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LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. Infolge der Drehung der Messertrommel wird der Stoff, wie schon erwähnt, über den | Sattel hinweggehoben, er staut sich hinter demselben auf, während vor der Trommel 1 eine Senkung des Breiniveaus stattfindet. Die hierdurch im Tröge entstehende Niveaudifferenz ist nun die Ursache der Bewegung des Breies nach der Laufseite zu, um die Mittelwand herum wieder zur Trommel. Damit sich nun kein Stofftheil der Bearbeitung zwischen den Messern entziehen kann, muss die Breimasse im Tröge mit Hilfe von Rührscheiten von Zeit zu Zeit umgerührt werden. Die Arbeit des Feinmahlens' oder — besser gesagt — des Feinschlagens und Auf lösens der Cellulose erfordert grosse Aufmerksamkeit, Fleiss und Erfahrung von Seiten der Bedienung. Um sich hiervon einigermaassen unabhängig zu machen, hat man Holländer gebaut, bei denen das Gewicht der Trommel durch entsprechen den Gegendruck auf die Lager mehr oder weniger aufgehoben wird. Man senkt dieselbe nach dem Waschen rasch bis zum Aufliegen auf dem Grundwerke und lässt den Mahl process mehrere Stunden in dieser Lage durch führen, aber immer unter zeitweisem Umrühren des Breies, welches allerdings ebenfalls auto matisch ausgeführt werden könnte, auch aus geführt worden ist, worauf aber hier nicht eingegangen werden kann. Die Einzelzelle der hier besonders in Be tracht kommenden, von der Fichte und Tanne stammenden Cellulose bildet, wie man unter dem Mikroskop schon bei etwa 2 5 facher Ver grösserung erkennt, einen an beiden Enden spitz zulaufenden geschlossenen Faserschlauch mit ovalem Querschnitt (Tracheiden) von 3—5 mm Länge und durchschnittlich 0,03 mm Breite in der Mitte. Im lebenden Baume ist ' die fertige Holzzelle von inkrustirenden Stoffen, ; den Ligninen umhüllt, und durchsetzt, woher die Sprödigkeit der Zelle kommt, während sich im Innern derselben Wasser, Luft und Rester des Protoplasmas, oder anderer organischer Stoffe vorfinden können. Durch die Behandlung mit Sulfiten sind nun die incrustirenden Bestand- theile zwar fast vollständig entfernt, immer hin aber sind in dem gewonnenen Zellstoff die Zellen noch zu Bündeln vereinigt und dachziegelartig (keilförmig), wie im lebenden Baume, wenn auch lose, aneinander und über einander geschichtet. Der MahlprocesS im Holländer soll nun eine womöglich vollständige Trennung der Zellen, ein Ausstreichen der einzelnen Schläuche und Entfernen der im Innern etwa noch enthaltenen Stoffe und ins besondere des Wassers und der Luft bewirken, so dass die Schlauchwandungen zu einer poren freien, möglichst homogenen Masse mechanisch vereinigt werden. Es ist hierbei auf grösste Schonung der Faser zu sehen, deren weitere Verkürzung so weit erreichbar vermieden werden muss. Hieraus ist ersichtlich, dass das sogenannte Feinmahlen, also der erste Process in der Zellstoff-Garnfabrikation, mit grösster Umsicht und Vorsicht durchgeführt werden muss, um langfaseriges Feinzeug zu erhalten, in welchem die einzelnen Zellen nun frei be weglich in der Flüssigkeit schwimmen und in genügendem Maasse plastisch geworden sind. Wenn man etwas Feinzeug in eine Schüssel giesst und diese zur Seite neigt, so dass der dünne Brei in einem breiten Schleier über den I Rand fliesst, kann man aus dem Aussehen I desselben erkennen, ob die erforderliche Iso- I lirung der Zellen in genügendem Maasse er folgt, ob derselbe durchaus gleichartig ist, oder i ob sich noch dichte zusammenhängende, weisse, undurchsichtige Partieen in demselben befinden. Ist nun das Feinmahlen beendet, das Feinzeug fertig, wozu je nach der Beschaffen heit des Halbzeuges, der Einrichtung des Holländers und der Geschicklichkeit der Be dienung, 4—6 Stunden erforderlich sind, so dass man in 24 Stunden 6 bis 4 Holländer füllungen verarbeiten kann, so wird das Ab lassventil v (Fig. 9a) geöffnet und der Stoff, wie bei Beschreibung der in Fig. 7 u. 8 dar gestellten Vorgarnanlage bereits erwähnt wurde, mit Hilfe einer Pumpe in eine Rühr bütte übergeführt, in welcher die Suspensation der Fasermasse erhalten wird. derartigen Anordnungen einen geringeren Kraftverbrauch constatirt haben. Auf diese und andere Einzelheiten kann nun nicht näher eingegangen werden. Der Spinner wird aber aus dem Mitgetheilten be reits entnehmen können, das er seine Sach kenntnisse auch nach dieser Richtung hin er weitern muss, um den etwa bevorstehenden neuen Aufgaben gewachsen zu sein. In Fig. toa und 10b und in Fig. na und 11 b ist nun der Reform-Holländer der Maschinenbauanstalt in Golzern im Aufriss und Grundriss abgebildet, einerseits mit guss eiserner, andererseits mit Cement-Kufe oder -Wanne, deren Einrichtung im Wesentlichen Befindet sich die Holländeran lage im ersten Stockwerk, die Bändermaschine aber im Erdge schoss , so kann dieRührbütteauch in letzterem aufge ¬ stellt und das Fein- zeug in jene direct abgelassen wer den. Ein zweites, kleineres Ventil im Boden der Hol- länderkufejFig.pa) dient zum Ab lassen des Spül wassers, wenn die selbe gereinigt, oder zum Ableiten des Inhaltes an eine andere Stelle, wenn die Rührbütte nicht benutzt werden soll. mit der beschriebenen übereinstimmt. Die Haube über der Trommel enthält die Wasch- Es kann nun nicht die Aufgabe dieses Artikels sein, an dieser Stelle noch näher auf den Holländerprocess einzugehen, sondern es muss diese allgemeine Darstellung genügen und wegen weiterer Einzelheiten auf die be reits angeführte ausführliche Fachlitteratur hierüber verwiesen werden. Angeführt sei aber noch Folgendes: Die Holländerkufe fertigt man nicht immer, wie in Fig. 9a u. 9b dargestellt ist, ganz aus Eisen, sondern nimmt auch nur die Seiten wandungen aus diesem Materiale und stellt den Boden und den Kropf aus Holz her. Alsdann ist aber zweckmässigerweise dieser mit Kupferblech zu überziehen. Die Kufe wird aber auch ganz in Cement mit Eisen drahteinlagen (nach Monier) oder auch in Mauerwerk hergestellt, welches innen mit Cementputz oder durch eingelegte Kacheln möglichst glatt gemacht wird. Die Zahl der Messerschienen ist in der Feinzeugtrommel wesentlich grösser, als wie in Rücksicht auf die Deutlichkeit in Fig. 9b dargestellt wurde. Nun legt man wohl auch die Messer des Grundwerkes, aus einem einzigen Bronceblock herausgehobelt, schräg zur Achse der Trommel, aber immer so, dass sie überall gleich weit von deren Umfange abstehen, oder man ordnet dieselben knieförmig, endlich auch die Messer auf der Walze schräg, etwa unter einem Winkel von 15° gegen die Achsenlinie an, alles in der Absicht, einerseits ein gleich mässigeres, mehr scheerenartiges Arbeiten der Messer und ein Ausstreichen des sich an der Mittelwand langsamer bewegenden Stoffes zur Aussenwand hin und endlich ein leichteres Austreten der Luft aus den zwischen den über stehenden Messerschienen vorhandenen Räu men (Zellen) zu erreichen. Man will auch bei Vorrichtung nicht, der Kropf ist wesentlich höher geführt, dem entsprechend sind auch die Seitenwandungen über der Kropfspitze er höht, so dass die Kufe bei gleicher sonstiger Dimension mehr gefüllt werden kann. Weitere Einzelheiten beziehen sich auf die Construction und Anordnung der Messer. Die Lage der Waschtrommel auf der Laufseite ist für den Fall dieselbe gewünscht wird, punktirt angegeben. Äusser den Figuren ist eine Tabelle der | Hauptdimensionen der in 5 Grössen 0, A. I). C, D gebauten Holländer mitgetheilt, welche 5 Modelle 0 A r> 1 c 1 I) Inhalt in Liter |i 1500 | 25C0 4000 | 6000 8000 Halbstoff in kg (60-75 | 00-125 160-200 210-300 320 400 Ganzstoff in kg |90 105^150-175 210-280|360-420|480 560 Länge inwendig (3400 | 3850 4500 | 5200 5500 Breite inwendig || 1500 1700 1900 | 2200 | 2400 Walzendurchmesser || 800 | 000 1000 | 1100 | 1200 Walzenbreite || 700 | 800 900 1050 11'0 Wellendchmr. aussen II 90 1 100 HO | 120 | 130 Riemenscheibend chm || 1000 | 1100 1200 | 1400 | 1500 Riemenscheibenbreite || 160 | 180 200 | 250 | 280 Touren Halbstoff |l 165 | 145 130 | 120 | 110 Touren Ganzstoff || 190 i 170 150 | 135 I 125 Stoffventil l. W. II IM | 175 200 | 225 | 250 Waschventil l. W. II 60 1 70 80 j 90 | 100 Axenhöhe II 680 | 820 920 | 1000 | 1160 Raumlänge l (3500 | 3950 4600 | 5300 5600 Raumbreite b || 2360 | 2580 2800 | 3200 3430 Raumbreite b l || 2520 | 2760 3000 | 3450 | 3700 Total Gewicht kg (4100 | 5150 6700 | 8250 9000 fAxenhöhe II 740 1 800 980 | 1060 | 1220 Raumlänee l || 3600 | 4050 47oO | 5400 5700 Raumbreite b | 2410 | 2680. 2850 1 3260 3490 ' Raumbreite b l | 2Ö70 1 2870 3050 1 3510 1 3770