hoff nungen wurden enttäuscht. Entschlossen griff er deshalb nach einem Buch und trug cs unter einem Vorwand hinüber. „Guten Morgen, Schau!" sagte er, und Eva glaubte wieder, nicht recht gehört zu haben. .^Morgen segeln wir aus der „Liebe", lammen Tie mit? Nein! Sie d ü r s e n nicht nein sagen!" erklärte er halblaut und eindringlich „Schmitts lammen auch mit." Eva, der eine Weigerung auf den Lippen geschwebt hatte, gab nach — wider ihren Willen. „Also um drei Uhr. Ich erwarte Sie mit Delius an Bord. Den Ehef frage ich noch, er wird s schon erlauben. Dr. Sigmund ist ja noch verreist?" Tie bejahte. Im Begriff, sich der Tür zuzuwenden, buch er noch einmal stehen. Eva halte eine leichte Be wegung gemacht: „Sagen Sie — sind Sie mir nicht böse?" sagte sic nur, nur um ihn noch einmal zu erinnern. nend. Wie kann man angesichts dieses Ver haltens sozialdemokratischer Geschäftsleiter von bürgerlichen Unternehmern die Schließung der Fabriken usw. verlangen? Die Filialleiter scheinen sich aber teilweise nicht damit begnügt zu haben, die Verkaufsstellen des Konsumver eins offenzuhalten, sondern einige von ihnen sollen sogar die „Kolleginnen" in den Verkaufs- stellen „eingeschüchrcrt" und sie von der Arbeits ruhe am 1. Mai „abgehalten" haben! Uebcr diesen Punkt wurde von der Kölner Ortsgruppe des sozialdemokratischen Handlungsgehilfe«»«)» bandes einstweilen kein Beschluß gefaßt, iveil er noch einer eingehenden Prüfung unterliegt. Auf das Ergebnis dieser Prüfung darf man ge spannt sein. Deutsches Reich. * Der Verbandst«« der ordentlichen Berufs genossenschaften, in denen die gesamte deutsche Fabrik industrie ihre gesetzliche Vertretung findet, wird am 28. Mai d. I. im Zentraltheatcr in Leipzig statt finden. Auf der Tagesordnung stehen außer der Er ledigung rein gejck-ästlicher Angelegenheiten vor allem ein Referat des Verwaltungsdirektors Schau- scil in Hamburg (See-Berufsgenossenschaft) über das Verhältnis der Acrzte zu den Berufsgenossen- ichaften, und ein Bericht pes Justizrates Wandel- Essen über die vertragliche Regelung der Beziehun gen zwischen Berufsgenossenschaften und Kranken kassen. Von allgemeinem Interesse sind aus den Verhandlungsgegenständen noch zu erwähnen die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die gewerb lichen Berufskrankheiten, ferner die Rücklagen der gewerblichen Berufsgenossenschaften, und schließlich noch die Ausbildung von Betriebshelfern. -K * Der Hauptausschuß nationaler Arbeiter- und Berufsverbände, dem der Dund deutscher Werk vereine, der Bund vaterländischer Arbeiterverein«, der Bund der Bäcker- (Konditoren-) Gehilfen, der Deutsche Fleischergesellenbund, der Bund der Militär handwerker und der Zenrraloerband seemännischer Berufsvereine angcschlossen sind, hält am 24. Mai in Saarbrücken seine Hauptversammlung ab. Die Tagesordnung enthält u. a. folgend« Punkte: Die Stellung des Hauptcrusschusses innerhalb der deut schen Arbeiterbewegung (Referent: Heuer-Berlin). Unsere nationale Volksvcrsicherung, ihre Bedeutung und ihre Gegner (Rupp-Berlin). Berichterstattung über den Stand und die Entwicklung der dem Haupt- ausscbuß angeschlosjcncn Verbände. — Der Tagung des Hauptausschusses geht die Jahresversamm lung des Bundes deutscher Werkvereine voraus. Die Versammlung wird sich u. a. befassen mit dem Neuaufbau des Bundes nach Landestcilen, dem Verhältnis zum Kartell der Berliner Werk vereine und mit verschiedenen im Vordergründe der Erörterung stehenden sozialen Fragen. Professor Voigt (Frankfurt a. M.) wird während der Ta gung einen Vortrag halten über die Stellung der neuen Wirtschaftsforschung zur wirtschaftsfriedlichcn nationalen Ar beiterbewegung. * Der Ausschuß des Deutschen Handlungsgehilfen tages hält seine jährlick-en Beratungen in Len Tagen vom 21. Mai an in Hamburg ab. Die Tages ordnung umfaßt folgende Gegenstände: 1. Das preu ßische Wohnungsgesetz, Berichterstatter: Hans Bechly- Hamburg; 2. Die Gehaltsfrage, Berichterstatter: A. Roth-Hamburg: 3. D«r kaufmännisck>e Arbeitsnach weis, Berichterstatter: Max Habermann-Altona; t. Das Sonntagsruhegesetz, Berichterstatter: E. Clauß- Hamburg; ö. Das Konkurrenztlauselgesctz, Bericht erstatter: E. Clauß-Hamburg: 6. Die Angestellten- oersikl^erung, u) im Deutschen Reich, Berichterstatter: Fr. Eimler-Duisburg und CH. Winter-Hamburg; V) in Oesterreich, Berichterstatter: K. Gröndahl-Wien. Diese Ausschußberatungen dienen der Vorbereitung des 14. Deutschen Handlungsgehilfentages, der im Juni nächsten Jahres in Leipzig stattfinden wird. * Uebergabe des erweiterten Nord-Ostsee-Kanals an den Verkehr. Am 24. nächsten Monats, während der Kieler Woche, wird der Kaiser die neuen Schleusen Les erweiterten Nord-Ostsee-Kanals zum erstenmal passieren. Hiermit wird der Kanal dem Verkehr übergeben werden. Von einer Feier aus diesem Anlaß über den Rahmen der an dem Erweite rungsbau beteiligten Personen hinaus ist abgesehen. Ausland. Zroakrrich. * Der Besuch de» ditnischen König»pa«re, in Pari». Der König und die Königin von Dänemark empfingen im Lause des Sonntagsvormittags den Besuch der Großherzogin von Mecklenburg. Am Mittag fand in her dänischen Gesandtschaft ein von dem Künigspaar zu Ehren des Präsidenten Poincarv und seiner Gemahlin gegebenes Fest mahl statt, an dem u. a. auch Ministerpräsident Doumergue teilnahm. * Die Deutsch-dänischen Beziehungen. Aus Pari, wird gemeldet: Ter „Eclair" widmet dem Besuche des dänischen Königspaares einen Artikel, in dem er auf die Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark eingeht. Spanien. * Der Geburtstag des Königs. Anläßlich des Geburtstages des Königs begaben sich am Sonntag Abordnungen der beiden Kammern in den Königlichen Palast. In einer Ansprache er klärte der König, er wolle alles tun, um eine glück liche Zukunft Spaniens vorzubereiten. Dem Empfang wohnte das diplomatische Korps bei * Der Scemannsstreik. Aus Madrid wird ge meldet: Alle Versuche der Regierung, den Streik der H a n d e l s m a r i n e zu beenden, sind e r - folg los geblieben. Die Schiffsgesellschaften non Bilbao wollen kein Schiedsgericht anerkennen. Die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. In Barcelona streiken über 1000 Arbeiter. Auch in den Jndustriebezirken macht sich der Streik bemerkbar, weil infolge des Mangels an Schiffen die Fabriken ihren Betrieb einschränken müssen. In-len. * Haussuchungen bei Bengalen. Die Polizei nahm am Sonntag in Kalkutta in fünf Häusern wohlhabender Bengalen Haussuchungen vor. Sie beschlagnahmte Bücher und Drucksachen sowie zwei Gewehre: zwei Verhaftungen fanden statt. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. tzeer und Zlottr. Die Neuordnung des französischen Militär- Flugwesens. Frankreich geht jetzt mit größtem Eifer, veran laßt durch die gewaltigen Fortschritte des deutschen Militärflugwesens, daran, sein Militärflugwesen energisch zu reformieren. Die Grundzüge dieser Neuorganisation sind in einer Denkschrift nieder gelegt, die vom KriegÄministerium bereits dein Parlament unterbreitet worden ist und über welche der Korrespondenz „Heer und Politik" von militäri scher Seite folgend« Einzelheiten mitgeteilt werden: Im Mittelpunkt der Reform steht die strenge Scheidung von Militär-Lufts chiffahr t und Militärflugwesen. Diese soll strengstens durch geführt werden. Weiterhin soll die Existenz der Militärfliegerschulen durch gesetzliche Maßnahmen sichcrgestellt werden. Das Programm sieht ferner die Aufstellung besonderer Korps vor. Einmal soll ein Spezialkorps von Verwaltungsosfizieren flir das Luftfcchrtwesen ins Leben gerufen werden, sodann ein besondercrs Korps von Unteroffiziermechanikern. Auch die innere Struktur des Militärflugwesens wird durchgreifende Veränderungen über sich ergehen lassen müssen. Vor allem will man den «inzelncn Fluggeschwadern eine größere Selbständigkeit und Unabhängigkeit mit Bezug auf ihre innere Ver waltung einrämnen, selbstverständlich nur für Friedenstzeiten. Damit die Ausbildung keinen Augenblick lang unterbrochen zu werden braucht, er halten nach der geplanten Reform alle Fliegerforma tionen numerisch ausreichende Unteroffizierkaders. Der Uedergang zu Flicgerregimentern liegt ebenfalls bereits im Programm des Kviogsministcrs entwickelt. Je Mei ober drei Geschwadergruppen nebst einer Äktion Arbeiter werden ein solches Re giment bilden. Die Militärwerkstätten für Las Flug wesen sollen weiter ausgebaut und mit dem besten Material versehen werden. Innerhalb der Flieger truppen soll militärischer Geist und streng« Disziplin mit allen Mitteln großge,zogen werden. Eine statt liche Vermehrung der Zahl der zur Verfügung stehen den Dekorationen soll dazu helfen, den Andrang zum Fliegerdienst zu verstärken. Sechs Offizierskreuze der Ehrenlegion, 40 Ritterkreuze und 40 Militär- „Böse? Nein, Fräulein Eva, ich war's auch nicht. Im Gegenteil — dankbar, sehr dankbar. Sehen «ie —" er kraute sich ein wenig verlegen den Kopf — „ich weiß ja, daß ich's brauche. Eigentlich . . . Ich habe mir gestern abend vor genommen, gar nicht mehr darüber zu sprechen. Ich will Ihnen lieber durch die Tat beweisen, das; ich nicht so schlimm bin, wie Sic denken," meinte er treuherzig. Eva lächelte ihm zu: „Wir verstehen uns also!" Und sie reichte ihm die Hand, die er kräftig schüttelte. „Auf morgen denn!" sagte er und ver schwand fröhlich hinter der Tür. Wenn er nur nicht so herausfordernd „Schatz" sagen wollte. Das mußte sie ihm noch gründlich sagen, wenn sie cs einmal deutlich hörte. 8. Als Eva am Morgen des nächsten Tages hinanssah zum Fenster, bewegte sich tein Blätt chen! Flaute! dachte sie und war halb froh, halb tat cs ihr leid. Aber gegen Mittag tam eine tüchtige Brise, und es gab teuren Vorwand mehr, der Segel partie zu entgehen. Eva war in einem mertwürdigcn Traum- uistand. Sie wußte, daß sich Steenholt seit ihrer Aussprache nur noch mehr Mühe geben würde, sie sich zu Füßen zu zwingen, und sic mußte sich gegeben, er gefiel ihr immer besser. Manchmal abends, wenn sic sich einsam fühlte, dann dachte sie sich's ans, wie er einmal den Arm nm sie schlingen würde, und sic würde es zulasscn und sich an ihn lehnen und sich küssen lassen und ihn wieder küssen, aus deu Muud, auf die braune Wange, auf seine hohe Stirn. . . . Tic schämte sich ihrer heimlichen Träume, schämte sich ihres Glnctverlangcns und selmte sich dock, danach! Warum sollte sie es man einmal füllten, wie cs tat, wenn ein Mann rüßtc? Und mehr wollte sie ja nicht. Sic würde ihm das gleich sagen — gleich zu An sang. Er würde cs vergessen Er war so jung... m ihren Augen trotz allem ein großes Kind. Und sie konnte doch einmal leichtsinnig sein — nur ein bißchen! Der wilde Bub! . . . Eva begab sich an die Anlegebrücke, in deren Nähe die „Liebe" an der Boje fcstlag. Schon von weitem schwenkte Holger Steenholt ihr den Hut entgegen. Er machte das Beiboot los und holte sie „an Bord der Liebe", wie er mit seiner weichen Stimme zweideutig sagte. Eva begrüßte Dr. Delius, der das Boot klar machte. Das Großsegel war bereits hoch und der Wind schlug es ungeduldig hin und her. Steen holt wollte eben das Beiboot festlegcn, da glitt ihm die Trosse aus der Hand und rutschte lang sam ins Wasser. Er griff hastig danach, beugte sich zu weit über Bord, verlor das Gleichgewicht uud wäre ins Wasser gefallen, wenn Eva ihn nicht mit einem festen Griff zurückgerissen hätte. Er rieb sich den Arm: „Haben Sie aber Krallen!" meinte er. „Na, in der Todesangst, Sie undankbare Kreatur!" Er verbeugte sich: „Retterin meines Le bens!" sagte er mit Pathos nnd griff nach ihrer Hand, nm sie zu küsse«. „Unsinn!" ertlärte Eva, und runzelte die Stirn. „Da kommen Schmitts." „Hm," machte Steenholt mit einer Gri masse, Und holte mit dem Bootshaken das Bei- boor heran, das im Begriff war, abzntrcibcn. Er ruderte an die Brücke und brachte die drei Damen an Bord. Die Segel waren klar. Steenholt übernahm Großsegel und Ruder und die Damen nahmen etwas umständlich im Evckpit Platz. Endlich war alles in Ordnung, und man segelte los. „Heute werde ich seekrank," ver kündete Eva mit cinenr Blick auf die weiß schäumenden Kämme der Wellen. „Nein, das gibt's gar nicht!" ertlärte Steen holt bestimmt. „Sie legen sich gleich von Anfang an platt auf Deck, das ist das beste Gegenmittel. (Fortsetzung in der Abendausgabe.)
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