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Zede Woche erscheint eine Nummer. Llthegraphirlc Beilagen und in den Tcrl gedruckte Holzschnitte nach Bcdürfinß. — Bestellun gen nehmen alle Buch handlungen, Postum- ter und ZeiiungS-Erpedi. zionen Deutschlands und des Auslandes an. — Abonncmcntrpreitt im Eisenbahn-Zeitung. Grgan -er Vereine deutscher Eisenbahn-Verwaltungen nnd Eisenbahn-Techniker. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. preuß. Kour. für den Jahrgang. — CtnruckungSgebühr für Ankündigungen 2 Sgr. für den Raum einer gespalte- nen Petitzeile. -- Adresse: ..Redakzion der Eisenbahn- Zeitung- oder: I. B. Meyl e r'scbc Bu chhand- lung in Stuttgart. XV. Jahr. «. August L8S7. Vro. 31. Inhalt. Schweizerische Ecntralbahn. Neuer Telcgraphenbau mit eisernen Stangen. — Verein Deutscher Eisenbahn-Verwal tungen. IV. Verhandlungen der Versammlung Deutscher Eisenbahn-Techniker zn Wien im Mai 1857. (Fortsetzung.) — Zeitung. Inland. Oesterreich, Bade», Bayern. — Personal-Nachrichten. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Ankündigungen. Schweizerische Ecntralbahn. Neuer Telegraphcnbau mit eisernen Stangen^ lLithogravhirre Beilage Nr. 5.1 Bekanntlich sind die Telegraphcnstangcn gleich wie alle hölzerne Baugegen- ständc, die dem Wechsel der Witterung ausgesetzt und zugleich mit einem Thcilc im Boden befestigt sind, einer raschen Zerstörung durch Fäulniß unterworfen und halten im besten Fall kaum vier bis sechs Jahre nnd selbst mit Präpari- rung nur wenige Jahre mehr aus. Dieser Umstand hat nun, besonders bei Eisenbahnen, verschiedene Nachtheil- im Gefolge. Vorerst steht damit ein unausweichlicher häufiger Wechsel der Stangen in Verbindung, der nicht nur bedeutende Kosten, sondern auch im Telegraphendicnst sehr fatale Störungen verursacht. Sodann tritt alle vier bis sechs Jahre eine Periode ein, in welcher ein zelne Stange» «»vermerkt derart in Fäulniß übergehen, daß sie beim ersten heftige» Windstoß oder durch andere Erschütterung abbrcche» und auf die Bahn geworfen werden könne», wodurch jeweile» bis z» vollständiger Erneuerung der Stangen die Sicherheit des Betriebs im höchste» Grade gefährdet werden m»ß. Alle diese Nachtheilc zn vermeiden, wird nun im Einverständniß mit der eidgenössischen Tclegraphen-Berwaltung gegenwärtig ans ter schweizerischen Central bahn zwischen Sissach und Olten, d. h. mit Ausschluß des Hauensteintnnncls, auf eine Weglänge von >4.40 Kilometer eine Leitung »ach folgender Koustruk- zionsweise erstellt: 1) 4-ic Stange» bestehen aus rechteckigen«, gleichschenkligen« Winkelcisen vo» 2" engl. oder 51 Millimeter Breite, »ach dem Querschnitt Fig. 1. Sie haben eine Länge von 10' 4" engl. oder 3^15 Mektnn .; sie wiegen 21,18 Ki logramm Pro Stück und kosten, zn 38 Fr. pro Ztr. frei nach Basel geliefert, 8.05 Fr. pro Stück. 2) An den Wcgübergängcn werden wie bisher starke hölzerne Stange» von 20 Fuß Höhe über den Schwellen verwendet, cs soll aber versucht werden die selben in geeigneter Weise durch eiserne zu ersetzen. g) Die Stangen werden in folgenden Entfernungen aufgestellt: in Krümmungen mit und unter 2500' Nadins, auf .... 100' „ über 2500' bis und mit 4000' Radius auf . 150' „ über 4000' nnd iu Geraden auf .... 200', so daß die Winkel des Drahtpochgons stets in angemessener Grenze bleiben, um eine allzu starke Biegung der Stangen zu vermeiden. 4) Di- Isolatoren auf de» Kopf der Stangen werden mittelst Spitzträgern, die an der Seite der Stangen niittclF Winkelträgern von 5" oder 15 Ceutimcter Abstand befestigt (Figr-S)i7 Di- senkrechte Entfernung der Isolatoren unter einander beträgt 13,3" oder 40 Centimeter. 5) Die Befestigung der Stangen im Boden geschieht durch Einlassen der selben mittelst Ecment in eigens dazu ans soliden wetterfesten Kalksteinen ver fertigte Quader (Fig. 3) und zwar so, daß die Stangen je nach Belieben ent weder an die Kante der Bahnkrone oder an die innere Grabeukante zu stehen kommen. 6) Zur Leitung wird einfach ausgeglühter, also unverzinkter Draht von 3 Millimeter Durchmesser verwendet und derselbe nm die Isolatoren gewunden. Die hier besprochene Telegraphenlmie wird sofort für 4 Leitungen aus geführt, wovon die oberste zur Eisenbahnleitung bestimmt ist. Bei Einführung des Eisens zur Herstellung von Telcgraphenstaugen wurde natürlich auch die Kvstenfrage in Berücksichtigung gezogen; bei Aufstellung einer vergleichenden Berechnung des Holzsystems und des Eisensystems zeigte sich nun zwar das Letztere für die erste Erstellung kostspieliger, dagegen bei Umfassung einer Zeitdauer von beiläufig 24 Jgh„» oder nach dreimaliger Erneuerung der hölzernen Stangen entschieden billiger. Es folgt nun hier diese vergleichende Berechnung für eine einfache Leitung mit der Bemerkung, daß auf die Stunde (4800 Meter) in der Regel 80 Holzstangcn vo» 25—30' Länge oder 100 eiserne Stangen verwendet werden. Das Holzshstcm kostet pro Stunde: 80 Stange» geschält ans den Platz geliefert und angebrannt a 3,50 Fr. 280 Fr. 80 „ längs der Bahn transportirt und gesetzt . . ä 2.— „ 180 „ 80 Isolatoren von schwarzen« Bouteillcuglas nnd Aufsetzen ä 0,50 „ 40 „ 80 Spitzträger mit Ring und Dach sainmt Befestigung . ä la— „ 80 „ 530 Pfd. Draht frei an die Bahn geliefert ä 0^37 „ 196 „ Ziehe» des Drahts, pro Stange ä 0^30 „ 24 „ Für erste Anlage zusammen 780 Fr. Erncucrung nach dem 6., 12. und 18. Jahre 3x440«) . . 1320 „ Zins ü 5 Proz. im Zeitraum von 24 Jahren 1730 „ Gesammtausgabc in 24 Jahren 3830 Fr. Das Eisensystem kostet pro Stunde: 100 Steine längs der Bahn transportirt und gesetzt . . ü 4,— Fr. 400 Fr. 100 Stangen frei nach Basel geliefert ä. 8,05 „ 805 „s 100 „ längs der Bahn transportirt und gefetzt . . n 0,60 „ 60 „ 100 Spitzträger sammt Befestigung . . . » 0,35 „ 35 „ 100 Isolatoren sammt Aufsetzen wie oben . . c . . . a 0,50 „ 50 „ Draht und ziehen desselben wie oben 220 „ Für die erste Anlage zusammen 1570 Fr. Zins n 5 Proz. im Zeitraum von 24 Jahren 1884 „ Gesamttltansgabe in 24 Jahren 3454 Fr. Jede neue Leitung mit Winkelträgcr, Isolator und Draht kommt zu stehen Pro Stunde auf 330 Fr. Zn dieser Kosteubercchnnug muß nuu bemerkt wer den, daß die eidgenössische Telegraphen-Berwaltung, welche die ganze Anlage, mit Ausnahme der Eil-nbahnleitung, zu bestreiten hat, durchweg gleich starke Stangen verlangte. Der hierjeitige Vorschlag hingegen ging dahin, Zugstangen und Trag- stangen zu verwenden und zwar nur alle 3000 Fuß eine Zugstange von 2'/- Zoll engl. Breite nnd beiläufig 60 Pfo. Gewicht und dazwischen Tragstangen von 1"/« Zoll engl. Breite nnd circa 26 Pfd. Gewicht. Diese Anordnung hätte nur 28 Zentner Eisen statt 42^40 pro Stunde für die Stangen erfordert und hiedurch allein eine Ersparniß von 275 Fr. verursacht, sie hätte auch erlaubt Steine von ziemlich geringer» Dimensionen anzuwenden, indem die Tragstangen in Krümmungen nur dem Seitendruck,aus der Resultante der Spannung, in Geraden gar keinen« Druck mehr unterworfen gewesen wären. Sie hätte daher die Kosten der ersten Anlage auf mindestens 1200 Fr- pro Stunde heruutergcbracht. Die Isolatoren der Zugstangen wäre» mit Zngvorrichtungen, die der Trag stangen mit Spiralringen, wie in FigvL, versehe«« worden, durch welche der Draht gespannt und gehalten werden sollte. Die Höhe der Stangen wurde iu der Absicht auf 10 Fuß über de» Schwellen festgesetzt, um auch bei Befestigung mehrerer Leitungen dieselben noch immer wo möglich außer dem Bereiche der leichten Berührung und folglich allfälliger Be schädigung zu bringen. Wird dieser Standpunkt, de» man hierseits der Sicherheit halber glaubte festhalten zu sollen, als unwesentlich betrachtet, so hat es keinen Anstand die Telegraphenstangcn noch weit niedriger, somit leichter nnd billiger, desgleichen die Steine kleiner und wohlfeiler, mit einem Wort den ganzen Bau viel ökonomischer herznstellen. Lwseti iin Juli 1857. *) Da die Stange» bei der angenommene» Länge unten 1 oder 2,nal abgc- schnitten werde» können, so vermindern sich die Kosten der Erneuerung; anderer seits werden dagegen Telegraphenstangen oft schon nach 3 oder 4 Jahren durch Abfaulen unbrauchbar. «»m. h. R-d.