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60 Stunden in der Woche, gearbeitet wird. An | Sonnabenden ist um 2 Uhr nachmittags, an Vorabenden der Festtage, sofern sie nicht auf einen Sonnabend fallen, um 5 x / 2 Uhr nachmittags Arbeitsschluß. Die Löhne sind entsprechend erhöht worden, sodaß durch die verkürzte Arbeitszeit der Verdienst nicht verringert wird. Bei Baumwollspinnereien im Reg.-Bezirk Münster ist die Beobachtung gemacht worden, daß im Falle der Einschränkung der Arbeitszeit um 1 Stunde in Baumwollspinnereien die Tages produktion nicht um 10 und mehr Prozent zurückgegangen ist, wie man zunächst annahm, sondern nur um 7 und 6 Proz., und man hofft, daß diese Zahl im Laufe der Zeit sich noch etwas vermindert. Dagegen hat sich eine große Baumwoll spinnerei im Aachener Bezirk, die Anfang dieses Jahrzehnts an Stelle der 1 l-stündigen die 10-stündige Arbeitszeit eingeführt hatte, ver anlaßt gesehen, zur 11-stündigen Arbeitszeit zurückzukehren, weil die Arbeiterschaft nicht zu bewegen war, die verkürzte Arbeitszeit auch pünktlich einzuhalten. Der Produktionsausfall wurde infolgedessen so empfindlich, daß die längere Arbeitszeit wieder eingeführt werden mußte. Auch im Reichenbacher Bezirk sind Webe reien, nach den Angaben mit Rücksicht auf die Konkurrenz im Königreich Sachsen, von der 10-stündigen zur lO 1 ^-stündigen Arbeitszeit zurückgekehrt. Im Bericht aus dem Reg.-Bezirk Erfurt wird besonders hervorgehoben, daß in den Spinnereien eine Verkürzung der 1 l-stündigen Arbeitszeit der Arbeiterinnen nicht eingetreten ist; dagegen wollte in diesem Bezirk 1 eine große Baumwoll weberei im Jahre 1907 den Zehnstundentag einführen. In der Textilindustrie in Neumünster ist eine Verkürzung der Arbeitsdauer von 10 5 / o auf 10 1 / 4 Stunden zur Durchführung gelangt; im Potsdamer Bezirk haben in den letzten 5 Jahren 25 Betriebe der Textilindustrie ihre Arbeitszeit verringert. Ganz besondere Verhältnisse finden sich in Berlin. Eine 10- bis 1 l-stündige Arbeitszeit ist hier nur in einigen Industriezweigen noch in bemerkenswertem Umfange vorhanden, während in anderen Gewerbszweigen die bis 9 x / 2 - stündige Arbeitsdauer überwiegt. Wie sich das Verhältnis der textilindustriellen Betriebe zu der gesamten Industrie in den beiden Jahren 1904 und 1906 gestaltet, geht aus der nachfolgenden Tabelle hervor: Dauer der täglichen Arbeitszeit in der Textil industrie in der gesamten Industrie Be triebe Ar beiter Be triebe Ar beiter bis 8 Stunden 1902 1906 6 6 93 306 130 239 1 956 3 315 mehr als 8 1902 5 57 150 2 261 bis 8 1 / 2 Stunden 1906 10 155 447 6 623 mehr als 8‘/ a 1902 33 981 1009 18 198 bis 9 Stunden 1906 78 1370 2875 40 074 mehr als 9 1902 35 681 585 11 037 bis Stunden 1906 40 781 1679 15 562 mehr als 9‘/ a 1902 44 1331 1060 14 363 bis 10 Stunden 1906 42 1278 3269 24 913 mehr als 10 1902 5 129 258 3 190 bis 10',' 2 Stunden 1906 3 110 805 5 174 mehr als 10*/ 3 1902 5 498 176 3 264 bis 11 Stunden 1906 6 50 301 2 478 Gesamtzahl 1902 1906 133 185 3770 4050 3368 9615 54 269 98 239 Im Gesamtdurchschnitt haben zur Zeit nur noch 11,5 Proz. der Betriebe eine mehr als 10-stündige Arbeitszeit. Von Interesse sind auch einige Zahlen über die in Berlin zunehmende Einführung der eng- I lisch en Arbeitszeit mit einer halbstündigen Mittagspause und einem Betriebsschluß um 5 oder 5 x / 2 Uhr. Für dieselbe ist die behördliche Bewilligung von Ausnahmen bezüglich der Pausen erforder- lieh. Derartige Ausnahmen wurden zugelassen im Jahre in der Textilindustrie in der gesamten In dustrie 1902 4 69 1903 3 130 1904 4 159 1905 7 182 1906 3 267 Außerordent] ich groß war nach dem Bericht des Düsseldorfer Aufsichtsbeamten im Wupper- tale die aus Anlaß der Einführung der eng lischen Arbeitszeit erteilten Ausnahmebewilli gungen. Allerdings scheint es — der Zusammen hang in dem Bericht läßt darauf schließen — als wenn der Berichterstatter unter der englischen Arbeitszeit die Freigabe des Sonnabend-Nach mittags, nicht den zeitigen Schluß der Arbeit um 5 oder 5 1 / 2 Uhr nachmittags an sämtlichen Wochentagen unter Kürzung der Mittagspause versteht. (Schluß folgt.) Der Arbeitsmarkt in der deutschen Textilindustrie im Mai 1907.*) Die Baumwollspinnereien und -Webereien hatten durchweg gut zu tun, der Geschäftsgang war an vielen Orten besser als im Mai 1906. Charak teristisch für sämtliche Bezirke ist der starke Arbeiter mangel. Trotzdem war Überarbeit in größerem Um fange im allgemeinen nicht erforderlich. Die Vigogne- und Kammgarnspinnereien und ebenso die mechanischen Hanfspinnereien waren dem Berichte zufolge reichlich mit Aufträgen versehen. Die WollWarenfabriken waren gut beschäf tigt, hingegen lauten die Berichte aus der Tuch fabrikation verschieden. Während aus Hessen ein günstiger Geschäftsgang gemeldet wird, hat im Aachener Bezirk die Beschäftigung vielfach nachge lassen, sodaß manche Fabriken ihren Betrieb ein schränken mußten. Die Krefelder Samt- und Seidenindustrie hatte recht gut zu tun, litt aber sehr unter’ Arbeiter mangel. Die Bleichereien und Färbereien hatten einen guten Geschäftsgang zu verzeichnen, während die wenig gute Arbeitslage in den Elsässischen Stoff druckereien sich nicht verbesserte. In den Berliner Wäschefabriken war die Lage im allgemeinen günstig, allerdings stellenweise etwas schwächer als im Vorjahr zur gleichen Zeit. Infolge der großen Nachfrage vor Pfingsten war teilweise Überarbeit nötig. Auch die Konfektionsindustrie war vielfach durch das Pfingstgesehäft günstig beeinflußt. Was die Herrenkonfektion angeht, so wird sowohl aus Süddeutschland als auch aus Leipzig und Berlin eine erhebliche Verbesserung gegen den Vormonat berichtet. Überarbeit war vor Pfingsten erforderlich. Die Damenkonfektion war den Berichten aus Berlin zufolge teilweise wenig gut beschäftigt. Die Berliner Kinderkonfektion hatte hingegen wieder besonders vor Pfingsten gut zu tun. An Arbeits kräften herrschte Mangel. Aus der Weißwaren konfektion wird gemeldet, daß der Geschäftsgang für Saisonartikel in der ersten Hälfte des Monats gut war, nachher aber ruhiger wurde. Die Berliner Blusemkonfektion war gut beschäftigt. In der Berliner Putzfederindustrie machte sich eine weitere Verbesserung gegenüber dem Vor monat und dem Vorjahre geltend. Dementsprechend bestand lebhafte Nachfrage nach Arbeiterinnen. Die Berliner Korsettfabrikation war mit Aufträgen gut versehen. Noch immer fehlten Ar beitskräfte. * * * Im einzelnen berichtet das vom Kaiserlichen statistischen Amt herausgegebenen Reichs-Arbeits- Blatt über den Monat Mai 1907 wie folgt: *) Über den Monat Juni 1907 liegen die Mit teilungen des Kaiserl. statistischen Amts beim Redak tionsschluß des wirtschaftlichen Teils dieses Heftes noch nicht vor. Die Red. Die günstige Lage der Vormonate hielt in der elsässischen Baumwollspinnerei an. Die badische Baumwollspinnerei war wie die Baumwollweberei recht gut beschäftigt, besser als im Mai 1906. Die Nachfrage nach Arbeitskräften konnte nicht gedeckt werden. Die Lage in der württembergischen Baum wollspinnerei und -Weberei war fortdauernd günstig. Es wurden dem Bericht zufolge bereits Abschlüsse für das 4. Quartal 1908 gemacht. Der bereits früher gemeldete Arbeitermangel hielt an. Diebayrische Baumwollspinnerei und -Weberei war mit Aufträgen gut versehen. Auch hier fehlten Arbeitskräfte. Die hannoversche Baumwollspinnerei war wie im Vormonat gut und besser als im Mai 1906 beschäftigt. An geübten Arbeitern herrschte Mangel. Die sächsische Baumwollspinnerei hatte nach dem Bericht unverändert gut zu tun. Die Nachfrage nach Arbeitskräften überstieg beträchtlich das An gebot. Stellenweise wurden kleine Lohneröhungen bewilligt. Der Beschäftigungsgrad in der rheinisch westfälischen Baumwollspinnerei und -Weberei war günstig. Aus der Spinnerei wird berichtet, daß sich das Verhältnis zwischen Garn- und Baum wollpreisenzuungunsten der Spinnerei verschoben hat. Die schlesische Baumwollspinnerei hatte an dauernd gut zu tun. Es wird über außergewöhn lichen Arbeitermangel geklagt. In der sächsischen Vigognespinnerei hielt die günstige Geschäftslage des Vormonats an. Die Kammgarnspinnereien waren sowohl nach dem Bericht aus Schlesien als auch nach dem Bericht aus Nordwestdeutschland gut beschäftigt. In beiden Bezirken fehlten Arbeitskräfte. Die mechanischen Hanfspinnereien und Bindfadenfabriken waren reichlich mit Auf trägen versehen. Stellenweise machte sich außer gewöhnlicher Arbeitermangel fühlbar. In dem befriedigenden Geschäftsgang der Roß haarspinnereien trat keine Änderung ein. In den Buckskin Webereien flaute die Lage nach den Berichten aus Nordwestdeutschland gegen den Vormonat ab. Auch verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahres trat eine Verschlechterung ein. Die sächsische Stickerei- und Spitzen industrie erfreute sich dem Bericht zufolge nach wie vor eines guten Geschäftsganges. Die schlesische Woll Warenfabrikation hatte für Mai einen guten Geschäftsgang zu verzeichnen, der besser war als im Vormonat und Mai 1906. Der Arbeitermangel, der sich stellenweise recht fühlbar machte, ist noch nicht beseitigt. Aus der Tuchfabrikation lauten die Berichte verschieden. Während im schlesischen Bezirk keine wesentliche Änderung in der guten Geschäftslage gegenüber dem Vormonat eintrat, wird auch aus dem Aachener Bezirk berichtet, daß die Beschäftigung in den meisten Fabriken sehr nachgelassen hat, so daß die Lohnwebereien fast unbeschäftigt sind; es hatte nach dem Bericht den Anschein, als ob die Kundschaft mit Bestellungen zurückhält. Die schlesische Leinenindustrie war wie im Vormonat gut beschäftigt. Die Krefelder Seidenstoff Weberei, die Samtweberei und Samtbandweberei hatte im Berichtsmonat gut zu tun. In der Samtbandweberei trat eine weitere Verbesserung gegen den Vormonat ein. In allen drei Zweigen herrschte Arbeitermangel. In der Samtweberei wurden die Löhne um durch schnittlich 6 Proz. erhöht. Der Geschäftsgang in den Bleicherei-, Fär berei- und Appreturanstalten war wie im Vor monat im allgemeinen günstig. Besonders in Schlesien machte sich Arbeitermangel fühlbar. In den elsässischen Stoffdruckereien trat keine Änderung in dem schwachen Geschäftsgang des Vormonats ein. U—0 ir—n Zollwesen Zur Charakteristik der gegenwärtigen Zoll verhältnisse im britischen Weltreich. Auf der letzten Kolonialkonferenz hat die britische Regierung bekanntlich nochmals in aller Form abgelehnt, kolonialen Erzeugnissen eine Vorzugsstellung auf dem Markte des Mutterlandes einzuräumen. Es wurde darauf hingewiesen, daß schon das heutige Zollsystem mit seiner weit ausgedehnten Zollfreiheit eine vollwertige Gegenleistung für die Gewährung von Vorzugszöllen seitens der Kolonien darstelle. In einer kürzlich dem englischen Parlament vorge legten Drucksache wird dies Argument durch recht eindrucksvolle Zahlen ini einzelnen erhärtet.