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ä) Die Gießerei für eine jährliche Prodnkzion von 45 bis 50,000 Ztrn. Maschiuenguß. e) Die Schrauben- und Muttern-, dann Drahtstiftenfabrik. Hier wer den alle zum Maschinenbau nöthigen Schrauben und Muttern fabrikmäßig her- gostellt, deßgleichen Laschenbolzen, Tclegraphenträger u. dgl. Die Drahtstiften- fabrik, welche nur durch die Vortrefflichkeit ihrer Erzeugnisse die rheinische Kon kurrenz zu bestehen vermag, prodnzirt dermalen jährlich 15 Millionen Pfund Drahtstifte auf 32 Maschinen. Es hat dieser Fabrikazionszweig so an Ausdeh nung gewonnen, daß diese Abtheilnng des Cramer-KIettschen Etablissement auf ein in die Nähe des Ostbahnhofs gelegenes Grundstück verlegt und dort ein be sonderes Drahtwcrk für 50 Maschinen und ein Produkziousquantum von 50 Millionen Pfund Drahtstiften angelegt wird. Die Werkstätten und Gebäulichkeiten in welchen die genannten Fabrikazions- zweige betrieben werden, sind folgende: 1) die Gießerei, 375 Fuß lang, 80 Fuß breit, mit 4 Kupolöfen, 6 Krahnen, mehreren Trockenofen, einer Sandmühle im Souterrain nnd mehreren Ventilatoren; sie beschäftigt an 200 Arbeiter; 2) die große Schmiede, 425 Fuß lang, 70 Fuß breit, mit cigenthümlicher Dachkon- strukzion, 100 Schmiedefeuern und 5 Ventilatoren. Unter den Einrichtungen sind zu erwähnen 2 Dampf- und 6 Schwanzhämmer, die zur Nädcrfabrikaziou dienenden 5 Achsendrehbänke, 4 Drehbänke znm Bohren und Drehen der Speichen kränze, 5 Näecrdrehbänke, hydraulische Presse zum Befestigen der Näder auf die Achsen, Räderbohr-, Stanz- nnd Nntmaschinen, ferner eine große Anzahl eigeu- thümlicher Schmiede- und besonderer Vorrichtnngen zur Herstellung einzelner Theile von Maschinen und Eiscubahnbedarf. Diese Schmiede beschäftigt 3!0 Arbeiter. Eine» Pendant hiezu bildet die sogenannte alte Schmiede mit einer Schranbeuschneidmaschine sehr interessanter Konstrukzion, welche die runden, sechs- und achtkantigen Köpfe der Schrauben durch bloßes Znsanimenstauchen der Eisen stücke bildet; 3) Die neue Schlofferwerkstätte, 200 Fnß lang und 140 Fuß breit, mit eigenthümlicher für die Beleuchtung von oben berechneter, ans eisernen Säulen ruhender Dachkonstrukzion. Eine liegende Dampfmaschine neuer Kon strukzion, eine Toppelniaschine mit gemeinsamer Welle, betreibt 44 verschieden artige Drehbänke, Grad- und Nundhobelmaschinen, Stanz-, Nut- und Fräs maschinen, gegen 30 Gewindschneidmaschinen, 46 Bohrmaschinen, 20 Mutter drehbänke, welche aus kantigen Eisenstäben die fertigen Muttern liefern, eine Schleiferei. Die Werkbänke enthalten 156 Schraubstöcke. Die Arbeiterzahl ist 276; 4) anstoßend an die Schlosscrwerkstätte befindet sich das Kesselschmied gebäude, 175 Fuß lang und 43 Fuß breit, mit den erforderlichen Flammöfen, Blechbicgmaschinen, Bohr- und Stoßmaschine», Essen und Schraubstöcken; 5) ein Drehereigebände mit Montircrei nnd Schlosserei. Hier finden sich die verschie denartigsten Maschinen zur Herstellung eiserner und stählerner Bcstandtheile von Maschinen und Eiseubahnbedarf. Namentlich wieder Drehbänke, Hobel-, Nut- und Bohrmaschinen; als bewegende Kraft zwei Dampfmaschinen. Es schließt sich daran die kleine Schmicdwerksiätte, 87 Fuß lang, 24'/z Fnß breit, dann das sogenannte Glashaus mit einer Anzahl Bohrmaschinen und Drehbänken zur Herstellung eiserner Maschineubestandthcile, einer größeren Anzahl Schraub stöcke re.; 6) ein Montiruugsgebäude, enthaltend einen fahrbaren Hcbkrahne», verschiedene Bohrmaschinen, eine Anzahl Schraubstöcke; 7) eine 123 Fuß lange, 40^/z Fnß breite Modcllschreinerei; 8) ein ganzer Komplcr von größeren Ge bäuden für Holzarbeiter! und den Wagenba», mit den Baulichkeiten für 16 ver schiedene Dampfsägen; hierunter zeichnet sich durch Neuheit der Konstrukzion, Größe nnd Raschheit der Leistung eine 12blätterige Blocksäge aus, welche ganze Stämme von jedem Umfang in jede beliebige Anzahl Bohlen und Vetter von beliebiger Stärke zerschneidet. Mit den Sägegebändeu in Verbindung stehen die Trockenvvrrichtiingen für das geschnittene Holz; das Eichenholz wird hier durch den abgehenden Dampf der Dampfmaschinen abgelaugt, das weiche Holz durch besondere Trockenöfen getrocknet. Von den Sägen gehen Bohlen und Bretter rc. an die verschiedenen Hobel-, Fräs-, Nut-, Stemm- und Bohrma schinen für hartes und weiches Holz, welche aus dem ihnen zngebrachtcn Ma terial alle erforderlichen Hvlztheile dergestalt Herstellen, daß 350 Schreiner und Wagcnbauarbeiter nur noch mit dem Znsammenfügen dieser mechanisch herge lichteten Theite beschäftigt sind. Eine Wagenban-Schreinerei und Lackirerci, je 326 Fuß lang und 50 Fuß breit, eine eben so lange nnd 60 Fuß breite Remise, parallel mit einander und zu dem Sägegebände, nebst einer Werkstätte zum An strich der Wageudecken, dienen insbesondere zum Personenwagen- nnd Lastwagen bau. Die Räumlichkeiten sind ausgedehnt genug nm die gleichzeitige Aufstel lung von 188 Eisenbahnwagen zu gestatten. Bei einem kürzlichen Besuch dieser Lokalitäten befanden sich hier außer vielen begonnenen und halbfertigen Wagen 42 Personenwagen jeder Klasse für die Theißbahn ganz vollendet. 9) Nahe beim Sägegebäude befindet sich das bereits erwähnte Drahlstiften- gebäude mit 32 Drahtstiftmaschine». Noch bleiben zu erwähnen: 10) das 500 Fuß lange lind 31 Fuß breite Büreaugebäude, zugleich die Zeichensäle enthaltend; 11) zwei Magazinsgebäude, wovon eines mit Vorrichtungen znm Prokuren der Feder» und Busserringe; 12) das Gasbereituugsgebäude mit 2 Gasometern zu 9000 und 3vo» Kubikfuß Gas; der tägliche Gasbcdarf der Fabrik beträgt im Winter an 30,000 Kubikfuß. Endlich befinden sich in den verschiedenen Ge bäulichkeiten, theils in oberen, theils in unterirdischen Räumlichkeiten vertheilt, Sattlereien und sonstige Arbeitslokalitäten, dann kleinere Magazine. Für ein Etablissement dieser Ausdehnung nnd mit so bcdentcndem Umsatz ist der Bezug der Rohmaterialien eine Hauptangelegenhcit. Bayern hätte in seiner Oberpfalz alle Momente einer ergiebigen Eiseniudnstrie, aber sie ist bis jetzt leider nur wenig entwickelt. Die ans Akzicn gegründete Marimilianhütte ist bis jetzt das einzige größere Unternehmen dieser Art, an daS sich erst nach Vollen dung der Ostbahnen und dem Anschluß a» das kohlenreichc Böhmen andere reihen durften. Die Marimiliaushütte liefert übrigens ausgezeichnete Schienen, Bandagen und grobe Eiscnsorten ans bestem Holzkohleneiscu, und die Cramer- Klett'schc Fabrik bezieht von vaher was nur immer möglich; ebenso Vieles vou den Hüttensteinachcr Walzwerken, einem Akzieniniternehnien hauptsächlich von Nürnberger Kaufleuten. Außerdem wird der Bedarf an Walzeisen ans de» rheinländischen Werken und thcilweise aus England gedeckt, an Gußeisen aus der Oberpfalz und England. Tie Flammkoble zur Dampfkessel- und Flammofen- Feuerung kommt von Zwickau, die Schmicdkohle aus de» obersränkischcu Kohlen gruben bei Hochstadt. Letztere Kohle kommt übrigens wegen der in Folge maii- gelhaster Förderung und Sortiruug nicht besonders ausgezeichnete» Qualität und wegen der hohe» Frachtsätze von der Grube bis zur Stazio» Hochstadt fast eben so theuer zu stehen, wie die von der Ruhr. Erst durch die projektirtc Bahn von Hochstadt zum Kohlenwcrk mag eine erhebliche Preisvermindcrung zu erwarte» scyn. Der Holzbcdarf wird ausschließlich von Bayern gedeckt. Der durchschnittliche jährliche Rohmaterialverbrauch berechnet sich bei der dermaligen Prodnkzion ungefähr ans 12,000,000 Pfund Kohle, 5,000,000 „ Gußeisen, 6,000,000 „ Schmicdeiseu, 600,000 Stahl, 15,000,000 „ Draht, 6,000,000 „ Nädermaterial und 950,000 „ Knbikfuß Holz, bei einem jährlichen Umsatz an Geldbetrag von 5 bis 6 Millionen Gulden, nnd einem jährlichen Aufwand an Arbeitslohn von 700,000 bis 800,000 Gulden. Was bei einer Wanderung durch die Cramer-Klctt'schc Fabrik dem Sach verständigen am meisten in die Augen fällt, ist die in Thätigkeit befindliche große Anzahl znm Theil neuer nud cigenthümlicher Hülfsmaschinen und der fast durch aus fabrikmäßige Betrieb des Geschäftes. Jene Vorrichtungen und das in der Fabrik durchgefuhrte Prinzip der dctailtirte» Masseuprodukte» gewähren die Mög lichkeit einer großen Anzahl Personen Arbeit und Verdienst zu geben, welche nicht einer bestimmten Profession anaehören — die Möglichkeit der Verwendung einer großen Anzahl bloß gewöhnlicher Taglöhner, deren Aufnahme und Ent lassung nach Maßgabe der ausznfuhreudcn Bestellungen weniger Anständen unter liegt, als dieß bei den Professionisten der Fall ist. Eine weitere Folge der an gedeuteten Fabrikazionsmelhode ist die, trotz der Größe der Prodnkzion, absolute Gleichartigkeit und Genauigkeit der Arbeit, welcher es mit zuzuschrciben ist, daß dieses Etablissement, aller Schwierigkeiten der Konkurrenz ungeachtet, nach so kurzem Bestehen eines so bedeutenden Erfolges, sich erfreut. Dasselbe verdankt sein Gedeihen aber auch in hohem Maß, »eben der bekannten Thaikrast und dem Unternehmungsgeist des Eigenthümers, der Tüchtigkeit seines technischen Dirigenten, Hrn. Ludwig Werder. Seine Genialität nud Energie, sein Fleiß und seine Treue haben sehr wesentlich mit zur Blüthe der Anstatt, welcher er seine ganze Thätigkeit widmet, beigetragen. Fast alle neueren Werkzeugmaschinen sind von ihm konstruirt, nnd bei der Ausführung des Glaspalastes und der neuen Jsarbrücke hat er sich nicht geringe Verdienste erworben. II. Die Königiil-Marienhütte bei Zwickau. Einem Vorträge des K. Hammer-Inspektor Kühn bei Gelegenheit der Ver sammlung des „sächsischen Jngeuicurvercins" in Zwickau über die Industrie in Zwickau entnimmt die „Deutsche Gewerbezeituug" unter Anderen nachstehende Angaben über die Königin-Marienhütte. Der Ban der Königin-Marienhütte wurde vou der damalig zu diesem Zwecke gebildeten sächsischen Eiseubahukompagnic im Frühjahre 1840 begonnen und es gelangte im Jahre 1842 zunächst die Gießerei, der erste Hohofen, im Jahre 1848 aber das Walzwerk zum Betrieb. Seit 1851 ist die Königin- Marienhütte in den Besitz zweier Gebrüder von Arnim rcsp. der Erben über gegangen und hat sich nach Nebcrwindung so mancher in der Natur der Mate rialien und der ursprünglichen Projekte, in der Höhe der disponibel» Geldmittel u. s. f. gelegenen Schwierigkeiten zn einer Höhe cmporgearbeitct, die sie den beste» Eisenhüttenanlagen neue» Styls in Deutschland in jeder Beziehung eben bürtig macht. Gegenwärtig hat die Königin-Marienhütte die Anlage für zwei neue Hoch öfen, welche bei günstigen Verhältnissen noch in diesem Jahre znm Betrieb ge langen können, im Ban, im Betrieb aber 2 Hohöfen mit 2 Gebläsemaschinen von zusammen 150 Pferdckräslen, 2 Kupolöfen, 15 Pnddel- nud 14 Schweiß öfen mit 1 Dampfhammer, 2 Sqneezer, 2 Walzstränge zu 3 und 4 Gerüsten und mit den erforderlichen Cirkularsägeu, Scheercn nnd Durchstößen, welche von