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Gruppiren wir jedoch unsere Fäden per je drei, eine Zahl, welche also hier prim ist, so ergiebt sich ein neuer sogenannter Rieth- i oder Ueberköper, d. h. ein Köper, welcher I nach gleicher Richtung wie der sich bei diesem Satin von selbst ergebende Köper verläuft; der, wie oben bemerkt, nicht so schädigend als ein Gegenköper wirkt. Als weiteres Beispiel wollen wir den 7er schrägen Rips (Fig. 21) betrachten. Die kleinste hier gebräuchliche und verwandte Gruppirung im Rieth geschieht mit der Zahl 3, wie denn auch in Fig. 22 angeführt ist. Diese Einzugsweise ergiebt einen Gegenköper der über 3x7 = 21 Faden verläuft. - Um diesen aufzufinden, wolle der Leser zunächst die erste Gruppe von je drei Fäden betrachten. Auf den fünf untersten Schüssen werden je zwei Kettenfäden, und auf den beiden obersten nur je ein Kettenfaden gehoben. Wir haben hier die rechte oder Oberseite vor uns. Der Ein schlag wird sich demnach hier bei den oberen Schüssen mehr auf der rechten Seite als bei den fünf übrigen zeigen Dieser Vorgang wiederholt sich bei den sechs anderen Faden gruppen um je zwei Schuss tiefer, wodurch der erwähnte Gegenköper entsteht. Fig. 20. □□□■□ ■■□□□■□□□■□■□■□□□■□□□■■□SE □□■■□□□■□□□■□■□■□□□■□□□■■□□■□Og« □□□■□■□■□□□*□!□□■■□□■□' □■□□■■□□□■ □■□•□□□■□□□■«□□■□□□■□□■■□□□■□□□■ □1 □■□□□■■□□« .□•.■□■ ■□□■□□□■□□■■□□□■□□□■□■□■□□□■□□□■ Fig. 21. ■□■■□■□ Fig. 22. ■□■!£□■□■■•□■■□■ !□■■■□■□■■□■■ Fig. 23. !□■■■□■□■■□■■■ □■■□■■□■□ «bbdbbci □ ■□■BI BBOBBBDBOBBDI □ ■■□BI EDBDBBBI ■□■ns iDlinsBI Nehmen wir aber vier Fäden per Rieth, wie in Figur 23 veranschaulicht ist, so wechselt die Riethköperwirkung, und es entsteht ein sogenannter Ueberköper, der also hier nach rechts verläuft; dieser erhält eine Ausdehnung von 4X7 = 28 Fäden. Bei einer Gruppirung von je fünf Fäden per Rieth, wie die Anordnung in Figur 24 eintheilung auch mitunter durch die lichte oder dichte Einstellung der Kette neutralisirt werden. So findet man, dass bei einem 7schäftigen schrägen Rips und einer Eintheilung zu je drei Fäden bei einer Fadenzahl bis zu 4500 mit einem 2 fach 64er Kammgarn die Waare nach der Appretur tadellos ausfällt. Diese Faden zahl entspricht, je nach der Rohbreite, einem Rieth von 88 — 92 per Decimeter, also einem Rieth, das in besseren Fabriken vielfach Ver wendung findet. Bei dieser Riethdichte werden selbstverständlich auch entsprechend feine Riethstäbe zur Herstellung der Blätter ver wandt, welche auch weniger störend auf das Gewebe einwirken. Von 4500 bis 5200 Fäden mit denselben Garnen erreicht man gute Resultate mit einem Rieth bei einer 4 er Ein teilung, und über 5200 Fäden hinaus darf man sogar fünf Fäden per Rieth wählen. Im letzten Fall erhalten wir zu dieser Bindung bereits eine etwas starke Gruppirung. Die Pression der einzelnen Faden auf einander bei einer so hohen Fadenzahl (über 5200 hinaus) ist jedoch dann so stark, dass die Faden sich von selbst etwas verschieben, so bald das Blatt den Schuss nach dem Bei schlagen verlassen hat. Als ein weiterer wesentlicher Faktor ist noch das einzuschlagende Schussgarn zu nennen. Je rauher oder haariger dieses ist, desto rascher wird das Rieth einen Einfluss auf die Waare ausüben, mithin wird bei wollenen Geweben ein Streichgarnschuss eher einen Gegen- oder Contreköper in der Waare hervorrufen als ein Kammgarnfaden und von letzterem wird ein Zwirnschuss eine stets glättere Waare soweit das Rieth in Frage kommt — als ein einfaches Garn ergeben. Dies hat folgende Bewandtniss: Wird ein rauher haariger Schuss faden durch das Rieth beigeschlagen, so werden die aus dem Faden hervorstehenden Flaare oder Fasern in den, durch die Riethstäbe ge bildeten Lücken durchgedrückt. Dieses Durch drücken findet nun mehr oder weniger bei jedem einzelnen Schuss statt und bildet so eine Scheidewand zwischen jeder Fadengruppe. Haben wir es nun mit einem glatten Schuss faden zu thun, beispielsweise mit gezwirntem Kammgarn, wo also von vorstehenden Fasern kaum die Rede sein kann, so ändert sich die Sache wesentlich. Sollte auch dann in der Rohwaare eine Einwirkung des Riethes be merkt werden, so wird sie sich doch in der Wäsche und besonders in der Walke leicht verlieren. Schon wiederholt wurde ich um meine I Meinung darüber gefragt, warum Drapewaaren mit gezwirntem Kammgarnschuss eher Fig. 24. ■□«■□■■□■□■■■□■□■■□■■□■•□■□■■■□■□■□■■■□■US ■■□■□■■□■■□■■□■□■■■□■□■■□■■□■■□■□■■■□■□■□■ glätter ausfielen als solche mit Streichgarn schuss. Der Hauptgrund beruht eben auf dem vorhin Gesagten. Allerdings wäre noch hier zuzufügen, dass der Streichgarn schuss etwas rascher walkt und die Kettenfäden nicht so leicht Zeit haben die Riethlücken auszufüllen, und auf diese uns vorführt, entsteht wieder ein Gegenköper, der die Grösse von 5X7 ~ 35 Läden ein nimmt. Wir finden nämlich in der ersten Fadengruppe von je fünf auf dem 7 Schuss nur je zwei Fäden gehoben, während in den sechs vorhergehenden Schüssen je drei im Oberfach sind. Derselbe Vorgang wiederholt sich in der zweiten und den noch weiter folgenden Gruppen um je einen Schuss tiefer, wodurch der fragliche Gegenköper hervor gerufen wird. Wie wohl vielfach bekannt sein dürfte, kann die fehlerhafte Einwirkung der Rieth- Weise leicht Streifchen oder ein ritziges Aus sehen die Folge ist. Wird dagegen der Walk process nicht forcirt, besonders in der Breite recht langsam vorgegangen und die Waare nicht zu fest gewebt — wodurch das Durch schlagen der Fasern nicht allzusehr auftritt — so lässt sich auch mit Streichgarnschuss eine schöne und besonders weiche Drapewaare erzielen. Kommen wir nun nach dieser kleinen Ab schweifung zu dem gschäftigen Corkscrew. Hier würde sich eine Gruppirung zu je drei Fäden am besten eignen, weil die Zahl 3 sich in 9 theilen lässt. Bei hohen Fadenzahlen lässt sich auch ein Rieth zu je vier Fäden verwenden, vorausgesetzt, dass der Einschlag einigermaassen glatt ist. Bei vier Faden verläuft hier der Riethköper nach der gleichen Richtung wie der Bindungsköper. Der Riethköper wird hier 4X9 = 36 und der Bindungsköper nur neun Fäden gross sein. Wenn es eben möglich ist, soll man hier ein Rieth zu je drei Fäden wählen. Bei 13 schäftigem schrägen Rips lässt sich bis zu 4500 Fäden bei einem Garn 2/64 auch ein Rieth zu drei Fäden verwenden. Von 4500 bis 5600 Fäden thut man gut, ein Rieth zu je vier Fäden zu wählen. Man combinirt nun auch öfters zwei Gruppirungen ev.’ auch mitunter drei mit einander, z. B. nimmt man öfters bei sieben Schaft abwechselnd drei und vier Fäden: bei neun Schaft abwechselnd vier und fünf usw. Bei feinem gezwirntem Kammgarnschuss und recht dünnen Riethstäben lassen sich auch diese Combinationen ohne irgend welche schäd liche Folgen verwenden. Vor längeren Jahren machte ich mit be sonderen Riethen, in denen die Lücken ungleich breit waren, Versuche, welche damals sehr gut ausfielen. So zum Beispiel wurden bei einem Rieth, wo abwechselnd drei und vier Fäden eingezogen wurden, diejenigen Rieth lücken, wo die vier Fäden hinkommen sollten, um */ s breiter gemacht. Leider würden sich diese Riethe höher im Preise stellen, und sie könnten nur je für einen bestimmten Artikel Verwendung finden. Bei gradzählichen Bindungen ist der Rieth einzug — wenn es sich nicht um langfaserige Garne handelt — wesentlich einfacher, weil man dann in der Regel rasch einen gemein schaftlichen Theiler findet. Bei Austauschgeweben, welche grössten- theils ungerade Schaftzahlen aufweisen, ver fährt man beim Aufsuchen der Gruppirung im Rieth auf die gleiche Art und Weise, wie es eben bei den ungeradzahligen Bindungen gezeigt wurde. Handelt es sich um ein Gewebe mit Unter kette, so wird letztere je als überzählig zu den Oberkettenfäden eingezogen. Hat man es dann mit dem Verhältniss 2 zu 1, 3 zu 1 etc. zu thun, so sorge man dafür, dass die Unterkette möglichst in die Mitte der Riethgruppe fällt, weil Unterkettenfäden sich auf diese Art am bequemsten verdecken lassen. Das was bei Anwendung von Unterkette gesagt wurde, gilt auch bei Brochir- oder Punktir-, sowie sonstigen Effectkettenfäden. Das mehrreihige Blatt oder Rieth. In der Praxis kommt es sehr häufig vor, das gewisse Farbenstellungen bei unrichtigem Fadeneinzug eine total unbrauchbare Waare ergeben. Eine derartige Faden- resp. Farben stellung zeigt die Figur 25. Wie Fig. 25. wir sehen, handelt es sich hier □□■"□□■■ nm e * n R e "’öhnliches Panama- oder ■■□□■•□□ Mattengewebe von 2, dessen □□•■□□■■ Färbenstellung 1 zu 1 gestellt ist. ■!□□■?□□ Wollten wir nun bei dieser Bindung und Farbenstellung je vier Fäden per eine Riethlücke durchziehen, so könnten wir versichert sein, dass die Waare vollständig unbrauchbar würde, indem die einzelnen farbigen P'äden nach und nach ihre Stellung wechseln, resp. sich von Zeit zu Zeit umeinanderschlingen würden. Die Waare erhielte abwechselnd ein flammiges Aussehen. Wie wäre nun diesem Uebelstande abzuhclfen?