Volltext Seite (XML)
Jede Woche erscheint eine Nummer, bithogravhirtc Beilagen und in den Tert gedruckte Holzschnitte nach Bedürfnis. — Bestellun gen nehmen alle Buch handlungen, Postäm- ter und Zeimngs-Erpedi. zionen Deutschlands und des Auslandes an. — Abonnementspreis im Eisenbahn-Zeitung. Organ -er Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen md Eisenbahn-Eechnikcr. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. prcuß. Cour, für den Jahrgang. — Einrückung »gebühr für Ankündigungen S Sgr. für den Raum einer gespalte nen Petitzeile. — Adress e: „Redakzion der Eisenbahn- Zeitungs oder: I. B. M c? lcr'sche Bu chhand- lung in Stuttgart. XV. Jahr. 22. Gktober L8S7. Aro. 42. Inhalt. Holländische Eisenbahnen. — Tclegraphcnwcseii. I. Die Mittclmeer-Telegraphenlinie. II. Telegraphenlinien in Au stralien. — Verein für Eisenbahnkunde in Berlin.— Zeitung. Inland. Oesterreich, Preußen, Freie Städte. Ausland. Rußland. — Personal- Nachrichten. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Ankündigungen. Holländische Eisenbahnen. in Aussicht stellt. Der Gesetzentwurf spricht sich für Subpenzionen ans, deren Anwendung in jedem einzelnen Fall der Genehmigung durch die Kammer zu unterliegen hat. (Akzionär.) Trotz seines Kapitalreichthums, seiner Handelsthätigkeit und außerordentlich günstigen Bodenverhältnisse ist Holland im Bau der Eisenbahnen sehr zurückge blieben. Cs besitzt nur drei Linien: Amsterdam-Rotterdam, fast ausschließlich für den Personenverkehr, Rotterdam-Antwerpen und Amsterdam-Arnheim. Die letztere mündet bei Oberhausen in die Köln-Mindener Bahn und ist die einzige, welche dem intcrnazivnalen Verkehr in größerem Maßstab zu Statten kommt. Ein ineinander greifendes System, wie es Belgien besitzt, fehlt Holland gänzlich, und die Konkurrenz dieses so wohl versehenen Nachbarlandes, so wie diejenige der deutschen Seestädte Emden, Bremen und Hamburg, die mit ihren Hinter ländern durch verschiedene Bahnen in unmittelbare Verbindung getreten sind, haben dem Handel und der Schiffahrt Hollands einen guten Theil seiner tradi- zionellen Hegemonie entzogen. Die Ursachen dieser Inferiorität sind wesentlich lokale und spezifische. Der Holländer ist seiner ganzen Natur nach kein Freund von Neuerungen, er hängt zäh am Herkommen und dieses führt seit langer Zeit fast alle seine Geldanlagen den Staatspapieren und öffentlichen Fonds zu. Auch ist die Ansicht vorherrschend, daß Holland bei seinen zahlreichen schiffbare» Flüssen und Kanälen die Kommunikazion vermittelst Eisenbahnen eher entbehren könne. Es hat sich daher bei den oben genannten drei Linien holländisches Kapital nur zu kleinem Betrag betheiligt, sie sind mit fremden, wesentlich englischen Mitteln gebaut wordeu und da in Folge schlechter Verwaltung die Rente derselben bis jetzt nur sehr dürftig ausgefallen, so war dies ein Grund mehr, die Abneigung des Zulandes für dergleichen Unternehmungen zu verstärken. Die Zeit ist indeß gekommen, wo sich eine richtigere Ansicht geltend zu machen und man Angesichts der täglich in der Abnahme des Handelsverkehrs hervortretcnden Nachtheile zu erkennen anfängt, daß zur Bekämpfung der von allen Seiten drängenden Konkurrenz das Verharren beim alten Kommunikazions- system nicht mehr ausreicht. Dasselbe war gut und überlegen, so lange die Nachbarländer keine Eisenbahnen hatten; jetzt, wo diese damit ansgestattet sind und sie ununterbrochen benutzen, während der Winter die Kanal- und Fluß schiffahrt Monate lang schließt, mußte die Wagschale schuell zum Schaden Hollands sinken. Es ist die Regierung selbst, welche jetzt die Sache in die Hände ge nommen und den eben eröffneten Gcueralstaatcn einen ausführlichen Gesetzes entwurf vorgelegt hat, in der Absicht, den Eisenbahnbau energisch anzugreifen und die Herstellung eines nazionalcu Netzes in kürzester Zeit herbeizuführen. Es werde» 14 Linien mit einem Umfang von 1076 Kilometer als Bedürfniß ersten Rangs und 6 weitere Linien mit einem Umfang von 276 Kilom. als Bedürfniß zweiten Ranges in Vorschlag gebracht. Schiffahrt, innerer und auswärtiger Handel, Ackerbau und Industrie sollen dabei gleichmäßig ihr Interesse gewahrt finden. Amsterdam, welches großen Schiffen nicht zugänglich ist, würde eine direkte Bahn bis an die dazu geeignete Seeküste über das U nach dem Helder erhalten. Vließingen, der beste Hafen Hollands mit vollkommener Tiefe und niemals von Eis behelligt, war bisher in Folge seiner Jsolirnng und des Man gels ausreichender Verbindungen mit dem Binnenland für den Handel nur von sekundärem Nutzen; eine Bahn, welche ihn mit Venloo und dem preußischen Netz des Niederrheins ans dem Weg über Seeland, Brabant und Limburg, Provinzen von außerordentlicher Produktivität verbindet und volkreiche Städte wie Middelburg, Goes, Berg op Zoom, Breda, Tilbnrg u. a. berührt, wird den Platz in seine natürlichen Rechte einsetzen und ihm die Entfaltung einer schönen Wirksamkeit gewinnen. Andere Bahnen, die von Utrecht, Arnheim und Zevenaar auslanfen, sind bestimmt, die nordöstlichen Provinzen bis zur Grenze von Han nover nnd Westphalen in das allgemeine Kommnnikazionssystem aufznnehmen. Die Kosten sind für die erste Kategorie der 1076 Kilom. mit 144,600,000 fl„ für die zweite Kategorie der 276 Kilom. mit 29,500,000 fl. veranschlagt. Natürlich daß die holländische Negierung z„ ^chin großen Werk ihre Vcihülfe Telegraphenwescil. I. Die Mittclmeer-Telegraphenlinie. Zur Vervollständigung der Mittheilungen über dieses mehrfach verunglückte Unternehmen ziehen wir aus einem Aufsatz im neuesten Heft der deutsch-österr. Telegraphenvcreins-Zeitschrift Nachstehendes aus. Ein neuerer Vertrag zwischen der französischen Regierung und Herrn Brett Namens der Gesellschaft des unterseeischen Mittelmeer-Telegraphen für die Kor respondenz mit Algerien und Indien enthält Folgendes: Nach dem Wortlaut deS ersten Paragraphen des ersten Artikels des durch das Gesetz vom 10. Juni 1853 bestätigten Vertrages ist Herr Brett in seiner oben genannten Eigenschaft ver pflichtet, auf seine eigene Kosten und Gefahr im Laufe von zwei Jahren eine theils unterseeische, theils über Land geführte elektrische Telegraphenlinie herzu stellen, welche, von der Südspitze des Golfes von Spezzia ausgehend nach Cap Corse übersetzen, die Insel Corsica durchschneiden, mittelst einer Unterseekabel die Meerenge von St. Bonifacio überschreiten, über die Insel Sardinien bis zum Eap Teulada an deren Südspitze gehen, und von da unterseeisch nach einem von der französischen Negierung zu bestimmenden Punkte der algerischen Küste zwischen der tunesischen Grenze und der Stadt Bona geführt werden, und auf Verlangen der französischen Negierung bis Bona selbst verlängert werden soll. Nach dem Wortlaute des zweiten Paragraphen desselben Artikels hat sich Herr Brett über dies verpflichtet, binnen Ablauf eines -Jahres nach deni Tage, an welchem die französische Regierung ihm den Anlandepnnkt dieser unterseeischen Leitung an der algerischen Küste bezeichnen wird, eine Linie von diesem Punkte bis zur tune sischen Grenze herzustellen und diese Strecke mit der ganzen von Tunis nach Egypten und Indien zu führenden Telegraphenlinie in Verbindung zu setzen. Die französische Regierung ihrerseits hat sich durch den 6. Artikel desselben Ver trages verpflichtet, für einen Zeitraum von 50 Jahren die Anlage keiner anderen Telegraphenlinie als die des Herrn Brett 1) zwischen Algerien und Sardinien oder Corsica, 2) zwischen Algerien und Alcrandrien oder Ostindien auf alge rischem Gebiete zu gestatten; und hat im 11. Artikel für denselben Zeitraum von 50 Jahren dem Herrn Brett als Entschädigung für die Arbeiten und Aus gaben, zu welchen er sich verpflichtet, das Recht zngestanden, die Gebühren für die Privatdepeschen, welche auf dieser Linie befördert werden, einzuziehen. Endlich war es im 16. Artikel des gedachten Vertrages zwischen Herrn Brett nnd der französischen Regierung festgesetzt, daß wenn nach Ablauf von zwei Jahren, nachdem dieser Vertrag rechtliche Gültigkeit erlangt, die beabsichtigte Telegraphen linie nicht ganz vollendet nnd in Betrieb sey, die dem Herrn Brett crtheilte Konzession erloschen seyn solle. Den übernommenen Verpflichtungen gemäß hat Herr Brett im Laufe des Jahres 1855 die theils submarinen theils oberirdischen Theilc der Linie zwischen der Südecke des Golfes von Spezzia und dem Cap Teulada, der südlichsten Spitze der Insel Sardinien, hergestellt, aber die Legung der submarinen Drähte, welche Sardinien mit Algerien verbinden sollten, hat noch nicht bewirkt werden können, obwohl Herr Brett es zu zwei verschiedenen Malen versucht hat, wozu ihm bereits eine Verlängerung des Anssührungstermines bis zum 30. August 1856 bewilligt worden. Wegen der Nichtvollendung dieses letzten Theiles der Linie könnte nach dem oben angeführten 16. Artikel die Konzession von 1853 für erloschen erklärt werden. Nachdem indeß Herr Brett bei der französischen Negierung durch sein Schreiben vom 3. Oktober 1856 und 18. März 1857 um Aufschub des Termins zur Vollendung der Linie, zu deren Herstellung er ver pflichtet ist, d. h. zur Verbindung Sardiniens und Algeriens nachgesucht, und