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Leimiger Tageblatt 4. Beilage, /reltag, iS. April iS 10 Nr. 103. 104. Jahrgang Leipziger Handeiszeitung 2 829 413 2 566 680 2 751 655 Verlosungen. 8 Karlsbader Stadtanleihe vom Jahre 18h*. Das Nummernverzeichnis der ausgelassen Obliga tionen befindet sich unter den Anzeigen der vor liegenden Nummer. >roz. be er Prä- zu ausgehend Schiffe " 3490 3095 3566 Neg.-Tonn. 2 696 188 2 593 976 2 775 118. bedeutende infolge oer Sperrung des Elbstromes durch Eis im Vergleich zu 1908 erlitten hatte, vollständig wieder eingeholt, fa, die betreffenden Zahlen sind noch übertrosten worden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Pro zentsatz der leer und Ladung suchend in Hamburg angekommenen Seeschiffe allerdings von 25,82 Proz. der Gesamtheit in 1909 auf 27,09 Proz. der Gesamt heit in 1910 gestiegen ist, der Prozentsatz der leer abgeqangenen Schiffe ist dagegen von 26,65 Proz. der Gesamtheit in 1909 auf 24,99 Proz. der Gesamt heit in 1910 zurückgegangen, so das, dre Möglichkeit, Ladung in Hamburg erhalten zu können, des weiteren sich gebessert hat. — Eine neue italienische Schiffahrtsgesellschaft. Nach einer Meldung des „Sole" gründete Erasmo Piaggio in Genua eine neue Schiffahrtsgesellschaft unter dem Namen „Lloyd San Giorgio^ für den Ver kehr mit Süd- und Nordamerika sowie mit Ostasien. Das Aktienkapital beträgt 50 Millionen Lire. 1908 1909 1910 Es ist danach im laufenden Jahre der Rückgang, den die Schiffahrt in 1909 Börsen» unü üsnüelsmesen. 6r. Dresdner Börsenhandel. Don der Deutschen Bank Filiale Dresden in Dresden und der Dresdner Bank in Dresden ist der Antrag gestellt worden, 2 Millionen Mark 4^4proz. Teilschuldverschreibungen der Aktiengesellschaft vorm. Seidel L Naumann in Dresden zum Handel und zur Notiz an der Börse zu Dresden zuzulässen XX Essener Börsenbericht. An der gestrigen Börse lag der Kohlenkurenmarkt ziemlich unver ändert. Braunkohlenwerte konnten sich behaupten. Reaiser 2625 G.. 2675 B. Am Kalimarkt kam einiges Geschäft zu besseren Preisen in mittleren Werten zustande. Bank» unü Gelümelen. llr. Spar- und Vorschussverein zu Radeberg, e. G. m. b. H. Der Bruttogewinn des Geschäftsjahres 1909 stieg von 96 389 „st im Jahre 1908 auf 106 402 Mark, der Reingewinn von 26 597 .st auf 33 217 „st, die Spareinlagen von 1353 173 „st auf 1 418 970 ^t. Versicherung s-Gesellschaft wieder 18 Prozent Dividende. Transportwesen. Ir. Berliner Spediteur-Berein, Aktiengesellschaft. In dem Geschäftsbericht für 1909 führt die Verwal tung aus, das;, nachdem der Verkauf ihres Grund stücks Blücherplatz 1/2 und Belle-Alliance-Strasse 107 perfekt geworden ist, ihr Bestreben darauf gerichtet war, die sich für ihren Geschäftsbetrieb daraus er gebenden Veränderungen derartig einzurichten, dass keine Störungen entstanden. Der Reingewinn be läuft sich auf 600 721 (325 381s .8, woraus eine Di vidende. wie bereits gemeldet, von 5 Proz. swie i. V.i auf die Vorzugsaktien und von 6 Proz. swie i. V.) auf die Stammaktien und eine Superdividende von 25 (11) Proz. auf beide Aktienkategorien verteilt wird. Im laufenden Jahre hat die Gesellschaft wie der mit normalen Verhältnissen zu rechnen. Der Be schäftigungsgrad in den ersten Monaten war besser. Die Verwaltung hofft wieder auf ein befriedigendes Ergebnis. — Westsizilianische Eisenbahn-Gesellschaft. Wie im Geschäftsbericht der Westsizilianischen Eisenbahn mitgeteilt wird, ist die Gesellschaft in allen Prozessen siegreich geblieben, die sie gegen den italienischen Staat führen mutzte, um die Uebernahme in den Staatsbetrieb, die Höhe der Annuitäten und die Schätzung des rollenden Materials und der Vorräte durchzusetzen. Am 2. Juli 1909 konnte di« Gesellschaft die Annuitäten von 2 342 500 Lire für die Zeit vom 1. Januar 1905 bis End« Dezember 1908 einkafsieren. In einem letzten Prozcb verlangte die Staatsverwaltung, die Gesellschaft müsse für die Ruhe gehälter ihrer ehemaligen Angestellten aus ihrem eigenen Ver mögen aufkommen. Dabei hatte die Regierung am 1. August 1907 auch das Vermögen der Pensionskasse in Emvfang ge nommen. Das Landgericht von Palermo verurteilte den Staat zur Zahlung der Ruhegehälter. Der Staat legte aber Berufung ein, und der Avvellgerichtshof gab ihr statt und verurteilte die Gesellschaft zur Zahlung der Ruhegehälter und sogar zur Rück erstattung der vom Staate gezahlten Ruhegehälter. Die Gesell schaft hat nunmehr beim Kassationshof Beschwerde eingelegt und hofft, datz ihr endlich ihr Recht werde. Unter solchen Um ständen war die Leitung der Gesellschaft darauf bedacht, von dem Reingewinn von 1 353 917 Lire einen autzerordentlichen Reservefonds von 450 000 Lire zur Seite zu legen und nach Ausschüttung von 20 Lire für die Aktie, d. h. 'm ganzen von 880 000 Lire, 23 967 Lire aus neue Rechnung vorzutragen. Es ist zu erwarten, patz der Prozeß gegen die Regierung zugunsten der Gesellschaft entschieden werden wird, und datz dann die Verwaltung des Unternehmens in der Lage sein wird, einen Teil der Annuitäten zu kapitalisieren und so die Obligations schuld völlig zu tilgen. — Lrientbahnen. Die Dividende dürfte wieder 6 Proz. betragen. 8 Die Sociäte du Cbemin de fer Ottoman d'Anatolie (Anatolische Eisenbahn-Ge sellschaft) kündigt die noch aussenstehenden Obli gationen der 5proz. Anleihen Ser. I und II, soweit diese nicht im März zur Abstempelung gelangten, zur Rückzahlung auf den 1. Oktober. Die Einlösung der gekündigten Obligationen erfolgt vom 1. Oktober 1910 ab mit 100 Proz. bei den in der Anzeige der vorliegenden Nummer veröffentlichten Stellen. — Ferner wird die Friss für die Einreichung der Obli gationen zur Abstempelung auf 414 Proz. bis auf weiteres, aber unter Vorbehalt eines jederzeitigen Widerrufs, verlängert. Die Seeschissohrtsbewegung im Hamburger Hasen erreichte im ersten Quartale folgenden Um fang: , einkommend Schiffe Rcg.-Tonn. 3559 " 3094 3644 Versicherungswesen. Die Allgemeine Renten- Capital- und Lebens versicherungsbank Teutonia in Leipzig beruft zum 7. Mai ihre ordentliche Generalversammlung ein. Auf die ausführliche Tagesordnung, die im Anzeigenteil der vorliegenden Nummer abgedruckt ist, machen wir besonders aufmerksam. XX Gladbacher Feuerversicherungs-Aktiengesell schaft in M.-Gladbach. Die Generalversammlung setzte die Dividende auf 150 4t pro Aktie fest und be schloss die Aufhebung der Solawechsel. XX Gladbacher Rückversicherungs-Aktiengesell schaft in M.-Gladbach. Die Generalversammlung setzte die Dividende auf 30 „st pro Aktie fest und be schloss die Aufhebung der Solawechsel. — Asfecuranz-Compagnie Hansa, Bremen. Der Aussichtsrat schlägt eine Dividende von 30 (25) 4l per Aktie für 1909 vor. — Baseler Versicherungsgesellschaften. Die Ba seler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden beantragt wieder 22 Proz., die Ba seler Rückversicherungs-Gesellschaft 16 (12) Proz. und die Baseler Transport- ferte, sind demnach Beteiligungszisfern worden. — Kalisyndikat, mitgeteilt, dass die Darlegungen über . egeln-Verträge unzutreffend seien, da das Kalisyn- dikat in dieser wichtigen Frage die noch eine sorg fältige Prüfung erfordert, noch keinen definitiven Beschluss gefasst hat. Auch für diese Angelegenheit bleibt eine Klärung der amerikanischen Marktver hältnisse abzuwarten. — Verband Deutscher Kaltwalzwerke, Hagen i. W. Wie gemeldet wird, findet am 27. April die satzungs gemäss fällige ordentliche Generalversammlung statt. Die Tagesordnung enthält folgende Punkte: Bericht über die Marktlage. Genehmigung der vor einiger Zeit vom geschäftsführenden Ausschuss beschlossenen neuen Verkaufspreise. Vorlage und Abnahme der Jahresrechnung per 31. Dezember 1909. Genehmi gung eines schiedsgerichtlichen Einigungsvorschlages. Beschluss über die Aufnahme einiger Mitglieder und eine kleine Satzungsänderung. — Das Druckpapirr-Syndilat, das bis zum Ab lauf nächsten Jahres geschlossen war, ist auf einstim migen Beschluss der Generalversammlung bis zum 31. Dezember 1915 verlängert worden. vermischtes. llr. Lieferung von Portlandzement für di« Weisse- ritz-Talsperr«. Das Talsperren-Bauamt Klingen berg. Bezirk Dresden, schreibt zum Bau der Weisseritz- Talsperre bei Klingenberg und Malter die Lieferung von ungefähr 20 800 000 Kx Vortlandzement aus. Die Lieferung soll im ganzen oder in zwei bis drei Losen verdungen werden. hat die Gesellschaft in letzter Zeit von der Postver waltung einen grösseren Auftrag erhalten, der an Umfang über die dem Unternehmen bisher erteilten Postaufträge nicht unerheblich hinausgeht. — Deutsche Kabelwerke, AktiengejeUicyast, Berlin- Rummelsburg. Die Bilanz pro 1909 ergibt ein schliesslich eines Vortrags von 24 635 4t einen Brutto gewinn von 1 244 005 (1 175 046) 4t. Nach Abzug der Unkosten und Zinsen von 769 761 (772 888) 4t ver bleibt ein Reingewinn von 474 244 (402158) 4t. Davon werden 110 154 (104 389) „st zu Abschreibungen und 51873 (43 411) „st für Tantiemen, Gratifika tionen und Unterstützungen verwendet. Auf Del krederekonto werden 7233 (5087) „st übertragen, für Talonsteuer 4240 4t zurückgestellt und 17 842 (14 634) Mark dem Reservefonds zugeführt. Die Dividende beträgt 7 (6) Proz. 37 900 (24 635) „st werden vor getragen. XX Poetter L Co., Aktiengesellschaft, Dortmund. Für 1909 kann wieder keine Dividende verteilt werden. Der erzielte kleine Reingewinn soll ein schliesslich Vortrag auf neue Rechnung vorgetragen werden. 8 R. W. Dinnendahl, Aktiengesellschaft, Maschinen fabrik, Eisen- und Metallgiesserei in Kunstwerkerhütte bei Steel« a. Ruhr. Ein Aktionär dieser Gesellschaft schreibt uns: Die Aktien obigen Unternehmens, das sich in langsamer Gesundung befindet, erlitten vor einigen Tagen einen Kurssturz von über 20 Proz. auf eine Notiz in einem Berliner Blatte hin, wo nach eine Sanierung angekündigt wurde. Auf An frage bei der Verwaltung wurde nun dem betreffen den Aktionär der Bescheid, dass seitens des Aufsichts- rats mit Rücksicht auf die bessere Beschäftigung des Unternehmens und zur Abstossung des Bankkredits die Eeldbeschaffungsfrage zwar erörtert, indes ein bestimmter Beschluss in dieser Richtung nicht gefasst, sondern die Angelegenheit bis zum Herbst vertagt worden ist. Es liege absolut kein Grund vor, sich seines Aktienbesitzes ü tont prix zu entäussern, um so mehr, als die Gesellschaft zurzeit eine Unterbilanz nicht mehr hat und eine Sanierung nicht als beson ders notwendig erscheint. — Thonwaren-Jndustrie Wiesloch, Aktiengesell schaft. Die Generalversammlung setzte die Dividende für 1909 auf 5V- Proz. fest. Die aus dem Aufsichts rat ausscheidenden Mitglieder wurden einstimmig wieder gewählt. Dagegen legte der Vorsitzende, Herr H. Oppenheimer, sein Amt nieder: an seine Stelle wurde Herr Kaufmann O. Rosenfeld-Stuttgart neu in den Aufsichtsrat gewählt. F. Küppersbusch L Söhne, Aktiengesellschaft, Schalker Herd- und Osenfabrik zu Gelsenkirchen- Schalke. Die Generalversammlung setzte die Divi dende auf 12 Proz. fest. Nach Mitteilung der Ver waltung deckt sich das Ergebnis der ersten drei Mo nate des neuen Jahres mit dem des Vorjahres. In allen Abteilungen sei die Gesellschaft ziemlich gut be schäftigt. — Die Aktiengesellschaft Eiswerke Hamburg er zielte in 1909 einen Reingewinn von 87 205 (91 003) Mark, woraus wieder 6'4 Proz. Dividende verteilt, 25 000 „st der ausserordentlichen Reserve zugeführt und 5005 (3740) -st vorgetragen werden sollen. — Anglo-Continentale (vorm. Ohlendorffsche) Guanowerkc in Hamburg. Dem Jahresbericht ent nehmen mir folgendes: Im Jahre 1909 sind im Düngergeschäft in verstärktem Masse die Folgen einer Ueberproduktion, aus die bereits vor einem Jahre hingewiesen worden war, in die Erscheinung getreten. Der Wettbewerb der einzelnen Fabriken verschärfte sich so sehr, dass selbst der unleugbar vorhandene grössere Bedarf den Rückgang der Preise nicht aufzu halten vermochte. Die Abschreibungen auf Gebäude und Maschinen in Höhe von 459 549 (474 974) -st sind in der gleichen Weise wie bisher vorgenommen worden Die Vorräte an Rohwaren und Fabrikaten, deren Bewertung nach den gesetzlichen Vorschriften unter Beobachtung grösster Vorsicht geschehen ist, haben sich dem Werte nach um rund 1'4 Millionen Mark vermindert. Der Reingewinn, der 1 273 385 (1 441 984) -st beträgt, soll wie folgt verteilt werden: 65 000 (75 000) -st an den Reservefonds, 1040 000 (1200 000) „st gleich 6'4 (7^) Proz. Dividende, 51 625(64 853) „st Tantieme an den Verwaltungs rat, 63 908 (50 000) -st an den Unterstützungsfonds, 52 852 „st Vortrag. — Vereinigte Breslauer Oelfabriken, Aktienge sellschaft in Lig. Die Generalversammlung geneh migte einstimmig die Liquidations-Schlussoilanz. Danach werden zum Schluss noch 4,80 Proz. verteilt. — Vereinigte Fabriken landwirtschaftlicher Ma schinen vorm. Epple ö- Buxbaum, Augsburg. Die Generalversammlung setzte die Dividende auf 25 Proz. fest. Die Aussichten wurden als günstig be zeichnet. — Aktiengesellschaft für elektrotechnische Unterneh mungen in München. Die ausserordentliche General versammlung genehmigte die Abwicklung der öster reichischen Geschäfte, bei denen es sich um die Abba- zianer Kleinbahn handelt. — Badische Anilin- und Sodasabrik in Ludwigs hafen a. Rh. Dem Rechenschaftsbericht für 1909 zu folge war der Geschäftsgang recht lebhaft. Die Besse rung zeigte sich auf allen Verkaufsgebieten, insbe sondere auch in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Verhandlungen mit der bayrischen Staatsregierung wegen des Alzprojektes sind infolge der Absicht Oesterreichs, den .Hauptzufluss des Chiem sees auf österreichischem Gebiete in den Inn abzu leiten. ins Stocken geraten. Die Betriebseinnahmen insgesamt beliefen sich auf 21 931 053 (18 708 720) -st. Zinsen brachten 568 108 (134 655) -st. Für allgemeine Unkosten waren 5 082 273 (4 791 274) -st und für An leihezinsen 1075 050 (593 775) -st aufzuwenden. Zu Abschreibungen dienen 5 806 573 (5 887 095) -st. Der Reingewinn beträgt einschl. 1 474 682 (1 350 366) -st Vortrag 12 008 948 (8 921 597) -st. Dre Verteilung wird wie folgt beantragt: 24 Proz. Dividende auf 36 Millionen Mark Aktienkapital (i. D. 22 Proz. auf 21 Millionen Mark und 22 Proz. auf 15 Mil lionen Mark p. r. r.), für Tantiemen und Gratifika tionen 1 864 530 (1 176 915) -st und Vortrag 1 505 419 Mark. Die Herabsetzung vertraglich gedunüener JoMhe. * Aus dem Munde von Wortführern des Agrariertums und in der bündlerischen Presse ist neuerdings häufiger die Behauptung zu vernehmen, dass Deutschland durch die bestehenden Handelsver träge, insoweit sie die Höhe von Zollsätzen für gewisse Waren auf die Geltungsdauer der Vereinbarungen festlegen, gehindert sei, diese Zollsätze unter die Norm der Tarifverträge herabzusetzen. Die Ausstel lung dieser Behauptung verrät ein solches Mass von Verkennung des Zweckes der Handelsverträge, datz man daran zweifeln könnte, ob die Ansichten der Redner und Schriftsteller, die mit ihr in der Öffent lichkeit arbeiten, wirklich mit dem übereinstimmen, was sie als ihre Ueberzeugung kundtun. Nachdem nun aber auch ein Reichstagsabgeordneter den Satz verfochten hat. dass in Handelsverträgen ge bundene Zollsätze während der Geltungsdauer der Verträge nicht ermässigt werden dürfen, wird man annehmen müssen, dass dieser Satz als ein handels politisches Dogma allerdings allmählich Aufnahme unter das agrarische Rüstzeug finden soll. Die Berliner Fleischerinnung hat sich an den Reichstag mit der Bitte gewendet, u. a. die Zölle auf lebendes Vieh für angemessene Zeit aufzuheben, jedenfalls aber auf ein erträgliches, den vor dem 1. März 1906 gültigen Zollsätzen wenigstens gleich kommendes Mass herabzusetzen. Dieses Ver langen befürwortete bei der Beratung der Bittschrift in der Petitionskommission des Hauses der zum Re ferenten bestellte fortschrittliche Abgeordnete Som mer. Der mit Namen im Kommissionsbericht leider nicht bezeichnete Korreferent dagegen beantragte, die Eingabe für ungeeignet zur Erörterung im Plenum zu erklären, weil einmal die Öffnung der deutschen Grenzen wegen der damit verbundenen Seuchenaefahr unzulässig sei, und zum andern sich die Zölle sür lebendes Vieh zurzeit nicht heruntersetzen liessen, da sie durch Handelsverträge von bestimmter Dauer fest gelegt seien. Ob dem Herrn Korreferenten aus der Mitte der Kommission sogleich die gebührende Ant wort gegeben worden ist, lässt der schriftliche Bericht nicht erkennen. Jedenfalls muss dafür Sorge ge tragen werden, dass sich solche Ansichten nicht etwa im Publikum weiterverbreiten. Die bestehenden Tarifverträge geben auf die Frage, ob Herabsetzungen der gebundenen Zölle zulässig sind, keine klare Auskunft, da der Wortlaut der bezüglichen Vorschriften verschieden und zum Teil in seiner Deutung nicht zweifelsfrei ist. Im deutsch belgischen Vertrage heisst es: von den in dem beiliegenden Tarif 8 hezeichneten belgischen Voden- und Gewerbserzeugnissen sollen bei ihrer Einfuhr in Deutschland keine andern oder Höheren als die bestimmten Eingangszölle erhoben werden"; von „keinen andern oder Höheren" Zöllen sprechen auch die Handelsverträge mit Bulgarien, Rumänien, Ruh land und Japan. Im deutsch-griechischen Vertrage ist die Fassung gewählt: „Die in dem beiliegenden Tarif 4 bezeichneten Gegenstände griechischer Her kunft oder Fabrikation werden bei der Einfuhr in Deutschland zu den durch diesen Tarif festgesetzten Zöllen und nach den dort gegebenen Bestimmungen zugelassen." Im Vertrage mit Italien ist wieder ge sagt: ,,Die in dem beiliegenden Tarif 4. bezeichneten italienischen Boden- und Eewerbserzeugnisse werden bei ihrer Einfuhr zu den durch diesen Tarif festge stellten Bedingungen zugelassen"; ebenso ist der Wort laut in den Handelsverträgen mit Schweden, der Schweiz und Serbien. Im Vertrage mit Oesterreich- Ungarn dagegen lautet die entsprechende Bestim mung: „Von den in der Anlage 4. bezeichneten öster- reich'lschen und ungarischen Boden- und Eewerbser- zeugnissen sollen bei ihrer Einfuhr in das deutsche Zollgebiet . . . keine bzw. keine höheren als die . . . bestimmten Eingangszölle erhoben werden." Nur im deutsch-österreichischen Vertrage ist demnach unzweideutig zum Ausdruck gebracht, datz die Er- mätzigung von Zöllen unter die Vertragsnorm oder die gänzliche Aufhebunq solcher Zölle zulässig sein soll; von all den in dem Tarif aufgeführten Waren sollen nur keine höheren Zölle, als dort festgelegt sind, erhoben werden. Aus den übrigen Verträgen ergibt sich aber auch nicht, dass Zollherabsetzungen untersagt sind; namentlich das Verbot der „andern^' Zölle bezieht sich nur auf die A r t der Zölle (Wert- oder spezifische Zölle). Bezüglich dieser Ver träge ergeben aber Erwägungen anderer Art, dass sie Zollermässigungen nicht ausschliessen. Diese Er wägungen bewegen sich in einem so selbstverständ lichen Gedankengange, dass es eben überflüssig erschien, bei der Fassung der Verträge besondere Rück sicht auf die Möglichkeit von Zollermässigungen zu nehmen. Handelsverträge sind Vereinbarungen, durch welche sich die vertragschliessenden Staaten zugunsten ihrer Angehörigen Erleichterungen im Handel und Verkehr einräumen, die ihnen nicht zustehen wür den, wenn mangels eines Abkommens der autonome Zolltarif eines jeden Staates angewendet würde. Diesem Zwecke dient in besonderem Masse die Bin dung von Zollsätzen, durch die erreicht wird, dass die Interessen der Angehörigen des andern Staats nicht durch willkürliche Zolterhöhungen beein trächtigt werden können. Die Aufhebung oder Herab setzung von Zöllen unter das Tarifniveau bringt aber auch, wenn sie etwa in erster Linie aus nationalwirtschaftlichen Gründen erfolgt, den Angehörigen des andern Staates Vorteile, indem sie die Konkurrenz ihrer Produkte auf dem fremden Markte erleichtert. Daher kann das Be stehen eines Handelsvertrags, der Zollsätze bindet, niemals solchen Massnahmen im Wege stehen. Das Verhalten der Agrarier zeigt aber, dass es nicht überflüssig ist. auch Selbstverständliches noch besonders auszudrücken. Wenn in den künftigen Verträgen eine Fällung gewählt wird, die wie die jenige im deutsch-österreichischen Vertrage jeden Zweitel ausschliesst, werden sich auch die Wortführer des Aaroriertnms entschliessen müssen, die Bindung von Zollsätzen durch Tarifverträge aus der Reihe der Hindernisse für Zollermässigungen zu streichen. In der Generalversammlung wurde die Bilanz ge nehmigt, dem Vorstande Entlastung erteilt und die Verteilung von 10 Proz. Dividende beschlossen. 8 Die Reichsbank beleiht im Lombardverkehr die 4proz. Pfandbriefe Ser. XV der Leipziger Hypo- thekenbank in Leipzig. 8 Preussische Psandbriekbank. Die Bank hat ein Kommunaldarlehen in Höhe von 4 Millionen Mark auf Grund der Garantie der Stadtgemeinde Essen und des Landkreises Esten a. d. Ruhr abgeschlossen. Derartige Darlehen dienen als Unterlage für die von der Bank zur Ausgabe gelangenden mündelsiche ren Kommunalobligationen. — Eisenbahn-Anleihe-Gesetz in Preussen. Nach dem Gesetzentwürfe, der dem preussischen Abgeord netenhause zngegangen ist, werden im ganzen 199,98 Millionen Mark für Eisenbahnzwecke neu gefordert. Davon entfallen auf Herstellung von Eisenbahnen (meistens Nebeneisenbahnen) sowie auf Beschaffung von Fahrzeugen dafür 56,26 Millionen Mark, auf die Herstellung von zweiten oder dritten und vierten Gleisen 41,33 Millionen Mark, auf andere Bahn bauten 22,25 Millionen Mark, auf die Beschaffung von Fahrzeugen für die bestehenden Staatsbahnen 75 Millionen Mark. Zur weiteren Förderuno/des Baues von Kleinbahnen sollen 5 Millionen Mark bereitgcstellt werden. Ir. Handelsstätte Bclle-Alliance. Die gestrige Ge neralversammlung genehmigte den Abschluss und setzte die Dividende aus 5 Proz. fest. Ein Aktionär be mängelte, dass auf Erundstückskonto keine Abschrei bungen vorgenommen seien. Die Verwaltung ent gegnete, dass diesem Umstande in reichlicher Bemessung des Erneuerungskontos genügend Rechnung getragen worden sei. Die Verwaltung hoffe, im laufenden Jahre ein besseres Resultat erzielen zu können, da sie nicht nötig habe, für Ausstattung der Mietsräume wieder so viele Aufwendungen zu machen wie im ab gelaufenen Jahre. — Die Vereinsbank Hannover schliesst nach 716 757 „st Eesamtabschreibungen und nach Aufzeh rung der Rücklage von 54 575 „st mit einem Ver lust von 585 625 „st ab bei 1'4 Millionen Mark Aktienkapital. — Di« Standard Bank of South Africa verteilt pro zweites Halbjahr wieder 10 Proz., demnach also 10 Proz. Jahresdividende wie im Vorjahr. — Die Stadt Rio d« Janeiro verhandelt in Europa wegen Aufnahme einer 4)4proz. Anleihe von 5 Millionen Pfund Sterling zu 87'4 P"" Hufs Konversion der städtischen Anleihen. Di sident von Brasilien erklärte, die Zustimmung einer derartigen Kredittransaktion verweigern wollen. Berg» unü Kütten melen. -j- Dauernde Bergbau-Berechtigungen der Deut schen Kolonial-Gesellschaft im Sperrgebiet. Soeben liegt ein Gutachten des in Wirtschaftsfragen als Autorität bekannten Justizrats Veit Simon vor. das sich sowohl mit den Gebübrenansprüchen der Deut schen Kolonial-Gesellschaft für das Gebiet bis zum Kuisib beschäftigt, sowie mit dem Recht der Deut schen Kolonial-Gesellschaft auf Umwandlung ihrer im Sperrgebiet gelegenen Schürffelder in Bergbau felder. In der ersten Streitfrage kommt der Gut achter zu der Auffassung, dass die Bergbehörde der Kolonial-Gesellschaft die Berg-Gerechtsame bis zum Kuisib rechtskräftig zuerkannt hat. Don größerem Interest« ist die dem Gutachter vorgclegte Streitfrage, ob der BezirkSamtmann Böhmer zur Erhebung des Widerspruchs gegen die von der Gesellschaft beantragte Umwandlung der Dogenfels-Felder berechtigt war. Der Gutachter gelangt zu dem Schluß, datz dem Landesfiskus die Legitimation zum Widerspruch fehlte. Aber von der Legt- timationsfrage abgesehen, führt der Gutachter aus, datz der Fiskus durch seinen Widerspruch vertragswidrig gegen das Abkommen vom 28. Januar 1S10 handelte und datz der Widerspruch auch objektiv unbegründet sei. Der Gutachter weist an der Hand d«r wiederholen Darlegungen des Kolonial amts selbst, sowie an der Reichstagsrede Dernburgs vom An fang dieses Jahres nach, datz dis Willensabsicht des Reichs kolonialamts dabin ging, datz die Kolonialgesellschaft sich dauerndes Abbaurecht durch Umwandlung der Schürf felder in Dergbaufelder bis zum 1. Avril 1911 verschaffen sollte. Die Erreichung dieses Ziels steht, wie der Gutachter ausführt, nicht im Widerspruch mir dem Inhalt d«r Berg verordnung. Nach dem Inhalt der Bergverordnung sollte au« dort, wo Sonderberechtigungen verliehen wurden, die gesamte Bergverordnung aufrechterhalten werden. Di« Entscheidung des Bezirksamtsgerichts Lüderitzbucht vom 1. De zember 1909 ist nach Ansicht des Gutachters in diesem Punkte irrtümlich. Der Gutachter gelangt somit zu dem Schluß, datz formell und materiell der Widerspruch des Dezirksamtmanns Böhmer gegen die Umwandlung der BogenfelSfelder in Berg« baufelder unberechtigt war. Die Deutsche Kolonial-Gesellschaft war daher berechtigt, den dauernden Erwerb der ihr vertrag lich zugestcherten dauernden Abdaurechte vorzunehmen. 8 Die Kalikommistion des Reichstages führte auch gestern die Generaldiskussion noch nicht zu Ende. Die zweistündige Sitzung wurde vollständig ausge- füllt durch die Rede eines fortschrittlichen Komnns- sionsmitgliedes gegen den Gesetzentwurf der Regie rung sowie gegen die von dem vorgestrigen Zen- trnmsredner neu vorgeschlagene Zwangskontingen tierung. — Saline und Solbad Salzungen. Die General versammlung genehmigte sämtliche Anträge der Ver waltung und setzte die Dividende auf 7 Proz. fest. Stoksgemerbe. 8r. Chemnitzer Aktienfärberei und Appreturan stalt. Auf die Vorzugsaktien kommt vom 15. April ab die Schluss-Liquidationsrate mit 55 Proz. gleich 550 „st pro Aktie zum vollständigen Ausgleich zur Auszahlung. (Bisher wurden 10 Proz. gleich 100 „st pro Vorzugsaktie zurückgezahlt.) 8r. Aktiensärberei Münchberg vorm. Knab L Lin- Hardt, Münchberg. Die Generalversammlung geneh migte die Anträge der Verwaltung und setzte dem gemäss die Dividende auf 8 (7) Proz. fest. An Stelle des vor wenigen Tagen verstorbenen Bankiers Albrecht Krauss-Bayreuth wurde neu in den Auf sichtsrat gewählt Erossohändler Joh. Ruckdeschel-Hof. Auf Anfrage bestätigte die Verwaltung, dass die 376 476 „st Bestände gemäss handelsgesetzlicher Be stimmungen ausgenommen seien. Der gute Geschäfts gang hält an. und die Aussichten sind befriedigend. — Saganer Woll-Spinnerei und Weberei. Im Jahre 1909 wurde laut Geschäftsbericht ein Waren gewinn von 1555 076 (1 660 548) „st erzielt. Ab schreibungen betragen 90 981 (64 215) „st. Aus dem Reingewinn von 61 991 (41 595) „st werden 6 (9) Prozent Dividende auf 10 000 .st Vorzugsaktien und 4 (3) Proz. auf die Stammaktien, sowie 2173 (1453) Mark als Vortrag oorgeschlagen werden. Die für das neue Jahr eingegangenen belangreichen Auf träge geben für mehrere Monate volle Beschäftigung, doch sind die Verkaufspreise noch immer nicht mit den hoben Werten der Rohmaterialien und den höheren Arbeitslöhnen und Unkosten in Einklang zu bringen. verschleüene Gesellschaften. — Die Erste Zwickauer Dampswasch- und Trocken anstalt hat für das Jahr 1909 eine Dividende von 16 „st für jede Aktie bestimmt. — Mix «1 Genest, Aktienaesellschaft. Telcnhon- und Telegraphenwerke in Berlin. Wie das „B T." erfährt, hat sich die Beschäftigung bei der Gesellschaft seit.Anfang Februar ständig gebessert. Insbesondere vervsnüe. H Kohlensqndikat. Der rechnungsmässige Absatz des Kohlensyndikats im März stellte sich bei 25 (26'4) Arbeitstagen auf 5 318 349 (5 365 750) t oder arbeits täglich 212 734 (204 410) t. Von der Beteiligung, die sich im März auf 6 503 661 (6 799 817) i bezif ferte, sind demnach bei nur um 296 256 r niedrigeren 81,77 (78,91) Proz. abgesetzt Seitens des Kalisyndikats wird von anderer Seite verbreiteten die Nichterfüllung der Wester-