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No. 1. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. Die zum Verweben gelangenden Loop-Effecte bestehen also aus mindestens vier einzelnen Fäden, während für die Anfertigung umkreuzter Schlingen- und Kräuselzwirne drei Fäden ge nügen. Dreht man einen Loopfaden auf, so erscheint es zwar, als wäre ein vorher zu sammengezwirnter Grundfaden benutzt worden, jedoch ist dies eine Täuschung. deckt, und man wählt deshalb für dieselben vielfach Baumwolle oder doch ein minder- werthiges Material. Neben der Beschaffenheit des Materials sind einige Einzelheiten an der Maschine selbst I von Einfluss auf die Schlingenbildung. So I fallen z. B. die Loops wesentlich schöner aus, I wenn die Fäden nach dem Passiren des erzielen, nicht aber die heute sehr in Auf nahme gekommenen kurz gestauten Flocken- Effecte. Bezüglich der Herstellung von Vor garnzwirnen mit zwei abwechselnden Farben sagt der Verfasser jenes Aufsatzes in No. io des Jahrg. 1902 dieser Monatschrift, dass man das Einzwirnen von verschieden gefärbten Vorgarnsorten durch einfache Mechanismen erreichen könne, eine Beschreibung dieser Mechanismen wird indess nicht gegeben. Im Folgenden sollen deshalb die ver schiedenen zur Herstellung von Vorgarn- Effecten in Anwendung befindlichen Zwirn maschinen ebenfalls kurz beschrieben werden, und es wird sich zeigen, dass speciell die Anfertigung von in der Farbe abwechselnden Vorgarn - Effekten durchaus nicht so ein fach ist. Bei den meisten Maschinen, die zur Her stellung von Vorgarn-Zwirnen dienen, sind die Druckwalzen für den vorderen Zuführungs- cylinder in ähnlicher Weise mit Nuthen ver sehen, wie dies bei den Loopzwirnmaschinen (Fig. 1 u. 2) der Fall war. Die charakteristischen Theile der verbreitetsten, nach diesem Princip construirten Maschine sind in Fig. 5 dargestellt. Die Grundfaden werden durch einen zu rückliegenden Cylinder C mit verhältnissmässig geringer Geschwindigkeit zugeführt. Sie gehen alsdann über einen Fadenführer D und pas siren die beiden Nuthen des Druckcylinders E, ohne von dem vorderen, schneller laufenden Cylinder A mitgenommen zu werden. Die Zuführung des Vorgarns erfolgt durch den Cylinder B, der bis hart an den Cylinder A herangelegt ist, damit das Vorgarn bis un- Bei den Loopzwirnen erhalten die Grund fäden zwischen 8 und 30 Umdrehungen pro 1 Zoll, und die Zierfäden werden mit einer 1,5 bis 3 mal grösseren Geschwindigkeit zu geführt wie die Grundfäden. Die Herstellung wirklich schöner Loop- zwirne bietet mancherlei Schwierigkeiten. Die wichtigste Rolle spielt hierbei das Material. Weitaus die schönsten Effecte erhält man bei der Verwendung von Mohair, das anfänglich auch ausschliesslich für den Loopfaden in Be tracht kam. Als eine Zeit lang die Mohair preise ausserordentlich in die Höhe gingen, nahm man als Ersatz Weft und auch Kameel- haar. Besonders bei der Verwendung des letzteren ist Vorsicht geboten, denn die ein zelnen Schlingen werden, sobald sie in die Walke kommen, häufig fast doppelt so gross als sie die Maschine verlassen haben. Schon die Feuchtigkeit der Luft hat einen bedeuten den Einfluss, so dass die aus demselben Material und mit der ganz gleich eingestellten Maschine angefertigten Loopzwirne an feuchten Tagen wesentlich voller aussehen als die bei trockenem Wetter gezwirnten. Dadurch wird das Mustern mit Kameelhaar natürlich sehr erschwert. Auch bei der Verwendung von Mohair- und Weftgarnen zu Loopzwirnen spielt die Feuchtigkeit eine wichtige Rolle. Die ein zelnen Schlingen treten erst dann besonders schön hervor, wenn die fertigen Effectzwirne gewaschen oder gedämpft worden sind. Aus diesem Grunde haben auch alle Kunstzwirne reien geeignete Einrichtungen zum Dämpfen der Zwirne. Gewöhnlich sind es grosse, aus verzinktem Eisenblech gefertigte Schränke, in die das noch auf den Spulen befindliche Garn etagenweise eingefahren und unter schwachen Dampfdruck gesetzt werden kann. Die Grundfäden werden bei den Loop zwirnen vollständig von dem Zierfaden über vorderen Cylinders direkt senkrecht und nicht wie gewöhnlich schräg zur Spindel laufen. Auch ist es von Vortheil, die vorderen Druck walzen etwas nach vorn zu lagern, und es empfiehlt sich die Lagerung einstellbar zu ge stalten, da sich alsdann die für jedes Material geeignetste Stellung leicht durch Versuche er mitteln lässt. Die Druckwalzen haben bei den meisten Ausführungen Nuthen von recht eckigem Querschnitt (Fig. 3). Zweckmässig mittelbar an die stärkere, zwischen den Nuthen liegende Stelle des Druckcylinders E gelangt und von diesem und dem vorderen Cylinder A erfasst werden muss. Die Vorgarnzuführung wird durch einen weiter unten beschriebenen Mechanismus periodenweise plötzlich unter brochen, so dass der Vorgarnfaden abreisst und sich als Flamme in die Grundfäden mit einzwirnt. Rotirt der .vordere Cylinder sehr schnell, so wird das abgerissene Vorgarn zu ¬ ist es indessen, dieselben nach den Seiten zu schräg auslaufen zu lassen (Fig. 4), denn die Grundfaden können alsdann viel leichter ein geführt werden und springen auch nicht so oft heraus. Die Herstellung der durch Ein zwirnen von Vorgarn entstehenden Effecte wird in dem oben erwähnten Auf satz nur ganz kurz behandelt durch Beschrei bung einer einfachen Vorrichtung, mit der es wohl möglich ist, lange Flammen-Effecte zu sammengestaut, und es entstehen die gezeich neten kurzen Flocken. Beide Zuführungscylinder haben einen Durchmesser von nur 25 mm, so dass ihre Mitten in dem geringen Abstand von 26 mm von einanderliegen. Diese Anordnung ist ge troffen, damit möglichst kurze Vorgarnstücke abgerissen werden können, und damit ferner das bei den zeitweiligen Stillständen des Cylinders B abgerissene Vorgarn auch sicher wieder zwischen die durch die Nuthen der